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Nr. 139.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fe recher: Mint IV, Nr. 1983.

Der Sieg.

Mittwoch, den 17. Juni 1908.

unferen Genossen Wels. Und gerade hier zeigt sich die ganze Infamie eines Wahlsystems, das den Erwählten von sicher mehr als der Zweidrittelmehrheit des Volkes des Mandates beraubt und einen der größten Die Wahl der Abgeordneten hat bestätigt, was die Wahl Arbeiter bezirke durch einen Freisinnigen vertreten läßt, der Wahlmänner gebracht hatte. Sechs Sozialdem oder die Stimmen aller Feinde der Arbeiterklasse auf seine fraten ziehen in den preußischen Landtag ein, und die Person vereinigt hat.

Feinde des Unrechts stehen im Lager der Gegner. Die Das Gesamtbild, das die preußischen Landtagswahlen Schanzen des Privilegs, hinter dem sich seine frechen Nutz- darbieten, ist uns Sozialdemokraten nichts Neues. Gegen den nießer ganz sicher wähnten, sind überstiegen. Es sind nur machtvollen Aufmarsch des Proletariats haben sich die Be­sechs Abgeordnete, gerade ein halbes Dutzend von 443. Aber sigenden, die in Preußen noch das böse Gewissen des Wahl­ist die Zahl auch gering, so sind doch diese Abgeordneten von unrechts zusammentreibt, wieder zu einer reaktionären ganz ganz anderer Art als die übrigen. Der Herr Masse zusammengefunden. Und die sozialliberale Abgeordnete Träger hat einmal die Aeußerung getan, als Ausnahme bestätigt die Regel. Die Sozial­Erwählter des Dreiklassenwahlrechts dürfe er sich nicht einen demokratie hat keinen Zweifel daran gelassen, daß sie Volksvertreter nennen. Nun unsere Sechs- das sind Volts- überall gewillt ist, die wirklichen Anhänger des gleichen vertreter. Sie haben nicht, wie die anderen durch die Privi- Rechts zu unterstützen. In einer ganzen Reihe von Wahl­legien gesiegt, sondern trotz der Privilegien. Sie sind nicht treisen wäre es möglich gewesen, die Konservativen zu wie die anderen Nuznießer des Privilegs, Feinde des schlagen. Der Freisinn hat überall vollständig ber Volkes und seines Rechts, sondern sie vertreten das Volt sagt, aus dem einfachen Grunde versagt, weil den frei­gegen das Privileg. Und so steht hinter dieser Kleinen Zahl sinnigen Bourgeois der Junker tausendmal lieber ist, als der die ganze moralische Wucht der preußischen Vertreter der Arbeiter, Arbeiterklasse. Wenn einer von ihnen das Wort er- In diesem Wahlkampf, der ein Wahlrechtstampf greifen will, dann wird er im Namen der stärksten war, hat es sich wieder gezeigt, daß die demokratische Ent­Partei in Preußen sprechen, im Namen der Partei, deren wickelung in Deutschland nur einen einzigen Träger schneller Aufstieg, das haben diese Wahlen uns wieder ge- hat, die deutsche Arbeiterklasse. Und die deutsche zeigt, ununterbrochen zur Höhe führt! Arbeiterklasse hat ihre Aufgabe verstanden. Glänzend hat sie den Die Wahl unserer Sechs ist die Kriegserklärung Wahlkampf geführt und der erste Erfolg ist nicht ausgeblieben. der preußischen Arbeiter an den preußischen Land- Ihm müssen weitere, größere folgen! Dieser Erfolg ist ein tag. Als Kämpfer für das gleiche politische Recht sind unsere Ansporn in dem Kampfe, den unsere großen Demonstrationen Abgeordneten in den Landtag gezogen und diesen Kampf begonnen haben, den dieser Wahlkampf gefördert hat und vor allen werden sie führen müssen. So schwer und den wir führen wollen mit aller Ausdauer und aller hart dieser Kampf auch ist, fo auch ist, so kann es es für sie Entschlossenheit, die er erfordern wird!

-

feine Entmutigung geben; denn sie wissen, hinter ihnen steht Keine Ruhe in Preußen, bevor das all. nicht, wie hinter ihren Gegnern, das Unrecht des Privilegs gemeine, gleiche und direkte Wahlrecht er. und des Verfassungsbruchs, sondern die Kraft der Arbeiter obert ist. und das gute Recht des preußischen Volkes auf politische Gleichheit und Mündigkeit.

