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Mitten in ben Nebel gerieten auch die beiden imposanten, doli« besetzten Kahntschen DampferBorussia" undSaxonia", die vom RuderklubVorwärts" gechartert waren, um die Teilnehmer am IS. Stiftungsfest des Klubs nach derKrampen- bürg" zu befördern. Die Hinfahrt geschah noch ohne jeden Zwischen- fall. Wenn einer der Dampfer die zahlreichen, prächtig mit Lampions geschmückten Boote überholte, unter denen besonders mehrere Touren- gigs durch geschmackvolle Dekoration auffielen, geschah dies stets unter herzlichen Begrüßungsrufen von beiden Seiten. Als aber die Dampfer um 11 Uhr in derKrampenburg" ankamen, war eS schon stark nebelig und um Mitternacht sah man trotz hellen Mond« scheins nichts mehr vom anderen Ufer. Aus der dicken Nebel- wand hoben sich nur die Umrisse der beiden weißen Dampfer riesenhaft vergrößert ab. Um 4»/« Uhr traten beide Schiffe im stärksten Nebel die Rückfahrt nach Berlin an. Be- sonders auf derSaxonia" war die Fahrt zeitweise unheimlich. Der Kapitän wußte, daß vor ihm der von Zwiebusch kommende mächtige DampferKurt" der Reederei No biling, hinter ihm die mit starken Maschinen ausgerüstete sehr schnelleBorussia" der eigenen Reederei fuhr. Wurden vorn die vomKurt" verursachten Wellen sichtbar(das Schiff selbst war nie zu sehen, sondern verriet sich nur durch seine Nebelsignale), dann mußte abgestoppt werden. Dadurch entstand aber die Gefahr, daßBorussia" dieSaxonia" von hinten rammen konnte. So zogen die Schiffe mit den Sirenen heulend ihre Bahn. Erst bei Köpenick verscheuchte die aufgehende Sonne den Nebel und nun tauchte ur- Plötzlich kaum eine Schiffslänge vor derSaxonia" der Kurt", wie auf die Nebelwand gemalt, auf. Wie der Führer derSaxonia" versicherte, hat er einen Nebel von gleicher Dauer« haftigkeit und Konsistenz ein einziges Mal vor acht Jahren auf der Unterelbe bei Hamburg erlebt. In Berlin trafen die Dampfer erstgegen7UhrmorgenS ein, als bereits hunderte von FrühauSflüglern sie erwarteten,(um sofort ihre Ausfahrt anzutreten. Wartende Paffagiere sah man übrigens auf den Landungsbrücken fast aller Reedereien, da die Mondscheindampfer sich bei der Rückfahrt beinahe ohne Ausnahme verspätet hatten. Zu der Nevolverschiesjerei, durch die in der Nacht vom 28. Juli zum 29. Juli an der Ecke der Landsberger Allee und der Thorner Straße der Buchdruckereihilfsarbeiter Glitsch schwer v e r- w u n d e t wurde, ist heute zu berichten, daß die Polizei jetzt nicht nur den Hut hat, der von dem fliehenden Täter am Tatort zurück- gelassen worden war, sondern auch den Täter selber. Es wird ge« nieldet, daß der Held dieser Affäre ein Schreiber Willi Kleiber sei. Der Hut war der Polizei überbracht worden von einen, Augen- zeugen, der ihn an sich genommen hatte und ihn dann ablieferte, als er imVorwärts"(Nr. 186) gelesen hatte, daß dieses Beweisstück von Wichtigkeit fein könne. Der Täter hat sich selber der Polizei gestellt, nachdem imVorwärts" (Nr. 183) auch die Nachricht von der Ablieferung des Hutes ver- öffentlicht worden und dies dem Täter bekannt geworden war. Somit hat in beiden Fällen die Polizei nicht eine Hand zu rühren brauchen, um dieseErfolge" zu erzielen, die sie sich jetzt buchen darf. Anfänglich scheint sie es nicht mal für nötig gehalten zu haben, durch die von ihr sonst regelmäßig