Hr. 190. 25. Aehrgllllg.L ßtilnp des ,|otiüitts" finlititt DolteMntf.Zsllvabevd. 15. Allguß 1908.Die bürgerliche(Prelleüber den Disziplinbruch.„Berliner Tageblatt";»Daß der sozialdemokratische Parteivorstand über diese„<3 e-heimniSkramerei* entrüstet ist, kann nicht weiter über-raschen. Er wittert Verrat und ketzerische Gelüste. Und er hatvon seinem Standpunkt nicht einmal so sehr unrecht. Denn inSüddeutschland hat man natürlich ganz genau gewußt, daß derBeschluß der Budgetbewilligung beim sozialdemokratischen Partei-vorstand« auf schroffen Widerstand stoßen würde. Man wollteaber die Parteipäpste vor eine vollendete Tatsache stellen. Darausgeht allein schon hervor, daß man sich in Süddeutschland starkgenug fühlt, entscheidende Beschlüsse über den Kopf der Partei-leitung hinweg zu fassen.Es mag auf den ersten Augenblick nebensächlich erscheinen, obdie sozialdemokratische Fraktion eines Einzellandtages für odergegen das Gesamtbudgel stimmt. Indessen handelt es sich dabeiletzten Grundes um die konstitutionelle oder die revolutionäre Taktik. Wer wie Herr Bebel den bürgerlichenStaat zerstören will, der mutz ihm folgerichtig auch die Mittelseiner Existenz verweigern. Wer für das Budget stimmt, der er-kennt die Möglichkeit einer Fortentwickelung des bürgerlichen zumsozialen Staat an. Man sieht, tvie sehr hier der Gegensatzzwischen Süd und Nord mit dem Gegensatz zwischen Revisionis-mus und Radikalismus zusammenfällt."„Rheiinsch-Westfälisckie Zeitung":»Der Gegensatz von Süd und Nord war in der Parte immervorhanden, aber jetzt scheint er zu einem klaffenden Riß zuwerden. Die Süddeutschen haben auS der Erfahrung gelernt, sieneigen zu praktischer Mitarbeit, die Gewaltigen in Berlin be-harren bei ihrer zum Dogma erstarrten Negation, Werden die imsonnigeren Süden gewillt sein, die Grobheilen hinunterzuschlucken,die der.Vorwärts" ihnen bereits hingeworfen hat? Es sind jakeine vereinzelte Ketzer, und mit dem Scheiterhaufen,den der Parteivorstand etwa für sie rüsten wollte, müßte wohl derganze Zukunftsstaat in Flammen aufgehen."„Kölnische Zeitung":„Daß süddeutsche Sozialdemokraten vom Lübecker Programmabweichen und gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien dasBudget beraten und auch bewilligen, ist nicht neu. Als sich diewürttembergischen Genossen bei den Etatsverhandlungen des letztenJahreS zum erstenmal überwanden und für das Budget stimmten,gab es in der orthodoxen Genossenpresse zwar ein großes Hallo,man wußte aber damals schon, daß man erst am Anfang einerEntwickelung stand und daß man in den übrigen süddeutschenStaaten nicht zögern würde, den Schritt nachzutun. Wasaber einigermaßen überrascht, ist die Selbständigkeit und Un-abhängigkeit, mit der die süddeutschen Sozialdemokraten in dieserwichttgen programmatischen Frage vorgehen. Sie setzen sich wedermit dem Zentralvorstand, noch mit der hauptstädtischen Presse überihre Absicht ins Einvernehmen; sie ziehen keine Parteiinstanzenhinzu, geben ihnen nichts einmal Nachricht von den Ergebnissender Zusammenkunft. Es ist begreiflich, daß die Zentralleitung inBerlin und ihr Sprachrohr, der„Vorwärts", über dieses Verfahrenin große Aufregung versetzt sind; anderseits beweist aber das eigen-mächttge Vorgehen der Süddeutschen, daß sie es ernst meinen undsich von der Berliner Leitung in ihre Absichten nicht hineinredenlassen wollen. Vielleicht mag auch ein wenig die Beklemmungbestimmend gewesen sein, daß man vor dem Willen der Partei-leitung kapitulieren könnte. Jedenfalls würde die Bewegung, wennsie nicht gewaltsam gehemmt wird, schließlich dahinführen können, daß die übrigen Parteien inein Verhältnis zur Sozialdemokratie träten,das nicht nur dem parlamentarischen Leben, sondern auch derwirMchen Bedeutung der sozialdemokratischen Partei zustattenkäme."