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Nr. 187. 25. Jahrgang.

1. Beilage des ,, Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 12. Aug 1908.

August

Gendarm Jude vor dem Kriegsgericht. trugen ihn dann nach seiner Wohnung in Hohen- Neuendorf . As fchen Lokal war und auf dem Rade später wie diese beiden am Ort

Am Dienstag verhandelte das Kriegsgericht der 1. Garde­division die gegen den Gendarmenwachtmeister Hermann Jude er­hobene Anklage, deren Vorgeschichte wir in unserer Sonntags­nummer mitgeteilt haben.

Der

Angeklagte Jude

davongelaufen. Gendarmenwachtmeister Teilig, Mein Bruder brach bald nach dem Schuß zusammen. Wir der, in Uniform, in Gesellschaft von Jude und Tieh im Borgfeld­wir dort angekommen waren, tam der Gendarm Teilig, der des Zusammenstoßes anlangte, bestätigt, daß bei seinem in Uniform war und uns auf einem Rade gefolgt war. Teilig Eintreffen Jude und Tieh noch da waren. Die fragte uns, ob wir wüßten, wer uns überfallen habe, ob wir mit Frage, ob die Gendarmen etwa betrunken waren, wurde auch Bauern eine Schlägerei gehabt hätten. Ich sagte: Wer uns von diesem Zeugen in Uebereinstimmung mit Zieß und Jude überfallen hat, berneint. Sie wollen nur drei Weißen mit Himbeer und beim das werden Sie besser wissen wie wir. Weggehen mit dem Ziegeleibesizer Pagel und dem Forstaufseher Hase ein Glas Bier getrunken haben.

Er fragte nach dem Hergang der Sache. Dabei sagte er, die unde meines Bruders sei ja gar keine Schußwunde, sondern ein Messerstich.

Die Angaben des Zeugen Herrmann wurden von sechs weiteren Zeugen, die gemeinsam mit dem Erschossenen in jener Nacht aus der Versammlung kamen und dem Vorfall beiwohnten, in allen wesentlichen Punkten bestätigt.

ruhig ihres Weges gegangen,

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Zeuge Herrmann bemerkte zu dieser Angabe, die Gendarmen hätten seit 7 Uhr abends an einem Fest, einem Wursteffen im Borg­feldschen Lokal teilgenommen, Stat gespielt und immer eine age Bier nach der anderen getrunken. Dafür Die Gendarmen önnten 3eugen benannt werden. blieben jedoch dieser Behauptung gegenüber bei ihren Angaben. Sie sagten, sie hätten nicht an dem Fest teilgenommen, sondern Karten gespielt haben, verweigerten Tieb und Teilig die stets in einem besonderen Zimmer gesessen. Auf die Frage, ob sie Aussage, weil Kartenspielen im Dienst verboten ist und sie sich nicht selbst bezichtigen brauchen.

dem Borgfeldschen Lokal standen, sind der Meinung, daß die An Die Zeugen Bagel und Hase, die mit den Gendarmen vor rempelung eine absichtliche war und wollen von einer Entschuldigung nichts gehört haben.

