Nr. 173. 25. Jahrgang.
600 Soldatenmiẞhandlungen.
Sonntag, 26. Juli 1908.
die einzelnen Mißhandlungsfälle wald und des Wachtmeisters Pontow darüber, wie das Wesen des zur Aburteilung gelangen sollen. Sollte das Oberkriegsgericht Kanoniers Knobbe gewesen sei. Die nächsten Zeugen werden über diesem Antrage stattgeben, so dürfte für Thamm eine weit höhere die Mißhandlungen des Thamm vernommen. Der VerhandlungsStrafe zu erwarten sein. Auch in dem bekannten Mißhandlungs- leiter legt besonderes Gewicht auf die Anzahl der Mißhandlungen. Der große Mißhandlungsprozeß, der Anfang vorigen Monats prozeß gegen den Sergeanten Breitenbach hatte der Gerichts- Kanonier Müller gibt näher Ginzelheiten über die Art der Mißbas Kriegsgericht der 1. Gardedivision beschäftigte, und der all- herr seinerzeit eine gleiche Berufung eingelegt. B. war daraufhin handlungen. Der Beuge ist täglich mißhandelt worden. Er wurde gemeines Aufsehen hervorrief, gelangte heute vor dem Oberkriegs- anstatt zu drei Jahren zu acht Jahren Ge- von Thamm geohrfeigt, mit der Faust geschlagen, mit gericht des Gardekorps zur nochmaligen Verhandlung. Der Fall fängnis verurteilt worden. Bei dem Unteroffizier Schulze den Füßen getreten, mit dem Deckgurt geschlagen, Thamm", der seinerzeit viel Staub aufgewirbelt hat, und der auch verlangt der Gerichtsherr ebenfalls anstatt einer fortgesetzten Miz- am Ohr gezogen, daß es blutete, zur Erde geworfen noch den Reichstag beschäftigen wird, steht auch diesmal wieder im handlung die einzelnen Fälle abzuurteilen. Schulze hat auch selbst und mißhandelt usw. Thamm versuchte auf Müller, wie Vordergrunde der Verhandlungen. Bekanntlich werden ihm von Berufung eingelegt. Ebenso die Sergeanten Hahn und Friedrich, auch auf andere Untergebene einzuwirken, über ihn nichts auszus der Antlage nicht weniger als 600 Fälle von Mißhandlungen an weil sie sich unschuldig fühlen. Die Kanoniere Flesch und Bopic fagen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hierin eine Untergebenen und andere militärische Delikte zur Last gelegt. haben sich bei dem Urteil beruhigt. Der Gerichtsherr hat infolge
Berleitung zum Meineis
Neben ihm haben noch sieben Angeflagte auf der Anklage- dessen in diesen beiden Fällen davon Abstand genommen, Beerblickt wird und daß gegen den Angeklagten auch nach dieser bant Platz genommen, und zwar der Unteroffizier Schulze, die rufung einzulegen.
Selbstmord des Kanoniers Knoppe
auf die Mihhandlungen, die er zu erdulden hatte, zurückzuführen. K. war von allen Kanonieren am meisten den Mißhandlungen ausgesetzt, und um ihnen zu entgehen, stürzte er sich eines Tages in der Verzweiflung aus dem Kasernenfenster hinaus und starb bald nach der Einlieferung im Lazarett an den Folgen der erlittenen Verlegungen. Nun tam die ganze Angelegenheit im Laufe der Untersuchung ans Tageslicht. Da das Gericht die einzelnen Mizhandlungsfälle bei Thamm nicht mehr festzustellen vermochte, so nahm es
rund 600 Fälle
„ Spießrutenlaufen"
