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rodj heißen mögen. UttS alle dienten dem Pariser Korrespondenten derFränkischen Tagespost" mit so ausgesuchten Scichtbeuteleien, daß die bürgerliche Presse ihre Verhöhnung sofort merkte und von der trefflichen Satire derFränkischen Tagespost" mit keinem Worte Notiz nahm." Eine Satire liegt hier vor. Nur daß sie nicht vom Genossen Sisner in derFränkischen Tagespost", sondern von derLeipziger Wolkszeitung" geschrieben wurde. Es war schwer, keine zu schreiben. Doch wäre uns lieber gewesen, dieLeipziger Volks- zeitung" hätte ihre satirische Geißel noch ein wenig länger ruhen lassen. Denn es wäre zu schade, wenn wir nun um den dritten Artikel der Umfragcn-Scrie derFränkischen Tagespost" kommen sollten. Personalien. Genosse Otto Friedrich, seit l. Oktober 1904 leitender Redakteur desBraunschweiger VolksfrcundS", tritt dem- nächst in die Redaktion desSächsischen V o l k s b l a t t c s" in Zwickau als politischer Redakteur ein. ImBraunschwciger Volksfrcund" ist diese Mitteilung in Gestalt einer Redaktion»- crklärung erfolgt und mit einer etwas aufgeregten Beschwerde darüber verbunden, daß derVorwärts" in Nr. 159 gemeldet hat, Genosse R. Wagner aus Bant habe die Leitung desVolks- freunds" übernornmen. Das stimmt nicht, da Genosse Friedrich seine Stellung erst am Montag gekündigt hat. Genosse R. Wagner ist zur Verstärkung der Redaktion engagiert worden. Wer der Nachfolger des Genossen Friedrich wird, darüber haben die Partei- instanzen Braunschweigs noch zu beschließen. Die Redaktionserklärung desVolksfreund" sagt, derVor- wärts" sei anscheinend das Opfer einer bewußt falschen Bericht- crstattung geworden. Worauf sich diese Behauptung stützt, ist uns nicht bekannt. Jedenfalls wollen wir feststellen, daß unsere Meldung in Nr. 159 nicht vom Genossen R. Wagner herrührt. Soziales. Empörende Behandlung von Landarbeitern. In welch' völlig rechtloser, hilfloser Lage sich Landarbeiter be- finden und in welch' schimpflicher Weise Landarbeiter behandelt werden, zeigte eine am Mittwoch in Nordhausen verhandelte Strafsache. In Kleinwechsungen(einem zum Wahlkreis Nordhausen gehörigen Ort) liegt ein einem Herrn S t e i n e ck e gehöriges Gut. Hier st eilten am 2 5. Juni d. I. sechs polnische Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit ein. Ein Ereignis, das bei der Langmut der Polen gewiß etwas bedeutet. Das Verlangen der Gendarmen, die Arbeit wieder aufzunehmen, lehnten die Polen ab. Die Folge war Bestrafung wegen Kontraktbruch mit einem Tage Haft. Die Verhaftung wurde sofort vorgenommen. Die gegen die Haftstrafe eingelegte Berufung hatte aber Freisprechung zur Folge. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht kamen fast unglaubliche Zustände an das Licht der Oeffentlichkeit. Dort wurde festgestellt: Die armen Polen wurden vom Gutsbesitzer mit dem Gehstock und vom junkerlichen Sproß mit der Reitpeitsche beständig durchgeprügelt. Der Gutsbesitzer nahm die Leute bei den Ohre», zog sie nach oben, um sie dann mit einem kurzen Ruck nach unten zu reißen. Die Arbeiterin Barenka Huran, die in der Scheune beschäftigt war, wurde vom gutsherrlichen Spröß- ling vor die Brust gestoßen, wobei sie auf die Tenne stürzte und eine Kopfwunde davontrug. Den Durst bei Feldarbeiten zu stillen, war nicht erlaubt. Eines Tages, als die beklagenswerten polnischen Ge- schöpfe sich die Zungen an einer Pfütze feuchteten, um einigermaßen den Qualen des Durstes zu entgehen, kam der nächstenliebcnde Guts- besitzer herbei und warf Erdreich in dioscsbe» um auch diese Mög- lichkeit des