Einzelbild herunterladen
 

Kr. 144. 2Z. Jahrgang. L KilM des Joimirts" Wim PMIott. Dieastag, 28. Innl 1908. ö. Kongreß der GewerWcl)aften veutichlands. Hamburg , 22. Juni 1908. Um 97, Uhr eröffnete der Vorsitzende der Generalkommission Karl Legren den Kongreß. Er begrühte zunächst die Vertreter Dänemarks , Oesterreichs , Ungarns und der Schweiz als lebende Zeugen der internationalen Solidarität. Dann gedachte er des glänzenden Auffchwunges der deutschen Gewerkschaften. Fast zwei Millionen organisierte Arbeiter stehen hinter den versammelten Delegierten. Das sage ich nicht aus Nationalstolz, nicht um die ÄZeiterarbeit durch Selbstzufriedenheit zu hemmen, sondern weil«vir jahrzehntelang nach England, dem klassischen Lande der Gewerkschafts- Bewegung, gesehen und geglaubt haben, daß wir das nie erreichen würden. Aber heute stehen wir nicht nur an Mitgliederzahl, sondern auch an Finanzkrast und Einwirkung auf das öffentliche Leben der Arbeiterorganisation keines Landes nach. (Beifall.) Hamburg aber ist historischer und klassischer Boden der deutschen Gewerkschaftsbewegung. Schon 1863 faßte hier der Allgemeine deutsche Arbeiterverein Lassalles seine erste Sympathie- lundgebung zugunsten der berufsgenossenschastlichen Organisasion. Manche Enttäuschungen begleiteten den Weg der Arbeiterorgani- iatton, aber sie setzte sich gerade unter dem Sozialistengesetz hier in Hamburg durch, und während nicht eine öffentliche Arbeiterversamin- lung gestattet wurde, schloffen sich die gewerkschaftlichen Vereine immer fester zusamnien. Nach dem Fall des Ausnahmegesetzes nahmen sie trotz vorübergehenden Stillstandes bald einen raschen, großen und anhaltenden Aufschwung. Aber diese Entwickelung vollzog sich nur unter dem lebhaftesten Widerstand der Regierung und der herrschenden Klassen!(Sehr wahr!) Ausnahmegesetz, Umsturzgesetz »nd Zuchthausvorlage sagen uns genug. Noch in der letzten Geschäftsperiode mutzten wir das Berufsvereinsgesetz abwehren, das die Gewerkschaften nicht weniger schwer geschädigt hätte als die ZuchthauSvorlage.(Sehr wahr!) Manche Bestimmungen des an- geblich vom liberalen Geiste durchwehten neuen Vereinsgesetzes sind gleichfalls direkt gegen die Gewerkschaftsbewegung gerichtet(Sehr wahr I), so die Bestimmungen gegen die Jugendlichen, die wir er- ziehen nnissen, und gegen die fremdsprachigen Arbeiter, die wir für unsere Organisasionen brauchen. Und doch tun Regierung und herrschende Klassen unrecht, daß sie die moderne Arbeiterbewegung bekämpfen. Denn wenn Deutschland jetzt unter den Industriestaaten »inen ersten Platz einnimmt und sogar dem alten Industriestaat England Konkurrenzmachen kann, so dankteS daS nicht seinem stehenden Heere und seinen Rüstungen, sondern der Intelligenz der deutschen Arbeiterklasse.(Lebhafter Beifall.) Diese Intelligenz aber dankt die Arbeiterklasse nicht den Herrschenden, sondern sich selbst. Aus eigener Kraft, mit Hilfe der Organisation hat sie sich emporgearbeitet zu einem Machtfaktor deS wrrsichaftlichen und polisischen Lebens.(Sehr wahr I) Die Regierungen können sie wohl von Zeit zu Zeit um- gehen, aber entziehen können sie sich unserem Einfluß auch nicht mehr. Ohne die Arbeiterorganisatton kann das Reichsstasistische Amt keine Arbeiterstatistik machen. Wir haben die gesuchte Hilfe stets gern gewährt. Aber auf die Dauer ist der Zustand nicht haltbar, daß eine Reichsbehörde unsere Hilfe in Anspruch nimmt, während die anderen Reichsbehörden uns nicht als vorhanden be- trachten möchten.