öffentliche Metallarbeiterversammlung staitfinocn, in ver GenosseRiem-DreSdcn einen Vortrag über das Thema»Die wirtschaftlicheKrise und ihr Einfluss auf die Lebenshaltung der Arbeiter" haltensollte. Selbstverständlich wurde diese rein gewerkschaftliche Ver-sammlung nicht angemeldet. Trotzdem fand sich der Gemeindcvor-stand des Ortes im Versammlungslokal ein und beantwortete diejjwige des Einberufers, was er in der Versammlung wolle, er seibeauftragt von der AmtLhauptmannschaft, die Versammlung zuüberwachen. Er verlangte sogar, dost pünktlich angefangen würde.Vom Einberufer wie vom Referenten wurde ihm bedeutet, dass eineUeberwachung dieser Versammlung und auch sein Verlangen betr.des Anfangs der Versammlung unzulässig sei. Er blieb. Späterkam sogar noch ein Vertreter Oer bewaffneten Obrigkeit, ein Gen-darm hnizu, der eifrig Notizen macht«. Nach Erledigung des Refe-rat es nahm der Referent Veranlassung, gegen eine solche Nicht-ochtung des Reichsvereinsgesetzes wie der dazu gegebenen mini-stcrjellen Anweisungen und Erklärungen aufs schärfste zu pro-testieren. Die Versammlung beschloß auf seinen Vorschlag, Be-schwerde gegen das Vorgehen der Ämtshauptmannschaft bis in diehöchste Instanz ev. zu führen.Was nützen alle ministeriellen Erklärungen und Anordnungen,sich von jeder Schikane oder Nadelstichpolitik fernzuhalten, wenn jedeunter« Verwaltungsbehörde sich eine besondere individuelle Aus-legung des Ncichsvercins, und Versammlungsgesetzes leistet!—S ch iffahrtskonferenz in Paris.Die Konferenz der Delegierten der verschiedenen Schiffahris-gesellschasten, die in Paris zusammengetreten war, um die zwischenihnen bestehenden Mißhelligkeiten zu beseitigen, die eine Herab-setzung von ö0 Proz. des UeberfahrtspreiseS von Italien nach NewUorl herbeigeführt haben, hat kein Ergebnis gehabt. Jeder Dele-gierte hat em oder mehrere Vorschläge unterbreitet, aber es wurdekeine Einigung erzielt. Die Versammlung hat sich dahin ent-schieden, alle Vorschläge von neuem zu prüfen und die VerHand-langen in kürzester Zeit wieder aufzunehmen. Zu diesem Zwecksoll unverzüglich eine neue Konferenz einberufen werden, wahr-fchcinlich zu Ende August. Die übrigen Fragen betreffend den Ver-kehr auf den nördlichen Linien sind von dem Programm der Kon-ferenz gestrichen worden._Ungültige Bürgervorsteherwahl.DaS Städtchen Nienburg an der Weser ist durchmancherlei Kapriolen des Magistrats berühmt geworden. Es istnoch nicht lange her, da verordnete der Bürgermeister, daß alleVerhandlungen der städtischen Kollegien vertraulich geführtwerden mutzten. Als aber die Presse doch die Beschlüsse und Ver-Handlungen veröffentlichte, wurde die Sperre der Oeffentlichkeitwieder aufgehoben. In diesem welfisch durchsetzten Oertchen truges sich zum Entsetzen aller Patrioten im Dezember v. I. zu. datzbei den Bürgervorsteherwahlen ein Sozialdemo-k r a t gewählt wurde. Der bisherige Vertreter im Kollegium warfrüher auch einmal als Sozialdemokrat gewählt worden, er hates aber verstanden, sich bis zum wütendsten Scharfmacher zu ent-wickeln und genotz das bürgermcisterliche Vertrauen in hohemMatze. Noch ehe die Einspruchsfrist abgelaufen war, erklärte dasVürgervorsteherkollegium die Wahl des Sozialdemokraten. GenossenGajus, für ungültig. Dagegen wurde Beschwerde erhoben unddie Gründe der Beschwerdeschrift brachton dem Bürgcrvorsteher-kollegium die Erleuchtung insofern, als es seinen auf Antrag desMagistrats festgestellten Beschlutz