Der§ 11 Abs. 1 Ziffer I be5 OrganisationZstatutS soll lauten: Die Delegierten der Partei werden gewählt auS den einzelnen Reichstagswahlkreisen mit der Maßgabe, daß diejenigen Kreise, die iiber 300 bis 1000 politisch organisierte Genossen haben, einen Delegierten, über 1000 bis 2S00 zwei Delegierte, über 2500 bis 5000 drei Delegierte, über S000 bis 10000 vier Delegierte und über 10000 fünf Delegierte entsenden dürfen. Die Kosten dieser Delegationen trägt die Zentralkasse. GewerkfcbaftUcbe**. . Die Gelben wollen nicht— gelb sein! f Der„Bund vaterländischer Arbeitervereine" sendet der Jöresl. Morg.-Zeitung" folgende kostbare„Berichtigung": „Mit Bezug auf eine Notiz der„Bresl. Morg.-Ztg., daß an der Tagung des„Bundes vaterländischer Arbeitervereine". abgehalten am 4., S. und 6. September zu Waldenburg i. Schl., der Gewerkverein der Fabrik- und Handarbeiter Waldenburg nicht teilgenommen hat, und daß es nicht der Wahrheit e n t f jp r i ch t, den Bund und seine einzelnen Ver° eine als„gelbe Gewerkschaften" zu bezeichnen." Zunächst bleibt es doch recht bezeichnend, daß der Ge- werkverein nicht selbst, wenn ihm Unrecht geschehen, sich seiner Haut wehrt, sondern ausgerechnet den Bund der Vaterländischen seinen Sachwalter spielen läßt. Aber außer- dem muß die Sache denn doch einen ganz bedenklichen Haken haben, denn sonst würde doch nicht gerade die„Bresl. Morg.- Zeitung", die den Hirsch-Dunckerschen sehr nahe steht und gewiß nicht aus Gehässigkeit etwas sich aus den Fingern ge- sogen hat, die Nachricht zuerst gebracht haben. Uebrigens deutet das Blatt in seiner jetzigen Erwiderung an, daß die Waldenburger Fabrikhirsche,„dem Drängen der Bruder- vereine nachgebend, in letzter Stunde" sich erst entschlossen haben, dem Feste fernzubleiben. Also die Absicht bestand— und das genügt uns schon. Geradezu herrlich ist aber die Abwehr der Bezeichnung „gelbe Gewerkschaften". Vielleicht sind die Herren Vater- ländler farbenblind, und dann wollen wir mit ihnen über Farben nicht streiten. Aber die Tatsache können sie nicht aus der Welt schaffen, daß sie sich ihren Verbandstag zum größten Teile von den Unternehmern haben bezahlen lassen, wie sie auch sonst von diesen sich alimentieren lassen. Wenn die Herren aber bloß dagegen protestieren wollten, daß man ihre Vereine als„Gewerkschaften" bezeichnet, so war das durchaus überflüssig, denn heute ist es der ganzen Welt be- kannt, daß eben gelbe Gewerkschaften nun und nimmer Aeverkschaften sein können. Berlin uncl Qmzeg-end. Die streikenden Rohrleger und Helfer waren am Sonnabendnachmittag wieder im Gewerkschaftshause der- sammelt. Wie durch die Kontrolle, festgestellt wurde, betrug die Zahl der Anwesenden 870. Mehr als 400 stehen bereits zu den neuen Bedingungen in Arbeit. 77 Verträge deS MetallarbeiterverbandeS sind durch Unterschrift von Firmeninhabern anerkannt. Der Referent Handle teilte unter anderem mit, daß eine Vertretung der drei Verbände(Deutscher Metallarbeiter-, Schmiede-, Kupferschmiedeverband) am Donnerstag eine Rücksprache hatten mit oem Obmann der Unternehmer, Herrn Better. Derselbe konnte jedoch eine Aussicht auf Verhandlungen machen. Am Freitag hat dann Herr Letter der Streikleitung die Mitteilung gemacht, daß eine Verhandlung mit den Unternehmern stattfinden solle und daß vielleicht äne Einigung mit der Streikleitung erzielt werden könne. Darauf hat am Sonnabendvormittag eine Besprechung mit der Vertretung »er Arbeitgeber stattgefunden, die jedoch zu keinem Ergebnis führte. Ks ist jedoch vereinbart worden, daß am Dienstag in einer Kom- nission, bestehend ans Vertretern der Unternehmer und der Streikenden Verhandlungen gepflogen werden sollen. Die Ver- zrmmlung erklärte sich damit einverstanden und wählte ihre Ver- .reter in diese Kommission._ Die Kohlenarbeiter Berlin» aabcn in ihrer Abwehrbewcgung bereits