Nr. 142. 25. Jahrgang.
Die Ingenieure
im Kampfe um ihre Koalitionsfreiheit.
Sonnabend, 20. Juni 1908.
Phalang von 40000 technischen Angestellten gegen- tum zu kämpfen. Wir würden durch die alleinige Verschmelzung über, von den Handlungsgehilfen abgesehen, deren einhellige Stellung mit den Lederarbeitern benachteiligt. Die Frage der allgemeinen nahme noch nicht vorliegt. oder partiellen Fusion muß getrennt werden. Die Verschmelzungs gleiche Schauspiel wie im Reichstag bei Debatten um Angeſtellten wären. Wir handeln, indem wir uns für die Verschmelzung erDie beiden gestrigen Technikerversammlungen boten fast das frage darf man nicht von dem Standpunkte aus beurteilen, als ob die einzelnen Branchenorganisationen am Ende ihres Lateins Auf den Gewaltstreich, den die Industriellen gegen das forderungen. Bis hinein zum jung- liberalen Lager waren die Ver- Hären, nicht aus dem Gefühl der Schwäche.( Beifall.) Roalitionsrecht der Angestellten geführt haben, liegt eine Antwort ihr Wohlwollen für die Angestellten und ihre moralische Entrüstung als entschiedener Gegner der Verschmelzung zum Lederindustries treter der politischen Parteien erschienen, um mit schönen Worten Mahler, Vorsitzender des Lederarbeiterverbandes: Ich bin Der Bund der technisch- industriellen Beamten veranstaltet jezt über die Unternehmer auszusprechen. Wenn schöne Reden Wirkungen berband bekannt. Die Deduktion der Anhänger der Verschmelzungs überall im Reich Protestversammlungen und gestern haben zwei der haben könnten, dann müßte jezt für den neuen Mittelstand" ein frage, daß mit der Vergrößerung der Mitgliederzahl auch die artige Rundgebungen in Berlin stattgefunden. Aus dem Bericht der goldenes soziales Beitalter beginnen. Aktionsfähigkeit steigt, ist falsch. Das sehen wir beim Holzarbeiter. Führer des Bundes ist besonders die interessante Tatsache bemerkensberband. Die Behauptung, daß der Mangel an Funktionären durch die Verschmelzung beseitigt wird, trifft feineswegs zu. Blume, Vorsitzender des Sattlerverbandes: Ich kann heute
der dabei beteiligten Technikerverbände vor.
Zu den Versammlungen hat man auch die Bertreter der sozial wert, daß es sich bei dem Anschlag der bayerischen Industriellen um Moltenbuhr, Wolfgang Heine und Robert Schmidt er- schon sagen, daß die Sattler und Portefeuiller schon baldigst ihre demokratischen Reichstagsfraktion eingeladen und waren die Genossen ein systematisch eingeleitetes Verfahren handelt. Von gefälliger Seite, nämlich von Dr. Bürner, find die Direktoren der Maschinenbau - schienen. In gehaltvollen Ausführungen wurde von ihnen dargelegt, Organisationen verschmelzen werden. Sollte es zu einer Vers fabrik Nürnberg- Augsburg auf die neugegründete Ingenieur- daß die bürgerlichen Mittelstandsfreunde den Angestellten nicht helfen schmelzung kommen, so müffen wir bei Festlegung der Grundlagen gewerkschaft aufmerksam gemacht worden. Ganz überrascht von dieser werden, weil sie ihnen nicht helfen können. Die kapitalistische Ent- hinzugezogen werden.
und Lederarbeitern.
größere Aktionskraft.
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Bod Gotha: Der Industrieverband dürfte allen beteiligten Organisationen Vorteil bringen. Hamacher Berlin : Ein Industrieverband gibt uns größere Leistungsfähigkeit; deshalb befürworten wir ihn.
