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Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 47.

Parlamentsberichte.

Deutscher   Reichstag  .

50. Gigung vom 23. Februar 1893. 1 Uhr. Am Bundesrathstische: v. Bötticher.

Der Handelsvertrag mit Egypten wird in dritter Lesung ohne Debatte unverändert einstimmig genehmigt. Darauf setzt das Haus die zweite Berathung des Etats des Reichsamts des Innern beim Kapitel Reich 3- Gesundheitsamt" fort.

Diskutirt wird zunächst der zu diesem Kapitel gestellte An­trag Baumbach v. Bar: Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die von dem Bundesrath auf grund des§ 29 der Gewerbe- Ordnung erlassenen Vorschriften über den Nachweis der Befähigung als Arzt einer Revision in dem Sinne zu unter­ziehen, daß auf grund dieses Nachweises auch Frauen die Appro­bation als Arzt ertheilt werden muß." Vor Eintritt in die Berathung macht Abg. Büfing als Vor­fizender der Petitionskommission die Mittheilung, daß die Kom­mission sich mit einer Anzahl von Petitionen, welche diese Frage und mehrere andere die Frauenfrage betreffende Angelegenheiten behandeln, beschäftigt und sie dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen habe.

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Freitag, den 24. Februar 1893.

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10. Jahrg.