Erfolge zu verzeichnen. Wie bereits gemeldet, hatten diese Arbeiter vor einigen Tagen Stellung zu den Lohnabzügen genommen, welche die Unternehmer auf einigen Plätzen willkürlich vorgenommen hatten. Der Trans- Portarbeiterverband, welchem diese Arbeiter in der Mehrheit an- gehören, hatte daraufhin durch Fragebogen festgestellt, daß von 54 der maßgebensten Firmen 23 den versprochenen Lohn von 43 Pf. nach wie vor zahlen, 7 Firmen zahlen 4b Pf. pro Stunde, dagegen wurde bei 0 Firmen ein Lohnabzug von 3 Pf. pro Stunde gemacht. Von den noch verbleibenden Firmen sind die Fragebogen noch nicht eingelaufen. In der Hauptsache trat der Lohnabzug bei den Firmen ein, welche ihre Plätze auf dem sogenannten Kohlenbahnhof des Wedding in der Fennstraße haben. Die Arbeiter ver hiervon in Frage kommenden Firmen A. R. Simon, Lichtenstein und Jakoby wurden im Laufe dieser Woche durch gewählte Kommissionen zwecks Zurücknahme der gemachten Lohnabzüge vorstellig, wurden aber überall abschlägig beschieden und zwar mit der Motivierung, daß, wenn die anderen Firmen des Kohlenbahnhofs Wedding den Lohnabzug rückgängig machen würden, dasselbe auch bei ihnen, d. h. den genannten Firmen geschehen solle. Eine Verhandlung mit Vertretern deS Verbandes bei Herrn Simon blieb ebenfalls er- gebnisloS und berief sich dieser Herr wiederum auf die reiche Firma LouiS Schulze, welche ihren Arbeitern zuerst Abzüge gemacht habe. Daraufhin legten am Donnerstag früh die Arbeiter der Firma Simon zunächst einmütig die Arbeit nieder. Die Bc- mühungen des Unternehmers, anstelle der Streikenden Ersatzkräfte heranzuziehen, mißlangen, da die übrigen Arbeiter der dortigen Plätze, welche zunächst noch nicht mit in den Ausstand getreten waren, Solidarität übten, und die sich meldenden Arbeitswilligen durch Belehrung fernhielten. Als nach anderhalbtägigem Streik auch die Arbeiter der Firmen Lichten st ein und Jakoby Miene machten, mit in den Ausstand zu treten, bewilligten diese beiden Firmen sofort wieder den alten Lohn von 43 Pf. Nunmehr ließ sich auch Herr Simon herbei, mit seinen Arbeitern Frieden zu schließen und bewilligte ebenfalls wieder den alten Lohn. Daraufhin wurde am Sonnabend früh die Arbeit wieder auf- .. genommen. Dies einmütige Vorgehen dieser Arbeiter zeigt, daß selbst zur Zeit der wirtschaftlichen Krise die Arbeiter imstande sind, den Unternehmern gegenüber ihre Rechte zu behaupten, wenn sie nur ihre Organisation hochhalten und ausbauen. Brauereiarbriter i Den Neigen im Einstellen auf„Prozentsatz" hat bei den dies- jährigen Herbsteinstellungen die Brauerei Oswald Berliner, Vrunnenstr. 1�<l/43 eröffnet. Obgleich im Arbeitsnachweis 280 arbeitS» lose Brauer auf Arbeit warten, holte die Brauerei Oswald Berliner einen in„fester" Arbeit stehenden Brauer aus der Brauerei Senft in Potsdam . Dieses arbeiterfeindliche Vorgehen der Brauerei O. Berliner entspringt, wie in allen diesen Fällen, dem eifrigen Be- streben, organisierte Brauereiarbeiter aus den Betrieben fernzuhalten. Es ist darum Pflicht der Kollegen, sich Mann für Mann der Organi- sation anzuschließen, damit eS mit Hilfe einer starken Organisation möglich ist, diesen berüchtigten Prozentsatz endlich zu beseitigen. Jede Prozentsatzeinstellung, gleichviel welcher Branche, ist in «nserein Bureau, Mulacksir. 