wieder aufhob und die Wahlfür gültig erklärte. Der M a g i st r a t aber weigerte sichnun, den Antrag des Kollegiums, den Genossen Gajus in seinAmt einzuführen, zu erfüllen. Deshalb klagte das Kollegium beimBezirksausschuß, brachte aber die Klage wohlweislich einen Tagzu spät an und wurde deshalb abgewiesen. Außerdem klagtenoch ein anderer Bürger, auch früherer Genosse, gegen die Gültig-keit der Wahl. Grund zur Klage war, daß einige Wähler trotzEinspruch nicht in die Wählerliste aufgenommen seien.Der A e z i r k s a u s s ch u tz hat die Wahl für ungültigerklärt. Die von dem Genossen Gajus vorgebrachten Gründe, datzdie Wählerliste nach erfolgter Auslegung unanfechtbar fei,- datz essich nur um Unregelmäßigkeiten bei der Wahlhandlung selbsthandeln könne und solche nicht vorlägen, wurden für vollkommenrichtig erklärt. Die Wahl wurde trotzdem für ungültig erklärt,weil über die Einsprüche gegen die Wählerliste nicht das Bürger-Vorsteherkollegium, sondern der Magistrat selbstherrlich entschiedenhat. Deshalb liegt eine gültige Wählerliste, so entschied der Be-zirksausschutz, überhaupt nicht vor. Sonach hat der Magistrats»a b s o l u t i s m u s die Ungültigkeit der Wahl herbeigeführt.In seinem Eifer, das Bürgervorsteherkollegium sozialistenrem zuhalten, hat der Magistrat selbst einen Beweis für die Nichtigkeitder vom Bürgermeister S ch ü ck i n g gekennzeichneten Reaktionin der Verwaltung beigebracht. Nicht nur dies, auch daShohe Bürgervorstehcrkollcaium der kleinen Weserstadt hat eineglänzende Prob« seiner Gutmütigkeit abgelegt, und da kann manes dem Magistrat nicht verdenken, datz er solche Bürgervorstehergern behalten möchte. Das gemütvoll einträchtige Zusammen-wirken wird nur durch Sozialdemokraten gestört, und Ruhe ist dochdie erste Bürgerpflicht!_Ein Kind wegen Brandstiftung verurteilt.Vor der Dortmunder Strafkammer hatte sich am Freitag einvierzehnjähriges Mädchen wegen Brandstiftung zu ver-antwolten. Das Kind, ein ganz armseliges, schwächliches Geschöpf,hatte man in»weiser Vorsicht" in Untersuchungshaft ge-nommen. Das Mädchen war mit Ill'/s Jahren bei einemBauern in Dienst. Nach den gerichtlichen Feststellungenwurde eS von seinem.Dienstherrn" mit übermäßigschweren Arbeiten betraut. Nach seinen eigenen An-gaben ist das Mädchen wegen mangelhafter Ausführungen derArbeiten geschlagen worden. Aus Rache hat das Kind dann dasHauS de» Bauern in Brand gesteckt. Der Brandschaden war nichterheblich. In der Verhandlung wurde noch festgestellt, datz dasKind geistig zurückgeblieben ist. Wegen seiner mangelndenFähigkeiten mutzte die Kleine in der z w e i t u n t e r st e n K l a s s eder Volksschule sechs Jahre bis zu ihrer Ent-lassung bleiben. Die Richter nahmen trotzdem an, datzdas Madchen die erforderliche Einsicht der Strafbarkeitihrer Handlung besessen habe. Zu dieser Ansicht kam da» Gerichtdeshalb, weil daeKind sowohl verschiedene Geboteals auch den zweiten Artikel des sogenanntenGlaubensbekenntnisses wie am Schnürchen auf.sage» konnte. Das Urteil lautete dem Anträge des Staats-anwalts gemätz auf sechs Monate GefängniSlDeutsche Justiz I Statt dem bedauernswerten Geschöpf die ihmsehlende Erziehung zu geben, blüht ihm Gefängnis! So solle»branchbare Menschen erzogen werden.—flranhrdcb.Die Provokationspolitik und ihre Folgen.Paris, 6. August.