DurststillenS den polnischen Arbeitern zu nehmen. Das Mittagessen mußten die Leute in den meisten Fällen nur halb gar genießen, denn der Gutsherr gestattete nur eine einundein- halbstündige Zeit zum Kochen. Im Sauerkohl wurden fingerlange Maden gefunden. Das Brunnenwasser konnte nur in ganz kleinen Quanten gewonnen werden; eine Flasche mutzte an einem Bindfaden befestigt in den Brunnen gelassen und so lange gewartet werden, bis sie gefüllt war. Als Zeugen waren ein noch im Dienste des Gutsbesitzers stehender Pole und der Gutsbesitzer selbst geladen. Während ersterer alle oben gemachten Angaben unter seinem Eide als wahr bestätigte, beschwor der Gutsbesitzer das Gegenteil. Es wurden die Angeklagten unter der ausdrücklichen Begründung frei- gesprochen, daß nach der Ueberzeugung des Gerichts den Angaben der Angeklagten voller Glauben ge- schenkt werden mußte. Noch weiter typisch für die Zustände auf dem Gute in Klein- wechsungen ist eine Bemerkung des noch auf dem Gute be- diensteten und in dem Termin als Zeuge fungierenden Polen . Kläglichen Tones teilte er dem Dolmetscher mit, daß er. wenn er nach Hause komme, wieder verprügelt werden würde, da er die Wahrheit gesagt. Das veranlatzte den Richter zu dem Ausspruch:»Dann wenden Sie sich nur unverzüglich an den Landrat." Der Rat ist gewiß gut gemeint, aber herzlich wenig wert. Zum Himmel schreiende, empörende Zustände, wie die durch die Ver- Handlung erwiesenen, find leider nicht vereinzelt. Solche Zustände können weder dem Landrat, noch den heuchlerischen Junkern un- bekannt geblieben sein, die statt Schutz für Landarbeiter und Be- seitigung der gegen sie gerichteten Ausnahmegesetze nach neuen Kontraktbruchsgesetzen rufen. Die Ausländer sind infolge der Legitimationskarten- einführnng in Preußen völlig schutzlos den Brutalitäten von Guts- besitzern preisgegeben. Gegen junkerliche Brutalitäten Polizeischutz nachsuchen, nützt in der Regel so wenig wie eine Berufung vom Teufel an Beelzebub. Das zeigt ja gerade in diesem Falle die Tat- fache, daß die so mißhandelten Leute nicht in Schutz genommen, sondern mit Haftstrafe polizeilicherseits belegt wurden. Schutz kann insbesondere, solange die Ausnahmegesetze gegen Landarbeiter nicht aufgehoben werden, nur Selbsthilfe bringen. Nicht nur die äußerste Form der Selbsthilfe, die Notwehr wenn so gepeinigte Landarbeiter die Peiniger niedergeschlagen hätten, hätte kein gerechtes Gericht sie ver- urteilen können, meinen wir dabei. Vielmehr kommt für die ausländischen Arbeiter als dringendes Gebot die Ab- wehr durch Boykottierung der preußischen Ge- filde in Betracht, auf denen sie tatsächlich rechtlos sind. Für die deutschen Landarbeiter ist aber dringender als je, um sie vor völliger Verelendung zu bewahren, der Zusammenschluß in Landarbeiterorganisationen, die zu beleben und zu fördern zu den d r i n g l i ch st e n Aufgaben der Sozialdemokratie gehört._ Eine Lohnforderung von Akkordmamern. In dem Prozeß des AkkordmaurerS Schulz und Ge Nossen gegen die Kolonnenführer Otto und Nordmann stand gestern vor der 3. Kammer des Gewerbegerichts ein neuer Termin an. Ueber den Beginn des Prozesses und den Sachverhalt ist imVorwärts" zuletzt in der Nummer vom 8. Mai berichtet worden. Die beiden Kolonnenführer hatten mit der Baufirma Hiller und Kuhlmann einen Bertrag abgeschlossen, nach welchem pro 1090 Steine 8 Mark gezahlt werden sollten. Den Maurern wurde aber gesagt, daß eS nur 7,50 Mark gäbe. Als sie verlangten, den Bertrag einzusehen, legten ihnen die Kolonnenführer einen ge- fälschten Vertrag bor . Die Sachewurde ruchbar und die Maurer