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it. 160. 25. ZahtMg. L Keilize iw.Kmiick" Kerlim DcksdIM Zomchend, U. Juli lW. eulenburg vor den Gefcbworenen. In der Freitagvormittagsitzung waren mit Ausnahme des Grafen Kuno v. Moltke , der noch beurlaubt ist, die sämtlichen schon zu den früheren Verhandlungstagen geladenen Zeugen zur Stelle. Einige neue Zeugen waren noch erschienen, und nach der Zahl der Zeugen muß man annehmen, daß der Prozeß doch noch min- bestens zehn Tage dauern wird. Nach den Dispositionen des Vorsitzenden sollten am Freitag vernommen werden Graf Siegwart Eulenburg, Oberlandesgerichtsrat Fehle, der Untersuchungs- richter Landgerichtsrat Schmidt, Dr. Magnus H i r s ch f e l d. die Kriminalkommissare v. Tresckow und Dr. Kopp und, falls noch Zeit bleibt, noch einige weniger wichtige Zeugen. Noch immer Riedels Glaubwürdigkeit. Der als erster Zeuge vernommene Oberlandesgerichtsrat Fehle ist ein alter Herr, der von seinem Sohn, dem Assessor a. D. Fehle, zur Gerichtsstelle begleitet worden ist. Er ist viele Fahre Oder- amtörichter in Starnberg gewesen. Riedel hat früher in Willing, zum Amtsgerichtsbezirk Starnberg gehörig, ein kleines Gut besessen und eine A nzahlZivilprozesse verloren. Erist dann der Verbreiter eines Gerüchts geworden, welches seinerzeit am Starnberger See umlief. Einige Leute hatten ihm gesagt, einem Bauer«Hofbesitzer lächele bei Pro- zessen immer das Glück, weil seine Frau den Ober- amtsrichter mit Eiern und Schmalz günstig für ihn stimme. Auf Antrag des Münchener Landgerichtspräsidenten wurde damals auf Grund' dieses Geklatsches Anklage wegen 'Beamtenbeleidigung gegen Riedel erhoben. Es fand eine umfangreiche Beweisaufnahme statt, die das Gerede für völlig'haltlos erwies und das Ergebnis hatte, daß Riedel zu S Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Er hat dann aus Wut darüber, daß ihn einer seiner Hauptzeugen im Stich gelassen hatte, diesem recht fühlbare Beweise seines Unmuts gegeben und hat dafür eine Zusatz st rase erhalten. Oberlandesgerichtsrat Fehle soll über diese Affäre, über die Glaubwürdigkeit und den Charakter des Riedel, sowie über die Gerüchte, die über den Verkehr des Riedel und Ernst mit dem Fürsten Eulenburg umliefen, Bekundungen ge- macht haben. Riedel sei ein sehr exzessiver Mensch, sehr streitsüchtig und gewalttätig, der mit der Zunge immerborweg sei. Er sei dagegen niemals unehrlich gewesen und mache, wenn er nicht aufgeregt sei. einen ver- uünftigen und Vertrauen erweckenden Eindruck. Nach der Meinung des Zeugen sind die Gerüchte über die a n g e b- liche Bestechlichkeit des Oberamtsrichters nicht etwa von Riedel selb st erfunden, er habe sie vielmehr nur Leuten, die ihm so etwas aufgebunden haben, nachgeplappert. Neue Anträge der Verteidigung. Im Anschluß hieran stellte die Verteidigung den Antrag, den Stallschweizer Max Müller a»S Feldafing als Zeugen zu laden. Dies ist derjenige, von dem Riedel seinerzeit die Gerüchte gehört haben will, es aber seinerzeit vor Gericht in Abrede gestellt hat und dafür von Riedel verhauen worden ist. Dieser Zeuge werde nach Ansicht der Verteidigung beschwören können, daß er dem Riedel solche Gerüchte nie mitgeteilt hat, während Riedel hier unter seine in Eide das Gegenteil behauptet habe. Außerdem soll von der Vertcidi gimg beantragt worden sein, die fünf Richter der M ü n ch e n er Strafkammer zu vernehmen, welche im Fahre 1894 das Urteil gegen Riedel wegen fortgesetzter verleumderischer Beleidigung gefällt haben. Sie sollen über den Eindruck vernommen werden, den sie über die Glaubwürdigkeit des Riedel empfangen