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zu titulieren? Und tvaS würde geschehen. Kenn ein Arbeiter eS wagen wollte, dasselbe Kompliment einem Streikbrecher zu machen? Zur Lage der Brauereiarbeiter. Der soeben erschienene Bericht der Brauerei- und Mälzerei- Berufsgenossenschaft beklagt den Rückgang der Zahl der versicherten Brauereien in Deutschland , die von 7212 im Jahre 1906 auf 6978 im Jahre 1907 zurückgegangen sind. Der Bericht erwähnt, dag deren Löschung fast in allen Fällen wegen Betriebseinstellung in- folge mangelhafter Rentabilität erfolgte, nur in einigen wenigen Fällen handelte es sich um Fusionen mit anderen Brauereien". Und wer vernichtete in erster Linie dieses Kleinhandwerk, diese Kleinbetriebe? Die Sozialdemokratie? Nein... die Regierung selbst, wie wir immer gesagt haben. Die Berufsgenossenschast schreibt selbst:Beachtenswert und sehr bezeichnend für die un- günstige Lage des deutschen Braugewerbes infolge der Zoll- und Steuerpolitik der letzten Jahre ist der Rückgang der Zahl der Brauereien". Nicht allein die Zahl der Brauereien hat sich vermindert, auch die Brauereiarbciter haben unter dieser unseligen Zollpolitik zu leiden. Die Zahl der versicherten Arbeiter ist von III 684 im Jahre 1996 auf 119167 im Jahre 1997 zurückgegangen. Ter Bericht lx- merkt hierzu, daß wohl auch zum Teilder Uebergang zum inten- siveren Maschinenbetrieb mitwirken dürfte". Die Arbeiter sind also doppelt geschädigt. Arbeitslosigkeit ist ihr Los. Während die Zahl der versicherten Arbeiter zurückgegangen ist, stieg die Zahl der Unfälle. Derintensivere Maschinenbetrieb" wird hier seine Wirkung ausgeübt haben. Die Zahl der gemeldeten Unfälle steigt von Jahr zu Jahr und hat jetzt die Zahl von 14 341 gegen 14 248 im Vorjahre erreicht. Auf 1999 versicherte Brauereiarbeiter kommen durchschnittlich 131 Unfälle. Die höchste Unfallziffer hat die Sektion Vl Berlin mit 187 auf 1999 Arbeiter, dann folgt Sektion VII mit 169, während die niedrigste Unfallziffcr: 66 auf 1999 Arbeiter, die Sektion I Strasburg hat. Die Sektion Berlin hält noch fest an der Rentabili- tat der Vorbehandlung der Verletzten und hat allein von 1513 der übernommenen Fälle 1362 Fälle selbst übernommen. Die Berufs- gcnossenschaft hatte dadurch 86 694 M. Ausgaben, kann aber mit dem Resultat zufrieden sein, denn von den 1513 Fällen wurden laut Bericht allein 1491 Fälleinnerhalb der Vorbehandlung er- ledigt". Die Verletzten selbst werden jedenfalls nicht alle mit dieser Fürsorge" zufrieden gewesen sein: Tausende von Mark wurden sicher mehr an Rente erspart, als die Heilbehandlung in den ersten 13 Wochen des Unfalles der Berufsgenossenschaft gekostet hatte. Entschädigt wurden deshalb auch nur 1615 Unfälle, die laut Bericht in 91 Fällen tödlichen Ausgang, in 32 Fällen völlige, in 737 Fällen teilweise, in 755 Fällen vorübergehende Erwerbsunfähig- keit zur Folge hatten. Nach der Art der Verletzungen zusammen- gestellt waren dies: 149 Verletzungen am Kopf, Gesicht, 656 Ver- letzungen der Arme und Hände(Finger), 489 VerletzunKn der Beine und Füße, 245 Verletzungen anderer Körperteile, 79 sonstige Verletzungen, erstickt sind 5, ertrunken 1 Brauereiarbeiter. 