HL Samen: 1. I. Tußner(„Freie Schwimm»') 83 Min.2. W. Kutschkau(„Freie Schwimmer") 33 Min. 85% Sek.8. H. Schlöffe!(„Damenschwimmklub Rixdorf") 37 Min. 27% Sek.IV. Junioren. 1. P. Sckmidt(„Vorwärts"»Berlin) 32 Min.2. Schwarze(.Delphin"-Tegel) 32 Min. 25% Sek. 3. W. Hamann(„Spreekort") 33 Min. 24% Sek.V. S e n i o r e n. t. K. Krebs(„Vorwärts"-Berlin) 20 Min. 40 Sek.2. F. Reimann(.VorwärtS"-Berlin) 30 Min. 13 Sek.Das mit dem Schwimmen verbundene Sommerfest wurde durchde» später eintretenden Regen leider gestört.Durch die obige Veranstaltung zeigte der Arbciter-Schwimmer-Lund, datz es ihm mit seinen Bestrebungen sehr ernst ist. Hoffentlichruft dieselbe auch bei den Genossen Interesse wach, die noch denhurrapatriotischen bürgerlichen Schwimmvereinen angehören.Radrennen in Steglitz. Das Nennen um den„GroßenSommer-Preis" war reich an interessanten Momenten undzeitigte ein sehr gutes Ergebnis. Sieger in dem 100 Kilometer-Rennen blieb Br. Salzmann in 1 Stunde 10 Min. 30 Sek.,Robl<770 Meter). Bedell<1060 Meter),. Verbist<0100 Meter) zurückund Stellbrink, der kurz vor Schluß aufgab. Stellbrink eröffneteals erster das Rennen und passierte schon in der dritten Runde Robl,als in der achten Runde sein Motor aussetzt und Verbist die Füh-rung übernimmt; doch Bedell löst ihn bald ab und fährtein schönes Nennen. Aber auch Robl ist zeitweUig sehrschnell und passiert Bedell. um dann wieder zurück-zufallen. Stellbrink hat inzwischen seinen alten Motorwiedererhalten und fährt mit großer Bravour und überrundet Salz-mann. Robl und Bedell, als abermals sein Motor versagt. AuchBedell muß seine Führung wechseln und vom 40. Kilometer ab istSalzmann an der Spitze und hält diese bis zum Schluß. Robl hatsich den zweiten Platz erobert und fährt sehr schnell, kann abernicht verhindern, daß Salzmann ihm eine Runde abnimmt.Verbist und Stellbrink haben unter Motor- und Radschadenzu leiden und fallen weit zurück. Salzmann legte inder Stunde 85,220 Kilometer zurück.— Die Flieger-rennen boten guten Sport und wiesen starke Felder auf. ImHauptfahren siegte Peter vor Scheuermann, Wcgcner undCarapezzi. In dcir vier Vorgabefahren siegten Ganze-v o o st<40), T h i e m(65), K e l m(60) und Arndt<75). DasTandem-Prämienfahren gewannen Scheuermann-We gener vor Carapezzi-Padewald, Techner-Peter und Pawke-Sützmilch! letztere errangen außerdem 7 Prämien.Straßensperrungen. Es werden gesperrt: Die Jungfernbrückebehufs Erneuerung des Bohlenbelags; die Sparrstraße von der... Lynarstraße bis zum Hause Nr. 22; der nördliche Damm der Git-schinerstraße von der Prinzenstraße bis zum Luisenufer; die Stralauer Straße von der Jüdenstraße bis zur Hausgrenze StralauerStraße Nr. 55/53<unter Ausschluß des Kreuzdammes mit der Jüden-straße) vom 13. ab: die Königgrätzer Straße von der Asphaltgrenzean der Großbeerenstraße bis zum Rampensuß der Belle-Alliance-Brücke(HauS 76) vom 13. ab.Vorort- fVacbncbten.Charlottenburg.Ei» tödlicher Automodilunfall ereignete sich in der vorgestrigenNacht in der WilmerSdorfer, Ecke der Schillerstraße. Der 42 Jahrealte Kaufmann Julius Zimmerling verließ gegen%12 Uhr äff' dergenannten Stelle einen von ihm benutzten Straßenbahnwagen derLinie V und wollte sich nach dem Bürgersteig hinüberbegeben, umdort auf einen nach Wilmersdorf fahrenden Wagen zu warten. Indiesem Augenblick kam eine Bedagdroschke