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Sergeanten Hahn und Friedrich sowie die Kanoniere Schäfer, Aus der weiteren Berichterstattung sei noch folgendes erwähnt: Richtung hin vorgegangen wird. Der Vertreter der Anklage hat Raupach, Flesch und Bopic. Sämtliche Angeklagte stehen bei der Zunächst ging der Verhandlungsleiter auf den Selbstmord des eine entsprechende Nachtragsantlage in Aussicht ge1. reitenden Batterie des 1. Garde- Feld- Artillerie- Regiments. Kanoniers Knoppe, der ja den Ausgangspunkt des ganzen Prozeß- stellt. Zwischen dem Verhandlungsleiter und den Verteidigern Unteroffizier Schulze wird der fortgesetten Mißhand- berfahrens bildet, ein. Sodann wurden besonders schwere Mig- tommt es wegen verschiedener Beweisanträge zu AuseinanderIung Untergebener beschuldigt, während den Sergeanten handlungen, deren sich Thamm und Schulze schuldig gemacht sehungen. Der Kanonier Stockfisch , der heute anders aussagt, als Hahn und Friedrich schuldhafte Verabsäumung der ihnen ob- haben, hervorgehoben. Die Namen der Kanoniere Knoppe und vor dem Kriegsgericht, wird von dem Verhandlungsleiter wiederliegenden Aufsicht Untergebener und Unterlassung von Meldungen Bippert, die am schwersten betroffenen Opfer der Angeklagten, holt dringend ermahnt, die Wahrheit zu sagen und sich nicht der borgeworfen wird. schaftliche Körperverlegung zur Last gelegt. Wie den Lesern noch die älteren Leute, sobald er von deren Mißhandlungen, die täg. in den ersten drei Wochen ein außerordentlich aufDen Kanonieren wird einfache und gemein- werden dabei fortgesezt erwähnt. Der Futtermeister Hahn bestrafte Gefahr eines Meineides auszusetzen. Leutnant v. Buchwald wird über den Charakter des Knobbe vernommen. Er bekundet, daß in Erinnerung sein wird, ist der tragische lich im Stall borkamen, hörte, zumeist selbst in der verschiedensten Weise. Von einer Meldung der Vorfälle nahm er jedoch Abstand. merksamer Rekrut war. Dann war er plöblich wie Auch der Sergeant Friedrich ging in gleicher Weise vor. Schäfer umgewandelt und einer der schlechtesten Soldaten. und Raupach taten sich bei den Mizhandlungen an den jüngeren die Mißhandlungen, sondern durch andere Motive in den Tod geDie Verteidiger sind der Meinung, daß Knobbe nicht durch Mannschaften am meisten hervor. Bekanntlich spielte die Fahrer- trieben worden ist. Sie stellen entsprechende Anträge, um hierpeitsche bei dem über bestimmtes festzustellen. Rechtsanwalt Selle führt aus, daß die Hauptrolle. Die Rekruten mußten die Stallgänge passieren Interesse der Angeklagten, sondern auch im Interesse der Deffents die Sache aufgeklärt werden müsse, und zwar nicht allein int und dann sausten von allen Seiten die Beitschenhiebe auf fie nieder. lichkeit, Ueber das Auf Grund einer reichsmilitärischen Entscheidung ist das DivisionsBeschwerberecht gericht zu der Annahme gelangt, daß bei den Mihhandlungen eine der Mannschaften entspinnt sich eine längere Diskussion. Auf fortgesette Handlung anzunehmen war. Nach Verlesung der Prozeßatten, die nahezu eine Stunde in Anspruch nimmt, gibt Veranlassung eines Verteidigers bekundet der Zeuge Leutnant der Verhandlungsleiter die Begründungen der Berufungen be- b. Luchwald, daß man wohl darum gewußt habe, daß in der an. Wie durch die Beweisaufnahme festgestellt wurde, wurde in kannt. Wie bereits erwähnt, fordert der Gerichtsherr für alle An- Batterie geschlagen worden sei, daß die Mißhandlungen jedoch der Batterie täglich geschlagen und mishandelt. Als Opfer des geklagten strengere Bestrafung und Bestrafung in all den Fällen, einen so großen Umfang angenommen hätten, fei nicht bekannt geThamm sind auch die vier angeklagten Stanoniere zu betrachten, in denen Freispruch erfolgt ist. wesen. Er, der Zeuge, habe selbst einmal geäußert: Es geschieht denn auf seine Anweisungen hin ließen sie die Mannschaften des Unteroffizier