(Sehr wahr!) Wir werden uns die volle An- crkennung der Regierungen erzwingen, bitten werden wir nicht darun,.(Lebhafter Beifall.) Um das recht drastisch zum Aus- druck zu bringen, haben wir die Regierungen, die sich auf dem Heimarbeiterschutzkongreß nicht hatten vertreten lassen, wo eS sich doch um die Besserung der Lage der elendesten Arbeiterschichten handelte, zu diesem Kongreß nicht eingeladen.(Lebhafter Beifall.) Dieser Kongreß wird auch ohne amtliche Vertresima einen Fortschritt bedeuten zur völligen rechtlichen Anerkennung der deutschen Gewerk- schasten.(Stürmischer Beifall.) Namens des Lokalkomitees begrüßte Genosse Grosse die De - legierten und hieß sie willkommen in Hamburg zu ernster Arbeit in der eigenen Waffenschmiede der Hamburger Arbeiter. Redner schilderte eingehend die vorbildliche Zusammenarbeit von Partei, Gewerkschaften, Genossenschaften und freien Hilfskassen in Hamburg , oen Kampf gegen den WahlrechtSraub und die großen Leistungen der Produktion". Hamburg habe auch die Frage der Jugendorganisation bereits entschieden. Es sei daS nur eine Frage der Erziehung, nicht der selbständigen Organisation der jungen Leute. Im Anschluß an die Fortbildungsvereine sei die Jugend in Hamburg zweckmäßig organisiert.(Beifall.) Es wird hierauf zur Wahl des Bureaus geschritten. Zu Vorsitzenden werden Legten und Bömelburg, zu Schrlstsührern Cohen- Berlin (Metallarbeiter), Schneider- Hannover(Fabrikarbeiter), K ä p p l e r- Altcnburg(Mühlenarbeiter), kleines feuilleton. JohliitniSfcuer. In manchen Gegenden Deutschlands ist der alte Brauch deS Johannisfeuer noch recht lebendig und zeugt von Opfer- branden aus alter Zeit. Namentlich in Bergländern, Ivo die Flammenzeichen weithin fichtbar sind, hat sich die Sitte erhalten, so u. a. auch in Thüringen , wo ihn die Jugend hochhält. Einer. der als Schulbube dort das Johannisfeuer mitgemacht hat, erzählt uns davon: In Jena find die Johannisfeuer ausschließlich ein Privileg der Schuljugend. Sie sammelt sich selbst das ganze Holz, welches sie dazu gebraucht. Damit möglichst wenig Streitigkeiten beim Einsammeln vorkommen, ist die Stadt in drei Bezirke geteitt. Nach diesen Bezirken, und zwar nach den ehemaligen Stadt- lorcn, nennen sich dieNeutörschen" welchen ich mit Stolz an- gehörte dieJohannis- und Saaltörschen". Die Jugend dieser Bezirke versammelt sich alljährlich nach dem Psingstseste auf ihren Versammlungsorten zurWahl". Es hat da ein jeder seine Stimme, mag es ein Knirps von fünf Jahren oder ein Konfirmand sein. Zuerst wird der.Oberst" gewählt, dann ein zweiter Oberst und ein erster und zweiter Fahnenträger, denn wirNeutörschen" hatten es aus zwei Fahnen gebracht. War die Wahl zu Ende, so teilte der Oberst seine Orders aus und suchte sich einen Stab handfester Burschen mit rioch handfesterenKnitteln" aus, um die Fahne vom vorjährigen Fahnenträger zu holen. Dann wurde Befehl für den nächsten Tag erteilt und ein jeder noch zu treuer Pflichterfüllung ermahnt. Am nächsten Tage wird nun irgend ein Handwagen geliehen und eS beginnt dasEinfodern". Alte Besen, halbe SofaS, Maienbäume, leere Seifen- und andere Fässer, kurz, alles was brennbar ist, wird ein- gesodert. Das Schwierigste aber kommt nun. Kurz vor dem 24. Juni muß der Oberst einen gutmütigen Geschirrführer suchen, der das Holz umsonst auf den Berg fährt, und nicht minder schwierig ist dann das Einfodern für die Wache. Denn so lange daL Holz auf dem Berge liegt, muß eine Wache dabei sein. Da wird dann beim Bäcker. Fleischer, Kolonialwarenhändler