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Nr. 188. 25. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donerstag, 13. Auguf 1908)

Positive Vorschläge

zur Reorganisation der Jugend­organisation.

Man schreibt uns aus Gewerkschaftskreisen:

Es sind zum Teil Mitglieder, die mit ihrer Erfahrung den Nach wuchs in die kleineren Führerposten einführen.

Ich möchte die Arbeit der Gewerkschaften mit der zu ihnen ge hörigen Bildungsvereine völlig geteilt wissen. Die Gewerkschaften Ein weiterer Fortschritt auf dem Gebiete der modernen Jugend- organisieren ihren Kreis, bieten den Jugendlichen allen Schutz in organisation ist die vor zwei Jahren gegründete Jugendabteilung ihren selbstverwalteten Seftionen( wie z. B. bei den Transport­des Deutschen Transportarbeiterverbandes. Hier wird in ideeller arbeitern). Die Gewerkschaften überweisen ihre Mitglieder dann per wie in wirtschaftlicher Beziehung für die Jugendlichen gesorgt. Karte an die Registratur des Bildungsausschusses. Abgesehen von der nach einem Jahre eintretenden Arbeitslosen- und Es wird so bei richtiger Durchführung der Resolution D. I. das Krantenunterstüßung sowie der zeitweise sehr flotten Arbeits- geschaffen werden, was sie beabsichtigt, nämlich ein Riesenfortschritt. bermittelung steht den Jugendlichen die über 3000 Bände starke Ver- Selbst den fanatischsten Bekämpfern der Resolution, die angeblich alles bandsbibliothek zur Verfügung. Größere Verbandsversammlungen Freie" erwürgen soll, werden folgende Borschläge sicher gefallen. Keine Tagesfrage hat in den letzten Wochen, die feit Schluß der Jugendlichen finden in eigenen Räumen des Verbandes statt, Das Bindeglied zwischen den einzelnen örtlichen Bildungs- Aus­des Gewerkschaftskongresses verflossen sind, so die Gemüter der wo fein Trintawang herrscht. Durch Arrangierung von schüssen müßte ein Zentralorgan( bildenden Inhalts) sein, interessierten Gewerkschafts- und Parteigenossen erhigt wie die: Ausflügen, verbunden mit Spielen, werden die schönen ähnlich der 1902 herausgegebenen Hütte". Die Jllustrationen wie bedeutet der Beschluß des Kongresses einen Fortschritt für die Er- Sommerfonntage ausgefüllt.( Jm Lehrlingsverein ebenfalls.) der Text waren in dieser Zeitschrift der Jugend aus dem Herzen ziehung, Ausbildung unseres jugendlichen Nachwuchses oder nicht. Die Bewegungsfreiheit innerhalb des Verbandes und gesprochen. Selbstverständlich müssen die getverkschaftlichen Organe Vorausschiden möchte ich, daß ich mich feit zirka 15 Jahren für der Sektion ist gleich der der Erwachsenen. Rechte und ihre Spalten auch den Jugendlichen für Fachangelegenheiten öffnen, die Vereinigungen der Jugendlichen, ganz gleich welcher Tendenz- Pflichten bewegen sich auch in demselben Rahmen, wie in dem Lehr- ebenso gewerkschaftliche Sektionsversammlungsberichte bringen. Die vertretung, Schattierung und Konfession, interessiere. Eine ganz lingsverein. Ein Pressen des jugendlichen Vorstandes in gewert Bentralzeitschrift müßte auch gleichzeitig örtliche Publikationen des besondere Aufmerksamkeit würdigte ich dem Organisationssystem fchaftliche Formen findet also nicht statt. Bildungsvereins aufnehmen, um unnötige Ausgaben zu sparen. der größeren christlichen, katholischen Jugendvereine, dem seit einigen Ihre Seftionsleitung, Abteilungsführer und Bezirksführer Die ganze Expedition würde sicher wie bei den Transport­Jahren bestehenden Vereine der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter wählen sich die jungen Transportarbeiter selbst. Vielleicht ist auch arbeitern von den Jugendlichen selbst erledigt werden. sowie der freien gewerkschaftlichen Jugendorganisation. erwähnenswert, daß die gewerkschaftliche Jugend ihre Versamm- Diese große Reorganisation der jungen Garde" erfordert eine Wenn nicht zwischen den orthodoxen und liberalen christlichen lungen von den 16, 17, 18jährigen leiten läßt, ferner daß die weitere