Nerbaudstag des Zektralverbandes der Mamer.Hannover. I. September.2, Verhandlungstag.In der heutigen Vormittagssitzung wird die Diskussionüber die gestern erstatteten Berichte fortgesetzt.Nachdem 32 Redner von 52 eingetragenen gesprochen haben,ficht ein Antrag auf Schluß der Debatte ein, der mitubergroßer Mehrheit angenommen wird�Bömelburg vermißt in der Diskussion Anregungen für dieweitere Tätigkeit des Verbandes resp.� des Vorstandes und hättebesonders gewünscht, daß Kollegen aus den verschiedensten Ge-bieten deS Landes zu Worte gekommen und Wünsche vorgebrachthätten, die sich aus der Tätigkeit der Organisation in der ver.slossenen Zeit ergeben. Daß der Vorstand knickerig in der Gemäß-regeltenunterstützung sei, weise er zurück; alle von den Zweig-vereinen begründeten Anträge solcher Unterstützung würden ohneweiteres bezahlt. Allerdings empfehle sich, wenn diese Unter-stützung, statt von der Zentralleitung, von den Lokalverwaltungeneregelt werde. In bezug auf Lieferung von Agitationsmaterialetätige der Vorstand das weiteste Entgegenkommen, solches würdeaber leider nur zu selten gefordert. In bezug auf die Unterrichts-kurse sei es nicht möglich, den Zweigvereinen das Vorschlagsrechtfür den Besuch einzuräumen. Welche Zweigvereine sollten dennjeweilig dabei in Frage kommen und sei in jedem einzelnen Ver.ein in diesem Falle denn auch stets das geeignete Schülermaterialvorhanden? Die Auswahl geeigneter Schüler bleibe am bestenden Gauvorständen überlassen, die diese Aufgabe bisher in zweck»mäßigster Weise erfüllt hätten. Bei seinem Bestätigungsrecht ver-fahre der Verbandsvorstand durchaus unparteiisch nach praktischenZweckmäßigkeitsgründen, lediglich im Interesse der Organisation.Von unberechtigter Bevorzugung oder bureaukratischer Schablonesei keine Rede. Ebenso rechtfertigt Redner die Haltung des Vor-standes in der Behandlung der Unterstützungsanträge. Die Fragenach der Art der Hypothek, in der eine Million des Vermögens an-gelegt sei, beantworte sich dahin, daß dem Konsum-, Bau- undSparverein, der mehrere hundert Wohnungen gebaut habe, 700<XX>Mark, und zwar in den absolut mündelsicheren Grenzen, und derRest einem Arbeiterunternehmen gegeben sei. Mit der Ver»fchmelzungsfrage habe man bisher schlechte Erfahrungengemacht, so daß man nur mit Bedenken an Verhandlungen heran-gehe. Er glaube aber, daß die Zeit kommen werde, wo die Ver-schmelzung der Verbände des Baugewerbes vor sich gehen müsse,vielleicht eher als man denke durch die technische EntWickelung imBauwesen, im Eiscnbetonbau. Aber auch ohne eine Verschmelzungsei zwischen den Verbänden in bezug auf wichtige Aktionen, na.mentlich die Lohnbewegung, ein gemeinsames Handeln möglich.Gegenüber den Stukkateuren schließt Redner sich der an derenunkollegialem Verhalten geübten Kritik entschieden an. Mit denZementierern stehen Verhandlungen zwecks Anschlusses im nächstenJahre bevor. WaS die Konkurrenz der ausländischen Maurer be-treffe, so benutze der Vorstand jede Gelegenheit, um auf Grundder internationalen Beziehungen nach dieser Richtung hin eineEinwirkung auf die ausländischen Organisationen auszuüben.Gegenüber den Italienern habe der Vorstand für die Agitationdurch Flugblätter und Redner alles getan, was ihm möglich war.ES sei ohne weiteres klar, daß in dieser Beziehung noch viel mehrgeschehen müsse, namentlich müsse man versuchen, durch