Gewiß: Wenn niemand ein Wort sagte über daS Verhalten einzelner Personen oder Körperschaften, wenn es jedem überlassen bliebe, nach seiner Fasson.sozialdemokratisch' zu sein, wenn keinerlei Kritik geübt würde, dann wäre es ruhig in der Partei und freudig und ungestört könnten sich besonders begabte Leute „entwickeln" bis zur höchsten Vollendung der Staatsmäniclichkeil Nur wäre dann eben die Partei keine sozialdemokratische mehr, sondern ein Konglomerat von.Individualitäten". I m v«rau s v er w a h re n wir uns dagegen, daß wiederum die Streitfrage verschoben wird und daß Nebensächlichkeiten, wie der. T o n". den Lesern der Parteipresse als das Wesentliche vorgeführt werden. Dies Manöver beginnt nämlich auch schon wieder. So gibt das „Norddeutsche Volksblatt" in Bant seinen Lesern folgende.Aufklärung":„Der.Vorwärts" läßt in seiner Kritik der Geheimniskrämerei, die auch wir für falsch halten, das Partei- genössische Verhalten wieder einmal vermissen. Wenn man das Verhalten von Parteigenossen, die Jahrzehnte im Kamps stehen, sich bewährt und Opfer für die Partei gebracht haben, ein- fach für Kindereien erklärt, kurzum einen Schulmeisterton an- schlägt, der verletzen mutz, so ist das nicht parteigenössisch und mutz die Diskussion ganz unnötig verschärfen. Gewiß mutz Partei- disziplin berrschen, gewiß dürfen Demokratie und die Einheit der Partei nicht untergraben werden. Aber die Aenderung der frag» lichcn Beichlüsse der Parteitage von Frankfurt und Lübeck an- zustreben, ist ein Recht jedes Parteigenossen, und wenn er diese Absicht nicht gleich an die grotze Glocke hängt, so ist das kein Parteiverrat." Natürlich mutz nun der Leser glauben, die badi- scheu Genossen seien vom„Vorwärts" oder anderen Blättern des Parteiverrats beschuldigt worden, und man wolle ihnen verwehren, die Aenderung eines Parteitags- beschlusscS anzustreben. Beides ist gleich falsch; aber wer nur das.Nordd. Volksbl." liest, mutz daran glauben. So wird eS gemacht und s o entsteht die„Vergiftung der Diskussion", über die dann dieselben zahmen und sanften Organe klagen."_ Positive Vorschläge zur lugendorpniiationsfrage. Die Vorschläge des Gewerkschaftsbeamten Waclawiak sind in- sofern zu begrüßen, als sie möglicherweise den Anlaß zu einer gütlichen Verständigung aller an der Jugendorganisationssrage her- vorragend Beteiligten bieten. Die Jugendorganisationen können aber den Vorschlägen des Genossen Waclawiak nicht zustimmen. Soweit sie sich auf die Hauptmittel zur Gewinnung und Erziehung der Fugend, wie Jugendheime, Bibliotheken usw. beziehen, wird kein vernünftiger Mensch Einwendungen gegen sie zu erheben wagen. Solche Institute haben bereits schon vor vier Jahren die freien Jugendorganisationen gefordert. Daß diesen berechtigten Wünschen der Jugend in Gewerkschaftskreisen jetzt offenbar mehr Sympathie entgegengebracht wird als früher, ist sicherlich auch ein Erfolg der freien Jugendorganisation. Allerdings sind mit den Vorschlägen die schönen Jugendheime noch nicht geschaffen. Die Frage der Organisation der Jugend will Genosse Wae- lawiak augenscheinlich so geregelt wissen, daß neben den Jugend- Organisationen der Gewerkschaften Jugendvereine bestehen sollen, die alle jugendlichen Berufsangehörigen und auch die Mitglieder der gewerkschaftlichen Jugcndsektionen zu umfassen haben. Damit wären wir einverstanden. Die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisierung jugendlicher Arbeiter der Gewerbe, in denen solche in den wirtschaftlichen Kämpfen entscheidend mitwirken, haben wir stets anerkannt. Lediglich dagegen mußten wir uns wenden, daß die gewerkschaftlichen Jugendsektionen als Ersatz der be- steheniden Jugendorganisationen gelten sollten. Der Jugerchverein soll nach den Vorschlägen Waclaiviaks ein reiner Bildungsvercin sein. Davor ist nicht entschieden genug zu warnen! Aus agitatorischen und erzieherischen Gründen muß ein Jugendverein auch praktischen Jugendschutz be- treiben.