Reorganisation seitens der Gewerkschaften( vielleicht hat auch und katholischen   Vereinspräsidenten eine so tiefe luft läge, so jugendlichen Transportarbeiter durch freiwillig arbeitende Be- die Partei daran ein Interesse). Es handelt sich um nichts anderes, befäßen wir in Norddeutschland seit mehreren Jahren große chriftlich- zirksführer sämtliche Einladungen zu den Sektionsversammlungen, als die sehr notwendige 3entralisierung der Gewerkschafts­gemischte Bentraljugendorganisationen. Dann würde selbst die Ausflügen usw. überwiesen erhalten. Einige Bezirksführer aus ent- bibliotheken( besonders für Berlin  ). Fast alle Gewerkschaften klagen einwandfreieste Kongreßresolution unsererseits nicht die von uns fernt gelegenen Stadtteilen entleihen sogar für ihre Bezirkskollegen über die mangelhafte Lesefreudigkeit der Mitglieder. It's auch ein verschlafenen zwanzig Jahre Jugendorganisationsentwickelung wieder Bücher aus der Bibliothek, um den jungen Kollegen Zeit und Fahr- Wunder? Wieviel Opfer müssen die lefeeifrigen Gewerkschafts­wettmachen können. geld zu sparen. mitglieder auch bringen. 20-30 Pf. Fahrgeld und 1-2 Stunden Leicht wird es den christlichen Jünglingsvereinen gemacht, Ziehen wir nun die Bilanz der Ergebnisse der bis jetzt ar Beitverlust tostet manches fleine Werkchen dem Lefer oder der die Jugend in ihren Bannkreis zu ziehen. Die Lehrer an den beitenden, bestehenden deutschen freien Jugendbewegung, wozu wir Leserin. Sicher sind wir alle davon überzeugt, daß das Bibliothets­Schulen, besonders die Geistlichen, vereinzelt auch noch die Lehr- die freie wie die gewerkschaftliche Organisation rechnen müssen. Es wesen mit dem Wesen der Jugendorganisation zusammenhängt. herren oder Geschäftsleiter, helfen die Zahl der Schäflein vergrößern. hört sich ja wunderbar schön un, was bis jetzt von dem Lehrlings- So stelle ich die zweite Forderung auf, daß die Gewerkschaften sich Bemerkenswert an dem System der Christlichen   ist die Schaffung verein, den gewerkschaftlichen Transportarbeitern, Lithographen usw. bald mit der Einrichtung von Filialbibliotheten be eines eigenen Jugendheims, z. B. in Berlin   in der Wilhelm geschaffen ist; aber es ist eben erst der Anfang von dem, was schäftigen. Doppelt gutes könnte in Berlin  , Hamburg   usw. straße. Um ein jegt gebräuchliches Schlagwort zu gebrauchen: wir zu leisten haben, mit ber Errichtung von Filialbibliotheken erreicht werden. sehr weise hat man mit der Schaffung eines Jugendheimes der Wenn es auch etwas Bedrückendes, Beschämendes für uns hat, Befäßen wir zum Beispiel in Berlin   acht Filial- oder Stadtteil­Psyche" der Jugend Rechnung getragen. Eine große Turnhalle, so muß es doch gesagt werden, wir stehen jetzt am Kreuzweg und bibliotheken, die von allen Gewertschaftsmitgliedern Bibliothet, Lesezimmer, foholfreie Erfrischungsräume stehen den müssen, ob wir wollen oder nicht, ein Stück von dem Wege benutzen, benutzt werden könnten, in sauberen Sälen, im Hintergebäude eines jungen Leuten Sonntag von 5 Uhr an zur Verfügung, mit den unsere Gegner bereits benutzt haben. Ich habe diefelbe Auf großen Grundstückes, so wäre es jedem Interessenten möglich, bei 10 bis 20 Pfenniger in der Tasche können sich die Jünglinge fassung, wie alle diejenigen Genossen, die der Meinung sind, daß einer gut angelegten Benugungszeit ohne Unkosten und Zeitverlust den ganzen Sonntagnachmittag amüsieren. Die Abende werden mit jest teine Beit ist, um Worte zu streiten, sondern Vorschläge zu ein gutes Werk zu erhalten. Aber auch besonders für die Jugend gemeinsamen Gesängen, Worlesungen, Vorträgen ausgefüllt. Natür- machen. Die leitenden Personen der Gewerkschaften wie der Partei wäre etwas Gutes geschaffen. Diese Säle könnten an verschiedenen lich muß hier eingeschaltet werden, daß für die freie geistige Ent- haben möglichst schnell alle technischen und materiellen Hindernisse, Abenden den Jugendsektionen