MrNüy SteTe&uäj(t Wrrfln M-M« NM M<MFe MZ FürstmEulenburg ohne Auftrag ins Haus geschickt habe.> Interessant ist dabei, das; Fürst Eulcnburg zugab, mit demGrafen Wedel intim befreundet zu sein. Graf Wedel, dem alseinem seitens dcS Fürsten Eulenburg Empfohlenen erst Dom demregierenden Kaiser der Grafentitel verliehen wurde, ist ein auch•der Polizei längst bekannter Homosexueller, zu dessen„Tee-abenden" im Prinzessinnenpalais die meisten hochgestellten Homo-sexuellen zu kommen pflegten. Graf Wedel soll vor einigenJahren in München in den Anlagen links von der Isar in un.zweideutiger Situation mit einem Manne betroffen und auf dieScndlinger Torwache gebracht worden sein. Die polizeilichenProtokolle, die damals mit ihm aufgenommen wurden, hat Land-gcrichtörat Schmidt, der jetzt die Untersuchung gegen den FürstenEulenburg geführt hat, nachdem Maximilian Haiden ihn daraufhingewiesen hatte, in München gefunden; eine Abschrift dieserProwkolle ist dann von der Behörde an den OberstkämmererFürsten Solms-Baruth geschickt worden. Fürst Solms hat demKaiser Vortrag gehalten, der verfügte, Graf Wedel müsse sofortdie Dienstwohnung räumen, die Titel eines Kammerherrn undZeremonienmeisters ablegen und solle außerdem vor ein Ehren-gericht gestellt werden._AMMche! zur Berliner Candtagswahl.Das„Berliner Gemeindeblatt" veröffentlichteinige statistische Zahlen über die Hauptergebnisse der imJahre 1908 in Berlin vollzogenen Urwahlen zum preußischenAbgeordnetenhause. Aus diesen Zahlen ist zunächst hervorzu-heben, daß sich die Gesamtzahl der stimmberechtigten Wählersämtlicher Abteilungen von 452 264 im Jahre 1903 auf482 719 im Jahre 1908 vermehrt hat. Bon dieser Wähler-zahl waren stimmberechtigt in der dritten Abteilung 395 557gegenüber 401 988 im Jahre 1903, so daß sich die Zahl derWähler in der dritten Klasse um 6431 vermindert hat. DieZahl der Wähler zweiter Abteilung hat sich infolge derstärkeren Heranziehung der minderbesitzen.öen Schichten zur Steuerleistung von 42 884 imJahre 1903 auf 75 043 gehoben, die Zahl der Wähler ersterAbteilung von 7392 auf 12119.Die Wahlbeteiligung ist diesmal eine w e s e n t-l i ch st ä r k e r e als im Jahre 1903 gewesen. Trotzdem dieZahl der Wähler dritter Klasse um 6431 gesunken war.nahmen doch 40 598 Wähler mehr an der Abstimmung teilals im Jahre 1903, nämlich 195 490 gegenüber 154 892 imJahre 1903. Die Wahlbeteiligung in der dritten Wähler-klasse schwankte in den 12 Berliner Wahlkreisen zwischen35,06 Proz. und 61,15 Proz. Diese letztere stärkste Wahl-beteiligung war im 5. Berliner Landtayswahlkreise zu ver-zeichnen. Auch der 11. Wahlbezirk wies in der dritten Klasseeine Beteiligung von 60,9 Proz. der Wähler, der 9. Wahl-bezirk eine solche von 59,14 Proz. der Wähler auf. Nochgrößer war die Wahlbeteiligung dieser Kreise in der erstenund zweiten Abteilung. Die stärkste Wahlbeteiligung wies!in der zweiten Abteilung der 6. Berliner Landtagswahlkreisauf, indem 64,50 Proz. der Wähler von ihrem StimmrechtGebrauch machten: dahinter kam der 11. Wahlkreis mit64,22 Proz. und der 9. Wahlkreis mit 59,78 Proz.Im ganzen betrug die Wahlbeteiligung in allen dreiKlassen zusammengenommen im 1. Kreise 36,43, im 2. 38,51,im 3. 49,09, im 4. 49,86, im 5. 61,86, im 6. 51,26, im 7. 53,96,im 8. 44,17, im 9. 59,29, im 10. 47,54, im 11. 61,23 undim 12. 