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Gründe zuriickfuhrcn. Zu einer Erregung ist um so weniger Grund, als der französische   Konsularbeamte, ein Algerier, sich seit Wochen bereits zur Wahrnehmung der fron  - zösischen Interessen in FeS   befindet. Bassel hat keine Mission von Sachen der Anerkennung Mulcy Hafids. Bei dem in Deutschland   unternommenen Schritt handelt es sich nur um einen Vorschlag oder um eine Anregung und nicht etwa um die Einleitung einer Sonderaltion Deutschlands  . Darüber hat die deutsche Regierung keinen Zweifel gelassen, denn sie hat gleichjeitig mit ihrem Vorschlage den Mächten mitgeteilt, das; sie damit nicht beabsichtige, aus dein Konzert der Mächte nnszuschcidcn, sondern dasi sie vielmehr Gewicht darauf lege, nach wie vor im Nahmen der Akte von Nlgeciras in allen Stücken mit den andern Vertrags- mächten d'nooorck vorzugehen. Der deutschen   Regienmg erschien aber der jetzige Augenblick besonders ge- eignet, eine rasche Klärung der Marokko  -Frage herbeizuführen, durch die die wirtschaftlichen Interessen aller europäischen   Staaten schon io lange und stark beeinträchtigt worden. Sie ist der Ansicht, das; Muley Hafid heute in Marokko   der einzige aller Prätendenten ist, der tatsächlich die Macht in Händen hat,'und der imstande ist, eingegangenen Verträgen Achtung und eingegangenen Verbindlichkeiten Erfüllung zu verschaffen. Nicht minder ist die Regierung von der Richtigkeit ihrer Anschauung überzeugt, dag es für die politischen wie Wirtschaft- lichen Interessen der Mächte besser ist, daß es in einein Lande wie Marokko   einen von den Mächten anerkannten Sultan gibt, als eine Anzahl nicht anerkannter Kronprätendenten, die sich sortgesetzt gegenseitig bekämpfen. Aus denselben Gründen glaubt die Regierung endlich, dast man immer im Gesamtinteresse der Mächte drn als Sultan   anerkennen soll, der tatsächlich Macht und Einflutz genug hat, sich ans eigener Kraft in dieser Stellung zu halten. Aus diesen Erwägungen heraus glaubte die Regierung die Initiative ergreifen zu sollen, um die Anerkennung Muley Hafids bei den Mächte» anzuregen. Sie steht nicht auf dem Standpuiilt, dag die Anerkennung Hasids erst erfolgen dürfe und könne, nachdem Muley Hafid feierlich die Bestimmungen derAlgeciras-Akte fürsich als bindend anerkannt habe. Vielmehr erblickt sie in der AlgeciraS  -Akte für Marokko  ein onus, das wie eine Hypothek auf dem Lande liegt, und gegen die zu regieren überhaupt unmöglich fei. Und deshalb erscheint es ihr unwesentlich, ob Muley Hafid die A l g e c i r a s- Akte vor seiner Anerkennung als Sultan   feierlich anerkennt. Man zweifelt nicht daran, dag er gar nicht anders kann, als sich streng auf den Voden der Akte zu stellen und glaubt, daß man nach seiner Anerkennung sehr rasch durch diplomatische Verhandlungen dahin gelangen wird, dast Muley Hafid ebenso die AlgeciraS  - Alte wie andere Verpflichtungen seines Vorgängers anerkennen werde. Alle diese schönen Worte ändern nichts daran, daß Frankreich  und England das Vorgehen der deutschen   Regierung peinlich empfinden werde». Und da? ist in einer Situation, die nicht be- sonders beruhigend ist, auf alle Fälle bedenklich. Das deutsche   Volk muß gegen solche auswärtige Politik um so lebhafter protestieren, als ein dringliches Interesse des deutschen   Volkes an den Dingen in Marokko   gar nicht vorhanden ist. Es handelt sich dort lediglich um die Interessen einiger deutscher   Kapitalisten. Weil einige Kaufleute und Finanzkreise infolge der marokkanischen Wirren etwas geringere Profite haben, deswegen werden die ohnehin nicht recht befriedigenden Beziehungen Deutschlands   zu den Westmächten auf eine nicht un- bedenkliche Probe gestellt I Das ist eine Politik, gegen die sich das deutsche Proletariat energisch wird wehren müssen. Ob übrigens dem Sultan Muley Hafid die plötzliche deutsche Protektion sehr angenehm sein wird? Vielleicht erinnert er sich daran, daß sein Bruder Abdul AstS einst der Schützling der deutschen  Politik vor, daß Wilhelm II.   in Tanger   landete und die Souveränität des Sultans zu schützen versprach. Und hernach blieb Abdul Asts doch nichts weiter übrig, als sich den Franzosen in die Ärme zu werfen. Die Spuren sollten schrecken... » London  , 2. September.  (Privatdepesche desVorwärts'.) Der Antrag der deutschen   Regierung an die Signatarmächte der Algeciras- akte  , Mnlay Hafid anzuerkennen, sowie die plötzliche Abreise des deutschen   Vertreters von Tanger   nach FeS, haben hier Miß- fallen hervorgerufen. Man sieht darin den Versuch Deutschlands  , sich eine bevorzugte Stellung in FeS zu schaffen. Diese Handlungen der deutschen   Regierung, sagen dieTimeS", stehen im Widerspruch zu den Friedensworten des Kaisers. DaS Recht auf Initiative komme Frankreich   und Spanien   zu, denen Zeit gelassen werden müsse, sich über die neue Lage zu verständigen. Die OMtruMion derWncheim Polt" im Spiegel der Parteipreiie. II. DresdenerVolkszcitung": . Wenn in einigen Wahlkreisen dazu geschritten wird, die schon erfolgte Delegation unter ausdrücklicher Berufung darauf zu verstärken, daß eine möglichst große Mehrheit gegen die Süddeutschen geschaffen werden soll, so ist dies unseres Wisiens ein bisher in der Partei noch nicht geübtes Verfahren, wenn es auch formell einwand- frei ist. Unstatlhaft aber wäre es ganz und gar. wenn es wahr wäre, daß Kreise mit ganz geringen Organisationen Delegierte zum Parteitag senden, für deren Delegationskosten andere Kreise ans« kommen. Daß der Parteivorstand irgendwie beteiligt sein könnte, wie dieMünchener Post' fragt, das halten wir für völlig aus- geschlossen. Und ein noch schlimmeres Zeichen des gegenwärtigen erregten Parteizustandes«st es, wenn nun in München   gedroht wird, daß man sich überhaupt nicht am Parteitage beteiligen wolle. Die Prüfung der Mandate unterliegt dem Parteitage und wir ver- trauen, daß der Parteitag einschreiten wird, falls unstatthafte Methoden bei der Delegierung vorgekommen sein sollten. Andrerseits erwarten wir auf das dringendste, daß die Münchener   und süddeutschen Ge- nossen sich zu voreiligen und überaus parteigefährlichen Schritten. wie sie dieMünchener Post' andeutet, nicht werden hinreißen lassen. Wir halten eS für falsch und höchst bedauerlich, daß dieMünchener Post' Gedanken ausspricht, die zur Spaltung der Partei und zu un- absehbaren Zwistigkeiten führen müßten. Sollten nun etwa die norddeutschen Parteigenoffen erwidern: Macht ihr Süddeutschen, was ihr wollt, wir gehen unfern Weg! Das würde den Zustand weiter verschlimmern. Es gilt vielmehr, daß alle Parteigenoffen, denen das Wohl der Partei daS höchste Gesetz ist, daran arbeiten, daß der Konflikt nicht»och immer mehr zugespitzt wird. Von allem anderen abgesehen, sollten doch jedenfalls die Er- fahrungen des letzten Jahrfünfts warnen, sich plötzlichen Leiden­schaftlichkeiten zu überlassen und den Streit zum äußersten zu treiben. Wir möchten doch in dieser Stunde erinnern, daß wir z. B. im Jahre 1903 uns nicht weniger hitzig über die Frage gestritten haben, ob wir einen Vizepräsidentensitz im Reichstage besetzen dürfen oder nicht. Aus dieser Streitfrage erwuchsen schließlich die schweren Debatten auf dem Dresdener   Parteitag. Ein halbes Jahr später gewann in weitesten Kreisen der Partei die Ueberzeugung die Oberhand, daß wir uns wegen jener Frage nicht so sehr hätten befehden sollen, und heute ist die ganze Frage völlig veraltet und hinfällig geworden. Nicht viel anders war es im Jahre 1905, als die Generalsireilfrage die Ge- müter erregte und der heftigste Konflikt zwischen Partei und GeWerk- schaften ausbrach. Es bedurfte dann erst vieler Mühe, um diesen Konflikt