Mittwoch, Auguft
Br. 199. 25. Jahrgang 2. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt. two, 26. ut 1908.
Partei- Angelegenheiten.
Rigdorf. Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins findet heute abend 8%, Uhr in Hoppes Festfäle, Hermannstr. 49, statt. Der Leiter der Parteischule Genoffe Heinrich Schulz referiert über das Thema: Weiterbildung in Theorie und Praxis. 2. Distuffion. 3. Wahl eines Bildungsausschusses. Bei der Wichtigkeit dieses Themas, die Arbeiterschaft auf dem Gebiete der Kunst mehr durchzubilden, sollte sich jeder Genosse veranlaßt fühlen zu erscheinen. Der Vorstand.
Wissenschaftlicher Hokuspokus.
Es ist acht Uhr abends. Aus dem Gewühl des Potsdamer Plages retten wir uns in die stillere, vornehme Bellevuestraße. Allmählich lösen sich auch noch andere Personen, Frauen, Kinder und Männer, aus der Kette der Passanten und treten in den Vorgarten eines herrschaftlichen Gebäudes, dicht neben dem Künstlers hause. In dem breiten Torweg warten auch schon leise flüsternde Gruppen. Ueber dem Eingang leuchtet in stolzen Lettern das mysteriöse Wort:" Choralionsaal". Gine Tafel klärt den Fremdling einigermaßen über die rätselhafte Inschrift auf. Darauf ist berzeichnet, daß Sonntag vormittags und Mittwoch abends je ein Gottesdienst" in englischer und deutscher Sprache stattfindet. Wir schreiten an den Gruppen vorbei durch einen längeren Hof und gelangen an einen Vorraum, in dem Garderobenfrauen den Gästen gegen Aushändigung einer Marke ohne Entgelt ut, Stock und Schirm abnehmen. Gedämpfte Orgeltlänge dringen an unser Ohr. Die Außenstehenden verharren stumm und schweigend. Ein eisgraues Mütterchen im Umschlagetuch steht, in sich versunken, an die Wand gelehnt. Daneben eine Dame im rauschenden Kostüm, mit wehenden Straußenfedern auf dem umfangreichen Hut. Auch einige junge Herren und eine Anzahl älterer Männer sind dabei, aber das weibliche Geschlecht überwiegt. Kinder stellen sich auf die Fußspitzen und recken die Näschen in die Luft, um irgend etwas Geheimnisvolles zu erhaschen. In der Mehrzahl rekrutiert sich das Publikum aus der exklusiven Gesellschaft, und die mehr oder minder geschmackvollen Toiletten, die sich hier so aufdringlich breit machen, lassen auf wohlgefüllte Börsen schließen.
Allmählich wird die Damenwelt ungeduldig. Sie drängt sich mit der ganzen Unbekümmertheit, die nun einmal das gute Vorrecht des zarten Geschlechts" ist, in den Vorraum. Ein blutjunges geschniegeltes Herrchen tritt ihnen unter vielen Verbeugungen beschwichtigend entgegen: Nur einige Minuten noch, meine Herrschaften, bitte, noch etwas Geduld. Der englische Gottesdienst ist gleich beendet."