50,51 Proz. der Wahlberechtigten. Im Durchschnittüber alle Berliner Wahlkreise war die Beteiligung50,55 Proz. gegeir 39,70 Proz. im Jahre 1903.*c'eine Ctatsdebatte.Aus Wien wird uns vom 4. Juli geschrieben:'Der österreichische Parlamentarismus hat eine Riesen-lcistung hinter sich, die ihm sobald kein anderer Gesetzgebungs-körper nachmachen wird. Die Riesenhaftigkeit ist allerdingsabsonderlicher Art: die Leistung ist nämlich groß in derQuantität. Man kann also nicht berichten, daß derösterreichische Reichsrat ein besonders schwieriges, ein irgend-wie bedeutsames, nicht einmal ein dem Umfange nach großesGesetzgebungswerk vollendet habe, die Leistung enthält nichtmehr als die Erledigung des Staatsvoranschlages(Etats),die wohl in keinem Parlament als eine ungewöhnliche Sachegewertet werden wird. Aber für das österreichische Ab-geordnetenhaus, das in allen Formen und Lebensäußerungenwirklich ein sehr merkwürdiges Parlament ist, war dieLeistung keine Kleinigkeit, und die Art, wie sie zustande ge-bracht wurde, ist vielleicht ein parlamentarisches Unikum.Eingebracht wurde das Finanzgesetz samt dem dazugehörigen Voranschlag von der Regierung am 5. November1907, überwiesen wurde es dem Budgetausschuß nach derersten Lesung am 21. Dezember, und seinen Bericht hat derBudgetausschuß am 11. Mai vorgelegt. Die Länge dieserKommissionsberatung, fast fünf Monate, erscheint um soauffälliger, als ihr zuliebe das Haus mit seinen Beratungennicht weniger als dreieinhalb Monate gänzlich ausgesetzthatte. Allerdings werden dem Ausschuß nicht wie imdeutschen Reichstag nur bestimmte Teile des Etats zugewiesen,fondern er muß vollständig einer Vorberatung unterzogenwerden: diese ist bei Regierungsvorlagen überhaupt obli-gatorisch. Diese Ausschußberatung war aber keine bloße Vor-beratung, sondern eine regelrechte Budgetdebatte, in der vonden Zahlen des Etats blutwenig, wohl aber unausgesetztvon Klagen und Beschwerden über die Verwaltung die Redewar. Die Plenarverhandlung selbst konnte nur im Wegeeines sogenannten Dringlichkeitsantrages geschehen. Uebereine Tagesordnung hat das neue Abgeordnetenhaus„och niemals verhandelt: die ist unausgesetzt mit Dringlich-keitsanträgen blockiert, zu' deren Einbringung, bei Initiativ-antrügen überhaupt, nur zwanzig Unterschriften nötig sind,und die nach der Geschäftsordnung„sofort" zu verhandelnsind, wenn sie auch manchmal wegen ihres Andranges monate-lang liegen bleiben. Aus diesem Engpaß hat die Regierungnun insofern einen Ausweg gefunden, als sie jetzt ihre eigenenVorlagen als Dringlichkeitsanträge einbringen läßt und dieBlockade der Tagesordnung damit durchbricht, daß eineTagesordnung neben der Tagesordnung, eine Tages-ordnung der Dringlichkeitsanträge, geschaffen wird. Wie mansieht, lauter parlamentarische Spezialitäten.Nun stand dem Abgeordnctenhause zur Plenarverhand-lung bestenfalls ein Monat zur Verfügung. Wie nun mitdem Etat fertig werden, da die Redelust im öfter-reichischen Abgeordnetenhause so ungeheuer? Zu dem Zweckewurde zwischen den Parteien ein Abkommen getroffen, wonachfür die ganze Budgetdebatte zweihundert Stunden festgesetztwerden, die auf die Parteien gemäß ihrer Stärke aufzuteilenfeien. Es wurde also die ganze Budgetdebatte„kon-tingentiert". So„erhielten" beispielsweise die Sozialdemo-fcflje.