zeigt folgende von der«Deutschen TageSztg.' in auffallendem Druck veröffentlichte Notiz: Keine Entziehung von LandwirtschastSarbeitern. Berlin . S. August. Wie uns versichert wird, denkt man an den zu- ständigen Stellen nicht daran, an den Bestimmungen über die Be- schästigung von Ardeitern bei staatlichen oder vom Staate ver- gebenen Tiefbauten Aenderungen vorzunehmen, durch die der LandwirtschaftArbeiterentzogen werden. Was sagt nun die.Staatsbürger-Ztg." Z Hat sie NW auch noch vertrauen? Siichfische Justiz. Vom Amtsgericht Leipzig waren der Redakteur der«Leipz. Vollsztg." Genosse Keimling und der Vorsitzende des sozialdemolr. OriS - vereinS für T h e t l a, Genosse P o e tz s ch. mit Strafbefehlen über 80 bezw. 75 M. bedacht worden, weil sie gegen eine Boljlottverordnuug der Leipziger Amtshanptmannschaft vom Juli 1304 verstoßen haben sollten. Diese Boykottverordnungen sind eine spezifisch-sächsische Erfindung zur Schikanierung der Arbeiterbewegung und möglichsten Unschädlichmachung des reichsgesetzlich gewährleisteten Koalitions- rechts; sie sind vor allem im letzten Jahre wieder öfter auS der Rüstkammer der polizeilichen NadelstichprariS hervorgesucht worden und ihre Anwendung hat in allen Fällen den Segen der höchsten sächsischen Instanz, des Oberlandesgerichts, erhalten. Gegen die Strafbefehle erhoben die beiden Genossen Einspruch und zwar Genosse Poetzsch, weil die ihm zur Last gelegte Straftat — Verlesen und Duldung der Besprechung einer von VetsammlungS- teilnehmern eingebrachten Resolution, die den Boykott über einen Gasthof verhängte— in einer Mitgliederversammlung des sozialdemokratischen OrtSvereinS geschehen, die Strafbarkeit also ausgeschlossen war, da die erwähnte Verordnung als erstes Er- fordernis die Oeffentlichkeit der VerrufScrklärung voraussetzt. Der Strafbefehl gegen Poetzsch stützte sich gleichzeitig auf das alte sächsische Vereinsgesetz. Genosse Keimling beantragte richterliche Entscheidung. weil er die eine der beiden unter Anklage gestellten ZeitungSMimmern gar nicht verantwortlich gezeichnet hatte. Das Urteil lautete gegen Poetzsch auf Freisprechung, gegen Keimling wieder auf 50 M. Geldstrafe mit der Begründung, das Gericht fei lediglich deshalb nicht auf eine Haststrafe gelommen, weil schon der Strafbefehl auf Geldstrafe gelautet habe. ES sei eine ganz belannte Tatsache, daß die Geldstrafe von dem Angeklagten nicht getragen würde. DaS Gericht hätte es deshalb für angebrachter ge- halten, wenn von vornherein auf Haft erkannt worden wäre! Merkwürdigerweise hatte die Amtshauptmannschaft, von der das 'Verfahren ausging, fast genau mit denselben Worten für eine Haft- strafe plädiert.— Kommuiialwahl-Kuriosum. Bei den Iserlohner Stadtverordnetenwahlen vor zwei Jahren wurden zur großen Enttäuschung unserer Gegner in der dritten Ab- teilung die drei sozialdemokratischen Kandidaten gewählt. Das gab der Behörde Veranlassung, vor den diesjährigen Wahlen eine gründliche Säuberung der Wählerlisten vorzunehmen. Eine Unmasse Wühler wurde» gestrichen, die seit ewiger Zeit am Orte resp. in Preußen wohnen, und von denen die meisten erst jetzt gewahr . lverdeu, daß sie leine Preußen sind. Sie konnten davon umsoweniger KemitniS haben, als sie bisher stets unbeanstandet wählen konnten. Das Kuriose ist nun, daß sich unter den entdeckten Ausländern auch der sozialdemokratische Stadtverordnete Pirner befindet, der-fitf IWC die Würde des Stadtvaters bekleidet. Ihm ist vom Bürgermeister nahegelegt worden, sein Mandat niederzulegen, wozu derselbe indes kaum Lust haben dürfte. Sine Handhabe, ihm das Mandat abzu- nehmen, ivird ebenfalls nicht vorhanden fein, da die Wahl in aller Form gültig ist.