furo, er Bahn ein. Die Hecrstraßenkolome wird sich zu beiden Seiten der Gtrasie von dem Endpunkt des Kaiserdammcs bis zum Stößensee erstrecken und' auch bis an die Grnnewald-Rennbahn heranreichen. Am Stößensee, kurz vor der Brücke, soll im Norden und Süden der Heerstraße ein Waldstreifen, der sich am Ufer hinzieht, erhalten bleiben. Später wird dann die Döberitzer Heer- ftraße die Nordgrcnze des Grunewalds bilden, da der ganze nörd- liche Teil des jetzigen Forstes der Zerstörung preisgegeben werden soll. Wünsche der Post bei überseeischen Paketen. Postpakete und Postfrachlstiicke nach Ostasien , Ostafrika , Südwestafrika und Australien werden nach amtlicher Wahrnehmung zur Beförderung mit den Reichspostdampfer» und den Donipfern der Wörmannliuie von den Absendern immer wieder ohne Rücksicht auf den Abgang der Schiffe bei der Post eingeliefert. Die Sendungen lagern so unter Um- ständen wochenlang im Einschiffungshafen. Um dies zu vermeiden, läßt die Post hierdurch wieder empfehlen, diese Sendungen unter Bmicksichrigimg des LeitwegeS und der Zeit der Beförderung bis zum Hafen einzuliefern. Solche Pakete müssen z. B. bei der Leitung über Bremen drei, über München und Neapel sieben Tag« vor Abgang des Dampfers in Berlin aufgeliefert werden. Pakete nach Australien müssen auch über Hamburg drei Tage vorher auf- gegeben werden. Die nächste Abfahrt der Dampfer erfolgt von Hamburg nach Ostasien am l(). September, nach Ostafrika am 12., Südwest am 2., von Bremerhaven »ach Ostasien 23., Ostafrika 13., Südwest 3., Anstralien 2. September, von Genna nach Ostasien am 10.. Australien 18., von Neapel nach Ostasien 11., Ostafrika 7., Australien 14. September. Ein Streit zwischen der Gemeinde NosentHal-WilHelmsrnH und der englische» Gusnustalt, an dessen Ausgang die Stadt Berlin sehr interessiert ist, beschäftigt gegenwärtig die Gerichte. Zwischen der nördlichen Vorortgemeinde und Berlin besteht seit Jahresfrist ein Vertrag, wonach piosenthal-Wilhelmsruh an das Berliner Kana- lisationSrohr angeschlossen ist und zwar die ersten zehn Jahre um- sonst. Dagegen hat Berlin das Recht erworben, durch die Straßen der Vorortgemeinde Rühren und Leitungen aller Art zu verlegen. Jetzt hat sich nun die englische Gasanstalt gemeldet und dagegen Einspruch erhoben, daß Berlin dort Gasröhren verlegen will. Rosenthal-Wilhelmsruh hat nämlich, wie sich jetzt herausstellt, seinerzeit mit der englischen Gasanstalt einen Vertrag geschlossen, wonach diese das Monopol auf Gasröhrenverlegung hat. Die Gesellschafk verlangt, Rosenthal solle mit Berlin einen Nachtragsvertrag schließen, worin das Recht der Stadt Berlin . Gasröhren durch Nosenthal zu legen, eingeschränlt wird. In dem Vororte will man daraus nicht eingehen, weil man fürchtet, daß Berlin dann die 10 unentaelilichen Jahre des KanalisationsanschlusseS streichen wird, was für die Gemeinde und die Grundbesitzer ein schwerer Schlag wäre. Die englische Gasanstalt hat daraushstr nun die Klage au- gestrengt. Das Kinderasyl der Schmidt-Gallisch-Stiftnng in der Kürassier- straße ist vor sieben Jahren eröffnet worden. Es hat sich in dieser verhältnwmäßig kurzen Zeit so entwickelt, daß es als Vorbild für viele Anstalten seiner Art gedient hat. Begründet wurde die Stiftung mit dem Vermögen des Kaufmanns und Theaterdireklors Gust. Alb. Schmidt. Hinzukamen