haben. Wie wir hören, soll bei dieser Gelegenheit von einem Geschworenen dem Unmute darüber Ausdruck gegeben sein, daß immer neue Zeugen geladen werden sollen, die eine Be- cndigung dieses Prozesses immer wieder hinausschieben. Der B e- schluß des Gerichtshofes soll dahin gegangen sein, den ge- nannten Max Müller , der damals in Feldafing wohnte, zu ermitteln und zu laden, während der zweite Antrag auf Ladung der fünf Richter abgelehnt Ivurdc, weil aus dem vorliegenden Urteil schon die Ansicht des Gerichts über die Glaubwürdigkeit des Riedel hervorgeht. Auf Befragen soll der Zeuge weiter ausgesagt haben, daß in den achtziger Fahren nrancherlei über spiritistische und sexuelle Neigungen des Fürsten E Ulenburg ge- sprachen worden sei, insbesondere sei direkt erzählt worden, daß Fürst Eulenburg den Zeugen Ern st verführt habe. Nach diesem Zeugen wurde Landgerichtsrat Schmidt vernommen, der bekanntlich die ganze Voruntersuchung in dieser Strafsache geführt hat. Er hat sowohl den Riedel als kleines feuilleton. Lcamtcntum und Entvölkerung in Frankreich . Frankreich ist das Dorado der Beamten, die hier geradezu wild wachsen, und das Land der niedrigen Geburtenziffer. Bringt man diese beiden Tat- fachen zueinander in Beziehung, will man. mit anderen Worten, wissen, welchen Emflutz die Beamtenfamilien auf das Steigen oder Fallen.der französischen Geburtenziffer haben, so gelangt man zu Ergebnissen, die tief blicken lassen. Eine vollständige, abgeschlossene Untersuchung über die demographische Zusammensetzung der Fa- Milien der 723 892 Staats-, Departements- und Gemeinde- beamten Frankreichs (Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten und Matrosen sind nicht mit eingerechnet) liegt noch"nicht vor; aber der letzte Band deSBullstin de la statistique generale de la France" enthält einige interessante Nachweisungen über 2569 Staatsbeamte in Paris , deren Lebenshaltung mit der von 5967 Bahnwärteru und 4349 verschiedenen Arbeitern, die von der Stadt Paris abhängig sind, verglichen wird. Bei den Beamten ist schon die Zahl der Ehe- losen sehr groß: 273 auf 1990; bei den Arbeitern dagegen findet man nur 121 Ehelose auf 1999 und bei den Bahnwärtern, die am schlechtesten bezahlt werden, nur 66 auf 1999. Aehn- lich liegen die Dinge bezüglich der Kinderzahl, die 1,66 pro Beamtenfamilie, 2.51 pro Arbeiterfamilie und 2,84 pro Bahnwärterfamilie beträgt. Wie man sieht, triumphiert der Egoismus. der nur an sich selbst denkt, hauptsächlich bei den Beamten, die doch im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 4999 Fr. haben, während Arbeiter und Bahnwärter im Durchschnitt weniger als die Hälfte dieser Summe verdienen. Unter den verheirateten, verwitweten oder geschiedenen Beamten haben 278 von 1999 nicht ein einziges Kind, während von 1999 Arbeitern nur 179 und von 1990 Bahnwärtern nur 146 keine Kinder haben; Beamtenfamilien, die nur ein Kind haben die höchste Sehnsucht jedes braven Durchschnittsfranzosen gibt eS 267 auf 1999, während die Zahl der Arbeiter und der Bahnwärter, die sich mit einem Kinde begnügen. sich auf nur 214 bezw. 181 pro 1999 beläuft. Die Höchstzahl det Kinder einer Beamtenfamilie ist zehn, während es Bahnwärterfamilien mit vierzehn und Arbeiterfamilien mit sechzehn Kindern gibt. DaS. Gehalt scheint der souveräne Regulator der Geburten nur bis zu zwei Kindern zu sein, das soll heißen, daß mit dem Steigen des Gehalts der Beamten auch die Zahl der Kinder wächst. Sobald aber die zwei erreicht sind, sind sich Beamte mit 1599 Fr. und Beamte mit 19 999 Fr. Gehalt in dem Wunsche, keine Kinder mehr zu