auszugleichen, und gegenlvärtig ist auch die Diskusston des Generalstreiks ganz und gar in den Hintergrund getreten. Nicht anders wird es sicherlich mit der süddeutschen Budgetabstimmung sein. Wollen wir den brndermörderischen Zwiespalt zwischen nord- deutschen und süddeutschen Parteigenossen fortführen und aufs äußerste treiben, um bald darauf zu der nüchternen Erkenntnis zu kommen, daß damit der Partei keinerlei Nutzen und der Arbeiter- schaft keinerlei Segen bereitet worden ist?I Es ist hohe Zeit, daß die Diskussion über die Budgetabstimmung wieder in ruhige Bahn gelenkt wird. In solchen Auseinander- setzungen ist die Leidenschaftlichkeit nicht der rechte Berater. Da gilt es Vielmehr: Mehr Toleranz und ruhig Blut! Volksbote", Stettin  : Wir wissen nichts davon, daßeine Reihe mit ganz geringer Organisicrtenzahl' das Beispiel der Hamburger nachgeahmt hätten. Daß aber ein großer Kreis, nachdem er früher von seinem vollen Rechte keinen Gebrauch gemacht, weil er meinte, es läge nichts prinzipiell Wichtiges vor und es könne Geld gespart werden, nun- mehr, nachdem die Situation sich verändert hat, derselben anpaßt, um seinerseits zu verhindern, daß die industriell und geistig fort- geschrittenen Kreise nicht von den rückständigen überstimmt werden, das könneit wir durchaus verstehen und halten es für recht und billig. Die Süddeutschen können ja in ihrer Sache Urabstimmung beantragen; sie würden dann wohl ihr blaues Wunder erleben. Die Drohung, sich an« Parteitage nicht zu beteiligen, ist aus keinen Fall zulässig. Der Parteitag wird auf diesen politische« Er- pressungSversuch wohl gebührend antworten. Volksblatt für Bochum  ': Daß der Parteivorstand als Urheber des gerügten Verfahrens bezeichnet wird, ist unbegründet; jedenfalls liegen keine Anzeichen dafür vor. daß er es veranlaßt hat. Daß er aber stark Partei er- griffen hat in dieser Frage ist allerdings richtig und das erklärt wohl die im Zorn über das ganz ungerechte Verfahren gegen die süddeutschen Genossen gemachte Bemerkung der.Münchener Post' gegen den Parteivorstand. Aber die Schlußbemerkimg derMünchener Post' zeigt, wohin die unwürdige Hetze gegen die Süddeutschen schon geführt hat. Es wird kluger, politisch einsichtiger und gerecht urteilender Männer auf dem Parteitage bedürfen, um die Partei vor einem Schaden zu be« wahren, wie sie ihn noch nicht erlitten hat. V-lkSblatt", Kassel  : DaS ist in der Tat das stärkste, was bisher über den Main   zu unsPreußen' herübergekonunen ist. Wir wollen nicht voreilig urteilen und deshalb annehmen, daß wir eS mit der Entgleisung eines unsagbar verärgerten oder bedenklich nervösen Genossen zu tun haben. Aus den süddeutschen Blättern, die morgen eintreffen müssen, wird zu ersehen sein, ob unsere Vermutung richtig ist, oder aber ob die Dinge viel ernster stehen, als wir seither angenommen haben. VolkSstimme", Magdeburg  : Die Diskussion über die rein sachlichen Differenzen hat in letzter Zeit tatsächlich bereits Formen angenommen, daß es jedem Unbefangenen geboten scheint, im Interesse der Partei dringend vor Ueberspannung deS Bogens zu warnen. Unsere Gegner warten seit langem vergeblich auf eine Spaltung in der Partei. Der Gegenstand, der jetzt mit so großer Erregung in ein- zelnen Parteiorganen behandelt wird, scheint uns wirllich nicht dazu angetan, diese Spaltung herbeizuführen. Aber auf beiden Seite» sollte doch bei solchen taktischen Meinungsverschiedenheiten das Be- streben vorherrschen, gegenseitig sich zu v e r st e h e n und über Fehler aufzuklären, nicht ober durch die Macht der Delegierten- zahl zusiegen". Ein solcher.Sieg" wäre für beide Teile verhäng- nisvoll. Reußische Tribüne", Gera  : Der Schlußsatz ist... so ungeheuerlich, daß wir kaum glauben können, daß er mit ruhiger Ueberlegung niedergeschrieben sein kann. Er redet einen offenen Bruch mit