iL 199. 25. ZaMSg.L Ifilnjf des Joraätff Knlim JSolliolilntt.Öne Verhöhnung der Partei.Wir haben gestern den, gelinde gesagt, groben Unfug aufgedeckt.6» von gewissen süddeutschen und auch einigen revisionistischen nord-veutschen Blättern mit den wundersamen archivalischen Ausgrabungendes Genossen E. N. getrieben wird. Weil Genosse E. N. im Staub dersächsischen Parlamentsakten die Entdeckung gemacht haben will, daßauch die sächsischen Genossen gewohnheitsmäßig f ü r den Etat gestimmthätten, soll auf einmal die Frage der Budgetbewilligung jede Be-deuwng verloren haben. Sonderbar I Zwei Parteitage haben sichin der eingehendsten Weise mit dem Problem befaßt. Bon beidenSeiten, nicht nur von der norddeutschen, sondern auch von der süd-deutschen, sind alle erdcnllichen Argumente für und wider in« Feldgeführt worden. Bon den süddeutschen Genossen standenkeine geringeren als B o l l m a r und G r i l I e n b e r g e r in derersten Schlachtlinie. Sie vertraien ihre Auffassung von ihremStandpunkte aus mit allen Gründen der Logik, mit allerAusnutzung der durch die Parteigckchichte gegebenen Präzedenzfälle,mit allem Temperament. Und als sie trotzdem aus den Parteitagenin der Minderheit blieben, bewiesen sie. daß ihnen dieDemokratie in Fleisch und Blut übergegangenwar, und.sündigten hinfort nicht mehr".Aber die Bollmar und Grillenberger waren bei alledem nur arm-selige Schacher I Sie hatten, trotzdem Wollmar selbst im sächsischenLandtag gesessen, keine blasse Ahnung davon, daß gerade die inFrankfurt und Lübeck so prinzipiell sich gebärdenden sächsischenAbgeordneten, die Geyer und Bebel, auf dieselbe Bant der Sündergehörten wie die buhe zischen und ba->>>.. n Budgetbewilliger. Esmußte erst der Genosse E. N in der VireSdcuer Arbeiterzeitung"im Jahre 1008 kommen, um zu beweisen, daß die Sachsen, weilsie nicht immer gegen das Budget gestimmt haben, Fleischvom Fleische der bayerischen und badtschen Budgetbewilligerseien und alle Ursache hätten, sich mucksmäuschenstill inden finstersten Winkel zu verkriechen. Denn E. N. machteja die Entdeckung, daß das amiliche Protokollwiederholt die einstimmige Annahme des Budgets registrierthatte. Daß das amtliche Protokoll einen bureaukratischenFehler begangen und das beabsichtigte Nein in ein Ja v e r-wandelt haben könnte, dieser Gedanke kam dem regierungsglänbigenGenossen E. N. natürlich nicht einen Augenblick I Bielmehrmußten die Geyer, Bebel, Kaden usw.— d. h. die Ge-nossen, die 1894 und 1901 gegen die Budgetbewilligung angekämpfthatten, in der verschwiegenen Klausur des sächsischen Abgeordneten-Hauses derselben Sünde gefrönt haben wie die vonihnen so scharf angegriffenen Bayern und Badenser ISelbst der Gedanke, daß dann die Wollmar und Grillen-berger nicht nur, wie die Bebel und Geyer, kindische Heuchler,sondern bemitleidenswert unwissende Taktiker gewesenwären, hinderte den Genossen E. N. nicht an der Ausstreuung seinerneuen Heils! uschaft für den süddeutschen Separatismus!Aber es kommt noch besser: Die.Fränkische TageS-p o st', deren Ehefredakteur, ein geborener Berliner undkaum jähriger Bayer, noch 1901 im.BorwärtS'entschieden gegen die Budgetbewilligung Stellunggenommen hatte, wird durch die Enthüllung des Genossen E. N.auf einmal dahin inspiriert, daß der ganze Streit um die Budget-bewilligung nur eine lächerliche Zeitvertrödelung desNürnberger Parteitages, eine.Entwertung' des Partei-tage? ist! Er hofft, daß nach der— durch Geyers nnd BebelsErklärungen für