„Schließlich ist die Aufklärung über die wirtschaftliche Lage auch für die geistige Fortbildung der Jugendlichen von ein- schneidender Bedeutung. Niemand wird leugnen, daß alles, was in dieser Beziehung bisher versucht worden ist, mehr oder weniger Versuch- oder Stückwerk geblieben ist. Warum? Weil es fast nie gelang, die Jugendlichen dauernd für ihre freiwillige Weiter- bildung zu interessieren. Man hat die Jugendlichen Deutsch , Stenographie, Geschichte, Naturwissenschaft, selbst fremde Sprachen gelehrt, immer aber fehlte der einheitliche Boden, aus dem das alles hätte wie natürlich herausgetrieben werden können, der ge° meinsame Sinn, der alle diese Lerngegenstände als ein lebendiges Ganzes zusammenhielt, der sie den Jugendlichen fesselnd, verständlich Und erstrebenswert machte. Die starke und vorwiegende Aufklärung über die wirtschaftliche Lage in den Vereinen schafft meines Er- achtens das bisher fehlende Interesse dauernd. Denn die Be- schäftigung mit den wirtschaftlichen Dingen ist Lebensbedürfnis. Ja, diese Beschäftigung und Einsiihrung der Jugendlichen in die Erkenntnis ihrer eigenen sozialen Verhältnisse ist selbst schon Unter- richt, und zwar der grundlegende Unterricht in dem gerade für den modernen Arbeiter wichtigsten Zweige des Wissens und Lebens. Auf dieser Grundlage baut sich dann ganz von selbst die Be- trachtung anderer ökonomischer Vorgänge, eine Uebersicht über die moderne Arbeiterfrage, das' verständnisvolle Anhören einfacher nationalökonomischer Vorträge auf. Und daran schließt sich dann weiter ebenso folgerichtig, natürlich und fesselnd Unterricht in Ge- schichte und Naturwissenschaft an. So gibt die Betonung der Wirt- schastlichen Verhältnisse der Jugendlichen für und in ihren Vereinen geradezu die Grundlage und Elemente einer geschlossenen und ver- ständlichen proletarischen Bildung, �die dann später auch der Er> Wachsens lieber und erfolgreicher weiterpflegen wird, als es bisher meist der Fall war."") Obwohl die freien Jugendorganisationen keine Jugendheime und ähnliche Annehmlichkeiten der Jugend bieten konnten wie ihre christlichen Gegner, haben sie dennoch eine ansehnliche Zahl Jugendlicher zu sammeln und den gegnerischen Ver- einen abzuringen vermocht. Der Erfolg der Jugendorganisation erklärt sich zum Teil daher, daß sie der Jugend materielle Not zu lindern suchten. Das ist die eine Lehre, die wir aus unserer und des Auslandes Jugendorganisationsbewegung zu ziehen haben. Auch die gegnerischen Vereine haben den Jugendschutz in ihr Pro- graiwm aufgenommen. Ebenso zeigt die Praxis, daß den Jugendlichen die weiteste Selbstverwaltung ihrer Organisation einzuräumen ist'— zwecks Anziehung und Erziehung der Jugend. Sehr richtig schreibt der Reichstagsabgeordnete Pieper in dem kürzlich im Verlag des Volksvercins für das katholische Deutschland erschienenen Buch: „Jugendfürsorge und Jugendvereine":„... Nicht aus Willkür, nicht aus Uebcrhebung, sondern dem Zwang der ihn umgebenden Verhältnisse folgend, sozusagen weil er eine freiheitlichere Luft atmet, weist der Jugendliche heute einen stärkeren Drang nach Selbständigkeit, Selbstbestimmung, Selbstbetätigung auf. Wollten wir in der Jugend chese Grundstimmung unterdrücken, so würden wir, selbst wenn uns das gelingen könnte, den künstigen Männern das nehmen, ohne was sie sich heute in den neuzeitlichen Verhält- nissen nicht mehr behaupten können. Aber es würde uns auch nicht gelingen, da alles gegen ein solches Bestreben arbeitet; viel- mehr würden wir die Jugend uns nur entfremden und »znserem Einfluß entziehen... DaS schreibt ein klerikaler Jugenderzieherl Selbst der preußische *) Vergl.