Thamm gibt bei seiner Ver- Euch ganz recht, wenn Ihr geschlagen werdet. Die Batterie tann jüngeren Jahrganges im Stall Spießruten laufen". Durch nehmung die ihm zur Last gelegten Straftaten Such nur helfen, wenn Ihr Euch meldet!" Immerfort wurden Drohungen versuchte Thamm die Leute von der Er- im großen und ganzen zu. Auf die Frage des Verhand- die Beute instruiert, sich sofort zu melden, wenn ihnen etwas stattung von Meldungen bei den Vorgesetzten abzuhalten. lungsleiters, was für einen Vorjah er bei den Mißhandlungen Unrechtes geschehe. Ueber die Art und Weise, in der die Leute Auch versuchte er, die Mannschaften in ihren Aussagen zu im Auge gehabt habe, erwidert der Angeklagte:" Ich wollte ihr Beschwerde recht ausführen konnten, war kein Zweifel vorhanden. beeinflussen. Das Urteil gegen den Hauptübeltäter lautete tüchtige, gute Soldaten aus den Leuten machen!" Thamm Nur weil die Leute sich nicht meldeten, seien die Mißhandlungen damals auf ein Jahr drei Monate Gefängnis und Degradation, ist im Oktober 1907 als Refrutemunteroffizier eingetreten, und in so großer Ausdehnung vorgekommen. Bekanntlich hatte gegen Schulze auf drei Monate und einen Tag Gefängnis, im November begannen die Mißhandlungen, die bis zum 21. März hamm Untergebene durch Drohungen veranlaßt, keine Meldung gegen Hahn auf drei Wochen Mittelarrest, gegen Friedrich auf vier 1908, dem Todestage des Kanoniers andauerten. Bis auf die 34 erstatten. Da auf den größten Teil der Zeugen verzichtet Wochen Mitttelarrest, gegen die Kanoniere Schäfer und Raupach Sonntage hat Thamm wird, so ist die Beweisaufnahme bereits in der Mittagsstunde auf je zwei Monate und eine Woche Gefängnis und gegen die geschlossen. Kanoniere Flesch und Bopid auf je bierzehn Tage Gefängnis. Gegen dieses Urteil hat nun der Gerichtsherr Berufung beim Ober- Der Verhandlungsleiter wirft dem Angeklagten vor, daß er bei friegsgericht des Gardekorps eingelegt. Die Strafen sind ihm zu jeder Mißhandlung einen neuen Vorsak gehabt habe und daß die niedrig bemessen. Mißhandlungen alle anders waren. Der Verteidiger des UnterUm 9 Uhr eröffnet der Vorsitzende die Sigung. Die Zeugen offiziers Thamm macht darauf aufmerksam, daß ihm gegenüber aus der ersten Instanz sind auch heute wieder erschienen. Die Thamm geäußert habe, er habe von vornherein die Absicht darauf Angeklagten Flesch und Bopic sind nicht mehr erschienen, da deren gerichtet, seine Leute zu erziehen. Bis auf die Vernehmung Urteil bereits rechtskräftig geworden ist. An Stelle des am Er- einiger Zeugen verzichtet Rechtsanwalt Kauffmann auf die Bescheinen verhinderten Rechtsanwalts Ulrich ist Rechtsanwalt Stauff- weisaufnahme in Sachen Thamm. Wenn man die Senntage abmann anwesend. Vor der Vernehmung des Angeklagten schreitet rechnet, so tommen
"
der Verhandlungsführer zur Berichterstattung über das bisherige
jeden Tag geschlagen.
121 Mißhandlungen
Der Vertreter der Anklage, Kriegsgerichtsrat Schönewerk, be antragte gegen Thamm eine Gesamtstrafe von zwei Jahren Gefängnis und Degradation, Degradation, gegen Schulze bier Monat Gefängnis. In Sachen der Angeklagten Hahn und Friedrich bittet er um die Verwerfung der beiderseitigen Berufungen. Bei den Kanonieren Schäfer und Raupach beantragt der Vertreter der Anklage auf die Strafe zu erkennen, die in der ersten Instanz beantragt worden ist. Bevor die Verteidiger zu Worte kommen, wird in eine Mittagspause eingetreten.