der Parteigeschichte, der Einheit der Partei das Wort. Die Drohung, dem Parteitage fernzubleiben, ist zu ungeheuerlich, als daß sie die beabsichtigte Wirkung haben könnte, nur die Reichslügenverbändler werden darüber triumphieren. Die Drohung der Münchener Redaktion wird vielmehr auch den gleichgültigsten Parteigenoffen zeigen, wohin das Bestreben einer gewissen Richtung geht: auf eine partikularistische Absplittrrung von oer Gesamtpnrtei, um sich der Kontrolle der Gesamtheit zu entziehen. Dagegen mutz auf das allerschärfste protestiert werden. Bolksfreund", Braunschweig  : So heiß wird die Suppe wohl nicht gegessen werden. Immer- hin ist die Anmerkung derMünchener Post", die es eine nnwürdige Polizeikomödie nennt, wenn Wahlkreise in einer wichtigen Sache von einem guten Rechte Gebrauch machen, ein starkes Stück. Eilte so hämische Verdächtigung, wie die Frage:Auf wessen Kosten?', die man nur auf den Parteivorstand beziehen kann, sollte man eigentlich nur in einem Reichsverbandsblatte zu finden erwarten, nicht aber in einer parteigenöffisch sein wollenden Diskussion der Parteipresse. Der Parteivorstand wird der.Münchener Post" wohl die Antwort nicht schuldig bleiben. Volksblatt für Harburg": Jedenfalls war sich dieMünchener Post' der Bedenstmg ihrer Worte nicht ganz bewußt. Oder weiß man denn in Süddeutschland  nicht, daß es laut Organisationsstatut jedem Wahlkreise frei steht. bis zu drei Delegierte zum Parteitag zu entsenden? Angesichts dessen ist es ein starkes Stück von einem Parteiblatte, von.brutaler Gewalt" undunwürdiger Polizeikomödie' zu sprechen. Uns dünkt, aus derMünchener Post' spricht das schlechte Ge- wissen. Arbeiterzeitung", Essen: Da hört denn aber doch bald verschiedenes auf I Man mag über das Vorgehen der Hamburger Genossen denken wie man will, so- lange diese Genossen den dritten Delegierten auf ihre Kosten senden(und daß dies in Hamburg   geschieht, ist selbstredend I), weil die Beratungsgegenstände ihnen wichtig genug erscheinen, ist das ihr gutes Recht. Etwas anderes ist eS, wie wir schon einmal schrieben, mit den Kreisen, die nur über eine geringe Zahl von Organisierten verfügen und doch drei(teilweise natürlich wahlkreisfremde) Delegierte senden. DaS sind ungehörige Schiebungen, die unter allen Um- ständen verurteilt werden müssen, die übrigens auch genau das Gegenteil von dem erreichen, was ihre Urheber wollen. Tatsächlich ist von einer Anzahl Kreise in dieser Weise gesündigt worden, und wir wünschten sehr, daß der Parteitag solche Schiebungen derbe ver- urteilte. Wenn aber nun dieMünchener Post' herkommt und schreibt, damit hat sich der P a r t e i v o r st a n d auf den Standpunkt deS Polizeiaufgebots gestellt', so ist das ein Verfahren, das alles in den letzten Debatten schon hier und da geleistete Unschöne übertrifft. Der P a r t e i v o r st a n d hat doch verdammt die Hamburger nicht ver- anlaßt, den dritten Delegierten nachzuwählen! Daß die Anregung, die Süddeutschen möchten den Parteitag nicht beschicken, ein nennenswertes Echo finden wird, wagen wir einstweilen zur Ehre der süddeutschen Parteigenossen zu bezweifeln. DieMünchener Post" hat in ihrer Mittwochnummer noch nicht die(vom Pressebureau verbreitete Erklärung des Parteivorstandes abgedruckt. Dagegen druckt sie den Artikel derDresdener Volkszeitung' ab und erklärt dazu: «Der Gedanke vom Hinauswerfen, von Spaltung und so weiter ist nicht süddeutschen Ursprungs. In Berliner  , in Leipziger   und anderen Versammlungen, in einigen norddeutschen Parteiorganen wurde er breit und behaglich erörtert. Das Parteivorstandsmitglied Pfannkuch hat in einer Berliner  Versammlung die BezeichnungBertrauensbruch" für das Ver­halten der süddeutschen Parteigenoffen zur offiziellen norddeutsch«« Scheidemünze gestempelt» Eine Fluk San Beschimpfungen zum Teil ganz persönlicher Natur