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nt e h ru n c\ d e r Loose anrescil zu sollen. Bei der gejzen, rvärtig nicht zu befriedigenden Nachfrage nach Hamburger Loosen dürfte die Unterbringung einer vergrößerten Anzahl derselben keine Schwierigkeiten machen, es darf auch auf vor nicht langer Zeit in Preußen beliebte Maßnahmen in dieser Beziehung hinaewiesen werden." Nun steht es fest, daß ein außerordentlich hoher Brnchtheil der Hamburger Loose im A u 8 l a n d e, V. h. außerhalb Hamburgs , vor allem in Preußen, abgesetzt wird. Und so wenig wir an der bluthcnweißeu Unschuld der Hamburger Säckeinieister und Finanzgewaltigcn den leisesten Zweifel hegen, denn selbstverständlich wissen sie nichts davon, daß die Hamburger Loose, denen das preußische Gesetz den Eintritt wehrt, die schwarzweißen Grenzpfähle als Schmuggelwaare Yassiren so ist an dieser Thatsache trotzdem nicht zu rütteln. Wie sollte man die während der Cholera- Epidemie so glänzend bewährte Staatsweisheit nicht bewundern, welche achrlos an den gefüllten Feuerfesten der Patrizier, der Rheder, Importeure und Börsenherren vorüber geht, anstatt durch eine einschneidende Einkommensteuer« Politik den Staats- finanzen zu Hilfe zu kommen. Aus de« russischen Geheimpapieren. Wie die russische Regierung im Auslande arbeitet, ist durch die Ent- hüllungen des ehemaligen Dolmetschers der russischen Gc- sandtschaft in Bukarest , Jakobsohn's, urkundlich dargethan worden. Unsere Leser sind über die Zetteleien des Zarismus, gerichtet gegen Bulgarien , eingehend unterrichtet worden. Kürzlich sind die Aktenstücke in Buchform veröffentlicht wor- den. Das Schriftchen enthält auch Beiträge zur Tbätigkeit der russischen Beauftragten in Bosnien und Rumänien . Nur Eines sei ohne weitere Erläuterung mitgetheilt: Chifsrirtes Telegramm des Chefs des Asiatischen Departements in Petersburg an den kaiserlichen Geschäftsträger in Bukarest vom L3. Dezember 1883:Der Borsitzende der Slavischen Wohlthätigkeits- Gesellschaft in Petersburg hat an den Direktor der Staatspolizei das Ersuchen gestellt, die Agenten der Staatspolizei mögen den Bulgaren zur Entfer- nnng des Prinzen von Koburg aus dem Fürstenthum und zur Beseitigung der dortigen Machthaber Beistand und Hilfe leisten. DiealsrussicheFischerverkleideten, nachBulgarien entsendeten Agenten der Geheimpolizei haben den Slaalsralh Durnmvo benachrichtigt, das» sie nach genauer Be- sichligung der R u st schuk-Barna» Eisenbahn die Sta- tionTschukur-Tschiflik als sehr geeignet befunden haben, um dort eine Zugentgleisung hervorzu- rufen. Indem Durnowo mich von dieser Thatsacke benach- richtigt, bringt er zu meiner Kenntnis, daß die ihm unter- geordneten Agenten, welche diese Thal vollbringen können, sich in Ismail befinden, und im Falle, daß es notbivendig sein sollle, in Rnstschuk als russische Fischer eintreffen können. Infolge dessen ersuch« ich Sie geehrter Herr, den zur Aus- führung dieser That bereitwilligen Per- fönen zu erklären, daß S p r e n g st o f f e, fo,v,e der Plan des Ortes ihnen zur bestimmten Zeit von unseren Fischern nach Rustschuk gebracht werben wird, was Sie auch dem Gendar- meriechef in Ismail mitzutheilen haben." Italien . Der Eindruck des G r i m a l d i' s ch e n Budgets ist der denkbar ungünstigste. Die Kommer gab dem Herrn Fiuanzminister ihre Mißachtung dadurch zu er- kennen, daß sie ihn seinegroße Finanzrcde" vor leerem Haus halten ließ in