usw. geschnurrt, damit die Wache auch etwas Tüchtiges zu essen hat. Zum Schlüsse geht eS in die Rosenbrauerei, wo wir jedes Jahr ein 25 Liter-Fäßchen. Einfachbier erhielten. Wie stolz fühlle man sich, tvenn man für würdig befunden wurde, an der Wache teilzunehmen. Da zog man denn abends in der schlechtesten Garnitur hinauf zum Holz. Neben mir prasselte lustig das Wachtfeuer, unten im Tale schlummerte friedlich die Stadt. Es wurde tüchtig gegessen, ge- trunken, geraucht und lustig geredet. Dazu donnerten unsere selbst- gcfersigten Kanonen, daß das Echo sechsfach an den Bergen wider- ballte. Endlich ist der große Tag da. Da sieht man abends die Jungen mit Fackeln unterm Arm die Berge besteigen. Scharen von«erwachsenen, alte Jenenser, die früher auch als Jungen ge« Wollmann- Charlottenburg(Porzellanarbeiter), Bartels- Dortmund (Bergarbeiter) und K r ä tz i g- Landshnt(Texsilarbciter) gewählt. Bömelburg übernimmt den Vorsitz. Der Kongreß gibt sich seine Geschäftsordnung und setzt seine Tagungszeit fest auf 812 Uhr vormittags und 26 Uhr nach- mittags. Zu Mitgliedern der Mandatsprüfungskommission werden Hübsch (Textilarbeiter), Sachse(Bergarbeiter), Glocke(Tischler). Schmidt (Gärtner), Knüpf er(Zimmermann), Kloth(Buchbinder) und S ch u l tz k i(Transportarbeiter) gewählt. Am Nachmittag soll eine neungliedrige Redaktionskommission gewählt werden, in der alle Jndustriegruppen vertreten sind. Sie erhält sofort den Auftrag, eine Resolution zu dem PunkteGrenz- streitigkeiten" auszuarbeiten, um die Debatte fruchtbar zu gestalten, sie abzukürzen eS liegen 18 Anträge vor und ihr von vornherein eine bestimmte Richtung zu geben. Es folgt die Festsetzung der Tagesordnung. Zu der von der Generalkommission vorgeschlagenen TageS- ordnung sind folgende Abänderungsanträge gestellt: Der Verband der Sattler(Zahlstelle Hamburg ) beantragt auf die Tagesordnung zu setzen: Gewerkschaften und Maifeier. Der Verband der Schuhmacher(Zahlstelle P i r m a- s e n s) will behandelt sehen: Zentral- und Industrie- verbände. DaS Gewerkschaftskartell Karlsruhe beantragt als be- sonderen Punkt: Das Verhältnis der einzelnen Organisationen zu den Gewerkschaftskartellen. und schlägt außerdem vor, den Punkt:.Die Entwickelung der sozialen Gesetzgebung in Deutschland " nicht als letzten, sondern als vierten Punkt auf die Tagesordnung zu setzen. Bömelburg bemerkt zu diesen Anträgen: Die General- kommisfion in Verbindung mit der Konferenz der Zentralvorstände schlägt vor, die Frage der Maifeier im Rechenschaftsbericht der Generalkommission als besonderen Punkt zu behandeln. Dagegen fällt die Behandlung der Frage: Zentral« und Jndustrieverbände offenbar unter den Punkt.Grenz- streitigkeiten" und braucht nicht besonders behandelt zu werden. Dagegen schlagen wir vor, die.Grenzsteitigkeiten" an vierter Stelle zu behandeln und als fünften Punkt zu setzen: Die«Entwickelung der sozialen Gesetzgebung in Deutschland . So wird debattelos beschlossen. Der Antrag Karlsruhe wird abgelehnt. Die Tagesordnung lautet demnach: 1. Erledigung der geschäftlicheu Angelegenheit«!. 2. Rechenschaftsbericht der Generalkommissio». Berichterstatter: C. Legieu. Beratung der Anträge, betreffend: s) Allgemeine Agitation. d) Arbeiterinnen- Sekretariat. Berichterstatterin: I. A l t m a n n> Berlin . o) Agitation unter den Dienstboten. Berichterstatterin: H. Grünberg- Nürnberg . d) Agitation unter den fremdsprachlichen Arbeitern. e) Streikunterstützung und Streikstatistik. l) Heimarbeiterschutz. g) Kommission zur Beseitigung deS Kost- und LogiSzvangeS beim Srbettgeber. ' Berichterstatter: P. Blum- Berlin . h)Correspondenzblatt". i) Maifeier. Die Punkte a, b, ä, o und h sollen gemeinsam verhandelt werden. 