—_ Hiebe für die christlichen Gewerkschaften. In dem Fuldaer Pa st orale vom Jahre 1300 haben sich bekanntlich die deutschen Bischöfe gegen die interkonfessionellen christlichen Gewerkschaften ausgesprochen, indem sie die k a t h o l i« s ch e n Arbeitervereine als die für die Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der katholischen Arbeiter geeignete Organisation erklärten. Auf Zureden einflußreicher Zentrumsleute, die sich für die christlichen Gewerkschaften eifrig ins Zeug gelegt hatten und in ihnen ein Mittel zur Bekämpfung der Sozialdemokratie schätzten, haben sich dann einige Bischöse, darunter Kardinal Erzbischof Fischer von Köln, veranlaßt gesehen,� die Verurteilung der christlichen Gewerkschaften einigermaßen abzuschwächen und ihnen nachträglich einige süßsaure Worte der Anerkennung zu widmen. Daß aber die geist- lichen Oberhirten nach wie vor die konfessionellen Organisationen als die allein richtigen betrachten, zeigt ihr Verhalten gegenüber der Generalversammlung des Verbandes katholischer kaufmännischer Vereine, die jüngst in Trier tagte. Kardinal Fischer(Köln ) hatte der Versaminlung seinen Segen gesandt und seine Freude darüber ausgesprochen, daß der Verband unbeirrt durch Zeitströmung und mannigfache An- seindung. seinen katholischen Charakter zu wahren und die Verbindung mit den berufenen Lehrern und Führern des katho- lifchen Volkes, den Bischöfen, auch ferner rege und lebendig zu er- halten gesonnen ist." Kardinal Kopp(Breslau ) bezeugt seine auf- richtigste Teilnahme einem Verein,.der die Verfolgung seiner Stande�interesscn vor allem auf den Grundsätzen und Lehren seiner heiligen Kirche aufbauen will." Und Bischof Dominikus von Limburg wünscht, daß der Verband, .wie bisher, so auch ferner, unbeirrt durch gegenteilige Strömungen und selbst Anfeindung, seiner Devise und seinen bewährten Grund- sätzcn treu bleiben und auf streng religiöser Grundlage und in engem Anschlüsse an die Kirche und den Episkopat weiter arbeiten möge." Die auffällige Belobung des Verbandes katholischer Kaufmanns- vereine bedeutet eine versteckte, aber sehr merkbare Abkanzelung der christlichen Gewerkschaften, dte sich durch ihre Jnterkonfessionalität von der.streng religiösen Grundlage" losgesagt und die.Ver- bindung mit den berufenen Lehrern und Führern de» katholischen Volkes" aufgegeben haben.—_ Eine Riesendemonstration gegen die Kriegshetzer veranstaltete am Sonntag die Breslauer Arbeiterschaft. In einem außerhalb der Stadt, dicht an der Stadtgrenze gelegenen Garten« lokale fand um 11 Uhr vormittag? eine Versammlung unter freiem Himmel statt, in der Bernstein über„die auswärtige Lagx und das Proletariat" sprach. Schon um 3 Uhr langten die ersten Genossen aus der Stadt und dem Landkreis Breslau am Ort der Verjamm- lung an und nach 10 Uhr kamen die Besucher aus allen Stadtteilen in großen Zügen herbei. Insgesamt haben 6000 bis 8000 Personen an der Vcrsamnilung teilgenommen. Eingeleitet wurde die Kund- gebung durch einen Massenchor von 250 Arbeitersängern. Die Aus- Führungen des Referenten wurden mit stürmischem Beifall ans- genommen. Zum Schluß gelangte eine Resolution zur Annahme, durch die die Versammelten gegen da» Treiben der Kriegshetzer protestierten.— franferdd*. Sozialistische Protestversammluugen. Paris , 3. August. (Eig.