„Post":„Man kann darüber streiten, was bei dem soeben aus-gebrochenen sozialdemokratischen Froschmäusekrieg fesselnder ist:die Wurstigkeit, mit der die Süddeutschen über grundlegende Be-schlüsse der sozialdemokratischen Parteitage hinweggehen und selbstden Blitzen der regierenden Olympier Trotz und Spott bieten.oder der Frontwechsel eines ganzen Flügels der Sozialdemokratiekleines feuilleton.Enthüllungen über Orsinis Bombcnattcntat gegen Napoleon III.Als Major a. D. der Vereinigten Staaten-Armee lebt in SanFrancisco der Graf Carlo de Audio aus Belluno, der einzige Ueber»lebende von den Männern, die am 14. Januar 18W in Paris mitFelice Orsini das berühmte Bombenatlentat gegen Napoleon IH. begingen. An diesen Mann, der damals zum Tode verurteilt, dannaber auf Bitten der Königin Victoria von England begnadigt undnach Guayana deportiert wurde, von wo er später geflüchtet ist,wandte sich anläßlich der fünfzigsten Wiederkehr deS Jahrestagesjenes Attentats der italienische Historiker Paolo Mastri mit der Bitteum nähere Mitteilungen über die Tat Orsinis. Die Antwort desGrafen, die jetzt in dem in Bologna erscheinenden„Resto delEarlino" veröffentlicht wird, enthält Enthüllungen, die das Attentatin ganz anderem Lichte erscheinen lasten. De Rudio er-zählt unter anderem folgendes: Die Bomben, mit welchendas Attentat verübt wurde, waren nicht in Londonfabriziert worden, sondern in der Gießerei Taylor zu Birmingham;konstruiert hatte sie ein früherer Oberst der österreichischen Artillerie,Egassy Baron v. Torocfalda. Es war ausdrücklich ausgemachtworden, daß Orsini jeden einzelnen von den Verschworenen kennensollte; die Verschworenen aber sollten einander um keinen Preiskennen. Orsini, der sehr mutig, aber nicht sehr vorsichtig war,handelte gegen die Abmachungen und stellte mich Pieri und Gomezvor. Ich erkannte sofort, wie unklug er gehandelt hatte, und batihn, nicht nutzlos so viele Leben aufs Spiel zu setzen und lieber dasAttentat von mir allein ausführen zu lassen. Ich wollte mir eineSchutzmannSunisorm verschaffen, mich in einem günstigenAugenblick unter die Schutzleute mischen, den Schlag deskaiserlichen Wagens öffnen und in dem Moment, in welchemNapoleon den Fuß auf das Trittbrett setzen würde, das Attentat be-gehen. Aber Orsini wollte davon nichts wissen. Eine halbe Stundevor dem Attentat trat an uns ein Mann mit langem Schnurrbartheran und fragte Orsini halblaut:„Wie gehl die Sache? Allesgut?"—„Alles gut l erwiderte Orsini ebenso leise. Der Mann mitdem langen Schnurrbart drückte ihm die Hand und entfernte sichrasch.„DaS ist ja Francesco Crispil" sagte ich zu Orsini.Ihm schien das unangenehm zu sein.„Teufel auch," sagte er,„ichglaubte, daß Du ihn nicht kennst." Die Verschwörung war eben weitumfangreicher, als die Geschichte wahr haben will. Wir hattenzwölf Bomben vorbereitet. Geworfen wurden aber nur drei. Dieerste warf Gomez. Da sie weit von dem Ziel explodierte, gegenwelches sie geschleudert worden war, tötete sie mehrere Soldaten.die längs des Bürgersteiges, und zwar gerade dort, wo Orsini undich standen, Spalier bildeten. Orsini wurde am Auge verletzt, undda das herabfließende Blut ihn am Sehen verhinderte, legte er, umdas Blut abzuwischen, seine Bombe, die er in ein Taschentuch ge-hüllt hatte, auf die Erde. Hier fand sie später ein Spazier-dem bisher so konsequent und grimmig befehdeten Klassenstaatgegenüber. Unzweifelhaft hat das sozialdemokratische Parteischiffeinen gefahrdrohenden Leck erhalten. Es wird taktisch behindertdurch die Lockerung der Disziplin in seinem Offizierkorps. UndDisziplin, vollends in den leitenden Sphären, ist für ein fast nurdurch Terrorismus und Phrasentum zustande gebrachtes und zu-sammengehaltenes Kampfgebilde der alleinige Lebensnerv."