Bekanntlich

Wunsch des Antragstellers ausgeführt werden soll. Der Uebel- Deutschland nicht allein, sondern auch in anderen Staaten Frauen stand liegt nicht im Reiche, sondern in der Schulorganisation der im medizinischen und in verschiedenen anderen Berufen thätig. Einzelstaaten, welche Frauen bisher zum Universitätsstudium und Natürlich gehen wir weit über den Rahmen dieses Antrags hin­zur Reiseprüfung nicht zulaffen. Will der Antragsteller Remedur aus. Wir wünschen auf Grund unseres Programms, daß alle schaffen, dann muß er in den Einzelstaaten vorgehen. Der gesetzlichen Schranken der freien Bethätigung der Kräfte der Bundesrath würde in große Verlegenheit kommen, einen Vor- Frauen beseitigt werden. Herr Baumbach ist allzu ängstlich. schlag zu machen, der im Sinne des Antrages gangbar ist; der Wie lange ist es denn her, daß seine Forderung von der Bundesrath ist zu helfen absolut nicht im stande. ungeheuren Mehrheit des Reichstages als unerfüllbar zurück­Abg. Hartmann( dt.): Auf das Gebiet der Frauenfrage im gewiesen wurde? Und so ist es mit vielen anderen Forderungen allgemeinen folge ich dem Antragsteller nicht. Das ist bei dem der Fall, die heute als selbstverständlich angesehen werden. Darin beschränkten Umfange des Antrages nicht nöthig noch räthlich, da unterscheiden wir uns von einander: Wir sind gewissermaßen wir unsere Zeit nöthig gebrauchen, um den Gtat fertig zu stellen. die Bannerträger, wir marschiren immer voraus, Sie hinter­Ich erkenne die Nothwendigkeit an, für das weibliche Geschlecht drein.( Lachen.) Wer einmal A gesagt hat, muß auch sagen. einen weiteren Spielraum zur Bethätigung und zur Be- Wenn man die Frauen zum medizinischen Studium zuläßt, dann gründung ihrer Gristenz zu schaffen. Man wird nur Schritt muß man fie auch zum juristischen philosophischen für Schritt vorgehen können. Abgesagte Gegner jedes Vorgehens theologischen, turz zu allen Studien zulaffen. sind wir nicht. Die Frau kann gegenwärtig die Heilkunde als haben sich Frauen auf allen Gebieten der Wissenschaft Gewerbe ungehindert betreiben. In der Gewerbe- Ordnung wird ausgezeichnet. Es ist noch nicht lange her, daß eine Professorin auch bei der Approbation immer uur von Personen" gesprochen. der Mathematik vom damaligen Kultusminister v. Goßler in Es würde auch der Approbation der Frauen dem Wortlaut nach Gesellschaft geladen wurde. In   Amerika find die Frauen als nichts entgegenstehen. In der Ausführungsvorschrift des Bundes- Advokaten, in England in der Schulaufsicht thätig, und vom rathes ist allerdings nur von männlichen Personen die Rede, Gemeinde Wahlrecht bis zum politischen Wahlrecht ist nur ein aber der Kandidat" tann ein Männlein oder ein Weiblein sein, Schritt. An dem Tage, an welchem dem   Deutschen Reichstage denn der Bundesrath hat sicherlich den Inhalt des Gesetzes nicht die Ehre zu theil wird, daß eine Frau in seiner Mitte erscheint, Abg. Baumbach( dfr.): Die Frage, welche unser Antrag ändern können noch wollen. Der Mangel liegt also darin, daß würde sie ihrem Geschlecht ebenso zur Ehre gereichen, wie denen, behandelt, steht auf der Tagesordnung der Nation und nicht der die Frau den Anforderungen nicht genügen fann, welche der die sie hierher geschickt haben. Es macht allerdings einen wunder­der Volksvertretung. Günstig resolvirt haben über denselben Bundesrath vorgeschrieben hat. Für diese Borbedingungen selbst baren Eindruck, wenn ein Vertreter der priviligerten Stände wie bereits die zweite Kammer in Baden und in   Hessen; ent- ist der Bundesrath nicht zuständig; sie sind Sache der Einzel- Herr Endemann auftritt und vom Standpunkte der Konkurrenz gegenkommend find auch die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses staaten. Die Adresse, an welche der Antrag gerichtet werden muß, lebhaft gegen die Zulassung der Frauen zum ärztlichen Studium in Preußen. Auch aus Desterreich ist gleiches gemeldet. Der ist nicht der Bundesrath. Der Antrag fann also, wie er liegt, proteſtirt, während man die Konkurrenz der Arbeiterinnen Antrag ist seiner Beit vom Reichstag auf Antrag seiner   Petitions- nicht angenommen werden. In den Einzelstaaten ist die auf industriellem und gewerblichem Gebiete ruhig mit fommission durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt worden. Stimmung für dieses Verlangen im allgemeinen eine ansieht. Wo steht denn in der Verfassung oder im Gesetze Diesmal hat unsere Petitionskommission einstimmig einen anderen günstige. In Preußen hat schon vor einem Jahr der Unter- irgend etwas geschrieben von dem Recht auf standesgemäßes Standpunkt eingenommen. Das früher dem Reichstag unterrichtsminister Gutachten von den Universitäten eingefordert, er Einkommen? Dieses Recht hat niemand in   Deutschland, auch breitete Petitum ging auch weiter; es forderte die Bulaffung der stellt sich also auch wohlwollend zu der Angelegenheit. Aus die Agrarier nicht. Die Frauen wünschen von weiblichen Aerzten Frauen zum ärztlichen Studium und zur Ablegung der Reife- allen diesen Gründen empfehle ich dem Reichstage, den Antrag behandelt zu werden. Professor Fournier in   Paris hat auf die prüfung auf den höheren Schulen. Man machte dagegen be- abzulehnen. erschreckende Zahl derjenigen Prostituirten hingewiesen, welche fonders Kompetenzbedenken geltend. Diese fallen unserem heutigen Abg. v. Bar( dfr.): Es kommt uns lediglich auf die Haupt sich aus Scheu vor der männlichen Untersuchung der sittenpolizei­Antrage gegenüber weg. Was wir heute verlangen, untersteht fache an, nämlich ob die Approbation auch von Frauen verlangt lichen Kontrolle zu entziehen gewußt haben. Es ist unrichtig, durchaus der Kompetenz des Bundesrathes. Das Einzelne fann werden. fann. Herr Hartmann selbst hat schon darauf hin- daß die russischen Studentinnen in der   Schweiz zu schlimmen man ganz ruhig und vertrauensvoll der Weisheit des hohen gewiesen, daß die Gewerbe- Ordnung von Personen" spricht, Erfahrungen Veranlassung gegeben hätten. Die Professoren in Bundesrathes überlassen. Wir sind es ja leider gewöhnt, daß die also feinen Unterschied hinsichtlich des Geschlechts macht. Es   Zürich haben den russischen Studentinnen das allergünstigste süddeutschen Herren vom Zentrum die Kompetenz des Reiches steht nun nach unserer Meinung nichts im Wege, daß der Bundes- Beugniß gegeben. Auch das Verbot der russischen Regierung bestreiten, mag es sich um die Zulassung der Frauen zum rath verfügt, daß die Universitäten diejenigen Frauen, welche sich richtete sich nicht gegen unfittliche Ausschreitungen, sondern es Studium oder um die bayrischen Briefmarken handeln; ich zur Prüfung melden, in derselben Weise wie die männlichen entsprang der Furcht, daß die zahlreichen russischen Studenten glaube aber, wir werden dies diesmal nicht erleben. Kandidaten der Prüfung unterwirft. Was die Vorbedingungen und Studentinnen in ein politisches Fahrwaffer gerathen können, Der Einwurf, daß das weibliche Geschlecht an geistiger betrifft, so könnte doch die medizinische Prüfung wegfallen und welches dem russischen Staat gefährlich werden könnte. Da man Kapazität dem männlichen nicht ebenbürtig sei, ein die Ableistung der Reifeprüfung würde sich ohne Schwierigkeit aber einsah, daß die männlichen Aerzte nicht ausreichten, so ließ man Einwurf, an welchen sich dann eine sehr gelehrte Deduktion über vollziehen lassen; dann ist es nicht anzunehmen, daß ein Gym- in Nußland die Frauen zum medizinischen Studium im eigenen Lande das geringe Gewicht des weiblichen Gehirns anzuschließen pflegt, nasium sich weigern würde, dem Ausuchen einer medizinischen zu. Der Einwand, daß die Frauen zur ärztlichen Praxis körperlich findet seine schlagende Widerlegung in dem Buch unseres Kollegen Fakultät nachzukommen, einer weiblichen Person die Reise zu schwach seien, ist unbegründet. Erleben wir es doch, daß Bebel: Die Frau". Es wird allerdings heute kaum noch der prüfung abzunehmen, wie ja schon heute jeder zum Hebammen in den Gebirgsgegenden oft stundenlange Wege machen Vorwurf der Inferiorität des weiblichen Geschlechts erhoben Abiturienteneramen zugelaffen wird, der sich dazu meldet. müssen. Beim Etat des Reichs- Gesundheitsamts konnte aller­werden können. Professor Leyden macht freilich den beachten? In   Frankreich hat man schon seit den 60er Jahren medizinische dings ein weitergehender Antrag taum gestellt werden. Er ist werthen Einwurf, daß zur Ausübung der ärztlichen Praxis nicht Kurse für weibliche Studirende, in England desgleichen an den ficher eine Halbheit, wenn aber der Staatssekretär das Reich für blos