GchlZge»«b Fußtritte mWandelt zu haben. Mit Vorliebe ließ er die Leute während der Effenszeit Dienst tun. Sie mußten das Essen in den Schranl stellen und hungrig und erschöpft stundenlang Griffe üben Das bedauernswerteste Opfer deS Schinders aber war der Torpedoheizer Weg euer, ein von HauZ aus beschränkter und zur Hysterie veranlagter Mensch. Die Anklage führte eine ganze Reihe von Fällen auf, in denen Beerbaum den Wegen« durch Schläge auf den Kopf und Tritte gegen das Schienbein malträtiert hatte, so daß Wegener schließlich über unausgesetzte heftige Kopfschmerzen klagte. Wenn W. in der Jnstruktionsstunde falsche Antworten gab, erteilte sein Peiniger der Mann- schaft den Befehl, den beschränkten Menschen zu v e r- hauen und sah, mit der Zigarre im Munde danebenstehend, kaltlächelnd zu, wie die Leute auf ihren unglücklichen Kameraden einschlugen, während dieser laut jammerte, daß er die Schläge an den Kopf nicht vertragen könne. Häufig warf er mit Metallstücken nach W. oder stieß ihn mit dem Kops gegen das Spind. Einmal hieß er ihn in der Stube auf- und abmarschieren und stellte ihm ein Bein, sodaß W. hinstürzte und besinnungslos liegen blieb! Ein anderes Mal versetzte der Obermaat dem W. einen so heftigen Stoß, daß er gegen die Bunkertür flog, wobei ihm eine Flüssigkeit aus dem Ohre floß. Infolge dieser letzten Mißhandlung stellten sich bei W. Taubhcitserschcinnngen ein, die sich derartig verschlimmerten, daß er schließlich miS der Marine entlassen werden mußte. Heute ist der unglückliche Mensch nahezu vollständig taubstumm! In der Verhandlung konnte sich Wegener nur durch unartiku- lierte Laute verständlich machen und stellte schriftlich den Antrag, möglichst auf seine Vernehmung zu verzichten, da er von den Anstrengungen beim Sprechen schwindelig werde. Die Be- Weisaufnahme bestätigte das scheußliche Bild, das die Anklage von dem Treiben des Soldatenschinders entworfen hatte, in seinem vollen Umfange. Der hinzugezogene Sachverständige stellte fest, daß ( Wegener von Jugend an hysterisch und ohrleidend sei. Die hoffnungS - lose Verschlinimerung seines ZustandeS sei mit Wahrschein- lichkeit auf die au Bord erlittenen Mißhandlungen zurückzuführen! Der Vertreter der Anklage bezeichnete den Angeklagten als einen systematischen Soldatenschinder von niederträch- tiger Gesinnung, der eigentlich inS Zuchthaus gehöre. Mit Rücksicht auf BeerbaumeS bisherige gute Führung(I) beantragte er eine Gefängnisstrafe von S Jahren, 2 Monaten und Degradation. Das Urteil lautete auf 2'/, Jahre Gefängnis und Degradation. — Die schwere Strafe, die hier in einem einzelnen Falle einem Soldatenschinder ereilt hat, ist natürlich nicht die geringste Garantte dafür, daß der Militarismus selber die Mittel zur Ver- hütung auch nur seiner schlimmsten Auswüchse in sich birgt. Der Ver- urteilte konnte monatelang sein Treiben fort- setzen, ohne daß die höheren Vorgesetzten— und das an Bord cineS Torpedobootes!— etwas merkten. Erst als er den totalen Ruin eines Menschenlebens auf dem Konto hatte, wurde er unschädlich gemacht. Nur wenn das System fällt, kann dem über derartige Scheußlichkeiten empörten Gerechtigkeitsgefühl endgüllige Genugtuung werden.