in Deutsch-land naturalisierte italienische Kollegen an die italienischen Maurerin Deutschland agitatorisch und werbend heranzukommen. Daßein deutscher Kollege soweit italienisch lerne, um dieser Aufgabegewachsen zu sein, sei mit fast unüberwindlichen Schwierigkeitenverknüpft, wie bisherige Versuche gelehrt haben. Trotzdem sei derVorstand nicht abgeneigt, allen auf solchen Unterricht gerichtetenWünschen zu entsprechen. Andererseits empfehle sich, daß jüngereKollegen, die viel wanderten, auf diese Sache ihr Augenmerkrichteten, indem sie vielleicht einmal zunächst unter Italienernin der Schweiz und dann in Italien längere Zeit arbeiteten, umdie Sprache zu lernen und diese zu dem erörterten Zwecke imInteresse des Verbandes verwerteten. Bömelburg rechtfertigtdann die Haltung des Vorstandes in der Frage der Extrabeiträge,namentlich daß er in Köln seinen darauf gerichteten Antrag zurück-gezogen und dann trotzdem Extrabeiträge ausgeschrieben habe. DenExtrabeitrag verdanke der Verband lediglich den Berliner Kollegen,die eine Bewegung unternommen hätten zu einer dafür durchausungeeigneten Zeit. Der Vorstand habe von dieser Auffassung nie.mals ein Hehl gemacht. Als die Bewegung aber im Gange war,wäre eS eine Verräterei gewesen, wenn der Vorstand nicht dafürgesorgt hätte, daß er trotz der großen Aufwendung für diese Be-wegung stets in der Lage war, allen an ihn herantretenden Auf.gaben gerecht zu werden. In diesem Moment aber gegen die mitden Extrabeiträgen im Rückstände befindlichen Mitglieder aufsschärfste vorzugehen, wie mehrfach gefordert sei, sei nicht angängiggewesen; das hätte nach außen hin als Moment finanziellerSchwäche aufgefaßt werden können, namentlich auf feiten derUnternehmer. Bon der offen ausgesprochenen Forderung nächst.jähriger Extrabeiträge solle man abstehen. Wenn solche durchaußerordentliche Vorkommnisse nötig werden follten, würden dieerforderlichen Maßnahmen ergriffen. Den Beschluß darüber solleman nicht aus der Hand des Hauptvorstandes nehmen. In derAgitation habe der Vorstand alles getan, was in seiner Machtgestanden habe, aber es komme nicht allein darauf an, sondern auchdie Gau» und Zweigvereinsvorsitzenden müßten ihre volle Schuldig-keit tun. Zu bedenken sei, daß einer wirkfamen Agitation der Bit-dungsmangel in weiten Kreisen infolge der mangelhaften Volks-schulbildung große Schwierigkeiten bereite, wenn es in dieser Hin-ficht gegenüber der Vergangenheit auch wesentlich besser gewordensei. Zum Schluß appelliert Redner an das gegenseitige Vertrauens-Verhältnis.„Wir müssen gegenseitig alle von uns voraussetzen,daß jeder den ehrlichen Willen hat, nach besten Kräften für dieGesamtheit zu wirken und zu streben. Dann werden wir auchdie Kraft und Macht haben, alles durchzuführen, was im Interesseder Organisation nötig ist."(Lebhafter Beifall.)Angenommen werden die Anträge des Vorstandes betr.Uebernahme der Kosten für den Besuch der Unterrichtskurse durchdie Verbandskasse und der Entsendung geeigneter Mitglieder desVerbandes zur Parteischule, dagegen der Antrag Lübeck a b g e-lehnt, welcher den Zweigvereinen das Vorfchlagsrecht für dieSchüler der Unterrichtskurse zuwenden will. Ein Antrag Tribsees,bei der Beschickung der Unterrichtskurse auch die kleinen Vereinezu berücksichtigen, wird, weil schon auf vorigem Verbandstage be-schlössen, als erledigt erklärt. In bezug auf