herangesaust, wodurch esZ. nicht möglich war, auszuweichen. Er wurde von dem Kraftwagenniedergerissen und über den Kopf gefahren. Der Verunglückte wurdenach der Unfallstation XVIII in der Kaiser-Friedrich-Straße gebracht,wo er unter den Händen des Arztes verstarb. Zimnierling hatteeinen Schädelbruch und schwere Gehirnerschütterung erlitten. DieLeiche wurde polizeilich beschlagnahmt.In der LehrlingSvermittelnng des städtischen ArbeitsnachweisesCharlottenburg, der mit dem freiwilligen Erziehungsbeirat inständiger Beziehung steht, ist im Interesse einer sachgemäßen Aus-wähl von Lehrstellen die Einrichtung getroffen, daß die zur Eni-lassung kommenden Schulkinder zur frühzeitigen Angabe ihres be-absichtlgten Berufes veranlaßt werden. So sind schon jetztKnaben angemeldet, die für Michaelis 1008 eine Lehr-stelle suchen und zwar nicht nur in den stets begehrtenMetallgewerben<als Elektrotechniker, Mechaniker, Maschinenbauer,Maschinenschlosser), sondern auch im Baugewerbe(als Maurer,Maler) soivie als Tapezier, Tischler, Barbier, Schuhmacher, Schlächterendlich als Buchhalter, Kaufmann, Koch usw. Auch haben sich eineAnzahl Mädchen gemeldet, die eine Lehrstelle als Schneiderin. Putz-macherin, Näherin, Verkäuferin, Buchhalterin suchen, sowie auchsolche, die bereit sind, Dienstbotcnstellen anzunehmen, in denen siefür den häuslichen Beruf ausgebildet werden. Die Bermittelung imstädtischen Arbeitsnachweis Charlottenburg, Kirch st r. 5, inder Nähe der Luisenkirche, sowie in der Zweigstelle für weiblichesHauspersonal am Wittenberg Platz 4, Ecke Bayreutherstraße 8, ist für beide Teile kostenlos.Steglitz.Ein Bauunfall ereignete sich am Sonnabendnachmittag%4 Uhrauf dem Bau der Holsteinischen Str. 46/47. Dort war der TrägerHugo Anders mit der Abnahme des Rüstzeuges seines JnnenputzerSbeschäftigt. Hierzu benutzte er das Gerüst des Außenputzers, dessenRüstung mangelhaft abgedeckt gewesen sein soll. Anders machteeinen Fehltritt und fiel von der ersten Etage in die Tiefe auf Riegelund Stangen. Der Verunglückte blieb bewußtlos liegen und wurdevon seinen Kollegen zunächst in die Baubude getragen, bis ihm derherbeigerufene Arzt Dr. Fink die erste Hilfe brachte und schwerenSchädelbruch feststellte. Erst nach 1% Stunden erschien der Kranken-wagen, in welchem Anders in das Groß-Lichterfelder Krankenhausüberführt wurde.Dampf oder Elektrizität? Die dringende Notwendigkeit, unserePumpstation zu erweitern, war die Veranlaffung, daß sich die letzteEemeindevertretersitzung mit der Entscheidung derobigen Frage zu beschäftigen hatte. In einer früheren Sitzungwurde von einigen Herren die Frage aufgeworfen, ob nicht bei demheutigen Stande der elektrischen Industrie die Elektrizität mit demDampf als Betriebskraft für die Pumpstation in Wettbewerb tretenkönne. Schöffe Kirchner verteidigte zwar schon damals in fach-niännischen Ausführungen die wirtschaftliche Ueberlegenheit desDampfes für große Betriebe, es wurde aber doch die Einholungvon Gutachten beschlossen. Die Professoren Brix und Weiheerläuterten persönlich die abgegebenen Gutachten, die den Gemeinde-Vertretern gedruckt vorlagen. Da die Ausführungen auch fürParteigenossen außerhalb unseres Ortes, sofern dieselben alsStadtverordnete oder Gemeindevertreter tätig sind, interessantsein dürften, sei hier kurz das wesentlichste angeführt. DieEntscheidung