informierten Bericht- erstatter eine Nachricht über jene Schießerei an die bürgerliche Presse gelangen zu lassen. Uns ist wenigstens nicht bekannt geworden, daß hierüber in irgendeinem Blatts etwas n�jtgeteilt worden wäre. Nunmehr ist aber aus den Akten der Polizei den bürgerlichm Blättern die Nachricht zugegangen, daß der obengenannte Kleiber, veranlaßt durch die Veröffentlichungen des Vorwärts", selber sich bei ihr gemeldet habe. Kleiber ist nicht in Haft genommen worden, weil die Polizei ihm geglaubt hat, daß er in Notwehr erst dann geschossen habe, als er von Glitsch angegriffen worden sei. Die aus den Polizeiakten stammende Dar­stellung erzählt: Kl. sei einkleines unscheinbares Männchen"; er habe in der Brauerei Patzenhofer mit einemunbekannt ge- bliebenen Mädchen" getanzt; auf dem Heimwege sei er von Personen, unter denen Gl. sich befand, wörtlich und tätlich beleidigt worden; auch gegen das Mädchen seien unflätige Reden gefallen; die Beleidiger seien, während er vergeblich nach einem Schutzmann suchte, verschwunden; hinterher sei er wieder von zweien verfolgt worden; er habe gedroht, daß er schießen werde; trotzdem habe Gl. ihn angegriffen und da habe Kl. dann geschossen. Die Notiz, die so berichtet, ist selbstverständlich gepfeffert worden mit etlichem Geschimpfe auf denVorwärts". Wir glauben der Polizei gern, daß wir ihr unbequem sind und sie unsnicht grün" ist._ Aus derHeilanstalt" bei Wilhelmshagen hätten wir in Nr. 189 berichtet, daß dort eine von dem Köpenicker Oberförster und Amtsvorsteher Kottmeier gezeichnete B e- kanntmachung ausgehängt worden sei, die den Patienten untersagt, den Wald in Anstaltskleidung zu be- treten, und ihnen in Aussicht stellte, eventuellscharf bestraft" zu werden. Auf diese unsere Veröffentlichung hin teilt uns Herr Kottmeier mit, daßdie betreffende Verfügung schon seit zirka acht Jahren bestehe", und daß seine Anordnung " getroffen worden seinur zur Unter st ützung der Hausordnung", die ohnedies verbiete, die Anstalt in Anstaltskleidern zu verlassen. Hiernach trifft die Vermutung zu(die von uns schon in Nr. 189 angedeutet worden war), daß die Hauptschuld an diesem ungeheuerlichen Uebergriff auf der Holzbear- beitungs-BerufSgenossenschaft lastet, deren Un­fallverletzte in der Anstalt untergebracht sind. Warum gestattet sie, daß die Anstaltsleitung die Patienten mit einem solchen Verbot be- lästigt? Oder hat sie gar selber angeordnet, daß das Ver- bot erlassen wurde? Es ist ohne weiteres klar, daß hierdurch den Patienten es sehr fühlbar erschwert werden muh, überhaupt über die Grenzen hinauszugelangen und mal einen Waldspaziergang zu machen. Schlimmer noch ist, daß die Berufsgenossenschaft dem Herrn Kottmeier erlaubt, das Verbot durch die erwähnte Be kanntmachung mit ihren schier un- glaublichen Androhungen zuunterstützen". Bildet sie sich im Ernst ein, daß Herr Kottmeier das Recht hat, »dieseAnordnung" zu erlassen und sie mit solchen gesetzwidrigen Strafandrohungen zu spicken? Hat schon mal femand davon ge- hört, daß ein Amtsvorsteher die Hausordnung einerHeilanstalt" in dieser Weiseunterstützen" darf? Herr Kottmeier meint, dieVerfügung" besteheschon seit girka acht Jahre n". WessenVerfügung" ist denn das, die daschon seit zirka acht Jahre" bestehen soll? Meint er hiermit dieHausordnung" oder seine sie unterstützendeAnordnung"? Die