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Der freisinnige TerrorismuS ist umso frivoler, als Herr Schöler mit nur zu gutem Grund bemerkte, daß in einem Einzelfall die Möglichkeit eines Irrtums nicht aus- geschlossen sei. Ist doch z. B. einer der 31 Präskribierten als sozi a ld em okrati s ch er Wahlmann aufgestellt ge° Wesen, als welcher er beide Male seiner Wahl- Pflicht genügt hat. natürlich nicht zugunsten des Herrn Pastors Runze! Der Freisinn mag sich drehen und wenden, wie er will, »en Schöler und seinen Terror vermag er nicht von den Rock- fchößen abzuschütteln!_ Sie'; gemacht wird. Man schreibt uns aus London  , 26. Juni: In seiner Wochenschau der äußeren Politik schreibt Professor S ch i e mann in derKreuz-Zeitung  " vom 24. d. M.: In England aber ist eben jetzt ein Buch von Percival A. H i s l a m:The Admiralty o£ the Atlantic  " erschienen, das dafür plädiert, auch die Kanalflotte in der Nordsee   zu kon» zentrieren, und überall den Gedanken durchklingen läßt, daß die deutsche   Flotte vernichtet werden müsse, bevor sie für England zu stark wird. Denn auf Frankreichs   Flotte sei nicht zu rechnen; sie sei durch zu weite Durchführung der Prinzipien: Freiheit, Gleich- heit, Brüderlichkeit in einen Zustand so kläglicher Untüchtigkeit geraten, daß sie trotz ihres formidablen Aussehens auf dem Papier nicht mehr zu den erstklassigen Seemächten gerechnet werden könne. Wir haben, sagt Hislam an anderer Stelle, unsere Mittelmeerflotte auf ihre halbe Stärke reduziert, weil wir eine Entente mit dem dekadenten und sozialistisch verseuchten Frankreich  haben. Diese Motive für den Abschluß der Entente zeigen, wie wir schon vor zwei Jahren ausführten, dah die englischen Politiker das heutige Frankreich   zu jenen«maller nations zählen, die sie von jeher um sich zu scharen bemüht find. Aber von diesem Ge- sichtspunkte aus betrachtet ist die Freundschaft Englands nicht eben ein Kompliment." Aus diesen Zeilen könnte man schließen, daß Hislam, dessen Buch gegen Deutschland   gerichtet ist, irgend welche autoritative Bedeutung hätte. Das wäre ein falscher Schluß. Hislam ist noch ein ganz junger Mann, der seine Kenntnis des Auslandes aus sehr parteiischen Quellen geschöpft hat. So zum Beispiel läßt er sich über die deutsche Sozialdemokratie wie folgt aus:Der antienglische Geist be schränkt sich indes nicht auf die Staatsmänner des Reiches und die offiziösen Publikationen des Flottenvereius oder auf dieinspirierten" Artikel der Presse. Dieser Geist hat die ganze politische Gedankenwelt Deutschlands   durchdrungen, so daß die bekanntesten Führer der sozialistischen   Partei mir kürzlich sagten:Angesichts der außerordentlichen Schnellig- keit, mit der die deutschen   Seeinteressen wachsen, ist es un- möglich für Deutschland  , seine maritime Stellung vom guten Willen Englands abhängen zu lassen."(I) Der unlängst ver» storbene Karl Blind   schrieb vor zwei Jahren:Auch wenn Deutschland   eine Republik   wäre, müßte es dieselbe Flotten- Politik treiben". Im Dezember 1899. als die Eng- landfeindschaft auf der Höhe war. haben dieSo- zalistischen Monatshefte", das Organ der deutschen  Arbeiterpartei(!). ihre Ideale wie folgt ausgedrückt:Daß Deutschland   bis an die Zähne bewaffnet sein und eine starke Flotte besitzen muß. ist von der größten Wichtigkeit für die Arbeiter. Was unseren Exporthandel schädigt, schädigt auch sie. und Arbeiter haben ein dringendes Interesse, den Außen- Handel zur Blüte zu bringen wenn nötig, auch durch die Macht der Waffen..." Diese Lektion wurde gelernt; und heute tragen zahlreiche Arbeiterorganisationen zum Fonds des Flottcnvereins bei." So Hislam. Er sagt nicht, wer die bekanntesten sozia- listischen Führer waren, die sich mit ihm unterhielten. Er zählt ferner Karl Blind   zu den Sozialisten! Er schreibt den Monatsheften" eine Stellung zu, die sie nicht haben, und mutet ihnen Aeußerungcn zu, die sie unmöglich gemacht haben können.