der italienischen Kammer etwas Unerhörtes. Daß das Budget mit seinem Ueberschuß auf dem Papier der reinste Schwindel ist, darüber herrscht unter allen Parteien nur eine Meinung. Aber auch darüber herrscht Einstimmigkeit, daß Herr Grimaldi vor den Untersuchungsrichter gehört, nicht aber in ein Mini- sterium. Herr Grimaldi steckt nämlich bis über die Ohren in dem Schmutz desitalienischen Panama "; und daß Herr Giolitti, der italienische Minister- Präsident, sich mit seinem Finanzminister solidarisch erklärt hat, und mit Klauen und Zähnen gegen die Nieder- setzung einer parlamentarischen Untersuchungskomnnssion ankämpft, hat nicht zur Wirkung, daß Grimaldi in besserem, sondern daß Giolitti in schlechterem Lichte erscheint, daß der Verdacht gegen ihn und die übrigen Minister sich mächtig gestärkt hat. Die parlamentarische Lage ist in Italien unhaltbar Seworden; der Strom des Skandals und der öffentlichen mtrüstung schwillt mehr und mehr an, und das schwache Ministerium Giolitti wird bald bei Seite geworfen oder weggeschwemmt sein weggeschwemmt vielleicht auf die Anklagebank.> Das Bindeglied zwischen dem französischen und dem italienischen Panama lst jetzt gefunden worden. Es heißt TriSpi. Unter den Papieren Reinach's hat man einen ausgedehnten Briefwechsel mit demitalienischen Bismarck " gesunden. Die Aktenstücke sind bei den Panama - Prozeßakten und werden bei den im März(vom 6. März an) bevorstehenden Verhandlungen gegen die parlamentari- schenPanamiten" gewiß nicht unter dem Scheffel ver- bleiben; und sehr bedenkliche Streiflichter dürften auf das Treiben in Italien fallen. Der Kongres, der französischen Arbeitsbörsen hat folgende Fragen zu verhandeln: 1. Aenderung der Statuten des Arbeitsbörsen-Verbandes. 2. Beziehungen der Arbeitsbörsen zu den Gemeinden; obligatorische Gründung von Arbeitsbörsen überall da, wo die Gewerkschaften es verlangen; 8. Gründung einer allgemeinen Streikkasse und von Lokal- lassen durch die Arbeitsbörsen; 4. Unbedingte und vollständige Uebertragung der Stellen- vermittelung an die Arbeitsbörsen und Gewerkschaften; S. Allgemeine Organisation der Gewerkschaften und Fach- vereine; Schaffung von gewerkschaftlichen Verbänden; 6, Organisation der Feier des 1. Mai durch alle Gewerkschaften; 7. Vereinigung sämmtllcher ftanzösischen Gewerkschaften und Arbeitergruppen zur Beschickung des allge- meinen Gewerkschafts-Kongresses, der im Juli dieses Jahres zu Paris tagen wird; 8. Beschaffung von Geldmitteln durch die Departements und die Gemeinden zur Unterstützung der Arbeitslosen, welche den Aufenthalt wechseln wollen; Verwaltung der betreffenden Geldmittel durch die Arbeitsbörsen; 9. Gründung eines monatlichen oder vierteljährlichen Verbandsorgans. Nach den letzten Berichten war man gestern bis zum sechsten Punkte gelangt und hatte sich betreffs aller Fragen Einmüth, gleit herausgestellt. Der Kongreß wird heute ge- schloffen. Diebe iibernll. Nüch dem Panamaskandal in Paris , dem Bankskandal in Rom , der Eisenbahnskandal in Lissabon ! Bei der Verwaltung der p o r t u a i e s i- schen Staatsbahnen sind große U n t e r s ch l e i f c aufgedeckt worden. Zuerst hieß es, die Gerichte würden einschreiten, die öffentliche Kritik zerzauste die hochgestellten Ehrenmänner, die sich an Staatsgcldern vergriffen, aber bald ebbte die erregte Flnth. Jetzt schreibt der gut unter- richtete Lissaboner Berichterstatter der Münchener Allge- meinen