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and ArbeitSdllhältnisse zu vringen. Zweimal bereits haben sie die JnnungSkrauter mit Nichtachtung behandelt, und als jetzt von den Verbandsgehilfen zum dritten Male ein Tarifentwurf nebst Be- gründungsichreiben ihnen überreicht wurde, gingen sie wieder hoch« nästa darüber zur Tagesordnung über. Den Gehilfen ist nun be- greiflicher Weise der Geduldsfaden gerissen und die am IS. d. M. stattfindende entscheidende Versammlung wird jetzt möglicherweise den Streik beschließen. Die Aussperrung der Gipser in Straßburg i. E. dauert nun bereits die dreizehnte Woche und noch immer ist kein Ende abzu- sehen. Die Unternehmer versuchen mit allen Mitteln, Arbeits­willige heranzuziehen, aber nur vierzehn Mann folgten bis jetzt ihrem Rufe, dafür aber arbeiten verschiedene Kleinmeister für die großen Unternehmer. Die Posten der Ausgesperrten werden auf der Straße von den Unternehmern belästigt. Ausgesperrte werden in den Wohnungen aufgesucht, um sie zum Abfall zu bewegen, mit Bier sucht man sie betrunken zu machen, um sie besser be- einflussen zu können, aber nur wenige und gerade solche, die es am allerwenigsten notwendig hätten, sind zum Verräter an ihren Kollegen geworden. Die Polizei steht den Unternehmern treu und hilfsbereit zur Seite. Sie bewacht die einzelnen Bauten, damit ja kein Ausgesperrter mit den Arbeitswilligen in Verbin- dung treten kann. Trotz aller Schikanen harren die Ausgesperrten fest im Kampfe aus. Am Mittwoch wurde in einer Versammlung mit 74 von 80 abgegebenen Stimmen beschlossen, weiter im Kampfe zu verharren. Zuzug von Gipsern nach Straßburg ist streng fernzuhalten._ Hus Induftnc und Handel. Fleischpreise in Frankreich und Deutschland . In Frankreich haben die Fleischpreise im laufenden Jahre einen Rückgang erfahren. Für sämtliche Fleischsorten ist gegenüber dem Vorjahre eine deutliche Ermäßigung eingetreten. Am kräftigsten war der Rückgang bei Schweinefleisch, das um 13 Proz. billiger ist als im Vorjahre. Die Preisermäßigung in Frankreich ist um so beinerkenswertcr, als hier wie in Deutschland die Fleischpreise in den letzten Jahren stark hinaufgegangen waren, der Höhepunkt der Aufwärtsbewegung wurde im Jahre 1907 erreicht. Im laufenden Jahre ist nun bereits wieder eine so erhebliche Senkung des Preis- Niveaus erfolgt, daß zum Teil die Preise sogar noch wieder niedriger stehen als vor dem letzten Aufstieg. 1 Kilogramm kostete nämlich im Juni der letzten drei Jahre Frank(Durchschnittspreis für drei Sorten): 1900 1907 1908 Rindfleisch... 1.31 1,58 1.50 Kalbfleisch... 1,82 2,00 1,90 Hammelfleisch.. 1,90 2,12 1,90 Schweinefleisch.. 1,03 1,90 1.05 Hammelfleisch ist sogar erheblich billiger als im Juni 1905. Der Preis für Rind- und Hammelfleisch ist immer noch höher als de� der Aufwärtsbcwegnng; Rindfleisch zeigt außerdem in der letzten Zeit wieder eine leicht ansteigende Preistendenz. Dagegen bewegt sich der Schweineprcis in Frankreich , ganz im Gegensatz zu dem für Schweinefleisch in Deutschland , in den letzten Monaten abwärts. Stellt man die Prcisverändcrungen in Frankreich mit denen in Deutschland pro Juni der letzten beiden Jahre in Vergleich, dann ergeben sich folgende Resultate: Im laufenden Jahre traten gegen daS Vorjahr Verände« rungen ein: Frankreich Deutschland Rückgang- Ste�rung+ in Nro,ent Nuckgang in-Prozent Prozent bei Rindfleisch.... 5.00 1,88 , Kalbfleisch.... 5,00 0,02 HammelfMch.... 10,37 0.M Schweineflestch.. 