«granern annehmbar erschienen, obwohl unter diesen sich Heißköpfe befanden, die verlangten, die Arbeiter sollten bedingungslos die Waffen strecken. Die wesentlichsten Einigungsvorschläge waren: Der Tarifvertrag vom Mai ISV? ist dahin zu interpretieren, daß alles Hofgesinde — ob es Vieh zu besorgen hat oder nicht— zwei Stunden täglich länger arbeiten muß als die Tagelöhner und daß der Landarbeiter einen Jahresvertrag, wenn er Familie hat, für jede weitere Stube außer dem kontraktmäßigen einzigen Raum 20 Lire jährlich zu bezahlen hat. Weiter hat die Einigungs- kommission vorgeschlagOn, die Verpflichtungen der Arbeiter im Jahresvertrag auch auf deren Frauen auszudehnen und eine Schieds- gerichtskommission einzusetzen, die aus 3 Arbeitern und 3 Grund- besitzern bestehen soll, unter dem Vorsitz der Präsideuten des Ge- richtshofeS. Die Streikenden hätten somit die Arbeit wieder auf- nehmen sollen, ohne ihre Interpretation des Tarifvertrages vom vorigen Jahre durchgesetzt und irgend welche Garantien für die Zu kunft erlangt zu haben. Unter solchen Bedingungen hätten nur Streikende, die am Ende ihrer moralischen und materiellen Wider- standskraft waren, vom Kampfe abstehen köimen. Wie es heißt, wären die Arbeiter nicht abgeneigt, neue Ver- Handlungen anzuknüpfen, auf folgender Basis: Einheitstarif von 27 Cent, pro Stunde für die männlichen, 18 Cent, für die weiblichen Tagelöhner der ganzen Provinz, 600 Lire JahreSgehalt für das Hofgesinde, für das mit Milchwirtschaft betraute 100 Lire mehr. Beibehaltung der zwei Stunden Mehrarbeit für das Hofgesinde ohne Vieh bis zum 11. November 1903, unter der Bedingung, daß die Mehrarbeit nicht Feldarbeit sei. Abschaffung der Kategorie des Hofgesindes ohne Vieh von diesem Zeilpunkt an. Fallenlassen der Forderung, die die Unternehmer nötigen sollte, ihre Arbeiter nur durch die Gewerlschaft zu beziehen. Verhandlungen auf dieser von den Arbeiterorganisationen an- genommenen Grundlage sind aber noch nicht im Gange. Da der wirtschaftliche Schaden für die Provinz unermeßlich groß ist. schlägt der hiesige„M e f s a g g e r o", ein demokratisches Blatt, eine Volks- abstimmung im ganzen Lande vor, die zum Ende des Kampfes raten soll. Da es sich aber um einen Jnteressenkampf handelt, wird auch ein Plebiszit für den Frieden die streitenden Parteien nicht zum Nachgeben bestimmen. Nachgeben werden nur die, die sich am Ende ihrer Kräfte fühlen. Von diesem Punkte sind die Arbeiter noch recht weit entfernt. Gegen 2000 der Streikenden, also gegen b Proz., haben außerhalb Arbeit gefunden, zwischen 6 und 7000 sind in öffentlichen Arbeiten beschäftigt. Bis jetzt sind 2300 Kinder aus dem Streikgebiet ver- schickt worden; in dieser Woche sollen noch gegen bOO abreisen. Die Streiksammlungen haben 100 000 Lire überschritten. Mit Staunen und Bewunderung blickt das italienische Proletariat auf den Riesen- kämpf seiner Kameraden. Solange diese Synlpathie sich in Taten äußert und der Kampfmut der Streikenden ungebrochen ist, warum ollten sie da wohl vom Kampfe abstehen?