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Stunde, daß derartige Organisationsbestrebungen trot Unterstützungs- widelung treibt sie eben zu jenem großen, gewaltigen Interessen- Weinschild: Vorsitzender des Portefeuillerverbandes: Die bereine und gelben Gewerkschaften nun auch unter den Angestellten gegensatz, der keinen Unterschied zwischen Handarbeit und Kopfarbeit wirtschaftliche Entwickelung zeigt uns den Weg des Zusammen. Boden finden, wollte man hier ein Erempel statuieren. Gin Ingenieur, fennt, sondern nur den zwischen Arbeitern und Unternehmern, und schlusses. Diese Entwidelung ist für die Verbindung der Sattler der als Mitglied dieser so gefährlichen Organisation den gestrengen der Stopfarbeiter ist genau so Arbeiter wie der Handarbeiter. Die mit den Portefeuillern gegeben, aber nicht mit den Schuhmachern Herren Direktoren bekannt war, wurde gemaßregelt. Wider Erwarten Angestellten haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie noch ab- Simon: Der Einwand, daß nach der Verschmelzung die ging diese Aktion aber nicht so glatt wie gewöhnlich von statten, hängiger und widerstandsloser in das Joch tapitalistischer Aus- einzelnen Berufe anderen gegenüber zurücstehen müssen, ist haltlos. von den 150 Ingenieuren der dortigen Werte waren 20 im Bunde beutung eingeschirrt sind wie die Handarbeiter dadurch, daß der wir verkennen nicht die Schwierigkeiten bei Gründung des organistert, die sich mit dem gemaßregelten Kollegen solidarisch er- neue Mittelstand" die volkswirtschaftliche Bedeutung seiner Industrieverbandes. Bei einigem guten Willen kann man diese flärten. Die Werkleitung mußte fich zum ersten Male dazu be- laffe, die sozialen Aufgaben seiner Berufe nicht erkannte, aber lösen. Der Industrieverband verleiht uns zweifelsohne eine quemen, mit ihren Angestellten in einer solchen Angelegenheit zu daß er sich vom Blockrummel einfangen ließ, hat er nicht nur verhandeln, es wurde sogar die Teilnahme eines offiziellen die allgemeinen Voltsinteressen der Reaktion ausgeliefert, sondern Bertreters des Bundes, des Ingenieurs Lüdemann- Berlin er hat auch seine eigenen Interessen verraten. Die heutige soziale durchgesezt. An den Verhandlungen zwischen den Vertretern der Organi- Gesetzgebung, die Rechtlosigkeit des Lohnarbeiters aller Kategorien sation und den Werkleitungen ist die Naivität bemerkenswert, welche dem Kapital gegenüber ist die Frucht der Politik, die von den AnFür die Verschmelzung sprechen noch: Seifert, Selbig die Direktion dabei an den Tag legte. Mit väterlicher Strenge machte gestellten bisher mit begünstigt wurde. Gruno, Weber, worauf Schluß der Debatte erfolgte. man der Bundesleitung darüber Vorwürfe, sich durch die SozialMit der gespanntesten Aufmerksamkeit folgten die Zuhörer den Es wird sodann über die Form der Abstimmung berhandelt. Simon Nürnberg: Der Vorstand hat sich zu folgendem demokratie zur Gründung von Gewerkschaftsorganisationen Ausführungen unserer Redner, der lebhafte Beifall während und am berleiten zu lassen. Auf die Erwiderung, daß es auch christliche und Schlusse der Reden ließ erkennen, daß hier die Macht der Tatsachen Vorschlag bereit erklärt: Es soll nur die einfache Mehrheit aller Mitglieder zur Beschlußfassung erforderlich sein. Die Urabstimmung