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Nichts will mir dann lächerlicher borkommen, als die stolze 1 ganzen betragen alle diese Steuern und Abgaben zwei gefaßt hat, die sich scharf gegen den Jingoismus wendet. leberhebung, mit der sich wohl einzelne brüsten und der voll- Drittel des Gesamteinkommens des Bauern. Die Lage Bom Genossen Macdonald wird uns diese Resolution mit der führten Heldentaten rühmen. Was berechtigt sie denn zu der verschlimmert sich noch dadurch, daß die Regierung die Bitte zugesandt, daß alle Arbeiterblätter Deutschlands   sie ab­Annahme, daß der Gegner in gleicher Lage nicht noch mehr ge: Staatssteuern nicht selber erhebt, sondern durch Steuer- drucken möchten. leistet haben würde, wenn doch der Erfolg in der Haupt pächter, die schon längst zur Plage und Qual der Bauernschaft sache von der obersten Heeresleitung abhing. Bei aller Bewunderung der unvergleichlichen Bravour, mit geworden sind, deren schonungsloses, geradezu unmenschliches der unsere Infanterie den Roten Berg bei Spicheren erflomm Vorgehen alle Beobachter des türkischen   Lebens brandmarken. und festhielt, mit der die Infanterie bei Vionville  - Mars la Tour Auch bei Réclus   lesen wir: Um die Interessen des Fiskus immer und immer wieder zum Angriff schritt, mit der die Garden zu sichern" und Schwindeleien" zu verhindern, werden alle bei St. Privat   den fahlen, 2000 Schritt weiten Hang zum Dorfe Bauern verpflichtet, ihre sämtliche Ernte auf dem Felde zu durchstürmten, und aller anderen Taten unserer braven In lassen, bis die Regierungsagenten von jeder Garbe fanterie, kann ich hoch nicht unterlassen, auch der zähen den zehnten Teil abgenommen hatten. Da aber die Re­Ausdauer der französischen   Infanterie gerecht au werben, ihrer Bravour im Angriffe, ihrem gierungsagenten sich mit der Ausführung ihrer Funktion Ertragen der Leiden bei der Einschließung von Meß. nicht zu beeilen pflegen, so kommt es oft vor, daß alle diese Massen von Mais, Neis, Kornwochenlang dem Regen und Winde preisgegeben, von Schmarogerinsekten und Feld­tieren verdorben werden usw."

Jener französische   Oberst, den ich in der Schlacht von St. Privat   dreimal mit eingestemmtem Arm langsamen Schrittes auf seinem Grauschimmel die Front der Tirailleure entlang­reiten sah und der zuletzt verwundet in unsere Hände fiel, hat an unerschrockenheit und faltem Blute hinter keinem unserer trefflichen Stabsoffiziere zurückgestanden.

Wer will sich unterfangen und sich besser dünken als die uns glüdlichen, aber braven Infanteristen der alten kaiserlichen Armee 1870, weil sie die Waffen in Meh strecken und vor ihm als Gefangene borbeimarschieren mußten.....

Unter solchen Umständen ist es ja begreiflich, daß die türkischen Bauern nicht nur keine Lust haben, neue Ländereien zu bebauen, sondern auch nicht selten die schon bebauten ber­lassen. Viele übertragen freiwillig ihr Eigentumsrecht auf Grund und Boden der Kirche. Obwohl sie nachher auch von der letzteren als einfache Bächter behandelt werden, so er­zielen sie wenigstens damit die Befreiung von den Staats­steuern, da das gesamte Eigentum der Kirche steuerfrei ist. Das zweite, was sie damit erreichen, ist die Gewißheit, daß ihr Erbrecht auf die gepachteten Grundstücke tatsächlich unverlegt bleibt, während private Großgrundbesitzer dieses Recht nicht immer anerkennen.