3. Zentral-Arbeitersekretariat. a) Bericht über die Tättgkett. Berichterstatter: R. Schmidt- Berlm. b) Die Vertretung der Rechtsuchenden durch die Arbeiter- und Gewerkschaftssekretäre bor den Gerichten. Berichterstatter: E. L e s ch e- Hamburg. 4. Die Grcnzstreittgkeiten. 5. Die Entwickelung der sozialen Gesetzgebung in Deutschland . Referent: H. Molkenbuhr. 6. Die staatliche Versicherung der Privatangestellten. Referent: P. L a n g e- Hamburg. 7. Die gewerbsmäßige Stellenvermittelung. Referent: H. P ö tz s ch« Berlin . 8. Der Boykott als gewerkschaftliches Kampfmittel Referent: O. A l l m a n n- Hamburg. 9. Die Organisation zur Erziehung der Jugend. Referent: R. Schmidt- Berlin . 10. Beratung der nicht unter den vorstehenden Punften erledigten Anträge. flügelten Schrittes den Berg bestiegen hatten, folgen gemächlich nach, um sich das Schauspiel aus der Nähe anzusehen. Um 8 Uhr ist so ziemlich alles versammelt. Die Zeit bis zum Dunkel- werden wird durch Singen von Liedern verkürzt.Guck mal unfern Hausen an, mir kriegen'S greßte Feier I" ruft da ein kleiner Gerne- groß.Das Tärfaß dadrinne habe ich eingefodert".Von mir sin aber die drei Fässer mit Hobelschpähnen", ruf ein dritter. Und so ist ein lustiges Streiten untereinander, iver wohl das meiste ein- geiodert hat.Ach, de Lobschen ha'm ihr Feier schon angebrannt I' ruft einer..De Ziegenhainer irsch ooch 1" ein anderer.Mir warten noch, bis eS ganz dunkel is. dann brennt unsersch am besten". In- zwischen ist es sjiQ Uhr geworden. DieSaaltörschen" haben ihr Feuer auf dem HauSbcrg schon angebrannt. Auch vom Jenzig flammt daS Feuer schon auf. Nur wir undJohannis" ivarten »och. Endlich steckt auch dieser seinen Haufen in Brand. Jetzt kommt nun auch bei ims einalter Herr" mit der Fackel und setzt unseren Holzstoß kunstgerecht in Brand. Da stimmen wir dann alle das Lied an: Flamme empor. Flamme empor! Steige mit lodernden Strahlen Von den Gebirgen und Talen Glühend empor!" Brausend mischt sich unser Gesang mit dem Prasseln des Feuers. Freude und Stolz erfüllt uns, denn unser Feuer war unstteitig das größte. Kommando des Oberst: Zum Fackelzug antreten!«Ein jeder entzündet nun seine Fackel an dem Haufen und nun geht's unter den Klängen des LiedesIch Hab' mich ergeben" den Zickzack- weg vom Berg herab, herunter in die Stadt. Hier zogen wir vor die Häuser derjenigen Bürger, die uns einen besondere« Gefallen erwiesen hatten, und dankten ihnen durch eine kurze Ansprache und mit Liedern. Humor«nd Satire. Nemesis." Zu den preußischen LandtagSWahlen, Der Mann, der hinterm Ofen hockt, Wird keine Schlachten schlagen; lind wer die Suppe eingebrockt, Verdirbt sich selbst den Magen. Man heizt die Stube nicht mit Eis, Und wer da schwarz sein will und weiß, Blamiert sich wie die Preußen. Verliert der Weise den Verstand, So pflegt er sich ju henken. Freidenker gibt'S im deutschen Land, Die gänzlich frei vom Denken. der «eneralkom- Den Rechenschaftsbericht Mission erstattet Legten: Der ausführliche schriftliche Bericht braucht nur in vier Punkten der mündlichen Ergänzung: 1. in der Frage des Ver- hälsisisses der Gewerkschaften zu den Genossenschaften; 2. in der Frage der Maifeier; 3. in der Frage des sogenannten gewerkschast- lichen Fraucnblattes und 4. in der Frage der fremdsprachigen Ar- beiter. Der Gewerkschaftskongreß in Köln