der Frage, ob Kolbenpumpen mit Dampfbetrieb oder Zentrifugalpumpen mit elektrischem Betrieb, richte sichganz nach den örtlichen Verhältnissen, der ganzen Anlage derKanalisation und der zu bewältigenden Wassermenge. Es seizweifellos, daß der elektrische Zentrifugalpumpenbetrieb, dermis jetztnur in kleineren Ortschaften zur Anwendung gelange, sich auch für großeAnlagen eigne; jetzt noch bestehende technische Schwierigkeiten würdensicher noch überwunden. Hauptsächlich dort, wo der Betrieb nur einstundenweiser sei, wo Platzmangel vorhanden oder die Errichtungeines Schornsteins störend oder lästig sei, wären die Bedingungenfür elektrischen Betrieb ohne weiteres gegeben. Das wirtschaftlicheMoment sei bei Anlagen in Ortschaften bis zu 30 000 Emwohnern beiheideo Betriebsarten fast das gleiche, da die Mehrkosten derekeftrischen Kraft durch Ersparnisie an Baukosten. Grunderwerb undPersonalkosten gegenüber einer Dampfanlage aufgewogen würden.Ganz anders lägen aber die Verhältnisse bei Ortschaften mit über30 000 Einwohnern. Von hier ab überstiegen die Kosten deselektrischen Betrieben diejenigen des Danipfbetriebes in starkemMaße und stellten sich bei einer Einwohnerzahl von 300 000 umüber 100 Prozent höher. Bei dieser Berechnung hätten die Gut-achter den ihnen aufgegebenen Einheitspreis von 10 Pf. pro Kilo-Wattstunde zugrunde gelegt. Zugunsten des Dampfes spräche auchnoch die Anpassungsfähigkeit der Kotbenpumpen. Durch schnelleresoder langsameres Arbeiten der Maschine könne für gleichmäßigesFortschaffen der zufließenden Wassermenge, die bekanntlich an denverschiedenen Tageszeiten stark differiere, gesorgt werden, wasin sanitärer Hinsicht sehr wünschenswert sei. Die elektrischen Zentri-fugalpumpen dagegen arbeiten mit stets gleicher Tourenzahl, wodurches bei starkem Zufluß der Schmutzwässer zu Stauungen kommen könne.Aus diesen Erwägungen und in Berücksichtigung der hiesigen speziellenVerhältnisse empfahlen die Herren Gutachter den Dampfbetrieb.Die Genieindevertretung folgte dem fachmännischen Rat und be-willigte zunächst 80 000 M. zur Beschaffung einer neuen Dampf-pumpe. In der Diskussion wurde der Gemeindevorstand gefragt,wer den Gutachtern den Einheitspreis von 10 Pf. für elektrischenStrom aufgegeben habe und auf Grund welcher Offerten dies ge-schehen sei. Die B. V. E. W. würden den Strom ganz wesentlichbilliger liefern können; von anderer Seite wurde ein Preis von6'/, Pf. genannt. Eine präzise Antwort erfolgte nicht; es hieß nur,daß die B. V. E. W. die Auskunft erteilt hätten, daß der Preiskeinenfalls 10 Pf. überschreiten würde. Immerhin eine merkwürdigeSache! Man läßt 10 Pf. bei der Rentabilitätsberechnung zugrundelegen und hinterher behaupten Gemeindevertreter, daß nur 6% Pf. inAnsatz kommen können. Richtig bleibt aber, daßselbstbei diesem Preise derDampfbetrieb in großen Gemeinwesen rentabler ist. Die von den B. V.E. W. seinerzeit völlig kostenlos aufgestellte elektrische Zentrifugal-pumpe soll zu Versuchszwecken noch in Betrieb bleiben nnd wirdwohl später von der Gemeinde übernommen werden.— Der Vertrag mit der Aufteilungskommission der Domäne Dahlem, wonachdieselbe gegen Zahlung von 200 000 M. das Recht erwirbt, ihreRegenwässer in den Steglitzer Regenwasserkanal abzuleiten, wirdsanktioniert.