haben, vollständig gleich, so daß von auch den Ernst wiederholt vernommen. Von Riedel soll er bekundet haben: er habe den Eindruck gewonnen, daß es Riedel ganz gleich sei, ob er etwas bekunden müsse, was zu seiner Schande gereiche oder nicht. Er sage alles frei her- aus und sei von ihm wiederholt in eindringlichster Weise vor einer falschen Aussage verwarnt worden. In Liebenberg sei Riedel dem Fürsten gegenübergestellt worden, und da hat sich denn die bekannte Szene entwickelt, wo de: Fürst den Riedel Lügner titulierte und dieser dem Fürsten wiederholt gutmütig zuredete, doch die Wahrheit zu sagen. Von E r n st habe er den Eindruck, als ob dieser noch mehr wisse, als er sage. Hierauf trat die Pause ein. Immer wieder Riedels Glaubwürdigkeit. Aus der Freitagssitzung wird weiter mitgeteilt: Oberstaats- anwalt Dr. I> e n b i e I stellte den Antrag, die beiden Herren zu laden, die im Staedele-Prozeß als Schöffen fungiert haben, um auch von ihnen zu hören, welches Maß von Glaubwürdigkeit nach ihrer Meinung den Zeugen Riedel und E r n st bei Ab- gäbe ihrer belastenden Aussagen beizumessen war. Wie schon er- wähnt, stellten die Verteidiger demgegenüber den Antrag, auch die Richter der Strafkammer in München zu laden, die vor 14 Jahren den Riedel wegen verleumderischer Beleidigung verurteilt hat. Es soll über diese neuen Anträge zu einer längeren, teilweise etwas erregten Debatte gekommen sein, die damit endete, daß der Gerichtshof die Ablehnung des von der Verteidigung ge st eilten Antrages beschloß. Justizrat W r o n k e r teilte mit, daß er eine Karte von einem Herrn R e i b e d a n z in der S ch u m a n n st r a ß e bekommen habe. In dieser werde mitgeteilt, daß Riedel in einem Cafe in Gegen- wart mehrerer Personen geäußert habe: Wenn er ordentlich Geld bekommen hätte, würde er ganz anders ausgesagt haben. Der Verteidiger stellte den Antrag, diesen Zeugen zu laden. Das Gericht beschloß demgemäß. Landgerichtsrat Schmidt soll sich dann noch auf Befragen über verschiedene Ergebnisse der Voruntersuchung ausgelassen und an der Hand eines Planes und einer Reihe von Photo- graphien die Situation des Würm-(Starnberger) Sees und der Würm erläutert haben. Riedel habe bei den verschiedenen Vernehmungen den Eindruck der Glaubwürdig- keit gemacht. Riedel hatte ihm genau die Oertlichkeiten in München und in Starnberg beschrieben, an denen sein Verkehr mit dem Fürsten stattgefunden habe und diese ort- lichen Angaben seien bei der Nachprüfung alsinjederBe- ziehung zutreffend fe st gestellt worden. Der als Zeuge vernoinmene Klavierttägcr Johann Schömmer war 1887 im Wittelsbacher Hof in Starnberg als Haus- diener angestellt gewesen. Er soll eine Geschichte erzählt haben, wonach der damalige Graf Eulenburg mit seiner Familie und in Begleitung eines anderen Grafen dort ab- gestiegen sei. Dieser zweite Graf habe ihm einen unsitt- lichen Antrag gestellt, dem er auch leichtsinnigerweise nach- gekommen sei. Der Zuge will auch bei einer anderen Gelegen- heit bemerkt haben, daß-Graf Eulenburg mit dem anderen Grafen in ein Zimmer gingen und die Tür ver- riegelten. Aus Neugier habe er durchs Schlüsselloch gesehen und beide in derangierter Toilette bemerkt. Der Angeklagte be st ritt, jemals im Wittelsbacher Hof abgestiegen zu sein und erklärte alle solche Erzählungen für direkt erfunden. Ueber die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen, der auch ein Strafregister hat, welches aller- dings sehr weit zurückliegt, entstanden längere Debatten, an welcher sich Staatsanwalt, Verteidiger und Geschworene beteiligten. Wiener Gerüchte. Als Zeuge wurde der