Der Angeklagte suchte sich als das

stellte den fraglichen Hergang so dar: Er habe sich an jenem Abend zusammen mit feinem Kameraden Tieß auf Patrouille be­funden. Beide trugen Bibiltleidung, wozu sie die Er­laubnis des Landrats hatten. Der Zweck der Patrouille sei ge­wesen, auf Ruhestörungen und Felddiebstähle zu achten. Ange­flagter und Tieb seien seit 8 Uhr abends abwechselnd im Borgfeldschen Lokal und auf Patrouillegängen gewesen. Als er gegen 3 Uhr nachts auf der Straße vor dem Lokal stand, in Nur insofern war eine Abweichung vorhanden, daß zwei Zeugen Gemeinschaft mit Tiez, dem Ziegeleibefizer Bagel und dem Jagd- sagten, der Zeuge Herrmann habe den Gendarm Tiek schon an­aufseher Hase, tamen mehrere Personen aus dem Beckmannschen gegriffen, ehe Jude den Schuß abgab und habe nach dem Lokal. Giner derselben habe ihn, den Angeklagten, so start an- Schuß den Tich losgelassen, um seinem Bruder beizuspringen. gerempelt, daß er zur Seite auf eine Hede fiel. Das könne Darin stimmten aber die Aussagen dieser Zeugen durchaus über­nicht ohne Absicht geschehen sein, denn er habe nicht mitten im ein, daß sie Wege gestanden, auch sei es nicht ganz dunkel gewesen, denn ein aus dem Lokal kommender Lichtschein habe die betreffende Stelle soweit erhellt, daß man sehen konnte. Als die Leute weiter gingen, von den Gendarmen mit Stockhieben überfallen wurden, und daß habe er, der Angeklagte, gesagt, es sei doch unerhört, solche Flegelei. Jude, der sich Hierauf habe er gehört, daß einer von den Leuten sagte, das sind hinter der Mauer versteckt ja Gendarmen. Dann hätten die Leute geschimpft. Tieb sei ihnen nachgegangen, um zu sehen, was los sei, und der Ange­flagte sei ihm gefolgt. Als sie die Leute erreichten, seien sie von diesen mit Schlägen empfangen worden. Tieß habe ihn, den Angeklagten, um Hilfe angerufen, dann sei er hinzugesprungen wie sie gekommen waren. Der ganze Vorfall habe sich in wenigen und habe mit seinem Stod ganz gehörig eingeschlagen auf die Minuten abgespielt. Leute, welche ihn angriffen. Der Stod sei ihm entrissen worden. Der Sachverständige Medizinalrat Dr. Hoffmann gab sein Er, der Angeklagte, fei feine Angreifer los geworden, er sei nun Gutachten dahin ab, daß der Schuß, den Adolf Herrmann erhielt eine längere Rede, in der er ausführte, die Gendarmen auf den Klumpen zugesprungen, der sich um Tiek gebildet hatte halten hat, die Ursache seines Todes war. seien angerempelt und beleidigt worden, sie seien des­und habe mit seinem Revolver auf einen der Leute einge­Dr. Rosenthal Hohen- Neuendorf halb berechtigt gewesen, die Täter festzustellen, hätten sich also schlagen, der sogleich zu Boden stürzte. Nun sei ein anderer hat den Verstorbenen zuerst behandelt und auch die Gendarmen in berechtigter Ausübung ihres Dienstes befunden. Angreifer auf ihn losgegangen. Dann habe er die Sicherung Jude und Ties am Tage nach dem Zusammenstoß törper- Dabei sei ihnen Widerstand geleistet worden, deshalb des Revolvers gelöst. habe ihn nach den Beinen seines An- lich untersucht. Er hat festgestellt, daß Tietz Würge male hätten sie auf Grund ihrer Dienstinstruktion das Recht gehabt, von greifers gehalten und losgedrückt. Das sei alles. Fortge- am Halse hatte, die auf einen so starken Druck schließen lassen, der Waffe Gebrauch zu machen. Da aber Tiek in gefahrdrohender laufen sei er nicht und Tich auch nicht. Sie beide hätten ihre daß schon bei fürzerer Dauer desselben Bewußtlosigkeit eingetreten Weise angegriffen, worden sei, liege auch Notwehr im Sinne des Sachen auf dem Kampfplak" zusammengesucht. Die Leute aber wäre. Außerdem hatte sowohl Tiek wie Jude Krawunden.§ 53 des Reichsstrafgesetzbuches vor. Der Anklagevertreter bean­seien sogleich nach dem Schuß fortgelaufen. Der Dr. Rosenthal gab als Zeuge auch an, Reinhold Herrmann tragte deshalb Freisprechung. habe am Morgen nach dem Vorfall zu ihm gesagt, er und seine Ge­noffen hätten einen Zusammenstoß mit Gendarmen gehabt, einer von diesen habe geschossen, dann sei Herrmann mit seinen Genossen davongelaufen.