legten am 24. März die Arbeit nieder. Sie klagten auf Auszahlung des schuldigen Lohnes, der zum Satze von 8 M. pro 1999 Steine zu berechnen sei. Die Berechtigung ihrer Forderung wurde schon im vorigen Termin von dem Vorsitzenden Dr. Prerauer anerkannt. Es sind 64 Kläger vorhanden. Die Schwierigkeit liegt darin, festzustellen, wieviel die Kläger zu fordern haben. Das Gutachten eines Sachverständigen wurde eingeholt. Dieser hatte nach 96 stündiger Arbeit herausgerechnet, daß auf dem in Frage stehenden Bau Neue Friedrich- und Schickler- straße bis zum 24. März von den Klägern 2 234 568 Steine vermauert worden seien; dazu kommt noch das Verblend- werk, so daß die Forderung im ganzen 23 757,23 M. be- tragen würde. Darauf ist nun aber schon eine Summe in ähnlicher Höhe bezahlt worden; die Maurer hatten mit etwa 3 999 999 Steinen gerechnet. Im Laufe der Verhandlung ergab sich die Notwendigkeit, die Angelegenheit nochmals zu vertagen und den Sachverständigen, die Firma für den Steintransport, einige Poliere und den Geschäfts- führer Hiller, der die Lohnbücher vorzulegen hat, als Zeugen zu laden, um die Forderungen zu fixieren. Der neue Termin ist auf den 12. August anberaumt. Die Mehrzahl der klägerischen Akkord- maurer ist nicht organisiert und muß die Hilfe der Organisation in diesem Fall entbehren, die wahrscheinlich der Klage längst einen sieg- reichen Erfolg verschafft hätte._ Wcrtziuvachssteuer in Hamburg . Der Hamburgische Senat hat der Bürgerschaft den Entwurf eines Wertzuwachssteuergesetzes vorgelegt, wonach bei einem Wert- zuwachs bis 2999 M. 1 Proz., steigend bis 5 Proz. bei 49 999 M. und darüber. Außerdem sollen weitere Zuschläge erhoben werden bei Wertzuwachs von über 19 Proz. GewerK fcbaftUcbc�. Berlin und Clmgegend* Achtung, Zigarettenarbeiter und-Arbeiterinnen! Ueber den Zigarettenbetrieb der Firma Otto K r e s s i n in der Pappelallee 3/4, früher Schliemannstr. 45, welche es in wenigen Jahren von 4 auf nahe 49 Arbeiter brachte, und deren Fabrikate ausschließlich von Arbeitern geraucht werden, ist, weil ohne Grund uuo Ursache Kündigung sämtlicher männlicher Arbeiter erfolgte, die Sperre verhängt. Schon einmal, und zwar vor einem halben Jahre, hatte es Herr Kressin für richtig gehalten, den männlichen Zigaretten- arbeitern mit dem Hinweise zu kündigen, daß die Fabritinspekteion die Schuld treffe. Nachdem aber auf frischer Tat festgestellt werden konnte, daß das nicht der wahre Grund war, wurde die Kündigung sofort zurückgezogen. In der in Bälde stattfindenden Tabakarbeiterversammlung. welche über die weiter zu treffenden Maßnahmen in dieser An- gelegenheit zu beraten haben wird, wird über die Sache ein aus- führlicher Bericht gegeben werden. Zu dieser Versammlung wird der Herr Fabrikinspektor schrift- lich eingeladen werden. Kolleginnen? Uebt Solidarität und besetzt nicht die cv. frei- werdenden Plätze. Deutscher Tabakarbeiterverband, Zahlstelle Berlin . Achtung, Friseurgehilfen! Für Mitglieder gesperrt: Reckten, Oppelner Straße 26. Verband der Friseurgehilfen. Zweigverein Berlin . Deutfede» Reich. Im Bnngewerbe zu Staßfurt sind die Verhandlungen der Maurer und Bauarbeiter mit den Unternehmern wegen Abschluß eines Tarifvertrages gescheitert. Die Arbeitgeber erklärten sich nur zu Zugestäudnisien untergeordneter Natur bereit, lehnten jedoch jede Lohnerhöhung ab. Auf die Berichterstattung der Lohnkommission hin beschlossen die Arbeiter nahezu einstimmig in geheimer Abstim- mung, in den Streik einzutreten. Ter Zementarbeiterstreik in Wolgast , in dessen Verlauf preußische Bajonette gegen die kämpfenden