Betriebsdirektor Schur ig von einer hiesigen Zeitungsdruckerei vernommen. Dieser soll in Wien geweilt haben, als Fürst Eulenburg dort deutscher Botschafter war. Damals bildete eine Aufsehen erregende Affäre, bei welcher es sich ebenfalls um homosexuelle Dinge handelte, das Tagesgespräch, und als er sich mit einem Kollegen darüber unterhielt, habe man ihm gesagt: Na, bei Euch in der Botschaft i st's doch ebenso". Dem Vernehmen nach soll bei diesem Punkte eine schon in der Vor- Untersuchung eingeholte amtliche Auskunft deS früheren und des jetzigen Polizeipräsidenten von Wien und des Kriminalpolizeiinspektors verlesen worden sein, wonach amtlich über Verfehlungen in der Botschaft nichts bekannt gewesen sei. Eulenburgs Darlehen. Es wurden dann mehrere Zeugen vernommen, die von der Ver- tcidigung genannt waren und beweisen sollten, daß das Darlehen, welches der Zeuge E r n st vom Angeklagten erhalten, keinen AnlaßzuirgendwelchemV erdachtgebe. Diese Zeugen sollen bekundet haben, daß sie gleichfalls Darlehne vom Angeklagten erhalten haben. So zum Beispiel ein Zeuge 1999 Beamten nur 53 fünf Kinder haben, nur 29 sechs, nur 26 sieben bis neun und nur zwei die Höchstzahl zehn. Die Hitzwelle in New Jork. Aus New Jork wird berichtet: Seit einem Jahrzehnt haben die Oststaaten keine Sommerglut er- dulden müssen, die der furchtbaren Hitze gleichkommt, die in diesem Jahre Menschen und Tiere erschlaffen läßt und allein in New Uork in wenigen Tagen mehr als 39 Opfer gefordert hat. Am Dienstag zeigte das amtliche Thermometer am Dache eines Wolken- kratzers 34 Grad Celsius, während unten in den Straßen 33 Grad im Schatten und 47 Grad in der Sonne gemessen wurden. Ganz New Uork blickt sehnsüchtig nach dem Horizont und erwartet das Trostzeichen einer grauen Regenwolke. Die Kindersterblichkeit hat eine furchtbare Höhe erreicht und im Ostend New Dorks, dem Ar- beiterviertel, ist das Leiden unbeschreiblich. Die Mehrzahl der Einwohner sucht in der Nacht auf den Dächern Zuflucht, in den öffentlichen Anlagen, in den Hausfluren oder unten am Strande, um der lastenden Schwüle einige kümmerliche Stunden unruhigen Schlummers abzuringen. An der Küste kann man jetzt diese Frei- schläfer zu Hunderten beobachten, die den weißen Seesand zum Bette wählen. Allgemein schickt man sich an, die Arbeit einzu- stellen. In den vergangenen Jahren, wo die Hitzwelle zwar nicht die Glut der diesjährigen erreichte, aber doch wochenlang die Stadt in hoffnungslose Apathie hüllte, konnten die ärmeren Klassen wenigstens auf einige Stunden zum Strande gehen, aber die Krisis und die Not des neuen Jahres gestatten nicht mehr diesen Luxus. In einigen Distrikten hat man die Gratisverteilung von Eismassen eingeführt, aber dies Hilfsmittel mutz wirkungslos bleiben in Wohnungen, wo eng zusammengedrängt fünf oder sechs Leute in einem Zimmer schlafen. Die Sterbeziffer wächst von Tag zu Tag. Am Montag erlagen vierzehn Menschen der Hitze und achtzig kamen mit gelinden Hitzschlägen davon. Die Pferde leiden nicht weniger als die Menschen. Alle Augenblicke sieht man auf der Straße Tiere fallen, die so geschwächt sind, daß sie nicht wieder auf- zustehen vermögen. Mit hellem Geläute rasseln die Ambulanz- wagen die Fahrstraßen hinab, die Krankenhäuser sind überfüllt und die Aerzte stehen dem Massenandrang hilflos gegenüber. Die Frauen überhören unter dem Druck der Hitze alle Entrüstungsrufe der Sittlichkeitsapostel und kehren zu den verpöntenpeelcaboo"- Blusen, den weitausgeschnittenen durchsichtigen Gewändern, zurück, die Männer wandeln, den Rock auf dem Arme, durch die Straßen, und in den