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Hr. 190. 25. Aehrgllllg. L ßtilnp des ,|otiüitts" finlititt DolteMntf. Zsllvabevd. 15. Allguß 1908. Die bürgerliche(Prelle über den Disziplinbruch. Berliner Tageblatt"; »Daß der sozialdemokratische Parteivorstand über diese<3 e- heimniSkramerei* entrüstet ist, kann nicht weiter über- raschen. Er wittert Verrat und ketzerische Gelüste. Und er hat von seinem Standpunkt nicht einmal so sehr unrecht. Denn in Süddeutschland   hat man natürlich ganz genau gewußt, daß der Beschluß der Budgetbewilligung beim sozialdemokratischen Partei- vorstand« auf schroffen Widerstand stoßen würde. Man wollte aber die Parteipäpste vor eine vollendete Tatsache stellen. Daraus geht allein schon hervor, daß man sich in Süddeutschland   stark genug fühlt, entscheidende Beschlüsse über den Kopf der Partei- leitung hinweg zu fassen. Es mag auf den ersten Augenblick nebensächlich erscheinen, ob die sozialdemokratische Fraktion eines Einzellandtages für oder gegen das Gesamtbudgel stimmt. Indessen handelt es sich dabei letzten Grundes um die konstitutionelle oder die re­volutionäre Taktik. Wer wie Herr Bebel den bürgerlichen Staat zerstören will, der mutz ihm folgerichtig auch die Mittel seiner Existenz verweigern. Wer für das Budget stimmt, der er- kennt die Möglichkeit einer Fortentwickelung des bürgerlichen zum sozialen Staat an. Man sieht, tvie sehr hier der Gegensatz zwischen Süd und Nord mit dem Gegensatz zwischen Revisionis- mus und Radikalismus zusammenfällt." Rheiinsch-Westfälisckie Zeitung": »Der Gegensatz von Süd und Nord war in der Parte immer vorhanden, aber jetzt scheint er zu einem klaffenden Riß zu werden. Die Süddeutschen haben auS der Erfahrung gelernt, sie neigen zu praktischer Mitarbeit, die Gewaltigen in Berlin   be- harren bei ihrer zum Dogma erstarrten Negation, Werden die im sonnigeren Süden gewillt sein, die Grobheilen hinunterzuschlucken, die der.Vorwärts" ihnen bereits hingeworfen hat? Es sind ja keine vereinzelte Ketzer, und mit dem Scheiterhaufen, den der Parteivorstand etwa für sie rüsten wollte, müßte wohl der ganze Zukunftsstaat in Flammen aufgehen." Kölnische Zeitung  ": Daß süddeutsche Sozialdemokraten vom Lübecker   Programm abweichen und gemeinsam mit den bürgerlichen Parteien das Budget beraten und auch bewilligen, ist nicht neu. Als sich die württembergischen Genossen bei den Etatsverhandlungen des letzten JahreS zum erstenmal überwanden und für das Budget stimmten, gab es in der orthodoxen Genossenpresse zwar ein großes Hallo, man wußte aber damals schon, daß man erst am Anfang einer Entwickelung stand und daß man in den übrigen süddeutschen Staaten nicht zögern würde, den Schritt nachzutun. Was aber einigermaßen überrascht, ist die Selbständigkeit und Un- abhängigkeit, mit der die süddeutschen Sozialdemokraten in dieser wichttgen programmatischen Frage vorgehen. Sie setzen sich weder mit dem Zentralvorstand, noch mit der hauptstädtischen Presse über ihre Absicht ins Einvernehmen; sie ziehen keine Parteiinstanzen hinzu, geben ihnen nichts einmal Nachricht von den Ergebnissen der Zusammenkunft. Es ist begreiflich, daß die Zentralleitung in Berlin   und ihr Sprachrohr, derVorwärts", über dieses Verfahren in große Aufregung versetzt sind; anderseits beweist aber das eigen- mächttge Vorgehen der Süddeutschen, daß sie es ernst meinen und sich von der Berliner   Leitung in ihre Absichten nicht hineinreden lassen wollen. Vielleicht mag auch ein wenig die Beklemmung bestimmend gewesen sein, daß man vor dem Willen der Partei- leitung kapitulieren könnte. Jedenfalls würde die