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auf.

Nr. 163. 25. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Zeppelins Fernfahrt verunglückt.

Konstanz  , 14. Juli. Graf Zeppelin   fuhr über die Stadt hin und kehrte unterhalb derselben wieder um. Eine Depesche aus Ueberlingen bestätigt die Rückfahrt des Luftschiffes. Um vier Uhr kreuzte das Luftschiff über dem See auf der Höhe von Friedrichs­ hafen  .

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Mittwoch, 15. Juli 1908.

fröhliche Grüße aus mit wehenden Tüchern. Schnell und sicher wird von in der angeblichen Berichtigung Reklame für sein Beitungsunter uniformierten Pflegern und Pflegerinnen Ordnung gebracht in die nehmen macht. Dieser Reklame werden wir natürlich nicht die lärmenden Reihen. Aus dem Portal des Herrenhauses", der leichtesten Spalten des Vorwärts" öffnen. Im übrigen sollen unsere Leser, Das Deutsche Reich hat bekanntlich das lenkbare Zeppelinsche Männerstation, taucht ein seltsames Festbanner auf, und noch seltsamer ist um sich selbst ein Urteil über Hartmanns Angaben zu bilden, den Luftschiff anzukaufen beschlossen unter bestimmt festgesetten Be- die kostümierte Gestalt des Trägers, beides wie die Faust aufs Auge dieselben den preßgesetzlichen Bestimmungen nicht entspricht. fachlichen Inhalt der angeblichen Berichtigung erfahren, obwohl dingungen. Diese Bedingungen bestehen in der Hauptsache in der zum Irrenhause passend. Mit brausendem Jubel wird die Musik Herr Hartmann sagt, es sei unwahr, daß er jemals behauptet Zurüdlegung einer bestimmt vorgeschriebenen Luftstrecke. Die begrüßt, eine echte Berliner   Radaukapelle. Die Instrumente sind habe, er gebe seine Fachzeitschriften, Bücher und Broschüren aus Fahrt soll vom Bodensee   über Basel  - Straßburg   rheinabwärts nach zumeist aus Holz und Bappe, selbst die Baute haben intelligente reinem Jdealismus heraus. Wahr fei, daß er dadurch seinen Mainz   gehen und eventuell nach Kreuznach- Metz  . An den wich- Geistestrante aus einem alten Faß zurechtgezimmert. Zwei Geigen, Lebensunterhalt will bestreiten. Nicht wegen der ausgiebigen figsten Punkten sind der Kontrolle halber Automobile aufgestellt, eine Gitarre, eine Ziehharmonika sorgen dafür, daß in dem höllischen redaktionellen Besprechungen habe die Diamalt"-Gesellschaft ihre die das Luftschiff verfolgen sollen. An der Fahrtbeobachtung sind Spektakel wenigstens etwas Melodie kommt! Achtung 1" schallt es Inserate höher bezahlt als anderswo, sondern weil sie sich in dem 22 Automobile beteiligt, in jedem befindet sich ein Offizier. jegt in fräftigem Unteroffizierston die langen Reihen entlang. Vor- anderen Blättern. Es sei unwahr, daß die" Diamalt"-Gesellschaft Blatte Hartmanns bessere Insertionserfolge versprach als in Der Aufstieg erfolgt von Friedrichshafen   aus. Es ist eine wärts marsch!" Und mit dem Pariser Einzugsmarsch  , der hier den Aus einen ungewöhnlich hohen Insertionspreis bezahlte und Hartmann 24ftündige Fahrt in Aussicht genommen. marsch aus dem Gefängnis verherrlicht, setzt sich der Zug von etwa acht noch höhere Forderungen stellte, wahr sei dagegen, daß die Ueber die Fahrt selbst liegen bisher folgende Nachrichten vor: hundert Geistestranten taktmäßig in Bewegung. Sie find gut Diamalt"-Gesellschaft nicht einmal die Preise des Hartmannschen Friedrichshafen  , 14. Juli, 2 Uhr 10 Min. Während man die dressiert. Vorsichtig hat man alles, was die kurze Freude stören