hat bekanntlich den Genossenschaften einerseits seine Sympathien ausgesprochen, anderer- seits bestimmte Forderungen gestellt. Wir glaubten, daß damit das Verhältnis endgültig geregelt sei in der Voraussetzung, daß der nächste Genossenschaftstag die Kölner Resolution zu der seinigen machen würde. Da das nicht geschah, wandte sich die Generalkommission an den Vorstand des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine mit der Frage, wie er sich zu den Fordexnngen der Gewerkschaften stelle. Der Vorstand erklärte, daß diese Forderungen in ihren Einzelheiten nicht so allgemein durch den Genossenschaftstag akzeptiert werden konnten, sondern daß zu ihrer Durchführung besondere Verein- banmgen nötig seien. Darauf ließ die Generalkommission die Sach» zunächst auf sich beruhen, um abzuwarten, wieweit die Forderungen erfüllt werden würden. Da kam die Düsseldorfer Tagung der Konsum- vereine und die dort angenommene Resolution stieß auf er» heblichen Widerspruch in Gewerkschastskreisen, weil ihr Wort- laut den«Eindruck erwecken konnte, als wollten die Ge- nossenschaften nicht mehr mit der alten«Energie dafür sorgen, daß ihre Betriebe vorbildlich seien. Die Generalkommisfion setzte sich wieder mit dem Zentralvorstand in Verbindung und machte nunmehr bestimmte Vorschläge im Sinne der Kölner Resolutton. In einer gemeinschaftlichen Sitzung wurden diese Borschläge eingehend beraten und einige Aendernngen vorgenommen. Der Zentralvorstand erklärte aber, daß es nach dem Jnstanzenzuge nicht möglich sei, die Angelegenheit schon auf dem nächsten Genossenschaftstage zu ver- handeln. Der Genosienschaftstag tagt bekanntlich gleichzeitig und deshalb mußte auch die gegenseitige Vertretung unterbleiben. Die Angelegenheit mußte also zurückgestellt werden, weil sie sich noch im Stadium der Beratung befindet. Eine? haben die Ver- Handlungen aber bereits ergeben: Der Vorstand des Zentral- Verbandes hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß die Düsseldorfer Resolutton durchauch�mcht mit dem alten Prinzip der Vorbildlichkeit brechen will. In diesem Sinne wird er dem GenossenschastStag in Eisenach eine Resolution vorlegen. Wird sie, die geeignet ist, die Mißstimmung in Gewerkschastskreisen zu beseisigen, jetzt dort an- genommen, dann können wir unsererseits dieselbe Erklärung wie in Köln zugunsten der Genossenschaften abgeben. In Sachen der Maifeier haben die Verhandlungen des Kölner Gewerkschaftskongresses Veranlassung zu nicht unerheblichen Debatten und Auseinandersetzungen zwischen der Partei« und Ge- werkschaftspresie gegeben. Die Folge war, daß zwischen General- kommisfion und Parteivorstand eine Verständigung darüber gesucht wurde, ob es möglich sei, die Maifeierftage einheitlich zu regeln. Nach der erstmaligen Besprechung wurde in Aussicht genommen, die Frage der Maifeier auf dem nächsten internattonalen Sozialistenkongreß auf die Tagesordnung zu setzen, um eventuell eine Aendcrung des früheren Beschlusses herbei- zuführen lind ihn so zu formulieren, daß die Arbeiterorgani- sationen aller Länder ihm nachkommen können. Die Voraussetzung dafür, daß dieser Punkt auf die Tagesordnung des Internationalen Kongresses kommen sollte, war, daß bei der Vorbesprechung der deutschen Delegierten keine Einigung herbeigeführt wurde. Diese Einigung ist in Stuttgart erzielt worden. Der Parteitag in Essen beaufttagte dann den Vorstand zu Verhandlungen mit der General- kommisfion mit der Maßgabe, daß ihre Vereinbarungen als rechts- verbindlich gelten sollten. Diese