ergießt sich aus den Referaten und Organen der Partei in Norddcutschland aus die Süddeutschen. Aber nicht genug damit: die strammen Ankläger, die mit Recht das Prozeßgebaren des Klassenstaates bekämpfen, wenden das System des fertigen Urteils für das Gerichtsverfahren der Partei an. Sie lassen ihre Delegierten schwören, daß sie die Verdächtigen verurteilen iverden, gleichwie auch ihre Verteidigung sein mag. Wenn das die Art ist, nach der die Berliner   Parteileitung die Geschlosseheit der Partei herbeizuführen vermeint, so ist sie mit Blindheit geschlagen. Die südbayerische Parteigenossenschaft ist einstimmig der Mei- nung, daß Geduld und Milde gerade zum Ueberdruß von uns geübt worden sind. Und daß wir uns dafür bedanken, als Partei- genossen zweiter Klaffe behandelt zu werden." DieFränkische Tagespost" in Nürnberg   schreibt in der Dienstagsnummer: Wir haben uns über diesen neuen Zwischenfall bisher nicht geäußert. Wir glauben aber den Sinn der Demonstration der Münchener Post" richtig zu verstehen, wenn wir ein paar Fragen an die deutsche Gesamtpartei richten, deren kurze Beantwortung über das Recht oder Unrecht unseres Münchener   Partciblattes cnt- scheiden dürfte: Welchen Wert kann man den Parteitagen zumessen, wenn im voraus für einen bestimmten Zweck eine Mehrheit mit ge- bundenem Mandat organisiert wird? und welchen Ertrag können dann noch Debatten haben, wenn ihr Ergebnis von Ansang an feststeht? Was soll eine so im voraus zur Minorität verurteilte Gruppe von Delegierten tun, zumal wenn man ihr von Anfang an klar gemacht hat, daß sie eigentlich nicht mehr zur Partei gehört, wenn also das gebundene Mandat vergleiche©eljet in Leipzig   das Verlangen strikter Unterwerfung oder Ausschluß bedeutet? Trifft den deutschen   Parteivorstand eine Mitverantwortung, wenn er es unterläßt(nur so haben wir die, sonst irrtümliche Adressierung der Münchener   Erklärung aufgefaßt), seinen mo- ralischen Einfluß dagegen einzusetzen, daß die Reichshauptstadt ihre durch Zusammendrängung großer Arbeitermassen(nicht einmal durch günstige Organisationsvcrhältnisse) herbeigeführten reichlichen Mittel verwendet, um eine vollständige Ausnutzung des formalen Delegationsrechts in Kreisen zu ermöglichen, die parteiorgani- satorisch gar nicht in Betracht kommen? Würde der Parteivor- stand sich verpflichtet fühlen, gegen diese Praxis einzuschreiten, wenn sie ihm zur Kenntnis käme, zumal wenn er etwa unterrichtet sein sollte, daß es nicht zum erstenmal, sondern schon beim Mann- heimer Parteitag geschehen ist? Seit wann endlich hält man das gebundene Mandat für eine demokratische Forderung? Weiß man wirklich nicht, daß das ge- bundene Mandat die�parlamentarischen' Vertretungen im Zeit- alter des absoluten Königtums entwertete, daß dagegen das freie und allgemeine Mandat eine der bleibenden Errungenschaften der großen französischen   Revolution ist? Pfälzische Post", Ludwigshafen  : So begreiflich uns die Erregung derMünchener Post'«r- scheint, so möchten wir doch dringend davon abraten, ihrem Vor- schlage zu folgen. Es wird sich auf dem Parteitage Gelegenheit bieten, diese Mandatsmacherei gebührend zu kennzeichnen und dabei zu charakterisieren, wie der Streit um die Budgetbewilligung der- art mitgeistigen Waffen" ausgetragen wird. Das genügt einst- weilen. Offenbacher Abendblatt"; Wir begreifen den Aerger der süddeutschen Genossen über das gekennzeichnete Vorgehen ihrer norddeutschen Gegner in der Bud- getbewilligungsfrage und wir halten es mit ihnen für bedauerlick, daß insbesondere Wahlkreise mit schwachen Organisationen lediglich zu dem Zweck, die Freunde der Budgetbcwilligung in Nürnberg  niederzustimmen, sie nicht durch die W u ch t der Argu» m e n t e im Kampf der Geister, sondern durch die Z a h l der Stimmen zu schlagen, zur Absendung möglichst vieler Vertreter geradezu