13,15+ 0,47 In Frankreich ist, wie Figura zeigt, die Preisentwickelung für den Konsum' erheblich günstiger als im junkergesegncten Preußen- Deutschland. _ Der deutsche Ausieuhandel 19V8. Der Wert des deutschen Außenhandels betrug im ersten Halb- jähr 1908 in der Einfuhr 4303 Millionen Mark gegen 4424 Millionen im gleichen Abschnitt des Vorjahres, in der Ausfuhr 3304 gegen 3345 Millionen Mark. Die Einfuhr ließ demnach um 121 Millionen Mark nach, während die Ausfuhr um 41 Millionen Mark abge- nommen hat. Der in den vorstehenden Zahlen enthaltene Edel- metallverkchr erreichte in der Einfuhr 143 gegen 79 Millionen, in der Ausfuhr 33 gegen 39 Millionen Mark. Deutschlands Aktienbanken 1907/08. Am 30. Juni 1908 haben In Deutschland insgesamt 187 Aklien-Kreditbanken mit 1 Million Mark Kapital und darüber bestanden(abgesehen von 40 Hypotheken- bauken). Sie setzen sich zusammen aus 0 Notenbanken(darunter eine koloniale), 53 Bauken mit mehr als 10 Mill. Mark Kapital und 128 Banken mit einem Kapital von 110 Mill. Mark. Zu- sanimen verfügen die Banken ohne Notenprivileg, wie aus einer umfassenden Statistik der MonatsschriftDie Bank" hervorgeht, über 2718 Mill. Mark Aktienkapital und 039 Mill. Mark Reserven. Die Depositen und Kreditoren machen 0905 Millionen, akfo mehr als das Doppelte, des Einlagekapitals aus. An Dividende haben die großen Banken im letzten Jahre durchschnittlich 0,9 Proz. verteilt, die übrig 7,09 Proz. Der Gesamtdurchschnitt der Dividende beträgt 7,03 Proz. Bei den fünf Großbanken, die am längsten Ui. Berlin ansässig sind(Deutsche Bank, Diskonto-Gescllschaft, Dresdner Bank und Berliner Handelsgesellschaft), haben Akiienkapital und Reserven sich in den letzten 30 Jahren auf das S'/a fache, die fremden Gelder dagegen auf das 20 fache der Ziffern von 1873 erhöht. In den letzten zehn Jahren haben bei diesen Banken die Eigen- kapitalien um 00 Proz., die fremden Gelder um 400 Proz. zu- genommen._ Amerikanische Baumwollernte. Die endgültigen amtlichen Ziffern über daS Ergebnis der Baum- wollernte von 19071908 liegen nun vor und zeigen bei Annahme eines Durchschnittsgct�fchtes der Baumwollballen von 500 Pfd. und unter Einrechnung der sogenannten ,.Imtei"-Baumwolle ein Total von 11375 401 Ballen. Im Vergleiche mit dem vorhergehenden Jahre ist das eine Minderproduktion um 2 220 037 oder um 10,3 Proz. Gegen das bisher größte Erntejahr 1904 beträgt das Minderergebnis 2 304 493 Ballen. Das in der Saison 19071903 mit Baumwolle bepflanzte Areal von 31 300 000 Ackern war, mit Ausnahme des Vor- jahres, größer, als in jedem Jahre vorher. Das Ernteresultat von letzter Saison hatte ein Totalgewicht von 5 087 730 718, und nach Abzug von 240 538 251 Pfund Tara verblieb ein kommerzieller Ertrag im Gewichte von 5 441 192 457 Pfund. Die letzte Baumwollernte hat einen Erwäg an Baumwollsaat von 4 952 402 Tonnen geliefert. An sogen. Sea Jsland-Baumwolle sind in letzter Saison 60 495 Ballen produziert worden, gegen 57 500 in 1900. Der Durchschnittspreis von midcUinZ upland- Baumwolle war im letzten Jahre 11,40 Cent und der für Baumwollsaat betrug 17,08 Dollar pro Tonne. Der Wert der Baumwollernte von 1907 bis 1903 wird von der amtlichen Stelle mit 700 950 011 Dollar an- gegeben, welche Ziffer hinter der vorjährigen um 20 091 220 Dollar zurückbleibt. Für die mit 1907 beendete' fünfjährige Periode stellt sich der Durchschnittspreis pro Ballen Baumwolle auf 57,3a Dollar gegen 31,75 Dollar für die gleiche mit 1899 beendete Periode. Das Volk gegen die Kriegshetzer! Gestern abend hielt Berlins Arbeiterschaft Abrechnung mit den brutalen Kriegstreibern