Kenntnisse, sondern auch Charaktere gehören. In dieser Be- beiden Universitäten   Oxford und Cambridge, ferner in   Schweden, inkompetent in dieser Frage hält, so muß ich dem widersprechen. ziehung fällt er über die Frauen unseres Mittelstandes ein ziem-   Dänemark,   Belgien. In England hat das medizinische Studium Wird der Antrag angenommen, dann werden die Einzelstaaten lich abfälliges Urtheil. Herr Leyden geht aber viel zu weit; er der Frauen eine ganz außerordentliche Bedeutung erreicht. Es gezwungen sein, auf dem vom Bundesrath betretenen Wege macht die Ausnahme zur Regel. In ähnlicher Weise hat sich ja handelt sich für uns darum, eine künstliche Schranke aufzubauen, weiter zu gehen, um die Schranken zu beseitigen, welche der auch über die Frauen des Mittelstandes Herr Bebel in feinem welche so lange zwischen den beiden Geschlechtern bei uns be- Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium entgegenstehen. Buche ausgesprochen. Im Grundgedanken begegnen sich beide standen hat. Das Deutsche Reich hat alle Veranlassung, die freie Außerdem kann ja der Bundesrath das Verbot des Studiums Herren. Wo Herr Bebel seine Studien über die Frauen des Berufsthätigkeit der Frauen zu erweitern. auf einer schweizerischen Universität wieder aufheben. Dem Mittelstandes gemacht hat, weiß ich nicht; ich kann ihm doch Staatssekretär von Bötticher: Einen Zwang des Reiches deutschen Reichsbürger, welcher in der   Schweiz Medizin eine große Anzahl Frauen vorführen, auf welche sein abfälliges auf die einzelstaatlichen Universitäten will offenbar auch studirt hat, tönnen ja die Studienjahre als voll Urtheil nicht zutrifft. Uebrigens bildet auch bei den Frauen der Vorredner nicht. Ich wiederhole gegenüber seinen angerechnet werden, und er hat dann nur noch in ein Talent sich in der Stille, ein Charakter in dem Strom der letzten Ausführungen, daß der Fehler nicht beim Reiche liegt,   Deutschland fein Staatsexamen aut machen. Natürlich Welt. Ein anderer Einwand wird aber heute sicher wieder erhoben fondern in der Schulorganisation der Einzelstaaten. Wenn der darf eine solche Bestimmung nicht blos für die Frau gelten. Die werden, daß es unweiblich sei, wenn die Frauen aus der Häus Vorredner meint, man folle die Prüfungs Vorbedingungen Ansprüche an die medizinischen Studenten sind in der   Schweiz lichkeit heraustreten, sich nicht mehr darauf beschränken, das für die Männer bestehen laffen, aber für alle Frauen, welche gerade so hoch wie bei uns. Meine Partei wird für den Antrag heilige Herdfeuer zu pflegen und zu bewahren. Ja, wieviel außerhalb studirt haben, in Fortfall bringen, so muß ich das Baumbach stimmen.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) Frauen verfügen denn über dieses nothwendige Requisit? Sind gegen geltend machen, daß auf diese Vorbedingungen allseitig Abg. Dr. Höffel( Rp.): Die geistige Kapazität der Frau denn alle Frauen verheirathet, haben sie einen eigenen Herd? außerordentlicher Werth gelegt wird, und daß eine verschiedene stehe gewiß so hoch, wie die des Mannes; im ärztlichen Beruf Für diese schönen Redewendungen ist der Platz nicht im Reichs- Behandlung der Geschlechter in dieser Beziehung eine Ungerech- handele es sich vor allem um Thatkraft, Einsicht und Sachlich­tage, nein, bei festlichen Gelegenheiten, beim Toast auf die Damen. tigkeit wäre. Wollten Sie die im Auslande studirenden Damen feit. In dem Gefühlsleben der Frau sei begründet, daß ihre Die Frauen müssen doch in die Fabrik geben; weshalb soll es ohne weiteres vor deutschen medizinischen Fakultäten prüfen Urtheilskraft zu sehr dem Gefühl unterworfen ist. Im allgemeinen also unweiblich sein, wenn sie sich dem ärztlichen Berufe wid- lassen, so müßten sie dasselbe auch für die Männer fonzediren. stehe ich auf dem Standpunkte des Dr. Endemann; wir werden men? Die Sozialdemokraten zitiren immer die schlechtere Be- Was soll dann weiter aus der medizinischen Praxis werden? gut thun, den Antrag abzulehnen. zahlung der Frauenarbeit. Leroy Beaulieu fagt darüber, die Unsere Aerzte wachen schon jetzt mit Eifersucht darüber, daß der Abg. Rickert( dfr.): Ich bedauere, daß Herr Endemann von schlechte Bezahlung rühre daher, daß das Arbeitsfeld der Frau Zuzug aus dem Auslande fern gehalten wird. Die Gesuche um einer