—_ Ein Buteaukratenstückchen der Breslauer Fremden« Polizei. In Goldberg i. Schl. verheiratete sich die Tochter eines tSürgers mit einem Konditor aus Jägerndorf in Oesterreich . In Breslau sucht« sich das Paar durch den Betrieb einer kleinen Bäckerei durchzuschlagen. Das Geschäft wollte aber nicht gehen, und es blieb dem Ranne weiter nichts übrig, als von Breslau ab- zureisen, um sich anderwärts ein« geeignete Stellung zu suchen. Derweilen suchte sich die verlassene Frau durch Stickerei ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Einer ihrer ersten Kunden, der sich bei ihr blicken ließ, war ein Schutzmann, der ihr klarmachte, daß sie— AuSländererin sei und gemäß der Ministerialverfügung vom 21. Dezember v. I. im Besitz einer JnlarrdSleaitimation für aus- ländische Arbeiter sein müsse. Sie wurde deshalb auf die Polizei bestellt, wo man zunächst feststellte, was ihr Mann an Unter. haltungsgelderii schicke. Später holte ein Schutzmann 2, IS M. Gebühren für die Legitimationskarte und den Heimatschein von ihr ab, doch händigte er ihr die Karte noch nicht aus. Später kam er aber höchst unbefriedigt wieder, denn der Heimatschetn war nämlich von ihrer Heimalstadt Goldberg ausgestellt, während die Polizei einen solchen aus Jägerndorf haben wollte. Von dort wäre aber höchstens ein Heimatschein deS Mannes zu erlangen gewesen, der aber der Polizei auch nicht genügte. Jetzt ist ihr eine Frist von 4 Wochen zur Herbeischaifuug des unmöglichen Dokumentes gestellt worden. Was wird wohl die Polizei tun. wenn auch diese Galgenfrist nutzlos verstrichen sein wird? Der Spargroschen der kleinen Leute. Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie hat es sich bekanntlich in der letzten Zeit zur Spezialaufgabe gemacht, Listen von sozialdemokratischen„Verbrechern" aufzustellen. Die Parteipresse hat prompt mit Gegenlisten gedient und nachgewiesen, daß es pro- zentualiter unter den RcichSverbändlern mehr Schurken gibt als unter den Sozialdemokraten. In Anbetracht der löblichen Reichs- vcrbandLbestrebungen wird man eS unS nicht übel nehmen, wenn wir nach unseren Kräften zur Vervollständigung der Liste der bürgerlichen Gestrauchelten beitragen. Darum sei heute folgender Fall erzählt: In Mülheim a. d. Ruhr erschoß sich vor kurzem der Bankier Franke. Mitinhaber des Bankgeschäfts von Mündt und Franke in Gardelcgen. Dem Selbstmord auf dem Fuße folgte der Zusammenbruch des Bankgeschäfts, und es stellte sich heraus, daß die Bankiers das Vertrauen von Hunderten kleiner Sparer schmählich mißbrauchten. Nach dem Bericht deS Konkursverwalters stellen sich nach bisheriger Uebersicht die Akti- ven auf nahezu 1S1 000 M., die Passiven auf S17 664,55 M., so daß eine Unterbilanz von 366 739,46 M. vorhanden ist. Er kalku- liere einen Ertrag für die Gläubiger aus der Konkursmasse von 28 bis 30 Proz. In Betracht kämen im ganzen etwa 600 Gläubiger. Spareinlagen seien bei der Bankfirma von etwa 500 Sp a r e r n in Höhe von 487 705,93 M. gemacht worden. Es handele sich also, abgesehen von einigen größeren Beträgen, hauptsächlich um klei- ncre Beträge,.um kleine Leute mit ihren mühsam zusammengebrachten Ersparnissen". frlmkmcd. Ein Generalstreik der Bauarveiter. Vorgestern haben wieder einmal Zusammenstöße in D r a v e i l zwischen Streikenden und der bewaffneten Macht stattgefunden, bei denen die Gendarmerie mit der wohlbekannten Schneidigkeit vorging. Dies hat die Föderation der Bauarbeiter veranlaßt. einen vierundzwanzig st ündigen Proteststreik für Donnerstag zu beschließen. Am Nachmittag soll in Dravcil eine große Kundgebung stattfinden, zu der alle Bauarbeiter eingeladen werden. Ob der Streik auch auf andere Berufe übergreifen wird, ob insbesondere die Elektrizitätsarbeiter heute abend die Arbeit anstellen, läßt sich zur