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«rtikel httPost" keine Widerlegung veröffentlicht habe. Merl- würdig ist es nun. dah das Rundschreiben just am selbe» Tage erlassen wurde, als derPost"-Artikel erschien, man also eine Widerlegung gar nicht abwartete, und ebenso merkwürdig ist es, dah die AuSzüge aus Publikationen des Bundes, die diePost" in ihren Artikeln gegen den Bund verwegdet. just dieselben Entstellungen enthalten wie die Abschriften, mit denen die Generaldirektion bei den Verhandlungen operierte. Ter Referent legte großen Wert darauf, daß durch die Gesetzgebung ein wirklicher Schutz des Koalitionsrechtes der Arbeiter und Angestellten ge- schaffen werde, und diese Forderung wird denn auch in der Reso- lution besonders betont, die im übrigen den schärfsten Protest der annähernd 1000 versammelten Privatangestellten gegen das Vor- gehen des Verbandes bayerischer Metallindustriellen enthält. An das Referat schloß sich eine lange Diskussion, die bis Uhr dauerte und an der die auf Einladung des Bundes er- schienenen Gäste regen Anteil nahmen. Von unseren Parteigenossen sprachen die Reichstagsabgeordneten Robert Schmidt und Rechts- anwalt Heine, ferner Schriftsteller Julian Borchardt . Ge- nosse Schmidt bekundete den Angestellten seine rege Anteilnahme an ihrem Kampfe für die Koalitionsfreiheit und die gewerkschaft- lichen Ziele ihrer Organisation, machte sie auf die Klassengegensätze wie darauf aufmerksam, daß bloße Proteste auf die Dauer schwer- lich etwas nützen, sich immer wieder neue Konflikte mit den Unternehmern ergeben würden und der Bund deshalb wie die Arbeiterorganisationen zum Kampf gerüstet sein müsse. Der Redner wies auch darauf hin, daß von der jetzigen Regierung, die ja den Staatsbeamten und Staatsange- stellten selbst aufs strengste verbietet, sich irgendwie zu organi- sieren, kein irgendwie wirksamer Schutz de? Koalitionsrechtes zu erwarten ist, und ebensowenig von den Parlamentsvertretern des Unternehmertums, das ja naturgemäß nur seine eigenen Jnter- essen wahrnimmt. Der nächste Redner war Dr. B r e i t s ch e i d, der die Bundes- Mitglieder aufforderte, ihre gewerkschaftliche Organisation bis zu den letzten Konsequenzen im Sinne der modernen Arbeiterbewegung durchzuführen und da? laue Verhalten gewisser Parteien und Politiker in der Frage der Koalitionsfreiheit bedauerte. Sodann teilte ein Mitglied des Bundesvorstandes mit, daß der Vorstand beschlossen hat, eine Maßregelungsunterstützung in der Höhe von zwei Dritteln des Gehalts an ledige, von drei Vierteln des Gehalts nebst Zuschlägen für die Kinder an verheiratete Mit- glieder zu zahlen, und daß, um das Solidaritätsgefühl unter der Kollegenschaft zu stärken, dafür 3 Monate lang eine Extrastcuer in der Höhe des Monatsbeitrages erhoben werden soll. Echtnationallibcrale" Ausführungen machte der sichjung- liberal" nennende Regierungsrat Dr. P ö n s g e n. Er suchte den Anwesenden weißzumachen, wer heute noch Angestellter sei, könne morgen schon Unternehmer sein. Es käme auch gar nicht darauf an, welcher politischen Partei sich die Privatbcamten anschlössen, nur sollten sie innerhalb der betreffenden Partei ihren Interessen Geltung verschaffen. Demgegenüber legte Genosse Wolfgang Heine dar, wie die Angestellten mit akademischer Bildung vielfach noch mehr Unterdrückung und Knechtschaft zu erdulden haben als die stark organisierten Lohnarbeiter, und wie die Unternehmer, denen in ihrem eingebildeten Herrenmenschen- tum alle moralischen Erwägungen für die Katz sind, völlige Unter- werfung von ihnen fordern. Die Privatbeamten sollten aber gründlich erwägen, welche Partei ihre Rechte