die Erbschaft des Rentners Eduard Gallisch, daher der Name Schmidt- Gallisch, und die Renten aus ver- schiedcnen anderen Stiftungen. Der Zweck der Stiftung ist, in erster Linie aufgefundene, d. h. also solche Kinder sFindel- linder), deren Eltern unbekannt und nicht zu ermitteln sind, auf- zunehme« und sie bis zu ihrem vollendeten 14. Lebens- jähre nach den Grundsätzen der Waisenpflege aus Stislungs- Mitteln zu verpflegen und zu erziehen. Aber auch andere in und außer der Ehe geborene Kinder sollen auf- genommen werden, deren Ellern zwar bekannt sind, sich aber in Krankenanstalten und so weiter befinden, ausgewandert oder sonst nicht zu ermitteln sind. Auch solche unehelichen Kinder finden Aufnahme, deren Mütter die Aufnahme wünschen. Neben diesem Zweck hat das Asyl noch einem zweiten und zunächst noch wichtigere» gedient, indem es alle die Kinder unter einem Jahre pufgenommen hat, die dem Ortsarmenverband Berlin anheimgefallen sind und die im Berliner Waisenhause hätten Auf- nähme finden müssen. Di« Leitung liegt in den Händen des Stadl- rats Wirkt. Geh. Ober-Reg.-Rat v. Friedberg , die Verwaltung wird geführt von dem Direktor des Waisenhauses und eine diesem unterstellte Oberin. Der ärztliche Dienst wird durch einen Oberarzt und zwei Assistenzärzte versehen. Die Ernährung der Säuglinge ge- schieht teilweise durch Aminen. 1901 wurden Slö verpflegt, 1905 schon 1900. Diese Steigerung veranlaßte die Verwaltung neue Räume für die Pflege von Säuglingen zu beschaffen. Es wurden zwei Knabenhänscr der Rummelsburger Waisenanstalt in Säuglingsheime verwandelt. Beide haben aber dem Kinderasyl nicht die notwendige Eiitlastung gebracht, so daß für Abhilfe gesorgt werden muß. Für Oktober dieses Jahres ist die Eröffliung einer Säuglingsstation im neuen Berliner Waisenhause geplant. Trotz der starken Benutzung des Kinderasyls sind die KrankheilS- und Todesfälle nicht gestiegen. 1901 find 10 Proz. und 190ü 8 Proz. gepflegter Säuglings im Kinderasyl gestorben swobej zu berücksichtigen ist, daß zahlreiche Säuglinge krank und schwäwlich, oft ungenügend ernährt und vernach- lässigt, eingeliefert werden). Zu dieser einer Korrespondenz entnommenen Darstellung über die Aufnahine und Verpflegung von Säuglingen unehelicher Müller aus Stiftungsmitteln paßt nur schlecht die Tatsache, daß zahllose arme Mädchen nicht wissen, wo sie ihr Kind, für dessen Verpflegung sie keine Mittel haben, lassen sollen. So leicht, wie das scheinen könnte, nimmt ihnen niemand, auch nicht die oben näher beschriebene Anstalt, das kleine Wurm ab. Und nicht umsonst lieft man fast alle Tage, daß da oder dort ans einer Treppe ein neugeborenes Kind aufgefunden worden ist. Es ist sicherlich in den meisten Fällen nur die Rot, die eine Mutter zu einem solchen Entschluß kommen läßt. Das Eifersuchtsdrama eines— Achtzigjährigen. Am Rande des Grabes unternahm gestern nachmittag der achtzig Jahre alte Lientier Gr. aus der Bergmanustr. 