Hirsch- Dunderſche Gewerkschaften gäbe, erfolgte prompt die Antwort, eine eindringliche Wirkung ausgeübt hat. Die Sozialdemokratie hat auch hier wieder ihr altes, bewährtes stimmungsliste erfolgen. Ueber die Frage, ob auch allein mit dem soll zu einer bestimmten Zeit mittelft Stimmzettel und Abdaß es für den Werkherrn darin einen Unterschied gäbe, daß es sich hier immer um sozialdemokratische Be- Schweineglück, um das damalige verärgerte Wort eines Zentrums- Reberarbeiterverband eine Verschmelzung erfolgen soll, soll eine strebungen handle. Der Rotkoller macht in den Köpfen dieser demagogen zu gebrauchen. Die Sozialdemokratie hat keine Ursache, besondere Abstimmung vorgenommen werden. Der Vorstand Industriemagnaten jede Unterscheidung unmöglich. bei jeder Gelegenheit gleich den bürgerlichen politischen Klopffechtern empfiehlt diesen Vorschlag zur Annahme. Von einigen Rednern Das Resultat dieser Verhandlung zwischen Organisation und betriebsam auf Stimmenfang zu den Angestellten zu gehen. Der wird dieser Vorschlag unterstüht, von anderen bekämpft. Nach Firma war, daß die Maßregelung zurüdgezogen wurde. Nur beste Agitator ist der Scharfmacher. Für uns arbeitet die tapitalistische längerer Debatte wird der Vorschlag des Borstandes angenommen: Es folgt hierauf der Punkt: Statutenberatung wenige Tage später folgte dann der schon bekannte Utas, welcher Entwickelung, welche die Angestellten ganz von selbst in unsere Herrmann- Nürnberg begründet die Anträge des Bor also einen Wortbruch der schlimmsten Art durch die Unternehmer be- teihen hineinzwingt. standes und wird beschlossen, zunächst über die Beitragserhöhung deutet. Inzwischen waren einige Hezartikel auf den Bund in der zu beraten. " Post" losgelassen worden, die ihre Augsburger Herkunft nicht verleugnen konnten. Als die Bundesleitung wegen ihrer Handlungsweise die dortige Direktion interpellierte, wurde ihr die Erklärung zu teil, daß die Industriellen zu ihrem Vorgehen sich deshalb verpflichtet fühlen, weil die Bundesleitung sich gegen die Anwürfe der Post" nicht verteidigt habe. Dieser der Frage der Borfall gibt sicher ein klaffisches Beispiel, welche Unverfrorenheit Verschmelzung aller Organisationen in der Lederindustrie.
die Unternehmer sich hier anzuwenden unterstanden.
XII. Generalversammlung des Zentralverbandes der Schuhmacher Deutschlands .
Gotha , 17. Juni 1908. In der heutigen Sigung beschäftigte sich der Verbandstag mit
Das Referat hierüber hält der Sekretär Herrmann
Elfte Generalversammlung des Zentralverbandes der Böttcher und Böttcherei- Hilfsarbeiter Deutschlands .
Kassel , 16. Juni 1908. Zweiter Verhandlungstag( Nachmittagsfizung). Nach dem Schlußwort des Redakteurs wird die Abstimmung
Ueber den Anschluß an den Holzarbeiterverband
referiert um I and Hamburg . Die Ausführungen find in fols gender Resolution zusammengefaßt:
Boraussichtlich werden sich die Scharfmacher aber eine schmäh- Nürnberg : Man kann über diese Frage mehl verschiedener Meinung über die Anträge vorgenommen und werden alle Wünsche auf liche Niederlage holen. Der Bund ist entschlossen, diesen sein. Die Generalversammlung des Lederarbeiterverbandes hat beſſere Ausgestaltung des Fachorgans angenommen. In Zukunft Schlag gründlich abzuwehren, vom Vorstand wurde ein Extra beschlossen, über die Verschmelzungsfrage eine Urabstimmung vor: erhält das Organ den Namen Deutsche Böttcherzeitung". beitrag für eventuelle Gemaßregelten unter zunehmen. Voraussichtlich werden sich die Mitglieder dieser Organis stützung ausgeschrieben. Es steht zu erwarten, daß die fation mit großer Mehrheit für die Verschmelzung erklären. Der 12 000 Jngenieure sich geschloffen diesem Att von Unternehmer- Lederarbeiterverband ist bereit, mit den Organisationen, welche willtür entgegenstellen. Desgleichen gab der Deutsche Tech- fich für die Verschmelzung erklären, zweds Festlegung der Grundniter Verband, der 25 000 Mitglieder zählt, den Beschluß Berbindung zu treten. Wir können diesen Beschluß nur begrüßen. lagen für die Bestimmungen des Industrieverbandes in nähere in der Versammlung bekamut, daß er sich mit dem Bund Mit weit größerer Straft kann der Industrieverband der Untersolidarisch erklärt, Leicht mag der Verbandsleitung dieser nehmerwillfür entgegentreten und die Gefahr der Organisations= Beschluß nicht geworden sein, der sicher eher aus Klugheit vernichtung abwenden, als die einzelnen Berufsorganisatinen es wie aus Tapferfeit gefaßt wurde. Handelt es sich doch bei vermögen. Ob das Fachorgan beim Industrieberband verbilligt dem deutschen Technikerverband in der jezigen Situation einfach um werden kann, entzieht sich meiner Berechnung. Jedenfalls aber eine Lebensfrage. In hellen Haufen würden die Mitglieder dieser muß das Fachblatt den verschiedenen Berufen Rechnung tragen. Organisation den Rücken kehren, wenn er hier versagt hätte. Des- Wir berlangen allerdings zur Beschlußfassung dieser Frage die gleichen steht der deutsche Zeichnerverband und der Verein weidrittelmehrheit. Diese Vorsicht ist geboten. Wenn nun auch nicht alle Branchen sich zur Verschmelzung bereit erklären, so sind der Maschinenban- Wertmeister nicht nur moralisch, wir doch geneigt, auch mit einzelnen Organisationen die Verbindung rung der Agitation und der Lohnbewegungen, die durch Anschluß Korreferent Seel- Mainz führt aus: Die bessere Durchfüh sondern auch materiell hinter den bedrohten Verbänden. Die Scharf einzugehen. Freilich haben wir im Vorstand erhebliche Bedenken an den Holzarbeiterverband angeblich erreicht werden soll, trifft macher haben also mit ihrem Schwabenstreich einen Erfolg erreicht, für die alleinige Verbindung mit dem Lederarbeiterverband. Die nicht zu. Die Wirklichkeit beweist das Gegenteil. Auch der Holzden ste nicht erwartet hatten. Sie sehen sich einer geschlossenen Lederarbeiter haben mit einem sehr kapitalkräftigen Unternehmer- arbeiterverband hat noch über 200 000 Indifferente zu organi
Jakob Audorf.
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" Der Verbandstag beschließt den Anschluß an den Holzarbeiterverband aus folgenden Gründen: Der durch die wirts schaftliche Entwickelung sich vollziehende Auflösungsprozeß und die zunehmende Konzentration der Betriebe, die Erstarkung der Unternehmerorganisation im Böttchergewerbe gestaltet den Kampf um die Besserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen immer schwieriger. Es ist deswegen notwendig, daß die eins zelnen Glieder der Arbeiterbewegung mehr zusammengefaßt werden, um dadurch die Widerstandsfähigkeit und größere Er folgsmöglichkeit zu steigern."
