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tenb deS Jahres 1892(Menstück Nr. 118) zugegangen. Wir theilen einige bemerkenswerthe Angaben desselben mit. Es wurden im Jahre 1892 über die drei deutschen Hafen Hamburg , Bremen , Stettin befördert: 241 K67 Personen gegen 289 363 Personen im Jahre 1891: die Wirkung der Choleraseuche ist offenbar. Von den 241 667 Personen gingen über Bremen . 129 418 Personen, darunter Erwachsene 107648 Samburg. 108 820. 86 358 tettin. 3 429, 3 429 Unter den 241 667 Personen waren 90 255 Deutsche . Von diesen gehörten ihrem Berufe nach an: der Laudwirlhschaft...... 10723 oder 11,9 pCt. der Industrie......... 16 304 18,3 dem Handel und Verkehr.... 4318 5,0 dem Ärbeiterstande....... 32 324 35,8 anderen Berufsarten(freienBerufen ec.) 1362 1,3 ohne Beruf oder Berufsangabe.. 24 819 27,3 Zehntausende fleißiger Menschen treibt die Unzufrieden- heit mit den heimischen Zuständen, die Noth, der wirth- schaftliche und politische Druck über das Meer. Aus dem Nbgeordneteuhause. Es ist ein Antrag eingegangen, die Staatsregierung zu ersuchen, zu veranlassen, daß die gegen den Abgeordneten von Hammer st ein ipegen öffentlicher Beleidigung beim Landgericht I Straf- kammer I schwebenden Strafverfahren, Aktenzeichen J. II F. 268. 92 und J. II F. 412. 91, für die Dauer der laufenden Session eingestellt werden. Als Beweis gegen den Nothstand führte bekannt- lich im vergangenen Monat Minister v. B ö t t i ch e r an, es habe noch niemand an den preußischen Handelsminister um Arbeit angesprochen. Ein seit sieben Wochen Arbeits- loser glaubte dadurch einen Weg, um Arbeit zu erhalten, gefunden zu haben. Er wendete sich am 28. v. M. unter der Darlegung, daß er seit sieben Wochen arbeitslos, daß seine Habe bereits versetzt und daß er lange auf Staatswerkstätten gearbeitet, sowie daß seine Tüchtigkeit von diesen ihm durchweg bestätigt war, an den t andelsmini st er von Berlepsch. Was war der rfolg? Zunächst wurde der Arbeitslose auf dem Polizei- revier vernommen und dann am 19. Februar vom Polizei- Präsidenten dahin beschieden, daß das Polizei-Präsidium«nicht in der Lage sei, beim Herrn Handelsminister die Beschaffung einer Beschäftigung oder die Gewährung einer Unterstützung zu beantragen," der Antragsteller möge sich an die Armen- Direktion wenden,beziehungswei se wegen Erlangung einer Unterstützung sich selbst bemühen". Jetzt erkennt vielleicht der Herr Minister, warum kein Arbeiter seinen Minister- kollegen um Arbeit ansprach, und ist nächstens in der Rathsertheilung an Arbeitslose etwas vorsichtiger, wenn der Arbeiter nicht annehmen soll, daß er wegen seiner un- verschuldeten Arbeitslosigkeit gar noch gehöhnt werden soll.- Das Lottospiel. In der«Norddeutschen Allgemeinen Zeitung"(Nr. 87 vom 28. Februar) findet sich zu gunsten der geplanten Vermehrung der Loose ein Lobgesang auf das st a a t l i ch e G l ü ck s s p i e l, die preußische Staatslotterie, worin es heißt:Die Nachfrage nach Loosen der preußischen Staatslotterie hat seither, trotz der im Jahre 1886 vorgenommenen Loosvermehrung und trotz der vor zwei Jahren bewirkten Umwandlung der früheren Vs- in die jetzigen Vio-Loosabschnitte, bei weitem nicht in dem Maße gedeckt werden können, wie es in An- sehung der sittlichen Motive und gemein- n ü tz i g e n Absichten, welche unserer Staatslotterie zu Grunde liegen, wünschenswerth ist." Es genügt, diese schmähliche Verherrlichung der die Kleinen ausbeutelnden Blödsinns st euer niedriger zu hängen. Und wo bleiben unsereFrommen", die Herren von der Rechten und vom Zentrum, die Zeter und Mordio rufen über das Hazardspiel in Monaco ? Der ganze Artikel ist eine schimpfliche Reklame zu gunsten des Glücksspiels, wie sie die Bauernfänger