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bezirk Berlin mit seinen Einzelheiten vor. Der gesamte Stadt- Tür zu. Frau P. erschrat. Sie selber ist tvir haben sie in und Ringbahnverkehr und der Vorortverkehr ergibt etwas mehr längerer Unterredung tennen gelernt eine freundliche Frau; aus als 268 Millionen. Davon entfallen auf den Stadt- und Ring- einem kleinen Orte Ostpreußens ist sie nach Berlin gekommen. So bahnverkehr einschließlich Eichkamp und Grunewald etwas über wenig, wie sie die Manieren unserer Armenvorsteher kennt, so 148 Millionen, auf den Vorortverkehr über 119½ Millionen. wenig weiß sie, daß die lieben Gattinnen der Armenvorsteher leider Stadt- und Vorortverkehr betrug bei der Ringbahn zuſammen manchmal diefelben Manieren annehmen. Schmerzlich berührt über 174% Millionen. Interessant ist auch das Verhältnis der von soviel Unfreundlichkeit schritt sie kopfschüttelnd vou beiden Klassen. Im inneren Stadt- und Singverkehr der Stadt- dannen. und Ringbahnstationen wurden III. Klasse etwas über 92 Millionen, Als sie am Nachmittag, diesmal mit ihrem Jungen, wieder nach II. dagegen etwas über 23 Millionen befördert, ein Verhältnis, der Wohnung des Herrn Krienelte ging, fiel ihr auf, daß auf der das fast überall wiederkehrt. Von den einzelnen Gruppen des Treppe des Hauses Thaerstr. 22 ein paar dürftig gekleidete Fraen Vorortverkehrs, die die Eisenbahndirektion gebildet hat, hat den warteten, darunter eine Frau, die sich in einem bereits sehr vor stärksten Verkehr die Strecke Potsdamer Fernbahnhof- Werder geschrittenen Stadium der Schwangerschaft befand. Bald hörte sie, und Wannseebahn mit etwas über 36 Millionen. Es folgen die daß es Arme waren, die hier dem Augenblick entgegenharrten, wo Ringbahnstationen mit 15 Millionen, die Strecke Görlizer Bahn- sie vor den gestrengen Herrn Armenvorsteher würden hintreten dürfen. hof- Königswusterhausen mit 14% Millionen, die Stadtbahn- och nagte an ihr der Verdruß über die unliebenswürdige Behandlung, stationen 11 Millionen, Kiez- Rummelsburg- Fürstenwalde 9½, die ihr selber einige Stunden vorher von der Gattin dieses Mannes Yorkstraße- Groß- Lichterfelde und Bossen 8, Lehrter Bahnhof - zuteil geworden war. Aber dem Gespräch der wartenden Frauen Nauen 7, Rummelsburg - Straußberg fast 7, Pantom- Oranien- entnahm sie jetzt, daß es Armen, die sich der Tür des Herrn Armenburg 6, Stettiner Vorortbahnhof- Bernau 4%, Reinickendorf vorstehers genaht hatten, noch ganz anders ergangen sei. Das Herz Tegel eine halbe Million. Bei dem Verkehr der einzelnen Stationen voll Bitterfeit, ging sie hinein, als sie an die Reihe kam, und so ist auffallend ein Rückgang beim Bahnhof Friedrichstraße. Dort trat sie hin vor den Herrn Armenvorsteher und seine gleichfalls an wurden im Jahre 1906 noch 7 713 944 Fahrkarten verkauft, im wesende Ehehälfte. Na, was wollen Sie denn?" fragte er. Jahre 1907 dagegen nur noch 7615 059. Ob der Rückgang auf Gattin fiel ein:" Die Frau war schon vormittags da." Heiß die Fahrkartensteuer, eine Verschiebung in der Besiedelung oder schoß es da der Frau P. ins Gesicht andere Gründe zurückzuführen ist, läßt sich bei der Verschieden- innerung an die ihr noch immer unbegreifliche Unfreundlichkeit artigkeit des in dieser Zeit zusammengefaßten Verkehrs taum vom Vormittag fagte sie vorwurfsvoll: entscheiden. Sonst findet fast ausnahmslos eine mäßige Steigerung frau tönnten sich schon ein bißchen anders be statt. Ein Unifum bildet der Bahnhof Nikolassee . Hier hat sich nehmen." Verdugt über so viel Kühnheit und zunächst ganz die Zahl der Fahrkarten von 1906 auf 1907 mehr als verdoppelt. sprachlos starrten Herr Krienelte nebst Gattin die Frau P. an. Im Sie ist von 336 944 auf 725 742 gestiegen, obgleich die Ursache, das nächsten Augenblick aber nahm Herr Kr. sie am Arm, schob sie mit ehemalige Freibad Wannsee, erst im Herbst des Jahres entdeckt dem Nufe:" Raus! Sier ist die Tür!" auf den Flur hinaus worden ist. Nach der Zunahme des Vorjahres entfallen mindestens und fpedierte in beschleunigtem Tempo den Jungen hinterher. 300 000 Fahrkarten im August und September vorigen Jahres auf Noch ehe Frau P. recht wußte, was ihr geschah, sah sie sich mit die Anziehungskraft des Bades. dem weinenden Jungen auf der Treppe. In größter Aufregung ging fie nach Hause.