jeden ehrlichen und denkenden Genossenerledigten—.Enthüllung' deS Genossen E. N. nun die Budgetdebatte den Nümberger Parteitag überhaupt nicht mehr beschäftigen,vielmehr schon vorher an ihrer eigenen Haltlosigkeitin sich zusammenbrechen werde I Er schreibt nämlich:»Die.Münchener Post', die sonst Sinn für Humorhat. erklärt gegenüber der„Tagespost', der Sachsenfall sei durch-aus nicht scherzhaft. Sie schreibt:kleines feiriUetou.FeilerSbriinst« in Konstantinopel. Konstantinopel, das jetztvon einer so furchtbaren FeuerSbrunst heimgesucht wurde, könnteman mit Fug die„Stadt der Brände" nennen, denn ein in denengen Gassen unter den Holzhäusern jäh aufloderndes Feuer ge-hört zu den gewöhnlichsten Erscheinungen des nächtlichen Lebens.Eine so gewaltige Ausdehnung wie diesmal aber hat die Zer-störung durch das verheerende Element schon seit langem nicht an-genommen, und sogar die wenigen antiken Monumente, die denStürmen der Jahrhunderte noch widerstanden haben und mitihren ehrwürdigen Trümmern auch gerade von den Feuersbrünstender Antike und des Mittelalters Zeugnis ablegen, waren schwer ge.fährdct. Der letzte Riesenbrand, der Konstantinopel in em Feuer-meer verwandelte und mehr als 8000 Häuser zu einem ungeheurenTrümmerhaufen zusammenwarf, brach in Pcra am 5. Juni 1870aus. Die segensreichste Folge dieses Unglücks war die Reorgani-sation der Konstantinopelcr Feuerwehr, die unter der Leitung deSGründers der Budapestcr Feuerwehr, des ungarischen GrafenSzecheny-Pascha nach europäischem Muster vorgenommen wurde.Das türkische Feuerwehrregiment besteht gcgenlvärtig aus sechsBataillonen mit zwei Obersten, einem Oberstleutnant und vierMajoren an der Spitze und besitzt seit 1889 auch ein Marine-Bataillon. Daneben besteht aber auch noch die Einrichtung deralten aus dem Volke freiwillig zusammengebrachten Lösch.kompagnien, der sog. Tulumbadschis, denen ein Heer von Wasser»trägern zur Seite steht. Es ist eines der interessantesten Schau-spiele türkischen Lebens und Treibens, solch ein nächtlicher Brandin Konstantinopel; von vielen Reisenden ist eS uns beschriebenworden und einem jeden bietet es sich dar, der einige Zeit amGoldenen Horn weilt. In die tiefe Dunkelheit der nächtlichenGassen von Stambul, die im ersten schweren Schlafe liegen,flammt Plötzlich ein unruhiges rotes Licht von einem der beidenSignalturme, auf denen Tag und Nacht wachsame Augen dieweiten Häusermassen überblicken; gleich darauf dröhnen dumpfverhallend die sieben Kanonenschüsse der Nachtbatterie über denBosporus. Weit aus der Ferne schrillt ein einzelner Ruf, derverworren anwächst, und sich auf WindeSflügcln in einemwachsenden Brausen durch winklige Gassen und Gäßchen fort-pflanzt:„Feuer! Feuer in Stambul!" Unheimlich lebendigesLeben brandet plötzlich überall da, wo eben noch totes Schweigengeherrscht. Halbnackte Gestalten jagen wie gespenstige Schattenan den Häuserreihen hin und vor ihnen her fliegt ihr eintönigdröhnendes, ihr gellendes Schreien. Noch scheint alles ein Spukder Nacht, ein phantastischer Traum in der tiefen Ruhe, die sichMomente lang geheimnisvoll wieder über die Dächer lagert, nachdem der erste Lärm der Signale wie die wilde Jagd vorüberfuhc.Da plötzlich loht eine Feuersäule zum Himmel auf; blendenderLichtschein bricht jäh in das Dunkel und ein glühendes, von Rauchumwogtes Flammenmeer scheint in den fahlgeröteten Himmelhineinzuwachsen. Die gierige Fcucrzunge leckt an dem trockenen�ölzernea Gebälk der elenden Häuser und flgckert