32 Verletzte waren weiblichen Geschlechts. Die 6 Aufsichtsbeamten der Genossenschaft haben im Berichts- fahre 1868 Betriebe besichtigt, geben, aber um alle Welt die Zahl der vorgefundenen, Mängel und Verstöße gegen die Unfallver- hüiungsvorschriftcn nicht an. Sie weisen daraus hin, daß man der Erforschung der Ursachen der so gefährlichen Explosionen beim Faßpichen nachgehe. Der letzte Fall dieser Art habe sich in Dort- mund zugetragen, und sei Professor Richter aus Karlsruhe beauf- tragt worden, an Ort und Stelle die Ursachen zu studieren. Nach dem Gutachten dieses Sachverständigen sei mit aller Wahrschein- lichkcit die Explosionnach Entzündung der explosiblen Pechdämpfe durch Riemenelektrizität hervorgerufen worden". Besondere Vor- schriften soll deshalb dieser Gelehrte noch ausarbeiten. Ein Brauereiarbeiter war so naiv, die Berufsgenossenschaft auf Schadenersatz zu verklagen, weil diese keine genügende Verhütungs- Vorschriften erlassen habe. Er war durch Fehlzündung eines Motprs schwer verletzt worden, und gab ihm das Landgericht Frankfurt in der Klage Recht, verurteilte die Berufsgenossenschaft, ihm die Differenz der Unfallrente zum Arbeitslohne zu entschädigen, weil die Berufsgenossenschaft verpflichtet gewesen, ihre Unfallver- Hutungsvorschriften abzuändern und zu berlangen, daß außer der niechanischen Andrehvorrichtung auch noch eine sogenannte Rück- stoßsicherung angebracht werde, nachdem einmal die Anwendung solcher Schutzvorrichtungen allgemein üblich sei". Dadurch hätte der Unfall sicher verhütet werden können. Natürlich ließ sich die Berufsgenofsenschaft dies nicht gefallen und hatte auch am Ober- landesgericht den gewünschten Erfolg. Der Bericht hebt dies be- sonders hervor, da jadas Urteil für die Praxis ganz unannehm- bar war",die Berufsgenossenschaften dadurch gezwungen würden. die vielen neuen Schutzvorrichtungen zu erneuern, zu ergänzen" usw. Das Unfallversicherungsgesetz habe ja im§ 135 ausdrücklich den Schadenersatzanspruch abgesehen von dem Fall der vorsätz- lichen Herbeiführung des Unfalles ausgeschlossen, weil die Unternehmerdie Kosten der Unfallversicherung allein tragen und man derartige Prozesse zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vermeiden wollte". Ja, man hat sie durch das Wörtchenvorsätzlich" auch gänzlich vermieden. Dem Sinne des Gesetzes entspreche es auch daher, daß die Berufsgenossenschaften ebenfalls derartig ge- schützt werden müßten. Natürlich. Mehr Schutz für die Unternehmer und Berufs- genossenschaften ist Parole. Uebrigens gibt der Bericht bekannt, daßregierungsseitig" die Mitteilung geworden sei, daßbei der bevorstehenden Reform der Arbeiterversicherung die gesetzlichen Zu- schlüge ermäßigt werden sollten". Der Reservefonds würde zu hoch und der Industrieohne Not bedeutende Kapitalien entzogen". Der Bericht erwähnt auch, daß von allen eingelegten Berufun- gen der Verletzten 77 Proz. zugunsten der Berufsgenossenschaft und nur 23 Proz. zugunsten der Verletzten entschieden worden. An- träge auf Herabsetzung der älteren Renten hatte die Berufs- genossenschaft auch noch 326 bei den Schiedsgerichten eingereicht und hier 89 Proz. der Fälle zu ihren Gunsten erledigt erhalten. Zwei Sektionen haben sogar 199 Proz. ihrer Fälle gewonnen. Mehr kann man von den Schiedsgerichten wahrlich nicht verlangen. Das Reichs-Versicherungsamt hatte auch 247 Rekurse zugunsten der Berufsgenossenschast und nur 59 zugunsten der Verletzten oder deren Hinterbliebenen entschieden. Der Jahresverdienst eines Brauereiarbeiters betrug im Jahre 1998 durchschnittlich 1167 M., im Jahre 1997 1241 M._ Bon der Berufsgenosseuschaft der Gas- und Wasserwerke. Nach dem Bericht dieser Berufsgenossenschaft ist die Zahl der versicherten Betriebe von 2420 auf 2596 im Jahre 1997 gestiegen. Versichert sind nun in Deutschland : 1187 Steinkohlengaswerke, 13 OelgaSwerke, 194 AcethlengaS» werke, 37 Luftgaswerke, 3 WassergaSwerke, 1153 Wasserwerke, 89 Kanalisationswerke, die insgesamt 67452 Arbeiter beschästigen. Die Zahl der versicherten Personen hat sich um 13924 gegen das das Jahr 1996 erhöht--- 6,18 Proz. Die Summe der gezahlten Arbeitslöhne hat sich gegen 1996 um 9,12 Prozent gesteigert und entfällt auf einen Versicherten durchschnittlich 1199 Mark Jahreslohn. Unfälle wurden im Berichtsjahre 4 8 8 4(1996: 4486) gemeldet. Auf 1999 Versicherte entfielen somit durchschnittlich 72. 