k lZren und Bei geeigneter Gelegenheit an die Betätigung ihrerPflicht zur Bekämpfung der Sozialdemokratie zuerinnern.2. Mitglieder der Kriegerbereine können nicht gleichzeitig freien Gewerkschaften angehören, solangediese sozialdemokratische Organisationen sind oder die sozial-demokratische Partei unterstützen.3. Die Beruflichen Interessen der Kameraden, die ArBeitersind, sind auherhalb der VerBands- und Bereinstätigkeit durch ge-eignete Kameraden tunlichst zu fördern, insbesondere durch solche.die als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer oder in anderer Eigenschaftdein gewerblichen und industriellen Leben nahe stehen.'Bekanntlich behaupten die Macher des KnegervereinswesellS, daßMe KnegecOcreiue keine politischen Vereine seien.Gleichberechtigung, die sie meinen.Die„Freis. Ztg.' konstatiert trotz deS Falles Schücking und desFalles Juds einen Bedeutsamen Fortschritt Deutschlands in derRichtung auf Gleichberechtigung. Sie schreibt:Vor ein paar Wochen ging durch die Presse eine Notiz übereinen Erlaß"von höchster Stelle des Inhalts, daß bei der Offizier-Wahl keine Rücksicht zu nehmen sei auf die Konfession der Aspi-ranten. Diese Notiz ist von den Blättern verschiedener Parteirichlungin verschiedener Weise ausgedeutet lvorden, vielfach auch so, daßer nur auf Christen verschiedenen Glaubens Bezug habe. DieseDeutung ist falsch! Gemeint ist, daß nicht bei der Auswahl derOffiziere Unterschiede gemacht werden sollen zwischen Christen undJuden, sondern daß nur ausschlaggebend sein soll, ob die Aspirantenmilitärisch und nach ihren persönlichen Verhältnissen für das Offizier«iorpS qualifiziert sind. Der Erlaß bewegt sich also zweifelsohnein der Richtung bürgerlicher Gleichberechtigung.Wenn die Söhne jüdischer Kommerzienräte erst Offiziere werdenkönnen, vielleicht sogar Kürassier- und Dragoneroffiziere, dann bleibtallerdings kaum noch etwas zu wünschen übrig— dann ist dieGleichberechtigung gesichert. Der Block hat also doch enorme Erfolgeaufzuweisen.Die„Erziehung zur Arbeit".In der„Deutschen Tageszeitung" feiert einLandlehrer— es gibt ja auch konservative Lehrer!—das„aus Anlaß der Enthüllung des Bosse-Denkmals" kund-gegebene Volksschulprogramm des neuen KultusministersHolle. Er sagt darüber:„Als ersten Grundsatz stellt er auf: Die Erziehung desheranwachsenden Geschlechts zur Arbeits-freudigkeit... Wenn man die Pädagjogik der letzten Epochevon diesem Standpunkte aus kritisch betrachtet, so. muß man zu-geben, daß sie sich dieses Zwecks nicht st e t s bewußt gewesen ist..... Das Erziehungsziel der höheren Schulenrichtet sich in erster Linie darauf, ihre Zöglinge zu befähigen,denjenigen Aufgaben gewachsen zu sein, die Staat, Ge-meinde oder Gesellschaft in leitender Stellung von ihnen fordern.Die Aufgabe der Volksschule dagegen ist es, die Kinder derVolksschule mit den Fähigkeiten und Kenntnissen auszurüsten,die sie für die Ausübung ihres späteren Be»rufes nötig haben...RückkehrzurEinfach hei t,zur intensiven Behandlung des für das praktische LebenNotwendigen ist dringend notwendig. Die Land» und klein»städtischen Schulen sind ja vor diesen pädagogischenModetorheiten infolge ihrer einfacheren Verhältnisse imgroßen und ganzen bewahrt geblieben. Aber oft haben sie sichdennoch nicht ganz dem von der Großstadt ausgehendenEinfluß entziehen können."Was die Junker, deren Interessen die„DeutscheTageszeitung" vertritt, unter„Erziehung zur Arbeit"und„Rückkehr zur Einfachheit" v e r st e h e n, das legt inder„V o l k s z e