Bewegung, wenn sie nicht gewaltsam gehemmt wird, schließlich dahin führen können, daß die übrigen Parteien in ein Verhältnis zur Sozialdemokratie träten, das nicht nur dem parlamentarischen Leben, sondern auch der wirMchen Bedeutung der sozialdemokratischen Partei zustatten käme." Post": Man kann darüber streiten, was bei dem soeben aus- gebrochenen sozialdemokratischen Froschmäusekrieg fesselnder ist: die Wurstigkeit, mit der die Süddeutschen über grundlegende Be- schlüsse der sozialdemokratischen Parteitage hinweggehen und selbst den Blitzen der regierenden Olympier Trotz und Spott bieten. oder der Frontwechsel eines ganzen Flügels der Sozialdemokratie kleines feuilleton. Enthüllungen über Orsinis Bombcnattcntat gegen Napoleon III.  Als Major a. D. der Vereinigten Staaten-Armee lebt in San Francisco   der Graf Carlo de Audio aus Belluno  , der einzige Ueber» lebende von den Männern, die am 14. Januar 18W in Paris   mit Felice Orsini   das berühmte Bombenatlentat gegen Napoleon IH. be­gingen. An diesen Mann, der damals zum Tode verurteilt, dann aber auf Bitten der Königin Victoria von England begnadigt und nach Guayana   deportiert wurde, von wo er später geflüchtet ist, wandte sich anläßlich der fünfzigsten Wiederkehr deS Jahrestages jenes Attentats der italienische Historiker Paolo Mastri mit der Bitte um nähere Mitteilungen über die Tat Orsinis  . Die Antwort des Grafen, die jetzt in dem in Bologna   erscheinendenResto del Earlino" veröffentlicht wird, enthält Enthüllungen, die das Attentat in ganz anderem Lichte erscheinen lasten. De Rudio er- zählt unter anderem folgendes: Die Bomben, mit welchen das Attentat verübt wurde, waren nicht in London  fabriziert worden, sondern in der Gießerei Taylor zu Birmingham  ; konstruiert hatte sie ein früherer Oberst der österreichischen Artillerie, Egassy Baron v. Torocfalda. Es war ausdrücklich ausgemacht worden, daß Orsini jeden einzelnen von den Verschworenen kennen sollte; die Verschworenen aber sollten einander um keinen Preis kennen. Orsini, der sehr mutig, aber nicht sehr vorsichtig war, handelte gegen die Abmachungen und stellte mich Pieri und Gomez vor. Ich erkannte sofort, wie unklug er gehandelt hatte, und bat ihn, nicht nutzlos so viele Leben aufs Spiel zu setzen und lieber das Attentat von mir allein ausführen zu lassen. Ich wollte mir eine SchutzmannSunisorm verschaffen, mich in einem günstigen Augenblick unter die Schutzleute mischen, den Schlag des kaiserlichen Wagens öffnen und in dem Moment, in welchem Napoleon den Fuß auf das Trittbrett setzen würde, das Attentat be- gehen. Aber Orsini wollte davon nichts wissen. Eine halbe Stunde vor dem Attentat trat an uns ein Mann mit langem Schnurrbart heran und fragte Orsini halblaut:Wie gehl die Sache? Alles gut?"Alles gut l erwiderte Orsini ebenso leise. Der Mann mit dem langen Schnurrbart drückte ihm die Hand und entfernte sich rasch.DaS ist ja Francesco Crispil" sagte ich zu Orsini. Ihm schien das unangenehm zu sein.Teufel auch," sagte er,ich glaubte, daß Du ihn nicht kennst." Die Verschwörung war eben weit umfangreicher, als die Geschichte wahr haben will. Wir hatten zwölf Bomben vorbereitet. Geworfen wurden aber nur drei. Die erste warf Gomez. Da sie weit von dem Ziel explodierte, gegen welches sie geschleudert worden war, tötete sie mehrere Soldaten. die längs des Bürgersteiges, und zwar gerade dort, wo Orsini und ich standen, Spalier bildeten. Orsini wurde am Auge verletzt, und da das herabfließende Blut ihn am Sehen verhinderte, legte er, um das Blut abzuwischen, seine Bombe, die er in ein Taschentuch ge- hüllt hatte, auf die