(Eig. Bcr.) Clemenceau will sich mitdm Scharfmachern ausgleichen. Wenn er schon die Konfö-deration nicht auflösen will, wegen der Zwecklosigkeit dieserMatzregel und darum, weil er dadurch völlig zum Sklavender Ri b o t und Genossen würde, so will er ihnen durch einePolitik fortgesetzter Schikanen Genugtuung verschaffen.Heute hat der Seinepräfekt dm Gewcrkschaftsverband desDepartements aus der Arbeitsbörse ausge-wiesen. Als Grund gibt er die vom Verband angeblichunterhaltene„anarchistische und antipatriotische Agitation"an. Der Verband sei eine wahre Filiale der— schon im Ok-tober 1905 ausgewiesenen— Arbeitskonföderation und verwende die kommunale Subvention für propagandistischeZwecke.Die Verfügung deS Präfekten ist einfach ein Akt arbeiter-feindlicher Mitik und seine„Begründung" nicht weiter ernstzu nehmen. Dgs geht schon daraus hekbor, datz der Sekretärdes Verbandes, der jetzt von der Polizei gesuchte A u l a g-nier, ein Mitglied der geeinigten sozialisti-scheu Partei und so weit davon entfernt ist, ein Anarchistzu sein, datz er erst vor kurzem wegen seiner Haltung währenddes Streiks in Draveil Gegenstand der heftigsten Angriffevon anarchistischer Seite war.Dem Gewerkschaftsverband geschieht durch die Auswei-sung nicht der geringste Schaden. Er ist schon in das„Hausder Föderationen" übergesiedelt, wo die Konföderation ihrenSitz hat. Die Verfügung des Präfekten wird nur die Ueber-zeugung vieler Gewerkschaftler verstärken, datz es für dieOrganisation am besten sei, ihre völligeUnabhängig-keit zuerlangon und mit Verzicht auf die Subventionen eineigenes Heim zu errichten._Ein Aufruf an die Pariser.Paris, 6. August.(Eig. Ber.) Die sozialistische Seine-Föderation hat nun die von vielen Genossen mit Ungedulderwartete aktive Politik gegen die Regierung der Füstlladenmit vollem Eifer begonnen. In einem„an die öffentlicheMeinung" gerichteten Aufruf klärt sie das Publikum überdie von der bürgerlichen Presse aller Parteien und— Ge-schäftsfirmen infam entstellten Geschehnisse der letzten Wocheaus, über das von der Regierung verschuldete, durch denAngriff auf den friedlichen Zug der Demonstranten herbei-geführte Blutbad von Villeneuve und über diewillkürlichen Verhaftungen. Sie fordert das Publi-tum auf, sein irregeführtes Urteil zu überprüfen und denVersarnmlunigen beizuwohnen, die die Partei am 8. Augustin acht Sälen in Paris und in elf Vororten einberuft. AlsRedner werden die sozialistischen Deputierten,Gemeinde- und G e n e r a l r ä t e des Departementsund Gewerkschaftler auftreten.Fallidres Geschäftsreise.Paris, 7. Aug. Der Unterstaatssekretär des Inneren Sar-raut teilt im Blatte Depeche de Toulouse" die Ergebnisse derNordlandsreise Fallieres mit. In Dänemark erreichtePichon die Begünstigung für die Einfuhr französischer Weine, fürwelche eine Einfuhrtaxe erhoben werden sollte. In Stockholmerreichte der Minister des Aeutzeren gleichfalls eine Begünstigungfranzösischer Weine; außerdem wird Schweden nach einem miß-lungenen Versuche in London an die Finanzkraft Frankreichsappellieren. In R e v a l endlich hat der Zar dem PräsidentenFallieres gegenüber seine'' Befriedigung ausgedrückt über dasfranzösisch-englische Einvernehmen und das Vorgehen bcr Fran-zosen in Marokko. Der Präsident hat dem Zaren außerdemhinsichtlich der marokkanischen Frage befriedigende Versicherungengegeben. Hinsichtlich der Ereignisse in der Türkei fand eben-falls ein Meinungsaustausch statt, wobei zutage trat, datz in Rutz-land vielfach die Ansicht herrscht, datz zwischen Deutschlandund Oesterreich einerseits und der Türkei