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St. 138. 25. L WIM te Jdtiüütts" Klllim lolMliitt. Dienstag, 16. Juni 1908. einwoblmelnender Rat" eines fnnumisfifyrers. Gegen die Obermeister der beiden Bäcker- Innungen Berlins  , Obermeister Schmidt von derConcordia" und Obermeister Milleville von derG e r m a n i wurde vor der b. Strafkammer des Landgerichts I Berlin   am Montag der von uns bereits angekündigte Prozest in fast siebenstündiger Sitzung verhandelt. Die beiden Jnnungsführer hatten sich zu ver. antworten wegen Vergehens gegen§ 153 der Gewerbe- ordnung sowie wegen Beleidigung. Der Bäcker st reik von 1öl>7 und der aus ihm hervorge- gangene Boykott gegen diejenigen Bäckermeister, die die Forde- rungen der Gesellen nicht bewilligten, war ihnen zum Verhängnis geworden. Damals faßten die Jnnungsvorstände den Beschluß, daß über die Meister, die bewilligt hatten, eine Hefesperre verhängt werden solle. Die Veröffentlichung dieses Beschlusies durch die Preßorgane der Innungen hat ihre beiden Obermeister auf die Anklagebank gebracht. In Flugblättern, die den Zeitungen.Concordia" undGermania" beigelegt waren, sowie in einem Artikel derConcordia" wurde nicht nur dem Wäckerverband niedrige und verleuinderische Kampfesweise vorge- warfen, sondern es wurden auch die nachgiebigen Meister als Verräter, charakterlose Wichte usw. b e z e l ch- n e t, und gleichzeitig wurde ihnen eine Hefesperre sowie die Entziehung des Kredits in Aussicht gestellt. Es hat lange gedauert, bis auf Anzeige des Bäckerverbandes sowie eines der sich beleidigt fühlenden Bäckermeister die Anklage zustande kam. Wiederholt, zuletzt in Nr. 137 desVorwärts", ist dargelegt worden, wie gegen Staatsanwalt und Oberstaatsanwalt, die keinen Grund zum Einschreiten sahen, erst das Kammergericht angerufen werden mußte, von dem dann die Erhebung der Anklage angeordnet wurde. In dem Prozeß vor der 5. Strafkammer trat als Nebenkläger der Bäckermeister Ober reicher auf. Sein Rechtsbeistand war Rechtsanwalt Heine- mann. Die Angeklagten wurden verteidigt durch die Rechts- anwälte Sandberg und Löwe. Staatsan w a l t F i e g e n vertrat die Anklage, den Vorsitz in der Verhandlung führte Landgerichtsrat Lewinson. Die Vernehmung der Angeklagten ergab, daß in Herrn Milleville nicht der Richtige auf die Anklagebank ge- raten war. Milleville war zur Zeit des Bäckerstrciks krank, be- teiligte sich nicht an den Maßregeln zur Abwehr des Boykotts und überließ auch die Sorge für seine Zeitung anderen Personen. So blieb nur Herr Schmidt übrig. Aber auch der lehnte die Verantwortung größtenteils ab. Er versicherte, das erste Flugblatt habe er nicht verfaßt, auch habe nicht e r angeordnet, daß es seiner Zeitung beigelegt würde. Das zweite Flugblatt sei in seinem ersten Teile von ih mverfaßt worden, doch sei just der- jenige Abschnitt, der von der Hefespcrre handelte, von einer an- deren Person ohne sein Wissen nachträglich hinzugefügt worden. Auch hier habe nicht er angeordnet, daß dieses Flugblatt durch seine Zeitung verbreitet würde. Wenn er in seiner Vernehmung vor der Polizei fiir beide Flugblätter die Verfasserschaft anerkannt und die volle Verantwortung übernommen habe, so sei das ein Irrtum von ihm gewesen. Schmidt suchte glaubhaft zu machen, daß in dem ganzen Ärcit von kW? die Jnnungs- mcister die Angegriffenen und unschuldig Ver- folgten gewesen seien, dieder Herr Hetzschold�vom Bäckervcrband" drangsaliert habe. Als der neue Streik ausbrach, sei nur durch den Terrorismus der Gesellen einkleiner Teil" der Mcister gezwungen worden, die Forderungen zu bewilli- gen. Durch die Plakate, die in den Schaufenstern der nachgiebigen Meister ausgehängt wurden, seien die anderen Meister geschädigt worden, durch diese Maßregel erst