wirksam vertritt und beachten, was die Vertreter der Parteien im Parlament sagen werden. Genosse Julian Borchardt erklärte, daß die Privat- beamten, die auch nur einigermaßen. mit den Verhältnissen bekannt seien, gar nicht abwarten brauchten, was die verschiedenen Parla- mentsvertreter sagen werden, sondern von vornherein wissen müßten, daß es eben nur die Sozialdemokratie ist, die energisch für die Interessen der Angestellten wie Arbeiter kämpft, während die bürgerlichen Parteien, wie eS nicht anders sein kann, für das Unternehmerinteresse eintreten. Hätten jene 6 Organisationen ihre �300 000 Mitglieder beizeiten über die Klassengegensätze aufgeklärt und zum Kampf gerüstet dagestanden, die Mctallindustriellen würden keine Lust gezeigt haben, mit ihnen anzubinden. Gegenüber dem Bestreben unserer Genossen, den Anwesenden die Grundbegriffe des Klassenkampfes klarzumachen, suchte ein Ingenieur die Fabel von Jnteressenharmonie zu vertreten, wurde aber bald durch allgemeine Unruhe und Schlußrufe zum Schweigen gebracht. Im Laufe der Diskussion gaben Vertreter verschiedener Or- aanisationen Sympathie- und Solidaritätserklärungen ab, so vom Technikerverband, vom Verband der Maschinenbauwerkmeister und vom Verband der kunstgewerblichen Zeichner. » Eine in den Germaniasälen einberufene Versammlung war ebenfalls sehr stark besucht und nahm einen ähnlichen Verlauf. Die in beiden Versammlungen angenommene Resolution lautet: Die am 13. Juni 1S08 in den Germania , und Sophiensälen aus Einladung des Bundes der technisch-industriellen Beamten versammelten Privatangestellten Grotz-Berlins erheben schärfsten Protest gegen den Hinterhaltigen Eingriff de» PerbandeS bayeri- scher Metallindustrieller in das gesetzlich verbürgte Koalitionsrecht. Sie fordern die gesamten Privatangestellten Deutschlands auf, sich zur energischen Abwehr der gegen die Verbesserung der Standes- Verhaltnisse gerichteten Angriffe zusammenzuschließen und Schulter an Schulter in den Kampf um das Recht der Koalition einzutreten. Von den gesetzgebenden Faktoren erwartet die Versammlung, daß sie nunmehr mit größter Beschleunigung dafür sorgen werden, daß die Verhinderung am gesetzmäßigen Gebrauch der Koalitionsfrei- heit unter Strafe gestellt wird. Der Presse, die sich der bedrohten Angestellten in so einmütiger Weise angenommen hat, spricht sie dafür ihren herzlichsten Dank aus und bittet sie, ihnen auch ferner- hin helfen und fördernd�zur Seite zu stehen." s.# ' In einer imposanten DcmonstrationSversammlung in Rürn- berg protestierten 2000 Angestellte der Industrie gegen den Erlaß d«S Bayerischen JndustriellenverbandeS, der die brutale Entlassung der Angehörigen der Berufsorganisationen der Bureauangestellten, Techniker, Ingenieure usw. forderte. Alle Redner bezeichneten den Erlaß als einen Schlag ins Wasser, der die Privatbeamten endlich aufgerüttelt und sie in Massen den Organisationen zugeführt habe. Referent Professor Hummel- Karlsruhe erklärte, der Erlaß werde eine Epoche bilden in der Geschichte der beut- scheu Arbeiterbewegung, denn auch in den geistigen Arbeitern sei nun der Gedanke erwacht: Nicht mehr getrennt marschieren, sondern immer vereint zu schlagen. Aus allen Teilen Deutschlands liefen Telegramme ein, worin die Privatbeamten den Berufsgenossen Bayerns im Kampfe gegen den Bayerischen Metallindustriellenverband moralische' und finanzielle Unterstützung zusichern. Im Laufe der Versammlung sandten die Metallindustriellen das untey' folgende Schreiben. Dieses Schreiben wurde allgemein als Komödie bezeichnet. Der im Namen der sozialdemokratischen Partei sprechende Abg. Dr. Süßheim wurde mit stürmischem