ö 3336 Stunöen�die Hhristlichsozialen 37 Stunden, derMsnklub 27� Sktlnben,� die v tschechischen AgTfttct11 Stunden, und so ging es fort bis zu den kleinen undkleinsten Parteien, von welchen der vier Mann großeZionistenklub mit 1s6 Stunden, der drei Mann starke Klubder Alldeutschen mit 136 Stunden bedacht wurde: selbst die„Wilden" wurden nicht vergessen: sie„erhielten" 4 Stundenzugewiesen, alle 21 Parteien des Hauses hatten also ihreRedezeit bestimmt und konnten sie konsumieren nach Belieben:bei welchen Kapiteln und von wieviel Rednern sie wollten.Auf den Tisch des Präsidenten wurde eine Uhr gestellt, nachder jede Redezeit vermerkt und dem„Konto" der betreffendenPartei zur Last geschrieben wurde. Uebrigens sorgten auchschon die Fraktionsgenossen dafür, daß kein Redner zu langespreche, die ihm im Klub eiugeräumte Zeit„überrede": weileben dann sie zu kurz gekommen wären.Dieses Abkommen wurde auch getreulich gehalten, undals die zweihundert Stunden ausgeredet waren, wurde dieDebatte geschlossen. Dazu waren natürlich auch langeSitzungen nötig, und die Leistung wenigstens, durch einenMonat jeden Tag mindestens zehn Stunden zu„sitzen", warkeine Kleinigkeit. Natürlich konnte es keine Spezialdebattesein, wie sie in anderen Parlamenten üblich ist, sondern dasganze Zweimilliardenbudget wurde unter einem zur Ver-Handlung gestellt und in einer einzigen Abstimmung wurdees zum Beschluß erhoben. Originell war die Debatte auchdeshalb, weil, mit einziger Ausnahme des Handelsministers,der über sozialpolitische Fragen Aufschluß gab, in ihremVerlaufe kein einziger Minister, der Finanzminister ein-geschlossen, das Wort ergriff. Dennoch hatte die Debatte.ganz abgesehen von dem vielen interessanten Material, das siezutage förderte, ihren eigentümlichen Wert. Es gelangtennämlich Abgeordnete zu Wort, die sonst auf die Redegelegen-beit noch jahrelang hätten warten müssen. Man kann sagen.daß nun fast das ganze Abgeordnetenhaus gesprochen hat.was bei einem Haus mit 516 Abgeordneten, von denen zweiDrittel neue� Leute sind, wohl nicht wenig ins Gewicht fällt.Es ist ja nicht bloß Redelust, was die Abgeordneten zumReden antreibt, es ist auch eine durch den politischen Wett-bewerb hervorgerufene Notwendigkeit: und deshalb wird einParlament, in dem die„kleinen Leute" des Hauses nicht zuWorte kommen, leicht ein Parlament von Mißvergnügten.deren Stimmung und Verstimmung den ganzen par-lamentarischen Betrieb ungünstig belastet. Von der sozial-demokratischen Fraktion dürsten in der Budgetdebatte an60 Abgeordnete zu Worte gekommen sein und sich auf dieseWeise die parlamentarischen Sporen verdient haben: einegroße Fraktion muß eben auch an die Entwickelung ihresNachwuchses denken. Ueberdies ist die Erledigung des Etatsfür Oesterreich auch politisch nicht unbeträchtlich. Denn seitdem Jahre 1896 ist im Reichsrat ein einziges Budgetbeschlossen worden, in den Flitterwochen Körbers: sonst hatman sich immer mit bloßen Ermächtigungsprovisorien be-Holsen, die übrigens durch Jahre hindurch mittels des be-rüchtigten§ 14.also im Wege des Verfassungsbruches, erfolgtsind. Daß das Parlament des allgemeinen Wahlrechtes aufdie Beseitigung dieser eingewurzelten Schlamperei drängte.offenbart also sicher sein konstitutionelles GewissemDiesmal mußte man sich freilich noch mit einem Surrogateiner ernsten Etatsverhandlung begnügen, aber die Hoffnungist nicht unberechtigt, daß aus dem wirren Gange des jungenParlaments allmählich auch ein fester Schritt sich heraus-gestalten wird._poUtifchc Qcbcrlicbt.Berlin, den 6. Juli 1908.Schaumschlägereien.