Der Verteidiger des Unteroffiziers Thanım, Rechtsanwalt Kauffmann, suchte in seinem Plädoyer an Hand verschiedener Prozeßverfahren. Um den Richtern ein flares Bild zu geben, muß in Betracht. Der Gerichtshof muß dies feststellen, am einiger Reichsmilitärgerichtsentscheidungen nachzuweisen, daß auf eine der Verhandlungsleiter eingehend über die bisherigen Feststellungen maßen einen Begriff über die Anzahl der von Thamm berübten fortgesette Handlung zu erkennen sei. Aus übertries berichten. Im Laufe der Ausführungen wird zur Kenntnis ge- Mißhandlungen zu bekommen. benem Ehrgefühl(!) habe sich der Angeklagte zu den Mizbracht, daß sich der Hauptangetlagte, Unteroffizier Der als Zeuge vernommene Kanonier Zippert, der infolge der handlungen hinreißen lassen; zu Nußen der Batterie und zu Thamm, bei dem ersten Urteil beruhigt habe. Erziehung des Thamm schließlich schwermütig wurde, soll Ehren seines Hauptmanns habe er gefehlt. Wenn in den BeiDagegen habe der Gerichtsherr Berufung eingelegt, da ihm allgemein über die Mißhandlungen seines ehemaligen Vorgesetzten tungen darüber geschrieben worden sei, daß Thamm zu milde die Strafe zu niedrig erscheint. Bezüglich der Mißhandlungen aussagen. Viel ist aber nicht aus ihm herauszubekommen. Er bestraft worden fei, so müsse er bemerken, daß auch unter der und vorschriftswidrigen Behandlungen an Untergebenen fordert bekundet, daß er etwa einhundertmal von Tha m m Pressevertretern mancher sei, der niemals einen bunten Rock_geder Gerichtsherr, daß bei Thamm nicht eine fortgefeßte mißhandelt worden sei. Hauptsächlich wurde er mit Faustschlägen tragen habe.- Rechtsanwalt Selle, der Verteidiger des SerHandlung, wie das Kriegsgericht angenommen hat, in Betracht und Ohrfeigen trattiert. Der Verteidiger Thamms beantragt die geanten Friedrich und der Kanoniere Schäfer und Raupach, pläkommen solle, sondern daß Vernehmung des Wachtmeisters Uekfeld, des Leutnants v. Luch- dierte auf Freispruch bezw. auf mildere Bestrafung. Er gab der
Kleines feuilleton.
Aus dem Leben einer russischen Studentin. Die Studentin Bopora hatte den ganzen Tag im Ministerium des Innern und in der Seftion der politischen Polizei Schritte unternommen, um eher
ins Gefängnis zu kommen und dort die gerichtlich zuerkannte
Strafe abzubüßen.
" Die Kresty( das Zentralgefängnis auf der Wiborger Seite in Petersburg ) find überfüllt", erklärte man der Bittstellerin.„ So= bald ein Plak frei wird, werden wir Sie sofort einsperren. Beunruhigen Sie sich nicht... Die Reihe wird schon an Sie kommen!" " Ja, aber wann wird sich dort eine Vakanz finden? Begreifen Sie es doch: ich will unbedingt meine Haft bis zum Herbst abfizen... Ich muß im Herbst mein Abgangsexamen in den Frauenfursen machen und will unbedingt bis dahin mit meiner Strafe fertig sein." Was ist dabei zu machen! Alles ist besetzt... Es ist kein Platz in den Kresth." Bekümmert durch die Absage saß die Studentin in ihrem Zimmer und dachte unter Tränen darüber nach, wie sie es anstellen sollte, um ihre drei Monate absitzen zu können und auch noch rechtzeitig zum Herbsteramen frei zu werden. Da flog der Schimmer eines glücklichen Lächelns über ihr Gesicht. Ich werde, sagte sie sich, zu Großvater gehen. Er hat zwar den Dienst quittiert, besitzt aber noch seine guten Verbindungen mit dem Ministerium.
Der alte General erstaunte sehr über ihre Mitteilung, daß sie zu dreimonatiger Gefängnishaft verurteilt sei und lehnte jede Vermittelung schroff ab. Ich lehne es durchaus ab, für Dich Schritte zu tun. Ich habe Dich stets vor diesen Bekanntschaften mit der heutigen Jugend gewarnt und niemals dem Besuch der Kurse zugestimmt. Deine Mutter hat aber nicht auf mich gehört und Du hast aufgehört, mein Haus zu besuchen. Ich denke gar nicht daran, für Deine Freilassung etwas zu tun."
„ Aber lieber Großvater, ich bitte Sie ja um etwas ganz
anderes...
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Was willst Du denn?" " Daß man mich möglichst bald ins Gefängnis bringe," rief die Studentin mit erregter Stimme, Sie haben Verbindungen und können es durchsetzen."