Arbeiter gerichtet wurden, ist durch Verhandlungen beendigt worden. Beide Teile machten tonzefsionen. Das Koalitionsrecht der Arbeiter bleibt unangetastet, und die Streikenden werden wieder eingestellt. Der Kampf hat etwa 13 Wochen lang gedauert. Leider dürfte ein ge- richtliches Nachspiel noch folgen. Durch den Ersten Staatsanwalt in Greifswald haben bereits umfangreiche Vernehmungen gn Ort und Stelle stattgefunden._ Tarifkündigung in der Holzindustrie. Der Rheinisch-westfälische Arbeitgeberbund für das Holz­gewerbe, Bezirksverband Bochum , sowie die Tischlerzwangsinnung zu Bochum kündigten den zwischen den Vorgenannten und der Zahlstelle Bochum deS Deutschen Holzarbeiterverbandes abge­schlossenen Tarifvertrag, der am 1. Oktober d. I. abläuft. Bergarbeitervorstand kontra Heinen vor Gericht. Am Mittwoch, den 1. Juli, wickelte sich in Sachen Bergarbeiter­verbandsvorstand und Heinen ein zweiter Prozeß vor dem Schöffen- gericht in Steele ab, weil Heinen in derOberhaufener Volks- zeitung"(Zentrumsorgan) und imBergknappen" den Vorstand des BSrgarbeiterverbandes trotzdem er schon in einem statt- gefundenen Prozeß wegen der gleichen Beleidigung verirrtetlt worden war beschuldigte, Bilanzfälschungen vorgenommen zu haben. In diesem an die beiden genamiten Organe geschriebenen Artikel sprach Heinen von Korruption, Terrorismus, von Unge- ziefer(im Verbände), von Harlekins (Verbandsvorstand) usw. Heinen gab vor Gericht die Erklärung ab, daß er die Beschuldi- gungen nicht mehr aufrecht erhalten könne, weder die sachlichen noch die formell beleidigenden Borwürfe. Er habe in seelischer De. Pression gehandelt und darum seien ihm die beleidigenden Aeuße- rungen unterlaufen. Was die Beschuldigungen wegen Unter­schlagung und Korruption anbelange» so habe er sich auch hier über- zeugt, daß sie sich nicht mehr aufrecht erhalten lassen, nachdem auch die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen die Selbst- bezichtigung Horns(Hauptkassierer des Verbandes) abgelehnt habe. Ebenso haben ihn die Ausführungen Sachses am 27. April 1993 in der Versammlung beim Wirt Ullrich überzeugt, daß den Ver- bandsvorstand solche Anschuldigungen mit Unrecht träfen. Sachse, der als Vorstandsmitglied im Termin erschienen war, erklärte auf Grund dieser Darlegungen, daß er an einer Verurteilung Heinens kein Interesse habe, jedoch müsse er sich erst mit den übrigen Vorstandsmitgliedern verständigen, ob auch sie ihrerseits die Zurücknahme der Klage gegen Heinen befürworteten. Es kam zunächst ein Vergleich zustande, Heinen soll auf seine Kosten imBergknappen" und in derOberhaufener Volkszeitung" folgende Erklärung abgeben: Ich(Heinen) erkläre, daß ich die in derOberhaufener Volkszeitung" vom 1. April 1998 und imBergknappen" in meinem Artikel aufgestellten Behauptungen, nachdem die Sache in der Versammlung am 26, April 1998 in der Wirtschaft Ullrich-Buschhausen und ferner dadurch, daß das Vorstandsmit- glied Horn bei der Staatsanwaltschaft gegen sich das Verfahren wegen Unterschlagung beantragt hat und daß dieses eingestellt ist, geklärt ist, nicht mehr ausrecht erhalten kann. Ich erkläre ferner, daß ich, sowest in dem Artikel beleidigende Ausdrücke gebraucht sind, diese mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück- nehme. Ich übernehme die Kosten und bin damit einverstanden, daß diese meine Erklärung imBergknappen" und in derOber- hausencr Volkszeitung" auf meine Kosten veröffentlicht wird." Wie wir erfahren, haben sich auch die übrigen Vorstandsmit- glieder mit Sachses Stellungnahme einverstanden erklärt; somit loird die Klage gegen