*) Schließlich kennt er sozialistische Arbeiterorganisationen, die den Flottenverein unterstützen! Von ähnlichem Kaliber ist seine Kenntnis der französischen  Verhältnisse. Hislam kennt aber auch die englische Politik nicht. England rechnet weder auf die französische   Flotte noch auf die französische   Armee. Es will nur. daß Frankreich   in einem Gegensatz zu Deutschland   steht, um letzteres zu ver- anlassen, einen Teil seines KricgSetats aus die Armee ver- wenden zu müssen und um so viel weniger auf die Flotte ausgeben zu können. So weit unser Korrespondent. Das ist also die Autorität, auf die sich der Professor Schiemann stützt, um diedeutsch  - feindliche" Stimmung Englands wieder emmal zu beweisen. Das ist die Methode, mit der er systematisch in derKreuz-Zeitung  " zum Kriege Ijetzt. Professor Schiemann hat nicht wie seine Quelle die Ent- fchuldigung bodenloser Unwissenheit und Leichtfertigkeit. Umso härter muß das Urteil über seine Gewissenhaftigkeit aus- fallen._ politifcbe CUbcrltcbt. Berlin  , den 80. Juni 1908. Der Raubzug. Gestern fand im Reichsamte des Innern eine Konferenz über die Reichsfinanzreform statt, an der sich unter dem Vorsitze des Reichsschatzsekretärs S y d o w eine größere Zahl von Finanznünistern der Bundesstaaten beteiligte. Wie dasVerl  . T a g e b l." mitteilt, erklärten sich die meisten Teilnehmer gegen die Einführung der direkten Reichs st euern, und besonders sprach man sich gegen eine Reichseinkommensteuer aus, die den Interessen der Einzclstaaten widerstrebe. Man war allgemein der Ansicht, daß die Hauptquote der erforderlichen neuen Reichssteuern durch indirekte Steuern aufgebracht werden müsse, und die Vorschläge des Reichsschatzsekretärs fanden im all- gemeinen die Z u st i m m u n g der Konferenzteilnehmer. Das bedeutet also, daß die Erhöhung der Bier-, Tabak- und Branntweinsteuer sicher ist, daß *) Das Zitat Hislams bezieht sich offenbar auf einen Artikel eines Erich Rother, der in denSozial. Monatsh." 1833 erschienen ist und worin allerdings gesagt wurde,was die Exportindustrie triffl, trifft auch die deutsche Arbesterklasse, und sie hat das dringende Interesse, selbst mit Waffengewalt das weitere Prosperieren des Außenhandels und der Exportindustrie sicher zu stellen". Aber selbst Rother tritt für die Ablehnung der damaligen Flottenvorlage ein. HiSlamS Zitat ist überdies gefälscht. Aber auch sonst ist es eine freche Täuschung, die konfusen Auffassungen eines Pseudonymen JünglingS als Auffassungen der Partei hinzustellen. UcbrigenS hat damals K a u t S k y im 18. Jahrgang derNeuen Zeit" in dem Artikel Brentano, Schippe! und die Flottenvorlage" das konfuse Zeug als völlig haltlos nachgewiesen. Anm. d. Red. neue Belastungen deS Verkehrs und wahrscheinlich auch die Einführung einer Elektrizitätsabgabe kommen werden. Und unterdessen wird die chauvinistische Hetze mit allen Mitteln angefacht, um die nötige Hurra stimmung zu