— Zu Beginn der Sitzung machte der Gemeindevor-steher die Mitteilung, daß die Eröffnung der Badeanstaltnunmehr bestimmt am Mittwoch, den 8. Juli, stattfindet.Am Dienstag soll eine Vorbesichtigung seitens der Gemeindevertretererfolgen,Die hiesige Spar- und DarlehnSkasse fallit k Wie der„St. Ztg."berichtet wird, wurde auf der letzthin abgehaltenen General-Versammlung den Mitgliedern die traurige Mitteilung gemacht, daßdas gesamte Genossenschaftsguthaben in Höhe von 11 500 M. ver-loren sei und daß die beiden langjährigen Vorstandsmitglieder undkaufmännischen Leiter aus„Gesundheitsrückfichten" und„Ueber-bürdung" ihre Aemter vor einiger Zeit niedergelegt hätten. Es sollversucht werden, durch Werbung neuer Mitglieder frisches Betriebskapital zu erlangen. Die Kasse, die seit 18 Jahren besteht, zählteIII Genossenschaftler, meist hiesige kleine Handwerker, Beamte undGewerbetreibende, die der Verlust recht hart treffen wird.—(Da essich um ein bürgerliches Unternehmen handelt, erfährt mandurch die Presse nicht, inwieweit der schlechte Gesundheitszustandder Vorstandsmitglieder und Leiter mit dem Fallissement in Ver-bindung steht.Nixdorf.Bei dem am Sonnabend in der Neuen Welt stattgefundenenSommervergnügen des Wahlvereins ist ein blauer Kinderumhanggefunden worden. Derselbe ist abzuholen in der Parteispedition,Neckarstr. 2.Zehlendorf.Aus der Gemeindevertretung. Die letzte Sitzung vor den Ferienhatte noch eine lange Tagesordnung zu erledigen. Zunächst handeltees sich um die Deckung für den Bau und die innere Ausstattungder Schulbaracke bei der Gemeindeschule I. Bekanntlich hatte manschon vor zwei Jahren beschlossen, un südlichen Ortsteil ein neuesSchulhouS zu erbauen; der Bau wurde aber bis jetzt zweimal ver-tagt. Da aber unbedingt neue Klassenräume geschaffen werdenmüssen, so greift man zu dem schlechten Mittel des BarockenbaueS.Hierfür verlangt der Gemeindevorstand 12 066,05 M. aus den Ueber-schüssen des Jahres 1006. Die Vorlage fand ohne Debatte An-nähme. Nicht einmal eine leise Mahnung seitens der Vertreterder dritten Abteilung, speziell der neugewählten, wurde laut.um nun endlich den so dringend notwendigen Schulneubau zubeginnen. Unsere Gemeindevertreter sind ja auch alle so gestellt,daß es keiner von ihnen notwendig hat, seine Kinder vom Ortsteil„Süden" in die Geniemdeschule I zu senden. Dieses Schweigen istbezeichnend für die Vertreter des„Gemeinwohls", als die sich dieHerren so gern und oft auffpielen.Das Gemeindehaus bedarf einer Erweiterung und zu diesemZwecke wurden 46 700 M. gefordert, welche aus Anleiheniitteln zudecken sind. Für bauliche Veränderungen im alten Gemeindeschulhause wurden 2000 M., die aus den Ueber-schüssen von 1907 entnommen werden sollen, bewilligt. Vongrößerer Wichtigkeit für die Arbeiterschaft war die Vorlage be-treffs Anlage eines Spielplatzes nebst Unterkunftsraum. Die Ge-meinde besitzt in der Spandauer Straße ein Grundstück, welches sichzu einem Spielplatz für die Schulen eignet. Neben oben erwähntemUnterkunftsraum sollen noch ein Geräteraum und zwei Aborte ge-schaffen werden. Da die Wasserleitung bis zum Spielplatz ver-längert werden soll, belaufen sich die Kosten auf 8500 M. Man solltemeinen, daß eS bei dieser Vorlage überhaupt keine Meinung«-Verschiedenheit geben könne. Doch konnte es Herr Münzer, auch einVertreter der„Allgemeininteressen", nicht verkneifen, gegen dieVorlage wegen der Höhe zu