i t u n g" ein aufmerksamer Beobachter derZustände im Jsergebirge— offenbar ein Lehrer—»folgendermaßen dar:„Aber auch auf diesen großen Gütern finden die Be-wohner der Umgegend selten lohnende Arbeit, denn hier be-schäftigt man Polen, Galizier und— Schulkinder! Wirhaben ein Gesetz, daS den gewerblichen Kinderschutz garantiert;ebepso nötig aber wäre, woraus die„Bolks-Zeitung" wieder-holt hingewiesen hat, das andere, das den land Wirtschaft-lichen Kinderschub bringt. Denn solche Zustände, wie ichsie hier sah, sind einfach unglaublich. Man denke: Dorfkinderim Alter von 13 bis 14 Jahren Werden im Sommer gegen einenStundenlohn von in Worten: fünfundeinhalben Pfennigtäglich sechs Stunden, nachmittags von 1 bis 7 Uhr im Heu, inden Rüben, Kartoffeln und- dergleichen, das heißt in schatten-loser Feldarbeit unter der Aussicht eines Vogtes beschäftigt. DieUnterrichtszeit dieser Kinder liegt vormittags von 7 bis 10 Uhr.Also: drei Stunden Unterricht und sechs Stunden Feldarbeit, sosieht die„goldene Jugendzeit" dieser Kinder auSl Hier habensich die Verhältnisse seit 25 bis 33 Jahren wesentlich ver-schlechter t, denn damals wäre es keinem Dorfbewohnereingefallen, sein Kind auf den Acker des Rittergutes zu schicken,heute sind die Eltern froh, wenn ihre' Kinder einen Verdienst von33 Pfennigen für den Tag nach Hause bringen! Wenn nunaber viele Kinder nach ihrer Schulentlassung in die Industrieabwandern, so finden sie auchdortnu reinen kärglichenLohn. Denn dort kommt nur der Arbeiter mit guterSchulbildungvorwärts. Diese fehlt aber den in solcherUmgebung aufgewachsenen Kindern. Die Halbtagsschule, diehier überall die Reget ist(der bekannte Lehrermangel macht ausihr freilich noch an vielen Stellen zeitweise sogar eine Drittel-tagsschule), kann trotz aller Mühe deS Lehrers den Kindern kaumdas Notwendigste an Kenntnissen fürs Leben mitgeben."Hier ist das Programm Holles verwirk-ki ch t! Daß ein solches Schulprogramm allen Junkern undihren Gesinnungsgenossen besonders wohlgefällt, ist nur zubegreiflich!_Neue Mnrineanlage.Der Marinefiskus hat, wie die„SonderBuraer Zeitung� hört,auf der Halbinsel Broecker ein Stück Land erworben, von dem au«die Einfahrt zum Wenningbund beherrscht wird. Wie eS heißt, solldort außer der Errichtung einer Landungsbrücke eine Anlage fürEntfernungsschätzen vorgesehen sein.Klein fängt man an. Es wird natürlich nicht lange dauern,Bis aus der einfachen Landungsbrücke eine mehr oder weniger kost-spielige Marinestation geworden ist.—Dr. Peters und die„Kölnische Zeitung".In der Privatklagesache Dr. Peters gegen den verantwortlichenRedakteur der„Kölnischen Zeitung" Dr. BrÜggemann und denGouverneur a. D. v. Bennigsen hat das Oberlandesgericht, der.Kölnischen Zeitung" zufolge, die Revision Dr. PeterS' gegen dasUrteil der vierten Strafkammer deS Köluer Landgerichts vom23. Mai verworfen. Danach ist das Verfahren gegen den RedakteurDr. Brüggemann wegen zu spät erhobener Klage eingestellt, dasVerfahren gegen den Gouverneur a. D. v. Bennigsen wegen Ver-jährung der Strafverfolgung für unzulässig erklärt. Dr. Peters hatdie gesamten Kosten zu trogen._Polizei. Gericht und Presse.Nach den Stadtverordnetenwahlen von 1335 kam via E l B e r«eldct Polizei auf den grandiosen Gedanken, die ihr durch dieozialdemokratische Partei zuieil werdende Kritik im Gerichts-s a a l niedertreten zu lassen. Der Dezernent deS ElberfelderPolizeiwesens, Beig. Pfeiffer, ein echter preußischer Bureaukrat,erklärte wiederholt an Gerichtsstelle, jeden Angriff