Zeitung":Plan kann schon heute mit ziemlicher Sicherheit voraussehen, daß es angesichts der delikaten Natur der Sache, und bei der hohen Stellung einiger B e t h e i l i g t e r zu diesem Aeußersten nicht kommen wird."Delikat" ist jede Angelegenheit, bei welcher die Verderbniß der herrschenden Klassen enthüllt wird, und es iststaatsmännisch", jeden Skandal zu vertuschen, der einflußreiche Vertreter jener Klassen an den Pranger stellt. Diese Politik ist keineswegs eine portugiesische Eigenart. Die neue Homerulebill G l a d st o n c's stimmt im wesentlichen mit seiner ersten Homerulebill überein, die er 1886 einbrachte und die ihm sein Müiisicrportefeuille kostete. Die Grundzüge sind genau dieselben, die Aenderungen meist Abschwächungen, um die Opposition zu entwaffnen. Dieser Zweck ist freilich nicht erreicht worden. Dw Stärke der prinzipiellen Opposition, wir meinen die Op- Position derer, die überhaupt keine Aenderung des Ver- hältnisses zwischen Irland und dem übrigenReich"(Em­pire) wollen, liegt darin, daß die große Mehrheit der Vertreter von England, Schottland und Walles gegen die Homerule in jeder Gestalt ist. Dies giebt den konservativen und liberalen Unionisten(Anhängern der Union der Verbindung mit Irland ) ihre geschlossene.Kraft, während das Ministerium Gladstone nur dank der- Unterstützung der Jrländer eine Majorität hat. Die Opposition ist deshalb auch sieges- gewiß und geht, wie wir den Telegrammen entnehmen, dem Ministerium mit großer Heftigkeit zu Leibe. Ueber den Ausgang des Kampfes läßt sich noch nichts voraussagen. In einem Punkt hat Gladstone bis jetzt einen Erfolg ge- habt, die orthodoxen Parnelliten haben sich, wenn auch nicht unbedingt, für die Vorlage erklärt. Was die Vorlage selbst betrifft, so ist sie, wie wir gestern schon hervorhoben, nichts weniger alz demokratisch. Sie ist ein Kompromiß mit dem Bestehenden und hat alle Blängel eines Kompromisses. Der Kardinalfehler ist die un- geschickte Regelm, g dcsVerhältnissesderJrländer zudem Reichs- parlamcnt. Sie sollen ihre eigene Vertretung haben, zu- gleich aber auch im Reichsparlament sitzen allerdings in verminderter Zahl und zwar als Parlamentarier zweiter Klasse, die nicht witzustimmen haben in allen das übrige R e i ch ausschließlich betreffenden Angelegenheiten. Es ist dies eine, obendrein praktisch kaum zu verwirklichende Anonialie, die daraus entspringt, daß Gladstone sich nicht entschließen konnte, England, Schottland und Wales mit Irland gleichzustellen, jedem dieser vier Landestheile eine besondere Vertretung nach Art unserer Land- tage und allen vier zusammengenommen ein gemeinsames Parlament nach Art unseres Reichstags zu geben. Gelingt es ihm, die jetzige Homerulebill wenigstens in ihren Hauptbestimmungen durchzusetzen, so ist eine Reform, wie die oben angedeutete, unabweisbar und nicht aufzuschieben. Panama in de« Bereinigten Staaten. Charles de Lesseps hat bekamulich vor dein Pariser Untcrsuchungs, richter erklärt, es sei seiner Zeit einem aus amerikanischen folitikern, Kongreßmitgliedern und Bankiers bestehenden omitce seitens der Panamakanal-Gesellschaft ein Kor- r uptionsfonds von 2 400 000 Dollars zur Ver- fügung gestellt worden. An der Spitze des betreffenden Komilees stand der ehemalige Marinemimster Richard W. Thompson, der von dem alten Lesseps selbst mit einem Jahressalair von LS 000 Dollars enaagirt worden sein soll, um die Interessen der Kanalgesellschaft