habe der Boykott seine rechte Wirkung erlangt. Hiergegen habe man sich wehren müssen. Die Hefesperre sei allerdings beschlossen worden, doch habe es sich hierbei nur um eineleere D r o h u n g" gehandelt. Man habe von vornherein gewußt, daß der Beschlußundurchführbar sei und auch nicht auf gesetzlicher Basis beruhe". Die Veröfsent- lichung sei von ihm nur in der gemeinsamen Sitzung der Jnnungs- vorstände als empfehlenswert bezeichnet worden, sie sei aber lediglich auf die Jnnungsmitglieder berechnet gewesen, denen ein wohlmeinender Rat gegeben werden sollte, ein Hinweis aufdas, was ihnen bevorstehen könnte". Di« Beweiserhebung sollte beginnen mit der Vernehmung des Magistratsrats von Schulz, des Vorsitzenden vom Gewerbe- gericht Berlin  . Herr von Schulz hätte bekunden können, mit welcher Hartnäckigkeit die Meister der Bäckerinnungen in ihrem kleines feuitteton. Defizit-Patriotismus. Der Wiener F e st z u g, den die Geschäftsleute in bar und i» Knopflöchern dem österreichischen Kaiser aufnöligten, hat außer den üblichen Ohnmächten und Verletzungen süß ist's, fürs Vaterland zu sterben I ein sehr respektables Defizit ergeben. Der Fremdenzustrom war nicht im erwarteten Maße ausgefallen, und die Heimische» scheinen auch in Baisse- gefühlcn gemacht zu haben. Aber die Maskenverleiher und die Tribünen- und sonstigen Festlieferanten wollen ihr Geld. Aller Patriotismus ist nichts, wenn er nichts einbringt. Und die übriggebliebenen Backhändl ersetzt so niemand. Es war alles in allem kein besonderes Geschäft. Da zahlt keiner gern auch noch extra drauf. Die Komiteeterer, schreibt dieArbeiterzeitung", sitzen gedankenvoll im Beratungsstübchen und sinnen nach. Zum Glück versichern alle Zeitungen, daß Oesterreichs   erste Adelsfamilien mit Freuden an dem patriotischen Werke mitgeian. Hassent- lich wird sich der verehrliche Adel auch jetzt noch beteiligen, wo das Programm der Komiteeterer auf den schlichten Satz zusammen- geschrumpft ist:Zahlts, Krowoten l" Als verkleideter Starhem- berg, als falscher Radetzky, als historischer Laudon Helden mimen, das paßt den Enkeln. Möge sie die Heldenpose auch jetzt angesichts des Drachens Defizit nicht verlassen I Zum Schaden haben die Arrangeure noch den wohlverdienten Hohn. Wird ihnen doch geraten, sich mit den unbezahlten Rechnungen an den Kaiser zu wenden. DaS wäre in der Tat die ? gründlichste Satire auf diese ekelhafte, aufdringliche und künstlich abrizierte Festmeierei, daran es uns ja in Preußen nicht fehlt. wenn die Geehrten auch die zahlenden Opfer dieses patriotischen Sports würden. Die ZukuaftSschlacht in den Lüften. Zu der Reihe phantastischer Zukunftsdeuter, die in den letzten Jahren die Welt mit Büchern be- schenkt haben, in denen das Schreckgespenst eines kommenden Welt« krieges nnt allen Farben des Grausens ausgemalt wird, gesellt sich jetzt der Engländer Wells, der im letzten Hefte desPoll Mall Magazine" eine abenteuerliche Schilderung der ersten Schlacht in den Lüften verössentlicht. Deutschland   hat unerwartet den Ver- einigten Staaten den Krieg erklärt und die ganze deutsche Flotte von 18 Schlachtschiffen mit einem Heer von Kohlendanipfern und von großen Handelsschiffen, die zur Unterstützung der Operationeil der Lustflotte dienen sollen, kreuzt die Enge von Dover   am Pfingstmontag und steuert hinaus in den Atlantischen Ozean  , der amerikanischen Flotte entgegen. Die verfügbare Seemacht der Ameri- kaner im Atlantischen Ozean   besteht nur ans vier Schlachtschiffen und fünf geschützten Kreuzern. Die Flotten stoßen bereits vor dem Bekanntwerden der Kriegserklärung aufeinander. Die Mehrzahl der Streit mit den Gesellen eine Vermittelung des Ge- Werbegerichts zu verhüten gesucht haben. Angeblich wollen sie von dem Einigungsamt nur