von Herrn Kottmeier gezeichnete Bekanntmachung ist e r st kürzlich in den Räumen der An st alt ausgehängt worden und erst vom 6. Juni 1908 datiert. Besteht wirk- lich dieAnordnung" des Herrn Kottmeierschon seit zirka acht Jahren" und hat er sie etwa nur wieder in Erinnerung gebracht, so ist das um so schlimmer. Es wäre dann interessant, zu erfahren, wann die Anstaltslcitung früher schon einmal den Mut gehabt hat, jene Kottmeiersche Bekanntmachung auszuhängen. In diesem Fall müßten wir uns sehr wundern, daß die Patienten die dreiste Beschränkung der Bewegungsfreiheit, die der Be- rufsgenossenschaft als zulässig gilt, bisher so geduldig hingenommen sollten. Die Lesesäle der Oeffcntliche» Bibliothek mib Lesehalle, Alexandrinenstr. 36, bleiben am Mittwoch, den 19. August, aus Anlaß des Begräbnisses des langjährigen Aufsichtsbeamten Genossen Karl Mude geschlossen. Die Möckernstrahe wird demnächst in ihrem südlichen Teile, zwischen Wartenburg- und Uorkstraße, ein besseres Aussehen erhalten. Sie ist, wie bekannt, an der Westseite unbebaut, da sie hier an das Gelände des Anhalt- Dresdener Güterbahnhofes anstößt. Vom Schöneberger Ufer, woselbst sich die Hauptverwaltungsgebäude deS Güterbahnhofes befinden, bis zur Wartenburgstraße hatte man vor einigen Jahren eine hohe Mauer gezogen, von da bis über die Homstraße hinaus aber begrenzte ein alter Holzzau» das vom Eiscnbahnfiskus nicht gebrauchte Gelände, welches an Geschäfts- leute für Lagerzwecke usw. verpachtet worden war. Auf diesem etwa 209 Meter langen und 30 Meter breiten Platze sah es wüst aus; die Inhaber der Lagerplätze hatten Holz- und Fachwerksbauten aller Art errichtet und nahe dem neuen Zollamtsgebäude an der Jork- straße erhob sich ein alter Fabrikschornstein von stattlicher Höhe, das letzte Ueberbleibsel der ersten Eisenbahnwerkstatt der Berlin - Anhalter Bahn. Mit dieser Budenstadt ist jetzt gründlich auf- geräumt worden. Der Eisenbahnfiskus brauchte die Gelände zur Anlegung neuer Rangier- und Aufstellungsgleise und so mußten die Pächter ihre Plätze räumen. Demnächst erfolgt nun die Aufhöhung des Bahnplanums um zirka 4 Meter und dann wird sich an Stelle des Holzzaunes eine Mauer erheben, die vom Schöneberger Ufer bis zur Norkstraße gerechnet, über 600 Meter lang sein wird. Ein neuer schmaler Jnselperron, von dem aus ein Polizei- beamter den Wagenverkehr reguliert, wird an der Ecke der Neuen Friedrich- und Königstraße errichtet. Die hölzerne Probe-Jnsel ist bereits aufgestellt. An den verkehrsreichen Ecken der Friedrich- und Leipziger Straße sowie der Spandauer und Königstraße hat sich diese Einrichtung gut bewährt und eine bessere Abwickelung des starken Fahrverkehrs zur Folge gehabt. Die Verkehrssicherheit soll auf diese einfache Weise gerade an den Straßenkreuzungen mit dem lebhaftesten Verkehr erhöht und die Zahl der Unfälle an jenen Stellen erheblich gesunken sein. Ein Kind auS dem Zuge gestürzt. Große Aufregung rief in der Nacht zum Sonntag ein schwerer Unglücksfall auf dem Bahn- Hof Gesundbrunnen hervor. Die Ehefrau Firse aus der Löwe- straße 26 war gestern mit ihren vier Kindern zu einem Verwandten nach Birkenwerder gefahren. Nachts stieg sie dann auf der Heim- fahrt in einen Nordringzug, um bis zum Bahnhof Prenzlauer Wee zu fahren. Da das Coupe überfüllt war, so mußten die Kinder stehen und