Zweckmäßigkeitsfrage spricht. Er begiebt sich da auf die ein zu geringes und das Angebot auf diesem geringen Feld zu Zulassung ausländischer Aerzte mehren sich in der That ganz er fehr schiefe Ebene, Naturrechte von Zweckmäßigkeitserwägungen groß sei. Deshalb müssen wir ihr Arbeitsfeld vergrößern. In heblich. Ich glaube im übrigen zu wissen, daß die Unterrichts- abhängig zu machen. Ich fürchte die Konsequenzen der Petitionen neuerer Zeit hat sich ja dieses Arbeitsfeld bereits erweitert, wir minister der Bundesstaaten Modifikationen der Vorbildungs der Frauenvereine absolut nicht. Was mir nicht gefällt, ist das haben Turnlehrerinnen, Handarbeitslehrerinnen, die Frauen vorschriften nicht abgeneigt sein werden. Gehen Sie an die richtige von Herrn v. Bötticher angeregte Kompetenzbedenken. Da wir werden auf dem Gebiete der Photographie, der Telephonie, Schmiede, das Reich würde in Verlegenheit sein, wie es dem An- doch noch einmal auf die ganze Sache zurückkommen müssen bei Des Komptoirdienstes verwendet. Ueber die Verdienste trage gerecht werden sollte. der Verhandlung über die Petitionen, so beantrage ich, sie heute der Frau auf dem Gebiet der Krankenpflege herrscht nur eine Abg. Endemann( natl.): Für mich ist die Frage der Zu- von der Tagesordnung abzusehen. Stimme; warum will man den Schritt nicht weitergehen und die lassung der Frauen zum ärztlichen Beruf nicht eine Rechts-, Frauen Aerztinnen werden lassen? Unter den Diakonissinnen sondern eine Zweckmäßigkeitsfrage. Wäre es ein Recht, dann finden sich bereits solche, die auch den Apothekendienst versehen. müssen wir folgerichtig zur Frauenemanzipation kommen. Die Der Einwand, daß die Studentinnen in   Zürich keinen guten Ein- Frauen können bei der Zulassung zur Approbation nicht besser druck auf ihre Umgebung gemacht, ja einen ungünstigen Einfluß gestellt werden, als die Männer. Setzen wir die geistigen Fähig ausgeübt haben sollen, hat auch keine große Bedeutung mehr. In feiten ganz gleich, so bleibt doch immer an einer Frau, die aus  Zürich spielten ja russische Persönlichkeiten eine Rolle, aber das ihrer Sphäre heraustritt, etwas Fremdartiges. Ueberall sehen ist längst überwunden. Heute studiren an fämmtlichen schweizer Sie in den gelehrten Ständen die Ueberfüllung der Berufe. Der Universitäten   Damen, und zwar bei drei verschiedenen Fakultäten. Antrag würde das wissenschaftliche Proletariat nur vermehren. Es folgt das Kapitel teichs- Versicherungs­Den Standpunkt, daß jede Studentin auch eine Nihilistin sein Die Eingaben der Frauenvereine sind viel zielbewußter, als der amt". müsse, hat die russische Regierung längst verlassen. Dieser An- Antrag Baumbach. Die angeführten Beschlüsse der Einzel- Land- Abg. Röficke( wild) bittet zunächst die verbündeten Re­trag steht voll und ganz auf dem Boden der heutigen Gesellschafts- tage scheinen mir doch mehr ein Begräbniß erster Klaffe zu sein. gierungen, dem Reichstage auch die Berichte der einzelnen Landes­ordnung. Die Sozialdemokraten gehen ja viel weiter; sie wollen Viel eher tönnte ich mir denken, daß eine Frau Advokatin würde Versicherungsämter zugänglich zu machen. Er erwähnt dann, alle Gesetze aufheben, welche irgendwie die Frau öffentlich recht- Sie wollen doch auf die Gleichberechtigung der Frauen hinaus; daß der Reichskanzler die Staatsbetriebe und Kommunalverbände lich oder privatrechtlich anders stellen als den Mann. Wir die Frau soll auch als Aerztin von ihrer Praxis leben. Nach für berechtigt erklärt hat, aus einer Berufsgenossenschaft aus­wollen das Erreichbare erreichen, nicht Utopien nachjagen. meiner Meinung würde das die Mehrzahl der Frauen, welche zuscheiden, nachdem ihre Leistungsfähigkeit einmal anerkannt. Für die Frau hat es immer etwas Beinliches, wenn sie in fich dem ärztlichen Berufe widmen, einfach in's Elend stürzen. Redner bestreitet die Kompetenz des Reichskanzlers und des den Krankheiten ihres Geschlechts sich einem Manne anvertrauen Ich bin durchaus kein prinzipieller Gegner der Zulaffung der Bundesrathes zu solchen Entscheidungen. Kompetent dazu sei muß. In   Indien sind bereits Frauen als Aerzte für Frauen Frauen zum akademifchen Studium, tann Sie aber nur bitten, allein das Reichs- Versicherungsamt. In den Kommunal­frankheiten angestellt, in   Bosnien und der