deshalb nichts mehr hören, weil Herr von Schulz in der Frage der Backstubenschmutzereien Partei gegen sie ergriffen habe. Diesmal blieb ihnen eine Aus- sage des Herrn von Schulz erspart. Dieser erklärte nämlich, er müsse erst die Genehmigung des Oberbürgermeisters einholen; es wurde dann auf seine Vernehmung verzichtet. Verlesen wurden dann auf Antrag der Verteidigung eine Reihe von Kundgebungen des Bäckerverbandes, die in Flugblättern oder durch das Verbandsorgan bezw. durch denVorwärts" veröffentlicht worden waren. Es sollte hierdurch der Nachweis geführt werden, daß die Innungen sich im Zustande der Notwehr gegen- über dem Verband befanden, der es darauf angelegt habe, die nicht gefügigen Meister zu ruinieren. Von Schmidt und seinen Verteidigern wurde behauptet, die Jnnungskundgebungen hätten sich gerichtet nicht ge�jen die Bewilligung höherer Löhne über diese sei man in den Innungen sogarsehr er- freut" gewesen, sondern nur gegen den unlauteren Wettbewerb, der von den nachgiebigen Meistern mit den Plakaten getrieben worden sei. Der Herr Obermeister hatte, wie man sieht, richtig erkannt, auf welche Weise er sich heraus- winden konnte aus den Schlingen des§ 153, durch den mit Strafe bedroht wird, wer durch Drohungen, Ehrverletzungen usw. andere bestimmen will, an Verabredungen zur Erlangung günsti- gerer Lohn- und Arbeitsbedingungen teilzunehmen oder von solchen Verabredungen zurückzutreten. Die Notlage, in die die.treu gebliebenen" Jnnungsmeister durch densozialdemokratischen Bäckerverband" versetzt worden seien, wurde in noch grelleren Farben geschildert durch den Alt- meister Müller von der InnungGennania", der im Streit nnt den Gesellen.die rechte Hand" des Herrn Schmidt ge- wesen ist. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Hcinemann, ob ihm denn nicht bekannt sei, daß auch den Jnnungs- meistern die Gewerbeordnung das Recht gab, jeden Augen- blick von ihren Vereinbarungen zurückzutreten, erwiderte Herr Müller, Jnnungsbeschlüsse feien dazu da, gehalten zu werden. Der Zeuge bestätigte übrigens, daß Schmidt nur für Abfassung des zweiten Flugblattes teilweise verantwortlich sei und die Verbreitung der Flugblätter nicht angeordnet habe. Dasselbe wurde später von Herrn Boß, dem Redakteur des Blattes der Innung.Germania  ", bekundet. ES folgte die Vernehmung des GewerkschastSangestellten H e tz s ch o l d, der eine instruktive Darstellung der Streitigkeiten im Bäckereigewerbe aus den Jahren 1900 bis 1907 gab. Hetzschold zeigte, wie die Jnnungsmeister eS geflissentlich dahin getrieben haben, daß es 1907 wieder zumKrach" kommen mußte, wie sie die Abmachungen mit den Gehilfen nicht hielten, auch nicht die bezüglich des Arbeitsnachweises, wie sie die Organi- sation der Gelben zu stärken suchten, uni mit ihrer Hilfe den Kampf gegen den Bäckerverband wagen zu können. Der Zeuge schilderte auch die Not und Bedrängnis, in die die Hefesperre die damit bedrohten Meister versetzen mußte. Kurz, aber nicht uninteressant war die Aussage des Zeugen Florian. Vorsitzenden des Aufsichtsrats vom Hefcfyndikat. Herr Florian bekundete, daß die Hefefabrikanten an die Hefesperre eigentlich nicht herangewollt hatten, und daß er sich sehr gewundert habe, als er hinterher sehen mußte, wie sein Name ohne seine Zustimmung unter einen Beschluß gesetzt worden war. Als Zeuge wurde schließlich auch noch der Nebenkläger Bäcker- meister Oberreicher vernommen. Er gab die Erklärung ab, durch jene Flugblätter der Bäckerinnungen habe jeder Meister sich beleidigt fühlen müssen, der bewilligt hatte; viele Meister hätten diese Enlpfindnng mit ihm geteilt. Oberreicher zog übrigens schließlich durch seinen NechtSbetstand den Strafantrag wegen Be- leidigung zurück. Nach Schluß der Beweisaufnahme wurde vom