erste Zeuge,

Reinhold Herrmann, ein Bruder des Erschossenen, gab in ruhiger und bestimmter Weise folgende Darstellung des Herganges: Ich ging neben meinem Bruder. In der Dunkelheit lief ich ohne Absicht an einen Mann, der im Wege stand. Wer es war, wußte ich damals nicht. Ich

entschuldigte mich

und ging mit meinem Bruder weiter. Giner von unseren Genossen, der hinter uns ging, stedte ein Streichholz an und sagte dann: Das ist ja der Gendarm aus Birkenwerder in Bibil. Mein Bruder sagte zu mir, ihm habe jemand in die Tasche geschifft. Ich fah auch, daß der Ueberzieher meines Bruders naß war. Wir sind aber ruhig weiter gegangen. Die Sache war für uns erledigt. Aber die Gendarmen tamen hinter uns her und als sie uns cr­reicht hatten, fagte einer von ihnen:

Opfer eines fozialdemokratischen Komplotts hinzustellen. Er behauptete, die Sozialdemokraten in Birkentverder batte, in gebüdter Stellung herantam und den Schuß ab- ständen den Gendarmen feindlich gegenüber und ihm sei nady gab, und daß die beiden Gendarmen sich dann diesem Vorfall gedroht worden, man wolle ihn erschießen. Sie Es wurden auch zwei Oberwachtmeister vernommen. so schnell entfernten, wußten zwar nichts von derartigen Drohungen, meinten aber, die Gendarmen hätten in Birkenwerder einen schweren Stand. Der Vertreter der Anklage

Beuge Herrmann bestreitet ganz entschieden, so etwas gefagt zu haben. Er könne das gar nicht gesagt haben, denn fein schwerverwundeter Bruder konnte ja gar nicht laufen! Bahnsteigschaffner Nidel, der das Gespräch zwischen Herre mann und Dr. Rosenthal mit angehört hat, bestätigte die An gaben des letteren.

Gendarmenwachtmeister Ties"

Das Gericht erkannte nach kurzer Beratung auf Freisprechung mit der Begründung: Da die Aussagen der Belastungszeugen und der Entlastungszeugen fich wesentlich widersprechen, fo sei der Hergang der Sache nicht geklärt. Der Angeklagte könne nur verurteilt werden, wenn seine Schuld einwandfrei nach­gewiesen worden ist. Daß das hier, geschehen sei, davon habe sich das Gericht nicht überzeugen können. Da in Zweifelsfällen immer zugunsten des Angeklagten entschieden werden müsse, so sei der Angeklagte freizusprechen.

Jugendorganisation und Arbeiterfchaft.

sagte aus: Nachdem Jude die Anrempelung als Flegelei be zeichnet hatte, blieben die Leute, die sich etwas entfernt hatten, Dies Thema stand auf der Tagesordnung einer öffentlichen stehen und schimpften: Du bist wohl mit der Mistgabel gepictt. Versammlung, die am Montag in den Arminhallen stattfand. Die Kommt mal her, wenn Ihr was wollt. Wir werden Euch mit Versammlung war sehr gut besucht, zum größten Teil von Jugend­Da haben wir ja die Schweinehunde. Klamotten schmeißen. Ich fragte Jude, was denn los sei? Er lichen beider Geschlechter. Der Referent, Genosse Kazenstein, Gleichzeitig hörte ich flatschende Schläge. Wer zuerst ge- fagte, er sei angerempelt worden. Da sagte ich, wir führte unter anderem aus: Der Parteitag in Mannheim habe den schlagen hat, weiß ich nicht. Einer der Gendarmen schlug meinen wollen doch die Leute feststellen. Als wir dahin Jugendorganisationen, sowohl den politischen in Süddeutschland , als Bruder und mich, der andere hatte sich hinter der Kirchhofsmauer tamen, hatten die Leute Front gegen uns genommen. Ich habe auch den unpolitischen in Norddeutschland, seine Sympathie erklärt. verstedt. Dieser tam, während ich und mein Bruder geschlagen nicht gejagt, da haben wir die Schweinehunde, ich habe auch diese Auch die Berliner Gewerkschaftskommission habe der Berliner wurden, in gebüdter Haltung, den but ins Gesicht geich, Worte nicht gehört. Als ich zu den Leuten herankam, fragte Jugendorganisation im November 1904 ihre Sympathie auss drüdt, hinter der Mauer hervor und als er zwei Schritte ich, was denn los jei. Da betam ich gleich einen Schlag. gesprochen. Es habe deshalb unangenehm berührt, daß von uns entfernt war, Ich hob meinen Stod und wollte mich wehren. Der Stock wurde man jezt von einflußreicher Seite andere Stellung mir entrissen. Eine zweite Person padte mich an der Kehle und gegenüber der Jugendorganisation einnehme. Als die füd­drückte mich gegen den Zaun. Ich konnte nur noch rufen:" Her- deutsche Jugendorganisation mit Rücksicht auf das Reichsvereins­mann, Hilfe!" Dann wurde mir schwarz vor den Augen, ich gefeß ihre Auflösung beschloß, habe sich Robert Schmidt dahin hörte einen Knall und dann wurde ich frei. Jezt ausgesprochen, daß die politische Heranbildung der Jugend trotzdem, tam Kamerad Teilig mit seinem Rade. Wir beauftragten ihn, wenn auch auf anderem Wege, betrieben werden müsse. Sonder­die Leute, die fortgelaufen waren und die wir für Berliner Aus- bar sei es, daß Robert Schmidt auf dem Gewerkschaftskongreß flügler hielten, festzustellen. eine ganz andere Stellung einnahm, und daß der Kongreß sich gegen