— England. Annahme des AlterSverficherungSgesetzeS. London , IS. Juni. In der zweiten Lesung des Alters- pcusionSgesetzeS verteidigte der Schatzkanzler Lloyd George die Vor- läge und gab zu bedenken, daß der Entwurf notwendigerweise u n- vollständig und als ein Versuch betrachtet werden müßte. Das Beitragssystem sei in England nicht durchführ- bar. Reiner hob die Großherzigkeit hervor, die in dem Regicrungs- entwurf zum Ausdruck komme, und wies darauf hm. daß die höchste aufzuwendende Summe nach der Schätzung sieben und eine halbe Million Pfund Sterling sein würde. Der Liberale C o x beantragte ein Amendement zugunsten des Beitrags- s y st e m S und empfahl warm das deutsche und das österreichische System. Der Antrag wurde jedoch mit 417 gegen 29 Stimmen abgelehnt. Danach wurde die Borlage angenommen. KnKland. Eine neue Acra Bodrikow. Die Monarchenzusammcnkunft m Reval und die leidenschast- lichen Flotten- und Militärdebatten in der Duma haben eine Frage in den Hintergrund gerückt, die von der größten politischen Trag- weite sein dürfte. Bor einigen Tagen wurde das Protokoll des Ministerrates über die Behandlung finn ländischer An- gelegenheiten veröffentlicht, deren Inhalt die gehe gten Be- fürchtungcn hinsichtlich der Selbständigkeit Finnlands rechtfertigt und den Anbruch einer neuen«era Bobrikow zur Gewißheit macht. Stolypm kündigte bereits bei der Erörterung der Finnlands - Interpellationen in der Duma an, daß die gegenwärtigen Be- ziehungcn Finnlands und des Reiches in der nächsten Zukunft geregelt werden würden. Schon damals war aus den Reden des Ministerpräsidenten unts seiner treuen Gefolgschaft, der Okto- bristen, ersichtlich, daß ein entscheidenderCoup gegen die finnländische Autonomie geplant wurde. Daß er aber von so t i e f e i n s ch n e i- dender Wirkung sein würde, daran glaubten selbst die ge- mäßigsten Politiker nicht. Wie aus dem Protokoll des Ministerrats hervorgeht, sollen fast alle firmländischen Angelegenheiten nicht wie bisher durch den finnländischen Ministcrstaatssekretär direkt dem Zaren, berichtet, sondern vorerst vom russischen Ministerrate geprüft werden. Der Ministerrat gewinnt von nun an das Recht, sowohl Landtags- wie Administrativgefetzcntwürfe. Petitionen und Vorlagen des Landtages und des Senates zu prüfen und sein Gut. achten darüber zu fällen. Er bleibt zwar der Form nach ein be- ratendes Organ, in Wirklichkeit jedoch gewinnt er das Recht, gegen alle Bestimmungen dcS finnländischen Landtages Einspruch zu er- heben. Das bedeutet de facto die Aufhebung der finn- ländischen Autonomie und die Ausbreitung der Macht der russischen Regierung auf die inneren finnländischen Angelegen- Helten. Daß das finnländische Volk diese brutale Verletzung seiner hergebrachten Rechte und die offenkundige Rückkehr zur Bobrikow - scheu Gewaltpolitik nicht ruhig hinnehmen wird, versteht sich von selbst. Selbst das Organ der konservativen altfinnischen Partei, „Unft Suometar". bezeichnet das Vorgehen der russischen Regierung als einen Bruch der Verfassung.«Die Grundgesetze so schreibt das Blatt— verlangen, daß das Land nur mit Bei- Hilfe einheimischer Behörden regiert werden soll und gestatten so- mit nur finnländischen Behörden, öffentliche Macht in finnländi- schen Angelegenheiten auszuüben." Weit energischer drücken sich natürlich die jungfinnischcn und sozialdemokratischen Blätter aus. ES herrscht allgemein die Ueberzeugung, daß die bevorstehenden Landtagswahlen und der neue Landtag die Antwort auf die Schand- säten der Zarenregierung erteilen werden.... Das mannhafte Auftreten der bürgerlichen Demokratie in Finnland hebt sich vorteilhaft ab von der kläglichen Haltung, die die „maßgebenden" Politiker der Kadettenpartei eingenommen haben. So winselt die„Retsch". daß man zwar„von einer vollen Wieder- kehr zum Manifest vom 16. Februar 1899, welche die finnländische Konstitution aufhob, nicht sprechen könne", daß es leicht möglich sei, daß der«gemäßigte Teil der finnländischen Politiker sich mit dieser Maßnahme noch aussöhnen werde", daß aber dem Rechts- bMußtsein des«klcMU Volkes" eiste-schwere Prüfung" guferlegt werde. Darum sei c8 notwendig, daß die tüffifchet» Staatsmänner Halt machten und jeden weiteren Schritt sorgfältig erwägten.... Das ist alles, was die Wortführer des russischen Liberalismus, die auf ihre Dienste bei der Einleitung der englisch -russischen An- Näherung so stolz sind, angesichts des jüngsten Verfassungsbruchs des meineidigen Zaren und des Ausbruchs einer neuen Aera Bobri- low zu sagen vermochten.