aufdie Polizei oder einzelve Organs. derselben mit einerBeleidigungsklage heantworten zu wollen. Und so regnetees PolizeibeleidigungSprozesse gegen die„Freie Presse", dieihren Gipfel in dem großen Polizei rnißhandlungsprozeßfanden, über den der„Vorwärts" seinerzeit berichtet hat. Denn dadie sozialdemokratische Presse ihre Kritik nicht der Kritik wegen übt,sondern um nach bester Ueberzeugung vorhandene M i ß-st ä n d e zu bekämpfen, so konnten jene Drohungen die»FreiePresse" natürlich nickt davon abhalten, nach wie vor ihrePflicht zu tun. Herr Pfeiffer trat in sämtlichen Prozessen als Zeugeund Nebenkläger auf und er legte in seinen Plädoyers dasSchwergewicht darauf, das Gericht zu überzeugen, daß die„FreiePresse" ihre Artikel einzig und allein aus böser Absicht bringe,nämlich um die Polizei zu diskreditieren. Während nun die.FreiePresse" nach Wie vor ihrer Ueberzeugung gemäß ihrePflicht tut. hat Herr Pfeiffer schon vor einigenMonaten sich veranlaßt gesehen, von derLeitung der Polizeiverwaltung zurückzutreten.DaS Publikum nahm damals die Nachricht verständnisinnig ent-gegen lind wir könnten über den Herrn zur Tagesordnung über-gehen, hätte er mit seiner Verfolgungswut gegen die„Freie Presse"nicht den Elberfeld er Richtern einen gar schlimmen Diensterwiesen. Die in Frage kommenden Urteile des Elberfelder Landgerichts stehen in äußerst starkem Kontrast z u dem U r-teile des Volks und nicht nur des sozialdemokratisch denkendenVolkes. Daß man im großen Mißhandlungsprozesse Dutzenden ver-eidigter Z i v i l z e u g e n einfach die Glaubwürdigkeit absprach, weilihre Aussagen in striktem Widerspruch zu den Aussagen derPolizisten standen, hatte denn doch das Blut der.guten Bürger'in Wallung gebracht.Bei seinein Bestreben, nach wie vor dem Gutachten des HerrnPfeiffer zu folgen, das heißt den sozialdemokratischen Siedakteurunter allen Umständen zu verurteilen, hat das Landgericht garmerkwürdige Gedankengänge zutage gefördert, besonders Hinsicht-lich der Anwendung des§ 133 Strafgesetzbuchs.So nahm das Landgericht an, daß ein Redakteur gar keinInteresse zu wahren habe, wenn er gegen die Mißhandlungvon Berhafteien ankämpfe! Das Reichsgericht schloß sich in der Tatdieser Auffassung an. Als ob in Deutschland noch niemals einemverhafteten oder gefangenen Redakteur ein Haar gekrümmt wordensei, ganz abgesehen von den A llg e me i n interessen, die eineZeitung vertreten soll I In einem anderen Falle dagegen sah sichdas Reichsgericht veranlaßt, das Elberfelder Landgericht zurektifizieren. Zwei Kriminalbeamte glaubten sich beleidigt, weilan einem Sonntage in einem Walde, der von Spaziergängern vielaufgesucht wird, ein Pfiff ertönte. Es kam zu einer Rempeleizwischen den Beamten und zwei Spaziergängern, wobei die erstcrennach dem Bericht sich Uebergriffe zuichulden kommen ließen. DieseAuffassung wurde durch die Zivilzeugen in hohem Maße be-st ä t i g t. Das Landgericht erklärte nun in seinem ersten Urteil,der Angeklagte, Genosse H o s f m a n n, habe hier allerdings berech-tigte Interessen wahren können, aber er habe dazu nicht denrichtigen Weg gewählt. Statt seiner Kritik in der Presse habe ersich bei der Polizeiverwaltung beschweren sollen. Das Reichsgerichthob dieses Urteil auf mit der Begründung, es leide anWidersprüchen. Ein Redakteur habe zwar nicht mehr Recht alsein anderer Bürger, aber er habe auch nicht weniger Recht,wie das Elberfelder Landgericht irrtümlich angenommen habe. ESsei niemand auf die Wahl eines Weges zur� Wahrung