gab er einen Schuß ab.

Nachdem der Schuß gefallen war, packte ich den Gendarm Tiez an. Da rief mein Bruder: Ich bin geschossen. Nun ließ ich Tich los und nahm meinen Bruder unter die Arme. Tiek lief, nachdem ich ihn losgelassen hatte, sogleich fort. Jude war gleich, nach dem er den Schuß abgegeben hatte,

Kleines feuilleton.

und Treiben, das die Ein- und Abfahrenden erregen, und fängt immer wieder mit dem einen von neuem an, wenn man mit dem anderen zu Ende ist.

sind scheu und wissen, daß sie durch Gewalttaten der Sache, der sie anhängen, mehr zu schaden als zu nüßen vermögen. In den Dörfern, wo die Nationalitäten eng aneinander wohnen, mag das anders sein. Dort putscht die Geistlichkeit, und die politischen Agenten, die meist im Solde Rußlands oder Italiens stehen sollen, forgen dafür, daß die Unruhe nie erlischt.

Notizen.

4

―n.

In einer türkischen Brovinzftadt. Es ist kaum etwas mehr Der Zufall treibt einem mitunter einen ins Innenland als ein Jahr her, als es noch für gewagt galt, quer durch Reisenden in den Weg. Das ist ein Ereignis, das ausgenutzt wird. Mazedonien zu reisen. Von Verfassungsreformen war noch nichts Das didste Sägerlatein und die kompliziertesten Seemannslügen in der Türkei zu spüren. In der mazedonischen Provinz ging find gar nichts gegenüber dem, was ein im türkischen Innenland Und jetzt ist wie mit einem Zauberschlage alles anders ge­alles bunt durcheinander", obwohl das der durchreisende Fremde reisender Handlungsbefliffener zu erzählen vermag, zumal wenn worden: Verfassung und Verwaltung wird reformiert, die faum verspürte, wenn er nicht gelegentlich durch die dick auf- es sich herausgestellt hat, daß er einem Landsmann seinen Vortrag Beitungen schießen wie Pilze aus dem Boden, von den ersten getragenen Lügen der Presse sich informieren" ließ. Daß etwas halten kann. türkischen Streitbewegungen wird berichtet nun wird wohl auch nicht ganz in der Ordnung war, merkte man am ehesten an dem So jung dieser Kulturpionier auch sein mag, Gefahren hat aus den türkischen Provinzialstädten die Langeweile flüchten und starten Militäraufgebot, das in fleinen Abteilungen das ganze er immer erlebt und siegreich bestanden, wie man schwierigere im die Heimlichkeit und politische Berbissenheit werden sich eine neue Land mit seinem Nez überspannte, das die Bahnhöfe bewacht hielt, Herzen Afrikas nicht bestehen kann. Nach seinen Erzählungen reift Heimat fuchen müssen. an den Brücken und Flußübergängen stationiert war und den ganzen er niemals ohne militärische Eskorte, denn hinter jedem Busch, Polizeidienst des in Frage kommenden Distriktes in eigene Regie" hinter jedem Baum, hinter jedem Felsen steckt mindestens ein Räuber, wenn nicht eine ganze Räuberbande. Wie Johannes in genommen hatte. In den Ortschaften selbst verspürte man nichts von den ver- der Wüste, so muß auch er, der feist und wohlgenährt aussieht,- Eine archäologische Expedition nach Klein. schärften Zuständen. Eine türkische Stadt, und mag sie auch die mindestens an fünf Tagen der Woche von Heuschrecken und wildem asien . Das archäologische Institut von