von Monte Carlo , die Zutreiber und Spießgesellen der Blanc'schen Aktien- Gesellschaft an der Rivicra, auch nicht kecker und grellfarbiger hätten veröffentlichen können. Wenn in dem Hinter- zimmer irgend einer Winkelkneipe etwelche Bäcker- oder Mctzgermeister beiMeine Tante Deine Tante" ab- gefaßt werden, schäumt die konservative Presse vor Eni« rüstung über; das Wetten und Hazardiren in den«feineren" Klubs, wo diegoldene Jugend" tempelt, am Totalisator, auf der Rennbahn und beim Glücksrad der Staatslotterie ist freilich etwas anderes. Doch die Staatslotterie bietet vielleicht den glücklichen Ausgleich für die Auspowerung der Volksmasse durch die Militärlasten. Während das Heerwesen dem Volke die Taschen leert, steht mit geschäftigem Eifer die staatliche Spielhölle den Ausgebeutelten sperrangelweit offen. Da finden sich u. a.«mittlere Gewinne, die wirklichen Nutzen zu schaffen, eine neue Existenz zu gründen oder eine schwankende Existenz haltbar zu gestalten vermögen". Das ist die borussische Sozialreform.Nur heran, meine Herr- schaften", lärmt der Marktschreier Pindter,«hier finden Sie Wohlstand und Bürgerglück, greifen Sie zu." Und so möge die Staatslotterie als Wahrspruch das:Gottes Segen bei Cohn" munter umwandeln in: GotteS Segen bei Miquel u. Co.!" Der neue Bund. Muth zeiget auch der Mameluck. die Vorsicht ist des Junkers Schmuck. Die Tivoli-Posse hat sicher dem hinter der Bühne arbeitenden Ober-Regisseur in Friedrichsruh gar sehr behagt. Aber trotzdem vermieden die ritterlichen, Herren ängstlich jede Kundgebung zu gunsten des Bismarck . Diese Taktik war von Haus an verabredet, es war, wie dieKölnische Volks- Zeitung" sagt,eine ab- gekartete Geschichte", umoben" nicht anzustoßen. Als der Vorsitzende der Tivoli-Versammlung Bismarck er- wähnte, geschah nach dem Bericht derNational-Zeitung" folgendes:Wir wollen", rief Ploetz,die bekannten Worte des Fürsten Bismarck:Schutz der deutschen Industrie, Schutz der deutschen Landwirthschaft" wieder zur Wahrheit machen(Stürmischer Beifall, Hochrufe auf Bismarck ). Meine Herren! Lassen Sie das Hoch, Fürst Bis- marck weiß auch ohne Hoch, daß die deutsche Landwirth- schaft wie ein Mann hinter ihm steht(Stürmischer Beifall. Rufe: Adresse senden!). Lassen Sie auch die Adresse sein. Wir wollen hier ruhig und ohne Leidenschaft tagen. Je ruhiger wir sind, je leidenschafts- loser die Debatte geführt wird, desto mehr werden wir erreichen. Die Hauptsache ist, daß wir mit Einstimmigkeit unsere Beschlüsse faffen(Stürmischer Beifall)." Dietodes- muthige"Kreuz-Zeitung ", bemerkt treffend die Freisinnige Zeitung", unterschlägt ihren Lesern in ihrem spaltenlangen Bericht diese interessante Szene vollständig; sie läßt Herrn von Ploetz dafür mit einem Hoch auf den König enden und mit der Absenkung eines Tele- gramms an denselben. Nur bei der Rede des Abg. Lutz wird späterhin, als derselbe das Andenken an den Fürsten Bismarck erwähnte,minutenlanger Beifallssturm mit Hut- schwenken" erwähnt. Aber für denRenommirbauer" Lutz ist das Komitee nicht verantwortlich. Diest-Daber meinte nachher: Ob konservativ, neukonservativ oder blech- konservativ, die Hauptsache ist, daß unsere Vertreter ein Rückgrat haben."Daran fehlt es freilich auch denTodes- muthigen". Waren doch im Reichstage bei der Abstimmung über den deutsch -österreichischen Handelsvertrag(18. De- zember 1891) für diesen, also auch für die Ermäßigung der Kornzölle von 5 auf 3,50 M. 28 K o.n s e r v a t i v e und Freikonservative gestimmt, 17 sind bei der entscheiden- den Abstimmung au sg e b li e b en, darunter der Wahr - heitsfreund Stöcker, der aus Tivoli den Gläubigen vor- stöckerte, er habe gegen den Handelsvertrag gestimmt, 36 haben dagegen gestimmt. Im