92 euren Selbstmordversuch. Gr. ist mit einer vierzig Jahre jüngeren Frau verheiratet. Er glaubte in der letzten Zeit, daß ihm seine Lebensgefährtin Anlaß zur Eifer« sucht gebe, und ivar seitdeu. des Lebens überdrüssig. Gestern nach- mittag jagte er sich in seiner Wohnung eine Revolverkugel in den Kopf. Oberhalb des Auge? drang das Geschoß in die Stirn ein. In recht bedenklichein Zustände wurde der Lebensmüde nach dem Krankenhause am Urban gebracht. Feuer in der Leipziger Strasse . Ein größerer D a ch st u h l» b r a n d kam gestern vormittag bald nach 9 Uhr in der L e i p. ziger Straße 81, nahe dem Dönhoffplatz, zum Ausbruch. Als die beiden Löschzüge 17 und 19 eintrafen, war das Feuer schon ziemlich weit vorgeschritten. Es brannte das Dachgeschoß de» Oucrgebäudcs. Der leitende Brandmeister ließ infolgedessen sofort eine Dampfspritze in Tätigkeit treten und mit zwei Schlauch. Icitungen über die Treppen hinweg Waffer geben. Da die Ab» loschung gleich richtig angefaßt worden war, so war die Gewalt des Feuers schon nach einer halben Stunde gebrochen. Doch zogen sich die Aufrännv ngsarbeilen noch bis in die elfte Vormittags- stunde hin. lieber die Entstehungsursache des Feuers konnte Be- stimmtes nicht ermittelt werden, doch wird im Hauke Brandstiftung angenommen. Der Straßenbahnv erkehr war währenddessen teil- weise lahmgelegt und bildeten sich lange Wagenburgen. — Ein größerer Schuppenbrond kam außerdem in der Ruppiner Straße 16 aus, doch konnte die Gefahr bald mit einem Rohr beseitigt werden. Vermißt wird seit dem 22. Juli er. der Tischlcrlehrling Fritz Hohberg, 9. November 1891 in Nordhausen geboren, hier Rykeslr. 6 bei den Eltern wohnhaft gewesen. Er ist 1,63 Meter groß, hat dunkelblonde Haare, blaue Kngen, vollständige Zähne, rundes, frisches Gesicht. Bekleidet war er mit dunkelblauem zjackett, braunkaricrter Weste und Hase, Schnürstiefel, grauen Strümpfen. Normalhemd, wMem Strohhut mit schwarzem Band. ES ist nicht ausgeschlosiell. daß er außerhalb akS Landarbeiter Beschäftigung gefunden hat. Personen, die über den Verbleib de» Vermißten Angaben machen können, werden gebeten, ihre Wahrnehmungen der Kriminalpolizei oder einem Polizeirevier mündlich oder schriftlich zu den Akten 4382, IV. 20. 03. mitzuteilen. Die Freie Jugcndorglinisativ» Berlin feiert am Sonnabend, den 3. September ihr 4. Stiftungsfest, das zugleich mit einer Be« griißungsfcier der Delegierten zur Konferenz der Freien Jugend- orgauisationen Deutschlands verbunden ist. Vorort- Mcdricdten. Lichteuberg. Für unbegründet erklärt hat der Regierungspräsident die Be« schwcrde unserer Lichtenberger Stadtverordneten über die Ungültigkeit der Wahl der Mitglieder zu dem KanalisationSzweckverbaud. Be- kanntlich hatten die Blockherren' im Lichtenberger Stadiparlament bei dieser Wahl die Vertreter der dritten Klasse unberücksichtigt gc- lasse», die Wahl aber irotz Protestes vorgenommen, obwohl die Ver- sammlüng> eschlußunsäytg war. Der letztere Umstand gab unseren Genossen Veranlassung, iin Beschwerdewege die Rechtmäßigkeit der Wahl anznfechlen. Die Antwort des Regierungspräsidenten lautet: Ich weise Ihre Beschwerde als unbegründet zurück, weil sie' nicht innerhalb der gesetzlichen zweiwöchentlichen Frist ein- gereicht ist. s!) Unbegründet weil verspätet? Wie werden sich die Herren der Blockmehrheit und— deren Freunde über diese präsidiale Logik freuen. Die Ansicht der Wortführer des Blocks:„Die Wahl ist gültig trotz ungesetzlichem Znstaiidekommen der Wahl" ist als richtig anerkannt worden. Was will man noch mehr? Böswillige Gerüchte über die Friedrichsberger Bank, e. G. m. u. H. in der Frankfurter Allee 183, führten gestern nachmittag zu einem lebensgefährlichen Ansturm