41 Unfälle. Entschädigungspflichtig wurden nur 435 F ä I l e, trotzdem die Be- rufsgenossenschaft an Kosten der Fürsorge für Verletzte während der Wartezeit nur 23 Mark verausgabt hatte II Dagegen ist die Zahl der Todesfälle gegen das Vorjahr von 29 auf 44, also um 51,7 Proz. gestiegen. Die Todesursachen waren laut Bericht in 19 Fällen: Giftige Gase. Verbrennungen, in 19 Fällen: Absturz, in 13 Fällen: Stoß, Quetschung, in 2 Fällen: Verschüttung, in 2 Fällen: Ertrinken, in 5 Fällen: Infektion. 1 Hitzschlag und 1 Blitzschlag. Die Vertrauensmänner der Berufsgenossenschaft haben im Berichts- jähr 222 Betriebe revidiert.In Ordnung befunden wurden 49; in 182 wurden Mängel und Ver stoße gegen die UnfallverhütungSborschriften festgestellt. In 134 dieser Betriebe wurden bis zum Schluß des Berichtsjahres die ge- fundenen Mängel beseitigt, 48 blieben damit noch rück- st ä n d i g." Es eilt also nicht I Weshalb stellt man keine technischen Aufsichtsbeamten an? 222 Betriebe ist doch von 2596 vorhandenen Betrieben nur ein Bruchteil und die Zahl der bemängelten Betriebe allein schon beweist, wie notwendig eine genaue und sorgfälsige Be- triebsrevision wäre. Von den Berufungen der Verletzten wurden laut Bericht: 198 zurückgewiesen und nur61 ganz oder teilweise für gerechtfertigt erachtet"! I Das Reichsversicherungsamt hatte 55 Rekurse der Verletzten zurückgewiesen und nur in 10 Fällen stattgegeben. DerFreisinn" in Nürnberg für Schmutzkonkurrenz. ' Für die Vergebung städtischer Arbeiten und Lieferungen hat der Stadtmagistrat Nürnberg vor einiger Zeit neue Bedingungen aufgestellt, die nur wenig von sozialem Geiste erfüllt sind. Man hat sich vorsorglich vorbehalten, bei Arbeiterausständen und sogar bei Aussperrungen die Lieferungsfristennach Ermessen" zu ver- längern. Darum, ob die mit Arbeiten und Lieferungen bedachten Unternehmer ihre Arbeiter auch ordentlich entlohnen, kümmert man sich gar nicht. Im Gemeindckollegium fand die neue Vor- schrift insofern keinen Anklang, als die Mitglieder der städtischen Kollegien von den Lieferungen ausgeschlossen sein sollen. Sie verlangten, daß dieser Passus beseitigt werde; bei dieser Gelegen- heit war es merkwürdigerweise ein Konservativer, der den Antrag stellte, daß Unternehmer, die im Verdachte stehen, schlechte Löhne zu bezahlen und die für das betreffende Gewerbe abgeschlossenen Tarifverträge nicht einzuhalten, ausgeschlossen würden. Die Frei- sinnigen konnten also nicht gut zurückbleiben und verhalfen dem Antrag in der Form zur Annahme, daß der Ausschluß derjenigen Unternehmer erfolgt, von denen bekannt ist, daß sie in ihren Be- trieben eine über das übliche Maß hinausgehende Arbeitszeit ein- geführt haben oder Löhne zahlen, die hinter dem Durchschnitt der in dem betreffenden Gewerbezweig üblichen Löhne und Arbeits- bedingungen erheblich zurückbleiben oder Tarifgemeinschaften oder ähnlichen Vereinbarungen zwischen Arbeitern und Unternehmern, denen die meisten der einschlägigen Betriebe beigetreten sind, sich nicht anschließt". Der freisinnige Magistrat versagte jedoch seine Zustimmung zu beiden Beschlüssen. CkwerKscdaftUcKey. Der Mord des Streikbrechers. Ueber die Mordtat des Streikbrechers in Sommerfeld berichtet