Heinen nach Veröffentlichung der Erklärung zurückgezogen werden. Glänzender konnte die Rechtfertigung des BergarbeiterberbandcS und seiner Führer nicht erfolgen wie kS diesem Termin. Tliislsnd. Kugeln statt Brot für die schwedischen Hafenarbeiter.' In der bürgerlichen Presse Schwedens wird übermäßig viel von Vaterlandsliebe und vaterländischer Gesinnung gefaselt. Tie Tatsache, daß man mit demVaterland" nur das Vaterland drc bleichen meint, tritt jetzt bei dem Hafenarbeiterstreik wieocr einmal ganz besonders kraß zutage. Der Bodensatz der englischen Ar- beiterschaft, den das schwedische Unternehmertum in Massen im- portiert, um den schwedischen Hafenarbeitern das bißchen schivcr errungene Existenzsicherheit zu rauben, muß aus jeden Fall sogar Vor� dem Anblick demonstrierender Arbeitermassen geschützt werden. Weim's nicht anders geht, will man das schwedische Volk nieder- schießen wie tolle Hunde. Ein besondersvaterländisches" Blatt, Göteborgs Aftonposten", schrieb dieser Tage:Fort mit allen. die Schiedsrichter spielen wollen! Hilft der Polizeiknüppel nicht, so müssen die Kugeln ihren Berus ausüben blutig." Es scheint, daß die Behörden diesen blutgierigen Rat befolgen wollen. Am Mittwochmittag ist das KanonenbootSkäggald", das sich schon lange an der Westküste aufgehalten hatte, in Göteborg eingetroffen und hat neben dem englischen Streikbrecherdampfer Ariosto " Platz genommen. Vorläufig fand sich jedoch keine Ge- legenheit zum Niederschießen von Volksmassen. Der Tag verlief ruhig. Wohl hatte sich eine Menge von Menschen versammelt, zu Zusammenstößen kam es jedoch nicht. Der Landeshauptmann hatte am Abend Vertreter der Parteien zu Verhandlungen geladen, die resultatlos verliefen, aber fortgesetzt werden sollen. Von den vielen Personen, die bei dem Polizeiüberfall am Dienstagabend ver- wundet wurden, liegt ein Mann so schwer danieder, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Mit revolverschießenden Streikbrechern verfährt man sehr milde. In Malmö hatte der englische Streikbrechermeistcr (Solling Wood, ohne auch nur irgendwie belästigt zu sein, auf streikende Arbeiter geschcssen. Man sprach ihn frei mit der Be« gründung, er habe den Schutz abgefeuertunter Einwirkung der Unruhe und Spannung, uniter der sich die Streitbrecher tagtäglich befinden." Ein anderer Grund, etwa gar Notwehr oder dergleichen, lag also nicht vor. Schwedische Arbeiter sind also in Schweden vogelfrei, wenn durch ihr bloßes Dasein ein Engländer sich beunruhigt fühlt. Das Hafengebiet in Göteborg befindet sich fortdauernd im Belagcrungszustano. Die Polizei hat in der Stadt sämtliche Bier» und Branntweinschankstätten schließen lassen. Auf den Schiffen ist aber dafür gesorgt, daß es den Streikbrechern nicht an Schnaps fehlt._ Versammlungen. In einer Mitgliederversammlung des Schuhmacherverbande?» die am Montag abgehalten wurde, sprach Rudolf Lange, ein An» Hänger der anarchistischen Richtung, über die syndikalistischen Be» strebungen in der Arbeiterbewegung. Der Vortrag lief hinaus auf eine Verherrlichung der von den syndikalistischen Gewerkschaften in Frankreich empfohlenen Taktik der direkten Aktion, des General- streiks und der antimilitaristischen Progaganda, als Mittel, welche schneller und sicherer zur Befreiung der Arbeiter aus den Fesseln der Lohnknechtschaft führen sollen wie die Mittel, welche die deulschs Arbeiterbewegung anwendet.