Erde. Hier fand sie später ein Spazier- dem bisher so konsequent und grimmig befehdeten Klassenstaat gegenüber. Unzweifelhaft hat das sozialdemokratische Parteischiff einen gefahrdrohenden Leck erhalten. Es wird taktisch behindert durch die Lockerung der Disziplin in seinem Offizierkorps. Und Disziplin, vollends in den leitenden Sphären, ist für ein fast nur durch Terrorismus und Phrasentum zustande gebrachtes und zu- sammengehaltenes Kampfgebilde der alleinige Lebensnerv." Weser-Zeitung": Der Gegensatz zwischen der norddeutschen und der süd- deutschen   Sozialdemokratie wird immer größer. Unverkennbar hat sich eine scharf markierteMainlinie" zwischen Nord und Süd auf- getan. Die doktrinären Norddeutschen mit ihrem unpraktischen Radikalismus sind aber auch wirklich stimmungsgemätz meilenweit entfernt von den untheoretischeren, dafür aber praktischen Er- wägungen um so zugänglicheren Süddeutschen... Wir haben es hier anscheinend mit einem wirklich wichtigen Vorgang in der Entwickelungsgeschichte der sozialdemokratischen Partei zu tun. Daß die Süddeutschen Geheimniskrämerei treiben und den erlauchte» Parteivorstand nicht in ihre Karten sehen lassen wollen, widerstrebt sicherlich den Traditionen der Sozialdemokratie durchaus. Wenn es aber geschehen konnte, so ist es ein Beweis dafür, daß die Süddeutschen innerlich schon sehr weit von ihrer eigenen Parteioberinstanz abgerückt sind und daß sie das nord- deutsche Dareinreden in ihre Angelegenheiten fürchten und ver- urteilen. Für die Einheit der Partei freilich ein sehr trübes Zeichen I" Freisinnige Zeitung": Die Parteileitung ist sich durchaus dessen bewußt, was auf hier dem Spiele steht. Schon die Frage, ob die Sozialdemokratie von jetzt ab ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Gesamtetat auf- geben soll oder nicht, ist, wie unlängst hervorgehoben, von weit- gehendster Bedeutung, und es ist von höchster Wichtigkeit, daß in Süddentschland eben diese Frage in positivem Sinne beantwortet ist. Noch viel bedeutsamer aber ist die Form, in der der Bruch mit der bisherigen Taktik vollzogen wurde. Korrekt wäre es ge- Wesen, wenn die süddeutschen Sozialdemokraten dje Angelegenheit vor den allgemeinen Parteitag gebrackit und hier durchgesetzt hätten, daß entweder die Gesamtpartei den Lübecker   Beschluß bedingungs- los aufhob oder daß wenigstens den Fraktionen der Einzelland- tage freie Hund in bezug auf die Abstimmung gegeben wurde. DicS Verfahren ist nicht eingeschlagen worden; im Gegenteil handelt man in bewußtem, offenbarem Widerspruch gegen den Parteibeschluß, ohne die Parteileitung auch nur einer Be- nachrichtigung oder Auseinandersetzung zu würdigen, gleich als ob es gar keine Zentralinstanz gäbe und jede Landsmannschaft tun könne, was sie will. Von seinem Parleistandpunkt hat also der Vorwärts" volles Recht, wenn er dies als eine Auflehnung gegen die Demokratie selbst bezeichnet." StaatSbürger-Ztg.": Wenn die süddeutschen Landtagsabgeordneten Männer von Charakter sind, werden sie es durchsetzen, daß in einer so bedeut- samen Frage wie der Budgetbewilligung die gesunde Ver nunft wenig st ens bei einem Teil der Sozial- demokratie ihren Einzug hält. Bei Rosa Luxemburg  und Artur Stadthagen ist allerdings in dieser Richtung keine Aus- ficht vorhanden, aber darüber wird man sich in Süddeutschland  und anderwärts zu trösten wissen." habe ich unverändert gelassen, dagegen sind die Seitenflächen in be« merkenswerter Art umkonstruicrt worden. Diese Seitenflächen, die auch schon an dem alten Ballon den Eindruck von Fischflossen machten, haben diese Gestalt beibehalten; während sie aber