dieMärkische Volksstimme': Am Freitag waren der 69jShrige Arbeiter Klimke, der beim Zieglerstreik Arbeitswilligendienste verrichtete und der Verbands- kollege Gustav Kalischke bei der Firma Freitag, Roll u. Kreutz in Streit geraten. Durch die Arbeitsaufnahme schien eS, als ob der Streit wieder geschlichtet wäre, aber gegen Ve7 Uhr trat der Mörder an den Kalischke heran und stieß ihm einen Nicker zwei- mal in die Brust; der Getroffene brach sofort zusammen. Der Arzt konnte nur den, durch zwtzi Stiche in das Herz, auf der Stelle ein- getretenen Tod konstatieren. Der Täter wurde sofort verhafte� und in das Gerichtsgefängnis eingeliefert. Am 22. fand die Lelchen- Öffnung statt, bei der der Mörder an beiden Händen gefesselt vorgeführt wurde; er zeigte keine Reue über die scheußliche Tat. Danach wurde er im Krankenhause interniert, weil er verschiedene Rippenbrüche erlitten haben soll, die ihm die Arbeitskollegen nach der Tat durch Verabreichung einer genügenden Tracht Prügel beigebracht haben. Der Tote hinterläßt eine Frau mit vier Kindern. Vorläufig wollen wir nur eine Frage aufwerfen: wo bleibt die Entrüstung der bürgerlichen Presse über die brutale Streikbrecher- tat? Würde sie wohl so schweigsam sein, wie fie jetzt ist, wenn ein Streiker einen Streikbrecher erstochen hätte? Berlin und Umgegend. Verschmelzung der Berliner und Charlottenburger Gewerkschafts- kommisfiou. In einer am 23. Juni abgehaltenen Sitzung der Charlotten- burger Gewerkschaftskommisfion stand die Frage der Verschmelzung der Charlottenburger mit der Berliner GewerkschaftSkommiision zur Beschlußfassung. Den Bericht über die Verhandlungen der beider- seitigen Ausschüsse über die vier noch strittigen Punkte gab Genosse Flemming. Er ersucht, da man sich über diese Differenzpunkte einig geworden sei, so daß etwaige Bedenken für den Anschluß nicht mehr vorhanden find, dem Anttage des Ausschusses, am 1. Juli er. den Ueberttitt zu vollziehen, zuzustimmen. Nach langer Debatte, an der sich eine große Zahl Redner be- teiligte, fand der Verschmelzungsantrag mit 17 gegen 13 Stimmen Annahme. Angesichts der bis zum 39. Juni er. stattfindenden Abstimmung der Ladeninhaber über den Achtuhr-Ladenschluß wurden die Genossen aufgefordert, in ihren Kreisen Sorge zu tragen, daß die Abstimmung ein günstiges Resultat ergibt. Der Vertteter der Handlungs- angestellten, Genosse Pagel, trat, indem er die Lage seiner Berufs- kollegen und Kolleginnen schilderte, warm für den Achtuhr-Laden- schluß ein. Genosse Scheppke bat, in bezug auf die Ausfüllung der Haus- Haltungsbücher nicht zu erlahmen, da diese wertvollen stattstischen Zwecken dienen. Mitgeteilt wurde noch, daß die Buchbinder wegen ihrer sehr geringen Mitgliederzahl aus der Kommission ausgeschieden find, dagegen ist die Sektion der Gips- und Zementarbeiter des Maurerverbandes mit zirka 199 Mitgliedern der Kommission beigetreten. Ohne Ensschuldigung waren ferngeblieben die Delegierten der Bäcker, Fleischer, Maschinisten und Heizer und Porzcllanarbeiter. Deutsches Reich . Tarifverhandlnngcn im Holzgewerbe im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Auf Veranlassung des ArbeitgeberbundeS für das Baugewerbe sowie deS Arbeitgebervereins für die Holzindustrie waren die Ver- treter des Deutschen Holzarbeiterverbandes, des Zentralverbandes der christlichen Holzarbeiter, sowie deS Gewerkvereins der deutschen Tischler H.