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Habt ihr euch wohl schon einmal herausgerechnet, ihr gedul digen Warter, um wieviel Hunderte, ja Tausende sie euch dadurch schadigen? Von der Geburt bis zum Grabe? Denn noch bei eurem eigenen Leichenbegängnis müßt ihr warten das heißt, falls ihr euch nicht erster Klasse begraben lassen könnt aber dann habt ihr zum ersten Male Zeit, und es kommt euch auf ein paar tausend Jährchen Ewigkeit mehr oder weniger nicht an.
Mancher mag das, was Frau P. da bei Herrn Kr. erlebt hat, es vielleicht In Krankenhäusern und ähnlichen Heil- und Pflege- für sehr richtig halten; manchem anderen wird sogar ein bißchen komisch erscheinen. Doch auf ein zartanstalten kann man oft die Erfahrung machen, daß bei leitenden bejaitetes Gemüt pflegen solche Erlebnisse eine sehr tiefgehende Persönlichkeiten der Vorwärts" nicht beliebt ist. Es wirkung auszuüben, und insofern ist der hier geschilderte Fall ein gibt Anstalten, in denen teinem Patienten gestattet wird, unser Blatt doch nicht ganz unwichtiger Beitrag zur Beleuchtung der manchen zu lesen. Wird bei ihm ein Vorwärts"-Gremplar gefunden, das Armenvorstehern eigentümlichen Art, mit Armen umzu ein Besucher ihm mitbrachte, so tonfiszieren sie's ihm ohne Gnade. gehen. Was für ein Anliegen Frau P. hatte, danach in den Krankenhäusern der Stadtgemeinde haben die Maß- war sie gar nicht gefragt worden. Dem Herrn Kr. scheint Vermutlich hat er gebenden sich dazu bequemt, den„ Vorwärts" zu dulden. das auch sehr gleichgültig gewesen zu sein. im voraus angenommen, daß er eine Arme vor sich habe, die Hilfe gern wird er auch bort noch nicht gesehen; von ihm heischte. Aber von Frau P. braucht er das nicht zu er Patienten, die sich unser Blatt bringen laffen, kriegen das warten, selbst dann nicht, wenn sie einmal wirklich in Not geraten bei jeder Gelegenheit zu spüren. Wie solche Antipathie follte. Sie hat nach diesen Erfahrungen uns unter den heiligsten zu erklären ist?. Man weiß es oben", daß nur der Vorwärts" Beteuerungen versichert, lieber als zu einem Armen Die Tür ist auch schon geöffnet, man blickt in einen lichtdurch- rückhaltlos Mißstände aufdeckt, die in Krankenhäusern usw. sich vorsteher geben wolle sie einen Strang nehmen fluteten, einem Stonzertsaal ähnlichen Raum. Junge Herren, im finden. Darum fürchten sie ihn und weil sie ihn fürchten müssen, und sich aufhängen. Wir glauben's ihr. schwarzen Gehrock, tragen geschäftig Stöße von Gesangbüchern in verfolgen sie ihn mit ihrem Haß. Diese Stimmung wirkt leicht nach einen Nebenraum. Wir geben unterdessen, unter gewaltigem Andrang, unsere Garderobe ab und treten in den hohen, in blendendem unten" hin und überträgt sich auf Angestellte, die sich ihren VorWeiß gehaltenen und mit geschmackvollen, vergoldeten Ornamenten gesezten empfehlen möchten. Da entwickelt dann manchmal ein Folgender Stoßseufzer über das Warten" geht uns zu: versehenen Saal. An der vorderen Breitfeite erhebt sich das fleiner Gernegroß einen drolligen Eifer innerhalb seines MachtVieles lernt der getreue Untertan in deutschen Landen durch Podium mit dem zierlichen Rednerpult. Eine