©er.) Die gestrigen Protestversamm- lungen gegen die radikale Reaktion und die Politik des Arbeiter- mords waren glänzend besucht und verliefen überaus zufrieden- stellend. Sie haben zweierlei gezeigt: ersteus, daß in der organt- jierten Arbeiterschaft eine Kampfstimmung und Entschlossenheit über- Hand nimmt, die der Regierung nahelegen sollte, mit der Politik der Provokationen einzuhalten und. an die Verbindungsfreiheit der Ge- werlschaften nicht zu rühren; zweitens daß die geeinigte Partei, selbst in dem von alterSher von konfusem Sekten- treiben erfüllten Paris , das Ohr der Massen besitzt, wenn sie will. Die gestrigen Redner haben mit ihrer Meinung über die ge- fährliche Torheit der Revolvertaklik, die in Draveil - Billenenve eine so verhängnisvolle Rolle gespielt hat. nicht hinter dein Berge gehalten. Ihre Warnungen vor dieser das Geschäft der Reaktion fördernden Kampfweise; ihre Aufforderungen zur gewerkschaftlichen und poli- tischen Organisation, zu einem Appell an die öffentliche Meinung gegen die Klassenjustiz, der die Leiter der Konföderation verfallen sollen, fanden stürmischen Beifall. Wenn die sozialistische Erziehungsarbeit, die bisher in den revolutionär geweckten Massen oft vermißt werde» mußte, eine konsequente und vor Schwierigkeiten nicht zurückschreckende Fortsetzung findet, wemr die sozialistische Partei das arbeitende Volk, insbesondere nicht nur bei Wahlen und zu Demonstrationen in Fragen der internationalen Politik zusammenruft, wird ihre Schätzung als Klasjcnpartei im Pariser Proletariat sicher gewinnen und das Verständnis für die natürliche Arbeitsteilung zwischen Partei und Gewerkschaft wachsen. Im Anschluß mag, um des unmittelbaren Zusammenhangs mit der Agitation für die GewcrkschaftSfreiheit willen. die gestrige, von 2000 Buchdruckern besuchte GewerkschaftS- Versammlung erwähnt werden, die den Konflikt zwischen dem Zentralvorstaud der Fddöration du Livre und der Pariser Sektion behandelte. Bekanntlich hatte der S e k t i o n s v o r st a n d für den letzten Montag die Parole zum General st reik ausgegeben. der Zentralvorst and aber, d. h. der Ultra- possibilist Keufer, der in der französischen Arbeiterbewegung das Rudiment des Comteschen PosttiviSmus repräsentiert, eine Gegenorder erteilt. die arge Verwirrung anrichtete. Der Zcutralvorstand will sich jetzt durch ein Referendum über den Generalstreik, daS aucki eine Frage über die neuliche Haltung des Vorstandes enthält, decken. Die gestrige Versammlung nahm indeS KeuferS Rechtfertigung sehr schlecht auf und sprach dem Zentralvorstand ihr Mißtrauen auS. Sie beschloß ferner mit un- geheurer Mehrheit sich am Referendum, in dem freilich die Provinz sicher den Ausschlag zugunsten des Zentralvorstandes geben wird, nicht zu beteiligen. Jedenfalls ist der Konflikt i» der besten frauzösischen Gelverkschaft sehr bedauerlich.— Belgien . Kongostaatliche Presistipendiate». Brüssel , 10. August. (B. H. ) Der„Patriot" enthüllt heute, daß der Kongostaat in Deutschland ein Preßzentralbureau zu Agitationszwecken unterhielt. Mitglieder des Bureaus ivaren die belgischen Konsuln in Köln , München und Frankfurt . ES wird ein vom Generalsekretär des Kongo - staates, Liebrechts, an den M ii n ch e n e r belgischen Generalkonsul Steub gerichteter Brief veröffentlicht, aus dem hervorgebt, daß der Kongostaat in München für Gehälter etwa 11 000 Frank aus- zahlte und außerdem 7000 Frank jährlich zu AgitationSzwecken zur Verfügung stellte, die jedoch je nach Bedürfnis um weitere 10000 Frank erhöht wurden. Cnglanck. Meuternde Marinemannschaft. London , �<5 Ungust.