*" Ja München begann cot Sonntag der„liberale Kongreß",d. h. eine Tagung liberaler Kongreßbummler, die dort liberalePhrasen dreschen.Daß es sich keineswegs um eine VersamOTlung handelt, dieein« Radikalisierung des Liberalismus, einen Ruck nachlinks einleiten könnte, sondern ausschließlich um eine Ver.anstaltung, die durch allerhand liberale Phrasendreschereien überdie reaktionären Taten des Liberalismus bis zuräußersten Blocklinken hinwegtäuschen soll, bewies schondie erste Verhandlung.Der Führer der»nationalliberalen Jugend". RechtsanwaltMarwitz, legte der Versammlung allerhand liberale Leitsätzevor, deren einer beispielsweise lautete:»DaS Reichstagswahlrecht ist das beste aller be»kannten WahlrechtSsysteme. Es ist daher seine Ein-f ü h r u n g in die Bundesstaaten grundsätzlich zu fordern."Natürlich werden nicht nur die Nationalliberalen sich durchdie»grundsätzliche" Forderung deS Wahlrechts davon abhaltenlassen, mit irgendeinem schnöden Klassenwahlrecht vor-lieb zu nehmen, sondern auch der Freisinn wird trotz alles„grundsätzlichen" FordernS deS ReichStagSwahlrechteS sich bei einemallergeringsten Zugeständnis der Regierung bescheiden! Wirbt dochbereits die„Kölnische Zeitung" dafür, daß der Liberalismus sichgerade in der Wahlrechtsfrage einigen solle, und zwareinigen solle auf eine„Wahlrechtsreform" in dem Sinne, daßAlter. Bildung, berufliche Selbständigkeit usw.(das us«. bedeutet Besitz und Einkommen) berücksichtigt werdensollen. Der Freisinn wird es denn auch an einem solchen Entgegen.kommen sicherlich nicht fehlen lassen! Die.grundsätzliche" Be-tonung der Forderung deS ReichStagSwahlrechteS durch einenNationalliberalea hat also nicht die allergeringste Be-deutung, sofern sie nicht eine absichtliche Verschleierungdes bevorstehenden WahlrechtSverrateS des Liberalismussein soll lWie wenig hinter dem Gerede auf dem liberalen Kongreß steckt,bewies auch folgende Episode: Dr. Brunhuber-Köln, einnationalliberaler Schriftsteller, wandte sich gegen das von deroffiziellen Leitung der nationalliberalen Partei empfohlenePluralwahlrecht und brandmarkte insbesondere, daß inBerlin die Jungliberalen von ihrer Parteileitung auf-gefordert seien, für den Konservativen gegen den Sozialdemo-traten zu stimmen. Man dürfe nicht nur auf Kongressenliberal sein, sondern müsse seinen Liberalismus auch durch dieTat beweisen! Gegen diese Ausführungen wandte sich der Land-tagSabgeordnete Günther mit der Bemerkung, daß hier eineEinigungSverhandluUg stattfinde, in der nur das ver-handelt werden dürfe, was alle Liberalen einige. Und derFührer der nationalliberalen Jugend. Rechtsanwalt Dr. Mar-witz, entschuldigte das Eintreten der nationalliberaleaJugend für den Konservativen in Berlin damit, daß ja auch di:Freisinnigen den Appell an ihre Wähler gerichtet hätten,im Wahlkreise Moabit für die konservativey Wahlmänner zustimmen!Es handelt sich also nur um liberale Schaumschläge-reien. um eine Dupierung. eine Täulchvog Oeffent-HMt. ÄSUiKZ.» Hütt Schölttversucht seine unglaubliche Tölpelhaftigkeit durch einen neue«Artikel im»Moabiter Bezirksanzeiger" wieder gut zu machen.Unter den unglaublichsten Tatsache n-Verrcnkiingen und Ver-'gewaltigungen der