stolze Palme grüßt bereiches, den Vorwärts" nicht aufkommen zu lassen. von oben herab, und zu ihren Füßen schmiegen sich zärtlich kleinere Kürzlich hat im Urban- Krankenhause ein gelehriger Wärter die gütige Fürsorge seiner hohen Obrigkeiten von staatlichen oder Topfpflanzen. Ein leuchtend roter Plüschvorhang verdeckt hinter eine recht amüsante Probe seines Vorwärts" asses städtischen Gnaden. Weniges aber so gründlich und durch sein ganzes Leben hindurch wie dem Rednerpult die Tür. Die obere Wandfläche nimmt eine Orgel geliefert. Dabei hat dieser Vorwärts"-Hasser zugleich gezeigt, Für das gute Sprichwort: time is money"( Zeit ist Geld) ein, und rings herum zieht sich eine Galerie, von der herab farbige welcher Umgangston im Verkehr mit Patienten ihm scheinen bei uns Behörden und Verwaltungen aller Art noch keiner Schleier wehen und stolze Federn nicen. Die Stommenden laffen als angemeffen gilt. Es handelt sich um einen wärter Boß, lei Verständnis zu haben. als sich in die weichgepolsterten, bequemen Klappsefsel nieder, die ebenso, wie die breiten Läufer, in blaßgrüner Farbe gehalten sind. der in der Abteilung für äußerlich Stranke auf Pavillon III beAußenherum zieht sich eine Reihe brauner Holzstühle. schäftigt ist. Einem Patienten, der unser Blatt zu lesen wünschte, Nach und nach hat sich der Saal gefüllt. Ein Herr verteilt erklärte Herr Voß, so lange er der Herr Voß in Pavillon III Gesangbücher. Die Damen fächeln sich Kühle an, die Herren fahren sei, tomme fein Vorwärts" hinein. Der Patient ließ sich mit dem Taschentuch zwischen Kragen und Hals. Obgleich der Saal durch diese lächerliche Anmaßung nicht einschüchtern, sondern gut ventiliert ist, macht sich die erdrückende Schwüle der Tempera- bestellte die ihm zusagende Zeitung. Durch einen anderen Antur doch beängstigend geltend. Der Schweiß perlt uns allen von der gestellten wurde sie ihm nach Pavillon III gebracht, und hier mußte Und wo überall muß nicht der fügsame Staatsbürger warten! Stirn. Es ist 15 Minuten nach 8 Uhr. Aller Augen heften sich nun Herr Voß in eigener Person dem Patienten den Vorwärts" Für unsere Postbehörde zum Leispiel scheinen die Automaten, erwartungsvoll auf die rote Plüschportiere. Wie von Geisterhand gezogen, schiebt sich diese plötzlich zurück, einhändigen. Er tat das in der Weise, daß er das gehaßte die man doch sonst, mit allen möglichen Ueberflüssigkeiten gefüllt, der im kleinsten Dorfgasthaus antrifft, noch etwas recht Fremdartiges und eine hohe Frauengestalt, in weißer Bluse und im schwarzen Blatt mit den Spizen zweier Finger an Rock , mit rötlich- blondem Haar, erscheint im Rahmen der Tür und äußersten Ede ergriff, wie wenn er fürchtete, sich daran zu sein. Mit Hilfe von Automaten könnte der Bedarf an Postwertzeichen und Karten allerorten glatt und geschwind gedeckt werden; tritt an das Rednerpult. Der Vorhang rollt wieder mit schlürfen schmutzig zu machen. So überreichte er es dem Patienten, und er wo sich heute das Publikum hilflos vor den Schaltern verstaut, bedem Geräusch zurück. Die Orgel stimmt ein Kirchenlied an. Dann fügte die Worte hinzu: Hier haben Sie Ihr Mist- wundernswert