früher aufgeblasene Matratzen waren, sind eS jetzt Holzrahmen mit flachen Lust- kissen. Ich beabsichtige, damit den Widerstand der Luft zu verringern, und glaube, auch dies Ziel erreicht zu haben. Die Länge des ersten Ballons hatte 52 Meter und der Durchschnitt 8.9 Meter betragen. Das jetzige Schiff mißt 58 Meter in der Länge bei einem Durchmesser von 9.3 Meter. DaS frühere enthielt 2809 Kubikmeter Gas.   das jetzige vermag deren 3290 zu fassen. Es nimmt 499 Liter Benzin mit auf, die es be­sähigen würden, 19 bis 12 Stunden in der Lust zu bleiben. Im ganzen hat der Ballon mit fünf Mann Besatzung etwa 3699 Kilo- gramm zu tragen. Nicht unbemerkt sei, daß auch die Ballonhülle eine Verbesserung dahin erfahren hat, daß sie das Gas länger und unverdorbener zu erhalten vermag. Wie bekannt, ist seine jetzige Füllung bereits vor fünf Wochen erfolgt. Ucber die Fahrt selbst wird gemeldet: In flotter 2Vzstündiger Fahrt und in einer Höhe von 209 bis 490 Meter ging" die Reise rund um Berlin   über Pankow  , Weißensee  . Stralau. Oberschöneweide   in der Richtung nach Britz  . Das Fahrzeug überquerte sodann das Tempelhofer Feld und schlug die Richtung nach Friedenau   und dem Grunewald   ein, um längs der Bahn über Steglitz  . Schlachtensee und Wannsee   den Heimweg anzutreten. Gegen%9 Uhr erschien eS frisch und prall wieder auf dem Tegeler Schießplay, wo es in Gegenwart des Inspekteurs der Verkehrstruppen General v. Lyncker glatt landete. Parseval selbst äußerte sich dem Berichterstatter deS»B. T." gegenüber über die Fahrt: Das Luftschiff stieg mit seiner vollen Besatzung von 5 Personen auf. Die Fahrstrecke betrug 88 Kilometer, die Zeit 2 Stunden 49 Minuten. Die Witterung war sehr ungünstig, und das Luftschiff hatte namentlich über den Höhen an der Havel   und des Grüne- Wäldes stark unter Böen zu leiden, was seine Geschwindig- keit natürlich stark beeinflußte. Die grüßte Höhe betrug 499 Meter. Weil in dieser Luftschicht sich_ starke, regen­artige Niederschläge an der Hülle festsetzten, ging der Ballon loieder herab. Noch beim Eintreffen in Tegel   war die Hülle vorn naß. Sie trocknete dann aber rasch. Es dürfte interessieren, zu erfahren, daß das Luftschiff heute gerade fünf Wochen ein und die- selbe Wasserstoffüllung enthält. Wenn die Witterung, die eine starke Neigung zu Regen zeigt, nicht zu ungünstig wird, wird der Parseval- Ballon morgen wieder aufsteigen. Die eigentlichen, die höchste Leistungsfähigkeit desParseval  " beweisenden Abnahmefahrten sollen erst in etwa zehn Tagen erfolgen. Die neueste HYoMahN desParseval". DerParseval", das nach dem.halbstarren" System des Majors v. Parseval erbaute lenkbare Luftschiff, unternahm am Frei tag in früher Morgenstunde eine Fahrt, die als Probe zu der be- absichtigten Zwölfstundenfahrt betrachtet werden kann. lieber den Ballon selbst, der einer Veränderung unterzogen worden ist, wird vomTag" über eine Unterredung mit dem Er bauer des«Halbstarren" gemeldet: Wenn der erste Ballon sich mehr an die Form eines Zylinders gehalten hat, so ist dem jetzigen Luftschiff eine mehr fischähnliche Gestalt gegeben. Es kommt dies besonders im Querschnitt zum Ausdruck. Ich habe zu dieser Veränderung in der Ueberzeugnng gegriffen, dadurch die Stabilität des Fahrzeuges zu verbessern, d. h. ihm in der Fahrt eine größere Ruhe zu verleihen. Der Daimler-Motor, der früher nur 85 LL aufwies, verfügt jetzt über deren 199, und es ist ein ganz neuer Typ zur Anwendung gelangt, der, wie die beiden Fahrten mir erwiesen, mit Sicherheit arbeitet. Das Hauptsteuer gänger, der sie durch einen Fußtritt beinahe zum Explodieren gebracht