auf dieselbe. Die Bank besteht schon seit 35 Jahren und haben meist kleinere Geschäftsleute und Arbeiterfamilie« ihr Geld dort deponiert. Wie verlautet, soll nun gestern vormittag ein Lehrer seinen Kindern in der Klasse gesagt haben, wenn sie nach Hause käinen, möchten sie doch ihren Eltern mitteilen, sie sollten sofort ihr Geld abheben, da sich die genannte Bank in Zahlungsschwierigkeiten befände. Dieses Gerücht verbreitete sich nun mit Blitzes- schnelle im Osten der Stadt und rief unter den Sparern große Unruhe hervor. Bald sammelte sich vor der Bank eine große Menschenmasse, hauptsächlich Frauen mit ihren Kindern an und ver- langten stürmisch die Rückzahlung ihrer eingezahlten Spargelder. Stündlich wuchs die Menschenmaffc, so daß schließlich ein polizeiliches Aufgebot von über zwei Dutzend Schutzleuten die Ordnung wieder herstellen mußte. Infolge des lebensgefährlichen Gedränges wurden verschiedene Personen ohmnächtig und auch die Straßer, bahn konnte nur zeitweilig die Menschenmauern passieren. Die Bank zahlte pünktlich jeden Betrag aus und wurden die Sparer immer in Gruppen von 10 Personen in die Bankräume geleitet. Bis in die späten Abend- stunden dauerte der Ansturm ungeschwächt fort, und hatte die Bank, die sonst um 4 Uhr zu schließen pflegt, bis um diese Zeit an über 1000 Personen Depositeneinlagen im Werte von über eine Million Mark ausgezahlt. Auf die kündbaren Gelder wurden vorläufig nur Teilbeträge von 1000 M. ausgezahlt, da die Bank durch den unbe- gründeten'Anstunn völlig überrascht worden war und ein Teil des Bank- geldeS bei anderen Banken zinstragend angelegt hatte. Die TageSgelder gelangten indessen in voller Höhe zur Auszahlung. Heute DonnerS - tag wird die Bank wiederum den ganzen Tag zur weiteren Rück- zahlung geöffnet sei». Auf die. Meldung von diesen Vorgängen war auch der Polizeipräsident von Berlin v. Stubenrauch in der Bank erschienen und ließ sich von dem Direktor die Bücher borlegen. Hohen- Schönhauscn. Wahl der Delegierten zur OrtSkraukenkasse. Wir wollen nochmals auf die heute stattfindende Wahl der Delegierten zur Orts« krankenkasse aufmerksam, machen. Dieselbe findet, wie schon bekannt ist, noch dem alten Gruppensystem statt. Im Restaurant H e r s ch I e b. Berliner Straße 93, wählen in der Zeit alle in Fabrikbetrieben beschäftigten Mitglieder von 5>/z bis 7 Uhr , im Baubetriebe,»« 7'/�, 8, » im TransportgetverLe„,.8„ 8'/, „ Handelsgewerbe„„, 8'/z„ 9'/, Im Restaurant Sommer, Berliner Straße 145, wählen die in in der Zeit Dampfbetrieben beschäfttgten Mitglieder. von 6 bis b'/z Uhr Kommunaldienst„, 6>/z„ 1 Handwerker„„.„7,8 Landwirtschaftsbetrieb.„„.. 3. g„ Die freiwilligen Mitglieder wählen in der Zeit von G'/a bis 7 Ubr im Restaurant Jahn, Orankestraße 1. Wir ersuchen die Mitglieder, sich das Mitgliedsbuch bis Juli ab- stempeln zu lassen, da dasselbe zur Legitimation mitgebracht werden mußl Berliner Eewerkschaftskommission. Abteilung Lichtenberg . Schönwalde(Bezirk Pankow ). Die Beerdigung imseres Geiwssen Wilhelm Karl findet heute nachmittag um'/» 3 Uhr voni Trauerhause in Schönwalde aus statt. Die Genossen versammeln sich im Schulzschen Gasthofe. Tegel . In der lebten Gemeindevertretersitzung wurden zunächst unter Ausschluß der Oeffentlichkeit die Herren Schäffer und Brüssow in den Kreistag gewählt. Nach