der vierjährige Erich hielt sich direkt vor der Tür auf. Der Zug war bereits abgefahren, als die Coupetür plötzlich auf- gerissen wurde und ein Fahrgast in den Zug springen wollte. Der Knabe stürzte aus dem Coupe heraus und fiel unter den Zug, der über ihn hinwegging. In besinnungslosem Zustand brachte ihn die Mutter nach der Rettungswache, wo der Arzt eine schwere Gehirn- erschütterung. sieben erhebliche Kopf, und Gesichtsverletzungen und einen Oberarmbruch feststellte. Der Kleine dürste wohl kaum mit dem Leben davonkommen. Im Müggelsee ertrunken. ist am Sonntagnachmittag ein unbe- kannter Mann. Bei einem Bootsverleiher in Friedrichshagcn hatte er sich ein Rudebboot gemietet, auf dem er auf den Müggel- see hinausfuhr. Jedenfalls ist der Fremde kein sicherer Ruderer gewesen, denn als ein Dampfer vorüberfuhr, kam er mit dem Kahn längsseitig in die Wellen hinein, so daß das Boot zum Kentern kam. Der Ruderer, der etwa 25 Jahre alt gewesen sein mochte, stürzte in die Fluten und ertrank. Seine Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Eine traurige Aufklärung hat daS Verschwinden des 43 Fahre alten Kutschers Karl Eggert aus der Schinkestraße 2 gefunden. Vor mehreren Tagen entfernte sich E. heimlich aus seiner Wohnung. Vergeblich harrten seitdem die Angehörigen auf seine Rückkehr. Jetzt hat man die Leiche des Verschwundenen am Slisabethufer auS dem Landwehrkanal gelandet. Zweifellos liegt Selbstmord vor. Ein Automobil und eine Droschke gestohlen. Die Wagenmarder haben es in letzter Zeit ganz besonders auf Droschkenautomobile und auf Taxameterdroschren abgesehen, denn die Diebstähle der- artiger Gefährte mehren sich jetzt in auffälliger Weise. Gestern wurde uns über die Entwendung eines Automobils und eines Taxameters berichtet. Vor dem Haufe Berliner Straße 45 wurde dem Eigentümer Scharnemann aus Friedenau die Automobil- droschke Nr. 9990 gestohlen. Ein kurzer Augenblick genügte dem Dieb, den Kraftwagen zu entführen. Ein anderer dreister Wagen- marder stahl in der Triftstraße die Taxameterdroschke Nr. 399, die dem Fuhrherrn Seiffert gehört. Während S. in einem Restaurant Geld wechselte, wurde das Fuhrwerk durch einen unbekannten Mann entführt. Die Fünfzigpfcnnigstücke der älteren Geprägcformea mit der Wertangabe.60 Pfennig" gelten vom 1. Oktober d. I. ab nicht mehr als Zahlungsmittel. Es ist von diesem Zeilpunkte ab außer den mit der Einlösung beauftragten Kassen niemand verpflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen. Diese alten Fünfzigpfennig- stücke werden bis zum 30. September 1910 bei den Reichs- und Landcskassen zu ihrem gesetzlichen Werte sowohl in Zahlung ge- nommen, als auch gegen Rcichsmünzen umgclauschi. Die Ver- pflichtung zur Annahme und zum Umtausche findet auf durchlöcherte und andere als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte ver« ringerte sowie auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung. Nächste Briefpost nach Südwest. Eine Briefpost nach Deutsch- Südwestafrika geht von Europa wieder am 22. August ab. Sie benutzt den an diesem Tage in See gehenden Dampfer der Union- Castle-Linie bis Capstadt. Von dort befördert sie ein heim- kehrender Rcichspostdampfcr der Deutschen Ostaftikalinie nach Norden. Der Dampfer trifft am 11. September in Lüderitzbucht und am 12. in Swakopmund ein. Auch nach