reden. Ausgerechnet HerrHammer mußte den Herrn erst daraus aufmerksam machen,daß die Errichtung von Kinderspielplätzen die beste KapitalSanlagesei. Schließlich wurde die Vorlage in der Form angenommen, daßder Spielplatz noch etwas vergrößert wird und die Kosten nichthöher als 8000 M. sein dürfen. Als nächster Punkt stand die Festsetzung des Fremdenschulgeldes für die Gemeindeschule zur Beratung.Dasselbe wird mit Rückwirkung vom 1. April d. I. auf 100 M.festgesetzt. Nach Erledigung einiger kleinerer Vorlagen und derwelterschütternden Mitteilung des Gemeindevorstehers, daß sich einneuer„Bürgerverem Süden" gebildet habe, fand die öffentlicheSitzung ihr Ende.Schmargendorf.In der letzten Mitgliederversammlung des Wahlvereins erstattetenach einem Rückblick auf die verflossene Landtagswahl GenosseHildebrandt einen Bericht von der letzten Gemeindevertretersitzung.In diesem Dorfparlament dauern die öffentlichen Sitzungen in derRegel 10—20 Minuten. Die letzte Sitzung nahm seltsamerweise1% Stunden in Anspruch, für hiefige Verhältniffe eine ganz un-erhörte Begebenheit. Grund hierfür war ein Vertrag, den die Ge-meinde vor Jahren mit der Westlichen Vorortbahn abgeschlossenhatte. Demnach war diese Verkehrsgeselkschaft gegen eine Haftsummevon 10000 M. verpflichtet, bis 1000 neben der bestehenden nochzwei weitere Straßenbahnlinien zu legen. Die Gesellschaft hat bisdato aber noch nicht den geringsten Schritt zur Verwirklichung diesesPlanes getan, lieber will sie die Haftsumme bezahlen, als eine nichtrentierende Linie zu bauen. Alle Vorhaltungen seitens der Gemeindehalfen nicht und so ist beschlosien worden, gegen die Gesellschaft klagbarvorzugehen. Schuld an dieser brüsken Haltung der Bahngesellschastfind aber nur die früheren Gemeindevertreter, die sich von der Bahn-gesellschaft das Fell über die Ohren ziehen ließen und nichts davonnierkten. Es ist deshalb auch kein Wunder, wenn die Bahngesellschaftfür die Durchführung der Bahnlinie Wilmersdorf— Steglitz durchSchmargendorf eine jährliche Garantiesumme von 80000 M. verlangt. Einer Gemeindevertretung, welche sich so übertölpeln läßt,kann man eben alles bieten. Jetzt find allerdings einzelne Gemeinde-Vertreter bestrebt, die Sünden früherer Vertreter gutzumachen. Sacheder Einwohnerschaft Schmargendorfs, besonders der Arbeiterschaft,ist es nun, den Vorgängen in den Vertretersitzungen ein bißchenmehr Aufmerksamkeit zu schenken wie bisher.— In der Mitglieder-versainmlung wurden dann noch sechs Genossen in den Wahlvereinaufgenommen. Ferner wurde beschlossen, am 15. August im hiesigen.Schützenhaus" das Stiftungsfest des Wahlvereins stattfinden zulassen, wozu besonders auch auf die Anwesenheit von Genossen ausden umliegenden Wahlvereinen gerechnet wird. Nach einer kurzenDiskussion über bessere Zeitungsbestellung und andere Sachen schloßdie gut besuchte Versammlung.Hohen-Neuendorf.In der Nacht vom 22. zum 23. September 1906war, wie unseren Lesern erinnerlich sein wird, derZimmermann Genosse Hermann von dem Gen-darmerie-Wachtmeister Jude erschossen worden. Die gegenJude erstattete Anzeige wurde zur Zeit abgewiesen. Nun-mehr erfahren wir, daß auf die gegen diesen Bescheid ein-gelegte Beschwerde hin die Erhebung der Anklage endlichdoch beschlossen worden ist. Es muß also an zuständigerStelle erkannt worden sein, daß Jude sich nicht in