Wiederherstellung der Oeffentlichkeit wurde mitgeteilt, daß die Regierung den diesjährigen Etat genehmigt hat. Die Eisenbohndirektion teilt mit, daß der Vorortverkehr bis Velten beschlossen sei. Es wurde ferner die Brennzeit der Straßenlaternen geändert und mehr Siraßeiilaternen eingeführt. Zur Nationolspende für den Grafen Zeppelin und für die Abgebrannten in Donau « eschingen wurden je 150 M. bewilligt. Gen. Lichtenberg wendet sich gegen die Nationalspende, da das Reich genügend Geld zur Ver- ftigung gestellt hat. Herr Schenk beantragt 300 M. für die Spende, da Tegel gegen ärmere Geineinden nicht zurückstehen könne. Für Donaueschingen beantragt derselbe Herr eine etlvas niedrigere Summe, Es wird wie oben beschlossen. Unsere Genossen stimmten gegen die Nalionalspende, aber für Donaucschingen. Es wurde ferner beschlossen, den Bahnübergang nach Borsigwalde im Zuge der Gaswerlstraße einzuziehen. Des weiteren soll Klage erhoben werden gegen die Bodengesellschaft wegen zu hoher Bezahlung des Geländes zum Hafenbau. Auch soll wegen des Seeufers RestittitionSklage erhoben werden, da bei erneuter Durchsicht der Grundbuchaktcn eine ganze Anzahl Pläne, von amtlichen Personen gezeichnet, aufgefunden wurden, aus denen das Seeuser als der Gemeinde gehörig bezeichnet ist. Es lvurde weiter beschlossen, statt eines 0>/z Tonnen-Kraus einen solchen zu 10 Tonnen am Häfen aufzustellen. Die Kosten erhöhen sich dadurch um 12 000 Mark. Zur Erweiterung der Kläranlage wurde beschlossen, die eingereichten Kostenanschläge durch Sachverständige prüfen zu laffcn und die Maurcrarbeiien für sich auszuschreiben, llnser Genosse Lichtenberg brachte die Schutzmannstat des Beamten Megow zur Sprache und forderte eine Erttärung des Bürgermeisters darüber. Des weiteren sprach Genosse Lichtenberg seine Verwunderung darüber aus, daß der amtliche Anzeiger, bis heute kutea Bericht darüber gebracht hat. Der Redakteur Müller hatte jedenfalls die Sprache noch nicht wiedG, gefunden.<Der Herr hat nämlich, wie durch Zeugen festgestellt h* an dem Trinkgelage des Beamten teilgenommen. Der©»*?> erstatter.) Der Bürgermeister erklärte zunächst, daß die Angelegenhett Amtssache sei und er nicht verpflichtet wäre, der Gemeindevertretung darüber Aufklärung zu geben. Er gab aber doch die Erklärung ab, daß der Fall sich bis jetzt nicht habe aufklären lassen, man solle aber Vertrauen zu ihm haben, jedenfalls würde sich ein solch extremer Fall wie dieser nicht wieder ereignen. In geheimer Sitzung wurde dann der Antrag der Großen Berliner Straßenbahn auf Verlängerung der Konzession auf 90 Jahr« auf Antrag des GemeindevorstandeS einstimniig abgelehnt. Steglitz . Polnisch« Wirtschaft. Aus der Gemeindeschnle HI in der Fichte» straße wird uns ein Fall berichtet, der nicht nur alle Eltern, deren Kinder jene Schule besuchen, interessieren wird, sondern der auch für die Aufsiwtsbehörde Veranlassung genug bieten sollte, dort einmal nach dem Rechten zu sehen. Ter Sohn des Maurers O. besucht die 4. Klaffe dieser Schule. Der Junge fühlte sich sckon seit einiger Zeit krank, besuchte aber trotzdem den Unterricht, bis ihn am Dienstag, den 18. August, sein Klassenlehrer wegen starler Schmerzen nach Hause schiclie. Am folgenden Morgen ging die Mutter mit ihm zum Arzt, der Unlerleibsdrüsen feststellte und Umschläge verordnete. Die Wirkung