Ramansdrift, Warm« bad, Kalkfontain und Ukemas werden diesmal alle Sendungen über Lüderitzbucht befördert. Die Heimat verläßt diese Post am 21. August, entweder abends 6,01 Uhr in Köln mit der Bahnpost nach VcrvierS oder 7,54 Uhr in Oberhausen mit der Bahnpost nach Boxtel, um nach England geschickt zu werden. Pakete werden mit dieser Gelegenheit nicht befördert. Ein Zusammenstoß eines Güterzuges mit einer Lokomotive hat am Sonnabend zwischen den Bahnhöfen Lichtcnberg-Friedrichs- felde und Rummelsburg -Ost stattgefunden. Ein Train mit zahl- reichen leeren Güterwagen fuhr beim Rangieren daselbst einer aus entgegengesetzter Richtung kommenden Maschine in die Flanke. Heizer und Lokomotivführer, die noch die Geistesgegenwart be- saßen, den Dampf abzustellen, retteten sich durch Abspringen. Bei dem Zusammenstoß wurde die Maschine teilweise beschädigt, ein Dampfrohr explodierte. Der vom Schlesischen Bahnhof telephonisch herbeigerufene RettungSzug kam nach 10 Minuten an und nahm die Rettungsarbeiten auf. Der Materialschaden ist nicht un- beträchtlich. Zwei Stunden später war die Strecke wieder passierbar. Nicht aufspringen? Ein schwerer Unglücksfall hat sich am Sonntagabend gegen 11 Uhr in der Prinzenstraße ereignet. Zur genannten Zeit versuchte an der Ecke der Dresdener Straße der Kaufmann Eduard Steinte aus Glienicke bei Hermsdorf , der sich hier bei Verwandten aufhielt, auf einen in voller Fahrt befind- lichen Straßenbahnwagen der Linie 30 zu springen, glitt jedoch von dem Trittbrett ab und stürzte so unglücklich zu Boden, daß er mit dem rechten Arm unter die seitliche Schutzvorrichtung des Motorwagens geriet. Dem Unglücklichen gingen die Vorderräder über den rechten Unterarm hinweg und zermalmten diesen und die Hand vollständig. Der Schwerverletzte erhielt auf der nächsten Unfallstation einen Notverband und wurde dann nach dem Kranken- hause Am Urban übergeführt. Verhängnisvolle Spielereien mit Schußwaffen. Gegen 12 Uhr SoantagS nachlS saßen in emer Destillatwn die Schmiedegefellen Nuckfurlh, Hochstädterstr. 21 wohnhast, und Müll??. Der leistete zeigte seinem Kollegen im Laufe des Gesprächs einen Revolver und erklärte ihm den Mechanismus desselben. Plötzlich erhob M. die Waffe, und diese auf die Brust des N. richtend, fragte er seinen Freund, ob er abdrücken solle. In diesem Augenblick ertönte aber auch schon ein Schutz und Rückfurth brach blutend und bewußtlos zusammen. Der unglückliche Schütze mochte durch eine unvor- sichtige Bewegung mit dem Zeigefinger der rechten Hand dem ge- spannten Hahn zu nahe gekommen sein und so die Entladung herbeigeführt haben. R. wurde nach der Unfallstation in der Lindowerstraße geschafft, wo der anwesende Arzt feststellte, daß die- Kugel die Lunge durchbohrt hatte. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde der schwerverletzte Schmied nach dem Virchow- Krankenhause geschafft, wo er in fast hoffnungslosem Zu- stände daniederliegt. Eine ähnliche Schießaffäre er- eignete sich Sonntag nachmittag in der Mittenlvalder Straße. In dem Hause Nr. 42 fand die Feier des Geburtstages eines dreizehn» jährigen Knaben statt. Die dazu eingeladenen Kinder spielten nach dem Kaffee auf der Straße. Das Geburtstagskind hatte von seinen Eltern ein Desching geschenkt erhalten und der Knabe nahm auf Wunsch seiner Freunde die Waffe mit hinunter. Es