Beifall empfangen. Der Sekretär Osterkorn der Jungliberalen schüttelte den früheren Führer König, der den Erlaß unterzeichnet hat, ab. Ein neuer UkaS. Der Verband der Metallindustriellen hält eS anscheinend auS taktischen Gründen für gut, etwas Oel auf die Wogen hxx Er­regung auszugießen, wie folgendes Schreiben kustdgibt� Verband bayerischer Meiallindustriellen. Nürnberg , 16. Juni 1908. Der Beschluß vom 21. Mai 1908 und die an die Mitglieder hinausgcgebene Warnung vor den Angehörigen der im Schreiben vom 3. Juni 1908 bezeichneten Verbände beruht nach lieber- zeugung des Vorstandes auf einer reiflichen Prüfung der Tendenzen der einzelnen Verbände auf Grund vorliegender Aeußerungen derselben. Mittlerweile ist von verschiedenster Seite dem Vorstand Material erbracht worden, welches denselben veranlaßt, in eine wiederholte Prüfung der Frage einzutreten und bis zu deren Erledigung seinen Mitgliedern einen Aufschub im Vollzug des Rundschreibens vom 3. Juni 1908 z u empfehlen. Der Vorstand wird gleichzeitig den im Rundschreiben be- zeichneten Verbänden Gelegenheit geben, über ihre p r i n- zipielle Stellungnahme dem Arbeitgeber gegenüber sich zu äußern und allenfalsige irrige Ansichten hierüber zu berichtigen. Bemerkt wird, daß der Technikerverband in den Be- schluß vom 21. Juni 1908 niemals mit einbezogen war. T«r Vorstand des Verbandes bayerischer Metallindustrieller. I. B. gez.: Nerz, 2. Vorsitzender. Ich habe der heutigen Sitzung nicht angewohnt, erkläre aber zu dem vorstehenden Beschluß mein Einverständnis. gez. Dr. A. Rieppel, 1. Vorsitzender. Entweder die Verbände kriechen zu Kreuze, oder eS handelt sich tatsächlich nur um einen Aufschub der Maßregelung. Viel- leicht erwägt man nur, ob eS nicht besser ist, mit der heimlichen Feme das Strafgericht über die Angestellten hereinbrechen zu lassen._ III. Gevtralvtrsmnlllmg des Zkutraloerbaudes der Schuhmacher Deutschlands . Gotha , 13. Juni 1908. Im festlich geschmückten Saale des VolkshauseS eröffnet Simon- Nürnberg als Vorsitzender des Verbandes die General- Versammlung. Als Vertreter des österreichischen Schuhmacherverbandes ist Müller- Wien erschienen; der schweizerische Schuhmacherverband ist durch Z i n n e r- Winterthur vertreten. Zinner nahm in den achtziger Jahre bereits lebhaften Anteil an der Schuhmacher- bewegung. Da er österreichischer Staatsangehöriger war, wurde er im Jahre 1886 zur Zeit des Sozialistengesetzes als lästiger Ausländer auS Gotha ausgewiesen. Jetzt ist Zinner Bürger der Schweiz . Der Kollege Bock hatte darum nachgesucht, Zinner für die Tagung der Generalversammlung der Schuhmacher Deutschlands in Gotha den Aufenthalt zu gestatten. Das ist zwar geschehen, das Schriftstück der gothaischen Regierung ist aber ein neues Kennzeichen für die Kulturhöhe Deutschlands, und muß dasselbe daher der Nachwelt erhalten bleiben. Es lautet wörtlich: Abschrift. Stadtrat zu Gotha . Herzogl. Sächsisches Staatsministerium A. II. 2960, zu 3026 II. Gotha , den 4. Juni 1908. Anlage: Akten. Auf ein Gesuch des Wilhelm Bock in Gotha ist beschlossen worden, dem Journalisten Dionis Zinner einen mehrtägigen Aufenthalt vom 12. 