Pfeilgeschwind-.Wir glauben auch einigen Sinn für Humor zu be-sitzen, meinen aber in dem Falle, daß die Tragik der Situationden unfreiwilligen Humor dieses hilflosen Erklärungs-gestammels sGeyers) verschlingt.Denn krasser kann das System der bewußtenbrutalen Ungerechtigkeit gegenüber den süd-deutschen Parteigenossen nicht der Oeffent-lichkeit erwiesen werden, als durch diese vonden sich für radikal haltenden sächsischen undpreußischen Parteiorganen gebilligte Er-k l ä r u n g."Wir verstehen es wohl, daß man über die neuerliche Partei-diskussion die Geduld verliert, und daß einem manche Er-scheinungen die Galle ins Blut treiben können. Dennochmöchten wir weder den Humor noch die Ruhe verlieren, um soweniger, als in der Sache selbst kein Zurückweiche» möglich ist.Denn darüber sind sich doch hoffentlich die klugen Politiker, diediesen unreifen, parteischädigenden und Partei-tagsentwertenden Lärm angefangen und organisiert haben,von vornherein klar gewesen?Stehen die Dinge aber so, dann beweist die Absicht, denNürnberger Parteitag zu weitläufigen Debatten über eine völligunveränderliche Sache zu verwenden, nur das eine, daß wir— trotzder wichtigen Tagesordnung— übermäßig viel über-flüssige Zeit Hab en."Also: Zwei Parteitage haben sich in ernsthaftester Weise überdie Frage der Budgetbewilligung ausgesprochen, haben in allerForm durch eine Resolution Richtlinien für die Gesamipartei ge-schaffen—die erfahrensten Genoffrn diesseits und jenseits des Mains habensich an diesen Debatten und Beschlüssen beteiligt—infolge der neuerlichen Budgetbewilligungen hat sich in derganzen Parteipresse der ernsthafteste Meinungs-a u s t a u s ch über die Frage der Budgetbewilligung entsponnen—und trotzdem: Weil der Genosse E. N. in der.DresdenerVolkszeitung' ein paar absolut beweislose Negierungs-Protokolle ausgegraben hat, soll nunmehr die Diskussion überdie Frage der Budgclbewilligung üdersiüssig, lächerlich und dazu an-getan sein, den Nürnberger Parteitag zu„entwertrn"!Wenn die Lächerlichkeit einen Menschen töten könnte, müßte sieunbedingt den politisch ahnungslosen Feuilletonistcn, der durch seineAprryus schon seit Wochen jede ernsthafte Parteidiskusston zurgrotesken Kapriolenschneiderei herabzuwürdigen sucht, tödlichtreffen IOder kann eS etwas unerhört Lächerlicheres geben, als daßein Mann, der, kaum seit Jahresfrist in Bayern tätig und1901 noch prinzipieller Gegner der Budgetbcwilligung, jetzt,nach Aufwirbeln einer geflissentlich jedeKlarheit verhüllenden Akte n st a üb wölke, erklärt,alle früheren und alle künftigen Debatten seien liichcrlich, überflüssig,porteientwürdigend, weil... durch die angebliche Abstimmungder sächsischen Abgeordneten diese Frage längst für die Parteientschieden sei?IIDaß dieser.bayerische HiesrI", wie ihn in berechtigter Per-spottung die.Leipziger Volkszeitung" genannt hat, zugleich dieStellungnahme der süddeutschen Fraktion für„unabänderlich" er-klärt, wie auch der P a r t e i t a g zu den strittigen Fragen Stellungnehmen möge, krönt nur die unerhörte Lächerlichkeit diesesWortführers angeblich süddeutscher Anschauungen IWir schätzen unsere süddeutschen Genossen denn doch zu hoch ein,als daß sie auf das Niveau dieser unsäglichen Joc.