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" Daß man Dich ins Gefängnis stedt?" ..Nun ja mir liegt daran." Als das junge Mädchen nun ausführlich von ihren Bemühungen im Ministerium erzählte, brachen die Anwesenden in ein helles Gelächter aus. So etwas war ihnen noch nicht vorgekommen: Jemand, der es eilig hat, ins Gefängnis zu kommen. Aber dieses Lachen förderte ihre Sache.
Ha, ha, ha!" lachte der alte General, ich habe lange nicht so gelacht. Nun, ich danke Dir für dieses Amusement. Na, also Du brauchst eine Fürsprache, um ins Gefängnis zu gelangen." " Ja, ja!" antwortete die Enkelin fröhlich. Daß man mich eher einsperre und nicht erst auf eine Vakanz ivarte. Ich muß die Haft bis zum Gramen absigen. Ohne Ihre Fürsprache komme ich night ins Gefängnis."
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„ Sofort werde ich einen Brief schreiben," sagte der Großvater, fonen bestand bei 884, d. h. bei 75 v. H., ausgesprochene Magena und selbst hinfahren, um Dir einen Platz im Gefängnis zu be- fenkung. sorgen. Nein- ist das eine Geschichte: Früher habe ich Bittstellern zu Beamtenposten verholfen und jetzt bemühe ich mich um eine Batanz im Gefängnis! Also auch hier ist Protektion nötig. Eine furiose Zeit! Ich hätte nicht gedacht, daß ich das erleben würde. Ich selbst werde mich darum bemühen, daß Du nur ja ins Gefängnis pater! Jeder Tag ist kostbar! Beeilen Sie sich, tommst
"
Lieber Großvater! damit ich reinkomme!"
Das unsymmetrische Gesicht. Daß die ungleichmäßige Ausa bildung der beiden Hälften im menschlichen Gesicht nicht, wie Lom broso behauptet hat, ein Zeichen der zunehmenden Entartung des Menschengeschlechts, sondern ein durchaus normales, charakte= ristisches Kennzeichen darstellt, hat Dr. R. Liebreich in Paris durch Rassen festgestellt. Die Schädel der ägyptischen Mumien, der japanische Typus, die afrikanische Raffe, fie alle zeigen, wie einem Be richt der Umschau" zu entnehmen ist, die gleichen Merkmale der Gefichtasymmetrie; selbst an antiken Bildwerken, wie z. B. der Büste des Kaisers Claudius, ist dies beobachtet. Der rechte Backenknochen nähert sich meist in seinemt vorspringenden Teil einem rechten Winkel, während der linke eine offenere Krümmung besikt und nach hinten gebogen ist; daraus ergibt sich ein Unterschied in der Form und Lage der Ränder beider Augenhöhlen. Ferner ist der obere Stinnbaden nach rechts verschoben, während er links eine Abplattung besitzt. Diese Asymmetrie, die in 97 Proz. der Fälle, beobachtet wurde, die aber bei Lebenden durch Haut, Fett und Muskeln einigermaßen verdeckt und modifiziert wird, wird von Liebreich durch den Druck erklärt, den das Becken der Mutter während des letzten Abschnittes des Embryonallebens auf die Wange des Fötus ausübt.