— Eine neue Anleihe. Petersburg, 17. Juni. Finanzminister Kokowtzow brachte in der Reichsduma einen Gesetzentwurf ein, der den Finanz- minister ermächtigen soll, bereits vor Genehmigung des Reichs- bndgets für 1903 eine innere Anleihe bis zur Höhe von etwa 200 Millionen Rubel aufzunehmen. Die sibirische Bahn. Petersburg, 16. Juni. Die R e i ch S d u m a hat die Vorlage des Wegebauministers betreffend den Bau deszweitenStranges der sibirischen Bahn, dessen Kostenanschlag 127MillionenRubeI beträgt, angenommen. jVlaroKKo. Mulay Hafid au der Regierung. Paris , 17. Juni. AuS FeS wird gemeldet, daß B u ch t a b e n B a g d a d i. sein Bruder Modani und t 1 Notabein aus dem Stamm der Bagdadi als Gefangene nach Marakesch gebracht worden sind. El Glaui wurde zum Großvezir, Benkelbonz zum Justiz- minister, der Bruder GlauiS zum Kriegsminister und Ben Daud zum Gouverneur von Marakesch ernannt. Mulay Hafid hat sich gestern mit seiner Cousine, der Tochter Mulay Ismails, vermählt. Er ließ die eleltrischen Anlagen, die Automobile und alle Gegen- stände europäischenUrsprungS, die Abdul AsiS gehörten, zerstören. Hrnmha. Das Wahlprogramm der Republikaner . Chicago , 16. Juni. Die der heute eröffneten nationalen republikanischen Konvention in der heutigen V«r- sammlung unterbreitete Platform tritt unzweideutig für die Politik Roosevelts ein und verlangt energisch eine Tarif- r e f o r m, welche einen Ausgleich der Zölle dahin herbeiführt, daß dem Konsumenten die günstigsten Preisverhältnisse gesichert werden, Hand in Hand mit dem Schutze der heimischen Industrie und der heimischen Arbeit. Die Zölle müßten der Differenz zwischen den europäischen und den amerikanischen Produktions- kosten einschließlich eines angemessenen Gewinns für den amerika - nischen Unternehmer entsprechen. Das Prinzip des Schutz- z o l l s wird im allgemeinen angenommen. Das Programm empfiehlt eine Abänderung deS AntitrustgesetzeS dahin, daß die Eisenbahngesellschaften in den Stand gesetzt werden, verständige Verkehrsabmachungen einzugehen, ohne gerichtliche Ver- folgung zu riskieren. Dann tritt sie energisch ein für eine fort- gesetzte EntWickelung der Flotte einschließlich einer an- dauernden Vermehrung der Linienschiffe zum Zweck des Schutzes der amerikanischen Interessen im Ausland und zur Stütze für die Monroedoktrin. Endlich spricht sie sich für die Aufrechterhaltung der Armee auf der gegenwärtigen' Grundlage aus. Nach der Eröffnung gab Bundessenator Burrow einen Ueberblick über die republikanischen Errungenschaften der letzten vier Jahre. Als er den Namen Roosevelts erwähnte, erscholl lang- anhaltender Beifall. Vurrow führte auS, die republikanische Partei begünstige solche T a r i f r e v i s i o n, wie sie die veränderten industriellen Zustände in Amerika und im Auslände erheischten, jedoch unter Beobachtung des Hauptgesichtspunktes d eS Schutzes der amerikanischen Industrie. Burrow erörterte ferner die jetzige Weltmachtstellung Amerika «, deren Einfluß im Interesse des Friedens und der Veredelung der Menschheit aus- geübt werde._ Hus der