die Agitationwird dann ein Antrag des Vorstandes und derGau-vorstände angenommen, der für den Monat Oktober inallen Zweiavereinen Versammlungen bestimmt,mit der Tagesordnung:„Wirtschaftliche Krisen, ihreUrsachen und Wirkungen." Diese Agitation soll durchein vom Vorstand herausgegebenes Flugblatt unterstützt werden.Außerdem soll in den ersten Monaten des nächsten Jahres imganzen Verbandsgebiet eine planmäßige Hausagita»tion unternommen werden. Dieser soll sich dann in den Früh-jahrSmonaten wieder eine allgemeine Versammlungs-a g i t a t i o n. unterstützt durch Flugblattverteilung,anschließen. Endlich soll nach dem Ilntrage im Sommer nächstenJahreS vom Verbandsvorstande ein« Broschüre herausgegebenwerden über die Ursachen und Wirkungen der Wirt-schaftskrisen. Die Broschüre soll 5 Pf. kosten und jedes Mit-glied durch die Zweigvereine verpflichtet werden, diese Broschürezu erwerben.Eine Reihe verschiedener anderer Anträge betr. Agitation, dieallerlei SpezialWünsche aus den einzelnen Vereinen enthalten undsich im wesentlichen mit dem Inhalt des vorstehenden Antragesdecken, wird entweder abgelehnt oder als erledigt erklärt.Nachdem dann dem Ausschutz Entlastung erteilt ist, ist der erstePunkt der Tagesordnung erledigt. Es folgt der 2. Punkt:Gericht vom diesjährigen Gewerkschnfiskongretz in Hamburg.Berichterstatter M u t h führt in Kürze aus, daß der KongreßÖlie reiche Tagesordnung zu erledigen hatte, darunter zwei Punktevon besonderer Bedeutung für die Arbeiterbewegung, die Form derJugendorganisation und Erziehung und die Maifeier.Die Debatte über letztere war im Gegensatz zu früheren Debattenwesentlich abschwächend beeinflußt durch die Vereinbarung des Par-teivorstandeS und der Gegeralkommission über die Regelung derFeier und die Unterstützung der infolgedessen gemaßregelten Ar-beiter. Diese Verständigung habe wohl allseitig Anklang gefunden.allerdings seien manche politische und gewerkschaftliche Kreise mitder Vereinbarung, namentlich was die Regelung der Unter-stützungsfrage dabei betreffe, nicht einverstanden. Die Frage sollenach dem Beschluß des Kongresses zwar noch einmal von den beidenInstanzen geprüft werden, es sei aber kaum anzunehmen, daßetwas anderes dabei herausspringe. In der Jugendorgani-sa t i o n sei man zu der Erkenntnis gekommen, daß mit derbisherigen Form recht wenig Erfolg erzielt sei. wenn man die Zahlder in den katholischen und evangelischen Jünglingsvereinen ver-einigten Jugend dagegen halte. Genosse Robert Schmidt habeauf dem Gewerkschaftskongreß mit Recht betont, daß es gar nichtauf eine geschlossene Organisation der Jugend ankomme, zumaldem infolge des neuen Reichsvereinsgesetzes große Schwierigkeitenentgegenstanden. ES komme nicht darauf an, die jugendlichenKöpfe mit allerlei politischen und wirtschaftlichen Fragen voll-zupropfen, als vielmehr sie allgemein bildend aufzuklären und dieSünden der' preußisch-deutschen Volksschule dadurch auszutilgen.Diese Arbeit an der Jugend sei um so nötiger, als die kapita-listische Produktion immer mehr jugendliche Arbeiter in ihr Jochschmiede. Ihre Zahl sei in 10 Jahren um 65 Proz. gestiegen.Redner hebt dann die auch auf dem Kongreß mit lebhafter Genug-tuung konstatierte gewaltige Aufwärtsbewegung der freien Ge-werkschaften hervor, deren Zahl an Mitgliedern von 1 344 863 imJahre 1905 auf 1 865 000 im Jahre 1907 gestiegen