und-Hetzern, deren infame Tätigkeit wir in der letzten Zeit gebührend gewürdigt haben. Drei der größten Säle Berlins vermochten nicht die Tausende und Abertausende von Männern und Frauen zu fassen, die herbeigeströmt waren, um ihre Stimme mit in die Wagschale zu werfen gegen die gemeingefährliche Minierarbeit der kriegslüsternen Hetzer und Wühler. Die drei Säle waren überfüllt; sie mußten lange vor Beginn der Versammlung abgesperrt werden. Auf den Straßen wogte eine Menschenmenge von so großer Kopf- zahl, daß sie ausgereicht hätte, noch drei Säle von gleichen Riesendimensionen zu füllen. Die Polizei verhielt sich mit ungewohnter Reserve, so daß es nirgends zu irgend welchen unliebsamen Auftritten kam. Den drei Versaminlungen wurde folgende Resolution vorgelegt, die allenthalben stürmische Zustimmung und be- geisterte Annahme fand: Die heutige Volksversammlung protestiert auf das ent- fchiedenste gegen die frivole Kriegstreiberei, die in den letzten Wochen in einem Teil der bürgerlichen Presse, selbst in frei- sinnigen Blättern, getrieben worden ist. Die arbeitende Klasse Deutschlands weist mit allem Nachdruck die Hetzereien gegen das Ausland zurück, die immer eine Gefahr für den Frieden bilden. wenn auch bei der jetzigen chauvinistischen Stimmungsmache die Tendenz mitwirkt, einepatriosische Erregung" anzufachen, um dann leichter den Raub der Halden Milliarde indirekter Steuern in Sicherheit zu bringen. Die deutschen Arbeiter verurteilen die Unbesonnenheit und die Gewissenlosigkeit von Herausforderungen, die nur dazu dienen, die durch die reaktionäre preußisch-deutsche launenhaft- impulsive Auslandspolitik hervorgerufene Miß- stimmung im Ausland zu erhöhen. Die Versammelten der- wahren sich namens der breiten Massen des arbeitenden Volkes dagegen, daß durch das marokkanische Abenteuer oder durch diplomatische Intrigen in Mazedonien oder Vorderasien die nationalen Interessen oder die nationale Ehre Deutschlands in irgendeiner Weise verletzt worden feien oder verletzt werden könnten. Die Versammelten erwarten von der deutschen Re- gierung. daß sie eine Politik der Kaltblütigkeit und nüchternen Besonnenheit beobachtet, und erklären es für die Pflicht der Re- gierung, den Kriegshetzereien unverantwortlicher Beutepolitiker mit der gebotenen Entschiedenheit entgegenzutreten. Das arbeitende Volk Deutschlands erklärt es für ein Gebot der nationalen Ehre und der wahrhaft nationalen Jntereffen, eine Friedenspolitik zu treiben, bei der durch innere Reformen die wirtschaftlichen und Kulturinteressen der großen Maffe der Nation gewahrt werden können. Als nächste Forderung dieser Friedenspolitik erkennt es die Notwendigkeit einer Verständigung mit England und Frankreich auf der Basis einer Einschränkung der Rüstungen zu Wasser und zu Lande. Die Versammelten begrüßen eS mit Freuden, daß auch das Proletariat Frankreichs und Englands den diplomatischen Intrigen und chauvinistischen Hetzereien in ihrem Lande mit allem Nachdruck entgegengetreten ist und auch seinerseits für die Einhaltung einer Politik des internationalen Friedens und der nationalen Kulturwohlfahrt demonstriert und sendet den Kampf- genossen jenseits der Grenzen den Ausdruck ihrer Sympathie und ihrer unverbrüchlichen internationalen proletarischen Solidarität." Ueber den Verlauf der imposanten Demonstration gingen uns folgende Sondermeldungen zu: In der Hasenheide war eine gewaltige Menschenmenge zusammengeströmt. Kliems großer Saal bot trotz Beseiti» gung aller Tische lange nicht Raum genug für alle die Männer und