dieser Behandlung war so gut, daß der kleine Patient schon am Donnerstag wieder zur Schule zu gehen wünschte, was die Eltern auch erlaubten. Die Mutter be- gleitete ihren Sohn und bat den Klassenlehrer um Dispensation vom Turnen, was zugesagt wurde. Auch am Freilag und Sonnabend ging der Kleine wie gewöhnlich zur Schule. Die Mutter war deshalb nicht wenig erstaunt, als am Sonnabendvormittag ein Polizeibcamtcr erschien mit der Frage, weshalb sie ihren Sohn nicht zur Schule schicke. Unter Be- rufulig auf ein von dem Rekior Lötz nnterzeichnetes Schriftstück be» hauplete der Beamte, daß der Knabe schon seit dem 18. August die Schule schwänze und fügte hinzu, daß er Befehl habe, den Sünder zwangsweise vorzuführen. Die Mutter erklärte, daß ihr Sohn in der Schule sei und bat den Bcamien, sie dorthin zu begleiten, um sich persönlich an Ort und Stelle von der Wahrheit des Gesagten zu überzeugen und dementsprechend zu berichten. Der Beamte gab jedoch an, hierzu keine Zeit zu haben. Nun ging die Mutler allein zum Rekior, um sich Aufklärung über die mysteriöse Angelegenheit zu verschaffen. Das sollte ihr jedoch nicht ganz gelingen. Zunächst war der Herr Rektor der Meinimg, daß der Knabe nach den Ferien (also seit dem 11. Anglist) überhaupt noch nicht in der Schule ge« Wesen sei. Nach Rücksprache mit dem Klassenlehrer und Be- fragung des angeblichen Schwänzers mußte er indessen zugeben, daß die Behauptungen der Mutter der Wahr- �beit entsprachen. Man sollte nun meinen, daß ein Mann von Bildung ohne weiteres das begangene Versehen zugestanden, um Entschuldigung gebeten und alles getan halte, um die durch eine grui'.dlose Anzeige angeordnete Zwangs« locise Vorführung zu inhibieren. Aber lveit gefehlt I So weit läßt sich der Rektor einer Gemeindeschule einer Arbeiterfrau gegenüber nicht herab. Er meinte nur, die Frau möge sich beruhigen. Daß mal ein Polizist in ihre Wohnung käme, wäre nicht schlimm, die Leute köimtcn ja denken, er habe eine» Steuerzettel gebracht. Waren nun auch die Eltern keineswegs befriedigt von dem bisherigen Ver« lauf, so nahmen sie doch an, daß nun alles erledigt sei. nachdem dem Herrn Rekior sein Irrtum nachgewiesen sei. Aber sie hatten den Pflichteifer und die Gewissenhaftigkeit des Schulleiters falsch eingeschätzt. Anscheinend halte der Herr keinen Finger gerührt, um die Zurücknahme der falschen Anzeige zu bewirken, denn am Sottinagmittag erschien der Polizist abermals bei den über« raschten' Eltern. um ihnen mitzuteilen, daß sie am Montag ihren Sohn nicht zur Schule schicken dürften. Er habe strengen Befehl, den Knaben um 7� Uhr abzuholen und in der Schule ab« �uliesee». Die Eltern verzichteten jedoch darauf, ihren Sohn wie einen Verbrecher durch die Polizei nach der Schule transportieren zu lassen. Deshalb machte sich die Mutter mit ihrem Jungen auf den Weg, ehe der polizeiliche Transporteur erschien. Als die ent- rüstete Mutter dem Rektor Lötz die Mitteilung machte, daß sie nicht auf die Polizei gewartet, sondern ihren Jungen selbst begleitet habe, hatte der Herr nur die„geistreiche" Bemerkung übrig:„Na, wenn er hier ist, dann braucht er ihn nicht zu holen I" Es Ivird nun abzuwarten sein, wann der Herr Rektor endlich seine falsche Anzeige zurücknehmen wird, um dadurch die Polizei- aufsicht über den völlig schuldlosen Knaben aufzuheben. Zur