Partei. Die Eröffnung des Pressebureaus ist für den Ib. Juli in Aussicht genommen. Mit der Leitung des Bureaus wurde durch Beschluß des Beirats und des Parteivorstands der Genosse Emil Eichhorn betraut. Gemäß dem Beschluß deS Essener Parteitags wird die Parteikorrespondenz von dem neuen Institut herausgegeben. Sie erscheint vom 1. Juli ab nur noch vierzehntägig. Die Redakteure der Parteikorrespondenz arbeiten im Pressebureau mit. Untergebracht wird das Bureau im Hause Linden- straße 69._ Ans der französischen Partei. Am Sonntag trat der Generalrat der geeinigten Partei zu einer Beratung zusammen, die hauptsächlich der Feststellung der Tages- Ordnung des Parteitags galt, der in der ersten Hälfte des Oktober in Toulouse stattfinden wird, in unmittelbarem Anschluß an den in Marseille tagenden Kongreß der Arbeits- konföderation. Aus den vom Parteisekretär Dubreuilh erstatteten Berichten ist besonders der über die Gemeindewahlen hervorzuheben� Bisher haben bb Partciföderationen die von der Verwaltungs- kommission ausgesendeten Fragebogen zurückgesendet. Danach waren in 760 Gemeinden vollständige oder unvollständige soziali- stische Listen aufgestellt, und in 380 Gemeinden wurden Erfolge erzielt. Im ersten Wahlgang wurden 1981 sozialistische Gemeinde- räte gewählt. Im zweiten Wahlgang drangen in 210 Gemeinden 941 Parteigenossen durch. Bei einer maßvollen Schätzung der Resultate in den Gebieten der zwanzig Föderationen, die ihre Antworten nicht eingesendet haben, kommt man zu einer Gesamt- ziffer von ungefähr 3S00 sozialistischen Gemeinde. raten. Angesichts dieses Resultats kann man von einer Nieder- läge des Sozialismus nicht sprechen. Wohl aber, meinte Dubreuilh. läßt sich von einem Zurückweichen der Demokratie sprechen. Die Führer der radikalen Partei sind nach rechts abge- schwenkt und ihre Wählerschaften desgleichen. Wenn die aus- gesprochen reaktionären Parteien gewonnen haben, geschah daS auf Kosten d eS Radikalismus, nicht auf Kosten dcS Sozialismus. Die Demokratie und die Republik selbst werden immer mehr auf die Kraft der sozialistischen Arbeiterklaffe allein angewiesen, die um ihrer Zukunft willen die politischen Freiheiten verteidigt. Die Diskussion über die Berichte war sehr lebhaft, da Genosse Bracke die Frage der selbständigen Aktion derPartei und das Verhältnis zur Llrbeitskonföderation anschnitt. In der Seineföderation ist nämlich eine Tendenz vor- Händen, die Rolle der Partei zugunsten der Arbeitskonföderation einzuengen und in dieser die Organisation zu erblicken, die eigent- lich alle Aufgaben der proletarischen Revolution zu übernehmen bestimmt ist. Diese Vorliebe für die Auffassungen des Syndikalismus, die namentlich auch in der„Humanite" zur Geltung kommt, hat zuletzt dazu geführt, daß die Verwaltungskommission der Partei nach dem Blutbad von D r a v e i I sich mit einer farblosen Resolution begnügte, im übrigen aber die ganze Protestaktion der Arbeits» konföderation anheimgab, deren jetzige Leiter sie zu antiparlamen» tarischer und anarchistischer Agitation ausnützten. DaS Protest- Meeting im Manöge-Saint-Paul gipfelte in demagogischen Angriffen auf dte sozialistischen Abgeordneten und kindischen Drohungen gegen das Parlament und endigte in sinnlosem Radau. Anarchistische Sturmkolonnen aber, die in das Streikgebiet zogen, richteten un- verantwortlichen Unfug an, der die Situation der Regierung gegen- über den sozialistischen Interpellanten verbesserte und dem Minister- Präsidenten, wenn auch keine Rechtfertigung des Arbeitermords, so doch die Ausrede auf