Frauen, die hier Einlaß suchten. Schon lange vor 8 Uhr war ab- gesperrt I Die Ordner vor dem Tore wiesen höflich aber bestimmt die vielen wohl zu rechter Stunde, aber doch zu spät Gekommenen zurück. Mehrere Polizcibeamte waren bestrebt, auf der Straße An- sammlungen zu verhüten. Im Saale herrschte trotz der drückenden Hitze musterhafte Auf- merksamkeit. Zuerst sprach der Landtagsabgeordnete S t r ö b e l, der in schärffter Weise die törichte, frivole und niederträchtige Hetzerei gegen das Ausland geißelte, wie sie namentlich von der Presse der Panzerplattenpatrioten infolge des Marokkokonfliktes betrieben wird, jene Hetze, die ja sogar auf die freisinnige Presse übergegriffen hat. Der Redner zeigte, wie dieses gewiffenlose Treiben mit unseren traurigen innerpolitischen Zuständen zu- sammenhängt: mit der Flottenrüsterei, mit der törichten, nach allen Richtungen schwankenden Welt- und Auslandspolitik. Besonders scharf hob er hervor, daß vor allem eine Demokratisierung Preußens wie des Reiches notwendig ist/ um den Frieden zu sichern. Mit den Worten:Vorwärts für den Kultur- wettkamps der Völker, für den internationalen Bölkerfriedcni" schloß der Redner seinen Vortrag, der oft von lebhaften Beifallsäußerungen unterbrochen worden war. Der zweite Redner. Rcichstagsabgeordneter Ledebour, be- handelte besonders die mazedonische Frage, die ja gleich- falls verschiedenen Leuten Veranlassung zu wahnwitzigen Kriegs- treibereien gegeben hat! In Worten tiefster Entrüstung verurteilte der Redner das Gebaren der Reichsregierung: gerade solche Potentaten, wie der Zar und der türkische Sultan , die die Völker aufs ärgste unterdrücken, knechten und hinmorden lassen, zu unter- stützen. Mit beißendem Spott, dem bitterster Ernst zugrunde lag, geißelte er auch jene Redereien, wonach Deutschlands Zukunft ein- mal auf dem Wasser, nun wieder in Marokko und in Mazedonien , dann vielleicht gar in der Luft liegen soll. Der Redner schloß seinen inhaltreichen Vortrag mit der Bemerkung, daß gerade uns deutschen Sozialdemokraten, weil wir tatsächlich in der Welt voran sind, die Hauptpflicht obliegt, auch in der Tat alles aufzubieten im Kriege gegen den Krieg und gegen die Kriegs- Hetzereien. Mit stürmischem Beifall wurde auch dieser Vortrag aufge- nommen. Gegner, zum Reden aufgefordert, meldeten sich nicht zum Wort. Einstimmig wurde die Resolution angenommen. Mit einigen kernigen Worten des Vorsitzenden, Genossen Wels, und mit begeisterten Hochrufen auf die Sozialdemokratie und die internationale Völkerverbrüderung endete die Versammlung. Im Moabiter GescllsckiaftShauS war der große Saal bereits um 8 Uhr überfüllt. Unsere Genossen sperrten aus Sicherheits- rücksichten selber den Saal ab, und ruhig fügten sich die Andrängen- den den Bestimmungen der an roten Schleifen kenntlichen Ordner. Eine solche Versammlung und kein Schutzmann, weder im Saale, noch vor den Eingängen, das war eine Neuheit, aber die muster- hafte Versammlung bewies, wie überflüssig der Schutzmann in Berliner Arbeitcrvcrsammlungen, sogar nur als Wächter der Ord- nung und Sicherheit ist. Die Redner des Abends waren die�Genossen Z u b e i l und Adolf Ho ff mann, die von den Versammelten aufs herzlichste begrüßt wurden. Zubeil gab seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß die Arbeiter in solchen Massen herbeigeströmt kamen, um keinen Zweifel darüber zu lassen, welches Interesse sie an der äußeren Politik nehmen. Dieses ihr Interesse und ihr Verständnis für die gegen- wärtige Lage beweist, daß sie nicht gesonnen