lammesmütig. liest Miß Leplow, so heißt die Predigerin, deutlich und langsam, blatt!" Der Patient zuckte die Achseln und würdigte den Mann Den im Anblick notleidender Menschen ergrauten Beamten mit fremdem Atzent, zwei Bibelstellen vor. Wieder spielt die Orgel feiner Antwort. Als aber bei nächster Gelegenheit derselbe Vor- der königlichen Leihämter scheint noch nie der Gedanke gekommen ein frommes Lied, und die Gemeinde singt stehend mit. Obgleich mir meine Nachbarin zu Hilfe kommt, ist es mir nicht möglich, den gang sich wiederholte, sagte der Patient dem Wärter:" Sie, ich zu sein, daß diese Armen, die da vielleicht das letzte Stück ihrer richtigen Psalm zu finden. Wir wenden deshalb die Zeit an, berlange aber, daß Sie meine Beitung fünftig nicht mit zwei Habe zum Versaz heranschleppen, um Brot für die Ihren zu um Charakterstudien zu machen, bis sich wieder alle niedersehen. Fingern, sondern mit der Pinzette anfassen; denn für schaffen, ihre Zeit wahrlich zu nötig gebrauchen, um dort Stunden hindurch herumstehen zu können. Sollte der Staat, der doch auf Alsdann spricht Miß Leplow von ihrer Gesellschaft, die sich Ihre schmuzigen Finger ist mir der Vorwärts" feinen Verfaßämtern, schlimmer als der verrufenste Wucherer, 12 " Christian Science " nennt, das heißt„ Christliche Wissenschaft ". zu schade". Herr Voß tat ihm diesen Gefallen nicht, sondern Prozent Zinsen für das Darlehn beansprucht, wirklich nicht von Sie erzählb viel, sehr viel, von Gott, Geist, Jesu, vom Gesundwerden ergriff fortan den„ Vorwärts", um ihn wortlos dem Patienten zu Beit zu Zeit ein paar junge, flinke Hilfskräfte dem unglaublichen durch Beten, von der Ohnmacht der Aerzte, von Kranken, die von überreichen, mit der ganzen Hand. Phlegma der im jahrzehntelangen Einerlei des Dienstes erstarrten medizinischen Autoritäten" schon aufgegeben" waren und durch Vom urbanen Umgangston" wollten wir in dieser Herren an die Seite zu stellen haben? das Gebet, soll heißen: durch das System ihrer Gesellschaft, deren Betrachtung sprechen; so hatten wir's wenigstens angekündigt in Das gleiche Schauspiel spielt sich auf jedem Steuerbureau Miß und auf der Sparkasse ab. Man wundert sich, daß die Spar " gottbegnadete" Stifterin, Miz Eddy, die Rednerin in wahrer Ber - der Ueberschrift, die wir ihr gaben. Da möchten wir doch einem Miß- einlagen beständig zurückgehen. Ein Grund von vielen vielleicht: zückung preist, geheilt wurden. Aus dem„ heiligen Buch", das diese verfaßt hat, verliest sie längere Auszüge, die uns persönlich aller- verständnis vorbeugen, das hier vielleicht entstehen könnte. Die Be- weil die Leute einsehen, daß das Wenige, was sie an Zinsen erdings ziemlich konfus anmuteten. Wenn wir recht verstanden zeichnung urbaner Umgangston" darf nicht hergeleitet werden von halten, ihnen durch die Wartezeit auf der Spartaffe bei Ein- und haben, so heilt es nicht nur Krankheiten und Gebrechen, sondern es dem Urban- Krankenhaus". der Nein, " urbane Auszahlungen wieder verloren geht. Sollten unsere Mathematiker, inspiriert auch bei geschäftlichen Spekulationen und Unternehmungen. Umgangston" hat wirklich nichts