Staats- anwalt Fiegen bezüglich M i l l e v i l l e S die Frei- s p r e ch u n g beantragt. Bezüglich des Angeklagten Schmidt wurde die Anklage aus I 153 aufrecht erhalten in dein Umfange, in dem er selber sich als verantwortlich bekannt hatte. Zu berücksichtigen sei aber die Erbitterung jenes Kampfes. Schmidt sei gereizt worden, das müsse ihm als mildernder Umstand ebenso angerechnet werden, wie auch einem Streikposten vor Gericht schon das so meinte der Herr Staats anwalt zugute komnien würde, daß ein Arbeitswilliger ihn z. B. durch ein höhnisches Lachen gereizt habe. Erkannt iverden könne nur auf Gefängnisstrafe, doch sei die g e r i n g st zulässige Strafe von einem Tag Gefängnis als ausreichend an« zusehen. Rechtsanwalt H e i n e m a n n, der für den Nebenkläger auch nach Zurückziehung des Strafantrages wegen Beleidigung noch als Ver- treter zugelassen werden mußte, weil aus z 153 der Gewerbeordnung ja auch Vermögensrechte des Nebenklägers in Frage kamen, gab die Erklärung ab, dem Nebenkläger sei die Höhe der Strafe gleichgültig. Er wolle nur, daß der K 153 nicht nur gegen Arbeitnehmer, sondern auch mal gegen Arbeitgeber angewendet werde, und daß der Akt des Terrorismus, als den man jenen Beschluß der Hefesperre zweifellos anzusehen habe, gesühnt werde. Heinemann hob auch hervor, daß von den Jnnungsfllhrern in viel austeizenderem Tone gekämpft worden ist als von den Gehilfen. Die Verteidiger, Rechtsanwälte Löwe und Sandberg, forderten Freisprechung auch des Angeklagten Schmidt. Dieser habe im Kampf der Innungen gegen den Bäckerverband und gegen die hinter ihm stehende sozialdemokratische Bevölkerung Berlins   nur einen Akt der Notwehr begangen. Nicht um eine Drohung handele es sich, sondern nur um eine Warnung an die gefügigen Meister, um einen wohlmeinenden Rat. Schmidt selber, der schließlich noch zu seiner Verteidigung das Wort ergriff, äußerte sich in demselben Sinne. Das Gericht zog sich zur Beratung zurück, doch wurde gestern noch nicht das Urteil gesprochen. Verkündigung des Urteils soll erfolgen am nächsten Montag um 12 Uhr. Versammlungen. amerikanischen Schlachtschiffe befindet sich im Stillen Ozean und die wenigen Kampfeinheiten, die den Uankees an der Ostküste zur Verfügung stehen, werden sofort ausgcsandt, um die deutsche Invasion wenigstens auf kurze Zeit aufzuhalten, bis Panama   und New Uork sich ,n den Verteidigungszustand gesetzt haben. Von der Höhe eines Luftschiffes, das 6000 oder 7000 Fuß hoch überm Meeresspiegel schwebt, verfolgt der erfindungsreiche Schriftsteller die Seeschlacht. AIS   fiir die Luftflotte der geeignete Augenblick da ist, um in die Schlacht der Seeschiffe einzugreifen, senkt sich das Flagge schiff der deutschen Luftflotte langsam hernieder; in ansehn sicher Höhe, aber fast unmittelbar senkrecht über der amerikanischen Schlachtordnung, stockt die Bewegung des Sinkens und das Luftschiff hält nun mit der Geschivindig keit der Amerikaner gleichen Schritt. Die Amerikaner sind dem Angriff aus den Lüften gegenüber so gut wie wehrlos; sie be- sitzen keine Mittel, um diesem furchtbaren Feind zu schaden. Nur ein Mann von der Besatzung des Flaggschiffs der deutschen Luft flotte wird durch einen Gewehrschuß getötet. Das ist der einzige Verlust. Und nun beginnt der Angriff. Von dem Luftschiff löst sich eine AnzahlDrachenflieger" los, kleine flinkgehende A ö r o- plane mit breiten, flachen Schwingen und einem großen vier- eckigen, kostenartigen Vorderteil, die je von einem Mann gesteuert werden. Sie schweben hernieder wie ein Schwärm Vögel und be- streuen die Schiffe in der Tiefe mit Bomben von außer- ordentlicher ExpIosionSIrast. Nach diesem einleitenden An- riff der Drachenflieger übernimmt es ein Dutzend Luft- chiffe, in einer Höhe von 