erzeugen, in der die Blockmajorität den Raubzug gutheißen tviro. Die freisinnigen Organe aber unter st ützen dieses Spiel. Sie beteuern unablässig ihre Bereit Willigkeit an der Reichsfinanzreform mitzuarbeiten, unterlassen eS aber vorsichtig, gegen die ungeheuere Belastung durch die geplanten indirekten Steuern energischen und unzwei d e u t i g e n Protest zu erheben. Sie begnügen sich, der Regierung nahezulegen, ihnen die Zusümmung doch zu er leichtern und verlangen Konzessionen im Detall, um im großen die Regierung umso eher unterstützen zu können. Die Sozialdemokratie wird auch in diesem Kampfe gegen die Ausbeutung der Volksmassen allein kämpfen müssen. Professor Bernhard abgelehnt! Wie eine hiesige Korrespondenz mitteilt, hat die philosophische Fakultät der Berliner   Universität in einer außerordentlichen Sitzung, die am 29. Juni nachmittags stattgefunden hat, beschlossen, die Berufung Professor Bernhards an die Ber  - liner Universität abzulehnen. Die Fakultät hat er- klärt, daß gegen die Person des Gelehrten keinerlei Einwendungen erhoben worden seien, daß sie aber unter denheutigen Umständen" den Eintritt von Professor Bernhard nicht wünsche, weil seine Versetzung nach Berlin   ohne Anhörung der Fakultät geschehen i st. Wie die Korrespondenz weiter erfährt, will Pro- fessor Bernhard sich ins Privatleben zurückziehen. Interessant ist auch, daß ein großes industrielles Unternehmen sich bemüht, den Nationalökonomen zum Eintritt in seinen Betrieb zu bewegen. Professor Bernhard hat bekanntlich, als sich Protest erhob gegen seine Berufung über die Köpfe der Professorenschaft hinweg, er- klärt, dah er die Stelle nur antrete, wenn die philosophische Fakul- tät seine Anstellung billigen werde. Dieser Entschluß erschien uns als geschickter Schachzug, da wir nach den bisherigen Erfahrungen mit preußischen Professoren als gewiß ansahen, daß sie nicht gegen den ausgesprochenen Willen der Regierung zu entscheiden wagen würden. Nun ist es doch anders gekommen. Schade, daß die Herren solchen Mannesmut nicht bewiesen haben, als eS sich, wie im Fall AronS, um die Freiheit der Wissenschaft handelte. Erst eine Verletzung ihres Rechts, die akademischen Lehrstühle zu be- setzen, hat sie auf die Beine gebracht. die des von hat, Ein Gelbbnch über britische und deutsche Arbeiterbudgets. Man schreibt unS: In ihren Studien über die Lage der Schutzzoll st aaten im Vergleich mit dem freihändle- rischen England ließ die Regierung auch die Kosten der Lebenshaltung britischer und deutscher   Arbeiter untersuchen. Die Resultate der Untersuchung wurden gestern in einem umfangreichen Gelbbuch veröffentlicht. Im allgemeinen wird festgestellt, daß ein englischer Arbeiter. der nach Deutschland   auswandern und seine alte Lebensweise bei- behalten würde, seine Ausgaben für Wohnung, Nahrungsmittel und Heizung um ein Fünftel erhöhen müßte, während ein deutscher   Arbeiter, der nach England einwandern und seine alte Lebensweise beibehalten würde, seine Ausgaben um etwa Prozent herabsetzen könnte. Was die deutschen   Preise der notwendigen Lebensmittel betrifft, so stellten sie sich im Oltober 1935 wie folgt, wobei die englischen Preise mit 133 angenommen wurden: Würfelzucker.... 113 Schaffleisch.... 137 Butter...... 135 Schweinefleisch... 123 Kartoffeln..... 88 Speck...... 123 Weizenmehl.... 143 Kohle...... 124 Milch...... 75 Petroleum..... 135 Rindfleisch..... 