hätte. Während das Soldatenspalier in Unordnung geriet, schritt ich über die Leichen hinweg bis zum kaiserlichen Wagen, wo ich die zweite Bombe warf. Sie beschädigte den Wagen und tötete die Pferde. Die Kaiserin wurde leicht ver- letzt. Pieri, der vor dem Attentat verhaftet worden war, befand sich im Gefängnis. Wer also warf die dritte Bombe? Mögen eifrige Geschichtsschreiber das zu ergründen suchen. Soweit de Rudios Bericht. Danach ließe sich also nur insofern von Orsinis Bombenattemat sprechen, als Orsini die Verschwörung leitete, während man bisher angenommen hat, daß er auch an dem Bombenwurf selbst aktiv beteiligt gewesen sei. Orsini wurde be- kanntlich mit Pieri zusammen hingerichtet, wogegen de Rudio im letzten Augenblick zur Deportation begnadigt wurde; Gomez war von vornherein nur zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurteilt worden. De Rudio schreibt dazu:Heute noch, nach einem halben Jahrhundert, schaudre ich, wenn ich denke, wie trügerisch die mensch- liche Gerechtigkeit ist. Felice Orsini   und Giuseppe Pieri, die beiden, die am strengsten bestraft und enthauptet wurden, waren von den vieren, denen man den Prozeß machte, die einzigen, die keine Bomben geworfen und kein Blut vergossen hatten." DaS elektrische Licht der alte» Aegypter. DaS berühmte Wort Nichts Neues unter der Sonne" hat in neuerer Zeit einen so axio- malischen" Charakter angenommen, daß man selbst von den aller- modernsten Eroberungen der Wissenschaft schon in uralten Zeiten eine Spur, wenn nicht gar ein Modell finden will. Ein ameri- konischer Professor, Dr. Cady, hat jüngst die immerhin etwas seit- same Vermutung ausgesprochen, daß schon die alten Aegypter das elektrische Licht oder wenigstens ein sehr ähnliches Beleuchtung?- system gekannt haben dürften. Diese wundersame Meinung sucht er folgendermaßen zu erklären: Man findet in den Hypogäen, in den dunkelsten unterirdischen Gewölben und Totengrüften deS Niltales Gemälde und Skulpturen, die so sein gemalt und modelliert sind, daß eS jedem klarwerden müsse, daß sie nur in einem ganz hell erleuchteten Räume haben aus- geführt werden können. Fackeln hätten ein so helles Licht nicht geben können, und außerdem hsitten sie bei der Verbrennung an den Wänden und an den Wölbungen der Katakomben Spuren des harzigen Rauches hinterlassen müssen. Dazu bemerkt derEtendard Egyptien":Ueber die mutmaßliche Beleuchtung der ägyptischen Katakomben ist schon oft gestritten worden und wir erlauben unS, dem amerikanischen   Gelehrten mitzuteilen, daß eine weniger merkwürdige Lösung der Frage abgenommen worden ist: die alten ägyptischen Künstler haben wahrscheinlich Spiegel benutzt, die so aufgestellt waren, daß sie durch zahlreiche Wider- strahlungen daS Sonnenlicht bis zu den Wänden lenkten, die ge- schmückt werden sollten." Das Blatt erzählt dann eine hübsche Anekdote: Ein Aegyptenforscher hatte in den Hypogäen Drähte ge- funden und daraus den kühnen Schluß gezogen, daß die alten Aegypter de» elektrischen Telegraphen kannten.So weit sind Ihre Huö der partei* Zum Parteitage. Die Nürnberger Genossen beschloffen, an den Parteitag zwei Anttäge zu stellen. Der erste fordert eine ständige A r b e i t s k o n, m i s s i o n, die für den nächsten Parteitag eine Er- örterung der Agrarfrage vorbereitet, der zweite verlangt, der Parteitag wolle die deutschen Arbeiter auffordern, im Sinne der Beschlüsse der internationalen Kongresse die Maifeier durch Arbeitsruhe zu begehen und in gemeinschafllicher Aktion von Partei und Gewerkschaft für die Ertveiterung und Steigerung des internationalen Feiertags deS Proletariats z» kämpfen. Den