2000 Fuß die Amerikaner zu verfolgen. Sie überholen die Schlachtflotte, senken sich etwas und überhäufen nun das schwachgeschützte Verdeck der Panzer mit Bomben, bis alles in einem Meer von Feuer, Ranch, giftigen Gasen und umher- splitternden Eisenteilen versinkt. Die amerikanische Flotte ist zerstört und nun nehmen die Lustschiffe geradewegs Kurs auf New Uork. So war Bert Smallwahs(der Held der Erzählung) Zeuge der ersten Schlacht in den Lüften und zugleich der letzten Schlacht jener seit- samcn Erzeugnisse der Kriegsgeschichte: jener stahlgepanzertcn eisenbeladenen Schlachtschiffe, deren Geschichte begann mit jenen schwimmenden Batterien, die_ Napoleon DL zuerst im Krinrkrieg anwandte und die viele Jahrzehnte, siebzig Jahre lang von der Menschheit mit einen, gewaltige» Auf« wand von Kraft und Opfer entwickelt und erhalten wurde. In diesem Zeittamn hat die Welt mehr als 12500 dieser seltsamen lln- geheuer hervorgebracht in Formen und Typen, von denen jede den Lorgänger übertraf und zede ein furchtbareres, tödlicheres Zer- törungsmittel war. Nur fünf von hundert dieser großen Zahl kamen je dazu, im Kampfe sich zu erproben. Einige sanken, die anderen scheiterten, andere explodierten, andere stießen durch Zufall zusammen und gingen unter... All dem aber machten nun die kleinen Dinger aus Korbgeflecht und Gas ein Ende, die aus den Lüften herrnedergehen und alles vernichten..." Eine guthesuchte allgemeine Versammlung der Rohrleger und Helfer Berlins   und Umgegend, einberufen vom Deutschen  Metallarbeiterverband, tagte am Sonntag in den Andreas-Festsälen". Ein Vortrag des Genossen Rechtsanwalts Dr. Heinemann über die ßß 152 und 153 der Gewerbeordnung, der sehr instruktiv das fragliche Rechtsgebiet und verwandte Fragen behandelte, fand lebhaften Beifall. Die demnächst stattfindende, vom Hauptvorstand des Deutschen Metallarbeiterverbandes einberufene Berufskonferenz der Heizungsmonteure und Helfer Deutschlands   be- traf der nächste Punkt der Tagesordnung. Handle legte die Be- deutung der Konferenz dar und empfahl namens der Agitations- kommission eine Resolution, in der die Forderungen niedergelegt sind und der Metallarbeiterverband als einzig berechtigter Berttag- schließender für die Rohrleger und Helfer legitimiert wird. Nach lebhafter Debatte wurde die Resolution gegen vier Stimmen angenommen. Als Delegierte zur Berufskonferenz wurden Eckert. Hein und Schweineberg gewählt. Zur Berliner   Tariffrage nahm Handle als Bericht- erstatter der Kommission das Wort und führte auS: Gemäß der Stellungnahme der letzten Mitgliederversammlung zur Kündigung des Tarifs durch die Arbeitgeber habe man diesen den Empfang der Kündigung bestätigt und sie ersucht, mitzuteilen, wann die im§ 30 des bestehenden Tarifs vorgeschriebenen Verhandlungen der Schlichtungslommission zur Ausarbeitung einer neuen Tarifvorlage stattfänden. Darauf habe Vetter für die Arbeitgeberorganisation folgendes geantwortet:Teile mit, daß der Lohntarif nach 2>!einung des Arbeitgeberverbandes für den Fall der Erneuerung der Aenderungen bedarf. Eine Komniission wird die Ausarbeitung besorgen und wird sie Ihnen nach Feftstellung vom Vorstand des Arbeitgeberverbandes mitgeteilt werden." Recht sonderbar sei diese Antwort. Im bestehenden Tarif heiße es, daß im Falle der Kiindi- gung die Schlichtungskommission zur Beratung einer neuen Tarif- Vorlage zusammenzutreten habe, und die Unternehmer sprächen von notwendigen Aenderungen" und wollten einseitig darüber ineiner Kommission" beraten und das Resultat mitteilen. Es sei ganz offenbar, daß die Unternehmer abwarten wollten, welche Organi- sation ihnen die besten Vergünstigungen bieten werde; ob die andere, die sich mit den Christlichen verbündet habe, oder der Deutsche  