sei, und das trotzaller feindlichen Maßnahmen der Regierenden. Diese EntWickelunggebe die Gewähr, daß die Arbeiterorganisationen auch die arbeiter-feindlichen Bestimmungen des neuen Reichsvereinsgesetzes zuschänden machen werden, das namentlich der Agitation unter denfremdsprachlichen Arbeitern, die besonders daS Grubenunternehmer.tum in großen Scharen ins Land ziehe, große Schwierigkeitenbereite.DenBericht über den internationalen Arbeiterkongreßerstcchtet darauf Silberschmidt. Der Kongreß sei von 25 Na-tionen mit 887 Delegierten, darunter 289 deutsche, beschickt worden.Leider fehlten die englischen, französischen und amerikanischen Ge-werkschaften. Redner skizziert die Schwierigkeit des Verhandlungs-apparates der internationalen Kongresse infolge der sprachlichenUnterschiede. Der diesmalige Verlauf sei trotzdem technisch einmustergültiger gewesen. Die deutsche Delegation beschäftigte sichvorher auch schon mit der M a i f e i e r, sie einigte sich auf eineResolution, wonach die Feier in einer Form zu begehen ist. wie siedurch den Beschluß des Mannheimer Parteitages festgelegt ist. Derals eventuell vorgesehene Plan, in bezug aus die Maifeier miteinem Antrage an den Kongreß heranzutreten, wurde infolgedessenfallen gelassen. Ueber die Kolonialpolitik sei es zu leb-haften Auseinandersetzungen gekommen zwischen den beiden Rich-tungen, deren eine die gegenwärtige Kolonialpolitik als ein Systemder Eingeborenen-Ausrottung und-Ausbeutung unter allen Um-ständen ablehne, während die andere die nun einmal bestehendeTatsache der Kolonialpolitik, die durch die Haltung der Sozial-demokratie und der Arbeiter nicht beeinflußt werde, anerkenntund an ihr nur die Wirkungen und Begleiterscheinungen der gegen-wärtigen Gesellschafts, und Wirtschaftsordnung bekämpft. Weiterbeschäftigte sich der internationale Kongreß mit dem Frauen-st r m m r e ch t. sich zu der Auffassung bekennend, daß der Fraudas politische Stimmrecht aus sozialen Gründen zukomme.Die Tätigkeit der Frau gehöre heute nicht mehr allein der Familie,sondern sie bilde immer mehr ein Glied der kapitalistischen Pro-duktion und müsse deshalb mit allen Mitteln im öffentlichen Lebenausgerüstet werden, um ihre Stellung und Rechte in dieser Be-ziehung wahren zu können. Der Kongreß wurde dann auch ver-anlaßt, Stellung zu nehmen zu dem Verhältnis zwischenPartei und Gewerkschaften, weil es darüber nochnicht überall zu der völligen Klärung gekommen sei wie in Deutsch-land, sondern im Gegenteil nur-wenige Länder die Wohltat ge-regelter Beziehungen genießen. Der Kongreß beschloß die bekannteResolution, die festlegt, daß Partei und Gewerkschaften jede zwarbesondere ihrem Wesen und Zweck entsprechende Aufgaben zu er-füllen haben, daß eS aber auf dem wachsenden Gebiet des prole-tarischen Klassenkampfes Aufgaben gibt, in denen ein Erfolg nurdurch gemeinsames Zusammenwirken zu erzielen ist. Zu fordernsei, daß die Gewerkschaften mit sozialistischem Geiste erfüllt würden.In bezug auf die Ein- und Auswandern ngsfrage derArbeiter stellte sich der Kongreß auf den Standpunkt, daß im Ar-beitsleben der Nationen unbedingt Freizügigkeit herrschen müsse,daß dabei aber darauf zu dringen sei, daß die fremden Arbeiternicht Streikbrecherkolonnen bildeten oder herabdrückend auf dieLebenslage der heimischen Arbeiter einwirkten. Zu regeln sei dieseFrage durch Verständigung der