25. Juni 1908 in der Stadt Gotha unter der Bedingung zu gestatten, daß er in keiner Weise«ine politische oder sozialistische Agitation entfalte. Der Stadtrat hat den Wilhelm Bock hiervon in Kenntnis zu setzen und ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß Zinner sofort ausgewiesen werde, wenn er agita- torisch tätig wird. z. An den Stadtrat, hier, I. N. 3026. In Abschrift an Herrn Wilhelm Bock Hier, Sonneborner Straße 18. Als Vorsitzende werden Simon- Nürnberg und Markus- Kassel, als Schriftführer Lex- Stuttgart, Kluß- Kiel, T i e tz e- Berlin, S o I d m a n n- Schweinfurt, Demberger- Weißenfels , Rohleder- Schmölln, WeikerS- Halle und Finkheimer- Bremen gewählt. Die Präsenzliste ergibt die Anwesenheit von 64 Delegierten, 9 Gauleitern, 3 Vorstandsmitgliedern, 1 Mitglied deS Ausschusses und 1 Redakteur des FachblatteS, des siebzigjährigen alten Veteranen und früheren Vorsitzenden S i e b e r t- Nürnberg, K n o l l» Berlin als Vertreter der Generalkommission. Nach Erledigung einiger Formalitäten erstattet der Vor- sitzende Simon- Nürnberg Bericht. Der Mitgliederbestand hat sich in den beiden letzten Jahren wie folgt gestaltet: Zahl der Mitglieder am Schlüsse des 4. Quartals 1905: 28 546; eingetreten in der Berichtsperiode 29 965; zusammen 58 511. Ausgetreten und aus- geschlossen 20 353; Zahl der Mitglieder am Schlüsse des 4. Quartals 1907: 38 158. Demnach ist in der zweijährigen Berichtsperiode eine Mitgliederzunahme von 96l2 zu verzeichnen. Der christliche Lederarbeiterverband hat etwa 4441 Mitglieder, der Hirfch-Dunckerfche Verband dürste noch etwa 5300 Schuhmacher als Mitglieder zählen, während die Gelben in der Schuhbranche fast vollständig verschwunden sind. Wo bisher der Versuch gemacht wurde, die gelbe Organi- sation zu Nutz und Frommen der Arbeitgeber zu gründen, haben sie nach einiger Zeit schmählich Schiffbruch erlitten. In Burg bei Magdeburg haben wir trotz des Fabrikantenvereins jetzt bei der Firma Tack u. Co. 1350 Mitglieder! Die Arbeitslosigkeit unter den Mitgliedern ist im Zunehmen begriffen. Während im März 1906 nur 142 Mitglieder arbeitslos waren, stieg die Zahl am 3l. Dezember 1906 aus 335 und am 31. Dezember 1907 auf 990, gleich 7,02 Proz. Noch in keiner Berichtsperiode war die Lohn- und Streik- bewegung eine so umfangreiche wie in der letzten. ES fanden statt in den Berichtsperioden: AngriffstreikS AbwehrstreikS M�Sttctf Zusammen 1898/99... 28 29 65 117 1900/01... 20 35 105 160 1902/03... 25 48 124 197 1904/06... 29 66 166 230 1906/07... 84 41 860 486 Insgesamt wurde in den beiden letzten Jahren erzielt: für 12 573 Personen 45996 Stunden Arbeitszeitver- k ü r z u n g und für 15 847 Personen 27 007 Mk. Lohn» erhöhung pro Woche. Diese Zahlen bilden einen Wertmesser für den Erfolg geWerk- schaftlicher Organisation. Die Gesamtkosten der Lohn- und Streik. bewegung betrugen in der Berichtsperiode 1906/07 3 39 8 37 Mk. Bei den Lohnbewegungen hat eS sich gezeigt, daß die Christlichen oft die größten Schwierigkeiten bereiten. Die Jugend darf nicht von der Organisation abgesondert werden. Pflicht der älteren Kollegen muß eS sein, die jungen Kollegen bei Spaziergängen, in Versammlungen usw. in der Naturwissenschaft zu belehren. Die luktuation der Mitglieder ist zwar noch groß, ist aber in der bnahme begriffen. Hoffen wir so schließt Redner, daß die Aroeiten der Generalversammlung abermals dazu beitragen, weitere Fortschritte im Interesse der Kollegenschaft zu machen.(Beifall.) Den Kassenbericht erstattet der Kassierer R c u tz- Nürnberg. Die Gesamteinnahme und-Ausgabe bilanziert in den letzten zwei Jahren mit 1642 197.72 Mk. In den Ausgaben figurieren: für Arbeitslosenunterstützung 79 864,46 Mk., für Krankenunterstützung 256 591,61 Mk., für Reiseunterstützung 37 051,96 Mk., für Umzug?» Unterstützung 15 582,92 Mk.. für WöchnerinnenunterstützunA 6928, Marl , für Notfallunterstützung 3927,02 Mk., für Unterstützung jn Sterbefällen 12 471, Mk., für MaßregelungSunferstützung 8530,71 Mark, für Rechtsschutz 3566,28 Mr., für Streikunterstützung 290 472.88 Mk. Der Kassenbcstand betrug am Schlüsse 1907 in der Haupt- kasse 439 640,80 Mk.