Inferatentarifs zahlte. Weiter sagt Herr Hartmann, er habe der Abfahrt Zeppelins erst für 4 Uhr erwartete, ist zu aller Ueber- tönnte, zu Hause gelassen. Als die ersten Frauenabteilungen mit Diamalt- Gesellschaft" nicht zu verstehen gegeben, daß ihr vor taschung das Luftschiff punkt 2 Uhr aufgestiegen. Es fuhr mit den Männern zusammen treffen, gibt es ein wahres Freudengeheul. anderen Firmen ein Vorteil für redaktionelle Besprechungen ein eleganter Wendung, wenn auch durch die starke Belastung für die Bei den allerwenigsten ist der Geist so abgestumpft, daß sie nicht geräumt werden fönnte, wenn ein größeres Inserat aufgegeben 24ftündige Fahrt etwas schwerfällig, in der Richtung nach Konstanz   auch das arme Menschenherz schlagen hören. Und heute darf man würde, sondern er habe der" Diamalt"-Gesellschaft geschrieben, daß, wenn sie Vorzüge vor anderen Firmen haben wolle, fie sich jogar richtiges Süßholz raspeln, darf ganz in der Nähe die holde diese Vorzüge, d. h. bessere Insertionserfolge, durch ein Konstanz, 14. Juli, 2 Uhr 28 Min. Konstanz   ist in fieber- Weiblichkeit anhimmeln und ohne viele Umstände die erste beste Maid größeres Inserat verschaffen könne. Die Diamali", hafter Aufregung. Auf den Ufern vogt eine niegesehene Menschen in den Arm nehmen. Gesellschaft habe ihre Inserate nicht wegen der hohen Preise zurüd. menge. In nervöser Spannung erwartet man Zeppelins große Der Festplatz ist erreicht. Ein Stück Wildnis ist's draußen vor gezogen, sondern er selbst habe die Annahme von Aufträgen ver Fahrt. Schon um 12 Uhr sind die Türme der Kirchen, die Dächer den Anstaltsmauern. Geschäftige Hände haben Tische und Bänke weigert. Weiter berichtigt" Hartmann, er habe nicht, wie die der Häuser, alle Straßen und Plätze dicht von Menschen besetzt. aus dem Erdboden gezaubert. Auch für eine Art Pariser Tanzplatz Diamalt"-Gesellschaft behauptet, deren Briefe bei der Konkurrenz Gegen zwei Uhr bemerkt man, wie der Ballon seiner Halle ent- ist unter grünem Dach gesorgt. Noch ein Weilchen zieren sich Männ- Firma zirkulieren lassen; wahr sei dagegen, daß er einen Brief schlüpft, einige Minuten später ist er in der Höhe und nimmt als- lein und Weiblein. Bald aber geht auch die legte Schen verloren, halten habe, der Konkurrenzfirma zeigte. der Diamalt"-Gesellschaft, der keine Redaktionsgeheimnisse ent bald Richtung gegen Konstanz  , wo er von Geschüßsalben und dem und das feltene Vergnügen spielt sich programmäßig wie eine Mit diesen Berichtigungen" vergleiche man unseren Artikel, tausendstimmigen Jubel der Schuljugend und der wohl 40 000 Bu- richtige Berliner   Landpartic ab, mit Drittabschlagen und, reisspielen, und man wird finden, daß sein Inhalt durch Herrn Hartmanns schauer begrüßt wird. Eben hat er die Stadt in der Richtung Brezelschnappen und Preiswettlausen, Tanz und Gesang. Jedem Berichtigungen" vollinhaltlich bestätigt wird. Er gibt unumwunden Schaffhausen   passiert; es herrscht prachtvolles, Wetter. einzelnen wird sein Teilchen spärlich bemessener Freude. Etliche zu, daß feine Zeitschriften, welche der Bekämpfung der Roten, so­Alte, denen das Zipperlein in den morschen Knochen sigt, dreschen auf wie der Förderung der Gelben dienen, nur geschäftliche Unterneh duftendem Waldboden munter ihren Stat. Hunderte von Flaschen, mit mungen sind, durch die er seinen Lebensunterhalt verdient. Was unschädlichem Braunbier und Limonade gefüllt, werden von durftigen zwischen