uvd stellte fest, daß Dr. Zimmer wegen Unterschlagungen in größerem Maßstabe entlassen worden sei. Namentlich wurde darauf hingewiesen, daß dieser Musterpatriot die Arbeiter seines Betriebes umdie ihnen zukommenden Gefahrenprämien betrogen und die Arbeitergar noch mit Schimpfworten bedacht habe. Gestern stand nunZimmer vor der Darmstädter Strafkammer, um sich wegen Betruges zu verantworten. Trotzdem unbegreiflicherweise die Unterschleife, die er eingestandenermaßen seit dem Jahre 1ö01 bis 1908getrieben hatte, bloß aus dem Jahre 1903„nachgewiesen" werdenkonnten und das Gericht für die früheren Jahre sich auf die Angaben des Angeklagten„verlassen" mutzte, wurden ihm doch, demstaatsanwaltlichen Antrags gemäß, 9 Monate Gefängnis zudiktiertCharakteristisch ist, daß der Verteidiger in seinem Plaidoyerausführte, man möge die soziale Stellung des Angeklagten berücksichtigen und ihn zu einer. Geldstrafe verurteilen. Diese soziale Stellung war so, daßDr. Zimmer im Jahre 1901 ein Gehalt von 4200 M. pro Jahr bezog. das sich 1908 auf 8000 M. erhöhte. Dazu bekam er jährlich noch800 M. an Remuneration. Es mutete deshalb eigentümlich andaß der Angeklagte behauptete, in Notlage gewesen zu sein undsich obendrein nicht im Bollbesitz seiner Willenskraft befunden zuhaben. Tatsächlich hat das Gericht auch die„Notlage" gelten lasfewwie aus der Urteilsbegründung hervorgeht.Wer wird der nächste unter den großen Geistern des ReichsVerbandes gegen die Sozialdemokratie sein, der dem Dr. Zimmer insGefängnis folgt? Uebrigens hätte der Verurteilte nicht nur alsMilderungsgrund anführen sollen, daß er nicht im„Vollbesitz seinerWillenskraft" gewesen sei, sondern auch, daß er sich nicht im„Vollbesitz seiner Geisteskräfte" befunden habe, denn in puncto Verstandist es bei mancher ReichsverbandSgröße mißlich bestellt.—Unternchmcrterrorismus.Die„Berliner Volkszeitung" vom Freitagabend veröffentlichtfolgenden Geheimvertrag:Z 1, Es verpflichten sich die Besitzer respektive Vertreter derunterzeichneten Werke, unter keinen Umständen von einemanderen Unterzeichneten Arbeiter für sich oder andere zu holennoch von einem der unterzeichneten Werke Entlassene anzu-nehmen, toenn diese nicht nachweislich seit mindestens vierMonaten von dort ordnungsmäßig entlassensind. Dem Werke, welches die Arbeiter entlassen hat, bleibt esgestattet, dieselben nach eigenem Ermessen wieder anzunehmen.Arbeiter, welche wegen eines Vergehens gegen die Subordinationiwas wird nicht alles darunter verstanden! z. B. auch die ver-botene Zugehörigkeit zu einer mißliebigen Organisation. Red.iund Disziplin oder wegen einer ehrenrührigen Handlung voneinem der beteiligten Werke entlassen, sind, dürfen überhaupt nurauf Grund eines KomiteebeschlusscS von einem anderen wiederin Arbeit gestellt werden.§ 3. Um dieser Verpflichtung Nachdruck zu verleihen, wirdfür jeden nachgewiesenen Fall der Uebertretung der ZZ 1 und 2von den Kontravenienten eine Summe von 1S00 M. gezahlt, diesofort unter den anderen unterzeichneten Werken zu gleichenTeilen berteilt und von diesen zugunsten hilfsbedürftiger Arbeiter verwendet wird.8 4. Um das in 88 1 und 2 Gesagte praktisch durchführen zukönnen, tauschen die Werke bis zum 5. jeden Monats eine Listederjenigen Arbeiter aus, die im Laufe des vorhergehenden