seinerInteressen beschränkt und für einen Redakteur fei die Zeitung derihm am nächsten liegende Weg. Das Elberfelder Landgerichtließ sich durch diese Zurückweisung in seiner bisherigenTaktik nicht weiter beirren. Im Widerspruch mit dem erstenUrteil nahm eS in der zweiten Verhandlung an, der An-geklagte habe berechtigte Interessen überhaupt nicht vertreten wollenund erkannte wiederum auf 133 Mark Geldstrafe. Ein Kriminal-beamter erwähnte als besonderes Belastunasmoment, daß der eineder Zivikzeugen 14 Tage vor dem Vorfall dem sozialdemokratischenVerein beigetreten sei.Bemerkt zu werden verdient auch noch, daß der Staats«anwalt Beseler nicht nur die Vorstrafen des Angeklagten,sondem auch die seiner Kollegen heranzog! Unddas just jetzt, wo soviel von der neuen Strafprozeß-r e f o r m und der Einschränkung der Fragen nach den Vorstrafendie Rede ist!Die bürgerliche Presse nimmt an allen diesen Dingen nicht daSgeringste Interesse. Die freisinnigen Elberfelder„NeuesteNachr.", denen gleichfalls die Mitteilungen zugegangen waren, dieden Untergrund des Prozesses bildeten, brachten es sogar fertig, dieEinsendung mit der Unterschrift au die Polizei zuschicken, mit der Anfrage, ob die in dem Schriftstück behauptetenDinge auf Tatsacken beruhten. Daß übrigens der WupperthalerFreisinn, der bei der letzten ReichstagSstichwahl bis auf den letztenMann für den Konservativen und Antisemiten Linz stimmte, völligauf den Hund ist, beweist die am 1. August erfolgte Fusion desElberfelder Freisinnsblattes mit der national-liberalen„Elberfelder Zeitung", die zu denschlimmsten Scharsmacherblättern und Reichsverbands- Orgauengehört.—_frankmeb.Sozialistische Protestversammlungen.Paris, 4. August.(Eig. Ber.) Die Seine-Föderation hatzum Protest gegen die gegen die Arbeiterklasse eingeleiteteblutige Unterdrückungspolitik die Abhaltung von V e r s a m m-lungen in allen Pariser Bezirken und in denVororten beschlossen. Sie werden am Sonnabend statt-finden und sollen sich namentlich auch zu Demonstrationengegen den famosen ArbeitLminister, den„Sozialisten"Vi Viani gestalten, der Clemenceau bei seinen Gewalt-maßregeln hilfreich die Hand bietet.DaS Begräbnis eines Massakrierte«.Paris, 4. August.(Eig. Ber.)Von Vertretern der Partei und der Gewerkschaften zumGrabe geleitet, ist heute der von den Dragonern massakrierteSchriftsetzer Marchand auf dem Friedhof von Villeneuve-Saint-Georges beigesetzt worden. DaS Leichenbegängnis war auf eine früheMorgenstunde angesetzt, anders wollte der Präfekt die öffentlicheBestattung am Orte selbst nicht gestatten. So großmütig undmenschlich wie das zweite Kaiserreich, das dem revolutionärenParis gestattete, die Leichenfeier für den von einem Bonaparte er-schossenen Viktor Noir zu bereiten, ist das Regime Clemenceaunicht. Am Grabe wurden von Genossen Dubreuilh, Willen. Luquet(von der Konföderation) u. a. Ansprachen gehaltet!.Nachklänge des Proteststreiks.Paris, 5. August. DaS Strafgericht verurteilte einenKundgeber, der gestern abend die Rufe.Nieder mit Clemenceau!Es lebe Bousquet! Morgen werden wir Revanche haben!" aus-gebracht hatte, z u Monate u Gefängnis.In der Provinz.Paris, 5. August. Blättermeldungen zufolge veranstalteten inAmienS die Arbeiterverbände Kundgebungen gegen dieVorgänge in Draveil. Die Manifestanten durchzogen unter Ab-singung der Marseillaise die Stadt. Nach einer Kundgebung vordem Hause des Generals Wenetrez wurden die Manifestanten durchTruppen und Polizei zerstreut, wobei etwa zehn Ver-Haftungen