Herzegowina ebenfalls. den Antrag Baumbach abzulehnen. verbänden, welche bei Tiefbauten Arbeitgeber sind, stellt In   Berlin beneht die Frauenklinik der Frau Dr. Franziska Abg. Bebel( Soz.): Es ist erfreulich, daß heute im Gegen- es fich praktisch so, daß der Arbeitgeber über Ansprüche Tiburtius, welche schon 1877-1892 nicht weniger als 17 000 satz zu den Verhandlungen desselben Gegenstandes vor anderthalb des Arbeiters zu entscheiden hat. Das liegt nicht Frauen behandelt hat, darunter 2000 unentgeltlich. Wir er Jahren fein Redner, auch der Vertreter der Rechten nicht, sich im Interesse der Arbeiter, welche ihr Recht besser bei einer ob­fennen nicht ein Recht auf Arbeit an, aber wohl ein Recht zur unbedingt gegen die Zulassung der Frauen zum medizinischen jektiv entscheidenden Behörde, also bei der Berufsgenossenschaft Arbeit. Im Interesse der Gerechtigkeit empfehle ich die Annahme Studium ausgesprochen hat. Ebenso angenehm ist mir, daß der finden. Was die Verhütung der Unfälle betrifft, so hat Herr des Antrags. Abg. Baumbach in vielen Punkten mit meinem Buch einver- Wurm auf die in neuerer Zeit gestiegenen Unfälle hingewiesen und Staatssekretär von Bötticher: Ich muß doch einen Tropfen standen ist. Daß er es in anderen Punkten nicht ist, ist nicht dabei den Berufsgenossenschaften mit Unrecht Vorwürfe gemacht. falten Waffers in die Begeisterung des Antragstellers gießen. auffallend; an dem Tage, wo Freifinn und Sozialdemokratie Sie haben die Unfallverhütungs- Borschriften durchweg erlassen, Man fann sich auf seinen Standpunkt stellen, daß es nicht allein vollständig übereinstimmten, würde ich mich fragen:" Bist Du und es liegt in ihrem eigenen Interesse, nicht blos die Unter­der Billigkeit sondern auch im öffentlichen Intereffe liegt, den überhaupt noch Sozialdemokrat?" Der Abg. Baumbach versuchte nehmer, welche sich dagegen vergehen, höher zum Tarif heranzu­ärztlichen Beruf der Frauenwelt mehr als bisher zugänglich zu mich in Verbindung mit den Professoren Bergmann und Leyden ziehen, sondern auch mit Strafen zu belegen. Für die gute Be­machen. Außer Zweifel aber steht, daß das Reich außer zu bringen, da ich mich ebenso wie jene Herren gegen die Quali: währung der erlassenen Verhütungsvorschriften braucht man nur Stande ist, dieses Biel durch seine Gesetzgebung oder durch die filation der bürgerlichen Frauen ausgesprochen hätte. Das ist die Zeugnisse der Fabrikinspektoren anzuziehen. Die große Ver­dem Bundesrath zu ertheilende Befugniß zu erreichen. Schon nicht richtig. Es giebt eine sehr erhebliche Zahl von Frauen mehrung der Zahl der Unfälle liegt hauptsächlich an der Ver­jezt dürfen Frauen die Heilkunde ausüben. Frau Tiburtius steht aus den Mittelschichten, welche gebildet genug sind, um sich dem größerung der Zahl der versicherten Personen; es ist nicht richtig, nicht allein; es fungiren zahlreiche im Auslande geprüfte und Studium widmen zu können. Daß Mädchen und Frauen daß die Zahl der gemeldeten Unfälle an sich zugenommen hat. promovirte Damen. Die Gesetzgebung hindert nur, daß Franen sich dem Studium widmen, beweist in der Regel ein Die Höhe der Entschädigungssumme ist allerdings gestiegen, die als Aerzte approbirt werden können. Wie soll das geändert werden? Maß Energie Ausdauer und Intelligenz, das Bahl der schweren Unfälle ist feit 1886 ziemlich gleich geblieben; Die Prüfungsvorschriften enthalten gewisse Bedingungen, das weit über den Durchschnitt ihres Geschlechts hinausgeht. Kein was in dieser Hinsicht früher die Abgg. Möller und v. Stumni Reisezeugniß von einem Gymnafium, Besuch der Universität und einziger Redner hat auch an der geistigen Qualifikation der gesagt haben, ist nicht ganz zutreffend." gewiffer Kurse. Diese Bedingungen müßten wegfallen, wenn der Frauen auf diesem Gebiet gezweifelt. Es sind denn auch in Bayrischer Bundesbevollmächtigter geheim er Oberregierungs­

von

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Abg. Baumbach( dfr.) erklärt sich namens der Antragsteller damit einverstanden. Abg. Gröber( 3.) will die Debatte ihren Verlauf nehmen lassen.

In der Abstimmung wird die weitere Berathung des An­trags entsprechend dem Antrage Rickert abgefeßt, das Kapitel Gesundheitsamt" unverändert bewilligt, ebenso ohne Debatte das Kapitel" Patentamt".