besteht also für die Männer in der Kutte eine„Dienstbotenfrage'. Dah die Sozialdemolratie mit Erfolg seit langem die Interessen des dienenden Standes vertrat, ließ die Herren„Diözesanpräses' nicht ruhig schlafen in der Sorge um das Seelenheil der lieben Schäfchen, und so wurde flugs aus dem Schöße der allemsclig- machenden Kirche dieses„Organ für Dienstboten" geboren. Wie heiß den hochwürdigcn Gesalbten vor dem Herrn unsere tatkräftige Agitation auf den Nägeln brennt, kann man daraus ersehen, daß in jeder Nummer Betrachtungen über«rot und schwarz" angestellt und die bösen Sozis durchgehechelt werden, weil sie in fluchwür- digem Beginnen die katholischen, mit rührender Sorgfalt behüteten Dienstmädchen aus dem Weihrauchschlummer erwecken. In der letzten Nummer werden Aeußcrungen des hochwürdigen Diözesan - Präses der katholischen Dienstmädchenvereine der Erzdiözese Frei- bürg wiedergegeben:„Der äußere Grund." so orakelt unter anderm der Herr mit dem großen Titel:„besteht darin, daß die Sozial- demokratie anfängt, diesen Stand(Dienstboten) in eine Art Ge- werkschast zu organisieren, und daß sie vielfach mit Material aufwartt, das— wie mir scheint— den tatsächlichen Verhält- Nissen mindestens bei uns in Baden nicht entspricht." Der Artikel fährt fort:„Von einer Reform wollen die Sozialdemokraten nichts wissen, sie wollen Abschaffung der Gcsindeordnung und Unter- stellung der Dienenden unter die Gewerbeordnung. Ferner ver- langen die Sozialdemokraten die Organisation der Dienstboten in Gewerkschaften, welches Kampforganisationen sein sollen." Das stimmt! Wenn der Herr aber weiter sagt:„Mein Standpunkt geht davon aus, daß der Dienstbote in der Familie gewissermaßen als Glied der Familie betrachtet wird," so kennen wir das und erleben es täglich, wie die nackten Tatsachen dieser bis zum Uebcr- druß abgedroschenen Phrase den Garaus machen. In einem weiteren Artikel wird die Verhandlung über die Dienstboten auf dem Hamburger Kongreß besprochen und die AuS« führungen der„in der Hauptsache für die Agitation unter den Dienstboten freigestellten Arbeitersekretärin Grünberg" als radikale Phrasen bezeichnet. Genossin Zietz kommt besser weg:»Frau Zietz hat auch eine kurze Rede mit praktischem Inhalt gehalten, sie durfte ja nur zehn Minuten reden; was sie aber sagte, war mehr wert, als der ganze lange Vortrag der Refe- rentin." Wenn aber das Blättchen von der„Monatsschrift für die Interessen der Hausangestellten" sagt, die katholischen Dienst- mädchen Heidelberg » werden nicht auf den sozialdemokratischen Verein zu warten brauchen, um in diesem Verein einen„Be- schützer" und„Retter" zu haben, so ist da? wirklich ein jesuitischer Kniff, um über die wahren Tatsachen hinwegzutäuschen. Die genannte„rote" Monatsschrift ist genau viermal so alt. wie da» Jefuitenblättchen, und ohne unsere Agitation würden sich die Herren Diözesanpräses noch heute den Teufel um die Lage der Dienstboten scheren. Genau wie in der Gewerkschaftsbewegung haben sie hier ihre Zersplitterungsarbeit getrieben zu Nutz und Frommen der Besitzenden und Herrschenden. Unsere Aufgabe ist es. den Betörten die Augen zu öffnen, ihnen den Weg de; Be- freiung zu zeigen._ «Versammlungen— Veranstaltungen. Weißeasee. Montag, den 10. August findet im Lokal VereinShauL Charlottenburgerstaße 150, ein Kaffeekochen nebst Kinderver- gnügen statt. Abends Tanz. £Ius Induftne und ftandeU Syndikate«ud Prodnktionsregelung. Als gegen Ende des IS. Jahrhundert» die Kartelle und Syndikate mit der deutschen Kohlen-, Eisen- und Stahlindustrie wie Pilze aus der Erde schössen, wußten volkswirtschaftliche