zu kleineren Ab­wickelung nicht gesorgt word, da die religiösen Abendandachten, die die der Ausführung der Resolution D. I. entgegenstehen, zu beseitigen. teilungsversammlungen zur Verfügung gestellt werden. gewöhnlich 1 Stunde daiern, der Hauptzweck des ganzen Systems Scheinbar wird eine Dezentralisation eintreten, um die Klein- Als schwachen Vergleich könnte man den eigenen Saal der Transport­find. Es ist auch selbstverständlich, daß in allen diesen Vereinen arbeit zu erleichtern. Es werden die deutschen freien Gewerkschaften arbeiter heranziehen, der zirka 200 Personen faßt und speziell den die leitenden Personen ni von den Jugendlichen gewählt werden alle ihnen gehörigen jugendlichen ungelernten Arbeiter und Lehr- Jugendlichen zur Verfügung steht. linge organisieren müssen nach gleichem Muster und mustergültig. Der Sohn des Arbeites, der mit der religiösen Weltanschauung 3. B. den Gewerkschaften von Groß- Berlin wird es gar nicht schwer in das Leben tritt, wird sie von solchen Einrichtungen wie sie der fallen, in furzer Zeit 10 000 Mitglieder unter 18 Jahren zu er­Verein christlicher junger Männer z. B. befißt, an werben( 3000 organisierte Jugendliche sind bereits vorhanden). Für gezogen und bald heinisch fühlen. Viele von den Jugend- die geistige Weiterentwickelung müßte ein 8entralbildungs­lichen find indes nicht recht mit den dort vertretenen Tendenzen ein- ausschuß geschaffen werden, der aus intelligenten Jugendlichen verstanden, es zeigt sich befunders bei den Abendandachten, wo die und pädagogisch geschulten erwachsenen Kräften aus. Partei und Ge­Leiter oft die schmerzliche Beobachtung machen müssen, wie die werkschaft zusammengesetzt wäre. Der Bildungsausschuß Berlin  " Zöglinge sich diesen Veranstaltungen entziehen. würde weiter von Gewerkschaft und Partei einen Geldzuschuß er halten. Rechnen wir bei 10 000 Mitgliedern pro Kopf nur 10 Pf. wöchentlich, so beträgt die wöchentliche Einnahme des Bildungs­ausschusses 1000 Mart, die jährliche Einnahme somit 52 000 Mart. Das wäre die finanzielle Seite. Ich stehe ganz auf dem Standpunkte der Genossin Jda Altmann. Un­Bei uns ist vor einigen Jahren durch die Gründung des freien bedingt müssen sämtliche gewerkschaftlich organisierten Lehrlinge fins er erfe Saft in eigener Sache der Jugendlichen und jugendlichen Arbeiter dem Bildungsverein angehören. Da ist getan worden. Berhältnismäßig schnell haben vor zirka 4 Jahren es notwendig, für die Taufende Jugendlicher ein Heim zu schaffen, die Berliner   Jugendlichen ihren Verein hochbekommen, wobei ihnen wo sie Sonntags das finden, was ich von dem christlichen Vereins­allerdings die Polizei durch Maßregelungen, Bersammlungs- haus angeführt habe. In Berlin   würde ein Heim nicht genügen, auflösungen usw. unbewußt behilflich war. Trotzdem der Mitglieds- da es mindestens an 5-8000 Jugendliche in Berlin   gibt, die als beitrag monatlich 25 Pf. beträgt, hat die Begeisterung und die Schlafburschen bei ihnen ganz fremden Leuten wohnen. Die Mitgliederzahl in der letzten Zeit abgenommen. Die Versammlungen Jugendheime fönnten im 28interhalbjahr um 2 Uhr geöffnet werden, Noch einiges möchte ich über das Programm des Bildungsvereins werden in den allgemeinen wie den Abteilungszusammenfünften in wo den Besuchern vor 6-7 Uhr Zeit gelassen wird, zu lesen, zu öffentlichen Lokalen abgehalten. Vorträge bildenden Inhalts füllen spielen oder sich sonstwie zu unterhalten. Von 7-8 oder 29 Uhr die gewöhnliche Tagesordnung aus. Hervorgehoben muß werden, dürften Lichtbilder, kinematographische, musikalische oder wissenschaft­daß die Agitation, zum Teil auch technische Bureauarbeiten liche Vorträge angebracht sein. Scheinbar nebensächliche Gebiete, von den Jugendlichen selbst erledigt werden. Die wie Anstandslehre, Stenographielehrkurse, könnten später ebenfalls führenden Personen stehen im Alter von 18, 20, 21-26 Jahren. betreten werden.