Organisationen der einzelnenLänder. Redner geht dann noch auf die Verhandlungen des inter-nationalen Kongresses über Militarismus und inter-nationale Konflikte ein, wobei der Kongreß sich bekannt-lich auf den Standpunkt stellte, daß die Arbeiter aller Länder imFalle eines drohenden Krieges alle Mittel anwenden sollen, um demvorzubeugen, wie denn überhaupt dahin zu streben sei, die Völkeraller Kulturländer solidarisch einander näher zu bringen. DieStellungnahme des Kongresses in dieser Frage habe eine größereWirkung in den politischen Kreisen ausgeübt, als man im allge-meinen annehme.Den Bericht über dieinternationale Maumkonserenzerstattet H ü 1 1 m a n. Bisher haben deren zwei stattgefunden.Die internationalen Beziehungen seien aber jetzt so stark geworden,daß die Konferenzen zu einer ständigen Einrichtung werdenwürden. Ihre Notwendigkeit für die deutschen Maurer und Bau-Hilfsarbeiter ergebe sich aus der Tatsache, daß sie in Deutschlandmit dessen fortschreitender EntWickelung zum Industriestaat imgleichen Maße unter der Einwanderung fremdländischer Arbeiterzu leiden hatten, um so mehr, als gerade die Heranziehung ar-beitswilliger ausländischer Arbeiter als Streikbrecher bei Lohn-bcwegungen und Streiks von den Regierungen und der Polizergefördert und unterstützt wurde. In dieser Beziehung habe dieinternationale Konferenz die Aufgabe, die Mißstände zu beseitigen.Durch Abschlüsse von Kartellverträgen zwischen den Organisationender einzelnen Länder sei darin auch ein wesentlicher Schritt vor-wärts getan, wenn natürlich auch noch viel zu tun sei. EinerRegelung unterstehe ferner die gegenseitige Unterstützung beigroßen Bewegungen, sowie Abmachungen über den Erwerb derMitgliedschaft und des Unterstützungsbezuges der Arbeiter in denfremden Ländern. Nur auf dem Boden der internationalen Soli-varität seien die Mißstände auf diesem Gebiete zu beseitigen.Dieser Aufgabe solle auch daS internationale Sekretariat dienen,das auf dem Stuttgarter Kongreß beschlossen wurde. Auch dieFrage des ArbeiterschutzeS und speziell des Arbeitsnachweises seiinternational zu lösen, um der Tätigkeit der Werbeagenten fürStreikbrecher im Auslande einen Riegel vorzuschieben. Mit chemAusbau der Organisationen in den einzelnen Ländern sei zu er-hoffen, daß in nicht allzu ferner Zeit daS Ziel völliger internationaler Verständigung erreicht werde.Auf Vorschlag Bömelburgs wurden die drei Berichte ohneDebatte zur Kenntnis genommen.Alsdann wurde eine siebengliedrige Kommission gewählt, umdie Frage der Anstellung eines Sekretärs im Verbände zur Er-füllung literarischer Aufgaben zu beraten.Bömelburg gibt dann für den nächsten Punkt der Tages-ordnung:Beratung der auf Statutenänderung vorliegenden Anträgeeinige einleitende Erläuterungen. Diese Anträge beziehen sich inder Hauptsache auf die Erweiterung der Unterstützungseinrich-tungen und die dadurch bedingte Regelung der Beiträge. Die De-batke über diesen Punkt ist der Sitzung am Mtkwochbormitkagvorbehalten. Zur Vorberatung der Anträge ist eine 15gliedrigeKommission eingesetzt.Hus Induftm und Randel.Herbstsaison im Baugewerbe.Die Bautätigkeit blieb im laufenden Jahre nicht mir hinter derIntensität im Jahre 1906, sondern auch hinter der des Vorjahres,die schon eine Abschwächung gegen 1900 gezeigt hatte, recht erheblichzurück. Unter den 70 deutschen Städten, für die der Beschäftigungs-grad