Stunde nicht voraussagen. Jedenfalls ist es unleugbar, daß jetzt in Paris eine Streikluft weht, die unter den augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnissen überraschen mag. Zweifellos hat auch der nun schon über 14 Tage währende Streik bei der Seine-Tampfschiffahrtsgesellschaft zu dieser Stimmung mit beigekragen. Eine friedliche Beilegung dieses AusstandcS ist kaum zu erhoffen, da der Leiter des Unternehmens über die Schädigung wütend ist, die die Einnahmen der Gesellschaft durch den Ausfall in den drei fast überall als Ferialtage gefeierten Tagen vom 12. bis 14. Juli und namentlich am letztgenannten Tage erlitten haben. Er soll nicht weniger als 200000 Frank betragen— die Revue in LongchampS am Tage des Nationalfestes, bedeutet eben die glänzendste Einnahme des JahreS. Die Ankündigung des Proteststreikes hat bei der kapitalistischen Presse einen wahren Wutausbruch hervorgerufen, und der„Temps " fordert wieder einmal Gcwaltmaßregeln gegen die Arbcitskonföde- ration. Man hat bei der jetzigen Regierung gerade keine Abneigung gegen brutale und sinnlose Polizeiaktionen wahrgenommen, aber so tief einschätzen möchte man ihre politische Einsicht doch nicht, daß man ihr Eingehen auf diese Wünsche zumuten sollte. Den Scharfmachern möchte freilich ein Gewaltstreich im jetzigen Augen- blick gut passen. Sie spekulieren darauf, daß die Regierung, unge- niert von dem in die Ferien gegangenen Parlament, sich auf der Bahn der sozialen Reaktion so weit engagiert, daß sie sich dem Zentrum ganz in die Arme werfen muß. Auch rechnet diese edle Gesellschaft wohl damit, daß die bei einer Unterdrückung der Kon- föderation unausbleiblichen Massenkundgebungen zu einer Zeit, wo die Besitzenden an der See und in der Sommerfrische weilen, mit großer Rücksichtslosigkeit niedergeschlagen werden könnten. Aber Clemenceau wird seine Pfiffigkeit doch nicht so ganz verloren haben, daß er den alten Opportunismus selbst wieder zur Schüssel setzen sollte. Auch wird er sich der Einsicht schwerlich verschließen, daß die Stimmungen und Methoden, die heute einen beträchtlichen Teil der Gewerkschaften beherrschen, durch eine Auflösung der Arbeitslonföderation nur an Kraft gewinnen könnten. Der groß- kapitalistischen Presse wäre freilich nichts erwünschter, als eine anarchistische Gewerkschaftstaktik, die alle Gewaltmaßregeln mit dem Bedürfnis der Gesellschaftserrettung legitimieren würde. Und die reaktionäre Welle würde überdies die kümmerlichen Ansätze der Reformpolitik, die Bahnverstaatlichung, wie die Steuerreform und die Altersversicherung hinwcgschwemmen. ♦ Dravnl, 30. Juli. (Privatdepesche des„Vorwärts".) Der Generalstreik der Bauarbeiter gestaltet sich zu einer im- poscmten Kraftprobe der Organisation. Es feierten zur Kundgebung mindestens 80 Proz. der Arbeiterl Wenigstens 10 000 Mann fanden sich ein, und die meisten legten den fünf- zehn Kilometer langen Weg von Paris bis hierher z u F u tz zurück I— Am späten Nachmittag kam es auf der Pariser Landstraße bei Villeneuve- Saint- Georges zu heftigen ZufammcnstößM mit dem Militär. Es wurden B a r r i- kaden errichtet! Beide Parteien feuerten. Das Militär schoß auf die Häuser und erstürmte ein Ca f 6! Auf Seite der Arbeiter gab es viele Verwundete. Einige von ihnen sollen tödlich verletzt sein. Dragoner gegen die Manifestanten. Bigneux, 30. Juli. Mehrere tausend Manifestanten, die eine rote Fahne mit sich führten, sammelten sich vor dem Schuppen an, in dem sie ihre Streikversammlungen