Sie hat in deutscher Uebersetzung folgenden Wortlaut: " Die Nationalerefutive der Arbeiterpartei( Labour Party  ), bie über eine Million organisierter Arbeiter vertritt, bedauert die zur zeit durch kleine Interessentengruppen in Großbritannien   und Deutschland   unternommenen unverantwortlichen und schädlichen Versuche, die Bevölkerung beider Länder zu überreden, daß ein Strieg zwischen ihnen unvermeidlich sei. Zugleich verdammt sie die provozierende Flottenbaupolitit, welche die Regierungen beider Länder betreiben; denn anstatt den Frieden zu fördern, schwächt diese, indem sie allgemeine Vorurteile stärkt und den Alarm der Lärmmacher als begründet erscheinen läßt, im Voltagemüt die Entschlossenheit, dem Kriegstreiben Widerstand zu leisten.

9.

Die Erekutive der Arbeiterpartei gibt deshalb der Arbeiter­schaft Deutschlands   die Versicherung, daß sie niemals sich daran beteiligt hat, Mißtrauen auszustreuen, und daß sie davon über zeugt ist, ein Krieg zwischen beiden Völkern würde ein entsetzliches Verbrechen sein, das nur durch die Tätigkeit weniger Personen möglich erscheint, die die Presse gekauft haben zu dem Zweck, die Nachrichten zu fälschen, um ihre politischen Leidenschaften und ihre wirtschaftlichen Interessen zu befriedigen.

Die Erefutive ladet deshalb die deutschen   Arbeiter ein, mit uns zusammenzuwirken, um die Kriegshezze niederzuschlagen und zwischen beiden Nationen ein gutes Einvernehmen herzustellen. London  , den 28. Juli 1908."