wurden aus der Waffe Schüsse abgegeben. Natürlich wollte jeder der Jungen von der Waffe Gebrauch machen. Dabei entspann sich ein Handgemenge und das Gewehr wurde dem Besitzer, dem dreizehnjährigen Karl S., aus der Hand gerissen. Hierbei entlud sich das Desching und das Geschoß traf den wenige Schritte entfernt stehenden 9 Jahre alten Eugen Briest. Der verletzte Knabe wurde nach der Unfallstation am Tempelhofer Ufer ge- bracht. Dort wurde ihm die Kugel, die dicht unter dem Auge saß, entfernt. Die Schwindlerin, die unter der MaSke einer Krankenschwester insbesondrre Zimmervermietcrinnen begaunerte und vor deren Treiben wir warnten, ist jetzt von der Schöneberger Polizei dingfest gemacht. Die Polizei in Schömberg ersucht Geschädigte um Meldung im Zimmer IL Auf dem Rummelplatz verstorben ist am Sonntag eine etwa 30 Jahre alte Frau, deren Personalien bisher noch nicht festgestellt werden konnten. Die Unbekannte hatte sich längere Zeit auf dem Vergnügungsplatz in der Tegeler Straße aufgehalten und brach dort gegen 3Ä10 Uhr abends, von einem Blutsturz befallen, be­wußtlos zusammen. Die Erkrankte wurde mittels Droschke nach der Unfallstation in der Lindower Straße geschafft, doch konnte der dort anwesende Arzt nur noch den durch Lungenschlag ein- getretenen Tod konstatieren. Die Leiche der Verstorbenen wurde nach dem Schauhause übergeführt. Der südliche Fahrdnmm des Grünen Weges vom Küstriner Platz bis zur Koppenstraße ist wegen Lcgung einer Gasrohrlcitung bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter polizeilich gesperrt. Zur Schiffahrt auf dem Berlin -Spandauer Schiffahrtökanal. Der Polizeipräsident gibt bekannt:Während des Baues der Notbrücke über den Berlin -Spandauer Schiffahrtskanal wird in den nächsten Tagen eine zeitweise Sperrung der Durchfahrt durch die Seestraßen- brücke eintreten und alsdann der Schiffahrtsverkehr durch die neue Schleuse Plötzensee geleitet werden. Die Sperrung wird für die von Berlin nach Plötzensee fahrenden Schiffe durch zwei an der Seestraßenbrücke angebrachte Sperrzcichen(eine Tafel mit der weithin sichtbaren AufschriftGesperrt" und eine rote, L/z Quadratmeter große Rahmenflagge) und des Nachts durch zwei rote Laternen ge- kennzeichnet werden. Die von Saatwinkel nach Plötzensee fahrenden Schiffer erhalten beim Schleusenmeiffer in Plötzensee Kenntnis von den bestehenden Sperren."_ Reichliche Feuerwehrarbett. Großfeuer kam am Sonnabendnachmittag in der Carmen-Sylva-Straße 6, nahe Weißensee, zum Ausbruch. Es wurde erst bemerkt, als die Flammen schon an ver- schiedenen Stellen aus den Dachluken emporloderten und dichter Qualm Treppen und Bodenräume füllte. Die erste Kompagnie, von vier Seiten alarmiert, war bald in großer Stärke zur Stelle. Brandmeister Mander ließ gleich über Treppen und mechanische Leitern vorgehen und mit vier Schlauchleitungen von Dampf; spritzen Wasser geben. Die Dachkonstruttion stand in großer Ausdehnung in Flammen und war nicht mehr zu retten. Ferner brannten Fußboden und Bretterverschläge mtt Inhalt an Hausrat, Möbel u. a. Es bedurfte längerer Löschtätigkeit. um de» Braild zu löschen. Die EntstehuiigSnrsache war nicht mehr zu ermitteln. Der Schaden ist ganz erheblich. In der Franlsurter Allee 31 brannte gleichzeitig die Dachverschalung und in der Bär- waldstr. 69 Gardinen. Wäsche u. a. Außerdem wurden noch Brände auS der Linienftr. 