Pflege der guten Beziehungen zwischen Schule und Hans wird es schwer« lich beitrage», wenn sogar der Reltor mit solchem Beispiel de» Lehrern vorangeht. DaS Opfer eines schweren Baminfallcs ist der gimmermeister Gustav Ortmann geworden. O., der in der Lichterfelderstraße wohnt, war ans dem Neubau an der Ecke der Körner« und Bergstraße in Steglitz beschäftigt. In dem Augenblick als er unten auf dem Bauhos an der Scitenmauer entlang ging, stürzte vom vierten Stockwerk ein schwerer Eisenträger herab und traf O. am Kopfe. Der Bedauerns« werte wurde zu Boden geworfen und blieb besinnungslos liegen. Er hatte einen schweren Schädelbruch davongetragen und wurde in hoffnungslosem Zustande in das städtische Krankenhaus eingeliefert. Zehlendorf . In der lebten WahlvereinSversammlung hielt der Genosse Kiiter einen Bortrag über den Parteitag in Nürnberg . Referent wies auf die Aenderung in der Organisation der Frauen hin. Er sprach die Erwartung aus, daß durch diese Aenderung auch insofern eine Neu« regelung statlfinden dürfte, daß dem Parteivorstande eine Genossin hinzugewählt wird. Bezüglich der Jugendorganisation fordert er weitesie Freiheit derselben. Die Regelung ihrer Angelegenheiten sollte dieser vollständig überlassen bleiben, da nur dadurch die Ge« währ geboten ist, daß aus den jungen Genoffen aufrechte Charaktere würden. Höchstens wäre von Nutzen, daß der jungen Garde ältere Genossen, wie es auch jetzt geschehe, als Berater zur Seite stehen sollten. Die Maifeier wünscht Referent nicht abgeschwächt. Der Partei- tag sollte eine Stellung einnehmen, daß das ewige Schwanken über diese Frage beendigt und eine einheitliche Feier mit voller Arbeits» ruhe propagiert werde. Ucbergehend zu dem Disziplinbruch in Süddeutschland , geißelt er das Verhalten der dortigen Abgeordneten und wies nach, daß von einer größeren Liberalität in den Süd« staaten, insbesondere in Baden, auch nicht gesprochen werden könne. Das beweise am besten der Fall des Staatsarbeitcrs Schäufcle, dem man die Ausübung seines Mandates für die Sozialdemokratie verwehrte. In der Diskussion sprachen die Genoffen Göhre, Fuch», Stücklen und Ulm . Sämtliche Diskussionsredner nahmen im allgemeinen denselben Standpunkt ein, wie der Referent. Nur ist Göhre der Meinung, daß Baden und Bayern etwas anders beuiieilt werden müssen, da hier freiheitliche Ansätze vorbanden seien. Man müsse übrigens erst die Gründe der dortigen Genoffen hören. Seiner Meinung nach sei das Verhalten dem Parteivorstande gegenüber nicht zu billigen. Entgegen dieser Auffassung stellen Fuchs und Stücklen aus ihrer genauen Kenntnis der bayerischen Ver- hältnisse fest, daß auch hier kein Anlaß vorgelegen habe. eine andere Stellung einzunehmen, als es sonst in der Partei den Etats gegenüber Gepflogenheit sei. Besonders Siücklen weist nach, welch« kulturwidrigen Ausgaben. als Zivilliste, Kultusausgaben für evangelische, katholische und israelitische ReligionSzwecke usw.— auch in dem bayrischen Etat ent» halten seien. Schon aus diesem Grunde hätten unjere Genossen den Etat ablehnen müssen. Unter Vereinsangelegenheiten wurde beschlossen, Zehlendorf in vier Bezirke zu teilen und für diese in Uebereinstimmung mit Groß« Berlin an jedem zwetten Mittwoch im Monat einen Zahlabend ab« zuhatten.
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