Theoretiker, die sich trotz ihrer Weisheit über dos Verhältnis von Nachfrage und An- gebot zueinander noch nicht ganz klar geworden waren, zu verkünden, je mehr die Syndikate erstarkten, desto mehr, würden sie die Regelung der Produktion übernehmen, so daß eigentliche Krisen in Zukunft unmöglich werden würden. Die im Jahre 1900 ausbrechende Krise, die gerade in der gut kartellierten Eisenindustrie am schärfsten wütete, sowie die heute herrschende Krise haben diese Prophetie gründlich widerlegt. An die ProduktionSregelung durch die Syndikate glauben heute die Unternehmer selbst nicht mehr, und nur einige sogenannte Wissenschaftler halten noch an ihrer Ansicht fest. In dem jüngst erschienenen Jahresbericht des Vereins zur Wahrung der wirtschaftlichen Interessen der Eisen- und Stahlindustrie von Elsoh-Lothringen und Luxemburg heißt eS zum Beispiel Syndikate sowohl wie Trust» sind nun einmal nicht in der Lage, Konjunktur- schwank un gen de» Weltmarktes Einhalt gebieten z»» können. ES muß aber das Hauptbestreben jeder Syndikats- leitung sein, diese Konjunkturschwankungen im richtigen Moment in ihren Konsequenzen zn ersassen. um m den gesammten zu treffenden Maßnahmen vorbeugend wirken zu können. Der Versuch jedoch, Bewegungen aufzuhalten, die mächtiger sind als eine einzelne, der- artig elementaren Gewalten gegenüber machtlose Gruppe, wird stetSvergeblichsein."_ Die Ergebnisse der Berufszählung vom 12. Juni 1907 in Elsasz-Lothringen . Nachdem vor kurzem erst die Resultate der Berufszählung in Württemberg die Nichtigkeit der sozialdemokratischen Auffassung über die wirtschaftliche Entwickelung ergaben, ist nunmehr gleiches aus Elsaß-Lothringen zu melden. Die von amtlicher Seite soeben veröffentlichten ersten Resultate der vorjährigen Gewerbezählung stellen ebenfalls eine fortschreitende Industrialisierung des Landes, ein Zurückgehen der landwirtschaftlichen Bevölkerung zugunsten der industriellen unter gleichzeitiger Auflösung zahlreicher kleiner, selbständiger Existenzen fest. Stärker noch als in den Jahren 1882 bis 1895— den Jahren der ersten und zweiten Gcwcrbezählung— hat sich seitdem die landwirtschaftliche Bevölkerung vermindert, stärker noch als in der erwähnten Zeitperiode ist seitdem die industrielle Bevölkerung ge- wachsen, die Zahl der selbständigen Existenzen ist sowohl in der Industrie wie in der Landwirtschaft zurückgegangen. Beredter als alle Worte sprechen die amtlichen Zahlen. Nach der Zählung von 1907 gehörten zu den Berufsabteilungen: Personen Prozente Landwirtschaft. Gärtnerei und Tierzucht, Forstlvirtschaft und Fischerei.... 568 153 81,21 Industrie, einschließlich Bergbau und Bau- gewerbe............ 730 952 40,17 Handel und Verkehr, einschließlich Gast« und Schankwirtschaft....... 221 398 13,16 Häusliche Dienste(nicht bei der Herrschast lebende Personen), auch Lohnarbeit wech- selnder Art........... 17864 0.05 Militär-, Hof«, bürgerlicher und kirchlicher «Dienst, sog. freie Berufsarten.... 169 502 8,76 Ohne Beruf und BerufSangab«.... 122881 6,75 Bruchteil von 40 Proz. hat die Landwirtschaft nur noch 31 Proz. gegenüberzustellen, während Handel und Verkehr 12 Proz. der Ge- samtbevölkerung aufweisen. Gegenüber den früheren Zählungen in den Jahren 1882 und 1895 lassen sich folgende Verschiebungen feststellen: Zu-(-H_ M°(-) 1882 1895 1907 Landwirtschaft. Industrie und Bergbau.. Handel u. Verkehr Lohnarbeit wechselnder Art Oeffentlicher Dienst usiv.. Ohne Beruf und Berufsangabe. nähme 1895-1907 absolut Prozent 645 603 616,074 568 153— 47 916— 7,78 563272 605 000 730952+125 352+20,70 142 627 156 458 221 