Sie kommen als Feinde zu den Feinden. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, daß die Besitzenden in Deutschland ohne Unterschied der Partei gewillt sind, mit Zähnen und Klauen an dem Wahlunrecht festzuhalten, an der Scheidewand, die sie von dem Volte trennt, so hätte das dieser Wahlkampf gezeigt. Ruhig und gelassen haben Konservative und Zentrum den Wahlkampf führen können. Die Anstrengungen, die die Wahl zum Reichstag tosten, waren unnötig. Ihren Bedürfnissen vor allem ist das Wahlunrecht auf den Leib geschrieben. Um so frampfhafter haben sich Nationalliberale und Freisinnige bemüht. Die Nationalliberalen sind die Vertreter der Plusmacherei in Industrie und Landwirtschaft und skrupelloseste Plus­macherei ist auch bei den Wahlen ihr einziges Ziel. Etwas anderes als Mandatsjagd ist ihnen die Wahl nicht. An politischer Ehre haben sie bei dieser Wahl nichts verloren, weil sie nichts zu verlieren hatten und das politische Erpresserstückchen, das sie mit der Kandidatur Leidig versuchten, ist mehr ein neuer Beweis für ihre Ungeschicklichkeit als für ihre politische Charakterlosigkeit. Dem Freisinn aber war es vorbehalten, auch dem Naivsten und Illusionssüchtigsten seinen politischen Der deutsche Freisinn Grundcharakter zu entschleiern. zu nichts Frei. ist zu allem fähig, weil er sinnigem mehr fähig ist, Verbündeter oder besser Helfers­helfer und Lakai der schlimmsten Reaktion, hat er den Wahl­fampf ausschließlich gegen die Anhänger des gleichen Wahlrechts, gegen die Sozialdemokratie geführt. Bei feiner anderen Partei sind die Worte so sehr Lügen wie beim Freisinn. Wie langen seine Phrasen noch kurze Zeit bor den Wahlen, wie wollte er fechten und seine Kämpfe führen gegen alle Feinde des gleichen Wahl­rechts! Die Zwingburg nieder!" Und in Wirklichkeit hat er vor allem aus dem Wahlkampf eine freche und verlogene Heze gegen die Sozialdemokratie, gegen die Partei der Arbeiter gemacht. Sie haben die schmählichsten Bündnisse mit den Konservativen in Oberbarnim und mit den National­liberalen an vielen anderen Drten geschlossen. Bevor sie einem Vorkämpfer des gleichen Wahlrechts ein Mandat überließen, haben sie lieber drei den konservativen Vertretern der Reaktion ausgeliefert. Mit Schmutz und Schande bedeckt kehren sie aus dem Wahlkampf zurück und können nicht einmal auf irgend cinen erheblichen Gewinn hinweisen. Sie haben sich umsonst prostituiert und hohnlachend prellt sie die Reaktion um das erhoffte Sündengeld. Es hat eine Zeit gegeben, wo die Arbeiter bei den Stichwahlen die Freisinnigen als Kanonenfutter für die Reaktion in den Reichstag gewählt Die Zeiten scheinen vorüber, aber Stanonenfutter haben. ist dieses politische Gesindel geblieben. Nur daß heute die Konservativen fie als Sturmböcke gegen den Fortschritt benutzen. Dhne die Hilfe der Konservativen und Antisemiten hätten die Leutchen in Berlin noch ein viel zerschmetterndere Niederlage erlitten. Und fast muß man es bedauern, daß es ihnen erspart geblieben ist, es hat sich nur um eine Stimme gehandelt- im 12. Berliner Wahlbezirk den Antisemiten Ulrich gegen den Sozialdemokraten zu ivählen. Getan hätten sie es ja sicher, denn wenn Konservative den Stock hinhalten, so springen Freisinnige folgsam darüber.

Auch in Rigdorf- Schöneberg verdankt der Frei­sinn nur der vereinigten Reaktion den knappen Sieg über

Die Abgeordnetenwahlen.

Sechs Sozialdemokraten gewählt.

Berlin V: Borgmann. Berlin VI: Heimann. Berlin VII: Dirfch. Berlin IX: Ströbel.

Berlin XI: Dr. Liebknecht. Linden:

Leinert.

Groß- Berlin.

Schubert( soz.). Träger( freif.) Köhler( kons.)

Berlin I.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Mr. 1984.

Ledebour( soz.). Rosenow( freis.)

Berlin X.

438 Stimmen 499

Gewählt Rosenow( frcis.)

Berlin XI.

0

352 Stimmen

115

Dr. Liebknecht( joz.) Schöler( freif.)

Gewählt Dr. Liebknecht( soz.)

Hoffmann( foz.)

Berlin XII.

Dr. Runze( freis.)

Dr. Leidig( natl.) Ulrich( kons.)

312 Stimmen

165

"

2

"

164

"

Stichwahl zwischen Hoffmann und Runze.