122 Die englischen und deutschen   Löhne stellen sich wie IVO»83; die englische und deutsche Arbeitszeit wie IVO»III. Noch eine Belehrung für die Freifinnigen. Die staatsrechtliche Belehrung, die wir gestern den Herren Frei- sinnigen zuteil werden ließen, läßt sich noch durch ein Beispiel ver- vollständigen, daS vielleicht um so erdrückender wirkt, als die staatS- anwaltliche Vergünstigung, an die hier erinnert werden soll, einem Sozialdemokraten zugute kam. Am 17. November 1833 erschien nämlich der damalige sozialdemokratische Abgeordnete Bueb plötzlich im Reichtag, obgleich er erst wenige Tage vorher zur Ab- büßung einer einmonatlichen Gefängnisstrafe in Mülhausen   i. E. eingelocht worden war. Auf seinen Antrag hatte aber die Staats- anwaltichaft ihm Urlaub gewährt, damit er seine parlamentarischen Pflichten erfüllen könne. Wenn dieser Schritt vom Wege reichsdeutscher Engherzigkeit nicht weiter verfolgt wurde, so lag daS vielleicht zu einem nicht geringen Teil an der skandalösen Art, in der ein liberales Blatt sich damals gegen die Bueb zuteil gewordeneVergünstigung" wandte. DieNational-Zeitung" war eS nämlich, dieernste Bedenken" gegen die ungewohnte Achtung erhob, die ein Staats- anwalt der parlamentarischen Wirksamkeit einesStrafgefangenen" entgegenbrachte. Ob Herr Bueb", so schrieb das nationalltberale Blatt, demnächst im Reichstage anwesend ist oder nicht, das ist uns gleichgültig. Aber nicht gleichgültig wäre eS, wenn die bisher stets festgehaltene Auffassung, daß auf rechtskräftig erkannte Strafen das parlamentarische Vorrecht sich nicht bezieht, ver- dunkelt würde. Je häufiger dieses Vorrecht neuerdings von Ab- geordneten gemißbraucht worden ist, um so bestimmter muß jeder tatsächlichen Erweiterung desselben widersprochen werden." Eine derartige Unanständigkeit war natürlich Wasser auf die Mühle reaktionärer Behörden. Als die Reichstagsabgeordneten Metzger und S t a d t h a g e n. die damals wegen Romenbeleidigung in Hamburg   eine Strafe verbüßten, im März 1834 bei der dortigen Oberstaatsanwaltschaft den Antrag stellten, sie zur Teilnahme an der Abstimmung über den russischen Handelsvertrag zu beurlauben, wurde ihnen dieser Urlaub verweigert. Und bei dieser Praxis ist es, dank der Schlappheit, mit der die Parlamente ihre Rechte wahrnahmen, bis heute geblieben. ChristlicherAntistreikkoUer". Die katholischen Fachabteiler haben, ihren bischöflich approbierten Anschauungen getreu, auf ihrem jüngsten Ver- bandstage mit Inbrunst wider den Streik gewettert, der ver- werflich und verderblich sei innerhalb wie außerhalb der Krise. Hierzu bemerkt das Blatt des christlichen Metall- arbeiter-Verbandes: Wirklich nette Arbeitervertrcter. Ihr Antistreikkoller e r st i ck t bei diesen Leuten anscheinend jedes logische Denken." Wie das Blatt des christlichen Holzarbeiter-Vcrbandes mitteilt, sind die Fachabteiler den jüngst ausständigen christ- lichen Holzarbeitern in Trier   schmählich in den Rücken gefallen, indem sie eifrig Streikbrecher spielten. Wir wollen hinzufügen, daß die katholischen Fachabteiler gehätschelten Lieblinge deutscher   Bischöfe sind, im Osten Fürstbischofs von Breslau  , im Westen des Bischofs Trier  , daß Wetter der Papst sie mehrfach dafür belobt daß sie die soziale Frage durchaus im Sinne der Kirche auffassen. Es wäre gut, wenn die christlichen Gewerkschaften ihren Unmut gegen diejenigen kirchlichen Stellen richten, die die Rückständigkeit der katholischen Arbeiter ausnutzen, indem sie diese zu Verrätern an ihren Klasscngenossen erziehen.