Gewalttätigkeiten der Arbeiter lieferte. ES ist in bei Tat unleugbar, daß eine zweite Katastrophe nur durch die Kaltblütigkeit der Beamten vermieden wurde, und das Lob für den standhaften Unterpräfetten, dem die anarchistischen Ausflügler einen Revolver an die Stirne setzten, verdient kein- Anfechtung, In weiten Kreisen der Partei aber wurde die Besorgnis über die Folgen rege, die das wohlwollende Stillschweigen gcgenüver dieser Jndiancrtaktik, welche sich bis zur Erhebung von Durchfahrts- zöllen von den das Streikgebiet durchquerenden Automobils ver- stieg, für den Geist in den Organisationen haben muß. Diese Stimmung fand besonders scharfen Ausdruck in einem Artikel, den Genosse R a p p a p o r t in der letzten Nummer des„Sozia- I i s m e" veröffentlichte und der über den Kreis der Freunde Gucsdes hinaus Zustimmung fand. Der Artikel protestiert gegen die freiwillige Unterordnung der Partei unter die anarchistischen oder anarchistelnden Leiter der Konföderation, die gerade jetzt übermenschliche Anstrengungen machen, um den Berg- arbeiterverband den Eintritt zu versagen und so ihre erkünstelte Mehrheit zu erhalten. Die Partei müsse endlich die Beschlüsse der Internationale befolgen und das Tischtuch zwischen sich und den Anarchisten zerschneiden. Um die in diesem Artikel entwickelten Gesichtspunkte bewegte sich die Diskussion, die allerdings resultatlos abgebrochen wurde. Die Frag« aber drängt nach der Entscheidung und sie wird Zweifel- los den Parteitag beherrschen. Eine ganze Reihe von Föderationen hat Anträge eingebracht, die auf die Nolle der sozialistischen Abgeordneten und auf die Be- deutung der sozialen Gesetzgebung Bezug haben. Sie werden zusammen als erster Punkt der Tagesordnung unter dem zu- sammenfassendcn Titel: Die Aktion der sozialistischen Partei verhandelt werden. Als zweiter Punkt wurde die Aenderung des Parteistatuts angesetzt, als dritter die Agrarfrage. Der Kon- greß in Limoges im Jahre 1906 hatte die Aussendung von ein- gehenden Fragebogen über dieses Thema beschlossen. Es ist eine genügende Anzahl von Antworten eingetroffen, um dem Gcnosscu Compere Morel , dem bekannten Vorkämpfer der Land-- agitaiion, die Ausarbeitung eines auf diese Erhebung gestützten Berichts zu ermöglichen. Von den übrigen Beschlüssen ist noch zu erwähnen: Eine Be- glückwünschung der preußischen und der belgischen Genossen zu ihren Wahlsiegen, eine Sympathiekundgebung für die streikenden Landarbeiter der Provinz Parma sowie für die in Mailand ver- haftete Genossin S o r g u e, die derzeit der Herveistifchcn Gruppe angehört. Vaillant berichtet über ein Schreiben, das er in seinem Namen sowie in dem des zweiten Delegierten I a u r e s an das internationale Bureau gerichtet hat. Es lautet:„Die Frage, die uns interessiert und die wir auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu setzen beantragen, ist folgende: Die kombinierte Aktion der Proletarier und Sozialisten der be- troffenen Länder, um den europäischen und kolonialen Konflikten vorzubeugen, womit die Regierungen, vermittels ihrer Vereinbarungen, Veruncinigungen und Intrigen sie bedrohen." lieber die angekündigten Freundschaftsbezeigungen zwischen dem Präsidenten der Republik Und dem Zaren beschloß die Versammlung folgende vom Genossen L o n- g u e t vorgelegte und von den Vertretern einer großen Zahl von Föderationen unterzeichnete Resolution: „Der Nationalrat erklärt, daß die französische sozialistische Partei, getreu der Pflicht der internationalen sozialistischen Soli- darität, sich mit Empörung gegen den