übrigen um- schmeichelt der offiziöse Pindter in derNord- deutschen" denBund der Landwirthe" mit den er- götzlichsten Kapriolen. DieRoth" der Rittergutsbesitzer wird amtlich bescheinigt, ihrgutes Recht" aufOrgani- sation" wohlwollend anerkannt, sintemal die Agrarier ja keine Tagarbeiter oder sonstige widerhaarige Proletarier sind, es wird gewünscht, daß der neue Raub- ritter-Vereinein einflußreicher Faktor" wer- den möge, doch solle er sich aufdas Mögliche beschränken" und für Aufrechterhaltung vonDisziplin und Ordnung" wirken. Aber die Herren vom Stegreif beschränken sich ja auf das Menschenmögliche, sie nehmen wasmöglich" ist, Rock , Hemd und zuguterlctzt auch die Haut; Schinder und Schaber von Geburt und Beruf wirken sie auf dem Hof der Kaserne so gut wie auf dem� Gutshof für Ordnung und Disziplin. In Sachsen scheint die Regierung dem neuen Verein nicht allzufreund- friht, hat die sozialdemokratische Partei an Stimmenzahl ge- w onuen, während der Freisinn zum mindestenseine Position be- ha uptet hat. Die Antisemiten und vor Allem die Konservativen überraschte dagegen ein recht kläglicher Reinsall. Es er- gic dt sich für die antisemitischen Radaubrüder daraus die Lehre, daß sie mit ihrem Geschrei wohl die indifferenten Ele mente eines vom politischen Leben abseits liegenden Kreuscs überrumpeln können, daß es ihnen aber nicht ge- lingen wird, in einem Wahlkreis festen Fuß zu fassen, dessen Bewohner sich durch Jahrzehnte lange politische Schulung einen klaren Blick für die Vorgänge im öffentlichen Leben erwouben haben. Und an der üblen Erfahrung, die der Antisemitismus im Liegnitzer Wahlkreis machen mußte, dürfte er auch zu Grunde gehen. Ti-erschleppungspolitik. Dieser Tage verwiesen wir auf ewnen sehr verständigen Artikel derVossischen Zeitung", der einflußreichsten und angesehensten Zeitung des Berliner Deuts chfreisinns, worin die Ver- schleppungspolitik in Sachen der Militärvorlage, die bei den Zukunftsstaats- Debatten u. s. w. zu Tage ge- treten ift, nach Gebühr gegeißelt wurde. Darüber berichtet die«Freisinnige Zeitung" mit altbewährter Sachlichkeit wie folgt:Ueber eine angebliche Verschleppungspolitik in der Militärkummission klagt derVorwärts" unter der Adresse des Abg. Richter. Es ist ebenso widersinnig, die freisinnige Partei emer solchen Verschleppungspolitik zu beschuldigen, als wenn man dieselbe den Sozialdemokraten selbst zum Vorwurf machen sollte." Daß ein Organ der deutsch - freisinnige» Partei das Kolleg über die Verschleppungs- Politik lieft, verschweigt Herr E.Richter seinen Lesern. Inzwischen wird lustig weiter verschleppt. Gestern fiel die Sitzung der Militärkommission aus, weil Herr v. Stumm einen Nieren- oder Darmkatarrh hatte. Heute that die Militärkom mission so gut wie nichts. Und übermorgen hält sie die nächste Sitzung zu gleichem Zweck. In diesem Tempo kommen wir allmälig in die Osterferien. So frivol ist noch kein Volk genarrt worden. Das Zentrum und die Militärvorlage. Wie wir jüngst mittheilten, hat die ultramontaneAugsburger P o st- Z e l t n n g" dem Freiherrn v. Fechenbach- Lauden- dach, der für die Militärvorlage die Lärmtrommel rühren wollte, die Thür vor der Nase zugeschlagen. Diese Sprädig- keit war nur ein taktischer Kniff, wie wir nicht ver- säumten, sofort festzustellen. Jetzt erklärt die bravePost- Zeitung" offan, weshalb sie gegen die Vorlage Stellung nehme. Sie schreibt:Die Zentrumspreffe hat sich bei ihrer Stellungnahrie gegen die Militärvorlage darauf berufen, daß die Unzufriedenheit in weiten Volkskreisen zur Zeit eine derart große sei, daß jede weitere Vermehrung der Volkslasten eine Verstärkung der Sozialdemokratie zur Folge haben müsse. Herr Baron Fechenbach bestreitet das Vor- handensein