Liverpool hat eine Größe und wirtschaftliche Bedeutung von Uestüb haben, von dem Honig leben. Bald waren es Griechen, die es nach seiner wert- Grpedition ausgesandt, die Ausgrabungen in Satje Geuze an der hier die Rede ist, hat etwas unfagbar totes und erschlaffendes. bollen Persönlichkeit gelüftete, bald Serben, bald Albanesen. Und syrischen Grenze von Kleinasien veranstalten soll. Die Stätte wurde Wer drei Tage in einem solchen Nest verbracht hat, tennt seine nun erst gar seine Abenteuer in den Zigeunerdörfern mit den im vorigen Jahre von mehreren Mitgliedern des Instituts besucht geheimsten Winkel und Gassen in- und auswendig, Beitungen Bigeunerinnen! Sodom und Gomorra ist nichts gegen die ber- und es wurden verschiedene hittitische Bildhauerarbeiten in der oder gar Zeitschriften lassen sich selbst in dem vornehmsten Hotel wahrlosten Zustände, die dort herrschen. Aber makellos und un- Nachbarschaft von Hügeln, die augenscheinlich die Trümmerstätten faum auftreiben. Man setzt sich in ein Kaffeehaus, am liebsten versehrt ist er durch alle diese Gefahren und Verlockungen hindurch von alten Niederlassungen sind, bemerkt. Die Ausgrabungen werden in eins von denen, die an der großen Wardarbrüde gelegen find, gegangen. Nur seine Phantasie, welche selbst die eines Karl May unter Leitung von Professor Garstang vorgenommen, der von Horst trinkt eine Tasse Kaffee nach der anderen und läßt dabei die in den Schatten stellen kann, blüht und treibt ins Ungemessene. Schliephack und Artur Wiltin unterstützt wird. Bigarette nicht ausgehen. In einer türkischen Provinzstadt nimmt man auch mit dem- Ein kostbarer Bucheinband. Blätter von wert­Der Kaffeewirt ist meist ein gefälliger und geselliger Mann. plumpften Nachtreter des seligen Herrn Münchhausen fürlieb. vollen alten Handschriften find in früheren Beiten häufig zu Buch­Er unterhält gern seine Gäste. Er ist über den Stadtklatsch genau Wenn er nichts weiter tut, fo vertreibt er einem wenigstens die einbänden verwendet worden und es ist den Forschern hier schon unterrichtet und weiß, wie man es macht, an teinem Menschen Zeit. Von dem aber, was an politischen Greignissen in Wirklich- mancher kostbare Find geglückt. So hat jezt M. Chatelain, Mit­cin gutes Haar zu lassen, ohne dabei irgendwo anzueden. Nur feit in einem solchen Nest vorgeht, davon merft der Landes- glied der Bariser Académie des Inscriptions, ein Bergament aus über die politischen Dinge äußert er sich nicht gern. Da blißt untundige nichts, bis er auf einzelne Charakteristika von Leuten bem 18. Jahrhundert entdeckt, das aus dem Roman von Lancelot rasch eine hinterhältige Schlauheit in feinen schwarzen Augen aufmerksam gemacht wird, die sich in den Verhältnissen auskennen. du Lac stammte und das dazu gedient hat, einen Band des auf: erstens wird er dem Giaur nichts erzählen, und zweitens Dann merkt man gar bald die feinen Unterschiede, die die Ein- Augustinus" von Jansenius , der der Pariser Universität gehört, zu hat Neugier eines Fremden immer etwas zu bedeuten. Er bleibt geborenen untereinander in der Begrüßung machen. Dann sieht binden.