10 I, zu melden. Brauereiarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin . Ein«euer Arbritgrberverbanb. Die namhaftesten Betonfirmen Groß-BerlinS haben sich dieser Tsge vereinigt und einen„Verband der Berliner Beton- und Eisenbetonbau geschäfte" gegründet, der auf dem Boden der Tarifverträge steht. Es ist auch in Aussicht ge- nommen, daß sich der neue Verband dem Kartell der Arbeitgeber- verbände im Baugewerbe Groß-Berlins anschließen wird. Dem„Gewerkvercin" ist nichts rechts zu machen. Referieren wir über eine Sache m kurzer Weise, dann sagt er, es fehlten unö Gründe, berichtigen wir seine Lügenbeuteleien ausführlich, dann er- scheint das der lebhaften Phantasie des Blattes als ein„Wutailfall", und es beschwert sich über die Länge des Artikels. Im übrigen stellen wir fest, daß das Blatt in seiner Ausgabe vom 12. September zu unserer am letzten Freitag gegebenen Darstellung eines angeb- lichen Sperrebruchs zentralorganisierter Töpfer weiter nichts mehr zu sagen weiß, als daß es behauptet,„daß die Arbeiter auf dem fraglichen Bau noch mehrere hunder Mark Lohnforderungen hatten". „Hatten" ist gut. Wir erläutern das, um Irrtümern vorzubeugen, »och dahin, daß der Bauherr den Töpfermeister Unfug auf Heller und Psennig ausgezahlt hatte. Hätten also die gelben Hirsche noch orderungen gehabt, dann nur dem vom Bauherrn entlassenen öpfermeister Unfug gegenüber. Womit wir über den Vorfall die Akten schließen._ Achtung! Kleber, Bauhanbwerker i Die Sperre über die Firma Ihlenfeld, Bau Danckekmann- straße 91, Charlottenburg ,„Beamten-Wohuhäuser", ist hiermit auf- gehoben. Gesperrt find die Bauten Halensee , Küstriner Str. 22, Char- lottenburg, Fritschestr. 23—26, Spandau , Hamburger Str. 112, Unter- nehmcr Weniger. Spandau , und Bau Kaiserallee 68, Unter- nehmer Knauer._ Die Sektionsleitung. DcutCthcs Reich. Was„streikenden" Arbeitern nicht alles in die Schuhe geschoben wird! Als am 20. Juni d. I. der Dampfer„Arcadia" von der Amerika« Linie im Hafen von Philadelphia lag, ereignete flch an Bord desselben eine Explosion von Fenerwerkskörpern, wobei drei im Räume be- schäftigte Neger getötet, zwei Personen schwer und zehn leicht verletzt wurden. Nach in Hamburg eingelaufenen und von der Sensationspresse verbreiteten Nachrichten sollte eS sich um ein Bombenattentat handeln, verursacht durch eine Höllenmaschine, denn die Körper der ums Leben gekommenen Arbeiter seien mit Nägeln und gehackten Blei- stücken gespickt gewesen. Das„Bombenattentat" wurde den in Ham- bürg ausgesperrten Hafenarbeitern zur Last gelegt. In ihrem Eifer, die Streikenden oder Ausgesperrten zu verdächtigen, hatten die Lügenfabrikanten ganz übetsehen, daß die Aussperrung schon über ein Jahr zurücklag. Die Ursachen der Explosion, durch die auch ein Materialschaden von über 100000 Dollar entstanden ist, wurden am Freitag- nachmittag in der Sitzung deS Hamburger SeeanttS eingehend erörtert. Nach dem Spruch des SeeamtS trifft die Schiffsleitung für den Unfall keine Verantwortung, sondern Schuld trägt der Fabrikant bezw. Verfrachter der Explosivstoffe, der die fiir den Transport solcher Stoffe bestehenden Bor- chriften nicht beachtet hat. Der Vorsitzende deS Seeamts hat die Akten der Staatsanwaltschaft überwiesen, die das Weitere veranlassen soll._ _ Kräftig abgefallen ist der Betriebsdirektor der städtischen Straßenbahn in Chemnitz , ein Herr Bleyberg . Dieser war früher Direktor der Berliner Gesellschaft, die die Bahn an die Stadt verkaufte und war bei der Verstadtlichung in städtische Dienste getreten. Was früher infolge eines ausgedehnten Spitzelsystems nicht möglich werden wollte, das wurde nun in die Wege geleitet: die Organisation der Straßen- bahner im TranSportrbeiterverband. Als nun vor kurzer Zeit eine Nachtversammlung der Straßenbahner im Volkshause stattgefunden hatte, in der Stellung genommen worden war zur wirtschaftlichen Lage der Straßenbahner und verschiedenen Wünschen und Be- schwerden Ausdruck verliehen worden war, hatte Bleyberg einen UlaS an die bei der städtischen Straßenbahn Beschäftigten erlassen, der echten und rechten Unternehmcrgeist atmete. Die„Volksstimme" war bald in der Lage. daS Erzeugnis BleybergS der großen Oeffent- lichkeit zu übergeben. Eine scharfe, aber gerechte Kritik schloß sie an und forderte Rechenschaft vom Rate. In der letzten Stadtoer- ordnetensitzung kamen drei unserer Genossen wieder