> G r u n o w- Breslau: Der Bericht des Vorstandes ist allgemein befriedigend. Die Agitation in Schl sien wird besonders gehemmt durch die grotzpolnische Bewegung. Jugendliche kommen hier fast nicht in Frage. Die gewerkschaftlichen Unterrichtskurse in Berlin , woran Redner teilgenommen, können in der jetzigen Form nicht den gewünschten Erfolg zeitigen. Sechs Vorträge an einem Tage sind nicht zu verdauen. Legiens Vorträge müßten gedruckt und dann verbreitet werden. Hölter mann-Pirmasens : Die Christlichen stellten daS Verlangen, auch dort zur Beratung hinzugezogen zu werden, wo sie überhaupt keine Mitglieder hatten. S t a a b- Potsdam" fragt an, ob diejengen organisierten Kollegen, welche als Hilfskellner im Nebenerwerb teilweise tätig sind, auch noch der Organisation der Gastwirtsgehilfen angehören müssen, welche Frage von K n o l l- Berlin als Vertreter der Gcneralkommission im bejahenden Sinne beantwortet wird. Müll er- Wien schildert in längeren Ausführungen die Organisationsverhältnisse der österreichischen Kollegen und stattet der deutschen Organisation den Dank für gewährte finanzielle Hilfe ab. H olzh au s e n- Hamburg: Die Mittel für weitere Be- schickung der gewerkschaftlichen Unterrichtskurse können wir nicht bewilligen. Lcx-Stuttgart : Den christlichen Gewerkschaften gegenüber sind wir von Anfang an viel zu entgegenkommend gewesen. Die Ansicht Simons über die Ausbildung und Belehrung der Jugend- lichen teile ich. Die gewerkschaftlichen Kurse haben wenig Wert. Die Schule des praktischen Lebens ist die beste. B e n d i g- Berlin : Pflicht deS Vorstandes ist es, den Zahl- stellen eine gemeinverständliche Darstellung der jetzigen Vereins- rechtlichen Bestimmungen zur Verfügung zu stellen. Finkheimer- Bremen: Die gewerkschaftlichen llnterrichrs- kurfe find für uns zwecklos. Gotha , 16. Juni 1908. H er r m an n- Nürnberg: Unsere Gewerkschaft darf sich der Pflicht nicht entziehen, für die politische Arbeiterbewegung Opfer zu bringen. Wir können es daher nur mit Freuden begrüßen, wenn unser Kollege Simon das Mandat als bayrischer Landtags- abgeordneter angenommen hat und sich demgemäß hervorragend der politischen Bewegung widmet. Allerdings darf dadurch in der Geschäftstätigkeit des Vorstandes keine Stockung eintreten. Leider ist dies heute teilweise der Fall. Es kommt noch der Umstand hinzu, daß das Vorstandsmitglied Kollege König auch zugleich Gau- lciter für Bayern ist. Letzterer kann infolgedessen auch nur teilweise seinen Posten im Bureau ausfüllen. Die einzelnen Beamten werden dadurch überlastet, worunter die Organisation leidet. Hier muß Abhilfe geschaffen werden. Für die nötigen Ersatzkräste müssen wir sorgen. ES dürfte sich empfehlen, eine siebengliedrige Kommission zu wählen, welche diese und ähnliche Fragen zu prüfen und eine entsprechende Vorlage zu machen hat. Jn der Frage der Beschickung der gewerkschaftlichen Unterrichtskurse herrschen im Vorstand Meinungsverschiedenheiten. Mir scheint diese Art der Ausbildung unserer Gewerkschaftsfunktionäre nicht die richtige. Die Hauptsache ist, in den einzelnen Ortschaften Einrichtungen zu treffen, wo unseren Funktionären Gelegenheit zur Ausbildung in den Elementarfächern gegeben wird. Schaffen wir eine solche Institution, so haben wir ganz erheblichen Nutzen. Redner be­spricht alsdann noch mehrere Fragen, welche in der Debatte berührt worden sind, die aber kein allgemeines Interesse haben. K n o l l- Berlin, Vertreter der Generalkommission, verteidigt die Institution der gewerkschaftlichen Unterrichtskurse und wendet sich in längeren Ausfuhrungen gegen die Ausführungen verschiedener Redner. Herrmann, so führt Redner