können.

Betrachten wir nun leidnschaftslos und objektiv das, was wir in unseren Reihen von Jugedorganisationen besigen unter gleich­zeitiger Beantwortung der Fage: laffen wir es beim alten, oder versuchen wir so schnell wie möglich der Hamburger Resolution Leben zu verschaffen?

Kleines feuilleton.

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Alle Vorschläge, sowohl der Hamburger Resolution als der Diskussionsredner auf dem Kongreß, ebenso die Wünsche der Schreiber in der Neuen Zeit", im Vorwärts" usw. würden in Er­füllung gehen resp. sinngemäß ausgeführt werden, wenn diese meine Vorschläge als Fundament aufgefaßt würden. Auch ich bin für freie geistige Entwickelung des jugendlichen Menschen". Nicht aber unter Ausschluß des bildenden, pädagogisch führenden erfahrenen älteren Menschen als Reiter. Die Jugendlichen verlieren doch nicht ihr Selbstverwaltungsrecht, wenn sie in einem neuen großen Kreise das, was sie bis jetzt geleistet haben, ohne finanzielle Be schränkung dann viel beffer ausführen können. Der einzelne Jugendliche braucht sich dann nicht etwas darauf einzubilden, daß er Karten ausschreiben und 2-300 M. rebidieren darf. Der strebsame Jugendliche wird sogar höhere Aufgaben erhalten, da der Riesen­betrieb dann arbeitswilliger Intelligenzen direkt bedarf.

Die älteren Arbeiter und Gesellen werden wohl ihren jungen Kameraden feine Steine in den Weg werfen oder sie über die Schulter ansehen, wie vielfach befürchtet worden ist. Ich schätze die Erwachsenen höher ein. Hier gerade wird ein Umschwung eintreten. Das große gewaltige Wert, das geschaffen werden muß, wird bald den Rückständigsten unserer Genoffen von seinem Altersbänkel furieren. im Winter- und Sommerhalbjahr sagen.

Das Programm dürfte im Winter wohl folgendes bieten können: 1. in den Sälen des Jugendheims Rezitationsabende, Humoristische Vorlesungen, wissenschaftliche belehrende Vorträge, Lichtbilder­vorträge usw. Dann Theatervorstellungen in irgend einem Musentempel, Museumsbesuche( Abteilungsweise). Große Konzert

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Der Internationale Historiker- Kongreß wurde am Mittwoch ge­

Notizen.