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Der Mann, in dessen Liedern sich das fernfeste Wesen seiner Bosnien und Dalmatien . Eine davon, dessen Verfasser Abbe hamburgischen Heimat widerspiegelte, war, wie die meisten Männer, Forlis ift, teilt das- bekanntlich auch von Goethe bearbeitete die es in der sozialdemokratischen Bewegung zu Ruf und Namen Lied über den Tod der Frau des Asan Aga mit, ein Werk über die Behn Jahre sind jetzt seit dem Tode eines Mannes verflossen, gebracht haben, proletarischen Herkommens. Sein Vater, der 1891 Morladen von Madame de Wynnes hat einen Anhang von„ Volts. aus dessen Sang die deutschen Proletarier zu Hunderttausenden Hochbetagt starb. war Weber. Er selber lernte das Mechanikerhand- liedern", die aber sämtlich une cht sind, das dritte Buch enthielt Begeisterung und Stampfesfreude geschöpft haben. Jafob Audorf, wert und durchwanderte nach altem Handwerksburschenbrauch ein eine ziemlich echte Ballade. Außerdem benügte Mérimée bier der Dichter der deutschen Arbeitermarseillaise, schloß am 20. Juni gutes Stück von Deutschland , der Schweiz und Frankreich . Im Beitungsartitel über die illyrische Literatur, deren Verfasser sein Jahre 1869 wandte er 1898 für immer die Augen. sich bon seiner Heimat aus Freund Charles Nodier war. Nodier, von dem Mérimée Sein Sang, so alt wie die deutsche Sozialdemokratie, hat wie nach Rußland , er mehrere Jahre als Werkführer tätig auch den Titel seines Buches hatte, wußte natürlich um diese allen Unterdrückungen getrott. Wie heute noch kaum ein war. Der Hort des Absolutismus nahm ihn Denn nach Ereine wunder den Schwindel und er steigerte ihn noch. Parteifest ohne die Arbeitermarseillaise denkbar ist, so hallte sie als liche Fügung zum zweiten Male auf, als der Senat seiner Vater- scheinen der Gusla" bezichtigte er den Herausgeber des verbotenes Lied durch die Lüfte, wenn die Parteigenoffen unter dem stabt ihn 1881 auf Grund des Sozialistengefezes ausgewiesen hatte. Plagiats! Später, für die Ausgabe von 1842, schrieb Mérimée Sozialistengesetz von ihren geheimen Zusammenkünften heimkehrten. Sechs Jahre darauf durfte er nach Hamburg zurüdfehren; fortan eine Borrede, worin er die Mystifitation recht deutlich durchblicken und damals schon hatte die Marseillaise eine Generation von war er bis an sein Lebensende als Redakteur am" Echo" tätig. ließ. Er sagt da:„ Es kam uns der Gedante, unsere Seise im euroSängern hinter sich. Es wird unsere Leser interessieren, über den Wenige Tage vor seinem Tode sah er noch den Triumph der Partei päischen Osten zu beschreiben, sie vorteilhaft abzufeßen und unseren Geburtstag des meistgesungenen Liedes unserer Partei einiges zu bei den Reichstagswahlen von 1898. Und jetzt, nach zehn Jahren, Profit dazu zu verwenden, um zu sehen, ob wir uns in unseren erfahren. Es war am 20. September 1864, als die Hamburger darf die deutsche Sozialdemokratie abermals triumphierend singen: Beschreibungen nicht geirrt hatten." Aber diese Andeutung wurde nicht beachtet und die Mystifikation ist erst jest nachgetdiefen. Sie Mitgliedschaft des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins bei der Trauerfeier für Ferdinand Lassalle zum erstenmal den Audorfschen stellt für die Südslaven ein Gegenstück zu der Königinhofer Tegt zur Marseillaise sang. Handschrift" dar, der angeblichen aus dem Mittelalter stammenden tscheschischen Dichtung, die heute auch bei allen ernſten tschechischen Gelehrten, wie Masaryk und Gebauer, als eine Fälschung des Patrioten" Hanta gilt.
Der„ Nordstern" berichtete am 1. Oftober 1864 darüber: Den Schluß( der Trauerfeier) bildete der Gesang eines nach der Weise der Marseillaise von Herrn J. Audorf d. I. verfaßten Liedes, welches von der ganzen Versammlung mit Begleitung der Musik gesungen wurde."
Diese nüchterne Erwähnung in dem sonst mit lebendigster Anteilnahme geschriebenen Bericht deutet kaum darauf hin, daß damals gleich die begeisternde Wirkung der Audorfschen Marseillaise erkannt wurde. Aber gegen Ende der sechziger Jahre war sie unter den Lassalleanern schon so populär, so zeitgemäß" wie heute noch in der ganzen Partei:
Das freie Wahlrecht ist das Zeichen
Auf guten Boden fiel die Saat; Uns aber bleibt die kühne Tat, Heil'ges Vermächtnis sei sie allen:
Kleines Feuilleton.