-Politikherabzusinken vermöchten!12. partettlig der Sozialdkmoliratie Pgmmtrils.K ö S I i n, 23. August.Heute traten hier die Delegierten der pommerschen Sozial-demokratie zu ihrer 12, Tagung zusammen. Die 1t Wahlkreise derProvinz sind durch 8S Delegierte vertreten; im ganzen sind 7t Ge-»offen anwesend. Der sich auf zwei Jahre erstreckende T ä t i g k e i t s-von Gäßchen zu Gäßchen. Im düsterlichten Ungewissen Feuerscheinrast die Löschmannschaft heran. ES sind kraftvolle, kaum bekleideteBurschen, die zu acht die Spritze auf der Schulter tragen; im Eil-fhritt gehts vorwärts, und sind sie vom Lauf ermattet, dann fliegtie Spritze auf acht andere Schultern und im Nu sind sie am Ortedes Schreckens, die Wasserträger hinterdrein, die mit Wasser-schläuchen beladencn Maultiere antreibend. Alles weicht ihnenaus; mit größter Ruhe und Kaltblütigkeit geht alles vor sich undmeistens gelingt es den wackeren Männern, die sich mit demfatalistischen Gleichmut des Türken in die Flammen stürzen, zuretten und der Gewalt des Elementes Einhalt zu bieten...Nirgends Ivohl hat die Feuerwehr mit so ungeheuren Schwierig-leiten zu kämpfen wie in Konstantinopel. Die Flammen fressensich in das Holzwcrk ein und zehren die Häuser im Nu auf. DieGasse, in der einmal die Lohe ausgebrochen und der rote Hahntriumphiert, sind rettungslos dem Verderben verfallen. Nur dieanliegenden Viertel sind noch zu schützen und mefftens gelingt esder Feuerwehr, die Wut deS Elementes auf kleinem Raum zu be-Sirenzen. Das ist nur bei größter Ordnung und mutigster Eni-chlosscnheit der Mannschaften möglich. Und wirklich ist der Kon-tantinopeler Feuerwehrmann von hingebendem Eifer; er ver-richtet Wunder. An ihrer Spritze hängt die Mannschaft mit zärt-ltcher Liebe; man schmückt sie und putzt sie, gibt ihr Kosenamenwie einem jungen Mädchen. Diesmal aber scheint aller Mut undaller Eifer der Tulumbadschis vergeblich gewesen zu fein; mittenim Zentrum StambulS hat sich daS Feuer eingenistet und seineheißen Flammcnarme um das ganze Viertel geschlungen. Nichtnur die Holzhäuser, die schnell wieder aufgebaut werden, auch dieMonumente der Größe und Schönheit des alten Bhzanz sind in Ge-fahr geraten. Es handelt sich hier vor allem um den großartigsten deralten A a u ä d u k t e, an denen daS alte Konstantinopel so reichwar; eS ist die noch heute in Gebrauch befindliche Wasserleitung,die zur Zeit HadrmnS angelegt wurde und von Valens, dessenNamen sie führt, neu aufgebaut ist. Auch die Säule des KaisersMarcian ist bedroht, dieser prächtige 1b Meter hohe Bau, dertrotz seines stark beschädigten Pidestals und Kapitels so laut vonder Macht des römischen Kaiserreiches kündet. Noch andere Prunk-fäulen römischer Baukunst befinden sich hier, kostbare unersetzlicheUeberreste des unbeschreiblichen Monumentenreichtums, der dasByzanz Konstantins zum achten Weltwunder machte. Da ist diesog.„verbrannte Säule", deren roter Porphyr nur mühsam derGewalt mehrerer Feuersbrünste hat widerstehen können. Nr-sprünglich war sie SS Meter hoch; die Statue Kaiser Konstantinsals Apollo mit einer Strahlcnkrone aus den Nägeln des heiligenKreuzes blickte von der Höhe gebieterisch herab. Aus diesenSäulen, Obelisken und Säulenstümpfen, die noch heute von dem„Rom des Ostens" und seinem Glanz erzählen, ersteht das Bildeiner mächtigen Vergangenheit so lebendig, daß wir den Verlustaufs tiefste bedauern würden.DaS neue Karat. Das Karat, das am häufigsten als Ge-Wichtseinheit für Diamanten, aber auch für andere Edelsteine,schließlich auch� als eine Eradbezeichnung kür die Feinheit desGoldcö gebraucht wird«.hat eine merkwürdige Geschichte. Derbericht der Agitationskommission liegt gedruckt vor.Wenn auch nicht über so gewaltige Fortschritte