Die Stichwahl im Landtagswahlkreise Berlin XII. findet am 23. Juni statt. Rigdorf- Schöneberg.

Wels( foz.) Witte( soziall.) Reinbacher( freis.)

Voigt( natl.). Eckert( kons.).

528 Stimmen

"

344

"

35

"

187

"

Stichwahl zwischen Wels( soz.) und Reinbacher( freis.).

Stichwahl: Gewählt Reinbacher( freis.) Charlottenburg .

Zietsch( soz.) Dr. v. Liszt( freis.) Dr. Karsten( natl.) March( fkons.)

197 Stimmen

590

" P

1

"

49

"

Gewählt Dr. v. Liszt ( freis.).

Teltow - Beeskow- Storkow.

Bernstein ( soz.)

1. Wahlgang.

Dr. Breitscheid( soziall.). Dr. Tubenthal( freif.) Dr. Liepmann( natl.) Felisch( kons.)

Hammer( konf.)

402 Stimmen

890

482

"

482

"

618 618

"

"

Stichwahl zwischen Hammer und Felisch( kons.) und Dr. Tubenthal( freis.) und Dr. Liepmann( natl.)

2. Wahlgang.

In der Stichwahl erhielten:

Felisch( kons.)

612 Stinimest

Hammer( konf.)

612

Dr. Tubenthal( freif.)

481

"

481

"

Dr. Liepmann( natl.)

Gewählt Felisch( fons.) und Hammer( tons)

Ober- und Niederbarnim .

Dr. Schepp( freis.) Stadthagen ( Soz.). Bruns( Soz.)

b. Trestow( fons.)

Biethen( freikons.).

88 Stimmen 395

20

Gewählt Träger( freis.)

Müller( soz.)

Berlin II.

Dr. Gerschel( freif.)

Dr. Eschenbach( fons.)

107 Stimmen 314 14

Gewählt Dr. Gerschel( freis.)

Ebert( foz.). Kopsch( freif.)

Jacobsen( Soz.).

Nationalliberale

Sozialliberale.

.

1034 Stimmen

1034 1034

"

"

571

"

571

"

571

"

122

"

14

"

Gewählt v. Treskow( tons.), Ziethen ( freikonf.) und

Dr. Schepp( freis.).

Hannover - Linden.

Leinert( soz.).

228 Stimmen

Berlin III.

Voß( natl.)

178

182 Stimmen 277

Gewählt Kopsch( freis.) Berlin IV.

Grunwald( foz.) 182 Stimmen Dr. Müller- Sagan( freif.). 278 Gewählt Dr. Müller- Sagan( freif.) Berlin V.

Borgmann( foz.) Goldschmidt( freif.)

Gewählt Borgmann( soz.).

Gewählt Leinert( foz.).

Provinzwahlkreise, in denen die Sozial­demokratie in die Stichwahl kam:

Frankfurt a. Main ( Land)-Obertaunuskreis. 1. Wahlgang.

Rudolph( foz.). ( darunter 9 Zentrumsstimmen)

308 Stimmen 296

b. Bülow( natl.) Goll( freis.).

.

Berlin VI.

Heimann( soz.). Schulz( freif.)

.

388 Stimmen 322

Gewählt Heimann( soz.). Berlin VII.

Hirsch( soz.) Dr. Weigert( freis.)

356 Stimmen 296

Gewählt Hirsch( foz.) Berlin VIII.

Singer( foz.) Caffel( freif.) Gewählt Caffel( freis.) Berlin IX.

.

364 Stimmen 527

Ströbel( foz.) 390 Stimmen Stähler( freif.) 160 Gewählt Ströbel([ oz.)

72 Stimmen

116. Stimmen 61

b. Stumpf- Brentano( Bentr.).. 39

Stichwahl zwischen Rudolph( soz.) und b. Bülow( fonf.). 2. Wahlgang.

Rudolph( soz.).

v. Bülow( natl.)

Gewählt v. Bülow( natl.).

98 Stimmen 146

Bon den Freisinnigen stimmten 30 für b. Bülow, 9 für Rudolph, 22 enthielten sich der Abstimmung.

Elberfeld . 1. Wahlgang: Vereinigte Liberale 544, Sozial­bemokraten 352, Stonservative 235 Stimmen.

2. Wahlgang: Vereinigte Liberale 723, Sozialdemokraten 351 Stimmen.

Gewählt die beiden liberalen Kandidaten.

Kiel Stadt, Bordesholm - Neumünster :

Im zweiten Wahlgang erhielten Adler( S03.) 278, Soff( Frf. g.) 505 Stimmen.

Gewählt: off( Fri. Vg)