(SBrU:. B> Der Marinekorrespondent der „Pall Mall Gazette " berichtet, baß die Mannschaft eines TorpedobootSzerstörerS während der Flottenmanöver bei Grantou am Firth of Porth aus Un, Zufriedenheit darüber, daß sie einen Monat lang knappe Schiffsrationen erhalten hatte, die Geschützvisiere und Signalbücher über Bord warf. Die meuternden Matrosen seien verhaftet worden und und würden dem Vernehmen nach vor ein Kriegs- g e r i ch t gestellt werden. Rußland. Der Zarismus als Hüter der Verfassung in der— Türkei ! Das Ministerium deS Aeußern teilt den Wortlaut der russischen Zirkulär depcsche an die Mächte bezüglich Mazedoniens mit, deren wesentlicher Inhalt bekannt ist. Die Stellring Rußlands zu den jungtiirkischen Reformen ist auS folgendem PasiuS ersichtlich: Gegenwärtig stehen wir einem spontanen Akte deS Sultans gegenüber, der der Türkei eine Verfassung oktroyierte, deren Grundlagen und edle Prinzipien sind: Gleichheit vor dem Gesetz für alle Untertanen, gesetzmäßige Organisation der staatlichen Gewalt und gute, unbestechliche Vcrwaltnna. Zweifellos würde die voll- ständige Anwendung dieser Grundsätze dnS Schicksal der mazedonischen Bevölkerung sicherstellen im Sinne der von den Mächten beabsichtigte» Reform. In Anerkennung dessen zögert die kaiserliche Regierung nicht, für den Augenblick weitere Schritte einzustellen. Die Note fährt fort: Selbstverständlich kann die Zurückhaltung Rußlands und anderer Mächte iveder absolut noch bedingungslos fei». Vertragsmäßig erworbene Rechte sowie die der mazedonischen Be- völkerung vertragsmäßig zugesicherten Begünstigungen bleibe» unberührt. Der Minister erklärt schließlich, Rußland könne nicht auf die Möglichkeit verzichten, zu begutachten, ob die Reformen deS Sultans das gewüiischte Ziel zu e r r e i ch e u. und, falls die europäischen Provinzen der Türkei in prekärer Lage verblekben sollten, werde Rußland verpflichtet sein, die unterbrochene Sieformaktion in entschiedenster Weise fortzusetzen. Die Rote schließt mit der Ans» forderung deS Minister« an die auswärtigen Votschafter, ihm die Ansichten des betreffenden Kabinetts über die russische Note nlit- zuteilen._ Zentralverband von Ortskranbenltaflen im Deutlchen Kelch. Braunschweig , 9, August. Unter außergewöhnlich zahlreicher Beteiligung trat heute abend �8 Uhr hier die 15. Jahresversammlung des genannten Verbandes zusammen. Fräßdorf-Dresden , der Vorsitzende der geschäfts. führenden Ortskrankenkasse, eröffnet dieselbe mit begrüßenden Worten. In längerer Rede weift er auf die Bedeutung der Kranken- Versicherung hin. In das Bureau des Kongresses werden die Herren Fräßdorf- Dresden, Meyer-Brauirschwcig und Witti-München gewählt, als Vor- sitzende mit gleichen Rechten, außerdem als Schriftführer Preuß- Hamburg, Magnan-Berlin und Eichstädt-Weimar. Sodann wird die Tagesordnung für die Haupt- Versammlung festgesetzt. Sie ist sehr umfangreich. U. a. wird be- schlössen, die Besprechung der Durchführung der Tarifgemein. schaftmitden Kassenbeamten an eine der ersten Stellen zu setzen. Abgelehnt wird eine nochmalige prinzipielle Stellung- »ahme zur Frage der freien Arztwahl und des A p o t h e k e n w e s c n S, dagegen beschlossen eine Aussprache über die Polikliniken. In der morgen beginnenden Häuptversammlung bildet den ersten Punkt der Tagesordnung der Geschäftsbericht der ge- schäfts führenden Kasse. Derselbe liegt gedruckt vor. Auf den 200 Druckseffsn des Berichts befinden sich eins Menge höchst wichtige sozialpolitische Mitteilungen und Abhandlungen. Zunächst wird die Tätigkeit der Provinzialverbände der Krankenkassen ge- schildert. Sodann werden alle Fortschritte auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge, der Altoholbekämpfung, des AZ��erholungs- und Lungcnheilstättcnwescns, des Mutterschutzes und der Säugling?