berichtet werden kann,wie auf dem letzten Parteitag, so ist doch jetzt eine gewisse Stabili-sierung eingetreten. Die Zabl der politisch Organisie rtenstieg von 4695 auf 8908. Im Jahre 1906 waren 3,3 Proz.der sozialdemokratischen Wähler von 1903 organisiert, jetzt sind es11.4 Proz. der Wähler von 1907, die Zahl der Parteivereine erhöhtesich von 66 auf 83.Die Finanzverhältnisse haben eine Besserung erfahren. An denPartcivorstand führten sämtliche 14 Krcisvcreine in der Berichtszeit5251,97 M. ab gegen 1755,72 M. in den beiden vorhergehendenJahren. Der Agitationslommissson konnten 4862.69 M.(943,— M.)zugeführt werden. Der monatliche Beitrag betrügt 20 Pf., nur inStettin werden bereits seit zwei Jahren 3V Pf. erhoben.Der Mangel jeglicher Lokale in einzelnenbildete in der Agitaiion ein großesdieses UmstandeS und mangelnder Kräftekreise vom Stettiner Sekretariat ausTer Pommersche Volkskalender wurdeKreisenHemmnis. Infolgemüssen vier Wahl--verwaltet werden.in 287 000 Exem-plaren verbreitet.„Der Pommer', der alle zweiMonate erscheint und unentgeltlich abgegeben wird, wird in Höhevon 16 000 Exemplaren an 338 Orte versandt. Der WahlkreisRandow-Greifeithagen gibt seit einem Jahre ebenfalls eineAgitationsschrift„Der Sozialdemokrat" zweimonatlich heraus, diebisher in im ganzen 125 000 Exemplaren verbreitet wurde. AnAgitationsbroschüren wurden insgesamt 71 500 Stück und an Flug-blättern 553 500 Exemplare verbreitet. Auch den WahlkrciSleitmigenwurden geeignete Schriften zur Verfügung gestellt. AußerSitzungen und Konferenzen wurden 351 öffentliche und080 Wahlvereinsversammlungen abgehalten. Verschiedenen Ortenwurden Bücher und ganze Bibliotheken mit 725 Bänden zur Ver--fiigung gestellt.In 824 Füllen wurden durch den Sekretär, Genossen Horn,RechtsauSkünfte erteilt und die notwendigen Schriftsätze angefertigt.Die Reichstagswahl 1907 erforderte 843 000 Flugblätter. 815 000Stimmzettel und 157 Versammlungen. Ferner wurden 61 000 Exemplare deS„Pommer", 3000„Aufrufe an die Eisenbahner", 30 000Flugblätter an die Frauen und Mädchen verbreitet. Trotz allergegnerischen Machinationen und besonders der schamlosen Agitationdes Reichslügenverbandes stieg die Stimmenzahl der Partei von56 353 ans 60 510. Stimmenverluste waren leider in vier Wahl-kreisen zu verzeichnen, ebenso der Verlust der beiden Mandate. DieGesamtlosten der Wahl betrugen 25 441,83 M., der Zuschuß desParteivorstandes 12000 M.Die Wahlrechtsbewegung wurde durch eine erheblicheZahl gutbesuchtcr Versammlungen entsprechend gefördert. Ihre Fort-sctzung waren die L a n d t a g S w a h t e n, an welchen sich leider in»folge der traurigen Verhältnisse nur die größeren Orte von siebenWahlkreisen beteiligen konnten. Trotzdem ist gegen die letzte Wahlein Fortschritt zu verzeichnen. Ein genaues Resultat war indessennoch nicht festzustellen. Zu den 4625,34 M. betragenden Kosten derWahl leistete der Parteivorstand eine Beihilfe von 1000 M.Während die Beteiligung an der M a i f e i e r 1907 noch einegute war, ist in diesem Jahre ein nickt unerheblicher Rückgang zuverzeichnen. Der Bericht führt das darauf zurück, daß durch diezu späte Veröffentlichung der Vereinbarung zwischen Parteivorstandund Generalkommisston Verwirrung entstanden sei z ferner habe auchdie Krise die Arbeitsruhe beeinflußt.Die Presse, die von Verfolgungen nicht verschont wurde.hat den allgemeinen Fortschritt nicht mitgemacht. Zwar ist dieZahl der Abonnenten des.Volksboten" gewachsen.dafür aber sind die