vorgenommen und mehrere Personen ver«letzt wurden.Albiu(Frankreich), 5. August. Der Ausstand der Gruben«a r b e i t e r von Sagnao ist gestern abend von den Grubenarbeiternselbst proklamiert worden. Alle Gruben sind geschlossen. Die Zahlder Streikenden Belauft sich auf üBer 500. In den GruBenBezirkmvon PaS be Calais streiken 333, in Droueout 233 Arbeiter.Corbei, 5. August. Nachdem gestern die Streikenden die Wieder»aufnähme der Arbeit beschlossen hatten, ist heute morgen dieArbeit überall aufgenommen worden.Die Gefängnisrevolte.NimeS, 6. August. Der Aufruhr unter den Sträflingendes hiesigen ZentralgesängnisseS ist beigelegt, nachdem derSträflingen einige Zugeständnisse gemacht worden sind. Die Ge*fangenen werden die Arbeit wieder aufnehmen.LuftmilitarismuS.Paris, 5. August. In den ersten Tagen deS Oktober wird ei»neues M i l i t a r l u s t s ch i s f von 5333 Kubikmeter Inhalt«ii»seinen Versuchen beginnen; es soll den Namen.Ville de Bordeaux'führen. Das Luftschiff.Fayard" wird in den nächsten Tagen zunAusstieg in Stand gesetzt.Pariö, 5. August. Der Ingenieur Sureoul ist gestern in Meauxeingetroffen, um im Auftrage der Regierung einen großen Land-komplex in Beauval zu erwerben, wo ein Luftschifferpar�errichtet werden soll. Die in Aussicht genommene Landstrecke Haieine Ausdehnung von über 333 Hektar. Das Material, welches zurErrichtung eines neuen Schuppens für Mlitürballons bestimmt ist,wird in den nächsten Tagen eintreffen.Lelgien.DaS Kongogeseh.Brüssel, 5. August. Die Kammer nahm die Artikel 3 und 4der Kolonialverfassung an, nach denen der Gouverneurdes Kongo über die Verbesserung des Loses der Eingeborenenzu wachen hat. Weiterhin soll er die P o l tz g a m i e unterdrückendie Gewinnung von Eigentum erleichtern und alle Unternehmungenbegünstigen, welche religiösen, wissenschaftlichen und mildtätigenZwecken dienen. Die christlichen Missionare und die Wissenschaft-lichen Forscher sind einer besonderen Obhut empfohlen,Italien.Die Situation i« Parma und die Sozialiste».Rom, den 1. August.(Eig. Ber.) Die von den sozialistischetOrganisationen ernannte Enquetekommission hat am 33. Juli ihrerBericht einer Zusammenkunft in Bologna vorgelegt. Leider istder Bericht nicht so genau und gründlich, wie ihn der Ernst derLage gefordert hätte. Immerhin zeigen sich zwei wichtige Tatsachen:daß der Streik zu Anfang nicht so umfassend, die Zahl derStreikenden nicht so groß war, wie behauptet worden, und daß dasAbflauen am Ende bei weitem nicht so stark war, wie die Pressealler Parteien angab.Die Kommission hat 35 Streikorte Besucht, ohne festzustellen,in welchem Verhältnis sie das Streikgebiet in den Bereich ihrerBeobachtungen gezogen hat. ES dürften annähernd drei Viertel desGesamtgcbietes sein. In dem Beobachtungsgebiet traten am I.Mai11 243 Arbeiter und Personen deS Hofgesindes in Streik. Abgefallensind im Laufe des etwa 83tägigen Streiks 1253 oder 11 Prozent,ausgewandert 1339 oder 11,3 Proz. Von den 3333 Arbeitern, diedie Arbeit bei ihren Besitzern nicht wieder aufgenommen haben, hatder größere Teil sich mit den kleinen Besitzern auf der Grundlageder Streikforderungen akkordiert und arbeitet bei diesen. Arbeitsloswaren zur Zeit der Enquete nur noch 2813; exmittiert wurden1333 Familien. Schließlich befinden sich in den 35 Ortschaften etwa3333 Streikbrecher; die Gesamtzahl der Streikbrecher wird auf4333 geschätzt. Es handelt-sich vorwiegend um im Gebirge derverschiedenen Gegenden Italiens und auch der Provinz Parma an-geworbene