- fürsorge. usw. dargestellt. Den größten Raum deS Berichts nimmt ein Rundfrage ein, welche der Zcntralverband über die Arzt- frage vorgenommen hat. Von den 207 Ortskrankenkassen, welche ausführliche Antworten einsandten(worunter sich natürlich die größten Kassen des Deutschen Reiches befinden), hatten(Gruppe /c.) II festangestellte Kassenärzte, 31(Gruppe B.) beschränkt freie Arztwahl, d. h. den Mitgliedern die Wahl unter den zugelassenen Acrzten freigestellt, und 75(Gruppe L.) unbeschränkt freie Arzt- wähl. Im Durchschnitt erhoben die Kassen der Gruppe A. 3,35 Proz., B. 3,41 Proz. und C. 3,76 Proz. vom Lohn der Versicherten als Beikrag. Das Krankengeld beträgt durchschnittlich bei den Kassen der Gruppe A. 55,85 Proz., Gruppe B. 53,75 Proz. und' Gruppe C, 52,36 Proz. vom Lohn. Eine längere als die gesetzmäßige 26- wöchige Unterstützung hatten 13,5 Proz. der Kassen in Gruppe A., 16,5 Proz. in Gruppe B. und 12,0 Proz. in Gruppe L. Von je 10 000 Mitgliedern erkrankten mit Erlverbsunfähigkeit 4033 bei den Kassen der Gruppe A., 4137 der Gruppe B. und 5037 der Gruppe C. In den letzten Jahren mußten die Kassenbeiträge erhöhen 36 Proz. der Kassen der Gruppe A., 43 Proz. der Gruppe B. und 58 Proz. der Gruppe C. Im allgemeinen erbringt der Bericht mit einer Fülle statistischen Materials den Nachweis, daß die freie Arztwahl mit den Interessen der Kranken. tasscn unvereinbar ist.— Der Zcntralverbaud hat Pcti- tionen an das RcichSamt des Innern gesandt um Gestattung der Entnahme von Krankcnkassenmitteln zur Beschickung von Kranken- lassen- und sonstigen hygienischen Kongressen; um eine die Jnter- essen der Krankenkassen wahrende Neuregelung des Apothekcnwcscns; um Ermäßigung der gesetzlichen Zuführungen zum Reservefonds vo» 10 auf 5 Proz. der Beiträge; um Ausdehnung der' Invaliden- Versicherungspflicht auf die Hausgewerbetreibenden des Schneiderei- gcwerbeS und um Abänderung des§ 25 des Gewerbcunfall- versicherungsgesetzcs(betr. Erstattung von Vorlägen für Unfall- verletzte an die Krankenkassen). Schließlich ist dem Bericht noch ein Verzeichnis der Kassen beigegeben, welche den mit der Organi» sation der Kassenbeamtcn abgeschlossenen Tarifvertrag ein- geführt haben. ES sind nur 84. Ein weiterer Teil der Kassen hat indes Teile des Vertrags, insbesondere dis vorgesehenen Gehälter, eingeführt. Em der Partei. Zum Parteitag. Mit dem Beschluß des Gewerkschaftskongresses bezüglich der Jugendorganisation beschäftigte sich eine Partei- und Gewerkschaftsversammlung in Delmenhorst , die schließlich eine längere Resolution einstimmig annahm, in der cS heißt: „Der Beschluß ist ein Schlag gegen die selbständigen proletarischen Jugendorganisationen. Er widerspricht den Beschlüssen der Partei- tage von Jena und Mannheim und der Internationalen Kongresse von Paris 1900 und Stuttgart 1307. Die Jugendorganisation kmin sich diesem Beschluß nicht fügen, da die eigene Initiative und die Regelung der eigenen Angelegenheiten ein wichtiges Mittel der Erziehung sind und weil die Selbständigkeit der Organisation ihr für die jungen Arbeiter die größte Kraft gibt." Die Partei in den Bereinigten Staaten ist international ge- mischt, und nach Ansicht des Deutschamerikaners überwiegt das fremde Element in der Partei des Sozialismus. Er bezeichnet diesen gern als„fremdes GewächS" auf amerikanischem Boden. Da ist eine Statistik interessant, die der Parteisekretär über die Nationalität der Delegierten zu dem jüng sie»Parteitag in Chicago aufgestellt hat. Danach waren von den Delegierten 151 Amerikaner, 16 Deutsche . 