redaktionellen Artikeln und Inseraten bestehen, die höher die Beziehungen betrifft, welche in der Hartmannschen Presse Kehlen geleert. Zum Abendessen wird so gut und reichlich auf- bezahlt werden als anderswo, so geben die, Hartmannschen Berich getischt, daß viele das Gebotene nicht zwingen können. Den Vater tigungen ein zwar etwas verschleiertes, immerhin aber so deutlich feiner Stranten" suche ich vergebens. Bielleicht brütet er foeben an erkennbares Bild von diesen Beziehungen, daß wir zur Kennzeich einem hochwissenschaftlichen Gutachten, das einem armen Menschen- nung des Geschäftsmanncs, der in dem gelben Bäckerverein ein so finde die Freiheit für immer verschließen foll. Oder ihm schlägt große Rolle spielt, nichts mehr hinzufügen brauchen. das Herz so lebenswarm, daß er es nicht über sich bringt, diese Waldkomödie, dieses Eintagsvergnügen der Geisteskranken mit meldet: Den vereinten Bemühungen der Berliner   und sächsischen Zu dem Raubmordanfall auf den Chauffeur Nichter wird ges anzuschen. Auch die Herren Ober" haben mehr zu tun, Behörden war es gelungen, in der Person des Chauffeurs Albin als zu zeigen, daß sie nicht daß sie nicht bloß Hochgelahrte Aerzte, Bänker denjenigen Menschen zu ermitteln, der am Abend des 15. Mai Damit hat für heute die so groß angelegte Probefahrt Fiasto sondern auch auch fühlende Menschen sind. Nur ein bluts am Anhalter Bahnhof   den Chauffeur Richter ersucht hatte, ihn nach junger Assistent hat sich eingefunden. Ist er aus Neugier Potsdam   zu fahren. Bänker ist Sonnabend vormittag allen seiner Eine weitere Depesche über die Fahrt enthält folgende Mit- gekommen? Ist ihm das Herz noch nicht so verknöchert wie den zeit in Berlin   ermittelten Zengen gegenüber gestellt worden. Die teilungen: älteren Kollegen? Lachend stecken die Hübschesten unter den Pflege- Bengen haben ihn mit ziemlicher Bestimmtheit wieder erkannt, inse Friedrichshafen  , 14. Juli. Bu der heutigen Fahrt des Grafen rinnen die Köpfe zusammen. Und als der noch harmlose Nestulap besondere der Chauffeur Richter selbst, der nur hinzufügte, der Täter Zeppelin wird ergänzend gemeldet: Bei frischem Südwestwind ver- jüngling von einer dreisten Patientin nach dem Tanzplatz entführt wäre etwas dicker geworden, wohl infolge der guten Gefängnisfoft. lich der Ballon heute nachmittag 2 Uhr die Halle, umschwärmt von wird, ist der Vann gebrochen. Der junge Arzt fliegt aus einem Arm Bänker war nämlich in der Zwischenzeit zur Verbüßung einer Gefängnisstrafe in Leipzig   in Strafhaft gewesen. zahlreichen Booten und Gondeln. Um 2 Uhr 15 Min. erfolgte der in den anderen, bis er nicht mehr kann und pustend um Gnade bittet. gelang dein Untersuchungsrichter in Potsdam   am Sonn Aufstieg. Langsam bewegte sich der Ballon zuerst einige Minuten Wie schön könnte es sein, wenn alle so dächten! Aber lange hält die abend nicht, Bänker zu einem Geständnis zu veranlassen, auf der Seefläche, stieg dann auf mit dem Kurs nach Konstanz  , Gemütsregung nicht vor. Nirgends legt sich schneller eine Eisrinde dagegen hat Bänker auf dem Rücktransport nach Leipzig  gefolgt von dem Drachenboot Gna und dem Sonderschiff Königin ums Menschenherz als im Irrenhause. Auch an ernsten Intermezzos seinem Transporteur ein teilweises Geständnis abgelegt und zu Charlotte. Um 2% Uhr schwebte der Ballon über Konstanz   und fehlt es nicht. Mehrere Patienten haben auf geheime Verabredung gegeben, daß er der geheimnisvolle Fahrgast