-D. zu Verhandlungen zwecks Abschluß eines Bezirks- Vertrages im Industriegebiet eingeladen. Die Verhandlungen fanden am 12., 19. und 22. Juni in Essen im städtischen Saalbau unter dem Vorsitz des Herrn Assessors Hüttne statt, mußten aber, weil ergebnislos, abgebrochen werden. Nach dem Muster des mit den Organisationen im Baugewerbe abgeschlossenen Vertrages beabsichtigten die genannten Arbeitgeber- organisattonen auch einen solchen mit den Arbeitern im Holzgewerbe abzuschließen. Die Arbeitgeber verlangten einen BezirkSeinHeitS- vertrag, den die Arbeiterorganisationen aber mit dem Hinweis ab- lehnten, daß bisher alle am 39. April d. I. abgelaufenen Verträge selbständige Ortsverträge seien. Der Bezirksvertrag sollte sich über mehr als 69 Orte erstrecken. Bei den Spezialberatungen mußten die Arbeitgeber alle die Orte ausscheiden, wo bisher noch keine Ortsverträge bestanden hatten. So verblieben noch 25 Orte, über welche verhandelt wurde. Als Ablaufstermin war von den Arbeitgebern der 81. März 1910 vorgesehen, derselbe Termin, an dem für das Baugewerbe die Ver- träge ablaufen. Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhungen fehlten natürlich in dem Entwurf der Arbeitgeber, dagegen war die Agitationsklausel, nach welcher auf den Arbeitsplätzen nicht agitiert, keineArbeitskollegen belästigt" werden dürfen, nicht vergessen worden. Die Arbeitgeber hatten also noch nichts aus den bisherigen Verhandlungen im Baugewerbe gelernt. Daß ein solcher Vertrag von» den Vertretern der Arbeiter nicht anerkannt werden konnte, war selbstverständlich. Nach langwierigen Verhandlungen erklärten die Unternehmer sich bereit, in allen Orten, wo bisher noch 69 Stunden und mehr die Woche gearbeitet wird, die Arbeitszeit um 1 Stunde pro Woche zu verkürzen und den Stundenlohn in 5 Orten um einen Pfennig, in 19 Orten um zwei Pfennig, in drei Orten um drei Pfennig pro Stunde zu erhöhen. Die übrigen, und zwar die größten Orte, sollten leer ausgehen. Da die Bestimmungen über Montagearbeit, Ueberstundenarbeit und Lohnzahlung für manche Orte Ver- schlechterungen bedeuteten, die Arbeitgeber weitere Zugeständnisse nicht machen wollten, wurden die Verhandlungen abgebrochen oder sind vielmehr als gescheitert zu betrachten. Was nun kommt, muß der Zukunft vorbehalten bleiben. Die Holzarbeiter im Industriegebiet sehen der Weiterentwickelung der Dinge mit Ruhe entgegen.___ MrtallarveiterauSsperrung in Königsberg . Wegen schlechter Behandlung durch die Meister und wegen un« gerechter Entlassung haben am Montag die Arbeiter der beiden Eisendreherei-Abteilungen in derUnion ","Lokomotivfabrik und Maschincnbauanstalt, ihre Tätigkeit eingestellt. Am nächsten Tage wurden, da es zu einer Einigung nicht kam, sämtliche Arbeiter aus- gesperrt. Alle Metallarbeiter, Tischler, Drechsler und Maler erhielten ihre Papiere. Die Ausgesperrten hielten am Mittwoch eine von ca. 1999 Personen besuchte Versammlung ab, die ihnen ihre Sympathie be- kündete. Mit den Unternehmern sind Verhandlungen angebahnt. Hustand. Glasarbeiter, Achtung l Die FirmaSiemenssche Glasfabriken' hat ihren Agenten Jendrizki wieder nach Rußland gesandt, um Glasmacher anzuwerben. Ueber die Siemenswerke ist die Sperre verhängt. Wir bitten russische, arbeiterfreundliche Blätter um Ab- druck, damit kein russischer Glasmacher für die Siemenswerke Arbeit annimmt._ Die MassenauSsperninge« in Schwede» breiten sich immer mehr aus. Die vom Zentralen Arbeitgeber­verband durchgeführte Aussperrung, die vor allem die baugewerb- lichen Arbeiter betrifft, erstreckt sich nun fast auf alle Städte Mittel- schwedens. Die beiden anderen großen Unternehmerorganisationen Schwedens : dieArbeitgebervereinigung " und dieWerkstätten- Vereinigung", wollen offenbar mit jenem Verbände gemeinsame Sache machen und eine