393+ 64 935+ 41,60 16 606 17 863 17 364— 499— 2,79 104 212 150 899 159 502+ 8 603+ 5,70 67 260 70 185 122 881+ 46 696+ 61,29 Während demnach 1882 die Landwirtschaft noch die stärkste Berufsgruppe darstellt, war ihr im Jahre 1895 die Industrie be » reit» hart auf den Leib gerückt, um sie nun im Jahre 1907 ganz bedeutend zu überflügeln. Verhältnismäßig noch stärker als die Industrie hat die dritte Gruppe: Handel und Verkehr seit dem Jahre 1395 zugenommen. Nahezu 65 000 Menschen zählt sie jetzt mehr, das ist eine Vermehrung von 41.5 Proz., wohingegen die Jndustriebevölkerung sich nur um 20,7 Proz. vermehrt hat. Die veränderte berufliche Zusammensetzung der elsoß.lothrin» gischen Bevölkerung zeigt deutlich die bedeutsamen Verschiebungen in deren Wirtschaftsleben. Von 100 der Gesamtbevölkerung gehörten zur Berufsabtcilung: Landwirtschaft...... Industrie und Bergbau... Handel und Verkehr.... Lohnarbeit wechselnder Art.. Oeffentlicher Dienst usw... Ohne Beruf und Berufsangabe 1832 41,93 36,59 9,26 1,08 6,77 4.87 1895 37,96 37,81 9,64 1.10 9.30 4.69 1907 31,21 40,17 12.16 0,95 8.76 6.75 en, In. ehr als Die Landwirtschaft ist also immer mehr dustrie und Handel dagegen sind stündig fortgeschritten" die Hälfte der elsah-lothringischen Bevölkerung findet heute in letzten beiden ihren Unterhalt. Die fortschreitende Jndustrialisie- rung Elsaß -Lothringens steht demnach unbedingt fest. Noch eine andere charakteristische Erscheinung ist innerhalb der Landwirt- schaft festzustellen. Die berufslosen Angehörigen der Landwirt- schaft haben nämlich um 71 000, die dienenden um 3400 abge- nommen, wohingegen die Erwerbstätigen gleichzeitig um 27 000 zu- genommen haben. Bei gleichzeitiger Abnahme der landwirtschaft- lichen Bevölkerung ist diese Zunahme der Erwerbstätigen ein Be- weis für das stärkere Heranziehen der Familienmitglieder zur landwirtschaftlichen Arbeit. Die so viel gerühmte Intensität der letzteren geht auf Kosten der Frauen und Kinder, auf Kosten der Halberwachsenen, der Invaliden und Greise. Das erhellt auch daraus, daß von den landwirtschaftlich Erwerbstätigen nur die Unselbständigen zugenommen haben. Die s e l b st ä n- d i g e n Landwirte sind um 7 6 62 zurückgegangen. Und bezeich- ncnderwcise sind es gerade die Zwergbetriebe, zwischen Vi und 3 Hektar, welche in der Hauptsache zurückgingen. Sie zeigen eine Abnahme von 3040 Betrieben, während d,e Großbetriebe zwischen 20 und 1000 Hektar um 249 Betriebe abgenommen haben. Zuge- nommen um einige Hundert haben lediglich die mittleren Betriebe zwischen 3 und 20 Hektar. Die Behauptung von der Vermehrung des landwirtschaftlichen Kleinbetriel'es kann also nach den aus Elsaß-Lothringen vorliegenden Resultaten ebensowenig gehalten werden, wie nach den Resultaten der Gewerbezählung in Württem- berg, wo sich ebenfalls das genaue Gegenteil herausgestellt hat. Selbstverständlich wird du für die Industrie kaum noch ernst- lich in Frage gestellte Entwickelung zum Großbetriebe auch durch die elsaß -lothringische Berufszählung aufs neue bestätigt. Trotz der gewaltigen Zunahme der industriellen Bevölkerung von 125 000 Köpfen ist ein Rückgang der selbständig Erwerbstätigen von 62�25 Proz. im Jahre 1695 auf 54 860 im Jahre 1907 zu ver- zeichnen. In diesen zwölf Jahren hat das Großkapital 7400 Klein- betriebe verschlungen, die Zahl der unselbständigen Arbeitskräfte aber um 84 000 vermehrt. Nicht nur Fortschritte macht demnach die Industrie, sie vermehrt auch noch in bedeutend stärkerem Maße das Heer der Proletarier. Nur in den kommerziellen Berufen, die außer Handel und Verkehr auch die Schank- und