146 und verschiedenen anderen Stellen gemeldet. Fast gleichzeitig kanten am Sonntag früh im Zentrum Berlins und in Schöneberg zwei gewaltige Brände zum Ausbruch. In Berlin ging der Dach stuhl des Hauses Joachim st raße 14 in Flammen auf und brachte zwei alte Damen in Lebensgefahr; in Schöneberg wurde der un, fangreiche Dach stuhl eines Festfaales des RestaurantsSchwarzer Adler" in der Hauptstraße 144 vollständtg durch Feuer zerstört. Wir erhalten über die beiden Großfeuer die folgenden Mitteilungen: DaS schon ältere Haus I o a ch i m st r. 14 hat vier Stockwerke. Im Obergeschoß befindet sich nur eine aus zwei Stuben und Küche be- stehende Wohnung, die seit über 20 Jahren von zwei alleinstehenden Frauen bewohnt wird. Sonntag früh 2 Uhr wurde auf der Straße plötzlich Feuerlärm laut, und bald darauf schlugen auch schon helle Flammen aus dem Dachstuhl des Hauses Nr. 14. Mit unheimlicher Schnelligkeit breitete sich das Feuer aus. Unter den Hausbewohnern entstand eine Panik, alles flüchtete, nur notdürftig bekleidet, aus den Wohnungen nach dem Hofe und der Straße. Nur den beiden Frauen im Obergeschoß war bereits jeder Ausweg nach der Treppe durch die Flammen abgeschnitten. Schon war das Feuer auf die Wohnung übergesprungen. Hilferufend standen die beiden Frauen am Fenster, doch niemand konnte Rettung bringen, da die Feuerwehr noch nicht zur Stelle war. Endlich wurden die Feuerwehrsignale hörbar. Di» bedrängten Frauen atmeten auf und ließen sich durch Zurufe von übereilten Schritten abhalten. In aller Hast wurde ein Sprungtuch ausgebreitet. Gleichzeitig ließ der leitende Offizier eine mechanische Leiter am Hause errichten. Ehe diese aber hochgewunden war, sprang eine der Frauen, die 6vjährige K a r o l i n e Anton, in der Ver- zweiflung schon hinab in das ausgespannte Sprungtuch. Glücklich wurde sie aufgefangen. Inzwischen war ein Feuer- wehrmann über die mechanische Leiter nach oben vorge- drungen und hatte die zweite Frau Ernestine Schirmer erfaßt. Auch diese konnte dann über die Leiter hinweg in Sicherheit gebracht werden. Durch die ausgestandene Todes- angst ist die Frau Anton erkrankt, so daß sie nach der Chariiö ge- schafft werden mußte. Frau Schirmer fand im städtischen Obdach Aufnahme, da die Wohnung vollständig ausgebrannt ist. Auch der Dachstuhl des Hauses wurde völlig zerstört. Bei den Lblöschungs- arbeiten hat der Feuerwehrmann Braune durch Rauch und Hitze stark gelitten, weshalb er nach der Wohnung entlassen wurde. Uebcr die Entstehnngsursache des FcuerS ist Bestimmtes noch nicht fest- gestellt. Branddirektor Reichel war persönlich längere Zeit am Brandplatze. Großfeuer lautete am Sonntag früh gegen 8 Uhr eine Meldung auch in Schöneberg . Sofort eilte die Schöneberger Wehr nach der Brandstätte in der Feurigstraße, wo der Dach­stuhl des Saales vomSchwarzen Adler" in hellen Flammen stand. Zwei Löschzüge traten sofort in Tätigkeit, um ge- tvaltige Wassermengen in das Feuer zu schleudern. Trotz aller An- strengungen schien es fast, als ob die Kraft des Feuers jeder mensch- lichen Tätigkeit spotten wollte. Endlich nach zwei Stunden gelang es das Feuer cinzuschränkeu. Gegen 9 Uhr rückten die Löschzüge wieder ab. da die Gefahr eines erneuten Ausbruches des Feuers be- seitigt und die LufräumungSarbeiten erledigt. Menschenleben kamen