abhalten, und empfingen die Truppen mit Absingen der Internationale und dem Rufe: Nieder mit der Armee! Gegen die Dragoner, die die Menge in kurzem Galopp zurückdrängten, wurden Steine geschleudert und Nevolverfchüsse abgefeuert, durch die aber niemand verletzt wurde. Italien . Der Wahlkreis von Balenza verloren. Rom , den 28. Juli,(ffiig. Bei.) Das Wahlergebnis der Stich- wähl ist unserer Pattei ungünstig gewesen. Genosse M e r l a n i ist mit 3245 Stimmen unterlegen; sein Gegner, der Konservative C e r i a n a, brachte eS auf 4046 Stimmen. Seit dem ersten Wahl- gang hatte Genosse Merlani 157, der Gegner aber, dem die Bendee der ländlichen Sektionen zur Verfügung stand 701 Stimme ge« wonnen. Der Wahlkreis von Valenza war zum ersten Male bei den vorigen allgemeinen Wahlen von der Partei erobert worden. Snglancl. Für die Abrüstung. London , 30. Juli. Dem Premierminister wurde gestern ein von 144 Mitgliodeim der Parlamentsmehrheit, unter ihnen auch von den Mitgliedern der Arbeiterpartei unterzeichnetes Schriftstück überreicht, in welchem es heißt: England unterhalte mit den fremden Mächten Beziehungen, welche die drohendenGefahrenverscheucht haben. Die Aufgaben, welche sich nunmehr der Regierung auf- drängen, nämlich die Einnahmequellen des Landes mit seinen verschiedenen Bedürfnissen in Einklang zu bringen, müßten nunmehr in den Vordergrund treten. Das Wohl des Landes erfordere, daß alle Anstrengungen entsprechend den Tradi- tionen des Landes gemacht würden, um zu verhindern, daß Englands Kraft und Gedeihen noch weiter der Aufrechterhai- tung einer starken Militärmacht und der Unter.« Haltung der Kriegsmarine geopfert würden. KulUanä. Ltwin6 in Freiheit. Frankfurt a. M., 30. Juli. Die Frankfurter.Volks» stimme" erhält auS Minsk ein Telegramm deS italienischen Journalisten Lewine, indem er mitteilt, daß er endlich auS der Untersuchungshaft befreit worden sei. Lewine ist bekanntlich im Januar d. I. in Minsk , wo er Bekannte besuchte, verhaftet und so schwer mißhandelt worden, daß er in Todesgefahr schwebte. Alle Versuche, selbst deS italienischen Botschafters in Petersburg , vermochten nicht, die Haftentlassung zu erreichen Auflösung der Studenteuvertretungen. Petersburg, 30. Juli. (W. T. B.) Die Kuratoren der Lehr» bezirke haben die Weisung erhalten, die gesetzlich nicht erlaubten, aber noch immer fortbestehenden Studentenvertretungen an den höheren Lehranstalten endgültig zu verbieten. Hua der Partei. Internationale Sozialistenzusammenkunft am S. August in Schasshausen. Werte Genossen! Nach der bisherigen Vorarbelk und Agitation unserer Genossen zu urteilen, verspricht die Internationale So- zialistenzusammenkunft am 2. August in Schaffhausen eine imposante Solidaritätskundgebung der organisierten Proletarier der verschiedenen Nationen zu werden. Tie sozialdemokratische Partei Ungarns , die gegen- wartig einen heftigen Wahlrechtskampf zu führen hat. wird an der Internationalen Sozialistmzusammenkunft durch den Genossen E. Buchinger. Parteisekretär. Budapest , ver- treten fem. Das Massenmeeting wird als ernste Kundgebung organisiert, die sowohl uns, als die noch indifferenten Kollegen im schweren, alltäglichen Kampfe stärken und erheben soll. Es ist somit kein gewöhnliches Fest, das in Schaffhausen am 2. August stattfinden wird, und wir erwarten des bestimm- testen, daß unsere Gesinnungsgenossen allerorts auch bei zweifelhaftem Wetter in Massen an der Zusammenkunft teil- nehmen werden. Bei Eröffnung