Gastwirtschaften umfassen, haben die selbständigen Existenzen zugenommen; diese Zunahme beträgt je- doch nur 2285 Personen oder 10,73 Proz. Die Zahl der unselbstän- digcn Erwerbstätigen ist in bedeutend höherem Grade gestiegen, und zwar um 32 000 Personen oder um 87,2 Proz. Selbst bei den Dienstboten ist eine Abnahme von 1500 zu verzeichnen. Da gleich- zeitig die Bevölkerung sich um 12,5 Proz. vermehrte, bedeutet diese Verminderung der Dienstboten zweifellos eine Verschlechterung der Lebenshaltung gerade der mittleren Volksschichten. Zusammen l 820 249 100 Der größte Teil der elsah-lothringischen Bevölkerung wird demnach in der Industrie beschäftigt. Dem auf sie entfallenden Soziales. Die„Not" der HauSckg'rarier stand wieder einmal im Mittelpunkt der Verhandlungen des 3 0. Verbandstages des Zentralverbandes der Haus- und G r un d b e s i tz e rve r ei n e De u t schland s, der in dieser Woche in Königsberg i. Pr. abgehalten wurde. Den Ton, aus den die Litanei gestimmt werden sollte, gab von vorhcrein der V c r b a n d S d i r e k t o r F ä h n d r i ch an, der die Teilnehmer des VerbandstagcS begrüßte. Herr Fähndrich, der im Nebenamt freisinniger Stadtverordneter für Berlin ist, jammerte über die s ch w e r e n Wunden, die den Haus- und Grund» besitzern der Städte durch die Kreditnot, Hypothekenkündigungen und Subhastationen geschlagen worden seien. Davon werde, so pro- phezeite er. der Haus- und Grundbesitz sich lange nicht erholen. Gleichzeitig schalt er über die Verschwendung, die von den Stadtverwaltungen getrieben werde. Dabei schwebte ihm natürlich vor, daß jede Ausgabe der Kommunen, die nicht direkt den Hausagrariern zugute kommt, nur zu einer un- gerechten Mehrbelastung des Grundbesitzes führe. Herr Fähndrich will gütigst gestatten, daß die Städte Einrichtungen zur Besserung der Gcsundhcitsverhältnisse und auch der Verkehrsverhältnisse schaffen, z. B. Krankenhäuser und Straßenbahnen. Er hält es aber für falsch, SozialreformgrotzenStilszutreiben; dadurch werde nur das Budget der Städte über die Maßen belastet und ihre Schuldenlast ins Endlose vermehrt. So eiferte er unter anderem dagegen, daß Kinderspielplätze hergerichtet wurden, Walderholungs statten geschaffen würden usw. Man sieht, der Mann hat daS Berliner Hausaarariertum samt der freisinnigen Mehrheit der Berliner Stadtverordnetenversammlung würdig ver- treten. Die Verhandlungen de» Verbandstages begannen mit einer Erörterung der Bodenreformbestrebungen, über die die Hausagrarier bekanntermaßen seit langem sich ereifern. Loden- reform sei, so wurde da ausgeführt, gar nicht notwendig, wenn man den privaten Hausbesitzern dieselbe Unter» stützung wie den Baugenossenschaften zuteil werden lasse. Die Herrschaften wünschen also, daß man sie direkt aus dem Futterkorb des Staates oder der Gemeinde speise. Diese Forderung paßt zu dem Widerstand, den die Hausagrarier gegen die Ein. führung der Wertzuwachs st euer— in Berlin leider bisher mit Erfolg— geleistet haben. Ihre Furcht bor dieser Steuer kam auch auf dem Verbandstag wieder zum Ausdruck. Es versteht sich von selber, daß auch die Sozialdemokratie wieder ihr Teil abkriegte. Die Bodenreform, so schwatzte man. führe zum„sozial- demokratischen Zukunftsstaat", von bodenrcformerischcn wie von sozialdemokratischen Bestrebungen sei nur ein Kulturrück- schritt zu erwarten. Verehrte Herren HauSagrarier, umgekehrt wird ein Schuh daraus. Nicht Bodenreform füh�i zvttk„sozial- demokratischen IukunftSstaat". sondern erst der„sozialdemokratische ZukunftSstaat" wird auch die Bodenreform mit verwirkliche» können. Und die Sorge