im Baugewerbe während dieses Jahres erfragt wurde, warennoch nicht zehn, die über eine befriedigende Bausaison berichtenkonnten. AuS allen Gegenden wurde über eine starke Er-mattung oder auch über eine Stockung des Baugeschäftsgeklagt. In den Städten und Jndustriebezirken war die Lage durch-schnittlich ungünstiger als auf dem platten Lande. Aber auch hier warim laufenden Jahre die Bautätigkeit weniger lebhaft als 1906 und 1907.Die Hoffnung, daß die Herbstmonate eine lebhafte Nachsaisonbringen würden, scheint sich auch nicht mehr erfüllen zu wollen, vor allemdeshalb nicht, weil die Erleichterung am Geldmarkt ihre Wirkungenauf daS Baugewerbe noch nicht zu äußern vermochte. Für Bau-zwecke ist Geld noch immer knapp. Die finanziellen Vorbereitnngenfür die Inangriffnahme von Bauten während der Herbstmonatemüssen jetzt schon erledigt sein, um mit einer lebhasten Nachsaisonrechnen zu können. Aber das ist nicht der Fall, und darum wirdman im allgemeinen annehmen können, daß die ArbeiSgelegen-heit im Baugewerbe während der nächsten Monate un-befriedigend bleiben wird. Die Bautätigkeit während des SommerSsowie die Aussichten für die Herbstmonate ergeben siir die verschiedenenGegenden Deutschlands zwar eine Reihe charakteristischer Unter-schiede, aber ändern an dem allgemeinen unerfreulichen Urteil nichts.In den ö st lichen vorwiegend landwirtschaftlichenProvinzen war die Ermattung der Bautätigkeit im Hochsommervielleicht nicht so intensiv wie in den übrigen Teilen Deutschlands,aber auch hier wird doch in den meisten Orten über knappereArbeitsgelegenheit geklagt. In Tilsit ist man mit dem gegen-wärtigeu Stande der Bautätigkeit unzufrieden, hofft aber noch aufeine Besserung im Herbst. Königsberg, Graudenz und Brombergbieten keine günstigen Aussichten, während wiederum in Thorn,Schneidemühl und Posen etwas mehr Zuversicht besteht. Rechtunbefriedigend sieht eS in der Provinz Schlesien aus. InBreslau, Görlitz. Liegnitz, Freiwaldau wurde im Hochsommer sehrwenig gebaut und die HerbstauSsichtcn werden als unfreundlich be-zeichnet. EtwaS reger war in Beuthen nur die öffentliche Bau-tätigtest, während die private Unternehmungslust träge blieb. Dereinzige größere Ort in Schlesien, in dem da? Gepräge der Bautätigkeit lebhaftere Züge aufweist, ist Glogau; hier wird nicht nurrege gebaut, auch die Herbstsaison verspricht lebhaft zu werden. Imübrigen Nord« und in Mitteldeutschland stockt in den Städten viel-fach die Bautätigkeit; nicht eine größere Stadt gab es, in dernicht über ein Daniederliegen der Bautätigkeit geklagt würde.Die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks-«nd Hütten-Aktiengesellschaftplant eine Ausdehnung ihres Betriebes und will zu diesemweck für 18 Millionen Mark neue Aktien sowie fürMillionen Mark �/«Prozentige Obligationen ausgeben. Für4 Millionen Mark Aktien sollen davon den Aktionären desSteinkohlenbergwerks Louise Tiefbau zum Umtausch gegenihre Aktien angeboten werden, während der Rest des Be-träges größtenteils zur Abstoßung von Bankschulden dienen soll.Eine Mitteilung des AufsichtSrats besagt darüber:Von den auf heute nach verlin einberufenen AuffichtSrätender Deutsch- Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten- Aktien-gesellschaft und des Dortmunder Steinkohlenbergwerks LouiseTiefbau ist beschlossen worden, den auf den 3. Oktober ein-zuberufenden