andererseitsgeheime militärische Abmachungen beständen,Ein Pretzprozeß.Paris, 7. August. Das Schwurgericht verurteilte den G e»s ch ä f t s f ü h r e r des„M a t i n", Danglos, wegen verleumde-rischer Artikel gegen den Senator und früheren Minister Chaumiezu bvg Fr. Geldstrafe, 5000 Fr. Schadenersatz und Veröffentlichungdes Urteils in 200 Zeitungen und sprach den Verfasser dieserArtikel, Terh, frei. VItalien.Rudini gestorben.Rom, 7. August. Der frühere Ministerpräsident d i Rudiniist heute abend gestorben.Rudini wurde zum ersten Male bekannt, als er im Jahre 1866einen Aufstand in Palermo, der die LoSreitzung Siziliens zum Zielehatte, mit äußerster Brutalität unterdrückte. Ministerpräsidentwar er zweimal. 18S1 und 1806, beide Male als NachfolgerE r i s p i s. Er war konservativ und ohne hervorragende politischeEigenschaften.Portugal.verurteilte Soldaten.London, 7. August. DaS Kriegsgericht verurteilte'fünfUnteroffiziere, die an der revolutionären Be-w e g u n g vom Januar beteiligt waren, zu drei Jahren Festung undim Anschluß daran zu drei Jahren Deportation. Zwei wurden frei-gesprochen.Rußland.Willkürliche Strafverlängerung für die Unterzeichner desWhborgcr Aufrufes.Die»Russ. Korrespondenz" erhält aus Petersburg folgendesTelegramm vom 8. August:Die Verfolgungen der ehemaligen Mitglieder der ersten Reichs-duma, die für den Whborger Aufruf in verschiedenen Gefängnissenihre dreimonatliche Strafe abbüßen, erreichen jetzt ihren GIpfelpunltdurch die eben bekannt gewordene offizielle Mitteilung, daß jenenDeputierten, die in der Provinz keine Einzelzellen vorgefundenhaben, die Haft um einen Monat verlängert wird.ES gibt nämlich ein russisches Gesetz, daS für Einzelhaft eineKürzung der Strafe um ein Viertel der Zeit zuläßt. Unerhörtjedoch und selbst in der russischen Praxis beispiellos ist das um-gekehrte Verfahren einer Strafzeitverlängerung, das eine willkürlicheAushebung eines Gerichtsurteils nach fast vollzogener Strafe.—Die Sozialdemokratie in der Duma.Die sozialdemokratische Dmnafraktion veröffentlichte dieserTage einen ausführlichen Bericht über ihre Tätigkeit währendder verflossenen Session. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, gebenwir hier bloß das wesentlichste aus demselben wieder. Die Frak-tion war sich der ungemein schwierigen Lage, die der Staats-streich vom 16. Juni 1907 für sie geschaffen, sehr wohl bewußt.sie benutzte aber trotzdem jede sich darbietende Gelegenheit, um dieKonjunktur in der Duma auszunutzen. Obwohl gering an Zahl,trat die sozialdemokratische Fraktion in allen wichtigen Verhand»lungen hervor, ihren Standpunkt vor dem aller anderen Parteienstreng abgrenzend. Sie war von allen Parteien der Linken dieeinzige, die das Jnterpcllationsrecht in umfassendem Matze aus-nutzte. Sie brachte eine ganze Reihe von Interpellationen inder Duma ein: über den gesetzwidrigen Verkauf von PossessionS-ländereien im Uralgcbiet, über die Verfolgungen der Gewerk-schaften, über die Greuel in den Ostsccprovinzen, über die Ge-fängnismetzelci in Jekaterinoslaw, über daS provokatorische Vor-gehen der Warschauer Administration in der AngelegenheitOwczarek, über die Katastrophe in den Rykowschcn Gruben undendlich über die Baukatastrophe auf der Schpalernaja in PeterS.bürg. Von allen diesen Interpellationen wurde bloh die letzterein der Duma angenommen und dem Minister übermittelt. Alleanderen wurden entweder in der Duma oder in der Kommissionabgelehnt. Es verdient