um den Fortschritt der Kultur dürfen die HauSagrarice, diese rückschrittlichste Kaste unserer Gesellschaft, getrost demselben„sozialdemokratischen Zukunftsstaat" überlassen. Wie schwer die lieben Hausbesitzer es empfinden, daß sie gegen ihre Mieter nicht nach Belieben und Willkür schalten und walten dürfen, da» ersah man auch aus den Verhandlungen über daS Pfandrecht des Vermieters. Der Verbandstag nahm eine Resolution an. die die Forderung aufstellt, daß für WrtschaftS- einrichtungen, die auf Abzahlung genommen sind, der Eigen» tumsvorbehalt dcS Verkäufers fortan nur unter eingeschränkten Bedingungen zulässig sein soll. Auch von der Steuergesctz» gebung forderte der Verbandstag eine bessere Berücksichtigung der Interessen des Hausbesitzes. Der Bevorzugung des mobilen Kapitals müsse mal ein Ende gemacht werden, andernfalls werde von den Hausbesitzerorganisationen die Einführung einer Steuer für den Mehrertrag des mobilen Kapital» betrieben werden. Angeregt wurde noch, eine eigene Tageszeitung zur noch besseren Förderung der Interessen des Hausbesitzes herauszugeben oder mindestens den Tages- zcitungen eine eigene Zentralkorrespondenz gleichen Zwecke» zu- gehen zu lassen. Wie wenn die bürgerliche Presse dem Hau»- ograricrtum nicht schon Borschub genug leistete! Unterstützung hauSagrarischer Sonoerinteressen erwarten die notleidenden Haus- agrarier schließlich auch von der«Wissenschaft". Sie wollen au» dem Säckel ihre» Verbandes„.mittellose National» ökonomcn" bezahlen, damit sie im Interesse de» Grund- besitzes sich wissenschaftlich betätigen. Solche Betätigung mache sich jetzt sogar schon bei den Schülern Brentano», de».erbittertsten Feindes" der Hausbesitzer, bemerkbar. Für die zu organisierend« „wissenschaftliche" Schutzgarde des HausagrariertumS sollen 2—3000 Mark zur Verfügung gestellt werden, aus denen man«Wissenschast« lichc Arbeiten" bezahlen will. Ja, die HauSagrarier verstehen den Rummel! Internationale Sklavenhändler! Den Menschenhandel „engros" betreibt di<r Firma Joseph Korach-BreSlau. Dieselbe vermittelt ausländische Arbeiter für Land, und Forstwirtschaft, Ziegelei und Fabriken und hat in diesem Frühjahr innerhalb sechs Monaten-» wie die Firma selbst angibt — 3000 Arbeiter vermittelt. Ein Offcrtenbrief derselben, vom 27. Juli 1908 datiert, der die sozialen Zustände im 29. Jahrhundert so recht charakterisiert, lautet: „Mit Gegenwärtigem erlaube ich mir, zur bevorstehenden Kam- pagne auSländisch-polnische(meist galizische) und ruthenische Zucker- fabrikarbeiter zu nachstehenden Bedingungen ergcbenst zu offerieren. Mein ausschließlich mit der Vermittelung von ausländischen Arbeitskräften sich befassendes Institut hat langjährige Praxi» und unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu den ausländischen pri, vaten und staatlich unterstützten Bezugsquellen, wodurch e» mir er- möglicht wird, die Herren Arbeitgeber mit leistungsfähigen und hierbei billigen Arbeitskrästen zu versehen. Der Lohnsatz für Männer, d. h. vollwertige Arbeiter, beträgt pro Arbeitstag L M. Kräftige Burschen oder weibliche Arbeiter erhalten 1,70 M. Iußer vorstehendem Lohn erhalten die Arbeiter freie Schlafftelle(Strohmatratze mit Schlafdecken). Kochgeräte und Kochgelegenheit, sowie freie Feuerung. Sofern es tunlich ist, wird den Herren Arbeitgebern empfohlen, den Arbeitern Naturalbezüge zu gewähren. Der Lohnsatz wird hierbei entsprechend herabgesetzt und beträgt: Für Männer pro Arbeitstag 1,20 M., für Burschen und weibliche Arbeiter 90 Pf. Die Naturalien betragen pro Kopf und Woche: 10 Pfund Brot, 3 Pfund Gegräupe. 