Ich bin weit entfernt, den deutschen Kanonieren die Tüchtig feit und Hingebung in der Schlacht zu bestreiten. Ich bin zu oft Zeuge von ihrer Ausdauer und gezwungen gewesen, diejenigen zu loben, die unter meinen Befehlen gestanden haben. Aber ich bin auch genötigt gewesen, die Entschlossenheit und Hingebung der französischen   Artillerie anzuerkennen, die, nachdem sie vor unse­rem überlegenen Feuer das ihrige hat einstellen müssen, dennoch fofort wieder erschien und von neuem tämpfte, Viel schlimmer noch hat es die Bauernschaft in Maze. London  , 1. August.  ( Privatdepesche des Vorwärts".) sobald unsere Infanterie bei St. Privat   zum Angriff antrat." donien. Namentlich die christlichen Bauern, die fast vier Soweit Bring Hohenlohe. Wer garantiert denn den Kriegs- Fünftel der Bevölkerung bilden. Der sechste Teil der Die englischen Arbeiter haben heute eine mächtige Demon­Hegern, daß die deutsche Armee in einem fünftigen Kriege zwischen bebauten Fläche gehört hier der muselmännischen stration für den Frieden veranstaltet. In einem langen Zuge dem Deutschen   Reiche und Frankreich   wieder den besseren strate- Se ir che; fast das ganze übrige Land gehört türkischen Groß- begaben sich mehrere Tausend Arbeiter zu dem alten Londoner  gischen Aufmarsch haben wird? Ob der Stratege, der ein Millionen grundbesitzern, deren Zahl man auf 25-30 000 schäzt. Nur begaben sich mehrere Tausend Arbeiter zu dem alten Londoner heer richtiger zu verwenden versteht, in Berlin   oder in Paris   ist, fleinere Landesstreifen im Norden Mazedoniens  , im üstü- Demonstrationsplak, dem Trafalgar Square  . Fünfzig Ge­weiß niemand. Darüber kann wohl kein Zweifel sein, daß die bischen Villanet, gehören christlichen Kleingrundbesitzern. werkschaftsfahnen wurden im Zuge getragen. Auf dem Plaze Führung der modernen Massenheere der Strategie neue Aufgaben Wie leicht es in Mazedonien   ist, Großgrundbesitzer zu sprachen die Arbeiterabgeordneten Thorne, Macdonald stellen wird, die zu lösen ebensogut einem französischen   General vor- werden, weiß der französische   Reisende d'Espagna zu schildern: und Ward sowie die Genoffin Despard. Die Resolution behalten sein tann, wie einem deutschen  . Freilich find die momen- es genügt, über eine gut bewaffnete Bande zu verfügen, um betonte die Verbrüderung der Arbeiter aller Länder. Zwischen tanen militärischen Verhältnisse im Deutschen   Reiche nicht be- ein beliebiges Stück Land oder gar ein beliebiges Dorf, das sonders günstig für die Züchtung hervorragender Generäle. Die noch keinen Herrn" hat, als Eigentum zu erklären und in dem englischen und dem deutschen   Proletariat gebe es keine fortwährenden Abfägereien sorgen dafür, daß den deutschen   Offi- Befit zu nehmen. Auf diese Weise nahm der Dieved- Bey Kriegsurfache. zieren die Unternehmungsluft, die Selbständigkeit, bas Durch das Dorf Siaray im Kreise Strumiz in Besiz, der Halil­fechten der eigenen Meinung nur zu leicht abhanden kommt. Wer Ben das Dorf Lubowo, Hamdi- Bey das Dorf Narische( alle die moralischen Ingredienzen zu einem bedeutenden militärischen in der Nähe von Saloniki) usw. Allein im Kreise Solun sind Führer in sich hat, z. B. eine große Portion Eigenwilligkeit, einen durch solchen Raub 337 große private Landgüter entstanden. einem Studium von vier Semestern zum Doktor befördert worden, Prinz August Wilhelm  , der vierte Kaisersprößling, ist nach gewissen Trok, Gleichgültigkeit gegen Paradedrill und sonstigen Daß die christlichen Bauern noch unmenschlicher behandelt Formeltram, Selbstbewußtsein, hat in der deutschen Armee keine und ausgebeutet werden, als die muselmännischen, versteht während gewöhnliche, nicht durch hohe erbliche Anlagen begünstigte besonders guten Aussichten. Abgesehen, davon würden bei der sich von selbst. So sind die christlichen Bauern in Mazedonien   Sterbliche mindestens sechs Semester studieren müſſen, um solcher obersten Führung der deutschen Armee im Kriegsfalle gewisse satt- nebst allen Abgaben und Steuern noch mit Frondiensten so- Würde teilhaftig zu werden. Dafür, daß die Straßburger Pro­ſam bekannte Berhältnisse, die auch nicht günstig genannt werden wohl auf den kirchlichen, als auf den privaten Gütern fefforen diese besonderen Anlagen sofort erkannt und den Brinzen in so furzer Zeit ein immenses Wissen beigebracht haben, verdienen können, eine große Rolle spielen. Was würde dem Deutschen Reiche   ein Generalstabschef von den Qualitäten eines Napoleons  sie natürlich Anerkennung, und diese ist ihnen denn auch bereits helfen, wenn er nicht nach seinen eigenen Plänen arbeiten könnte? in ansehnlichem Maße zuteil geworden. Der offiziöse Telegraph Aber mag den größeren Feldherrn befizen wer will; auf jeden berichtet nämlich aus Straßburg  : Fall fann Deutschland   nicht hoffen, daß die französische   Armee in der Zukunft wieder eine so erbärmliche Mobilmachung und einen nicht minder erbärmlichen strategischen Aufmarsch vollführen wird wie 1870. Auch ist diesesmal kein französischer Jmperator da, der den Feldherrn mimt, obwohl er von der Kriegführung ver­flucht wenig versteht.

Ferner hätten die franzöfifchen Sperrforts beim Einmarsch der Deutschen   in Frankreich   ein gewichtiges Wort mitzureden. So pomadig wie 1870 tämen die deutschen   Armeen nicht mehr über die französische   Grenze.

Auch die im Jahre 1870 am Anfange des Krieges auf deutscher Seite vorhandene große Uebermacht wäre in einem Zukunftstrieg nicht mehr zu erwarten. Im Jahre 1870 begann Deutschland   den Krieg mit einer nahezu doppelten Uebermacht. Daran wäre im Hinblick auf die russisch- französische Allianz nicht mehr zu denken. Selbst wenn Rußland   nicht selbst die Waffen ergreifen würde, so müßte das Deutsche Reich, um für alle Fälle gerüstet zu sein, an der Ostgrenze große Truppenmassen zurücklassen. End­lich muß man noch bedenken, daß die Franzosen im letzten deutsch  franzöfifchen Krieg vom Unglück verfolgt waren, während die Deutschen   ein seltenes Glück hatten.