vornehmsten Restaurants bricht die Hitzwelle alle Ge- setze des guten Tones, und die Herren setzen sich in Hemdsärmeln zu Tisch. Eine Reihe von Männern und Frauen ist irrsinnig ge- worden, Uni» die Polizei führt Klage, dgß die Hitzwelle zu m&c « n a t, der seinerzeit Hoboist auf derHohenzollern " war und vom Angeklagten mehrere tausend Mark zur Eröffnung eines Geschäfts in Bremen geliehen erhalten hat; ferner ein Friseur, der gleichfalls zur Eröffnung eines Geschäfts 5999 Mar! ge- liehen bekommen hat. Liebcndcrger Gerüchte. Vernommen wurde auch der Amtsvorsteher Havemann aus Liebenberg, der seit über dreißig Jahren in Liebenberg an- sässig und schon bei dem Vater des Angeklagten in Diensten ge- standen hat. Der Zeuge soll dann erzählt haben, daß schon zu Lebzeiten des alten Grafen Eulenburg, Vaters des Angeklagten, ein alter Förster ihm erzählt habe: der junge Graf stehe in un« lauteren Beziehungen zu einem Waldwärter Kerle. Er sei darüber ganz perplex gewesen, aber der Diener des gräflichen Hauses habe ihm dann eine ähnliche Andeutung gemacht. Das Bild des Wald Wärters habe auch im Zimmer des jungen Grafen, des jetzigen Angeklagten gehangen. Der Waldwärter Kerle soll ermittelt werden. Der Angeklagte suchte diese Erzählung auf ein Maß zurückzuführen, welches die ganze Sache sehr harmlos erscheinen ließ. Er soll darauf hingewiesen haben, daß schon damals ein Jäger jeden Abend zum Schloß bestellt worden war, um etwaige Befehle für eine abzuhaltende Jagd usw. entgegenzunehmen. Alles übrige seien haltlose Ver- mutungen und Klatschereien. Der Zeuge, welcher anscheinend es dem Angeklagten verübelt hat, day dieser ihm den Zeugen Geritz vorgezogen und mehr begünstigt hat. verwahrt sich. wie wir hören, dagegen, daß er einen Haß gegen den Fürsten habe. Es wurden dann einige Zeugen vernommen. die als Diener usw. im Haushalt des Für st en angestellt waren. Wie verlautet, sollen diese bekundet haben, daß sie irgendwelche den Angeklagten belastende Tatsachen nicht wahrgenommen haben.--- Hieraus wurde die Sitzung auf Montag vertagt. illlgemeiner süriorge-Li'Äehungztag. Der Allgemeine Fürsorgc-Erziehungstag tagte am 8. und 9. Juli in Straßburg . Der Leiter der Frankfurter Zentrale für private Für>! sorge, Dr. Poligkeit, sprach über die Abhängigkeit des Erfolges der Zwangserziehung von einer Reform des Amnen- und Strafrechts. Hätten einst nur kriminalpolitische Motive zur Einführung der Fürsorge-Erziehung geführt, so sehe man die Frage der Er- ziehung jetzt tiefer, nämlich als ein soziales Problem an. DaS Ziel müsse sein: alle irgendwie beschädigten oder schädlichen Kinder wieder zu brauchbaren sozialen Gliedern zu machen. Leider fördere eine unzureichende Armenpflege und eine unzweckmäßige Straf» rechtspflcge vielfach die Verwahrlosung der Jugend. Durch bessere Zentralisation und Organisation der Aufsicht müssen Rechtsgarantien für die gesetzliche Ausübung der öffent- lichen Armenpflegegeschaffen werden. Durch Schaffung leistungsfähiger Armenverbände, besonders für die Kinderfürsorge. muß der jetzt bestehende Mißstand beseitigt iKe�den, daß in länd-, lichen und kleinstädtischen Armenverbändcn eine zweckmäßige Armen» Pflege an der geringen Leistungsfähigkeit scheitert. Die Ausgestaltung der strafrechtlichen Behandlung der Jugendlichen fordert Reformen des materiellen Strafrechts der Jugendlichen, nämlich die Heraufsetzung der Grenze für die be- dingte Strafmündigkeit auf das vollendete 14. Lebensjahr, eine Abgrenzung des Begriffs der Zurechnungsfähigkeit, der im richtigen Verhältnis zu der Enwickelung des Jugendlichen steht, die