7 Russen. 4 Jrländer. 3 Engländer, 8 Kanadier , 5 Finnen, und 9 Delegierte waren Angehörige nenn anderer ver- schiedeuer Nationen... Dem Berufe nach waren die Delegierten: 73 gelernte Hand- werker, 3 ungelernte Arbeiter, 3 Grubenarbeiter, 14 Farmer, 7 Stenographen, 4 Eisenarbeiter, 21 Handlungsgehilfen, 12 Anwälte. 16 Redakteure und Zeitungsangestellte, 4 Zahnärzte, 10 Hausfrauen, 20 Agitatoren und Vortragende, 8 Geistliche und 4 Aerzte. Auch das Mter der Delegierten wurde einer besonderen Fest- stellung unterzogen, weil ja doch die Gegner oft genug behaupten, daß die Sozialisten entweder„alte Narren" oder.dumme Jungen" seien. Danach waren zwischen 20 und 30 Jahren alt 22 Delc- gierte, zwischen 30 und 40 Jahren 77 Delegierte, zwischen 40 und 50 Jahren öö Delegierte, zwischen 50 und 00 Jahren 47 Delegierte. Em Industrie und Kandel . Der Handel deutscher Kolonien. Der Handel Dcutsch-OstafrikaS hat im Jahre 1307 nicht die ge- ringsten Fortschritte gemacht. Die Einfuhr hat mit einem Werte von 23,8 Millionen Mark gegen die vorjährige im Werte von 26,2 Millionen Mark einen Rückgang um mehr als 5 Proz. erfahren, wovon fast gleichmäßig der Handel der Küstengrenze und der der Binncngrenze betroffen wurden. Die Ausfuhr dagegen ist von 11 Millionen Mark auf 12,5 Millionen Mark, also um 13,6 Proz. gestiegen, besonders die über die Küstengrenze, während der Ans- fuhrhandel der Binirengrenze nur um wenig über 10 Proz. zunahm. Im Gesamthandel ergibt sich noch ein geringes Aufsteigen von 36,15 Millionen Mark\m Jahre 1906 auf 86,31 Millionen Marl im letzten Jahre. Besser hat Togo abgeschnitten. Sein Außenhandel hat im Jahre 1907 12 615 293 M. gegen 10 682 148 M. im Vorjahr- be- tragen, so daß eine Steigerung von 1 333 145 M.— 18,6 Proz. festgestellt werden kann. Auf die Einfuhr entfallen hiervon 6 633 634 M. gegenüber 6 432 312 M. im Vorjahre. Auf die Ausfuhr entfallen 5 315 609 M. gegenüber 4 139 336 M. im Vorjahre. Da die Ein- und Ausfuhr des Schutz- gebietes an gemünztem Gelbe, dessen Wert die obigen Ziffern initenthalten, nicht unbedeutend ist, gibt die Darstellung der crgcnt- lichen Handelswerte nach Abzug der Wcrtziffern dieses Geldes ein noch treffenderes Bild vom Umfange des Außenhandels des Schutz- gebietes. Nach Abzug der Ein- und Ausfuhr von gemünztem Gelbe hat der Handel dcö Schutzgebietes 10 310338 M. im Jahre 1307 gegen 3 504 456 M. im Jahre 1306 betragen. Hiervon entfallen auf die Einfuhr 5 735 361 M. im Jahre 1307 gegen 5 54« 810 M. im Vorjahre, auf die Ausfuhr 4 514437 M. im Jahre 1907 gegen 2 3ö7 646 M. im Borjahre._ Die KrisiS. Auf den N o m b a ch e r H ü t t e» w e r k e n haben die Arbeiter im vorigen Monat je acht Schichten feiern müssen. Viele Arbeiter stehen freiwillig ab. Die Löhne sind gegenüber dem Vorjahre»m 20— 40 Proz. niedriger.— In Rödingen ist nur noch ein Hoch- ofen im Betrieb, einer wurde im vorigen Monat ausgeblasen, und ein nencrbauter wird vorläufig»»cht in Betrieb ge» nommen. Soziales. Sturmlauf gegen die Bäckcrciverordnung. Tie Bäckermeister halten die Zeit gekommen, kurz vor Inkrafttreten gegen das bißchen Schutz, das der Bundesrat gegen Schtveinereicn und hygienische Schädigungen angeordnet hat, noch- mals energisch Sturm zu laufen. Mit welch fadenscheinigen Argumenten die zum Himmel schreienden Mißstände beschönigt werden und gegen VaS Interesse des Publikums und der Bäcker- gesellen vorgegangen wftd, zeigt die Diskussion auf dem in Haimover
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