zurAnnahme und Entlassung gekommen sind, und zwar werden ge-trennt diejenigen Arbeiter aufgeführt, welche nicht ordnungs-mäßig entlassen sind.8 7. Die Ueberlassung von Arbeitern eines Werkes auf dasandere auf freundschaftlichem Wege wird durch dieses Uebereiwkommen nicht ausgeschlossen,8 9. Der Beitritt anderer Eisenwerke als Hochöfen: Gießenreien, Zechen, Maschinenfabriken.und Brückenbauereien zu diesemAbkommen sowie die Ausdehnung desselben auf die Umgegendbleibt einem Majoritätsbeschluß der Mitglieder vorbehalten.8 10. Von diesem Uebcreinkommen kann ein Werk nur nachvorheriger Kündigung bei. dem Komitee, und zwar auch dannnur nach Ablauf ei.nes Jahres, vom Tage der Kündi-gung ab gerechnet, zurücktreten.8 11. Von diesem Vertrage wird jedem Werke ein von allenunterschriebenes Exemplar ausgehändigt.Soweit der Vertrag wörtlich, der bereits seit 1878 mit fol-genden Werken abgeschlossen ist: 1. Tigler; 2, Hütte Phönix, Ruhr-ort; 3. Emscher Hütte, Eisengießerei und Maschinenfabrik Horlewe;4. Firma Fritz Sünnemann; 5. Aktiengesellschaft Phönix, ZecheWcstende; 8. Rheinische Stahlwerke, Meiderich; 7. H. u. E. Albert,Phosphatmahlmühle. Ruhrort; 8. Gute Hoffnungshütte,. Ober-Hausen; 9. Firma Eduard Zehen.Der Vertrag wurde 1905 erneuert und im Mai 1907 hat dasKartell noch eine Erweiterung erfahren, indem ihm die MitgliederdeS Duisburger ArbeitgeberverbandeS beitraten.Vor kurzem erließ der rheinisch-westfälifche Zechenverbandeine entrüstete Erklärung, als ihm nachgesagt wurde, daß er ge-Heime Abmachungen zum Zwecke der Aussperrung und Aus-hungcrung mißliebiger Arbeiter getroffen habe. Nun betrifft dieserGcheimvertrag zwar nicht den ganzen Zechcnverband, wohl aberverschiedene seiner Mitglieder.—Gegen solchen Terrorismus hat natürlich die sogenannte„an-ständige" Presse, die täglich über Arbeitertcrrorismus räsomiiert,nichts einzuwenden._Eine Ternburg-Villa auf Reichskosten?Die.Kolonialpolitische Korres p.", zu deren Haupt-Mitarbeitern der ehemalige Reichskommissar Rahrbach gehört,schreibt:„Berliu, den<5. August 1008. Aus Liideritzbucht wird der„Kolonialpol. Korresp." unterm 8. Juli geschrieben: Heut« trafenhier Väterchen S ch u ck m a n n und Oberstleutnant vonEstorsf ein. sie gehen dem Staatssekretär Dernburg in allerEile nach Warmbad entgegen. Der Gouverneur ist krank gewesen.litt an einer Mittelohreiilzündiing; er ist jetzt aber ganz munter.Väterchen hat für Dernburg in Windhuk eine®tIl�AartUnA 2leilUm,itteIn errichten lassen, dieetwa 80 000 Mark kostet. ES wird gesagt, der Gouverneurhabe keine öe eigneten Räume, Besuche zuempfangen, deshalb sei der Bau nötig gewesen. DieSache machi hier unliebsames Aufsehen, weil sonst anallen Ecken und Enden geipart ivird,"Nun wird ja.Väterchen Schuckmann" Aufklärung gebenkönnen!—_Ein Reinfall der Breslaner Polizei.Am 12. Juni fand in Breslau eine MitgliederversammlungdeS sozialdemokratischen Vereins statt, um zu den Abgeordneten-wählen zum Landtag Stellung zu nehmen. Die gewählten Wahl-männer waren besonders«ingeladen worden, und fernerhinnahmen etwa 100 Frauen an der Versammlung teil. Selbstvcr-ständlich waren sowohl alle Wahlmänner wie auch alle erschienenenFrauen Mitglieder des Vereins. Zur Uebcrwachung waren zweiPolizeikommissare erschienen, die vom Vorsitzenden— Partei-sckrctär