Besuch des Herrn Fallieres beim russischen Autokraten erhebt, der in einem Augenblick stattfinden soll, wo die zarische Blutregierung die Er- schießungen, die Henkerarbeit und die Deportationen nach Sibirien vervielfacht. Er fordert nach dem Beispiel der italienischen und neueftcns der englischen Arbeiter.die Parteiorganisationen auf. den Protest zur DurckMhrung zu bringen. Er erklärt, daß, falls der Zar Nikolaus, wie man angekündigt hat, nach ? rankreich käme, das ganze Proletariat sich er» eben würde, um den Henkern des russischen Volkes seinen ganzen Haß und seine Verachtung kundzugeben." Die Resolution wurde einstimmig unter lebhaften Beifalls- kundgebungen angenommen. Der Nationalrat beschloß weiter, die Stellung eine?„Attaches deS Kabinetts" in einem Ministerium, die nicht die eines be» zahlten Arbeiters, sondern die eines zu persönlichen Dienstlcistuii- gen Bestellten sei, für unvereinbar mit der Parteimitgliedschaft zu erklären, und forderte die Föderation auf, gegen ihre diesem Beschluß Trotz bietenden Mitglieder mit dem Ausschluß vorzu- gehen. Zum Schluß beauftragte die Versammlung das Bureau mit der Abfassung einer Resolution gegen die Rcgierungspolitit und daS marokkqnische Abenteuer. Hub Industrie und Handel. Börsenkurse im Mai. Wie eine Aufstellung der«Franks. Ztg." deutlich zum Ausdruck bringt, brachte die Erleichterung am Geldmarkt im Monat Mai teil- weise ein Hinaufgehen der Kurse der festverzinslichen Werte, während die Jndustriepapiere im allgemeinen ihren Preisstand nicht behaupten konnten. Die Aufstellnng umfaßt die Hälfte der gc- handelten Börsenwerte und zeigt die folgenden Kursveränderungen: 1908 1907 Mai April Mai Deutsche Staatsanleihen... 89,08 88,16 89,79 Deutsche Provinzial- u. KrciSanl. 9l,8S 91.84 94,39 Deutsche Kommunalanleihen.. 93,43 93,63 9S.61 Ausländ. Staats- u.Konmmnalanl. 99,33 89,40 88,32 LoSpapiere........ 164,07 163,76 161,85 Kommunale u. landschastl. Pfand- und Rentenbriefe..... 91,01 90,71 93,05 Hypothbank.-Pfandbr. u. Oblig.. 92,76 92,20 94,93 Deutsche Eisenbahnprior.-Oblig.. 94,31 94,61 96,14 Ausländ. Eisenbahnprior.-Oblig.. 83,09,. 82,80 83,05 Klein« u. Straßenbahn-Oblig.. 91,72 91,65 92,57 Obligationen von industriellen u. Bergwerksgesellschaften... 96,79 96,63 98,23 90.89 90,22 90,67 Der Durchschnitt im Mai d. I. geht sowohl über den deS Vormonats wie auch über den des Mai im Jahre 1907 hinaus. Eine andere EntWickelung läßt die folgende Zußnnmenstellung erkennen. Kursstand Mai April Mai 1903 1907 Bergbau. Hütten und Salinen. 132,83 186,76 205,11 Sterne und Erden...... 179,85 183,42 192,28 Metalle und Maschinen.... 176,02 174,73 163,06 Chemische Industrie..... 315,63 817,58 297,57 Textilgewerbe....... 134,89 134,65 145,06 Papier.......... 128,64 131,27 160,95 Leder.......... 185,19 134,84 152.86 Holz und Schnitzstoffe.... 241,01 237,79 227,90 Nahrung«- und Genußmittel.. 190,80 190,18 191,90 Baugewerbe........ 125,17 121,96 118.47 Bankaktien, deutsche..... 154,17 164,14 152,50 Bankaktien, ausländische.... 159,44 158,21 177,54 BersicherunaSgewerbe..... 449,58 442,73 449,57 Verkehrswesen....... 106,82 105,11 112,07 Sonstige Gewerbe...... 148,92 148,54 177,08 145,74 145,29 149,67 Daß der Gesamtdurchschnitt im Mai des Vorjahres den d.. Vormonats noch um etwas überholt hat, ist eine Folge des günstigen Standes der deutschen Bankaktien und des etwas gestiegenen Kurses der Metallindustrie- und Maschinenfabrik-Aktien. Recht merklich ist der Rückgang der Werte der Montanindustrie.
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