„Der Weg zum Licht".„Ein Weckruf an die arbei- tende deutsche Jugend", von Max PeterS. Buchhandlung Vor- VärtS. 2. Auflag«. S. 5 und ö des Vorworts von P a u l G ö h r e. Handelsminister äußert sich in einem kürzlich an die Oberpräst- 1 Der zEeite und dritte Wahlkreis, die schon vorige deuten und Regierungspräsidenten gerichteten Erlaß, der für die Woche zum Parteitag Stellung genommen haben, nahmen folgen- schulentlassene Jugend die Schaffung von Einrichtungen an den den Antrag an: gewerblichen und kaufmännischen Fortbildungsschulen fordert, die neben dem eigentlichen Ziel der Fortbildungsschulen der kürper- lichen und geistigen Weiterbildung, wie dem Unterhaltungsbedürfnis der jungen Leute dienen sollen, also: „Häufig wird es zur Förderung der Fürsorgeeinrichtungen wesentlich beitragen können, wenn die Fortbildungsschüler an ihrer Verwaltung selbst beteiligt werden. Ich würde kein Be denken darin sehen, sondern es vielmehr willkommen heißen, wenn die Fürsorgeeinrichtungen sogar auf Vereine gestützt werden, die sich zum Zwecke der gemeinsamen Verwaltung der zu ihrem Besten bestimmten Einrichtungen unter den Schülern bilden. Selbstver- ständlich müssen Leiter und Lehrerschaft der Fortbildungsschule an diesen Vereinen beteiligt sein. Diese Teilnahme kann, wenn sie ohne Engherzigkeit und mit verständigem Eingehen auf die Art und Weise der Jugend erfolgt, dazu beitragen, ein VertrauenSver- hältnis zwischen Lehrern und Schülern zu bilden und zu befestigen, das für beide Teile gute Früchte trägt. Sodann müssen von ven Fürsorgeeinrichtungcn jedes Streben nach Uniformität und jedes bureaukratische Schema fernbleiben." Zwar ist auch Genosse Waclawiak für die„freie geistige Eni- Wickelung des jugendlichen Menschen". Aber folgende im selben Atemzuge gehaltenen Ausführungen:„Der einzelne Jugendliche braucht sich dann nicht etwas darauf einzubilden, daß er Karten ausschreiben und 2— 300 M. revidieren darf", lassen erkennen, daß er nur in beschränktem Maße die Jugendlichen bestimmen lassen möchte. Deshalb ist zu betonen: Nicht Heranziehung der Jugend zur Mitarbeit, sondern vollständige Selbstverwaltung der Organisation durch die Jugend— natürlich unter Aufsicht älterer, pädagogisch gebildeter Genossen, die mit feinem Takt die Jugendlichen beraten, nicht nach dem Krundfatze: So will ich. so befehle ich! Der erziehliche Wert der Selbstverwaltung ist genügend in der Arbeiterpresse und der„Arbeitenden Jugend" dar- gelegt worden. Auch die gegnerischen Jugendvereine erheben mehr und mehr das Selbstverwaltungsrecht der Jugend zum Prinzip. Die Form ihrer Organisation dürfte für uns lehrreich sein. Die christlichen (evangelischen) Jünglingsvereine hatten sich ursprünglich„wild" entwickelt. Allmählich traten sie in nähere Beziehung zueinander. Heute gehört jeder Verein einem Bund an(gleichbedeutend mit einem Gau unserer Gewerkschaften). Diese, sagen wir Landes» bünde , sind einem Nationalbund(Sitz Barmen) ange- schlössen, der sich über ganz Teutschland erstreckt. Und dieser gehört dem Weltbunde an. Daß das von Waclawiak vorgeschlagene Programm des Jugend- Vereins sehr bedeutend der Korrektur bedarf, sei nur nebenbei er- wähnt. Er legt zu sehr Wert auf die Unterhaltung der Jugend. Nicht Rezitationsabende, humoristische Vorträge und ähnliche Dar- bietungen, sonder« Vorträge aus dem Gebiete der Ratio- nalökonomie, Geschichte sind an die e r st e Stelle zu setzen. Gewiß soll auch die Jugend fröhlich sein. Aber sie soll auch zur edlen Freude an der eigenen geistigen Bereicherung erzogen werden. Die praktische Ausftihrung des Programms wollen wir heute unerörtert lassen. Was Waclawiak Bildungsverein nennt, besteht heute