Aussperrung veranstalten, die sich über mehr als 199 999 Arbeiter ausdehnen wird. Die Verhandlungen zur Beilegung des Stauereiarbeiterkonflikts sind gescheitert und die Kämpfe nehmen auch in diesem Beruf immer größeren Umfang an. In Stockholm sind am Sonnabend 1299 Fuhrleute ausgesperrt worden, und 399 städttschen Straßenbau- arbeitern wurde gekündigt, weil infolge jener Aussperrung das Arbeitsmaterial nicht herbeigeschafft wird. Die herausfordernde Haltung des Unternehmertums hat natür- sich auch eine Kampsstimmung der Arbeiterschaft hervorgerufen. Dem seit Sonntag in Stockholm tagenden außerordentlichen Kongreß der Gewerkschaften liegen aus einer großen Anzahl von Städten An- träge vor, die die Erklärung eines allgemeinen Massenstreiks be- zwecken. Letzte JVachr ichtcn und Depefeben. Unterm neuen Vereins-Recht"! Dortmund , 24. Juni. (B. H. ) Die Arnsberger Regierung verbot den Polenvereinen in Dortmund und Herne im Gegen- satz zu früheren Jahren eine gemeinschaftliche Wallfahrt nach Werl , einem westfälischen Wallfahrtsort. - Der bayrische Moloch. München , 24. Juni. (B. H. ) Heute ist der Militäretat für die Zeit vom 1. April bis 1998 bis 31. März 1999 der Kammer zu» gegangen. Der Aufwand für die Armee beziffert sich auf 98 739 629 Mark. Die einmaligen Ausgaben betragen diesmal rund 15 Millionen, die meist für die Artillerie bestimmt sind. ThphuS! Frankfurt a. M., 24. Juni. (B. H. )' Wie man derKleinen Presse" aus Gießen mitteilt, ist in Braunfels in der Vorstadt St. Georgen der TyphuS ausgebrochen. Die Krankheit sei von autzerhaslb eingeschleppt und habe mehrere Personpn ergriffen, die in die Klinik nach Gießen gebracht wurden. Es sind sorgfältige Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung der Seuche getroffen worden. Die persische Revolution. TäbriS , 24. Juni. (Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Seit dem frühen Morgen findet ein Scharmützel zwischen Aufständischen und Reaktionären statt. Auf feiten der letzteren steht die Geistlichkeit. Die Bazare, Bankhäuser und Bureaus sind geschlossen, der Telephonbetrieb ist unter- krochen._ Die ungarische Regierung macht sich lächerlich, Budapest . 24. Juni. (B. H. ) Dem Münchener Witzblatt SimplizissimuS" wurde für Ungarn das Postdebit entzogen. Ver- anlassung dazu gab das Bild des Wiener FestzugeS, auf welchem der ungarische Handelsminister Kossuth kariliert wurde. Ein großes Schadenfeuer. Memel , 24. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung deS Memcler Dampfboot" sind in Russisch-Krottingen nahe der preußi- scheu Grenze durch ein großes Schadenfeuer über 89 Häuser, meist von geringerem Werte, eingeäschert worden. Auch einige Menschen» leben sollen dem schnellen Umsichgreifen des Brandes zum Opfer gefallen sein. Man vermutet Brandstiftung . Gewitterschöden. Lemberg , 24. Juni. (B. H. ) Schwere Gewitter und groß» tagelschläge haben in zahlreichen Bezirken Ostgalizicns enormen chaden angerichtet. Mehrere Personen wurden vom Blitz getötet. In Borislaw wurde ein Rohölschacht durch Blitzschlag in Brand geseht. In den Gemeinden Bauzyma und Suchowola drang das Wasser mit großer Macht in das Schulgebäude, sodaß die dort be- findlichen Schüler nur unter Lebensgefahr aus dem Gebäude ge- rettet werden konnten. zurden 49; in 182 wurden Mängel und Ver stoße gegen über welche verhandelt wurde.___ rettet werden konnten._ verantw, Redakt.: Georn Davidsobn, Berlin . Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke, Berlin . Druck u.VerIag:VorwärtsLuchdr.u.VerlagSgnstalt Paul Singer Lc Co, Berlin LZV, HierzuL Beilagen ». UnterbaltunaSbl.