Neukirch— aus dem Lokal gewiesen wurden, weil diePolizei in einer Mitglicderversanunlung nichts zu suchen habe.Anstatt aber zu gehen, losten sie die Versammlung auf und wiesendie zur Anwesenheit Berechtigten aus dem Saale. Gemssse Neu-kirch hat gegen das Verhalten der Beamten Beschwerde geführt.Polizeipräsident Dr. Bienko hielt dieses Verhalten aber nicht nur fürberechtigt, sondern deranlaßte auch noch ein Strafverfahren gegenNeukirch wegen Uebertretung des Vcreinsgesetzcs, indem er sichauf den Standpunkt stellte, jene Mitgliederversammlung sei eine„öffentliche, politische" gewesen und hätte angemeldet werbenmüssen. Die Folge war ein amtsrichterlicher Strafbefehl über80 Mk., gegen den Neukirch Einspruch ebhob. Vor dem Schöffen-gericht beantragte nun der Amtsanwalt selbst die Freisprechung.Durch die Beweisaufnahme war festgestellt worden, daß nur Mit-glieder Zutritt hatten. Ein moralischer Backenstreich für denHerrn Polizeipräsidenten lag in dem Plaidoyer des Amtsanwalts,insbesondere aber auch insofern, als dieser ausführte, es sei ohneweiteres glaubhaft, daß an einer Vereinsversammlung,, inder Beschlüsse über das Verhalten von Wahlmännern bei derWahl gefaßt werden sollen, Nichtmiiglieder keinen Zutritt gehabthatten»_Kriegervercins-Rhetorik.In Ratzeburg fand vor einigen Tagen ein„Jägerappell" statt,an dem sich 700 alte Jäger von 13 Bataillonen beteiligten. EinOberstleutnant hielt dabei eine Ansprache, von der ihres drastischenKasernenhofsttls wegen einige Stilproben wiedergegeben zu werdenverdienen.„Wohl ist dieser Appell anders geartet, als Sie es aus Ihreraktiven Dienstzeit her gewohnt sind. Aber genau besehen ist derUnterschied eigentlich nicht so groß.Allerdings, Sie tragen nicht mehr den grünen Rock desKönigs, und doch ist es ein Appell in eigenen Sachen!�Zwar ist es kein Appell mit Gewehren, wo die Waffenoffiziereund die Büchsenmacher durch da» Laufinnere schauten, um zusehen, ob die S e e l e rein geblieben, sich keine Ro st narbenvorfanden, oder ob die Kanten der Felder etwa abgeputztwaren. Aber es ist ein Appell, wo jeder sein eigener Waffen-offizier und Büchsenmacher sein soll und nachsehen, ob nicht etwaseine Seele rot<!) angelaufen i st; wo jeder sich prüfensoll, ob er, wenn ihn sein Lebensweg etwa durch Sturm undUnwetter geführt hat, ob dann auch zur richtigen Zeit mit demWergpol st er des festen Willens reichlich das O e l derVaterlandsliebe durchgezogen hat, so daß rote Rost-bildung nicht eintreten konnte. Es ist ein Appell, wo jeder sichprüfen soll, ob nicht etwa die Kanten der Felder seinerKönigstreue abgeputzt sind durch das schärfste Putzmittelwas es gibt, die Gleichgültigkeit....Wenn wir dann einmal später, da droben im Himmel, unszu einem großen Jägerappell wieder versammeln, und unserHerrgott uns mustert, dann wird er hoffentlich unsallen zurufen können:Tretet weg in Ehren, Eure grüne Farbe istecht gewesen!Und mm laßt uns unseren Jägerappell, von dem hoffentlichjeder eine erfreuende und stärkende Erinnerung mit nach Hause nimmt,schließen mit dem Ruf, den nur wir besitzen, welchen wir aberimmer wieder von neuem verdienen müssen:ES lebe der König und seine Jäger!Horrido!"Auch diese prächtig stilisierte Rede verrät die Furcht vor dem„roten Rost" der sozialistischen Ideen. Ob nun wenigstens dasOel dieser patriotischen Ansprache daS Wergpolster der Jägcrgemütergenügend durchzogen und gegen rote Rostbildung gefeit hat?