Antrag über die Agrarfrage begründete Genoffe Kurt Eisner   mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der Behandlung dieser Frage. Nicht mit theoretischen Streitfragen soll sich diese Arbeitslommission beschäftigen, sondern beispielsweise mit der Land- arbeiterfrage des Ostens, mit der Organisierung desGesindes  ", mit der Bodenzinsfrage usw., dann mit dem Thema der Verbindung ländlicher Produktionsgenossenschaften mit Arbeiter-Konsumgenossen- schasten der Städte und der Kommunen selbst; schließlich fei schon lange brennend die Frage der Kleinbauern als Lohndrücker in Jndustrieorten. Zu dem Antrage über die Maifeier meinte EiSuer, er würde eS als Erniedrigung des Nürnberger Parteitages empfinden, wenn er die Maifeier aufheben oder wenn er sich lange über die Kostenfrage streiten würde. Die Kostenfrage sei Sache persönlichen Empfindens, zum mindesten aber könne sie nicht Gegenstand öffentlicher Diskussionen sein. Bezüglich der machtvollen Durchführung der Maifeier dürfe man nicht leichtsinnig sein, aber auch nicht zaghast; Assyrier sicher noch nicht gewesen", sagte er ironisch zu einem her« vorragenden Assyriologen. Der Gelehrte tat, als wenn er ganz niedergeschmettert wäre; nachdem er sich aber die Sache ein Weilchen überlegt hatte, platzte er triumphierend heraus:Man hat in assyrischen Bauwerken keine Drähte gefunden?! Ja, das beweist doch nur, daß die Assyrier schon die drahtlose Telegraphie gekannt haben l" Humor und Satire. Entrüstung..... Sind Sie doch nicht so grob I Sie tun ja gerade so, als wenn ich Ihnen die drei paar Stiefel schuldig geblieben wär' und nicht Ihrem seligen Baterl" Neuer Börsenfluch.Kassierer sollst De sein, und im Luftschiff sollst De durchgehen, und das Geld sollst De müssen wieder auswerfen als Ballast!" Der Protz.Jetzt heiratet ja schon wieder cine Tochter von Ihnen, Herr Goldberg I"Ja eine Million nach der anderen geht dahin I" Gegenbeweis. Junggeselle:Eheleute, die schon lange verheiratet sind, können sich doch eigentlich nichts mehr zu sagen haben!" Ehemann:Na da sollten Sie nur einmal meine Frau hören, wenn ich vom Wirtshaus spät heimkomm' I" Aus einem Theaterzettel.Zwischen dem zweiten und dritten Akt liegt ein Zeitraum von zehn Jahren außerdem eine Pause von fünf Minuten!" l, Fliegende Blätter  ".) Notizen. Edison und die Aeroplane  . Wie aus New Aort gemeldet wird, hat nun auch Edison sich mit der Konstruktion von Aeroplanen beschäftigt. Er hat sich mit Farman, der gegenwärtig in Amerika   weilt, in Verbindung gesetzt und diesen seine Entwürfe vorgelegt; der Luftschiffer soll erklärt haben, daß ein Aeroplan nach diesem Entwurf seinem eigenen entschiedenen überlegen sein würde. Auch von der berühmten Batterie, deren Erfindung Edison schon seit Jahren ankündigt, ist in diesem Zusammenhang wieder die Rede; wenn sie für Flugmaschinen angewendet werden könnte, so würde die jetzt so schwierige Motorfrage eine völlige Umwälzung erfahren. Ein vulkanischer Ausbruch in Samoa  . Nach- richten über die vulkanische Eruption auf der zur Samoagruppe ge» hörenden Insel Sawaii gelangen nunmehr an die Oeffentlichkeit. Nach dem bisherigen Verlauf wäre der Ausbruch erst in drei Jahren zu erlvarten gewesen. Er kündigte sich durch Erdstöße an. in deren Gefolge sich eine neue große Spalte öffnete. Die Lavaglut im Innern dieser Spalte zeigte sich am Himmel, bevor ein eigentlicher Krater gebildet wurde. Der Lavastrom ist sehr mächtig und ergießt sich in einer Breite von 8 Meilen in die See. DaS Meer kocht im Umkreis einer halben Meile von der Eintrittsstelle; die Tätigkeit des Vulkans hält noch immer an.