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Henrik Wergeland . Am Mittwoch feierte das norwegische Bolt den hundersten Geburtstag eines Mannes, der in der ersten Hälfte Eine literarische Mystifikation, die das Werk eines bedeutenden des vorigen Jahrhunderts als Dichter und Schriftsteller ber Dichters ist und der andere bedeutende Dichter und Gelehrte zum größten Einfluß auf das geistige Leben des Voltes gesen und Opfer gefallen find, ist von zwei slavischen Philologen, dem Kroaten wie fein anderer zu jener Zeit dem Gedanten demoTomo Matic und dem Pariser Professer Leger, festgestellt tratischer Freiheit und politischer Unabhängigkeit Raum zu worden. Im Jahre 1827 erschien die erste größere Sammlung füd- schaffen suchte. Es ist Henrit Wergeland . Bei Lebzeiten flavischer Volkspoesie in französischer Sprache. Sie hieß: Die gehörte er zu den Ausgestoßenen der guten Gesellschaft; erst bei Gussa( nach dem bei den Südslaven zur Begleitung des Gesanges feinem Tode im Jahre 1845 wurde ihm allgemeine Anerkennung zu dienenden Saiteninstrument), und ihr Herausgeber war Prosper teil, wenigstens als Dichter. Er hatte es mit den Bauern gehalten, In dem wir fiegen. Nun wohlan! Mérimée . Das Buch erregte ein außerordentliches Aufsehen. Es was damals für einen Mann aus dem„ gebildeten Stande" tom Diese Worte erfüllten sich 1867, als das Reichstagswahlrecht verschaffte nicht nur dem jungen Herausgeber Zutritt in die bors promittierend war; er mischte sich unter die Arbeiter, als ob proklamiert wurde. Sie sollen sich noch weiter und zwar in hoffent- nehmsten literarischen Salons, z. B. der Madame Récamier, er selbst zu diesem Pöbel" gehörte. Er gab ein Blatt lich nicht allzuferner Zeit erfüllen, nachdem Preußens Proletariat im sondern wurde auch überall im Auslande mit schwärmerischer Be- Für die Arbeiterklasse" heraus, eine revolutionäre Tat Kampfe gegen die Dreitlassenschmach in diesen Tagen eine wichtige wunderung für die geoffenbarten Schäße naiver und origineller สิน jener Zeit, wenn auch dies Blatt felbft nicht Position erobert hat. Volksdichtung aufgenommen. Pushtin übersetzte es zum Teil besonders revolutionär war und in der Hauptsache zu allgemeiner Aber nicht nur an dem Schlachtgefang der deutschen Arbeiterschaft ins Russische , Browning ins Englische , Midiewicz nahm Aufklärung der Arbeiter dienen sollte. Wergeland sympathisierte mit darf Andorfs Dichtkunst gemessen werden. Er war durchaus nicht einige daraus übertragene Balladen in seine gesammelten Werke auf den sozialistischen Theorien St. Simons. Seine unter den damaligen nur Sänger des Liedes im höheren Chor", sondern ließ auch dem und der berühmte Altmeister der slavischen Philologie Safarit Verhältnissen revolutionäre Pionierarbeit bildete den Ausgangspunkt Humor gern sein gutes Recht. Das Petroleumlied", das nach einer rühmte es in seiner Geschichte der serbischen Literatur als eine wert für die erste sozialistische Agitation in Norwegen . Nicht nur das lustigen Weise aus Mamsell Angôt" gesungen wurde, verspottete volle Anthologie der Volkskunst jener Länder. Die ganze Bürgertum, auch die Arbeiterschaft Norwegens feiert das Andenken 1877 eindrucksvoll die Sozialistenfurcht des Reichsphilisters. Und Sammlung aber ist, wie die beiden obengenannten Gelehrten dieses Dichters und Voltsmannes.
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bis in Audorfs Todesjahr finden wir die von dem Dichter ge- nachgewiesen haben, eine Mystifitation Mérimées.
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schriebenen Sonntagsplaudereien des" Hamburger Echo" mit manchem fennt jezt auch die Quellen, die ihm dabei gedient Natürliche Feinde der Mücken. Der Frantf. 8tg." wird ges fernigen Scherzgedicht eingeleitet. haben. Es sind vor allem drei Reisebeschreibungen über schrieben: Das wirksamste Mittel gegen die Malaria übertragenden