Metallarbeiterverband. Die Unternehmer nähmen Rücksicht darauf, daß der Allgemeine Verband(Wiesenthal  ) und die christlichen eine Tarifvorlage ausarbeiteten und ihnen einen Akkordtarif auf dein Präsentierteller entgegenbringen wollten. Die Arbeitgeber schienen des für sie schädlichen Glaubens zu sein, jene Richtung hätte die Mehrheit der Berliner   Rohrleger und Helfer hinter sich. Da täuschten sie sich aber gewalttg, wie die Zahlen und der Besuch der letzten imposanten Mitgliederversammlung der Rohrleger und Helfer des Deutschen Mctallarbeiterverbandes bewiesen. Es sei an die Unternehmer ein Antwortschreiben abgegangen, worin man ihnen auseinandersetze, daß ihre Zusendung nicht die er- wartete wäre und daß die Schlichtungskommission gemäߧ 30 zu- sammenzuberufen sei, worin Arbeitgeber und Arbeitnehmer säßen. Ferner habe man nachdrücklich die Feststellung einer Vor- läge durch eine einseittge Kommission der Arbeitgeber für unzu- lässig erklärt, die Hinzuziehung zu den Verhandlungen in Notizen. Ein neues Werk Max Klingers, die Überlebens- große Bronzefigur eines Athleten in knieender Stellung ist im Ober- lichtsaale des Leipziger Klinst Vereins ausgestellt worden. Die schön gearbeitete lebendige Figur ist vor allem ihrer Stellung wegen interessant. Die Gestalt hält sich kniend, das Gesicht ist nach oben gerichtet, die rechte Hand greift bei ausgestrecktem Arm nach oben, die linke Hand hält sich in Brusthöhe wie zum Greisen bereit. In der Berliner   S e z e s f i o n ist jetzt auch Klingers Wagner- büste zu sehen.- Goethe fürs Volk. Die Goethe-Gesellschast, die jähr- sich um Pfingsten in Weimar   zu tagen pflegt, beschloß diesmal, einen sechsbändigen Volks-Goethe herauszugeben.(Es ist nur gut, daß das Volk bisher ohne diese Zunft philologischer Goethe-Sektterer ausgekommen ist.) Das Lauchstädter Theater, in dem zu Goethes Zeiten die Weimarsche Truppe Soinmergastspiele für die Badegast» gab Lauchstädt   war damals ein Bad von Ruf ist renoviert und mit einer Vorstellung von GoethesIphigenie  " wieder eröffnet worden. Der Bau hat auch dadurch ein gewisses Interesse, daß eS kein Logen-, sondern im wesentlichen ein Parkcttheater ist. _ Gaston Boissier  , der Nestor der französischen   Historiker, ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Er hat eine lange Reihe von Werken veröffentlicht, die zun, eist die römische Geschichte und Kultur von der Spätzeit der Republik   an behandeln. Seine unter dem TitelArchäologische Spaziergänge" gesammelten Essays können als Muster einer anziehenden Behandlung wissenschaftlicher Probleme bezeichnet werden. Das letzte Werk Boissiers war eine vor drei Jahren herausgegebene Geschichte der Verschwörung des Catilina  , in der die konservative Gesinnung des Verfassers über die Hauptzüge des Bildes entschied. Jules Verne   soll in Amiens   ein Denkmal erhalten. Wie lange lebte der vorgeschichtliche Mensch? Mit der Frage, ob Menschen vom TypuS des Neanderthalers und einer Verwandten bis in die geschichtliche Zeit ausgedauert haben, beschäftigt sich, wie derGlobus  " berichtet, ein polnischer Anthropologe K. Stolyhwo. In einem Kurgan   bei Nolvosiolka im Gouverne- ment Kiew   ist nämlich ein Schädel gefunden worden, der in her- vorragender Weise jenen von Neanderthal  , Spy usw. gleicht, die als Homo prirnigsmus und Vorläufer deS Homo sapiens be­trachtet werden. Ueber das Alter des Skeletts von Nolvosiolka kann man nicht im Zweifel sein, da die Beigaben, eiserne Waffen, Schuppenpanzer usw., auf die Völkerwanderungszeit deuten. Stolyhwo hat nun diesen Schädel genau anthropologisch untersucht und glaubt nun feststellen zu könne», daß noch bis in die geschicht- liche Zeit Menschen mit Schädelformen existierten, die jenen des Homo primigenius gleichen.