Vereinbarung ist bekannt; sie wird den Gegenstand weiterer Erörterungen bei dem Punkte der TageS- ordnung: die Maifeier bUden. Die nächste Frage ist im schriftlichen Bericht nicht erwähnt. Sie betrifft das angebliche Projekt der Herausgabe eines gewerkschast- lichen Frauenblattes. Auf dem Verbandstage der Texttlarbeiter in Leipzig ist gegen diesen Plan von einzelnen Rednern entschieden Verwahrung eingelegt worden. Doch sind die Verhandlungen auf dem Verbandstage mcht in der Art verlaufen, wie im Bericht des Vorwärts" zu lesen war. Daß derVorwärts" einen solchen Be- richt gebracht hat, liegt an der Unfähigkeit des Berichterstatters. Denn ich kann nicht annehmen, daß der Berichterstatter etwa mit Absicht seine eigenen Gedanken in den Bericht hineingebracht hat. DaS stenographische Protokoll ergibt jedenfalls, daß die Verhandlungen dort doch viel sachlicher verlaufen sind, so daß wir keine Veranlassung hatten, uns besonders dagegen zu verwahren. Immerhin mutz ich sagen: loyal war die Handlung der Textilarbeiter nicht. Sie müssen aus lang- jähriger«Erfahrung wissen, daß die Generalkommission nicht- aus eigener Machtvollkommenheit mit solchen Projekten hervortritt, die die allgemeine Gewerkschaftsbewegung angehen. Nun ist in keiner Ausschußsitzung, in keiner Konferenz der Vorstände ein solches Projekt verhandelt worden. Deshalb hätte der Vorstand der Textilarbeiter Und einen Freisinn seh' ich hie Von gleicher Etymologie: Die Kerls sind ganz von Sinnen In Bayern nennt man'S Spinnen. Nun schwirren rum im Karpfenteich Die sieben roten Hechte. Da schwinimt'ne wunderschöne Leich' Den Burschen ans Gemächte. Schwupp! drehn sie bei und schnappen zu: Nun hat die liebe Seele Ruh'. Gar bitter ist im Sterben Der Anblick froher Erben. (Edgar Steiger im.Simplicissimus".) Notizen. M u s i k ch r o n i k. Die königliche Oper erwarb zur Aufführung für die nächste Saison: Karl Gold marks Oper .«Ein Wintermärchen" und das in Paris bereits gespielte lyrische DramaLa Habannera" von L a p i e r r a. Heinrich Hart-Feier. Die Heinrich Hart-Gesellschaft veranstaltet zur Erinnerung an den dahingegangenen Dichter in der Nacht vom 27. zum 28. Juni im.Neuen Krug" bei WilhelmShagcn eine Sonnwendfeier. Der Sonnenaufgang wird auf den benach- barten Pütbergen durch Gesang und Tanz begrüßt werden. Der die Festteilnehmer zum Festplatz führende Sterndampfer verläßt Berlin abends 3 Uhr. Teilnehmerkarten(einschließlich Dampferfahrt 1.50 M.) sind für Freunde und Verehrer des Dichters von dem Aus- schußmitgliede Robert Tantz in Fichtenau (Kreis Niederdarnim) zu beziehen. Altgriechenland in Lauch st ädt. In dem aus Goethes Zeit stammenden neuhergerichteten Sommertheater in Lauch- städt(bei Halle) wurden zwei von Karl Robert bearbeitete Komödien Wen anders:Der Schiedsspruch" undDie Samierin" auf- geführt. Beide Stücke sind charakteristtsche Proben der nacharisto­phanischen Sittenkomödie mit ihren an das moderne französische Vaudeville erinnernden Verwickelungen, Verwechselungen und In- ttigen. Von demSchiedsspruch", der erst vor kurzer Zeit m ägyptischen PapyroSrollen wieder aufgefunden wurde, war hier bereits die Rede. Der russische Komponist Rimsky-Korsakow ist 64 Jahre alt in Petersburg gestorben. Unter den jung- russischen Musikern lvar eS einer der originellsten. Von feinen Sinfonien und Orchesterwerlen ist einiges auch in Deutschland be» kannt geworden. Außerdem hat er eine Reihe von Opern kom- poniert. die russische Stoffe behandeln und reich sind an russische» Melodien.