Ein- schränkung der Anklagepflicht des Staatsanwalts, die Möglichkeit. in besonderen Fällen statt auf Strafe auf Erziehung zu erkennen; in strafprozessualer Hinsicht Schaffung von Jugendgerichten zur gesonderten Aburteilung bedingt Strafmündiger, Ausbau der be- dingten Strafaussetzung bezw. Einführung der bedingten Ver» urteilung mit nachfolgender Gewährungsfrist und gleichzeitiger Er- ziehungsfürsorge. In der sehr angeregten Diskussion bestreitet Dr. med. Hammer-Charlottcnburg unter lebhaftem Widerspruch, daß Armut und Verwahrlosung je miteinander ursächlich zusammen. hingen. Man brauche nicht hier von halbamtlicher Seite einen unbegründeten Ständekampf zu schüren. Prof. K l u m ck e r und Magistratssyndikus Dr. Luppe aus Frankfurt a. M. schildern das gänzliche Versagen der Armenverbände. In einer bayrischen Gemeinde ist ein einjähriges Kind für 19 M. jährlich Pflegegeld mindestfordernd vergeben worden.(Hört! hörtl) Aehnlich traurig sehe es in ganz Ostdeutschland aus. Die schlimmste Ge- fährdung der Jugendlichen liege in dem Ver- sagen der öffentlichen Armenpflege in dem größten Teile Deutschlands . Der größte Teil der Für. sorgearbeit heile nur die Schäden, die öffentliche Behörden tag. Welle des Verbrechens zu werden droht, denn die Untaten häufen sich von Tag zu Tag. Humor und Äattre. Zukunftsbild..Wie kommt es, daß der Andrang zum Drachenstein ein so enormer?"Ja. der Drachenstein ,st die letzte Ruine, die noch nicht restauriert wurde!" Der Psychologe. Jtzig Feigelbaum kommt zum Klassen- vorstand seines Sohnes erfährt aber nur ungünstiges.Gott , mei' Moritz", bemerkt er darauf,.i' sog Ihne. Herr Professor er is ä fchenialer Kopf. Aber ä psychologische Behandlung verlangt er. Sollen Se ihn doch nix fragen, woS er nix weiß!" Kühnes Bild. Komponist(der seine Oper selbst dirigiert, zu den Musikern):Sie spielen diese Stelle nicht richtig. Hier muß der Zuhörer die Empfindung haben, als liege er in einer Oase in einer an zwei Palmen befestigten blauseidenen Hängematte und werde vom Samum überrascht."(.Fliegende Blätter. ") Notizen. Rochefortkann warten. Henri Rochefort . Lanterneu» mann unterm zweiten Kaiserreich und nunmehr patriotischer Kinder» schreck, hat seit langem wieder einmal einen Witz gemacht. Sein Porträt, das preisgekrönt war, sollte nach seinem Wunsch im Pariser städtischen Kunstpalast(Petit Palais ) Aufnahme find«- (offenbar zu Reklamezwecken). Die Kunstkommission lehnte daL indes mit der sehr törichten Motivierung ab, das Bild wär», solange Rochefort noch Brandartikel schreibt, vor Messerstichen nicht sicher. Die Sache sollte im Pariser Gemeinderate zur Sprach« kommen. Darauf erklärte der 78jährige Rochefort, er wolle geduldig den Tod des gegenwärtigen Gemeinderates abwarten, um sein Bild der neuen und hoffentlich einsichtigeren Stadtverwaltung anzubieten. Wie weit eine Schwalbe wandert, dafür liefert eine in Mehlsecken bei Zofingen in der Schweiz gefangene Schwalbe ein Beispiel. Sie trug am Halse in einem ausgehöhlten Stück Holunder einen Streifen Papier mit dem Namen und der genaue» Adresse eines Spaniers sowie das Datum 25. August 1997. Prof. F. A. Forel ermittelte, daß der Bauer, dessen Namen der Papier » streifen trägt, in Vilabertran , Provinz Katalonien , etwa 199 Kilo« meter nordöstlich von Barcelona wohnt. Seit acht Jahren nistet in seinem Haus ein Schwalbenpaar. Am 25. August konnte der Bauer eine der Schwalben fangen und ihr den Heimatschein mit- geben. Fast drei Vierteljahre trug der Vogel die Botschaft am Halse; er nahm das Blatt init sich nach Afrika und über das Mee« wieder zurück ins Schweizer Land.