Notwehrbefand, und daß er von seiner Dienftwasfe einen Wider,rechtlichen Gebrauch gemacht hat.Von einer Verhaftung des schießlustigen(Jen-darmeo ist uns bisher nichts bekannt geworden,...Berichts-Zeitung,Nicht geaaunt, nicht gemeint, aber doch— beleidigt.Seit länger als zwei Jahre zieht sich eine Beleidigungsklagehin, die ein Landrat v. Sivers(ohne e) gegen unseren verantwort-lichen Redakteur, Genoffen Weber, angestrengt hat. Der Klageliegt ein Artikel des„Vorwärts" vom 11. Februar 1906 zugrunde.welcher die Greueltaten schildert, die von baltischen Junkern gegenrussische Revolutionäre verübt worden sind. Unter anderem istauch davon die Rede, daß manche dieser Junker Brandstiftungenauf ihren Gütern veranlaßten, um die Versicherungssummen zuerhalten und den Verdacht auf die Revolutionäre zu lenken. Indem Artikel wurden einige Namen genannt, deren Träger der-artige Brandstiftungen veranlaßt haben sollen, darunter auch derName von Sievers(mit e). Trotz der abweichenden Schreibweiseseines Namens glaubte der livländische Laudrat von Sivers aufNömerhof bei Riga die Angaben des Arttkcls auf sich beziehen zudürfen. Er strengte beim Schöffengericht Berlin-Mitte die Belci-digungsklage gegen Genoffen Weber an.— In allen Terminen, dieseit jener Zeit in dieser Angelegenheit stattfanden, erklärte Weberstets, die Angaben des Arttkels bezögen sich gar nicht auf denKläger, es sei vielmehr ein Herr v. Sievers in Rappin gemeint undauf diesen, nicht aber den Kläger, bezögen sich die angegebenen Tai-fachen. Schließlich ist auch über diese Behauptung des AngeklagtenBeweis erhoben worden. Der Verfasser jenes Artikels, ein rufst-scher Flüchtling, der sich zurzeit in New Uork aufhält, ist konr-missarisch vernommen worden und hat ausgesagt, daß sich die An-gaben des Artikels auf v. Sievers-Rappin beziehen. Trotz alledemhielt v. Sivers-RSmerhof hartnäckig an der Klage fest. Er Hat auchden Vergleich abgelehnt, den der Vorsitzende des Gerichts imvorigen Termin vorschlug und der darin bestand, daß Weber, wieschon öfter, erklärte, er habe den Kläger nicht gemeint.— Hierauffand gestern wieder ein Termin vor dem Schöffengericht statt. Wäh-rend der Vertreter des Klägers eine empfindliche Strafe gegen denAngeklagten beantragte, forderte Rechtsanwalt Theodor Liebluechtals Verteidiger Webers dessen Freisprechung. Er bestritt dieAktivlegitimation des Klägers. Dieser müsse beweisen, daß er ge»meint sei oder daß der Angeklagte das Bewußtsein hatte, die An-gaben des Artikels könnten sich auf den Kläger beziehen. DicjerBeweis sei nicht erbracht. Im Gegenteil sei durch die Aussage desZeugen erwiesen, daß ein anderer als der Kläger gemeint sei.Das Gericht kam sonderbarerweise zu einer entgegengesetztenAuffassung, es verurteilte Weber»u einer Geldstrafe von 100 M.und erteilte dem Kläger die Befugnis, das Urteil auf Kosten desBeklagten im„Vorwärts", in der„Rigaer Zeitung" und in der„Düna-Zeitung" zu veröffentlichen. In der Urteilsbegründungsagte der Vorsitzende; Die Aktivletzitimation des Klägers sei da-durch gegeben, daß bei der allgemeinen Fassung des Artikels jederv. Sievers in Livland sich beleidigt fühlen konnte und daher dasRecht zu klagen habe. Die abweichende Schreibweise des Namenssei unerheblich. Unbegründet sei auch der Hinweis des Klägers,daß fich doch nicht jeder Träger des Namens Lehmann oder