Generalversammlungen die Vereinigung beiderUnternehmen, ferner die Ausgabe von 13 Millionen neuer, ab1. Januar 1909 divideudenberechtigter Aktien der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-Miengesellschaft und von8 Millionen zu 4'/g Proz. verzinslichen zu 103 Proz. rückzahlbarenhypothekarisch eingetragenen Obligationen vorzuschlagen. Hiervonsind 4 Millionen Mark neue Aktien für den Erwerb des LouiseTiefbau-UnternehmenS bestimmt, besten Aktionären der Umtauschihrer Aktien derart angeboten werden soll, daß auf je 3000,-- M.Louise Tiefbau-Akticn neue Aktien der Deutsch-LuxeniburgischenBergwerls- und Hütten» A.- G. im Nennwerte von2000,— M. gewährt werden. Dabei ist zu berücksichtigen,daß sich im Besitz der Deulsch-Lnxemburgischen Bergwerks- und Hüiten-A.°G. bereits Aktien von Louise Tief-bau im Betrage von etwa einer Million Mark befinden.Die übrigen neu zu schaffenden Deutsch- Luxen, burger Aktiensollen zur Abstoßimg der Bankschulden von Deutsch- Luxemburgund Louise Tiefbau dienen; diese Aktien(14 Millionen Mark)werden den alten Aktionären von Deutsch-Lnxemburg» zum Bezug«im Verhältnis von 1: 2 gegen einen Preis von 107 Proz. an-geboten, wobei das BezugSrccht auch den durch die Transaktionmit Lonise Tiesbau neu hinzutretenden Aktionären gewährt wird.Die Kohlenpreise im Kleinverkauf.In vielen Städten stehen die Kohlenpreise im Detailverkehrnoch immer über dem Stande des Vorjahres. Nach den Juli-Notierungen kostete in Berlin 1 Zentner Steinkohle, der im Juli1907 1,49 M. notiert hatte, im Juli 1908 1,64 M.; bei Braunkohlen,Koks und Briketts ist eine ähnliche Spannung wie in Berlin vor-handen. Koks ist sogar noch um 24 Pf. oder 16 Proz. teurer als1907. In Stettin ist der Preis ebenfalls überwiegend höher alsim Vorjahr: Steinkohlen kosten 1.30 M. gegen 1,26 M.. Koks 1,35 M.gegen 1,31 M. Auch in Breslau, weiter in einigen westdeutschenStädten, wie in Barmen ist die Tendenz steigend. In Magdeburghat sich Braunkohle verteuert, während Steinkohle und Koks stabilgeblieben sind. Koks hat sich bemerkenswerterweise soziemlich an allen Plätzen verteuert. Von Berlin abgesehenweisen z. B. auch Königsberg, Stettin, Posen, Breslau undHannover höhere Kokspreise auf als im Juli 1907. Von denStädten, in denen die Kohleiipreise nur zum Teil höher, zum Teilaber niedriger waren als im Vorjahr, ist vor allem Königsberg zunennen. Steinkohlen, schlesische und schottische, sind im Preise ge-funken, dagegen sind KokS und Steinkohlenbriketts teuerer geworden.In Hannover ist der Steinkohlenpreis heruntergegangen, Braun-kohlen, Koks und Briketts find dagegen im Preise gestiegen. InElberfeld ist der Preis für Anthrazit etwa? gesunken, für die anderenKohlen- respektive Koksarten sind die gleichen Preise bezahlt wordenwie im Vorjahr. In einigen Städten sind allerdings die Preiseniedriger als im Vorjahr. Zu diesen gehören in erster LinieDanzijj und Altona, wo die Konkurrenz der britischen Kohle auf dasPreisniveau drückt.Soziales.Die Wichtigkeit von Arbeiisbefcheinlgunsei» aus ben Jahre»1888—1890.Für diejenigen Arbeiter und Arbeiterinnen, die in den Jahren1883, 1889 und 1390 berufsmäßig, wenn auch nicht ununterbrochen,Lohnarbeit geleistet haben und die beim Inkrafttreten des AlterS-und Jnvalidenversicherungsgesetzes daS 40. Lebensjahr zurückgelegthatten, Verringert sich die Wartezeit zum Bezüge der Altersrente