-- Ter Spiritismus am Kaiserhofe. In derLeipz. Abendzeitung' und derNeuen Hamb. Zeitung" werden Ausführungen Haidens über die Eulenburg- Affäre ver- öffentlicht, die gegenüber Interviewern gefallen sind. UnS interessiert daraus zunächst die folgende Stelle: Auch der Spiritismus des Fürsten   wirkte höchst schädlich auf die Umgebung des Kaisers. Selbst der Kaiser hat spiritistischen Sitzungen beigewohnt. Er hat lange Zeit in stiucr Uhr ein Stück Zeug getragen, das angeblich bei einer Geistererscheimmg zurück­geblieben war." Danach hätte der Spiritismus EulenburgS nicht bloß auf die Umgebung des Kaisers schädlich gewirkt. Lehrerknebelung in Bayern  . Das W. T. B. meldet aus München  : Die Abgeordnetenkammer verhandelte heute über eine Interpellation Casselmann(lib.) und Genossen, ob die Regierung die Verfassungsbestimmung über die Freiheit der Meinung dahin auslege, daß gegen Beamte oder V o t k s sch u l leh re r. die in zweifellos berechtigter Ver- tretung von Standesinteressen auch scharfeWorte gebrauchten, mit Disziplinaruntersuchung vorgegangen werden solle. Ministerpräsident Freiherr   v. Podewils   und Kultusminister v. Wehner erklärten sich zur sofortigen Beantwortung bereit. Dr. Casselmann(lib.) begründete die Interpellation beson- dcrs mit dem Hinweis auf die Disziplinaruntersuchung gegen den Lehrer B e y h l- Würzburg wegen Auslassungen in der von diesem herausgegebenenFreien Schulzeitung" und wegen Aeuße- rungen dieses Lehrers in Versammlungen. Er warf dem Kultus- minister vor, dieser habe in früheren Reden dem Parlamente un- wahre Angaben gemacht. Ministerpräsident Freiherr   v. Podewils  erklärte: Das Recht der freien Meinungsäußerung sei für die Beamten kein unumschränktes. Wer sich in den öffent- lichen Dienst begebe, dürfe auch bei Vertretung der Standesinter- essen die Grenzen nicht überschreiten, die durch die Pflicht zum Gehorsam und zur Treue gezogen würden. Die Einleitung des Disziplinarverfahrens gegen de» Lehrer Beyhl sei geboten gewesen. Es wurde sodann die Besprechung der Interpellation beschlossen. Abg. Segitz(Soz.) warf der Rc- gierung Verletzung der Verfassung vor, weil die Bestim- mungen über die Disziplinaruntersuchung nicht auf Lehrer an- wendbar seien. Kultusminister v. Wehner erklärte, letzteres sei unrichtig, und betonte, das Vorgehen gegen Beyhl sei im Ein. Verständnis mit dem Ministerrat erfolgt. DaS DiS- ziplinarverfahren nicht einzuleiten, wäre unkorrekt gewesen. Abg. Dr. Günther(lib.) bemerkte, mit solchen Kleinigkeiten sollte sich das Gesamtministerium nicht abgeben, Repressivmaßregeln ver- fehlten ihren Zweck. Abg. P i ch I e r(Z.) erklärte, die Jnterpella- tion habe den Zweck der Einkreisung des Kultusministers ver- fehlt, vielmehr dessen Stellung befestigt. Wenn es der Re- gicrung nicht gelinge, den Radikalismus in der Lehrerschaft zu beseitigen, müsse sie das StaatSschuI- Monopol aufgeben und freie Schule gewähren. Nach weiterer Debatte wurde ein Antrag auf Schluß der Diskussion angenommen. Für das Koalitionsrecht der Angestellten. In Dresden   protestierte eine stark besuchte Versammlung der technisch-induftriellen Beamten gegen den Geheimerlaß der bayerischen Metaliudustriellen. Es kam zu lebhaften Verhandlungen. Nach einem Referate deS Herrn Dr. Mühlphardt über den Geheimerlaß und nachdem der Sekretär des Bundes technisch-industrieller