wendigkeit betont, das Verständnis von innen heraus anzubahnen. Freilich ist das Studium der Zeitungen sehr schwierig, weil fast Die Gegner der Aufklärung lassen das freilich nicht gelten; wenn nirgends vollständige Beitungssammlungen vorhanden sind; auch die das lateinische" Ich glaube in einen Gott  " übersetzt wird mit Jch fgl. Bibliothet in Berlin   besitzt nicht einmal lückenlose Serien einer Die katholische Beurteilung des Zeitalters der Aufklärung. Ueber glaube an einen Gott  ", so wird dies von ihnen als Verfälschung für die Parteigeschichte so wichtigen Zeitung wie die National diefes interessante Thema, das eine zahlreiche Zuhörerschaft angelockt der wahren Lehre bezeichnet( Schallende Heiterkeit), ein solcher Beitung". Der Redner regte die Gründung eines Reichszeitungs­hatte, sprach auf dem Internationalen Historiferkongreß der in Katechismus müsse ins Feuer geworfen werden, damit die Jugend museums an und schloß mit einem Appell an die großen Zeitungs­theologischen Kreisen als Modernist bekannte Professor Merkle nicht verführt werde.( Heiterkeit.) berleger, die Initiative für eine solche Gründung zu ergreifen. aus Würzburg  . Er betonte, daß die katholische Auftlärung feines- Aus demselben Geiste heraus verurteilte man ein Gesangbuch, In der Diskussion wies Prof. Schmoller- Berlin   darauf hin, wegs so intenfib gewesen ist als die protestantische, katholische weil es in der äußeren Formes war zweispaltig gedruckt und daß ebenso wichtig wie das Sammeln ganzer Zeitungen das Theologen der Aufklärung haben feineswegs dieselben Konsequenzen enthielt vor jedem Lied eine fettgedruckte Nummer- den lutherischen Sammeln von Beitungsausschnitten nach bestimmten Gesichtspunkten gezogen wie protestantische, sie haben nicht den Supranaturalismus Gesangbüchern ähnlich sah. Daß der Gedanke der Toleranz als fei, wie es bereits von der Handelshochschule in Köln   und vom bekämpfen wollen, sondern nur seine unberechtigten Auswüchse, den etwas Schreckliches erschien, ist bei solcher Gesinnung selbstverständ- Bureau für Sozialpolitit geschehe. Aberglauben, die Wundersucht und den Wunderglauben. Trozdem lich; aber auch in der schon erwähnten Kirchengeschichte wird von sind sie von katholischer Seite, welche an der Tradition dem doch echt christlichen Saz: Katholiken und Protestanten sollten nicht rütteln lassen wollte, in Grund und Boden ver- sich mit Liebe umfassen und im Herzen vereinigen, wenn sie auch dammit worden, alles was sie überhaupt gesagt und getan in den Meinungen auseinandergehen" gesagt, ein solches Urteil sei schlossen. haben, ist als fchlecht und gottlos hingestellt worden. nur auf dem niedrigen Niveau des traurigen Indifferentismus Der Parteigeist ist aber nicht geeignet, eine objektive Geschichts- möglich. darstellung zu fördern. Die Epitheta( Beiwörter) schal, feicht, So wird jede Handlung der Männer der Aufklärung verurteilt oberflächlich, frivol, frech, schamlos, blasphemisch, die den Schriften und ihnen jeder mögliche oder unmögliche fittliche Makel angehängt. Der neunte internationale Stenographentongreß der Theologen der Aufklärung gegeben wurden, sind meist von Beispielsweise sollte an einem Seminar in Rottenburg   in Tirol tagt gegenwärtig in Darmstadt  . solchen Männern angewendet worden, welche in diese Bücher keinen ein Profeffor Kolb seine Zöglinge verführt und zum Besuch schlechter Professor Korn, der Erfinder der neuesten Methode der Blick getan hatten. Unleugbar, so führte der Referent weiter aus, Säufer angehalten und ihnen geraten haben, sich später Kontubinen zu ernphotographie hielt in Kopenhagen   einen Vortrag lief die katholische Aufklärung zu Ende des 18. Jahrhunderts Ge- halten. Kritiklos ist diese Schauermär von einem Buch ins andere über die Uebermittelung von Bildern auf telegraphischem Wege. fahr, von den Grundlagen des Christentums abzuweichen, und der übergegangen und gläubig nacherzählt worden. Sie beruht auf einem Die fernphotographische Verbindung Kopenhagen  - Berlin   sok nächstens Vortragende findet es begreiflich, daß der Parteigeist zur ungerechten gefälschten Briefe; es ist schon um deswillen kein Wort von ihr eröffnet werden. Beurteilung der Männer der Aufklärung führte. Daß man aber wahr, weil weder ein solcher Professor noch ein solches Seminar Das Museum der Advokaten. Aus Paris   wird nach hundert Jahren noch dieselben Urteile wiederholt und eristiert hat.