---Auch ein Kongreß.In diesen Tagen hält der Verband. katholischerkaufmännischer Vereinigungen Deutschlandsin Trier seinen 31. Kongreß ab. Das Programm lautet:Donnerstag. 3. August, abends 8Vz Uhr, Begrüßungsfeier. Freitag, 7. August, morgens 8 Uhr, Hochamt zurAnrufung des hl. Geistes, 9 Uhr Eröffnung deS Kongressesund Beginn der Verhandlungen, abends 6 Uhr Vortrag' überScheck- und Giroverkehr, 8'/z Uhr offizielle Fe st versa mm-lung. Sonnabend morgens 8 Uhr Seelenamt für dieverstorbenen VerbandLbrüder, 9 Uhr Fortsetzung der Verhand-lungcn, abends 3 Uhr F i d c l i t a S. Sonntag morgens9 Uhr Pontifikalamt, 11 Uhr Fahnenfest fahrtdurch die Stadt, Frühschoppenkonzert, 3 Uhr Fest-essen, 8 Uhr F e st b a l l. Montag morgens 19 UhrGeneralversammlung der Sterbekasse des Verbandes, 2 UhrBesichtigung der Kellereien der WetngroßhandlungOrth mit Probe, 3 Uhr Dampferfahrt, 7 Uhr" artenfest mit italienischer Nacht.Der Wahlspruch der katholischen Kaufmannsvercine lautet:„Ehrlich im Handel, christlich im Wandel"— ein Spruch, denbekanntlich auch der bekannte Gauner Terlinden über derTür seines Bureaus stehen hatte. Im übrigen muß eS, nachdem Programm deS Trierer Kongresses zu urteilen, ein sehrf i d e l e S Christentum sein, das den Wandel der katholischenKaufmannSveretnler bestimmt.—franferdd).Tie Bergarbeiter in die Arbeitskouföderation ausgenommen.Paris, 8. Aug.(Eig. Ber.)„Die Sitzung dauert fort." Dasberühmte Wort ist heute die Parole ber Arbeiterschaft gegenüberden Rcgierungsterroristen geworden. Der neue Vorstand derArbeitskouföderation führt die Amtsgeschäfte des in Haft gesetztenKomitees, wenngleich durch die Beschlagnahme vieler wichtigerDokumente empfindlich gehindert, in aller Ruhe fort. Der Ge-wcrkschästSkongrcß wird an dem dafür angesetzten Datum AnfangOktober stattfinden. In seiner gestrigen Sitzung aber hat derKonföderationsvorstand einen Beschluß gefaßt, der für die fran-zösische Gewerkschaftsbewegung mehr bedeutet als die Schikanen,die der regierende Radikalismus gegen sie noch aussinnen mag.Er hat nämlich mit Einstimmigkeit die Zulassung des Bergarbeiter-Verbandes beschlossen und damit die größte Gewerschaft Frank-reichs der Gesamtorganisation der französischen Gewerkschafteneinverleibt. Daß der Kongreß in Marseille diesen Beschluß gut-heißen wird, ist nicht zweifelhaft. Der endlich vollzogenen Eini-gung waren langwierige Verhandlungen vorangegangen. VonSeiten des Konföderationsvorstands wurde namentlich die formelleZusage gefordert, daß der Bcrgarbciterverband keinen Trägereines besoldeten politischen Mandats in den KonföderationSvor-'tand delegiere. Die Tendenz dieser— von den Bergarbeiternerfüllten— Forderung, die den Konföderationsstatuten wie denStatuten des BergarbciterverbandeS entspricht, richtete sich in diesembesonderen Fall gegen den Deputierten BaSly. dem der Vor-wurf gemacht wird, die Bergarbeitergewerkschaft des Pas-de-Calais auf die Zwecke einer Wahlorganisation in seinem Dienstbeschränkt zu haben. Hatte sich der Konföderationsvorstand nochvor nicht langer Zeit mit der von dem Anarchisten Braut»choux geführten separatistischen Organisation des