gewesen sei. Er habe umfreiste in größerem Bogen die Rheinbrüde in etwa 200 Meter den engen Nordon der Wärter durchbrochen. Wie auf Fligen jagen aber nicht die Absicht gehabt, Richter zu erschießzen oder zu berauben; Höhe und führte hierbei verschiedene Manöver aus. Er schlug fie dahin, hinter ihnen her eine ganze Schar von Auffchern. Ziveien er habe nur mit dem Revolver gespielt und dabei sei dieser Tos dann die Richtung nach Friedrichshafen   ein. Um 3 Uhr 10 Min. gelingt die Flucht durch das dichte Nadelholz, den dritten hat man hat der Transporteur fofort telegraphisch nach Potsdam   zurüc gegangen und die Kugel habe Richter getroffen. Dieses Geständnis ließ sich der Ballon in der Höhe von Meersburg   auf das Wasser eingefangen. Das gibt Strafverlegung nach einer strengeren Station. gemeldet, worauf telegraphisch um Rücktransport des Zänker ersucht nieder, um sich neuerdings wieder zu erheben. Auf der Höhe von Als gleich darauf Appell abgehalten wird, stellt sich heraus, daß auch wurde. Am Sonntag vormittag ist Bänker dann drei Stunden lang Immenstaad   fuhr er die Ufer entlang bis zur Halle, wo er um zwei weibliche Krante fehlen. Es sind ausgerechnet die beiden, im Potsdamer Gerichtsgefängnis unter Gegenüberstellung aller 34 Uhr einige Meter seeeinwärts landete. Von dem Dampfboot welche sich zur Feier des Tages ihre Privatkleidung erbettelt hatten. Zeugen vernommen worden und hat dabei ein volles Geständnis Buchhorn ins Schlepptau genommen, kehrte der Ballon 4% Uhr Weiberschläue! abgelegt; nur blieb er dabei, daß er den Richter nicht habe be in die Halle zurüd. Mit Einbruch der Dunkelheit geht's in geschlossenem Zuge, jetzt rauben und ermorden wollen. doppelt und dreifach sorgfältig bewacht, zurück zur Anstalt. Die Ein Opfer der Hite wurde gestern ein unbekannter, etwa meisten schwelgen noch im Momentbliz des Glücks, werden sich noch 30 Jahre alter Mann. Beim Ueberschreiten des Fahrdammes der nicht bewußt, daß man ihnen nur einen Strohhalm von den Freuden Reinickendorferstraße wurde er auf den Gleifen plötzlich von einem des Lebens hingeworfen hat. Aber damit wollen wir nicht rechten. sammen. In diesem Augenblid tam ein Straßenbahnwagen der sikschlag betroffen. Besinnungslos brach er auf den Schienen zu­Diese humane Sitte des modernen Jrrenhauslebens hat gewiß Linie 32 in schnellem Tempo herangefahren. Der Führer bremste manches für sich. Sie föhnt ein klein wenig aus mit den vielen zwar fofort, doch fonnte er nicht mehr vermeiden, daß der Ver Mißständen, an denen unser Irrenhauswesen trotz des geflissentlichen unglückte vom Vorderperron erfaßt und mitgeschleift wurde. Der Geschreis von Menschenliebe wahrlich nicht arm ist. Kopf wurde dem Ueberfahrenen schrecklich zugerichtet. Auch schwere innnere Verlegungen hat der Unbekannte anscheinend erlitten. In Der dankbare Kapellmeister. Die Glanztage der Berliner   hoffnungslosem Zustand fand er im Virchow- Krankenhaus Auf­Militärtapellen find wohl vorüber. Unsere alten populären Mili- nahme. tär- Stapellmeister haben fast sämtlich ins Gras gebissen. Neue Wegen Arbeitslosigkeit in den Tod. Auf dem Friedhofe der Männer find an ihre Stelle getreten. Aber die enge Fühlung mit Märzgefallenen hat sich vorgestern nachmittag der 64 Jahre alte dem musikliebenden Publikum ist ihnen immer mehr abhanden Maurergeselle Robert Schulz aus der Grünauer Straße 6 erschossen. es alle so machen, wie am gekommen. Wenn die Modernen