untersuchungen an Tausenden von Schädeln aller Zeiten und aller
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Die Gefahren des Schnürens. Die Reformbewegung auf dem Gebiete der Frauenkleidung hat auch in den wenigen Ländern, wo sie überhaupt soweit Fuß fassen konnte, daß man ab und zu ein sogenanntes" Reformtleid" bemerkt, erwiesen, daß in der Praxis die Mode der Hygiene überlegen ist. Man mag sagen: leider! Denn wenn auch über die Frage der Schädlichkeit des Korsetts viel gestritten worden ist, dürfte sie doch kaum zu bezweifeln sein. Nach einer Zusammenstellung der neueren Ansichten darüber, die in der Allgemeinen Wiener Medizinischen Zeitung" erschienen ist, wird vor allem in vielen Fällen die Bleichsucht auf ein frühzeitiges Tragen des Korsetts zurückzuführen sein. Maßgebliche Autoren vertreten diese Ansicht, wenn auch gewiß nicht jeder Fall daraus erklärt werden darf. Daß mindestens sehr häufig durch das Schnüren Chlorose ( Bleichsucht) erzeugt wird, erhält dadurch eine Stüße, daß sie bei Männern überhaupt eine seltene Erscheinung ist, Ein meteorologisches Faktotum. Der englische Gelehrte. ferner daß in Japan , wo trotz aller europäischer Tendenzen das William Marriot hat sich auf seiner meteorologischen Station in Storfett nicht eingeführt worden ist, die Bleichsucht fast niemals auf- West- Norwood, wie„ English Mechanic" meldet, ein äußerst intertritt mit Ausnahme der Fälle, wo Japanerinnen vollständige euro- essantes Instrument aufgestellt, das Brontometer genannt wird.. päische Kleidung angenommen haben. Die nächste Wirkung des Es ist eine Art Universal- Registrierapparat und verzeichnet autoKorsetts ist eine Behinderung der Zwerchfellbewegungen und damit matisch Beginn, Intensitätstinderung und Ende des Regenfalls, den, der Zwerchfellfunktionen. Die Röntgenuntersuchung hat starte genauen Zeitpunkt jedes Blizes, den Beginn und die Dauer jedes Verschiebungen des Zwerchfells nach oben nachgewiesen. Weit Donnerschlags und Anfang, Verlauf und Seftigkeit der Hagelschlimmer ist der anhaltende Druck des Schnürleibs auf die Bauch- fälle. Anläßlich eines vor wenigen Tagen niedergegangenen Georgane, der sehr bald eine Verschiebung der Eingeweide aus ihrer witters registrierte das Brontomefer 97 Blize in 27 Minuten, natürlichen Lage zur Folge hat. Auch kommt es, wie Dr. Groedel zwischen 6 Uhr 11 und 6 Uhr 38 Minuten. Zwischen 6 Uhr 38 und furche". Auch am Magen selbst tritt eine solche Schnürfurche, ähn- worden war, den Tintenvorrat für den registrierenden Stift. zu erlich wie an der Leber auf und soll die Entstehung eines runden neuern, aber späterhin zwischen 6 Uhr 44 und 7 Uhr 20 Minuten Magengeschwürs begünstigen. Häufig bewirkt, wie von franzöft wurden neuerdings 63 Blize festgestellt. Zwischen 5 Uhr 10 und schen Aerzten betont wird, das starke Schnüren die Entstehung des 7 Uhr Uhr 20 Minuten wurden nicht weniger als 123 Donnersogenannten Sanduhrmagens. Guillinet äußert sich darüber: schläge aufgenommen. In 33 Minuten betrug die Regenmenge " Diese Zusammendrüdung kann beim Manne durch die Weste oder 2 Bentimeter.. den Gürtel bewirkt werden, aber sie findet sich ungleich häufiger bei der Frau, wo das Korsett fast immer die Schuld daran trägt." Von besonderem Interesse sind die Mitteilungen von Dennig, der in Württemberg über die Lageberänderung des Magens zahlreiche- Theaterchronit. Das Berliner , Theater wird Untersuchungen angestellt hat, die fast durchweg denselben ursäch unter der Direktion Meinhard und Bernauer am 16. September mit lichen Zusammenhang erkennen ließen. Er sagt darüber:" Es ist„ Die Journalisten" von G. Freytag eröffnet werden. in Württemberg nicht selten, daß die Beinkleider mit einem Altes Eisen. Das Los der Panzerschiffe ist, zum schmalen Riemen zusammengehalten werden, und die Nachfrage bei alten Eisen geworfen zu werden. Dieser Tage wurden in Portsden von mir Untersuchten ergab, daß von den 406 männlichen Per- mouth alte englische Kriegsschiffe versteigert. Was die Schiffe, die sonen, bei denen eine normale Lage des Magens nachgewiesen viele Millionen gekostet haben, wert sind, wenn sie nicht mehr, als wurde, nur 16 einen Riemen trugen, während von den 172, die friegstüchtig erachtet werden, möge ein Beispiel für viele zeigen. ausgesprochene Magensentung hatten, 79, also nahezu die Hälfte, Der Panzer" Dreadnought", ein im Jahre 1879 gebauter Vorläufer die Hosen mit einem um den Körper geschlungenen Riemen oder des riesigen Namenvetters, ein Schiff von 10 820 Tonnen, brachteStrid festhielten." Von den 1173 untersuchten weiblichen Per- 460.000 2.1
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Notizen.