hervorgehoben zu werden, datz die sozial-demokratische Interpellation wegen des Staatsstreichs vom 16. Juninicht eingebracht werden konnte, weil die hierzu fehlenden Unter-schriften selbst unter den Mitgliedern der Arbeitsgruppe nicht aüf«gebracht werden konnten. Was die Ausarbeitung von Gesetzes-Projekten betrifft, so arbeitete die Fraktion deren bloß zwei aus:über die Streikfreiheit und über die Landverteilung im Ural-gebiet, während sie sich im übrigen damit begnügte, entsprechendeAmendements zu einer ganzen Reihe anderer Gesetzesprojette aus.zuarbeiten. Der Bericht schließt mit den Worten, datz die sozial-demokratische Fraktion sich in dieser Duma keinen großen Hoff-nungen hingebe, datz sie es aber trotzdem auch in Zukunft nichtablehnen werde, den Plan einer parlamentarischen Kampagneauszuarbeiten und ihn nach Möglichkeit zu verwirklichen.Finnland.Landtagspräsidententvahl.Htlsingfors, s. August.(Eig. Ber.) Die Wiederwahl des Jung-sinnen Svinhufondt erregte in der sozialdemolratiichen Fraktioneine heftige Debatte. Im allgemeinen schätzt man S. als einenunparteiischen Präsidenten. Aber er verwarf als Präsident einenAntrag des Genossen S i r o l a betreffend die 20 Millionen für dierussische Regierung zur Unterhaltung de« Militärs, demzufolge dieAbstimmung als eine Verfassungsfrage mit% Mehrheithätte beschlossen werde» müssen. Svinhufondt entschied alsPräsident für die einfache Majorität! Obwohl dieser Umstandin der Fraktion sehr g e g e n ihn stimmte, beschloß die Majorität,doch für S. zu stimmen, uni nicht den Anschein austommcn zu lassen,als hätte nian S. nicht wiedergewählt, weil er bei der russischenRegierung kein gerngesehener Mann ist. So wurde Svinhufondtmit 106 Stimmen geivählt.— Von einem eigenen Präsidenten sahdie Fraktion ab, wohl aber beschlotz sie, einen der V i z e p r ä s i«deuten zu stellen. Man einigte sich auf die Kandidatur des Ge-nnsten Uro Strola, Redakteur des„ThömieS". Er wurdemit 10� Stimmen zum ersten Vizepräsidenten gewählt, während zumzweiten Vizepräsidenten der Altfinne L i st o mit 83 Stimmengewählt wurde.— Das Zentralorgan der finnischen Sozialdemo-kratie„T y ö m i e s" polemisiert gegen den FraktionSbeschlutz wegender Wahl SvinbufondtS, indem es ihn als einen Feind derVerfassung darstellt und ferner: weil seine Wahl ein Herzens-wünsch der Jungfinnen war.Serbien.Der Königsmord.«eigrad, 6. August. In der Abendsitzung der S k u p s ch t i n akam es heute zu st ü r m i s ch e n Szenen. Der AltradikaleMisitsch, der in der Nacht zum 11. Juni 1003 die Truppen befehligte. erklärte, er wisse als Teilnehmer an der Bcr-schwörung gegen König Alexander, datz diese von dernationalen Fortschrittspartei eingeleitet worden fei.Insbesondere seien die Führer der nationalen Partei, Velilowitschund Ribarac, daran beteiligt gewesen. Ribarac erwiderte, daß diesunwahr sei. Misitsch wiederholte seine Behauptung, worauf sichein ungeheuerer Lärm erhob. Die Nationalisten riefen:„Lügner, Schurke!" Misitsch, der sich auf sie stürzen wollte, wurdevon seinen Freunden daran verhindert; die Sitzung wurde unter-brochcn.Nach Wiederaufnahme der Sitzung bezeichnete Velilowitsch dieBehauptung Misitsch als eine gemeine Lüge. Misitsch erwiderte,Velilowitsch sei für die Ermordung des Stönigs Alexanderund Proklamierung der Republik nach der Tat ge-Wesen. Die Liberalen hätten darauf gerechnet, datz sie zur Machtgelangen würden. Ribarac habe, als Gerüchte auftauchten, datz eran der Verschwörung beteiligt gewesen sei, dies dementieren lassen.Ribarac bezeichnete dies als Lüge.