Logik sucht er den Nachweis zu führen, daßer durch feine Verrufscrklärung der von ihm denunzierten Wahl-männer gar keinen Terror begangen habe! Es liegt umso wemger Ursache vor, auf das weitschweifige Gerede des Durchfallskandidaten des 11. Berliner Landtagswahlkreises einzugehen,als ja selbst die hohe Gönnerin und Schildhalterin des Block-freisinns, die»Deutsche Tageszeitung", den durch HerrnSchüler in seinem Moabiter Leiborgan verübten Terror nicht inSchutz zu nehmen vermochte!Herr Schüler schließt seinen Verlegenheitserguß mit denWorten:„Nun wird der„Vorwärts" natürlich wieder schimpfenWas er nur jetzt alles vorbringen wird! Darüber und übernoch einiges andere werde ich das nächste Mal berichten." TaDurchfallskandidat für den 11. Berliner LandtagSwahllreiS über-schätzt wirklich unseren Ehrgeiz. Uns mit seiner interessantenPerson und seinem famosen Weltblatt auseinanderzusetzenfühlen wir wirklich nicht den geringsten Beruf. Mag Herr Schülerden 7000 Mk., die ihm sein Durchfall im 11. Berliner Landtags.Wahlkreis gekostet hat, nach Belieben noch weitere Summen nach-schicken, mag er so viel über den„Vorwärts" und„übernoch einiges andere" schreiben, wie er will! Wir werdenvon seiner Existenz nur dann wieder Notiz nehmen, wenn er sichdurch neue TerroriSmusakte und Durchfallskandidaturcn für dieOesfentlichkejt wieder bemerkbar macht.—Die Lehrermaßregelung.die wir in unserer Sonntagsnummer mitteilten, wird nichtnur von der konservattven. sondern auch von der block-freisinnigen Presse einfach totgeschwiegen!Dagegen finden die Organe des Freisinns, die der demo-krattschen Vereinigung nahestehen, kräftige Töne der Krittk.So schreibt das„Berk. T a g e b l.":Auch diesmal wieder handelt es sich nicht etwa um einenKampf der Schule gegen den Lehrer von Josefowo, sondernum einen Kampf dc-Z Byzantinismus. um einen Kampf derReaktion gegen die Schule. Es ist ein ebenso altes wiewahres Wort, daß, wer die Schule hat. auch die Macht hat.Die regierenden Gewalten, die in unseren Tagen ihrerseitswieder völlig und ausschließlich von der blindesten und rücksichts«losesten Reaktion beherrscht werden, haben bekanntlich von jedie Aufgabe der Schule dann erblickt, alle geschichtlichen Tal-bestände im dynastischen Interesse umzubilden, nun stellen sie dieSchule auch noch— was nicht dasselbe ist— in den Dienst desByzantinismus. Die Jugend des Volkes darf, um»loyal"und um„religiös" zu bleiben, möglichst wenig lernen.Nicht nur die Schule aber muß zu solchem Ende auf einem gc-wissen Tiesstand erhalten werden, auch über dem Lehrermuß alleweil die Knute geschwungen werden.Die„Volkszeitung" bemerkt:So verfuhr die preußische Regierung mit diesen beidenSündern, und die„gutgesinnte", das heißt reaktionäre Presse wirddarob in ein Beifallsgebrüll ausbrechen, denn nur wer einenneuen Rekord im Byzantinismus ausstellt, gilt bei ihr als„Patriot": wer aber es wagt, die Dinge beim rechten Namenzu nennen, der wird gekreuzigt und verbrannt. Einst,zur Zeit der ärgsten Verfolgungssucht gegenüber allen»xcvo-lutionärer" Gesinnung Verdächtigen, sang der VollSwitz ingrimmig:»Wer die Wahrheit kennet und sagt sie frei,Der kommt gewiß auf die Stadtvogtei."Heute sind wir wieder so weit. Wir werden noch viel weiterkommen, nämlich auf der abschüssigen Bahn, wenn das System„Gehorchen, Steuern zahlen. Maul halten" sich weiter so belätigt,wie es hier wieder einmal geschehen ist. Und eine sich frei-sinnig nennende Partei wagt es, die Politileiner solchen Regierung zu unterstützen!Der B l o ck f r e i s i n n. wie gesagt, schweigt sich überdie skandalöse Maßregelung zweier Lehrer einstweilen völligaus!