und Schluß des Meetings, werden die sangeskundigen Demonstrationsteilnehmer im Massenchor den Sozialistenmarsch vortragen. Im übrigen lautet das Programm der Zusammenkunft folgendermaßen: Vormittags? Empfang der auswärtigen Gäsie am Bahnhof. Nachmittags: Demonstraiionszug durch die Stadt. Internationales Massenmeeting auf dem Festplatz zum„Schützen- haus". Redner:G. Ledebour, Reichstagsabgeordneter,. Berlin ; E. Perner st orfer, Reichsratsabgeordneter, Wien ; G. Lerda (italienisch), Parteisekretär, Rom ; R. Grimm. Arbeiter- sekretär, Basel ; E. Buchinger, Parteisekretär, Budapest . Das Fest wird bei jeder Witterung abgehalten. Genossen! Die Internationale Sozialistenzusammen» kunft in Schaffhausen soll durch Eure Mitwirkung ein Fest sozialistischer Verbrüderung, ein Protest gegen die Versuche nationaler Verhetzung werden. In der festen Zuversicht, daß auch der 2. August die internationale Solidarität der klassen- bewußten Proletarier imposant manifestieren werde, ent- bieten Euch sozialistischen Gruß Der Landesausschuß der deutschen und österr.-ungarl. Sozialdemokraten in der Schweiz . Die Arbeiternnion und der Allgemeine ArbeiterbildlMgS- verein in Schaffhausen . Die Leipziger Partelbewegung im Jahre 1907/1908. Das vielgestaltige organisatorische Parteileben in Leipzig kommt in dem Bericht des AgitattonskomitecS für den AgitationS- bezirk Leipzig für das Jahr 1907/08 zum Ausdruck. Der Agi- tationsbezirk umfaßt den 11., 12., 18. und 14. Reichstagswahlkreis. Gegen die Verschandelung des ReichSvcreinsgesetzes, gegen die Ver- schleppung der sächsisischen Wahlrechtsreform, gegen die beabsichtigte Einführung indirekter Steuern in Leipzig und zum Zwecke der allgemeinen Agitation wurden im Bezirk 23» Volksversammlungen. 893 Vereinsversammlungen und 68 Parteiversammlungen abge- halten; Säle stehen der Partei und den Gewerkschaften 255 zur Verfügung. Im Bezirk haben die Parteiorganisationen 62 Biblio. theken mit 30 231 Bänden. Die Mitgliederzahl der vier Kreis» betrug am 1. Juli 1907: 26 759. am 1.-Juli 1908: 29 707. Di« Abonnentenzahk der beiden Parteiblätter beträgt für die„Leipziger Volkszeitung " 41000, für die„Volks» zeitung für das Muldental" �400, die„Neue Zeit" hat im Bezirk 589 Abonnenten. Die Gcsgmteinnahme der vier Kreis- vereine beträgt 155 481 M., die Ausgabe 135 094 M. An den Parteivorstand sind 27 601 M., an das Bezirksagitationskomitee 18 200 M. abgeliefert worden. Die Einnahme und Ausgabe des Lgitationskomitces balanziert mit 44 269 M. Nächst der allgemeinen öffentlichen Tätigkeit waren eS die neugeschaffenen Institutionen, die einen großen Aufwand an Kraft und Geldmittel erforderten. Die 70 Mitglieder zählende Redner- Vereinigung, die im Frühjahr 1907 gegründet wurde, be- zweckt die weitere Ausbildung der schon rednerisch tättgen Genossen. In den Uebungsabenden werden neben Tagesfragcn Borträge über die sozialistische Theorie gehalten. Den Mitgliedern wird auch das zur Ausbildung und zur Ausarbeitung �o» Referaten nötige Material geliefert. Dem Allgemeinen ArbeiterbildnngSinstitut, das im April 1907 gegründet wurde, liegt zur Erledigung ob das Arrangement von Unterrichtskursen in politischer Oekonomie, Gc- schichte und Sozialpolitik, von Vortragszyklen, das Theater, und Konzertwescn, das Bibliothekwesen und die Leitung und Unter- stützung der Jugendbildungsverein«. An den Untorrichtskursen dürfen nur 40 von der Partei und den �Gewerkschaften vorgeschlagene Genossen teilnehmen. Der Unterricht