dieser gefahrdrohenden Unzufriedenheit selbst nicht, wohl aber glaubt er, daß durch Belehrung dem Volke die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Verstärkung der Armee beigebracht werden kann.... Allein, wenn er der Meinung ist, daß eine solche Belehrung dnrch Veröffentlichung seiner Artikel geschehen könne, so ist er im Jrrthum; nicht eine Belehrung würde daraus erflicßen, sondern die Leute würden einem Blatte, das ihnen weitere, nach ihrer Ueberzeugung unerschwingliche Lasten mundgerecht machen will, einfach die Thüre weisen und die Folge, dast sich die Volksmafsen der Sozialdemokratie zuwenden, würde nur noch früher und sofort eintreten." Also nicht aus sachlicher Ueberzeugung, bemerkt dazu dieMünch euer P o st", wird die Militärvorlage von der Zentrumspresse bekänipst, sonder» weil diese Presse andernfalls Abonnenten und Leser verlieuen würde! Und nicht darum, weil die Militärvorlage an sich verderblich für das deutsche Volk ist, verwirft sie die Zentrumssraktion, sondern weil sich dann die Volksinassennur noch früher u. s. f." der Sozialdemo- kratie zuwenden würden! Eine schöne Grundsatztrcue das nicht ivahr? Und was von solchen reinen Nützlichkeits- Politikern zu erwarten ist, sobald sie nur einen Augenblick ihretheuren" Wähler weniger fürchten zu brauchen glauben, das kann sich jeder selbst an den Fingern ab- zählen. Das deutsche AuswanderungSwesen im Jahre 189S. Dem Reichstage ist der Bericht über die Thätigkeit des Reichskommissars über das Auswanderungswesen wäh- gung und heroischen Leidens, welche ihr für die Zukunft in Aussicht standen, hätte sie sagen können, daß ihre Bekehrung zu der Sache gerade in diesem Moment stattgefunden hätte. Sie vergegenwärtigte sich selbst nicht, was in ihrem Herzen vorgegangen war, und die tiefe Gemüthsbewegung, welche sie erfüllte, fand einen sehr sonderbaren und unbeholfenen Ausdruck. Ich sehe nichts besonders Großes in dem, was Myrtow gethan," sagte sie mit leiser zitternder Stimme, über ihre eigene Vcrmessenheit beschämt. Gregor warf ihr einen Blick voll Zweifel und Ver- wunderung zu. Zwischen einem Manne von großem Wcrthe für die Sache und einem, der seinen eigenen, geringen Werth kennt, ist die Wahl klar," sagte Tanja, ohne die Augen vom Tische zu erheben. Myrtow hat nur gethan, was richtig war. Das ist alles." Lena nickte zustimmend. Sie war ganz Tanja's Ansicht. Gregor blickte sie verwundert an. Er hatte von Tanja. die er sich einbildete, so gut zu kennen, nie solche Worte erwartet.Würden Sie in ähnlichen Verhältnissen dasselbe gethan haben?" fragte er mit stockender Stimme. Wenn ich Geistesgegenwart genug gehabt hätte; ja", antwortete Tanja ohne Zögern und ihm ins Gesicht blickend. Sie hatte sich eben die Frage selbst bcantworret. Das war ihr erster Eindruck von Myrtow's That. Jetzt sprach sie nur laut aus, was sie vorher gedacht hatte; und sie ver- fiel wieder in Stillschweigen. Das wohlgeformte Köpfchen war auf die Hand gestützt und die Augen blickten träumerisch unter der glänzenden Stirn hervor. Andrej, welcher den Blick nicht von ihr abwenden konnte, sagte sich, daß sie in diesem Moment hinreißend schön sei, und ein Zittern durchrieselte ihn, wie wenn man das Herannahen eines Unglücks fürchtet. Was bedeutete aber das plötzliche, zornige Zusammen- ziehen seines Gesichtes? Es wurde durch den unerrräg- lichcn Gregor verursacht, der seine Liebschaft selbst in einem so unpassenden Moment zur Geltung bringen mußte. Wenn moralische Kraft irgend einen Werth hat," be- gann Gregor in bewegtem Tone,so wäre der beste und größte unsrer Männer ein vermessener Narr, wenn er be- wüßt einen solchen Tausch zuließe." Er war sehr bewegt und sprach mit der Seele auf den Lippen. Andrej