—Die Gemeinderatswahlen in Elsaß-Loth ringe«.Das Ergebnis der am 6. Juli erfolgten Mülhauser Ge-meinderatSnachwaHlen ist, wie vorauszusehen war, beietwas schwächerer Wahlbeteiligung die Wahl der letzten fünsbürgerlichen Scharfmacherkandidaten mit rund1000 Stimmen Mehrheit: 6800 bürgerliche gegen 6700 sozialdemo-kratische Stimmen. Die sozialdemokratische Liste erreichtewieder ihre 46 Prozent aller abgegebenen gültigenStimmen. Damit hat die Stadt Mülhausen eine ausgesprochenklerikale Mehrhett mit Hülfe der Demokraten» ndLiberalen.Ueber weitere Resultate der Gemeinderatswahlen wird unsgemeldet:Es wurden gewählt: in Ober-Grafen st aasen 11 Sozial-demokraten; in D a a r erhielten wir vier Sitze; in Metz wurdeein Sozialdemokrat gewählt; in S a a r g e m ü n d ist ein Genossegewählt; in E s ch a u vier Sozialdemokraten; in Bischwetlerein Sozialdemokrat: in Hagenau kein Sozialdemokrat(hier drangdie ganze klerikale Liste durch).Die allgemeine Situation ist demnach so. daß wir jetzt in dengrößten Städten: Mülhausen, Colmar, Metz, Straßburg über-Haupt nicht vettreten sind, während wir in den k l e i n e r e nOtten unsere Positionen behaupten bezw. hier und da neueMandate gewinnen konnten.DaS Gefasel in der bürgerlichen Presse über unsere»Wahl-Niederlage' bei den Gemeinderatswahlen In Elsaß-Lothringen istdurchaus ungerechtfertigt. Zunächst darf man bei Betrachtung derWahlergebnisse niemals außer acht lassen, daß das elsaß-lothringische Gemeindewahlrecht ein Klassenwahlrecht zu-gunsten der Besitzenden ist, das den Bolkswillengefälscht zum Ausdruck bringt. Während Hausbesitzer.selbständige Gewerbetreibende und öffentliche Beamte die Wahl-berechtigung haben, sobald fie ein Jahr in der Gemeindeansässig find, steht dem Proletarier die Ausübung deS Wahlrechtserst nach drei jährigem Wohnsitz in der Gemeinde zu— ein Klassen-unrecht, daS zur Folge hat, daß z. B. in Mülhausen die Zahlder ReichStagswähler am 28. Januar ISO? um nahezu SOOO höherwar. als trotz eingetretener Bevölkerungsvermehrung die Zahlder Gemeindewähler am 28. Juni 1808. Nur diesem Umstände, derdie politische Partei deS Proletariats, die Sozialdemokratie, umwenigstens 2000 Stimmen hier benachteiligt,verdankt der klenkal-liberal-demokratische Wahlblock in Mülhausenden diesmaligen Sieg. Bei einer Wahlbeteiligung vonSO Prozent betrug der Durchschnitt der auf den bürgerlichen Blockentfallenen Stinimen 8120, der Durchschnitt der Stimmen der sozial-demokratischen Liste 6866, so daß nur ein Abstand von rund 1300Stimmen besteht. Bei dieser Wahlbeteiligung, die so ziemlich die Grenzealles Erreichbaren auch beim rasendsten Schlepperdienste darstellt,— daS Wahlkomitee des Blocks hatte in Mülhausen am Wahltage35 Droschken und eine Reihe von Automobilen zum Schlepperdienstein Bewegung— erzielte die sozialdemokratische Liste45 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen.gegen 40 Prozent bei der Ersatzwahl vom 21. Oktober 1806 und34 Prozent bei der Ersatzwahl vom 12. Juni 1804, ein st e t e s undsicheres Aufsteigen, das alles andere bedeutet, als ein