aus, verkennt völlig die Auf- gaben dieser Kurse. Sie sollen den einzelnen Gewerkschafts- funktionären nur Gelegenheit geben, sich die nötige Sachkenntnis zur systematischen Bearbeitung der die Gewerkschaften inter - essierenden Fragen anzueignen. Gewiß sind noch Mängel vorhanden. Aber wo finden Sie eine so neue Institution ohne Mängel? Freilich ist die praktische Schul« des Lebens nach wie vor not- wendig. Unsere heutige Zeit verlangt aber gebildete Köpfe, zumal auch unsere Gegner juristisch äußerst geschulte Leute in ihren Diensten haben. Es beteiligt sich noch eine ganze Anzahl Reoner an der Diskussion. Neue Momente treten nicht hervor. Mehrere auf den Vorstandsbericht bezügliche Anträge werden teils durch An, nähme, teils durch Ablehnung oder Ueberweifung erledig Elfte Generalversammlung des Jelllralverbandes der Köttcher und Köttchkrei-Silfsarbtiter DellWands. Kassel , 15. Juni 1908. Vom ersten Verhandlungstage ist noch einiges nachzutragen: Der Vorsitzende Winkelmann erklärt, daß die Grenzstreitigkeiten mit dem Verbände der Brauer trotz der auf der Vorständekouferenz gefaßten Resolution nicht beseitigt sind. ES würde Aufgabe deS GewerlschastskongresieS sein, hier Wandel zu schaffen. Mit den Unter ftüvungSeinrichtungen dürfe der Verband nicht weiter gehen, als wie eS geschehen ist, und deshalb müssen alle diesbezüglichen Wünsche begraben werden, wenn nicht eine ziemliche Beitragserhöhung statlsindet. Jn kurzen Worten streift Redner die Verhandlungen des Kölner Gewerkschaftskongresses uud gibt der Meinung Ausdruck, daß die Anficht über de» Massenstreik heut im allgemeinen eine ganz andere ist, als wie zur Zeit der Kölner Tagung. Die Beschickung des Juternationalen Kongresses in Stutt- gart bezeichnet Wnilelmann als nutzbringend für die Organifatton. Auf Beschluß sollen dieselben auch in Zukunft beschickt werden. Nachdem der Kassierer Thierfelder noch einige Erläutc- rungeu zum Kassenbericht gegeben und festgestellt. daß das gesamte Vermögen 78 360,21 Mark beträgt, beantragt die Revisionskommission Entlastung für den Vorstand. Die gestern für Agitation vermerkte Summe ist nicht richtig, da sich die Ziffern verschoben haben. Es muß heißen: für Agitation wurden 7145,00 verausgabt. Der Bericht über die Tätigkeit des Ausschusses be- schäftigt sich nur mit inneren Verbandsangelegenheiten. Die Debatte über den gesamten Borstandsbericht gestaltet sich recht lebhast und zeitigt manche gute Anregung für die fernere Agitation. Eine Anfrage, warum die Generallommisfion nicht auf der Generalversammlung vertreten ist, wird im Schlußwort von W i n k e l m a n n dahin beantwortet, daß der Vorstand eS für selbst­verständlich gehalten hat. daß die Gcneralkommission sich vertreten lassen würde. Aus diesem Grunde sei keine besondere Einladung erfolgt. Ulrich- Leipzig macht bemerkenswerte Ausführungen betreffs der Grenzstreitigkeilen. Redner glaubt, daß diese Erscheinungen durch die wirtschaftliche Entwickelung gefördert werden, da der Kampf zwischen Industrie- und Berufsverbänden immer mehr in den Vordergrund trete. 2. LerhandlungStag. Den BerichtiiberdaSVerbandSorgan gibt Redakteur Holtmann. Die Verbandszeitung, die aus den kleinsten Anfängen sich emporgearbeitet hat, erscheine heute in einer Auslage von 10 200 Exemplaren. DaS Organ verursachte in der letzten Geschäfts- Periode einen Kostenaufwand von 22 Pf. pro Kopf und Quartal. Jn der Geschäftsperiode wurden drei Anllagen gegen die Redaktion anhängig gemacht, die Verurteilung zu Geldstrafen im Gefolge hatten. G r ö g e r bedauert, daß die Zwistigkeiten zwischen dem Haupt- vorstand und einzelnen Kollegen IN Hamburg nicht in, Verbands-