Paß-dc-CalaiSölidarisiert, so stellt der gestrige Beschluß die Wandlung zumBesseren dar. die sich in der französischen Gewerkschaftsbewegungunter dem Druck der kapitalistischen Gegner anzubahnen scheintund die hoffentlich dahin führt, daß die Konföderation wirklichzur Bereinigung aller gewerkschaftlichen Verbände wird, die ihreAufgabe im wirtschaftlichen Kampf gegen da» Unternehmertumsehen, ohne sich mit bestimmten revolutionären Methoden guidentifizieren.Der Staat als Aussperrer.Die„reformfreundliche" Demokratie zeigt immer deutlicher ihrwahres Gesicht. In Nancy waren am Montag die 800 Arbeiterund Arbeiterinnen der staatlichen Tabakmanufakiur von der Arbeitausgeblieben, um sich an der Protestkundgebung gegen die Füjilladevon Draveil zu beteiligen. Der Finanzminisier hat dafür eine43stündige Aussperrung über sie verhängt. Das„Journaldes DöbatS", ein Scharfmacherblatt pur exeollonoo, begrüßt dieseMaßregelung als ein Zeichen der„Besserung" der bisher gegen dieArbeiterorganisationen zu„schwachen" Staatsverwaltung.—Ein Protest.Paris, 7. August. Die Vereinigung der Syn-d i k a t e veröffentlicht gegen ihre Ausschließung vonder Arbeitsbörse, welche der Präfekt des Seinedeparteinentsverfügt hat, einm Protest, in dem sie erklärt, die Ver-einigung werde einen höheren richterlichen Entscheid bean-tragen._Ein Elektrizitätsstreik.Schon seit einiger Zeit stehen die Pariser Elektrizitätsarbeiterin einer Lohnbewegung. Gestern veranstalteten sie einen zwei»stündigen Streik. Um acht Uhr erlosch überall die elei-irische Beleuchtung. Die verursachte natürlich große Verlegen-heilen. Am schlimmsten waren die Theater daran, die nichtspielen konnten und das Eintrittsgeld zurückerstatten mutzten. Inden Cafes und Restaurants suchte man sich, so gut es ging, mitKerzenbeleuchtung zu helfen. Die Pariser nahmen die Verdun-kelung zumeist von der heiteren Seite.Die Arbeiter waren alle auf ihren Plätzen geblieben, umden Ersatz durch Arbeitswillige zu verhindern. Clemenceau hattebereits Genie soldaten aufgeboten, die die Arbeit verrichtensollten. Da begann plötzlich um 10 Uhr überall das elektrischeLicht'aufzuleuchten. DaS Militär mußte unverrichtcter Dingeabziehen......Paris, 7. August. Clemenceau hat beschlossen, die mVersailles liegende Garnison nach Paris zu verlegen, umeventuell ejnem neuen Streik der Pariser Elektrizitätsarbeiter vor-zubeugen, �pcrHen.Eine Bestialität.Wozu der persische Schah, der gelehrige Schüler desblutigen Zaren, seine mit Hilfe der russischen Kosakeiiofslsiercvorläufig wiedererrungene Selbstherrschergewalt gebraucht,zeigt folgender, der„Frankfurter Zeitung" entnommener��Kurz nach dem Bombenattentat gegen den Schah im Früh-ling dieses Jahres, ermittelte die Polizei drei Leute als dmUrheber des Attentats. Aber die Endschumen und das Paria.ment erklärten, die Leute seien durchaus unschuldig und standenin keiner Beziehung zu dem Attentat. Der S ch a h, der damalskeine Macht besaß, mußte die Leute freigeben; nach dem Staats-streich haben sie sich sofort ins Ausland geflüchtet. Auf S s i aSultan, den Besitzer des Hauses, in dem die drei Leute gc-fangen worden waren, fiel natürlich auch Verdacht, da man aberdie angeblichen Attentäter frei ließ, blieb auch er unbehelligt.Da er sich jedoch nicht sicher fühlte, begab sich Ssia Sultan nachdem Staatsstreich zum Schah und bat um einen S ch u tz b r i e f.da er von der unglücklichen Tat nichts wisse. Der Schah gabden erbetenen Schutzbrief. Drei Tage darauf aber wurdeSsia Sultan verhaftet und es wuvde behauptet, man hättein feinem Hause Bomben und Maschinen und Material zu ihrerAnfertigung gesunden. Da er seine Unschuld beteuerte und keineAussagen machte, sollte.er gefoltert werden.