in den Ver- einigten Staaten gegenüber denjenigen der Nicaraguakanal- Gesellschaft wahrzunehmen. Das Repräsentantenhaus des Kongresses hat nun einen Ausschuß ernannt, der die Angelegenheit hinsichtlich Verwcnoung des amerikanischen Korruplionsfonds untersuchen soll. Bei dieser Untersuchung wird eine Krähe hackt der andern kein Auge auS nichts oder so gut w,e nichts hcrausspringen. Das nord- amerikanische Parlament ist ein solcher Klüngel kapitalistischer Gruppen, eine so festgeschlossene Vereinigung von Agenten der Eijenbahngesellschaften, Ringe und Trusts, die Käuflich- keit der Stimmen ist eine so selbstverständliche Einrichtung, daß dieser Bestechungssonds nur als eine Geschäftspraktik unter vielen erscheint. Varlamenkartsikxes. ?u heutiger Sitzung der Militärkommission wendete steh ie der(ultr.) gegen die gestrige Rede des Reichekanzlers, namentlich gegen dessen Aeuherung, daß es u n l o g i s ch sei, von einerEinführung der zweijährigen Dienstzeit im Rahmen der gegenwärtigen Friedenspräsenz" zu sprechen. Herr Lieber will nicht alsunlogischer" Kopf gelten; er meint, es gebe viele Leule, die lieber für schlecht als für dumm angesehen werden wollen. Der Antrag Rickert genüge nicht, um die für beide Seilen Reichstag und Regierung nölbige Gewährschafl zu bieten, die er m i t B e n n» g f« n für geboten erachle. Die Regierung balle die Vermehrung des Heeres für die Hauptsache uud die 2jährige Dienstzeit als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes. das Zentrum halte die Einführung der 2 jährigen Dienstzeit für die Hauptsache und die Truppenvermehrung nur als nöthigen organischen Ausgleich sür die Ausrechterhaltung der gegen- »värtigen Friedensstärke. Das Zentrum hätte also eigentlich einen dahtn zielenden Gesetzentwurf einzubringen; nach den schroffen Albweisungen seitens der Regierung sei dazu aber jetzt keine Möglichkeit. Als Ausgleich für die längere Dienstzeit der Kavallerie und reitenden Artillerie bei der Fahne schlage er vor, die Mannschaften dieser Waffengattungen ein Jahr weniger in der Landwehr ersten Aufgebots dienen zu lassen. v. Hammerstein bedauert, daß das Zentrum seine Vorschläge nicht gleich sormulirt vorgelegt habe. Er ist kein Freund der zweijährigen Dienstzeit, will sie aber als eine Artnothwendiges Hebet" für die Verstärkung der Wehrkraft mit in den«auf nehmen. Auch vom voltSwirthschastlichen Standpunkt aus sei die l» n g« r e Dienstzeit der kürzeren vorzuziehen! Die konservative Partei sei nicht in der Lage, sich auf eine gesetzlich« Festlegung der zweijährigen Dienstzeit einzulassen. General von Goßler berichtet über die militärischen Versuche, die betreffs Durchführung der zweijährigen Dienst. zeit seit 188, gemacht wurden. Es ser von 81 Stellen Bericht erstattet worden, davon hätte» sich 10 dagegen ausgesprochen. Diese sahen die Verbesserung der Armee vielmehr in der volle» Durchführung der dreijährigen Dienstzeit(also Beseitigung des Systems der Dispositionsurlauber) u n d in Vermehrung der Truppcnzahl; 21 Stellen sprachen sich g ü n st i g aus und machten die Vorschläge, die jetzt in der Gesetzes- vorläge niedergelegt sind; diese Stellen berichteten, daß Aus- bildung und Disziplin befriedigend waren und nur die Schießübungen etwas an Ueberstürzung gelitten hätten. Dr. B>-l h l vertherdigt mit großem Eifer die gestrigen Aus- führungen v. Bennigsen's, Haußmann(Bolksp.) vertritt den R i ck e r t'schen Autrag. Dem