zu tun mit demjenigen Umgangs- die so viele nicht gerade unbedingt notwendige geometrische Rätsel Demnach ist der Preis von 17 Mart nicht zu hoch, wofür schon der ton, den im Urban Krankenhaus " ein Sozialistenfresserchen, fragen zu lösen verstehen, nicht auch einmal einen Modus finden, Absatz von vielen Tausenden Exemplaren zeugt. Auch lehrt diefes wie der Herr Voß, anzuwenden sich erlauben darf. Nach dem Sinn diese Zinsberechnungen nach Tag und Monat geschwinder heraus. zubringen? Wert, daß es im Prinzip" feine unheilbare Krankheit gibt, und in des Wortes urban" in seiner übertragenen Bedeutung ist urbaner der Praris soll nach dieser Methode" fast" jede Krankheit, auch die Umgangston" ein Umgangston, wie er zu finden ist an den Stätten von den Aerzten als unheilbar erklärten, geheilt werden. Dann wurde eine fleine Pause angesagt, die jeder dazu benutzen sollte, höherer Gefittung und feinerer Bildung. fein Innerstes zu ergründen, welchem Wunsche alle bereitwilligst nachkamen, da die bleiernde Müdigkeit schon den meisten die Augen
Nanten
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Beim Armenvorsteher.
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Sogar der Genuß einer Vorstellung im Opernhause muß bei uns in Berlin , neben dem recht teuren Billettpreis, noch durch eine nichts weniger als genußreiche endlose Wartezeit in drangvoll fürchterlicher Enge erkauft werden.
Weshalb zwingt die hochwohllöbliche Polizei uns noch immer, zugedrückt hatte. Nun folgten, nach Art der Heilsarmee , die„ Be- In Berlin sind Armenvorsteher es gewöhnt, daß die Leute, die in Wind und Wetter auf den vierten, fünften Straßenbahnwagen fenntnisse". Gine junge Dame erzählte in wohlabgerundeten zu ihnen kommen, fein allzugroßes Quantum Empfindlichkeit mit feinen einzigen, auf den Außenperrons nur eine Heine Anzahl unserer Linie zu warten, nur weil sie zwischen den Sitzreihen Säßen von haarsträubenden Heilungen durch dieses System, die bringen, sondern geduldig alle Grobheit hinnehmen, mit der sie stehender Fahrgäste gestattet? Die wenigsten Berliner nur haben's fie erlebt habe. So ist unter anderem einem Manne ein abge- behandelt werden. Die Frau eines Maurers P., die einen Armen- ergrübelt. Wahrlich:„ Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage". schlagener Daumen wieder nachgewachsen. Eine Frau teilte mit, vorsteher in seiner Wohnung aufsuchen wollte, um ihm ein Anliegen Es scheint eine Fürsorge, die einst wohltätig zugunsten der überdaß ihr Mann durch die unit einiger Professoren" blind wurde, vorzutragen, wußte nichts von diesem Vorrecht unserer Armenbor- lasteten Gäule der Pferdebahnen getroffen wurde, hier in drolliger aber durch das System Miß Eddys nach einigen Tagen vorzüglich steher, grob sein zu dürfen. sah. Ein junger Ausländer schilderte Fälle, daß selbst die Frömm Frau B. rechnete auf eine freundliche und höfliche Gedankenlosigkeit auf die fühllosen Elektromotoren ausgedehnt zu sein, deren Zugkraft es wahrlich auf ein paar Zentner mehr oder sten ein Lächeln nicht unterdrücken konnten. Co wurde einem Behandlung und zwar um so mehr, da sie den betreffenden