� Mqn � zwangihn, große Mengen Tees und Eiswassers zu trinken, in die manvorher harntreibende Mittel gemischt; den Ausfluß derHarnröhre aber schloß man gewaltsam ab. Der Un-glückliche hatte große Angstqualen auszustehen und fürchterlicheSchmerzen; bald wälzte er sich am Boden, vor Wut undSchmerzen schreiend. Als er die Oual nicht länger aushaltenkonnte, erklarte er sich bereit. Geständnisse zu machen, man er.leichterte also die Tortur. Da er aber nur sich anklagte undbehauptete, nur ganz allein das Attentat geplant und ausgeführtzu haben, auch gar keinen Mitwisser gehabt zu haben, so wurdebefohlen, ihn in den Stock zu schrauben und zuprügeln. Gewöhnlich werden die Füße in den Stock geschraubt.Ssia Sultan aber wurde der K o p f eingeschraubt und ausden Kopf dann die Bastionade gegeben. Obgleich er kaum nochein Lebenszeichen nach dieser Tortur abgab, band man eineSchlinge um seinen Kopf, eine andere um die Füße und zogdann beide rückwärts aneinander, bis sie sich berührten. Ob-gleich Ssia Sultan hierbei den Tod fand, wurde sein Leichnaminoch gehenkt. So geschehen unter Mvhamed Alo Schah Kadjarim Jahre der Hedjral32 6.Das ist der Schützling des russischen Zaren, der jetztaus reiner Humanität wieder einmal als Schutzherr derChristen in der Türkei aufzutreten wagt. Und die übrigenGroßmächte finden ebensowenig ein Wort gegen die Greuelnin Persien!Der Schah rüstet unterdessen weiter. ES gilt die Erobc-rung von T ä b r i s, der unglücklichen, geplünderten und halbverbrannten Stadt, die sich noch immer heldenmütig gegendie plündernden Mordbrenner des Schahs zu Wehre setzt.Die t n r k i s ch e R e v o l u t i o n hat auch rn Persien mächtigauf die Volksstimmung gewirkt. Jungtürkische Agitatorensind' in Täbris eingetroffen und propagieren eine Ver»einigung aller mohammedanischen Staatenunter einer kvustitutionellen Verfassung. Es ist nicht unmög-lich, daß der Sieg der Revolution in der Türkei schließlichauch den versischen Verfassungskämpfern zum Siege verhelfenwird._Austreibung aus dem Asyl.Teheran, 7. August. Die Volksmenge, welche wie bereits ge-meldet, in der türkischen Botschaft Zuflucht gesucht hatte.ist gezwungen worden, die Botschaft zu verlassen. Der Schahgestattete das Wiedererscheinen der liberalen Zeitung„Pedaisataw"..Indo- China.Hus der Partei.DaS Internationale sozialistische Bureauhat soeben den Bericht über seine Tätigkeit seit dem StuttgarterKongreß herausgegeben. AuS demselben ist ersichtlich.dah das Sekretariat auch im letzte» Jahre wieder eineumfangreiche Tätigkeit entfaltete und daß es immer mehrzu einem Jnformationsbureau für die gesamte internationaleArbeiterschast wird. Wie notwendig das Vorhandenseineiner solchen Zentralstelle ist, wird an mehreren Beispielen gezeigt.So wandten sich u. a. die amerikanischen Genossen an das Bureau,um Auskunft über die Kommunalverwaltung der französischen Hafen-