Eine weitere Depesche aus Friedrichshafen   lautet: Friedrichshafen  , 14. Juli. Gegen vier Uhr ist Graf Zeppelin  in Manzell   gelandet. An dem vorderen Motor ist der Kühlwasser­ventilator gebrochen. Der Schaden ist vorläufig behoben. Während der Fahrt konnte beobachtet werden, daß der vordere Motor nur felten arbeitete. Zeppelin hofft, morgen wieder aufsteigen zu tönnen.

gemacht.

Ulm  , 14. Juli. Der Fortifikation Ulm ist vom Luftschiff des Grafen Zeppelin folgende Nachricht zugegangen: Westlich Konstanz brach der Flügel des Wasserkühlventilators um 2 Uhr 50 Min. Deshalb wurde die Rückkehr beschlossen. Jetzt ist der Schaden pro­visorisch gehoben. Morgen wird die Dauerfahrt wieder angetreten werden können. Graf Zeppelin  ,

Partei- Angelegenheiten.

Bierter Kreis. Den Mitgliedern des Wahlvereins geben wir Hiermit bekannt, daß am Dienstag, den 28. Juli bei Freher, Koppen­Straße 29 die regelmäßige Generalversammlung stattfindet. Karlshorst  . Heute, Mittwoch, den 15. Juli: 8ahlabend bei Sabrowski. Diskussion über den Vortrag des Genossen Umbreit, die Beschlüsse des Gewerkschaftskongresses betreffend.

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Mahlsdorf- Süd( Kiekemal.) Am Mittwoch, den 15. Juli, abends 8 Uhr findet eine Besprechung der Vorwärts"-Leser von Stiekemal im Lokal von Dräger  ( Heydekrug) betreffend lebernahme der Spedition durch den Wahlverein statt. Es werden alle Borwärts" Leser ersucht, sich zu dieser Besprechung einzufinden. Der Vorstand.

Berliner   Nachrichten.

Landpartie im Irrenhause.

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legten Sonntag jener Königliche Musikdirigent in einem Berliner   Schulz hatte schon seit neun Monaten keine Arbeit mehr und flagte, Vorort, so darf das sinkende Interesse des Publikums nicht ver. daß er wegen seines Alters überall abgewiesen werde. Den Lebens wundern. Es wurde hier nämlich höchst abfällig bemerkt, daß der unterhalt erwarb seine Frau mit Bigarrenmachen, wobei er ihr betreffende Dirigent über den wiederholten Applaus des übrigens ettvas half. Sie konnte aber nicht verhindern, daß sie mit der durchweg guten Publikums nicht ein einziges Mal mit dem feit Miete in Rückstand gerieten. Vorgestern ging Schulz unter dem Jahrzehnten üblichen Dank durch Werbeugen quittierte. Anfangs Vorwande, daß er den Krankenkassenbeitrag für seine Frau bezahlen stugten die Konzertbesucher nur. Als sie aber bemerkten, daß der wolle, von Hause weg, begab sich nach dem Friedrichshain   und tötete Herr Dirigent fich tonsequent setzte, ohne von dem Beifall die ge- fich auf dem Friedhof der Märzgefallenen durch einen Revolver ringste Notiz zu nehmen, ging es zum Angriff wie auf Kommando

über. Bei den nächsten auserlesenen Konzertnummern erster Ton- schuß. Ein Parkwächter, der den Knall hörte, fand den Unglücklichen fünftler blieb alles fühl bis ans Herz hinan; keine Sand rührte tot auf. sich. Selbst der Knalleffekt des Abends, ein militärisch- humo- Der Vorfall wirft ein grelles Schlaglicht auf unsere heutigen ristisches Potpourri, erhielt nicht den geringsten Beifall. Aber gleich Zustände. darauf bei einer ganz minderwertigen Einlage rächte sich das Pu Drei Personen erfrunken. Der Wassersport hat wieder einmal blikum mit ebenso frenetischem als ironischem Beifallsklatschen. Gin drei Opfer gefordert. In der Havel   ertrant der sechsjährige Sohn Tauber hätte die Absicht einer guten Lehre heraushören müssen. Paul des Mechanikers Haupt aus der Bergstraße in Nixdorf. Der Ob es auch der Dirigent gemerkt hat? Spötter wollten behaupten, Sleine hatte mit anderen Kindern in der Havel   gebadet und war Entgegenkommen", das man für gewöhnlich Dank und Höflichkeit den Salt unter den Füßen und verschwand in der Tiefe. Er er­c3 sei neuerdings den Militär- Kapellmeistern das rechtwinklige ahnungslos tief in das Waffer hineingegangen. Blötzlich verlor er nennt, von maßgebender Stelle streng verboten worden. Für die trant, che der Vorfall von anderen Personen bemerkt worden war. sehr hohen Spielhonorare, die den Militär- Musikdirigenten zum Im Tegeler See   fand ein unbekannter, etwa 25 Jahre alter Schaden der Zivil- Berufsmusiker gezahlt werden müssen, haben sie solche Anstandsverbeugung auch nicht nötig.