Die verehrlichen Kriegshezer mögen bedenken, daß ein be= waffneter Konflikt mit Frankreich   vielleicht anders verlaufen würde wie der lezte. Darüber sind sich alle ernst en militärischen Fachmänner einig. Es würde ein furchtbares Ringen werden, an deffen Ende Deutschland  , wenn überhaupt Sieger, keine solche Zeche machen könnte wie 18711

Die

Lage der Bauern in der Türkei  .

,, Ungeheure Strecken des fruchtbarsten Landes fagt Elisée Réclus   in seiner ,, Geographie Universelle" liegen in der Türkei   unbebaut; man weiß nicht einmal, wem sie ge­hören. Wehe aber dem, der es wagt, ein Stückchen dieses unnütz liegenden Landes in Bau zu nehmen: sogleich er­scheint auf der Oberfläche irgend ein Pascha, der das neu­bebaute Land für fein Eigentum erklärt". Von Widerstand gegen diese Ansprüche fann natürlich keine Rede sein, da der angebliche Eigentümer" entweder über die örtliche Polizei oder über eine zahlreiche, in der Regel bewaffnete Diener­schaft, verfügt. Oft erhebt auch die Kirche Ansprüche auf neubebautes Land. Derjenige also, der ein neues Stüd Land zu bebauen wagt, weiß im voraus, daß er am Ende zum einfachen Bächter eines Privatbesitzers oder der Kirche werden würde, also in dieselbe Lage kommen würde, in der sich fast die ganze Bauernschaft befindet. Wahrhaftig keine beneidenswerte Lage!

In der Regel darf der türkische   Bauer nur seine Wohnung und höchstens noch den kleinen Hausgarten sein Eigentum nennen. Auf dem Aderlande ist er nur erblicher Bächter, der durch verschiedene Abgaben und Steuern so be­Lastet ist, daß er kaum sich und seine Familie zu ernähren imstande ist.

belastet.

Die jungtürkische Bewegung.

Die Revolution hat dem Sultan   gute Manieren bei­gebracht. Er der blutige Verfolger der Besten seines Volkes fließt jetzt über in feierlichen Versprechungen und der Despot wird auf seine alten Tage sogar sentimental. Welch ein Unterschied zwischen der siegreichen Revolution und der fiegreichen Konterrevolution! Das endlich befreite türkische Volt läßt Gnade für Recht ergehen und verzeiht dem Sultan für die einzige Tat seines Lebens, die nicht Verfolgung und Unterdrückung war und die nur unter dem eisernen gwang der Revolution getan, all seine Schand­taten. Wie es aber gewesen wäre, wenn der Sultan Sieger geblieben, welch fürchterliche Rache dann der legitime Herrscher an dem Volke genommen hätte, das einmal sein Menschenrecht geltend zu machen gewagt, das zeigen uns die Berichte über das Walten des blutigen Zaren und seiner Henker. Hoffent­lich wird auch in Zukunft der Sultan   nicht auf die Probe gestellt werden, wie ernst ihm seine Eide find. Gegenwärtig freilich ist er mit seinem Volte höchst zufrieden.

Der Telegraph meldet:

Konftantinopel, 1. August. Wie die türkischen Blätter amt lich mitteilen, sprach der Sultan   dem diplomatischen Korps, das ihr in der gestrigen Kollektivaudienz zur Einführung der Verfassung beglückwünschte, seine Befriedigung aus und erklärte, fein einziger Wunsch gehe dahin, die Wohlfahrt seines Landes zu sichern. Die Durchführung der Verfassung habe be­reits begonnen; in Bukunft werde sie nie auch nur im ge­ringsten berlebt werden.

Konstantinopel  , 1. August. Wie türkische Blätter berichten, hat der Sultan   gestern nach dem Selamit, von der ihm bei dieser Gelegenheit bekundeten Liebe des Boltes tief bewegt, einigen in seiner Nähe befindlichen Personen folgendes erklärt: Ich liebe mein Volt, und Verräter haben mich ge= täuscht. Von nun an wird das Volk mit mir leben und ich mit ihm. Ich bin seiner Treue sicher."