„Weser-Zeitung":„Der Gegensatz zwischen der norddeutschen und der süd-deutschen Sozialdemokratie wird immer größer. Unverkennbar hat sicheine scharf markierte„Mainlinie" zwischen Nord und Süd auf-getan. Die doktrinären Norddeutschen mit ihrem unpraktischenRadikalismus sind aber auch wirklich stimmungsgemätz meilenweitentfernt von den untheoretischeren, dafür aber praktischen Er-wägungen um so zugänglicheren Süddeutschen...Wir haben es hier anscheinend mit einem wirklich wichtigenVorgang in der Entwickelungsgeschichte der sozialdemokratischenPartei zu tun. Daß die Süddeutschen Geheimniskrämerei treibenund den erlauchte» Parteivorstand nicht in ihre Karten sehen lassenwollen, widerstrebt sicherlich den Traditionen der Sozialdemokratiedurchaus. Wenn es aber geschehen konnte, so ist es ein Beweisdafür, daß die Süddeutschen innerlich schon sehr weit von ihrereigenen Parteioberinstanz abgerückt sind und daß sie das nord-deutsche Dareinreden in ihre Angelegenheiten fürchten und ver-urteilen. Für die Einheit der Partei freilich ein sehr trübesZeichen I"„Freisinnige Zeitung":„Die Parteileitung ist sich durchaus dessen bewußt, was auf hierdem Spiele steht. Schon die Frage, ob die Sozialdemokratie vonjetzt ab ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Gesamtetat auf-geben soll oder nicht, ist, wie unlängst hervorgehoben, von weit-gehendster Bedeutung, und es ist von höchster Wichtigkeit, daß inSüddentschland eben diese Frage in positivem Sinne beantwortet ist.Noch viel bedeutsamer aber ist die Form, in der der Bruchmit der bisherigen Taktik vollzogen wurde. Korrekt wäre es ge-Wesen, wenn die süddeutschen Sozialdemokraten dje Angelegenheitvor den allgemeinen Parteitag gebrackit und hier durchgesetzt hätten,daß entweder die Gesamtpartei den Lübecker Beschluß bedingungs-los aufhob oder daß wenigstens den Fraktionen der Einzelland-tage freie Hund in bezug auf die Abstimmung gegeben wurde.DicS Verfahren ist nicht eingeschlagen worden; im Gegenteilhandelt man in bewußtem, offenbarem Widerspruch gegenden Parteibeschluß, ohne die Parteileitung auch nur einer Be-nachrichtigung oder Auseinandersetzung zu würdigen, gleich als obes gar keine Zentralinstanz gäbe und jede Landsmannschaft tunkönne, was sie will. Von seinem Parleistandpunkt hat also der„Vorwärts" volles Recht, wenn er dies als eine Auflehnung gegendie Demokratie selbst bezeichnet."„StaatSbürger-Ztg.":„Wenn die süddeutschen Landtagsabgeordneten Männer vonCharakter sind, werden sie es durchsetzen, daß in einer so bedeut-samen Frage wie der Budgetbewilligung die gesunde Vernunft wenig st ens bei einem Teil der Sozial-demokratie ihren Einzug hält. Bei Rosa Luxemburgund Artur Stadthagen ist allerdings in dieser Richtung keine Aus-ficht vorhanden, aber darüber wird man sich in Süddeutschlandund anderwärts zu trösten wissen."habe ich unverändert gelassen, dagegen sind die Seitenflächen in be«merkenswerter Art umkonstruicrt worden. Diese Seitenflächen, dieauch schon an dem alten Ballon den Eindruck von Fischflossen machten,haben diese Gestalt beibehalten; während sie aber früher aufgeblaseneMatratzen