sind, mit sich spielen lassen. Schärf kritisierte der Redner die deutsche Politik, ei schilderte, wie furchtbar der Militarismus geworden ist und welche Lasten er dem Volke auferlegt. Der Vortrag wurde oft von Beifall unterbrochen, besonders als der Redner die Friedensliebe des Prole- tariats betonte und als er erklärte, daß man heute mit der auf- geklärten deutschen Arbeiterklasse, die der internationalen Sozial- demokratie anhängt, rechnen müsse. Wenn der Kaiser jüngst in einer Rede ausgerufen habe:Sie mögen uns nur kommen, wir sind bereit", und wenn er damit die Majorität des deutschen Polles 'gemeint haben sollte, dann irre er sich. Wir sind nicht bereit zum Kriege, wir wollen den Frieden!(Lauter, anhaltender Beifall.) Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte die Kopf an Kopst ge« drängte Menge Zubeils Ausführungen. Mit demselben wachen Interesse hörte sie Adolf Hoffmanns kernige Ansprache, der durch seinen trockenen Berliner Witz bald stürmische Heiterkeit auslöste und durch seine zündenden Worte gegen Unterdrückertum und Heuchelei bald wieder helle Begeisterung erweckte. Die Ver« sammlung demonstrierte mit Nachdruck für die Friedensidee. Zahl» reiche Frauen waren anwesend» die den Protest gegen jegliche Kriegshetze lebhaft unterstützten. Kellers Saal in der Koppenstraße sah eine Volksversammlung, so imposanks wie wir sie seit den wirkungsvollen Wahldemonstra- tionen des Berliner Proletariats nicht gesehen haben. Zu Tausenden strömten die Genossen und Genossinnen dem Versamnilungslokal zu. Bald waren denn auch Saal und Galerien von einer dicht- gedrängten Menge bis auf den letzten Platz gefüllt. Nachdem die Polizei das Lokal wegen Ucberfüllung abgesperrt hatte, kamen noch nach und nach Tausende von Friedensdemon- stranten, die keinen Einlaß mehr fanden. Obgleich die Polizei Ansammlungen vor dem Versammlungslokal nach Kräften zu hin- dern suchte, bewegte sich doch während der ganzen Dauer der Ver« sammlung eine große Menschenmenge auf der Straße hin und her, ruhig und selbstbewußt, durch ihre Anwesenheit die machtvolle De » monstration im Saale unterstützend. Eine macht- und wirkungS- volle Kundgebung eine Kundgebung derjenigen Volksschichten, welche die Kosten an Gut und Blut zu zahlen haben, falls es den gewissenlosen, an einem Völkerkricge interessierten Hetzern gc» lingcn sollte, Teutschland in ein blutiges Abenteuer hineinzu- drängen.> Klar und scharf zeichneten die Referenten, die Genossen Borgmann und Robert Schmidt, die politische Situation und die verwerflichen Treibereien der Kriegshetzer, die ein frevel- Haftes Spiel mit dem Wohle eines großen Kulturvolkes treiben. Treffend wiesen die Redner auf die tieferen Ursachen dieser Treibe- reien hin und zeigten, daß das deutsche Volk kein Interesse daran hat. einer gewaltsamen, blutigen Auseinandersetzung mit anderen Kulturnationen das Wort zu reden. Scharfe Verurteilung fand die ungeschickte Politik unserer leitenden Diplomaten, jene Politik, die alle Welt vor den Kopf stößt und dadurch Reibungen und Kon- fliktsstoffe an allen Ecken und Enden schafft. Durch spontane Aeußerungen der Zustimmung sowie durch häufigen lebhaften Beifall und einstimmige Annahme der Reso- lution gab die begeisterte Versammlung unzweideutig zu erkennen» daß die große Masse des Volkes nichts gemein hat mit den gegen- wältigen Kriegstreibereien, daß für Angriffs- und Eroberungs- kriege keine Neigung im Volke vorhanden ist, daß vielmehr die Erhaltung des Friedens und die Förderung der Kulturgüter eins höhere Aufgabe ist als die etwaige Erringung von Kriegslorbeeren, Letzte JVachnchten und DepeCcben« Achtstundentag und Arbeiter-Grubenkontrolle. München , 17. Juli. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm einstimmig die Novelle zum Berggesetz an. in der gegen den Widerspruch" der Regierung der Achtstuudentag für die Arbeiter unter Tag gesetzlich festgelegt und die Heranziehung der Arbeiter zur Grubenkontrolle bestimmt wird. Pearys Aufbruch zum Nordpol - Halifax , 17. Juli. (B. H. ) Der DampferRoosevelt " mit der arktischen Expedition Peary an Bord ist heute nach! dem Nordpol abgedampft. Der Kommandant Peary erklärte vor der Abfahrt, er werde, wenn notwendig, drei Jahre in den arktischen Gewässern verbleiben, um den Pol zu erreichen, Schutz"mann Schmunk. Offenbach , 17. Juli. (B. H. ) Der vom Amte suspendierte Schutzmann Schmunk wurde heute aufAntragderStaats- anwaltschaft Darmstadt in Untersuchungshaft abgeführt. Es handelt sich um die Ausschreitung desselben bei einem Schützenfest. Schmunk hatte eine Dame belästigt und deren zwei Begleiter mit dem Säbel verwundet. Eine ärztlicheUntersuchung". Karlsruhe , 17. Juli. (B. H. ) Die Freiburger Strafkammer verurteilte den Arzt Dr. Siegfried N. aus Emmendingen wegen tätlicher Beleidigung einer Dame, begangen während der Unter- suchung, zu 3 Monaten Gefängnis. Der Kaiser von China hat Durchfall... Peking , 17. Juli. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Der Kaiser ist seit mehreren Tagen krank. Bisher ist eS nicht gelungen. das Wesen der Krankheit genau festzustellen, da man im Palast von der ärztlichen Kunst des Westens nichls wissen will. Die vorliegenden Berichte bezeichnen die Krankheit als Dysenterie. Bleivergiftung durch Trinkwasser! Hannover , 17. Juli. (B. H. ) In dem benachbarten Stoecken ist der Eisenbahnarbeiter Ernst Weßling sowie seine Familie an Bleivergiftung erkrankt. Seine Frau und sein Sohn sind bereits tot. Der Arbeiter wurde am Donnerstag in das Krankenhaus ge. bracht. Die Vergiftung rührt von Wasser, das in dem Bleirohr des Brunnens längere Zeit gestaKiden hatte, her. Die Bombe in der Hosentasche." Odessa , 17. Juli. (B. H. ) Auf belebter Straße explodierte eine Bombe, welche ein Arbeiter in der Hosentasche trug. Dem Arbeiter wurde der Kopf weggerissen. 0 Personen, darunter zwei Kinder, wurden schwer verletzt. Wolkenbruch. Lemberg , 17. Juli. (B. H. ) Als Opfer des Wolkenbruche». der in Juszczhna niedergegangen ist, sind bisjetzt 20 Leichen aus dem Solaflussc gezogen worden. 20 Häuser sind total zerstört, desgleichen ist eine große Menge Stall» vieh umgekommen._ Berhängmövolle Explosion. Bremerhaven , 17. Juli. (W. T. B.) Auf dem Dampfer Schwaben" explodierten gestern im hiesigen Hafen während der Beladung zwei Kisten bengalischer Zündhölzer aus unbekannter Ursache. Der erste Schiffskoch Schiller aus Lehe erlitt schwere Verletzungen, denen er erlegen ist. Das Schiff hat keinen Schaden genommen und wird fahrplanmäßig am Sonnabend nach Australien expediert._ Sperrung des Binger Lochs. Bingen , 17. Juli. (B. H. ) Die Durchfahrt des Bingcr LochS ist gesperrt. Ein Schleppkahn, der sich im Anhang eines Rad» schleppdampfers befand, ist heute im Bingcr Loch auf Grund geraten und festgefahren. Sämtliche Schiffe, die zu Berg fahren, müssen in Ahmannshausen vor Anker gehen. Berantw. Redakt.: Georg Davidsohn , Berlin . Jnseratewkeil verantw,:Zh. Glocke, Berlin . Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.u. Verlagsanstalt Paul Singer& Eo., Berlin SW. Hierzu 2 Beilagen u.llntrrhaltungSbl«