In Konstantinopel   haben die Demonstrationen aufgehört. Auch die Anfänge der Parteibildung regen sich. Es hat sich ein alttürkisches Komitee gebildet, das den gestürzten reaktionären Großwesir Ferid Pascha kandidieren wird. Aber auch der radikalere Flügel der Jungtürken   ist nicht zufrieden­gestellt. Darüber meldet die Fr. Beit." aus Paris  :

" Das ottomanische Aktions- und Fortschrittskomitee in Paris  , welches Haupturheber der jungtürkischen Bewegung war, ift unzufrieden mit der Wendung, welche die Ereignisse genommen haben, insbesondere mit der Aufrechterhaltung Abdul Hamids auf den Thron. Die hiesigen Jungtürken   befürchten, daß Abdul Hamid   ernste innere und äußere Verwickelungen hervorrufen fönne. Ihre Absicht war, ihn abzusehen und den Thron dem Prinzen Reschad( dem am 5. Februar 1844 geborenen Bruder Abdul Hamids, der voraussichtliche Thronfolger unter dem Namen Mohammed V.) zu geben. Die gegenwärtige Lage in Konstantinopel   verursacht den Jungtürken   eine Enttäuschung. Einer der Führer, Ahmed Riza  , und der Neffe des Sultans, Pring Sabaheddin, ein einflußreiches Mitglied des Pariser Komitees, find nach Genf   gereift, wo ein Kongreß zahlreicher Jungtürten stattfinden soll, um über ihre Haltung gegenüber dem Sultan zu beraten."

Dem Grundbefizer muß der Bauer ein Drittel der Ernte Doch sind vorläufig die Gegensätze noch nicht so stark, als oder eine entsprechende Summe in barem Gelde abgeben. daß sie nicht auf dem Boden der Verfassung ausgekämpft Dann kommen die famosen türkischen   Staatssteuern: das so- werden könnten. genannte Behntel", der seit den dreißiger Jahren des borigen Jahrhunderts 13% Proz. des dem Bauern zu­fommenden Teils der Produkte beträgt; der Charadi" ( Landwehrsteuer), den alle Erwachsenen zu zahlen ver. pflichtet sind*); die Chaussee- und sonstige Steuern. Im

*) Diese Steuer sind dem Geseke   nach alle Männer im Alter bon 20-60 Jahre zu zahlen berpflichtet. Die türkischen Beamten bringen es aber fertig, auch neugeborene Kinder und Verstorbene, jahrzehntelang nach dem Tode, mit der Charabi thebeau Steuer" zu belegen und dieselbe von den Bauerngemeinden zu

Politische Ueberlicht.

Berlin  . den 1. August 1908. Die Solidaritätsresolution der Nationalexekutive der englischen Arbeiterpartei. Wir berichteten gestern, daß die englische Arbeiterpartei befchloffen hat, zwanzig Vertreter nach Deutschland   zu senden, um der von bestimmten Intereffencliquen betriebenen Striegs­hege entgegenzutreten, und daß sie gleichzeitig eine Resolution

Ordenssegen.

Aus Anlaß der Promotion des Prinzen August Wilhelm, deffen Ermatritel gestern überreicht worden ist, wurde dem Prof. Dr. Laband, Mitglied des Staatsrats, der Charakter als Wirkt. Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz verliehen. Außerdem hat der Kaiser eine Reihe anderer Herren ausgezeichnet: der Rettor der Universität, Prof. Dr. Fehling, erhielt den Roten Adler­orden 3. Klasse mit der Schleife, Prorektor Prof. Dr. Knapp den Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub, Prof. Dr. von Tuhr, Dekan der juristischen Fakultät, den Roten Adlerorden 4. Klasse, Prof. Dr. v. Calfer, der vorige Dekan, den königlichen Kronenorden 3. Klasse, Professor Dr. Sartorius, Freiherr von Waltershausen  , den königlichen Kronenorden 3. Klasse, Professor Dr. Rehm den Roten Adlerorden 4. Klasse, Professor Dr. Schulze den Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub, Professor Dr. Dehio den königlichen Kronenorden 3. Klasse." Der Pedell wurde nicht dekoriert.