Einnahmen aus dem Inseraten»geschäft zurückgegangen. Infolgedessen machte sich eineVerminderung des RedaktionsstabcS, der erst am 1. Oktober 1906auf drei Mann verstärkt worden war, auf zwei Mann notwendig.Der Plan, die Druckerei in Parteieigentum zu überführen, wovonman sich allgemein eine Besserung des Parteigeschäfles verspricht,wird den Parteitag beschästigen.Die Gemeiudevertreterwahlen brachten der Parteierfreuliche Erfolge. Der Bericht verzeichnet 39 sozialdemokratischeVertreter in 14 Orten.Bon der Frauen» wie der Jugendbewegung sagt derBericht, daß die Erfolge leider nicht den Erwartungen entsprochenhaben.Der Sonntagabend war der Konstituierung des Parteitages gewidmet. Die sachlichen Verhandlungen beginnen am Montag.Name stammt nämlich von dem Samen des JohanncSbrotbaums,der in Afrika vor Alters dazu benutzt wurde, Gold abzuwägen undin Ostindien einen ähnlichen Gebrauch bei der Wägung von Dia-manten fand. Wie alle alten Maße ist dies Gewicht erheblichenVerschiedenheiten untern orfen, indem die einzelnen Länder eSnicht in gleicher Höhe angenommen haben. Die Unterschiedeschwankten allerdings meist nur zwischen 205 und 206 Milligramm«gaben aber doch zu Mißhclligkeiten Anlaß, so daß man sich beimTiamantenhandcl auf einen bestimmten Betrag geeinigt hat. Nochjetzt aber ist das Karat eine umständliche Einheit, und es istdurchaus zeitgemäß, daß es einer Reform unterworfen werdensoll. So hat die Internationale Konferenz für Maße und Gewichtein Paris im Oktober vorigen Jahres einstimmig beschlossen, alsNormalgewicht für Diamanten und andere Edelsteine die allge.nieine Annahme eines metrischen Karats von 200 Milligramm zubefürworten. Der Vorschlag hat namentlich in Deutschland,Frankreich, Spanien und Belgien eine sehr günstige LlUfnahmogefunden, aber eS war zu erwarten, daß man in England, wo jaFuß und Zoll und die Fahrenheit-Grade hartnäckig festgehaltenwerden, anderer Meinung sein werde. In der Tat haben sicheinige bedeutend« englische Diamantenhändler auf eine Anfrageseitens des dortigen Handelsministeriums mit solcher Energie da-gegen ausgesprochen, daß die englische Regierung borläufigkeine weiteren Schritte in der Sache unternehmen wird.Schließlich dürfte aber die Einführung des neuen MaßcS In allenLändern einen Druck auch auf England ausüben. Das französische�Ministerium hat bereits einen Gesetzentwurf des metrischen Karatsausgearbeitet, und zwar soll danach das einfache Karat als Ge-Wichtsbezeichnung in der bisherigen Bedeutung verboten werden.Die englische Stellungnahme hat übrigens auch in Indien Anstoßerregt, da die Handelskammer in Bombay sich gleichfalls für dieVereinbarung eines internationalen Karats ausgesprochen hat,Hnmor und Satire.A e n g st I i ch.„Sie deklamierten: Diesen Gruß der ganzenWelt— eS muß doch heißen: Diesen Kuß der ganzen Weltl"„Ja, meine Frau saß doch im Saale 1"— Deplaziert.„Kennst Du den Herrn näher» der Dirbeim Fußballspiel die Zähne eingetreten hat?"„Freilich I Mit dem stehe ich auf freundschaftlichem Fuße!"— Nervös. Bäuerin(in der Sommerfrische):„Das ist'mal a nervöse Dame, die wir jetzt bei uns wohnen haben; dieärgert sich über jede Wanze, die an der Wand kriecht!"— Kein Wunder.„Warum ist der Diurnist Hungerlewohl an Größenwahn erkrankt?"—„Er erhielt neulich einenErprefferbrief."_(„Meggendorser Blätter.')Notizen.--DerfranzösischePhysikerHenryBecquerel,der Entdecker der nach ihm benannten Becquerel-Strahlen, ist imAlter von nicht ganz 58 Jahren gestorben,