minder nicht ankommt. jungen Künstler im Fahrstuhl die Hand zerschmettert. Er griff Herrn gar nicht mal um eine Unterstügung bitten und ihn überIn Stadt- und Untergrundbahn aber läßt man unterdessen zu dem System Miß Eddys und nach einigen Tagen konnte er in Haupt nicht in seiner Eigenschaft als Armenvorsteher bemühen strupellos auch die ärgste Ueberfüllung geschehen, die hier bei dem einem Konzert wieder Violine spielen. wollte, sondern nur bei ihm ihren Jungen zur Aufnahme in einen geringsten Betriebsunfall unübersehbares Unheil herbeiführen Mir tam da unwillkürlich der Vers von Heinrich Heine ein: Knabenhort anzumelden gedachte. Der Herr Armen vorsteher, tönnte. Gar mancher spielt jetzt die Bratsche, dem dort kein Finger war zu dem sie sich begab, ist nämlich im Hauptberuf GemeindeHeil." Die Sache roch offenkundig nach nicht einmal geschickt arran- schullehrer; er heißt serienelte, wohnt Thaerstr. 22, gierter Madhe. Denn als die letzte„ bekannt" hatte, stand die Miß unterrichtet an der 81. Gemeindeschule( Tilsiter Straße) und leitet fofort auf, obwohl sie bei den anderen immer einige Mi- die Armenfommission 114c( Teile der Petersburger Straße und nuten gewartet hatte. Wieder spielte die Orgel und die Menge Thaerstraße). Man hatte der Frau B. gesagt, sie solle den Jungen sang. Nun noch eine Ansprache Miz Leplows, dann drängte die für den Knabenhort bei diesem Herrn Strienelte an Masse dem Ausgang zu. Ala uns die fühle Abendluft entgegen- melden. Für Arme ist Herr Krienelte zu sprechen nach schlug, atmeten wir erleichtert auf. Arme Aerzte, padt ruhig ein mittags 1/24 bis 4 Uhr, aber davon konnte ja Frau P. mit eurer Kunst. nichts wissen, und sie war ja auch keine Arme. Die Ahnungslose ging gegen Mittag nach seiner Wohnung. Ein Fräulein öffnete, Eisenbahnstatistisches. Der Eisenbahnverkehr Groß- anscheinend die Tochter, gleich darauf zeigte sich auch die Frau Berlins : II. und III. klasse: Rüdgang der Fri- Gemahlin, und ängstlich fragte sie: Was ist denn hier los?" brichstraße; Nitolassee. Das Ergebnis des Verkehrs In unfreundlichem, barschem Ton rief sie dann: Jept ist keine vom Jahre 1907 liegt jezt aus dem ganzen Eisenbahndirektions- Sprechstunde! Nachmittags 4 Uhr 1" und hiermit schlug sie die zahlen zu können
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Als fast selbstverständlich wird erachtet, daß nur diejenigen Gisenbahnzüge eine 4. Klasse führen, die fast die doppelte Fahrzeit gebrauchen, als die im Zeichen des Verkehrs" recht teuren Gilzüge. So muß die auf ihren täglichen Stundenverdienst angewiesene, arbeitende Klasse bei jeder Fahrtstrecke die doppelte Stundenzahl müßig unterwegs bleiben und ihre Reise verhältnismäßig weit teurer bezahlen, als ein Kommerzienrat, der erster Klasse fährt. Von dem verstorbenen Frankfurter Rothschild wird erzählt, daß er auf die Frage, warum er nie zu Fuß gehe, geantwortet habe: Ich bin nicht reich genug, um zu Fuß gehen zu können!" Nun, unsere hart um ihre Gristenz ringende Großstadtbevölkes. rung ist wahrlich nicht reich genug, um alle die ihnen aufgezwun genen Wartestunden mit ihrer Arbeits- und Erholungszeit bea