waren, sind eS jetzt Holzrahmen mit flachen Lust-kissen. Ich beabsichtige, damit den Widerstand der Luftzu verringern, und glaube, auch dies Ziel erreicht zuhaben. Die Länge des ersten Ballons hatte 52 Meter undder Durchschnitt 8.9 Meter betragen. Das jetzige Schiff mißt58 Meter in der Länge bei einem Durchmesser von 9.3 Meter. DaSfrühere enthielt 2809 Kubikmeter Gas. das jetzige vermag deren3290 zu fassen. Es nimmt 499 Liter Benzin mit auf, die es besähigen würden, 19 bis 12 Stunden in der Lust zu bleiben. Imganzen hat der Ballon mit fünf Mann Besatzung etwa 3699 Kilo-gramm zu tragen. Nicht unbemerkt sei, daß auch die Ballonhülleeine Verbesserung dahin erfahren hat, daß sie das Gas länger undunverdorbener zu erhalten vermag. Wie bekannt, ist seine jetzigeFüllung bereits vor fünf Wochen erfolgt.Ucber die Fahrt selbst wird gemeldet:In flotter 2Vzstündiger Fahrt und in einer Höhe von 209bis 490 Meter ging" die Reise rund um Berlin über Pankow,Weißensee. Stralau. Oberschöneweide in der Richtung nach Britz.Das Fahrzeug überquerte sodann das Tempelhofer Feld und schlugdie Richtung nach Friedenau und dem Grunewald ein, um längsder Bahn über Steglitz. Schlachtensee und Wannsee den Heimweganzutreten. Gegen%9 Uhr erschien eS frisch und prall wieder aufdem Tegeler Schießplay, wo es in Gegenwart des Inspekteurs derVerkehrstruppen General v. Lyncker glatt landete.Parseval selbst äußerte sich dem Berichterstatter deS»B. T."gegenüber über die Fahrt:Das Luftschiff stieg mit seiner vollen Besatzung von 5 Personenauf. Die Fahrstrecke betrug 88 Kilometer, die Zeit 2 Stunden49 Minuten. Die Witterung war sehr ungünstig, und das Luftschiffhatte namentlich über den Höhen an der Havel und des Grüne-Wäldes stark unter Böen zu leiden, was seine Geschwindig-keit natürlich stark beeinflußte. Die grüßte Höhe betrug499 Meter. Weil in dieser Luftschicht sich_ starke, regenartige Niederschläge an der Hülle festsetzten, ging der Ballonloieder herab. Noch beim Eintreffen in Tegel war die Hülle vornnaß. Sie trocknete dann aber rasch. Es dürfte interessieren, zuerfahren, daß das Luftschiff heute gerade fünf Wochen ein und die-selbe Wasserstoffüllung enthält. Wenn die Witterung, die eine starkeNeigung zu Regen zeigt, nicht zu ungünstig wird, wird der Parseval-Ballon morgen wieder aufsteigen.Die eigentlichen, die höchste Leistungsfähigkeit des„Parseval"beweisenden Abnahmefahrten sollen erst in etwa zehn Tagenerfolgen.Die neueste HYoMahN des„Parseval".Der„Parseval", das nach dem.halbstarren" System desMajors v. Parseval erbaute lenkbare Luftschiff, unternahm am Freitag in früher Morgenstunde eine Fahrt, die als Probe zu der be-absichtigten Zwölfstundenfahrt betrachtet werden kann.lieber den Ballon selbst, der einer Veränderung unterzogenworden ist, wird vom„Tag" über eine Unterredung mit dem Erbauer des«Halbstarren" gemeldet:Wenn der erste Ballon sich mehr an die Form eines Zylindersgehalten hat, so ist dem jetzigen Luftschiff eine mehr fischähnlicheGestalt gegeben. Es kommt dies besonders im Querschnitt zumAusdruck. Ich habe zu dieser Veränderung in der Ueberzeugnnggegriffen, dadurch die Stabilität des Fahrzeuges zu verbessern, d. h. ihmin der Fahrt eine größere Ruhe zu verleihen. Der Daimler-Motor,der früher nur 85 LL aufwies, verfügt jetzt über deren 199, und esist ein ganz neuer Typ zur Anwendung gelangt, der, wie die beidenFahrten mir erwiesen, mit Sicherheit arbeitet. Das Hauptsteuergänger, der sie durch einen Fußtritt beinahe zum Explodierengebracht hätte. Während das Soldatenspalier in