in der freien Jugendorganisation, nur daß diese selbständig ist und prak- tischen Jugendschutz Pflegt. Da letztere Tätigkeit nur im Verein mit den Gewerkschaften auszuüben ist, also nicht diese ersetzen soll, dürfte eine Einigung über diese Frage leicht zu erzielen sein. Den Gewerkschaften soll ja nichts genommen werden, im Gegenteil, sie werden von dieser Arbeit der Jugendorganisation nur gewinnen. Als Grundlage der weiteren Diskussion und eventueller VerHand- lungen könnten folgende Leitsätze gelten: Die Jugendorganisation hat alle unter 20 Jahre alten Jugend- lichen ohne Unterschied des Berufes, des Geschlechts und der Kon- fession aufzunehmen. Die Mitglieder der Jugendorganisation sind, wenn ausnahmefähig, den Gewerkschaften zuzuführen. Anderer- seits müssen die jugendlichen Mitglieder(Lehrlinge und ungelernte Arbeiter unter 18 Jahren) der Gewerkschaften zugleich Mftglieder der Jugendorganisation sein. Die Jugendorganisation beruht auf demokratischer Grundlage. Dem Vorstande der Jugendorganisation ist ein von den öckt- lichen Arbeiterorganisationen zu errichtender BildungSausschuß zur Seite zu stellen. Um die Arbeit der Jugendorganisationen einheitlich zu ge- stalten, sind die örtlichen Vereine zu einer Zcntralorganisation zu- sammenzuschweißcn, die ebenfalls auf demokratischer Grundlage beruht. Die Zeutralleitung der Jugendorganisationen ist ebenfalls durch einen von den Zentralleitungen der Arbeiterorganisationen zu wählenden Bildungsausschuß zu beraten und zu unterstützen. Der Zentralbildungsausschuß hat in Gemeinschaft mit der Zentralleitung der Jugendorganisationen eine einheMche Jugendzeitung herauszugeben, zu deren Mitarbeit(nicht nur Expedition) die Jugend heranzuziehen ist. Die Tätigkeit der Jugendorganisationen hat im Rahmen der Gesetzgebung zu geschehen. Die Aufgaben der Jugendorganisation sind: Pflege proletarischer Jugendbildung im Sinne der modernen Weltanschauung, körperliche Ausbildung der Jugend und Pflege des Jugendschutzes— letzteres in Gemeinschaft mit den Gewerk- schaftcn. Mit diesen meinen Vorschlägen dürsten alle Jugendorgani- sationsleiter einverstanden sein. Wenn die Gewerkschaftsführer dem berechtigten Ruf der Jugend nach relativer Selbständigkeit und Pflege des Jugendschutzes verständiges Entgegenkommen zeigen. dürfte eine alle Beteiligten zufriedenstellende Einigung erreicht werden. Im Interesse der Arbeiterbewegung wäre eine solche noch vor Nürnberg erwünschtl Max Peters Em der Partei. Zum Parteitag. In einer stark besuchten Parteiversammlung für den ersten Hamburger Wahlkreis unterzog am Freitagabend Genosse Stalten die Tagesordnung des Parteitages einer eingehenden Betrachtung. Er ist der Meinung, daß die S o n d e r o r g<5n i sation der Frauen aufzuheben sei. Mit dem Schematismus in der Frage der Jugendorganisation aus dem Gewerk- schaftskongreß könne er sich nicht befreunden. Von einer Aufgabe der Maifeier könne unter den heutigen Umständen keine Rede sein, das würde nur den Hohn der Gegner auslösen; die Unterstützungsfrage werde man nicht aus den Augen lassen dürfen. Was die Frage der Budgetbewilligung in Baden und Bayern anlangt, so werde hierzu der Parteitag ein ernstes Wörtlein zu sagen haben. Die in der Lübecker Reso- lution ausgedrückte Voraussetzung für eine eventuelle Etatzustim- mung liege dort durchaus nicht vor. So wie in Baden und Bayern hätten die Verhältnisse in Hamburg und anderen Bundesstaaten schon oft gelegen, ohne daß man daran gedacht hätte, dem Etat zu- stimmen zu sollen. Mit den in Süddeutschland geltend gemachten Gründen könnte schließlich jede Zustimmung zum Etat gerechtfertigt werden. Man sollte doch stets im Auge behalten, daß die Arbeiter im Klassenstaat immer als minderen Rechts angesehen würden. (Allseitige Zustimmung.) Alle Redner äußerten sich in dieser Angelgenheit im Sinne Stoltens. Genossin Z i e tz bemerkte, sie habe schon im Juni in Süddeutschland vernommen, daß man gegen den Lübecker Beschluß Sturm laufen wolle; sie habe aber geglaubt, daß man die Frage vor den Parteitag bringen würde. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Als Delegierte wurde St ölten, Frau Z ie tz und Schaumburg gewählt. Ter zweite Wahltreis wählte als Delegierte Paul Hoff- mann und Frau Heuer. Im dritten Wahlkreis, der distriktsweise wählt, ist daS Resultat noch nicht zusammengestellt. „Die Institution der weiblichen VcrtraucnSperson ist auf- zugeben und der Parteivorstand um eine rcsp. zwei Personen zu verstärken. Unter den Mitgliedern des Partcivorstandcs muß ein weibliches Mitglied sein, welches die Agitation unter den weiblichen Arbeiterinnen zu betreiben hat." Ter dritte Kreis beschloß: „Die Maifeier ist nach den Beschlüssen des internatio- nalcn Kongresses sowie des letzten Parteitags unter Fortfall der Unterstützungfrage zu regeln." Im Distrikt Eilbeck (3. Kreis) wurde ein von Paul Lange begründeter Antrag angenommen, der in seinem ersten Teile sich in Uebereinstimmung mit dem Parteitagsbeschluß in München für die staatliche Alters-, Invaliden-, Witwen- und Waisenversicherung aller Schichten der lohnarbeitenden Bevölkc- mag erklärt und sich gegen eine Sonderversicherung der Privatange st eilten— wie sie vom Reichsamt des Innern vorgeschlagen wird— wendet. Gefordert wird in dem Antrage eine ausreichend« Versicherung der genannten Angestellten im Rahmen des Jnvalidenversicherungsgesetzes durch höhere Lei- stungen in den jetzt bestehenden Lohnklasjen und Errichtung höherer Lohn- und Beitragsklasjen. In einer außerordentlichen Generalversammlung des Sozial- demokratischen Vereins Königsberg-Stadt erferierte Ge- nosse Hugo H a a s e über den Parteitag. Nach lebhafter Diskussion wurden folgende Anträge an den Parteitag beschlossen: „Der Parteitag wolle beschließen, auf die Tagesordnung des nächsten Parteitages zu setzen:„Die Landarbeiterfrage und die La n d a r be i t e r o r ga ni sa t ion." „Der Parteitag empfiehlt allen Parteiorten, denen geeignete Redner zu Gebote stehen, im September jeden Jahres, möglichst im Einverständnis mit den Gewerkschaften, eine Rekrutenab- schiedsfeier zu veranstalten, in der, neben geselligen Unter- Haltungen, die zum Militär einberufenen Genossen noch einmal an ihre innere Zusammengehörigkeit mit ihren Klassengcnossen er- innert und über ihre militärischen Rechte und Pflichten aufgeklärt werden sollen." „Gemäß dem Mannheimer Parteitagsbcschluß werden die Parteigenossen aufgefordert, Gründung und Ausbau von unpoli- tischen Jugendorganisationen zu fördern, welche Weiter- bildung, Pflege geselliger Unterhaltung und die, im Einverständnis mit den zuständigen Gewerkschaften zu bewirkende wirtschaftliche Interessenvertretung der Arbeiterjugend zur Aufgabe haben sollen. In Parteiorten, wo solche Organisationen nicht bestehen können, soll ein in öffentlicher Versammlung gewählter Vertrauensmann der Arbeiterjugend im Einverständnis mit dem örtlichen Bildungs- ausschuß und Gcwerkschaftskartell die Jugendbewegung leiten. Die Verpflichtung der Arbeiter über 18 Jahren, sich politisch und der jugendlichen Arbeiter, sich nach Möglichkeit gewerkschaftlich zu orga- nisieren, bleibt unverändert bestehen." „Für die Regelung der Unter st ützung von Maifeier- Gemaßregelten sollen in erneuten Verhandlungen des Parteivorstandes mit der Generalkommission folgende Grundsätze maßgebend sein: 1. Ueber die Arbeitsruhe wird nach zu vereinbarenden all- gemeinen Grundsätzen, für die bei einigen Gewerkschaften bereits bestehende als Vorbild dienen, entschieden. 