Beamtengehälter und Arbeiterlöhne. Unferen Nachweis der gesteigerten Preise des Lebensunterhaltes beantworten unsere Gegner immer mit dem Hinweis auf die ge­stiegenen Löhne, die es angeblich sehr wohl ermöglichen, die teuren Lebensmittel in gewohnter Menge zu kaufen. Gegenwärtig läuft ein Waschzettel" durch die bürgerliche Presse, der die Sache der Abwechselung halber einmal von einer anderen Seite beleuchtet. wir haben nie bestritten, daß der Nominallohn der Arbeiter in den legten dreißig Jahren gestiegen ist, wir behaupten bloß und haben oft zahlenmäßig nachgewiesen, daß die Lohnsteigerung nicht gleichen Schritt gehalten hat mit der Steigerung der Kosten des Lebens­unterhaltes. Der Waschzettel" zieht nun eine Parallele zwischen den Arbeiterlöhnen und den Beamtengehältern und stellt da fest:

An Gehalt erhielten die preußischen Oberpräsidenten 1888: 21 000 m., 1908 ebensoviel; die Regierungspräsidenten 11 400 und 12 000 M., die Oberregierungsräte 4200-6000 und 4200-7200 M., die Hauptkassenrendanten 4800 und 4800-5400 M., die Sekretäre und Buchhalter 2100-3600 M., und 1800-4200 M. Bei den Richtern belief sich das Gehalt der Oberlandesgerichtspräsidenten 1888 auf 14 000 W., 1908 auf ebensoviel, der Senatspräsidenten auf 7500-9900 und 7500-11 000 m., der Oberlandesgerichtsräte auf 4800-6600 und 6000-7200 M., der Landrichter und Amts­richter auf 2400-6000 und 3000-7200 m.

Das sind unserer Auffassung nach noch immer Gehälter, mit denen sich leben läßt. Es ist aber dabei verschwiegen worden, daß diese Beamten auch noch Wohnungsgeld oft in beträchtlicher Höhe beziehen, daß sie Teuerungszulagen und Stellenzulagen bekommen, daß fie teilweise feine Staatssteuer bezahlen brauchen, für ihre Kinder auf den Schulen mancherlei Vergünstigungen haben usw.- Wie steht es nun aber mit den Arbeitern? Aus den Lohnnach­weisungen der Berufsgenossenschaften ergibt sich, daß der Durch­schnittslohn für einen Bollarbeiter betragen hat: Lohnsumime in Mart  

Jahr

1904

1905

1906

1907

954

989

1045

1049

Während die Löhne von 1904 auf 1905 m 35 M., 1905 auf 1906 um 56 M. gestiegen find, betrug diese Steigerung von 1906 auf 1907 nur noch 4 W. Und jetzt haben wir die Ktrifis, die von den Unternehmern benützt wird, die Löhne zu drücken.

Das Gehalt des Beamten ist diesen Schwankungen nicht unter­worfen, der kommende Winter bringt den Beamten im Gegenteil Gehaltsaufbefferungen mit Rückwirkung auf den 1. April 1908. Bei der Berechnung des Durchschnittslohnes fommt ein Kreis von 3 700 000 Be­schäftigten in Betracht. erreichen Diesen Durchschnittslohn aber nicht alle Arbeiter, die Mehrzahl bleibt unter diesem Durchschnitt. Und nun vergleiche man einen Jahreslohn von etwa 800 Mart mit dem Gehalt eines Landgerichtsrats und die ganze Widerfinnigkeit der in dem Waschzettel" vorgenommenen Gegenüber­stellung springt so recht sinnenfällig in die Augen. Unsere Gegner mögen sich drehen und wenden, wie sie wollen, über die Tatsache fommen fie nicht hintveg, daß die Kosten des Lebensunterhaltes eben eine Verschlechterung der Lage der breiten rajcher gestiegen find als die Löhne der Arbeiter, und das bedeutet Maisen.­