Unordnunggeriet, schritt ich über die Leichen hinweg bis zum kaiserlichenWagen, wo ich die zweite Bombe warf. Sie beschädigte denWagen und tötete die Pferde. Die Kaiserin wurde leicht ver-letzt. Pieri, der vor dem Attentat verhaftet worden war, befandsich im Gefängnis. Wer also warf die dritte Bombe? Mögeneifrige Geschichtsschreiber das zu ergründen suchen. Soweitde Rudios Bericht. Danach ließe sich also nur insofern vonOrsinis Bombenattemat sprechen, als Orsini die Verschwörungleitete, während man bisher angenommen hat, daß er auch an demBombenwurf selbst aktiv beteiligt gewesen sei. Orsini wurde be-kanntlich mit Pieri zusammen hingerichtet, wogegen de Rudio imletzten Augenblick zur Deportation begnadigt wurde; Gomez warvon vornherein nur zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurteiltworden. De Rudio schreibt dazu:„Heute noch, nach einem halbenJahrhundert, schaudre ich, wenn ich denke, wie trügerisch die mensch-liche Gerechtigkeit ist. Felice Orsini und Giuseppe Pieri, die beiden,die am strengsten bestraft und enthauptet wurden, waren von denvieren, denen man den Prozeß machte, die einzigen, die keineBomben geworfen und kein Blut vergossen hatten."DaS elektrische Licht der alte» Aegypter. DaS berühmte Wort„Nichts Neues unter der Sonne" hat in neuerer Zeit einen so axio-malischen" Charakter angenommen, daß man selbst von den aller-modernsten Eroberungen der Wissenschaft schon in uralten Zeiteneine Spur, wenn nicht gar ein Modell finden will. Ein ameri-konischer Professor, Dr. Cady, hat jüngst die immerhin etwas seit-same Vermutung ausgesprochen, daß schon die alten Aegypter daselektrische Licht oder wenigstens ein sehr ähnliches Beleuchtung?-system gekannt haben dürften. Diese wundersame Meinungsucht er folgendermaßen zu erklären: Man findet in denHypogäen, in den dunkelsten unterirdischen Gewölben undTotengrüften deS Niltales Gemälde und Skulpturen, dieso sein gemalt und modelliert sind, daß eS jedem klarwerden müsse,daß sie nur in einem ganz hell erleuchteten Räume haben aus-geführt werden können. Fackeln hätten ein so helles Licht nichtgeben können, und außerdem hsitten sie bei der Verbrennung anden Wänden und an den Wölbungen der Katakomben Spuren desharzigen Rauches hinterlassen müssen. Dazu bemerkt der„EtendardEgyptien":„Ueber die mutmaßliche Beleuchtung der ägyptischenKatakomben ist schon oft gestritten worden und wir erlaubenunS, dem amerikanischen Gelehrten mitzuteilen, daß eineweniger merkwürdige Lösung der Frage abgenommen wordenist: die alten ägyptischen Künstler haben wahrscheinlich Spiegelbenutzt, die so aufgestellt waren, daß sie durch zahlreiche Wider-strahlungen daS Sonnenlicht bis zu den Wänden lenkten, die ge-schmückt werden sollten." Das Blatt erzählt dann eine hübscheAnekdote: Ein Aegyptenforscher hatte in den Hypogäen Drähte ge-funden und daraus den kühnen Schluß gezogen, daß die altenAegypter de» elektrischen Telegraphen kannten.„So weit sind IhreHuö der partei*Zum Parteitage.Die Nürnberger Genossen beschloffen, an den Parteitagzwei Anttäge zu stellen. Der erste fordert eine ständigeA r b e i t s k o n, m i s s i o n, die für den nächsten Parteitag eine Er-örterung der Agrarfrage vorbereitet, der zweite verlangt, derParteitag wolle die deutschen Arbeiter auffordern, im Sinneder Beschlüsse der internationalen Kongresse die Maifeierdurch Arbeitsruhe zu begehen und in gemeinschafllicherAktion von Partei und Gewerkschaft für die Ertveiterung undSteigerung des internationalen Feiertags deS Proletariats z»kämpfen.Den Antrag über die