Antrag Bebel uud Gen. auf gleiche Dienstzeit für alle Waffengattungen, zu dem er sich seine Stellung noch vorbehalte, feie» von niililänscher Seite so gut wie gar keine technischen Gründe entgegengesetzt worden. Er stellt deshalb die bestimmte Frage an die Militär- Verwaltung: welches sind die militärisch» t e ch- » i s ch e n Gründe, welche die Einführung der zwei- jährigen Dienstzeit bei den berittene» Truppen angeblich unmöglich machen? Aus den Mittheilungen des Generals v. Gabler gehe hervor, daß die Ausbildung der Truppen bei der dreijährigen Dienstzeit unbefriedigend ist, daß daher bei der zweijährigen Dienstzeit nicht so zu sagen von einem Geschenk der Regierung an das Volt die Rede sein könne, es sich vielmehr bei der Dienstzeitverkürzung durchaus um ein selb- ständiges Interesse der Militärverwaltung handele. General v. Goßler antwortet auf die Frage Haußmann's nach den militärischen Gründen für Nichtherabsetzuag der Dienst­zeit für die Reilerei, diese lägen in der Unmöglichkeit, dre Pferde in zwei Jahren abzurichten. Eine Kavallerie, die nur auf zugerittenen Pferden reiten lerne, nicht aber auch auf un- gerittenen Pferden, sei eben keine Kavallerie. Die dreijährige Dienstzeit sei das Minimum für die Reiterei. Um diese ganz und gar unzureichende, nichtssagende Antwort etwas zuwürzeil", leistete der Herr General sich den Scherz, zu behaupten, die schweizerische Kavallerie reite auf den Pferden, die unter Aufsicht der Fremdenführer von den Touristen geritten werden! v. Komier owsky(Pole) theilt mit, daß er und sein Fraktionskollege vorläufig gegen alle Anträge stimmen werden. Freiherr v. Friesen (sächs.-kons.) vertheidigt den Parade- drill jegen Bebel, die Parade sei einegeistige Ausbildung" für den Mann. Er erzählt aus seiner Militärlaufbahn, daß er vor 32 Jahren auch von der Ansicht ausgegangen sei. daß alles Paradcmäßige zu beseitigen fei, dafür habe man ihm den Vor- ivurf gemacht, den man heute auf politischem Gebiete gegen ihn erhebe, nämlich, daß er demagogisch vorgehe. Nach seiner Ueberzeugung habe die Armee heute nichts ZopfinähigeS mehr au sich. Durch einige Geschichten aus den Jahren 18KS und 1870/71 sucht er den Nachweis zu führen, daß nur langgediente Kavalle- rillen im Kriege brauchbar seien. Zum Schluß bittet er die Opposition gar beweglich, doch der Negierung, die den Wünschen des Volkes ia so weitgehende Zugeständnisse mache, auch die unbedingt nothwendigen Kompensationen zu bewilligen. Die bis jetzt vorliegenden Vermittelungsvorschläge seien sur ihn unan« nehmbar, die Bennigsen'schen mindestens noch verfrüht. Schluß der Sitzung 1 Uhr. Nächste Sitzung morgen Vormittag Vell Uhr. Die Kommission deS Reichstag« für den Gesetzentwurf über die Abzahlungsgeschäfte hat am Dienstag Abend die beiden ersten Paragraphen in folgender Fassung angenommen: § 1. Hat beim Verkauf einer dem Käufer übergebenen be- weglrchen Sache, deren Kaufpreis in Theilzahlungen berichtigt werden soll, der Verkäufer sich das Recht vorbehalten, wegen Nichterfüllung der dem Käufer obliegenden Verpflichtungen vom Vertrage zurückzutreten, so ist im Falle dieses Rücktritts jeder Theil verpflichtet, dem anderen Theile die empfangenen Leistungen zurückzugewähren. Eine entgegenstehende Vereinbarung ist nichtig. Dem Vorbehalte des Rücktritts steht es gleich, wenn der Ver- käuser wegen Nichterfüllung der dem Käufer obliegenden Ver- pflichtungen krast Gesetzes die