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höflich und dienstbeflissen wie zuvor, ist aber trampfhaft bestrebt, man die zahlreichen Erkennungszeichen, die im Tragen irgendeines- An der hohen Pforte". Ueber den Ursprung der das Gespräch nach seinem Wunsch und Gutdünken zu leiten. Kleidungsgegenstandes liegen. Dann hat man es bald heraus, Bezeichnung hohe Pforte", mit der man gewohnheitsgemäß die Und wie der Kaffeewirt, so auch der Barbier und die Handvoll welches Kaffeehaus die Bulgaren beborzugen, wohin die Albanesen ottomanische Regierung bezeichnet, gibt eine französische Zeitschrift anderer Leute, mit denen der Fremde bei kurzem Aufenthalt in am liebsten gehen und wo die Serben ihre Zusammenfünfte eine Erklärung. Die Geschichte dieses Beinamens ist sehr einfach; in oberflächliche Berührung kommt. Nur der Kellner berplappert haben. er fiammt von einem alten orientalischen Brauche. Sowohl beim fich gelegentlich. Er ist ein Bulgare und fängt sofort Feuer, wenn An den Markttagen kann man da die besten Beobachtungen persischen als auch beim türkischen Hofe pflegten die Monarchen, die man das Loblied feines Vaterlandes fingt. Darüber, ob auch er machen. Denn da strömt alles von weit und breit in Uestüb zu- in strengster Abgeschlossenheit in ihrem Palaste wohnten, ihre cine kleine politische Rolle spielt, schweigt er, verschmitt lächelnd, sammen. Dann treibt sich auch mehr Militär auf den Straßen Audienzen im äußersten Vorsaal zu erteilen, in der Nähe der fich aus. Doch das ist faum anzunehmen, denn sonst würde er sich herum. Um die Mittagsstunde, wenn der Markt abgeräumt ist, Pforte". In diesem Vestibil wurde auch immer der große Staats wohl faum elf lange Jahre an ein und derselben Stelle ge- fommen die Bekannten zusammen. Treibt der Zufall ein fremdes rat abgehalten, dem die verschiedenen Minister und der Großwesir halten haben. Geficht in das Lokal, dann verstummt alles, wie auf Kommando. beiwohnten. Hieraus entwickelte sich nach und nach die Gewohnheit,

Man ist also rasch mit seinem Latein zu Ende. Man schlendert Mißtrauisch firiert man den Eindringling. Das Gespräch ver- die Regierung und alle hohen Würdenträger des Hofes unter den durch die Bazargaffen, pilgert durch das staubig- schmutzige Türken- stummt oder wird nur im Flüsterton weitergeführt. Denn der Begriff der hohen Pforte" zusammenzufassen. Die Pforte", die fo biertel, dessen Straßen aus fensterlosen Lehmmauern bestehen, politische Agent und der Polizeispißel sind in der Türkei beim der Sultansregierung gewissermaßen einen Namen gegeben hat, gebt hinauf auf die Höhe des Konats, von der man eine recht Bolte ebenso gefürchtet und gehaßt wie in anderen Ländern existirt noch heute und felten versäumt es ein Besucher, das archäo­hübsche Aussicht auf das Ljubetrngebirge und das Wardartal ge- Europas , die sich stolz und selbstbewußt Kulturstaaten nennen. logisch interessante und historisch bedeutsame Architekturstück zu be nießt, bummelt am Bahnhof herum und beobachtet das Leben. Bu Tätlichkeiten aber kommt es in der Stadt selten. Die Leute sichtigen.