Agrarfrage begründete Genoffe KurtEisner mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der Behandlungdieser Frage. Nicht mit theoretischen Streitfragen soll sich dieseArbeitslommission beschäftigen, sondern beispielsweise mit der Land-arbeiterfrage des Ostens, mit der Organisierung des„Gesindes",mit der Bodenzinsfrage usw., dann mit dem Thema der Verbindungländlicher Produktionsgenossenschaften mit Arbeiter-Konsumgenossen-schasten der Städte und der Kommunen selbst; schließlich fei schonlange brennend die Frage der Kleinbauern als Lohndrücker inJndustrieorten.Zu dem Antrage über die Maifeier meinte EiSuer, er würde eSals Erniedrigung des Nürnberger Parteitages empfinden, wenn erdie Maifeier aufheben oder wenn er sich lange über die Kostenfragestreiten würde. Die Kostenfrage sei Sache persönlichen Empfindens,zum mindesten aber könne sie nicht Gegenstand öffentlicherDiskussionen sein. Bezüglich der machtvollen Durchführung derMaifeier dürfe man nicht leichtsinnig sein, aber auch nicht zaghast;Assyrier sicher noch nicht gewesen", sagte er ironisch zu einem her«vorragenden Assyriologen. Der Gelehrte tat, als wenn er ganzniedergeschmettert wäre; nachdem er sich aber die Sache ein Weilchenüberlegt hatte, platzte er triumphierend heraus:„Man hat inassyrischen Bauwerken keine Drähte gefunden?! Ja, das beweistdoch nur, daß die Assyrier schon die drahtlose Telegraphie gekannthaben l"Humor und Satire.— Entrüstung..... Sind Sie doch nicht so grob I Sietun ja gerade so, als wenn ich Ihnen die drei paar Stiefelschuldig geblieben wär'— und nicht Ihrem seligen Baterl"— Neuer Börsenfluch.„Kassierer sollst De sein, und imLuftschiff sollst De durchgehen, und das Geld sollst De müssen wiederauswerfen als Ballast!"— Der Protz.„Jetzt heiratet ja schon wieder cine Tochtervon Ihnen, Herr Goldberg I"—„Ja— eine Million nach deranderen geht dahin I"— Gegenbeweis. Junggeselle:„Eheleute, die schon langeverheiratet sind, können sich doch eigentlich nichts mehr zu sagenhaben!"Ehemann:„Na— da sollten Sie nur einmal meine Frau hören,wenn ich vom Wirtshaus spät heimkomm' I"— Aus einem Theaterzettel.„Zwischen dem zweitenund dritten Akt liegt ein Zeitraum von zehn Jahren— außerdemeine Pause von fünf Minuten!"l, Fliegende Blätter".)Notizen.— Edison und die Aeroplane. Wie aus New Aortgemeldet wird, hat nun auch Edison sich mit der Konstruktion vonAeroplanen beschäftigt. Er hat sich mit Farman, der gegenwärtigin Amerika weilt, in Verbindung gesetzt und diesen seine Entwürfevorgelegt; der Luftschiffer soll erklärt haben, daß ein Aeroplan nachdiesem Entwurf seinem eigenen entschiedenen überlegen sein würde.Auch von der berühmten Batterie, deren Erfindung Edison schon seitJahren ankündigt, ist in diesem Zusammenhang wieder die Rede;wenn sie für Flugmaschinen angewendet werden könnte, so würdedie jetzt so schwierige Motorfrage eine völlige Umwälzung erfahren.— Ein vulkanischer Ausbruch in Samoa. Nach-richten über die vulkanische Eruption auf der zur Samoagruppe ge»hörenden Insel Sawaii gelangen nunmehr an die Oeffentlichkeit.Nach dem bisherigen Verlauf wäre der Ausbruch erst in drei Jahrenzu erlvarten gewesen. Er kündigte sich durch Erdstöße an. in derenGefolge sich eine neue große Spalte öffnete. Die Lavaglut imInnern dieser Spalte zeigte sich am Himmel, bevor ein eigentlicherKrater gebildet wurde. Der Lavastrom ist sehr mächtig und ergießtsich in einer Breite von 8 Meilen in die See. DaS Meer kocht imUmkreis einer halben Meile von der Eintrittsstelle; die Tätigkeitdes Vulkans hält noch immer an.