(Großer Lärm.) Als Ribaracweiter erklärte, er wäre niemals fähig gewesen, für Geld zumorden, wurde von der linken Seite des Hauses gerufen:Für 300 000 Dinars.(Protestrufe rechts.) Der Führer der Fort-schrittspartei wies die Behauptungen Misitschs mit der Erklärungzurück, datz diese Partei von 1896 bis 1006 überhaupt nicht be-standen habe. Was einzelne Personen vielleicht auf ihre eigeneRechnung unternommen hätten, könne der Partei nicht zurLast gelegt werden.persien.Aufhebung der Verfassung.Der eidbrüchige Schah hat jetzt die Maske ganz fallenlassen und die Einberufung deS Parlaments, die er versprochenhatte,„verschoben". Daß es nach den Wünschen des Schahseine Verschiebung auf den St. Nimmerleinstag sein soll, gehtdaraus hervor, daß der Mensch 35 seiner Leute zu einer ArtStaatsrat ernannt hat; diese lächerliche Komödie soll dasParlament ersetzen._Ununterbrochene Kämpfe.TäbriS, S. August. Gestern und heute wurde wieder g e-schössen, auch mit Geschützen. Die Zahl der Opfer ist nochnicht bekannt. 300 Schachsewan-Reiter trafen hier ein, sie haben iniGarten des SommerpalasteS des Schah Aufstellung genommen.Sattar Khan verstärkte seine Kräfte durch Revolutionäre ausdem Kaukasus._Anschluß an die Türkei?London, 8. August.„Daily Telegraph" meldet ans Teheran.es verlaute, daß die Einwohnerschaft von TäbriS ihre Stadt fürtürkisch und sich selbst für Untertanen des Sultan» erklärthätte.Marokko.Mulah Hafid in Nöten.Tanger, 7. August. Wie aus Marrakesch gemeldet wird.haben dort die Paschas und Noiabeln der Stadt unter Vorsitz deSvon Mulay Hafid eingesetzten Gouverneurs am 2. d. M. in mehr-stündiger Sitzung über die gegenwärtige Lage der Stadt beraten.Wenn man sich in der Hauptsache auch dahin einigte, treu zuMulay Hafid zu stehen, so zeigte die Diskussion doch, daß eS fürunmöglich gehalten wurde, ohne Waffen und Muni-tion Abdul A s i s zu widerstehen. Der Sohn El Glauiswurde mit der Verteidigung der Stadt beauftragt, er erklärt aber,daß er nicht glaube, diese erfolgreich durchfichren zu können.Die Stadtbewohner sind mit oen geäußerten Ansichten unzufrieden,die zu weiter nicht? führen dürften, als die Stadt der Plünderungpreiszugeben._Huö der Partei.Der verimtwortliche Redakteur ber„Leipziger BolkSzeitung", Ge-noffe Keimling, wurde gestern wegen angeblicher Verletzung derBoykottverordnungen der Amtshauptmannschaft von Leipzig vomJahre 1004, in Verbindung mit dem alten, sächsischen BereinSaesetzzu 50 M. Geldstrafe oder 5 Tagen Haft verurteilt. In der„Leip-ziger Volkszeitung" vom 23. November 1907 war die Arbeiterschaftin einer Notiz aufgefordert worden, aus den Besuch deS Gasthofesin Thekla bei Leipzig zu verzichten, da der Besitzer seinen Saal derArbeiterschaft zu Versammlungen vorenthält.Wegen Beleidigung verurteilte das Schöffengericht zu Baum.holder den Genossen Leimpeter», Redakteur der St. Jo-hanner„VolkSwacht", zu 80 M. Geldstrafe und sprach den mit-angeklagten Genossen Klcinauf als vermutlichen Verfasser desunter Anklage stehenden Artikels frei. Aaumholder, em Land-städtchcn abseits der Heerstraße nicht weit von Oberstem an derNahe hat in den letzten Jahren eine Steinindustrie erhalten, wo»durch fremde Arbeiter herangezogen wurden, die einen„fremdenGeist" in daS«idyllische" Landjtädtchcn brachten; es fand die Ar.beiterbewegung und unser Parteiblatt Eingang. Unter dem Ein»