Wer es noch vor wenigen Jahrzehnten für möglich gehalten, den Kühnen Gedanken in die energische Tat umzusetzen versucht hätte man würde vielleicht ihn selbst für verrückt erklärt und ins Irrenhaus gesteckt haben. Heute huscht durch das Einerlei der Anstaltsordnung mit langen, hurtigen Sprüngen ein Freuden feufelchen, bald die Herren der Schöpfung anfeuernd, sich schmuck und fein zu machen, dann wieder all den weiblichen Schönen zu Mann den Tod in den Wellen. Er hatte sich zu weit auf den See raunend, wie sie den Männern am besten gefallen. Und wie sie's hinausgewagt und als er wieder zurückschwimmen wollte, verließen beherzigen, die Kurzsichtigen und Blinden   im Geiste, dieses Wispern ihn die Kräfte ,, so daß er unterging und ertrank. Bei dem Ver­und Raunen des seltenen Gastes mit Namen Freude! In fie Aus der geschäftlichen Pragis cincs Häuptlings der Gelben. fuch, ein in die Schwemme getriebenes Pferd, das in der Spree   in alle ist der Kobold hineingefahren. Die Mürrischsten hat er teil. Unter dieser Ueberschrift brachten wir in Nr. 144 des Vor eine Untiefe geraten war, zu retten, fand der Stutscher Hermann nehmend, die Verschlossensten gesprächig, selbst die Lustigsten erwartungs- warts" einen Artikel, welcher besagt, der Buchdruckereibefizer Wil  - aus Alt- Stralau den Tod im Wasser. H. Hatte hinter dem Grund­voll gemacht. Denn da zupft er immer von neuem die grellbunte helm Hartmann, der angeblich aus reinem Idealismus für die Be- stück Alt- Stralau 34 das Pferd in die Spree getrieben. Das Tier Krawatte zurecht, und für jenen, der nur salonfähig mittun freiung der Bäckergesellen aus den Klauen der roten Heber, sowie geriet in einen Strudel und als H. hinzuschwamm, wurde er gleich will, treibt er noch im letzten Augenblic einen hoch im für die Sebung des Bädergewerbes fämpft und zu diesem Zived falls hineingerissen und ertrant. Die Leiche konnte noch nicht ge­Beitungen und Broschüren herausgebe sei in einem Flugblatt der borgen werden. Kreise stehenden Papierkragen auf. Leichter hat das Freudenmännchen Diamalt"-Gesellschaft gekennzeichnet worden als ein Mann, Selbstmord einer Vittoria- Schwester. Durch Morphinm hat sich es bei den Damen da drüben. Die wissen sich schon selber zu helfen, welcher das Fabrikat dieser Gesellschaft im redaktionellen Teil die 22jährige Krankenschwester Gertrud S., die im Pavillon X des nähen Spigen und Stickereien auf die Hellblauen Festkleider, steden seines Fachblattes anerkennend besprach, so lange er Inseraten- Urban- Krankenhauses Dienst hat, vergiftet. Die Schwester teilte mit tolette Tanzschuhe an die wollbestrumpften Füße und Füßchen, schürzen aufträge von derselben Gesellschaft erhielt, die für diese Inserate ciner anderen das Schlafzimmer und wurde von ihrer Zimmer das Haar in seltsame oder hochmoderne Frisuren, winden billigen, mehr bezahlte als anderswo sonst und daß mit der Entziehung der genoffin am Morgen tot im Bett aufgefunden. Welche Motive das glitzernden Schmuck und schillerude Bänder hinein. Inserate auch die redaktionellen Besprechungen der Diamalt"- Mädchen, das vom Bittoria Haus nach dem Urban entfandt worden war, in den Tod getrieben haben, steht noch nicht fest; es wird an Es ist drei Uhr nachmittags. Ganz gegen die Gewohnheit Fabrikate aufhörten. Mit Bezug auf diesen Artikel erhielten wir von Herrn Hertz genommen, daß es die Tat in einem Anfall von Schwermut auss öffnen sich wie auf Kommando die sonst fest verschlossenen Flügelmann ein Schreiben, welches er unter Beziehung auf das Preß geführt hat, obwohl von anderer Seite erklärt wird, daß Schwester türen der zahlreichen Stationen, lassen Hunderte lachender, kreischender, gefeß und unter Drohung mit dem Gericht als Berichtigung ab-. nie Andeutungen gemacht habe, daß sie lebensmüde sei. Die jauchzender Patienten an die Freiheitsluft. Hie Männlein, hie Weib- gedrudt zu sehen wünscht. Herr Hartmann ist so sehr Geschäfts- Angehörigen der Berstorbenen wurden von dem Tode ihrer Ver­lein auf taum hundert Schritt stehen sie sich gegenüber, tauschen mann, daß er, vielleicht ohne daß es ihm zum Bewußtsein fommt, wandten verständigt.