Auflösung des Vertrages verlangen kann. §2. Der Erwerber hat im Falle des Rücktritts dem Veräußerer die in- folge des Vertrages gemachten Aufwendungen, sowie benzenigen Schaden zu ersetzen, welcher durch«ine von ihm auö Vorsatz oder Fahrlässigkeit verursacht« oder von ihm zu vertretende Ver- schlechterung der Sache entstanden ist. Für geleistete Dienste, sowie für die Ueberlassung des Gebrauchs oder der Benutzung der Sache ist der Werlh zu vergüten. Eine entgegenstehende Vereinbarung, insbesondere die vor Ausübung deS Rücktritts» rechts erfolgte vertragsmäßige Festsetzung einer höherei, Ver- giUimg, ist nichtig. Auf die Festsetzung der Höhe der Vergütung finden die Vorschriften des§ 260, Absatz 1 der Zivil-Prozeßordnung entsprechende Anwendung. Weiter gehende Anträge, welche auch die Anrechnung des entgangenen Geschäftsgewinnes u. f. w. besonders zulassen wollten, wurden abgelehnt. Da auch für die Kommission eine zweite Lesung beschloffen ist. so darf die jetzige Fassung der beiden Paragraphen noch nicht als endgillig betrachtet werden. Die Kommisston zur Vorberathung der Wucheraesels- Novelle hat ihre zweite Lesung geschloffen und ihre Thäiigkert beendet. Sie hat nach lebhaften Debatten die Regierungsvorlage in ihren wesentlichsten Theüen angenommen. Die Anträge unserer Genossen in der Kommisston, ausdrücklich die Ausübung deS Retentionsrechts an der unrntbehr- lichen Habe, ferner die Ausbeutung der Nothlage des Einzelnen und der arbeitenden Klasse durch Arbeitsverträge durch besondere Zusätze als Wucher zu bezeichnen, wurden abgelehnt, weil die Regelung bei Retentionsrechts nicht in dieses Gesetz gehöre, und weil es einer besonderen Hervorhebung, daß auch ein strafbarer Wucher durch einen, zu niedrige Löhne enthaltenden Arbeitsvertrag geschaffen werden könne, nicht be« dürfe. Desgleichen wurde ihr Antrag, über AnUagen wegen Wucher durch 16 Ml. Diäten beziehende Laienrichter entscheiden zu lassen, abgelehnt. Die WahlprüfuugS-Kommtsstou des Reichstage» hat die Wahl des Abg. Grasen zu Stolberg in Rastenburg geprüft und beschlossen, zu beantragen, daß die Giltigkeitserklärung ausgesetzt und Beweiserhebung über die in den Protesten behaupteten That- fachen vom Reichskanzler augestellt werde. Vavkeinrick,rilk,kett. Eine eindringliche Warnung vor dem Textil- arbeiter Karl Kästner, zuletzt in Frankfurt a. M., richten die Parteigenossen dieses Ortes namentlich an die Genossen in Holland , wohin sich Kästner begeben haben soll. Näheres über die Angelegenheit ist durch den Vertrauensmann G. Meier in Frankfurt a. M., Katharinenpforte 11, zu er- fahren. »» Ei» amüsante» Beispiel' von der Konfusion, die unter unseren Gegnern über den Sozialismus herrscht bringt dieSchwäb. Tagwacht". Das in Stuttgart erscheinende ultra- montaneDeutsche VolkSblatt� veröffentlichte in der letzten Sonntagsnummer einen Arttkel gegen die Sozialdemokratte, auf dessen erster Spalte eS hieß:Wir sind weit entfernt, nun einen großen Abfall im sozialdemokratischen Lager zu erwarten; dieser Erwartung giebt man sich auch nirgends in der Presse hin. Der Sozialismus ist eben keine Wissenschaft, wie die Führer prahlen, sondern eine Religion, so weit man von einer Religion ohne Gott sprechen kann." Aus der dritten Spalte desselben Artikels aber hieß es wörtlich:Aber wie ge- sagt, der Sozialismus ist nicht b l o S ein« Wissenschaft, er ist ein« Religion, dt« des konsequente» sozialen Materialismus."