2. Den Gcmaßregelten wird die Unterstützung vom dritten Werktage ab gezahlt, und zwar a) für sechs Tage aus lokalen Mitteln, die durch obligatorische Beiträge der am 1. Mai arbeitenden Organsierten, Sammlungen usw. aufgebracht werden; reichen die Mittel dieses Maifonds nicht aus, so sind die noch erforderlichen Summen am Orte aus die Parteiorganisation und die Gewerk- schaften, denen die Ausgesperrten angehören, angemessen zu ver- teilen; b) vom neunten Tag ab aus den zentralen Hauptkassen der Partei und der Gewerkschaften in angemessener Verteilung. Als angemessene Verteilung gilt die Zahlung der Unterstützung für die allein politisch Organisierten aus Parteimitteln, für die allein gewerkschaftlich Organisierten aus Gewerkschastsmittteln und' sül- die beiden Organisationen Angehörigen von beiden Seiten zu gleichen Teilen. 3. Die Gewerkschaften werden ersucht, von Erhebung be- sonderer Maibeiträge für anderer Gewerkschaftszwecke in Zukunft Abstand zu nehmen." Die beiden letzten Anträge stehen im Widerspruch zu den Re- solutionen, wie sie über diese Punkte zwischen Parteivorstand und Generalkommission vereinbart sind. Die Generalversammlung war aber hier eines Sinnes mit den Ausführungen des Genossen Haase, der erklärte:„Es ist gewiß sehr erfreulich, daß sich Parteivorstand und Generalkommission über Fragen, die Partei und Gewerk- schaften gemeinschaftlich berühren, verständigen. Aber eS wäre eine schlechte Praxis, wenn sich unser Parteitag, nachdem auch noch der Gewerkschaftskongreß das Siegel unter jene Vereinbarung ge- setzt hat, sich in seiner Entschließung gebunden fühlen würde. Einmütig erfolgt auf Vorschlag der Königsberger Partei- leitung die Wahl des Genossen Haase als Delegierter für den Nürnberger Parteitag. _ Zwistigkeiten im Wahlkreise Dortmund . Das Tele» graphenbureau Hirsch verbreitet über Streitigkeiten in der sozialdemokratischen Partei Dortmunds Nachrichten, die die bürgerliche Presse übernommen und mit der sensationellen Ueberschrift„Krach im roten Lager" aufgeputzt hat. Danach gegen eine Anzahl hervorragender Genossen Anträge auf Ausschluß aus der Partei gestellt sind, und zwar befinden sich darunter zwer führende Genossen vom Lande. Was diesem Streit zugrunde liegt, ist bis jetzt noch nicht zu erfahren gewesen, aber man darf wohl die Anfrage stellen: hängt die Geschichte etwa mit dem steckbrieflich ver- folgten, früheren Geschäftsführer Becker zusammen? Auf dies« Liebenswürdigkeit boshafter Gegner antwortet die Dortmunder „Arbeiterzeitung": Es bestehen allerdings zurzeit Zwistigkeiten rein persönlicher Naiift unter einigen Ge. nassen des Landkreises Dortmund-Hörde. Diese Zwistigkeiten, die mit prinzipiellen und taktischen Parteiangelegcnheiten nicht das allergeringste zu tun haben, verdichteten sich in der letzten Zeit zu der Anregung auf Einsetzung eines Schiedsgerichtes. Ob sich die Kreisorganisation hiermit beschäftigen wird, bleibt der am 23. dieses Monats stattfindenden Generalversammlung überlassen. In dieser, als der allein zuständigen Instanz wird von der die Oeffcntlichkeit nicht im geringsten interessierenden Angelegenheit Kenntnis gegeben werden. Unsere Leser ersehen, daß die Affäre sich keineswegs in dem von der„Dortmunder Zeitung" behanpteten Stadium befindet.— Mit dem früheren Geschäftsführer H. Becker von der„Arbeiter- zeitung " hat die ganze Sache nichts zu tun. lvasierstandS. Nachrichten der LandeZanilait für Gewässerkunde, mitgeleM vom Berliner Wetterbureau. vasserftand Kemel , Tilsit B r e g e l, Jnsterburg Weichsel, Thor« Oder, Ratibor . Krassen Frankfurt Warthe . Schriinm , Landsberg Netze, vordamm Elbe, Leiwreritz , Dresden , Bardo , Magdeburg ?+ bedeutet Sucht. — Fall.—•) UMerpegel.
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