veranlaßt werden. Aber dieM. P." schießt in ihrer Erbitterung nach unserer Ueberzeugung doch erheblich übers Ziel hinaus, wenn sie einmal den P a r t e i v o r st a n d für jenes Vorgehen der Berliner  , Hamburger usw. Genoffen verant- wortlich machen will und dann, wenn sie als Antwort darauf einer Nichtbeteiligung der süodeutschen Partei- genossen am Parteitage das Wort redet. Die formelle Berechtigung der betreffenden Wahlkreis«, drei Delegierte zum Par- teitag zu entsenden, kann nicht bestritten werden und auch eine starke Beschickung des Parteitags muß an sich erfreulich erscheinen. Folgen daher die süddeutschen Genossen dem Beispiel der norddeutschen, indem sie auch so viel wie möglich Delc- gierte wählen, auch nachträglich dort noch, wo die Sache schon erledigt war, dann wird man ja sehen, wie das vom Norden gegebene Beispiel wirkt. Eine Nichtbeteiligung-ani Nürnberger Parteitag aber würden wir für einen schwerer. Fehler halten, dessen Folgen für die Gesamtpartei unabsehbar werden könnten. DieMainzer BolkSzeHung" druckt die Aeußerung derM. P." ab und sagt nichts dazu. «Schwäbische Bolkszeitung", Augsburg  : Wir nehmen ohne weiteres an, daß der Parteivorstand dem jedenfalls bedenklichen Treiben einzelnerUnentwegter" völlig fern steht. Immerhin sind Dinge, wie sie aus Hamburg   geschildert, entschieden verwerflich. Wenn auch jedem einzelnen Wahlkreise das Recht ungeschmälert bleiben soll, so viel Delegierte auf den Parteitag zu entsenden, wie es ihm zweckmäßig erscheint, so muß unter allen Umständen gegen die Art der Begründung der Delc- gation, wie es in Hamburg   und in anderen Orten geschehen. Ver- Wahrung eingelegt werden. Die strittige Frage, die unseres Er- achtens die Bedeutung durchaus nicht hat, die ihr von verschiedenen Seiten zugemessen wird, läßt sich jedenfalls am besten und leich- testen dann lösen, wenn auf beiden Seiten ruhig Blut bewahrt wird. Dies ist sicher auch im Interesse der Gcsmntpartei gelegen. Norddeutsche Bolksstimme", Bremerhaven  : Diese Ansicht des Münchener   Parteiblaites ist so bezeichnend für die Auffassung der süddeutschen Genossen von der Lage der Sache, daß kein Wort der Kritik scharf genug ist, den Versuch, einen Parteitagsboykott zu inszenieren, zu verurteilen. Oberfränkische Volkszeitung", Hof i. B.: Wenn nun aber gar versucht wird, den Nürnberger Parteitag zu desavouieren und somit die deutsche Sozialdemokratie in eine norddeutsche und eine süddeutsche Partei zu spalten, so ist das eine Hetze gegen den Parteivorstand und eine r e v i- sionistische Ausnutzung eines taktischen Feh- lers, gegen die wir auf das schärfste Protest erheben müssen. Wenn die Berliner   und Hamburger Genossen hinsichtlich der Ent- sendung von Delegierten eine ihrer Zahl entsprechende Vertretung anstreben, so berechtigt das dieMünchener Post' nicht im ge- ringsten, den Parteitag als Polizeikomödie zu bezeichnen und gar dessen völlige Ignorierung zu verlangen. Wenn schon der Revi- sionismus solche Blüten treibt, daß man die Einheit der Partei zerstören möchte, so werden die Parteigenossen überall dagegen Stellung zu nehmen und sich gegen die Berwässerung der Prin- zipien mit aller Energie zu verwahren haben. Freilich versteht man es im revisionistischen Lager vorzüglich, den Spieß umzudrehen und aus einer sachlichen Auseinandersetzung eine persönliche Fehde zu machen. Jetzt aber, wo die Maske gefallen ist und man eher die Eintracht der Partei untergraben als die Verantwortung für eigenes Tun tragen will, jetzt ist es die P f l i ch l aller b a y e- r i s ch e n Parteigenossen, sich um jenes Banner der Prin- zipicntreue zu scharen, das uns seit Jährzehnten von Sieg zu Sieg getragen hat. Bolksstimme", Mannheim  : Wir selbst sind der Meinung, daß die süddeutschen Partei- genossen mit derselben Ruhe, die sie in der Budgetdebatte bisher