Beamter, Gantzien auS Berlin  , das Vorgehen des bayerischen Unternehmerverbandes gekennzeichnet hatte, ergriff Genoffe Dr. G r a d n a u e r daS Wort, der zunächst den TerroriSmuS der bayerischen Metallindustriellen geißelte,' die versammelten technischen Angestellten aber schließlich darauf verwies, wie die organisierten Arbeiter unter demselben TerroriSmuS groß und stark geworden seien. Daran sollten sich die technischen Beamten ein Beispiel nehmen und den Schlag gemeinsam und entschieden parieren. Diese Ausführungen unseres Genossen fanden starken Beifall. Nach weiteren AuS- führungen verschiedener Redner wurde eine Protestresolution ein­stimmig angenommen.___ Soldatcnschinder. Vor dem Kriegsgericht der 15. Diviston in Trier   standen ein Vizefeldwebcl und ein Unteroffizier vom Infanterieregiment Nr. 151. Der Vizefeldwebel hatte den Unter- offizier beauftragt, eine Anzahl Leute von dessen Abteilungordent- lich vorzunehmen", weil er nicht mit den Schießergebnissen zufrieden war. Im Beisein des Vorgesetzten ließ der Unteroffizier m einen, der Schießstände die Soldaten solange Lauf-, Kniebeuge- und Gewehrübungen machen, bis sie vollkommen ermattet waren. Einer der Malträtierten fiel vor Entkräftung hin und wurde bewußtlos zum Lazarett getragen, erst nach zehntägiger Pflege wurde er wieder dien st fähig. Das Kriegsgericht verurteilte den Vizeseldwebel zu vier Wochen ge- lindem(!!) Arrestes, den Unteroffizier zu drei Wochen Mittelarrest. Sobestraft" man Menschen, die in bodenloser Brutalität junge Leute in die Gefahr bringen, für ihr ganzes Leben schwere Herzkrankheiten von den furchtbaren Ueberanstrengungen zu behalten!_ Alte Leute. vor dem Kriegsgericht in Breslau   hatten sich am 25. Juni die Musketiere Blut und GeriS vom dortigen 51. Infanterie- Regiment zu verantworten. Diese beiden hatten in rohester Weise Rekruten mißhandelt. Nach dem guten Beispiel vieler Vorgesetzten glaubten sie ein Recht zu solcher erzieherischen Unterstützung des Unteroffiziers zu haben. Einen Rekruten hatten die beiden eines Tages so geschlagen, daß er bewußtlos liegen blieb. Der Vertreter der Anklage beantragte für Blut sechs und für GeriS vier Monate Gefängnis. Trotzdem der Verhandlungsleiter betonte, daß gegen derartige Ausschreitungen energisch vorgegangen werden müsse, da sie den Leuten die Lust zum Dienen raubten, verurteilte daS Kriegsgericht die beiden Rowdys doch«ur zu einer recht milden Sttase. Es erkannte gegen Blut auf zwei Monate und gegen GeriS auf 43 Tage Gefängnis. Die Brutalitäten alter Leute gegenüber den jüngeren Kameraden sind das Scheußlichste. waS in der preußischen Armee durch das famose Drillsystem gezüchtet wird. Weiß doch jeder, der die Ber- hältnisse auS eigener Anschauung kennt, daß jeder_ Vorgesetzte bei jeder Gelegenheit die Luffordernng an die Kompagnie richtet: Wem, Ihr dem nicht Ordnung beibringt, schleif ich die ganze Kompagnie! Die Folge davon sind dann Vorgänge wie die oben geschilderten l- Oesterreick. Das Attentat gegen den galizischen Statthalter. Lemberg  , 33. Juni. Vor dem hiesigen Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen den Mörder des Statthalters Grafen v. Potocki: Siczynski. Die Anklag« lautet auf Verbrechen des Meuchelmorde». Die Anklage war ursprünglich auch gegen die M u t t« r d e s A n. geklagten wegen Anreizung ihres Sohnes zu dem Verbrechen lCS Meuchelmordes erhoben worden, sie wurde jedoch später wieder ler