( Große Heiterkeit.) Eine wirkliche mit objektiver berichtet: Die Reihe der Museen soll durch ein Museum der Advokaten zur Unterstützung sich auf das Urteil von Zeitgenossen Kritik geschriebene Geschichte der Aufklärung fehlt der katholischen   vergrößert werden. Das neue Muſeum, das im Gerichtspalast seine der Aufklärung beruft, beweist doch nur, daß man auch nach hundert Welt noch völlig. Gewiß hat die Aufklärung ihr voll gerütteltes Stätte finden wird, soll vor allem Stiche, historische Porträts, Jahren noch über den engen Parteistandpunkt nicht hinausgekommen Maß von Fehlern, aber eine unbefangene Geschichtsschreibung gerichtliche Dokumente und Manuskripte in sich aufnehmen. In ist. Zum Beispiel wird im Salzburger   Hirtenbrief von 1785 den wird erweisen, daß sie doch nicht so schlecht war, als man sie ge- erster Linie erwartet man, daß eine große und interessante. Reihe Geistlichen das fleißige Lefen der Bibel, besonders des Neuen macht hat. von Stichen zusammenkommen wird, haben doch die Advokaten zu Testaments empfohlen, und nicht nur in der Gegenschrift eines allen Zeiten in der Satire einen breiten Raum eingenommen. Auch Jesuiten  , sondern noch in einer vor wenigen Jahren erschienenen die mancherlei Erinnerungen an die Zeremonien und Festlichkeiten, Kirchengeschichte wird das für bedenklich erklärt. Profeffor Martin Spahn  - Straßburg  , der Sohn des be- die im Palais stattgefunden haben, werden das Interesse der Be­In diesem Hirtenbrief war auch gesagt worden, man folle nicht fannten Zentrumsführers Peter Spahn, sprach dann über das fucher erwecken. immer nur von dem rächenden und strafenden Gott sprechen, wo Thema: Die Presse als Quelle der neuesten Geschichte und ihre 2wei Riesenschiffe werden, wie aus London   berichtet durch man sich vor den Gegnern der Kirche lächerlich mache, sondern gegenwärtigen Benugungsmöglichkeiten." Einstweilen, führte er aus, wird, noch in diesem Jahre für die White Star Linie bei auch von dem gütigen und liebenden Gott. Das wurde von den müssen wir es uns noch versagen, die Zeitungen als Quelle für die Harland u. Wolff in Belfast   auf Stapel gelegt. Die Länge Gegnern der Aufklärung allen Ernstes als Abgötterei be- Erforschung der allgemeinen neuesten Geschichte in starkem Maße in der beiden Schiffe soll 860 Fuß, die Breite 92 Fuß, der Tonnen­zeichnet. Es zeigte sich in solchen Urteilen eben jener Geist, Anspruch zu nehmen, vorläufig muß vielmehr die Presse selbst noch gehalt 45-50 000 betragen. Dagegen wird die Geschwindigkeit mit der die Beschäftigung mit dem Gebräischen als gefährlichen Nückfall der Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung werden, erst durch 19-20 Knoten erheblich gegen die 25 Knoten, die die Lusitania" ins Judentum betrachtete, das Griechische als Härefie( Abfall vom intensive Arbeit an ihr kann sie zu einem brauchbaren Hilfsmittel und Mauretania" erzielen, zurückbleiben. Während diese beiden Glauben) ansah und das Neue Testament als Buch voller Dornen der wissenschaftlichen Arbeit gemacht werden. Um dies zu er- schnellsten Dampfer mit Turbinen ausgerüstet sind, werden die und Gift bezeichnete. Und ein Jahrhundertlang ist das aus folchem reichen, muß fie und ihre Entwickelung im Zusammenhange neuen Schiffe eine Kombination von Turbinen- und Kolbenmaschine Geist geflossene Urteil über die Aufklärung fritiflos nachgesprochen mit der Parteientwickelung in Deutschland   studiert werden. Wenn erhalten. worden und dieser Geist selbst auf den Lehrstühlen lebendig geblieben. die Presse und die Parteien sich auch nicht decken, so gehören sie Deshalb ist der Ausspruch des Freiherrn   v. Jostett, des Reformators doch zu einander und illustrieren einander. Speziell für die Zeit des bayerischen Unterrichts, verständlich, er möchte sich lieber zur um 1848 und für die sechziger und siebziger Jahre, welche von ent­niederträchtigsten Sklavenarbeit verurteilt sehen, als dazu, nach den scheidender Bedeutung für die Entwickelung der Presse sowohl als in Würzburg   üblichen Kompendien zu lehren. des Parteilebens waren, wird das Studium der Presse, das natürlich mit dem der Parlamentsverhandlungen, der Berichte über die Tagungen der großen sozialen, pädagogischen, religiösen Gesell schaften zu verbinden ist, fruchtbar sein.

Die Aufklärung hat außerordentlich viel zur Fruchtbarmachung der Wissenschaft für die Schule beigetragen; namentlich hat sie im Katechismusunterricht das Auswendiglernen beseitigt und die Not­

- Bilderfälschungen in Italien  . Kürzlich hat die italienische Regierung für ein Museum das Bildnis eines Edel­mannes von Romanino   für die Summe von 14 000 Lire angekauft. Es hat sich nun herausgestellt, daß dieser Nomanino eine einfache Kopie ist, die einige Tage vorher von ihrem Verkäufer für die bes scheidene Summe von nur 4 Lire erivorben war. Auch eine An­betung der Hirten" von Bassano  , die die italienische Regierung 10.000 Bire gekostet hat, ist nichts anderes als eine schlechte Stopic.