ist für sie unentgeltlich. Der Zweck dieser Kurse ist gleich dem der Parteischule in Berlin , die systematische Heranbildung tüchtiger agitatorischer Kräfte für die Arbeiterbewegung. Die bisherigen Schüler werden nun einen Kursus für Fortgeschrittene«- durchmachen, für die Anfänger werden neue Kurse eingerichtet. Die Unterrichtszeit dauert vom September bis Juni.. Soziales. Nachwehen vom Leipziger Aerztcstrcik. Der pralt. Arzt Dr. med. Haferland in Leipzig -Connewitz behandelte vor einiger Zeit ein Kind deS Arbeiters Hecht. Da Hecht mit der Behandlung nicht zufrieden war, wollte er die Behandlung einem anderen Arzte und zwar dem Dr. med. Simon übertragen. Da zu dem Aerztewechsel nach den statutarischen Bestimmungen der Leipziger Ortskrankenkasse die Zustimmung des behandelnden Arztes erforderlich ist, teilte Hecht dem Dr. H. das nötige mit und erklärte ihm, daß Dr. S. die Weiterbehandlung übernehmen werde. Darüber erregte sich Dr. H. und soll erklärt haben:„Sie wissen doch als Arbeiter am besten, wie man Leute nennt, die den Streik brechen!" Es spllte damit auf die Tätigkeit des Dr. S. ge. legentlich des Leipziger Aerztestreiks hingewiesen werden. Dr. S. war während des Streiks im Sanitätsverein, der die Behandlung der Ortskassenmitglieder übernommen hatte, tütig gewesen. Wegen dieser Aeußerung erfolgte die Privatbeleldigungsklagr seitens des Dr. S- Das Schöffengericht kam zu einem Freispruch. Das Landgericht als Berufungsinstanz h»b das Urteil auf und erkannte auf 5 M. Geldstrafe oder 1 Tag Gefängnis. Der Beklagte habe durch seinen Ausspruch eine Bernnglimpfung des Klügers bezweckt. Das ObcrlandeSgericht stellte sich auf denselben Standpunkt. ES sei ausdrücklich festgestellt worden, daß der Aus» spruch des Beklagten dem Sinne nach als Streikbrecher aufzu» fassen sei. Der Ausspruch sei getan worden, um den Kläger zu verunglimpfen, eine Bestrafung nach§ 185 gerechtfertigt. Der Schutz deS Z 193 könne dem Beklagten nicht gewährt werden, da er den Ausspruch nicht zur Wahrung berechtigter Interessen sondern zur Verunglimpfung des Klägers getan habe. Eine Erhebung über die Güterpreise» die von der Landwirtschaftskammcr des Herzogtums Altenburg im Vorjahre veranstaltet wurde, ergab für ländliche Verhältnisse unter Ausscheidung von besonderen Umständen, daß sich im Ostkreise der Preis für einen Hektar auf 2000 bis 4000 M., im Westkreise auf 1200 bis 2400 M. einschließlich der Gebäude stellte. Im kmdlichcn Kauf bczw. Erbgange werden die Güter durchweg um 10 bis 20 Proz. niedriger bezahlt. Die Pachtzinsen betragen etwa 3 Proz. des genannten Preises. Die Jagdpacht stellt sich auf 0,80 bis 2 M. für einen Hektar, steigt in einem Bezirk auf 3.50 M. und sinkt in einzelnen Gemeinden auf 25 Pf. Bon der Nahrungsmittelindustrie. Die Nahrungsmittelindustrie-BerufSgenossenschaft, welche allein 60 verschiedene Berufsgruppen umfaßt, zeigt uns. wie schlecht es mit der AuSdelmung des Unfallschutzes und Versicherung der obnediesffo schlecht gestellten Arbeiter in der Nahrungsmittelbranche bestellt ist. Versichert sind laut Bericht jetzt 10 027 Betriebe mit 126 589 Bollarbeitern. Gegen das Vorjahr em Zuwachs von 1221 Betrieben und rund 11 000 Arbeitern. Von den versicherten Bettieben hatten noch 1606 Handbecrieb, 8199 Motorbetricb und 1443 Göpelbetrieb. Versichert sind z. B. nur 5263 Bäckereien in Deutschland . Ist daS ein Unfallschutz der vielen Bäckereiarbeiter? Als Unikum sei
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