Schultzebeleidigt fühlen könne, wenn irgend einem nicht näher bezeichnetenLehmann oder Schultze ehrenrührige Handlungen nachgesagtwerden. Lehmann und Schultze seien Sammelnamen, während denNamen v. Sievers in der Hauptsache nur Mitglieder einer Familieführen. Für den Dolus des Angeklagten sei nicht erforderlich, daßer das Bewußtsein der Beleidigung gegenüber der Person des Klä-gers gehabt habe. Als Milderungsgrund komme in Betracht, daßder Angeklagte den Artikel nicht selbst verfaßt habe und daß erweniger die Person des Klägers, als vielmehr den baltischen Adelinsgesamt treffen wollte. Andererseits sei aber doch die Ehre desKlägers schwer beleidigt._Die«Gesetzwidrigkeit" der Straßrndemonstrationen.Aus Anlaß der Protestkundgebungen vom Januar 1908, diesich gegen die preußische Dreiklaffenschmach richteten, haben in denletzten Monaten unsere Gerichte in zahlreichen Fällen darüber zuentscheiden gehabt, ob und wann Straßendemonstrationen als gesetz-widrig anzusehen seien. Ein Schöffengericht hat einem Wahl-rechtsprotestler mit rückhaltloser Offenheit erklärt, es sei ein Unter-schied zu machen zwischen den Demonstranten von 1908, die ihreUnzuftiedenheit mit dem Dreiklassenwahlrecht zum Ausdruckbrachten, und jenen anderen Demonstranten von 1907, die ihreFreude über den der Regierung erwünschten Ausfall der Reichs-tagswahlen bekundeten. In einem bedenklichen Gegensatz zu dieserAnsicht steht, so scheint es. die Begründung eines Urteils, das jetztgegen einen anderen der WaHlrechtsprotestler von einer Strafkammer gefällt worden ist.Am 12. Januar 1903 beteiligte der Stukkateur Wenske sich anden Protestkundgebungen der Arbeiterbevölkerung Groß-Berlinsdurch Besuch der Versammlung im Feenpalast. Als nach Schlußder Versammlung die auf die Straße hinausflutende Menge i»Hochrufe auf das freie Wahlrecht und auf die Sozialdemokratieausbrach, stimmte auch W. ein. Polizeihauptmann Wolfheim, dermit einem Heer von Schutzleuten auf der Straße stand, empfingdie Versammlungsteilnehmer mit dem Kommando, ruhig zu sein.Einen der Rufer, Wenske. griff er eigenhändig heraus, um ihneinem seiner Schutzleute zu übergeben. W. kriegte ein polizeilichesStrafmandat wegen groben Unfugs durch lautes Rufen sowiewegen Nichtbefolgung der Anordnungen der Polizei. Das Schöffen»gericht, dem er die Sache zur richterlichen Entscheidung unter-breitete, sah beides als erwiesen an und erkannte auf 69 M. Geld-strafe(eventuell 12 Tage Haft). W. legte Berufung ein, weil erfein Verhalten nicht für gesetzwidrig hielt. Berufung wurde aberauch von der Staatsanwaltschaft eingelegt, weil ihr die Strafe nochnicht hoch genug erschien. Gestern hatte die Strafkammer VIIILdes Landgerichts I Berlin zu entscheiden.Der Angeklagte bestritt nicht, in die Hochrufe eingestimmt zuhaben. Er behauptete aber, er habe das nur ein einziges Mal ge-tan, ohne vorher ein Ruhegebot gehört zu haben. Polizeihaupt-mann Wolfheim schilderte in drastischen Ausdrücken, wie die Menge„die Ordnung gestört" habe. Sie habe„gejohlt", habe einen„ungeheuren Radau" gemacht, es sei„haarsträubcud" gewesen. Bcsou-der» Wenske habe, den Hut schwenteiid,„geschrien, als ob er Gelddafür kriegte". Der so überaus feinfühlige Herr Hauptmann Wolf-heim gehört offenbar zu denjenigen Polizeioffizicren, die denpatriotischen WMnachtSradau vom 5. Februar 1907. der von 7 Uhr