1 Pfund Mehl. Vi Pfund Salz, 25 Pfund Kartoffeln, je 1 Pfund Fleisch und Schmalz, sodann pro Tag Vi Liter Voll- oder 1 Liter Magermilch, Schlafstelle, Kochgelegenheit usw. wie vor. Auf Wunsch werden besondere Lohn- und Deputatsätze verein» bart; auch verpflichte ich mich als Unternehmer unter' besonderen Bedingungen jede Anzahl Arbeiter mit geeigneten Aufsehern zu stellen. Hierbei mache ich eS zur Bedingung, daß die Leute durch einen meiner Aufseher beaufsichtigt, ausgclohnt und verpflegt werden. Ich verpflichte mich meinerseits, die gewünschte bezw. bestellte Anzahl Ardeiter vollzählig während der ganzen Kampagne zu er» halten eventuell Ersavarbeiter kostenlos nachzuliefern. Die Liefe- rungsbrdingunge» werden besonders mitgeteilt. Erfolgt die Zu- stellung der Arbeiter für Rechnung de» Arbeitgeber», so hat letzterer für die Arbeiter 4. Klasse ab Grenze bi» zur Arbeitsstelle, nach be- endeter Arbeit die Rückreisekosten bi» zur Grenzstation zu tragen. Außerdem trägt der Arbeitgeber die Vermittelungsgcbühr in Höhe von 12 Mk. pro Arbeiter. Im Bedarfsfalle bitte ich, mit mir in Verbindung treten zu wollen und können Sie der kulantesten, prompten und reellen Bc- dicnung versichert sein." Nun folgen Referenzen: Im Frühjahr 1908 sind durch mein Institut 3000 Arbeiter ver- mittclt; davon haben größere Posten Arbeiter nachstehende Herren bezw. Verwaltungen entnommen: 1. Die großhcrzoglich sächsische Generaldirektioa Heinrichau , Bez. Breslau, etwa 600 Arbeiter; 2. der Landwirtschaftliche Verein de» Kreise» Eckernförde , SchleSwig-Holstein , 200 Arbeiter; 3. die Güterverwaltung der Herrschaft Wirrwitz, Kreis Bre». lau, etwa 100 Arbeiter; 4. Herr Rittcrgutspächter Wilh. Scheller auf Kammendorf. Kreis Neumarkt , etwa 50 Arbeiter; 6. Herr Oekonomierat O. Hörning auf Volkstedt bei Eisleben (Sachsen ), 200 Arbeiter; 6. Generaldirektor v. BiSmarck-Antonshof p. Lissa in Posen. 30 Arbeiter; 7. Herrschaft Molkenberg-Berrfelde, Krei» Lebu», etwa 50 Arbeiter usw. Welch ein Hohn liegt in den Ausdrücken„Bezugsquellen", „Lieferung" usw. nicht von Schafen oder Schweinen, sondern von Menschen, nämlich Arbeitern! Im Frühjahr 1908 vermittelt 3000 Arbeiter; Vermitte- lungsgebühr 12 M. pro Kopf, macht eine Einnahme von 36 000 M. in sechs Monaten. Soviel bringt der internationale Sklaven» Handel ein. Bon der PapierverarbeitungS-BerusSgenosseuschaft. Der Umfang der Genossenschaft bat im Berichtsjahre 1907 eine weitere Zunahme erfahren, versichert waren im ganzen 3803 Be- triebe, d. h. 224 mehr als im Vorjahre. Die Zahl der versicherten Personen betrug insgesamt 131 360 gegen daS Vorjahr mehr 8927. Der DurchichnittSlohn betrug pro Kopf der Versicherten 913 M., gegen 890 M. im Vorjahre. Die Größe der Sektionen und der Durchschnittslöhne ergibt sich au» folgender Aufstellung. Es sind versichert: Durchschnitt Sektion I(Berlin ) 719 Betriebe mit 27 374 Arbeitern 1020 M. „ II(Breslau ) 202„. 8 373, 688, , m(Leipzig ) 783,. 80 992, 916 . rv(Hannover ) 423,. 13 355. 884. . V(Kassel ) 315,, 8 799, 786„ „ VI(Elberfeld ) 618.„ 17156, 964. , VII(Lahr i. Bad) 252„, 8 126, 899, , Vlii(Nürnberg ) 491,„ 17 186„ 893. Die Zahl der versicherten Arbeiter ist seit dem Jahre 1888 von 51 000 auf 131 000 gestiegen. Den höchsten Durchschnittslohn zahlt man also in dem Bezirk der Sektion 1, den niedrigsten in dem schönen Schlesien . Schlechtbezahlte'Frauenarbeit wird die Haupt- Ursache dieser Hungcrlöhne fem. Und dabei ist der Beruf gar nicht ungefährlich. Es wurden z. v. im Berichtsjahre 3799 Unfälle gegen 3572 in, Vorjahre angemeldet.
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