hatte aber seinem Freunde Unrecht getha n, wenn er seine Worte frivol deutete. In diesem Moment war Gregor unfähig, von dem Mädchen anders als wie über einen treuen Kameraden zu urtheilen. Es war die Enthüllung einer schönen Seele, welche er begrüßte, und seine Rede im wesentlichen auch ganz wahr, nur kleidete er sie seiner Gewohnheit nach in zu starke Worte. Auf Tanja übte diese aufwallende Beredsamkeit eine entgeg enoesetzte Wirkung aus, anstatt sie zu berauschen, kühlte sie sie völlig ab. Gregor's Uebertrcibungen riefen ihren scharfen Witz wach, und ein Scherz über die Unzeitigkeit seiner Beredsamkeit schwebte schon auf ihrer Zunge. Als sie aber in Gregor's Gesicht blickte, tadelte sie sich selbst wegen dieses unedlen Gedankens, und fühlte sich ihm wieder freundlicher gesinnt. Sie streckte ihm die Hand entgegen und schüttelte sie freimüthig.Sie sind sehr gut, Gregor, aber lassen wir die Sache," sagte sie. Was ist Ihnen?" fragte Lena in demselben Augen- blick ihren Nachbar.'Sie sehen so blaß aus." So?" stammelte Andrej.Es ist wahrscheinlich der grüne Reflex der Bäume am Fenster." Es war aber nickt der grüne Reflex der Bäume. Dies half ihm nur die geisterhafte Blässe seines Antlitzes zu ver- bergen. Gerade in diesem Moment zog die Qual der Eifer- sucht die Schuppen vor seinen Augen hinweg. Er sah, wie durch einen Blitzstrahl, was vom ersten Moment ihrer Be- kanntschaft die Triebfeder seiner Anhänglichkeit für Tanija gewesen war. Er liebte das reizende Mädchen, er liebte hr Gesicht, ihre Blouse, selbst daS Stückchen Diele, auf der sie stand. Und zugleich durchdrang eine Gewißheit, welche ihn um den Verstand hätte bringen können, gleich einem Messer sein Herz: daß, wenn sie je einen Mann lieben sollte, es dieser glattzüngige Schmeichler sein würde, der ihm in. diesem Augenblick geradezu hassenswerth war. Ein Anfall wilder unbeschreiblicher Eifersucht machte ihn schwindlig. Es bedurste einer verzweifelten Anstrengung, seine Selbst- behcrrschung zu bewahren. Er fürchtete sich zu verrathen, wenn diese Stimmung länger andauerte. Ich muß gehen!" sagte er mit erstickter Stimme. Es war ihm, als ob ihn das Zimmer erdrückte. Ist es so spät?" fragte Tanja unschuldig. Sie zog ihre kleine elegante Uhr hervor und sagte, daß sie auch gehen würde. Wollen Sie mich nach Hause begleiten?" sagte sie, sich sowohl an ihn als an Gregor wendend. Andrej verneigte sich schweigend. Natürlich würde er sie begleiten. Es war ihm Bedürfniß, mit ihr zusammen zu sein und sie mit Gregor sprechen zu hören. Er empfand ein heißes Verlangen nach Selbstqnälerei, eine Wonne, sich die Waffe Zoll für Zoll in die Wunde zu stoßen. Nicht um die Welt hätte er auf dieses eigenartige Vergnügen verzichtet. Er konnte nicht, selbst wenn er wollte. Um seine Unabhängigkeit war es geschehen. Er war nicht mehr er selbst. Ihre schwarzen Augen zogen ihn hinter ihnen her. Er konnte nicht von ihr fortgehen, so lange sie ihm zu bleiben gestattete. Gregor sprach den ganzen Weg mit Tanja, während Andrej kaum den Mund öffnete. Jedes Wort, das Gregor sagte, ärgerte ihn. außer- ordentlich. Nach dem Tadel des Mädchens wagte es Gregor nicht mehr, offen seine Schmeichelei fortzusetzen. Aber im Tone, in den Blicken, den Mienen lag Schmeichelei, was Andrej fast ebenso widerlich war. Sie drückten Tanja an der Thüre die Hand und wandten sich heimwärts. Da es noch nicht spät war, schlug Gregor vor, einen Spaziergang zu machen, um die köstliche Nacht zu genießen. Andrej willigte ein. Es war ihm ganz einerlei. Hatte ich nicht recht, als ich sagte" begann Gregor, augenscheinlich auf sein gewähnliches Thema zurückkommend. Laß es ruhen, bitte", unterbrach ihn Andrej,ich bin dessen schon müde." (Fortsetzung fofgt.)