Leute. Im ganzen Streikgebiet schätzt die Kommissiondie Anfangszahl der Streikenden auf weniger als 23 333..AuUnterstützungen wurden von der sozialistischen Zeitung von Parma„Salea" 84 333 Lire gesammelt, von der Konföderation der Arbeit34 892 Lire. Die direkt an daS Streikkomitee gesandten und von diesemverwalteten Unterstützungen dürfen das Doppelte dieser beidenSummen betragen.Referent war Genosse D u g o n t. An der Sitzung nahmenBertretcr der sozialistischen Partei, der sozialistischen Parlaments-fraltion, des Landesverbandes ber Landarbeiter, der Provinzial-verbände der Landarbeiter von M i r a n d o l a und M a n t u a, derArbeitskammern von Ravenna, Codigoro, Mirandola,Alexandria. Porto maggiorss. Modena und R e g g i oEmilia, ferner ein Vertreter deS AuswanderungSamteS der„ U m a n i t a r i a die Konföderation der Arbeit und der republi-kaiiischen Partei. Die Enquetekommission beantragt, daß man dieSammlung für die Streikenden einstellen sollte und die noch ver-fügbaren Streikgelder au die noch im Streik stehende» und dieFamilien der Gefangenen verteilen solle. Dagegegen vertrat L a l idie Ansicht, daß man weiter Unterstützungen sammeln sollte.Die Diskussion wurde durch das gewaltsame Eindringen voneinigen 60 Syndikalisten gestört, die sich unter heftigen Angriffenund Beschimpfungen gegen die Sozialisten wandten.' Um unnötigenLärm zu vermeiden, verließen die Versammelten das VolkshauS undtagten an anderer Stelle weiter.Nach längerer Diskussion wurde mit allen gegen eine Stimmedie folgende Tagesordnung Dugoni angenommen:.Die Zusammenkunft konstatiert, daß die Lage in Parma(mit Ausnahme einiger Ortschaften) sich verändert hat, so daß anStelle des Streiks eine Reihe von Boykotts und Aussperrungengetreten sind, durch die etwa 25 Prozent der Arbeiter arbeitslossind; sie erachtet daher, daß man nicht länger die Organisationenzu Sammlungen für den Parmenser Streik auffordern könne, auchweil nach der bisher gewährten Unterstützung andereOrganisationen gleichfalls das Recht haben, die Solidaritätdes Proletariats in Anspruch zu nehmen, und beschließt, diedem Unterstützungskomitee verbleibende Summe direkt den Opferndes Streiks zuzuwenden: den Familien der Gefangenen, den Ex-mittierte» aus den Konsumvereinen, die durch unentgeltlicheLieferung von Lebensmitteln an Streikende Einbuße erlittenhaben."Dieses Votum wird natürlich von den Syndikalisten angegriffenenwerden, obwohl ihm nur ein moralischer Einfluß auf den Verlausdes Streiks zukommt. Wichtig ist, daß man einen halbwegs klarenEinblick in die Situation gewonnen hat, welcher Einblick voll be-stätigt, daß sich die Proletarier von Parma heldenhaft ge-halten haben. Ohne den Zuzug der Streikbrecher von außerhalbwäre der Sieg ihnen sicher gewesen. Heute, nach Beendigung derErntearbeiten, ist der Kampf ailssichtslos. ES wäre wünschenswert,daß der Landesverband der Landarbeiter sich mit noch im StreikVerharrenden ins Einvernehmen setzte, um für sie Verhandlungenmit den Besitzern einzuleiten.—Klassenjustiz.Rom, 5. August. 17' Angeklagte, welche an dett Un.ruhen vom 2. April gelegentlich der Beerdigung des ArbeitersPremuci sich beteiligt hatten, wurden gestern zu einer Gesang-n i s st r a f e von 4 bis 43 Monaten verurteilt, Drei Angeklagtewurden freigesprochen.Englancl.Dcr FreihandclLkougreft.London, 4. August. Auf einem Diner, das der Cobden Clubheute abend zu Ehren der Mitglieder des Internationalen Frei-haiidcls-Kongresses veranstaltet hafte- hielt Prepijevtn.inister