> Dem Referenten trat als Kor- referent der Genosse Haupt aus Magdeburg entgegen. AlS alter und erfahrener Gewerkschaftler konnte Genosse Haupt, auf ein reichhaltiges Tatsachenmaterial gestützt, überzeugend nach- weisen, daß die sogenannte syndikalistische Taktik, die uns jetzt von gewisser Seite als etwas Neues empfohlen wird, im Grunde ge- nommen auf recht alte Anschauungen zurückzuführen ist, welche man in der deutschen Arbeiterbewegung glücklicherweise längst über- wunden hat. Auch in den deutschen Gewerkschaften gab es eine Zeit, wo man glaubte, mit kräftigen Worten, mit Begeisterung und Idealismus allein große Erfolge erringen zu können und keinen Wert legte auf starke, gut fundierte Organisationest. So manche Mißerfolge sind auf diese überwundene Anschauung zurückzuführen und immer hat sich gezeigt, daß diejenigen, die am stärksten auf den Idealismus pochten, die ersten waren, welche sich nach materieller Unterstützung umsahen. Heute wissen die deutschen Gewerkschaften und die klassenbewußte Arbeiterbewegung längst, daß mit großen Worten und niedrigen Beiträgen nichts zu erreichen ist, und daß vielmehr eine starke Organisation, die auch über die nötigen materiellen Mittel verfügt, die Voraussetzung des Erfolges ist. Die deutsche Arbeiterbewegung hat keine Ursache, den Weg zn verlassen, auf dem sie ihre bisherigen Erfolge errungen hat und aus dem sie auch ihr Zies erreichen wird. Nachdem ein Diskussionsredner im Sinne des Referenten ge­sprochen hatte, beschloß die Versammlung, von einer weiteren Debatte abzusehen, da es schon ziemlich spät geworden war und der Saal sich zu leeren begann. Die Mehrheit war jedenfalls der Meinung, daß ihre Anschauung durch den Korreferenten in ouS- reichender Weise vertreten war und die vom Referenten empfohlene Prüfung der syndikalistischen Taktik für den Schuhmacherverband sich erübrige._ Letzte J�achncbtcn und Depefeben. Eine Demonstration. Metz . 3. Juli. (B. H. ) Ueber eine Demonstration von Metzer Maurern berichtet dieVolkszeitung": Etwa 300 Maurer protestierten am Mittwochnachmittag gegen die Zustände in den Kasernenneu- bauten am Elisabethfort. Dort beschäftigt der Bauunter- nehmer Heller aus Mannheim nur Nichtorganisierte Maurer aus Dieburg , und zwar nicht zu den Tarif- bedingungen. Nach Annahme einer Resolution formulierten die Versammlungsteilnehmer einen Demonstrationszug nach dem Elisabethfort. Dort hatte sich ein Schutzmannsaufgebot aufgestellt. Ferner hatten Soldaten mit dem Gewehr im Arm das Gelände zu überwachen. Es wurde der BefehlLaden zum Schuß!" erteilt. Die organisierten Maurer zogen, nachdem sie ein Hoch auf ihre Gewerkschaft ausgebracht, wieder ab. Rangierers Ende. Mainz , 8. Juli. (D. H.) Gestern wurde der Rangierer Darm» stadt aus Nierstein im hiesigen Hauptbahnhof « totgefahren. Er wollte am nächsten Sonntag heiraten. Die Cholera auf den Philippinen. London , den 3. Juli. (B. H.)Daily Mail" berichtet au» New Dork: Eine Choleraepidemie ist, wie telegraphisch aus Manila gemeldet wird, auf den Philippinen ausgebrochen und greift in cr- schreckender Weise um sich. Täglich werden über 399 neue'Krank- heitSfälle gemeldet._ Selbstmord-Epidemie. München , 3. Juli. (83. H.) In den letzten Wochen haben sich hier außerordentlich viele Selbstmorde ereignet. In den letzten zwölf Stunden sind neuerdings drei Selb st morde vorgekommen. Außerdem hat sich ein Lehramtskandidat durch mehrere Revolver» fchüffe schwer verletzt._ Der Tod im Wattenmeer. Cuxhaven , 3. Juli. (W. T. B.) Heute mittag begab sich ein Hamburger Schüler bei der Kugelbake ins Watt, wurde von der Strömung erfaßt und ertrank. Ein Hamburger Lehrer, der ihm zu Hilfe eilte, kam gleichfalls ums Leben._ Z!S»idWv<A4rljg, u-vslsgSsuffgU Mgui Sios«& Sp.-«liv SWi KierzitS Beilagen«.UvterhaitongSbl.