darauf zurück und bezeichneten es als ganz unverständlich, wie ein solcher UkaS in einem städtischen Betriebe erlassen werden könne. ES sei be- schämend für die Stadtverwaltung, daß ein städtischer Beamter städtischen Angestellten mit solchem Drohbrief kommen könne. Hierauf gab Bürgermeister Dr. Hübschmann die bündige Er- klärung ab, das) der Anschlag des Betriebsdirektors nicht mit Wissen des Rates geschehen, daß dies lediglich der Person des Herrn Bley- berg zuzuschreiben sei. Das ist gewiß deutlich; es wäre auch zu schlimm bestellt um das soziale Verständnis und die soziale Ge- rechtigkeit, wenn das Vorgehen BleybergS vom Rate gebilligt worden wäre. Die optische Fabrik Robenstock in München und da» Koalitionsrecht. Der Chef der durch ihre Reklame in allen möglichen Blättern Deutschlands bekannten Firma Rodenstock bildet sich schon seit Jahren ein, ein„Vater seiner Arbeiter" zu sein,«in hohes sozial» politisches Verständnis zu besitzen und hat sich auch nicht gescheut, in wiederholten Versammlungen seinen Standpunkt, der alleS andere als väterlich oder sozialpolitisch ist, zu vertreten. In dem Betriebe selbst herrschen die schlimmsten Mißstände, weshalb sich die Or- ganisation neuerdings veranlaßt sah, sich mit der Firma in Werk- stättenversammlungen zu beschäftigen. In einer dieser Versamm» lungen war der Werkmeister der Firma erschienen, der eS jedenfalls an der notwendigen Schneidigkeit gegenüber den Versammelten fehlen ließ, denn in der zweiten Versammlung erschien, in eben- solchem Auftrage als in der ersten, der S o h n des Chefs, der sich selbst als ein Arbeiter der Firma bezeichnete, wenn er auch Beamter sei und daher an der Versammlung ein Interesse habe. Ueberdies habe er sich dadurch, daß auch ihm em Einladungszettel in die Hand gekommen fei. für verpflichtet gehalten, zu erscheinen. Der junge Herr bemühte sich nun recht eifrig, die ihm gewährte Redefreiheit recht kräftig auszunützen, wobei er mehrmals den Zweck seiner An- Wesenheit verraten mußte und daher auch ihm gebührend heim- geleuchtet wurde. Diese beiden Versammlungen müssen nun diesem„Vater seiner Arbeiter" auf die Nerven gegangen sein, denn am Tage nach der Versammlung erließ er an seine Arbeiter und Arbeiterinnen ein Rundschreiben, in dem er in einigen Wutausbrüchen gegen die gewerbsmäßigen Hetzer seinen Arbeitern und Arbeiterinnen bei Strafe der sofortigen Entlassung verbot, jemals wieder an einer Ver- sammlung teilzunehmen und dies zur Bekräftigung unterschreiben ließ. DaS Koalitionsrecht wollte der Herr nach seiner eigenen Redensart damit nicht unterbinden; er könne nur niemand be- schäftigen, der in solche Versammlungen gehe und sich verhetzen lasse. Die bayerischen Metavindustriellen sind mit ihrem Anschlag auf die Techniker und Kaufleute nicht einmal so weit gegangen, als der sozialpolitische so sehr„verständige" Herr Rodenstock . Um aber nun die Sache möglichst kräftig zu machen, ein warnendes Exempel zu statuieren, wurde eine Arbeiterin, die bereits 0 Jahre zur Zufriedenheit dort gearbeitet hatte, deren Mann sich in dem Betriebe die Schwindsucht und den Tod geholt hatte, die keiner Organisation angehörte und nur ein Interesse an der Ver- sammlung hatte und hinging, deshalb ohne alles weitere entlassen, weil fie als die ältere der Arbeiterinnen die übrigen hätta abhalten sollen. Rücksichtsloser ist noch nie der Herrenstandpunkt der Unternehmer zum Ausdruck gekommemn, gründlicher noch nie den Indifferenten gezeigt worden, wie wenig ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Or- ganisation beachtet und bewertet wird. Die ganze Affäre ist ein typisches Beispiel des Unternehmer- Hochmutes und das hohe Lied von der Harmonie zwischen Arbeit- geber und Arbeitnehmer in der mechanischen Industrie, das Herr Dr. Krüß auf dem letzten Verbandstage der Gesellschaft für Mechanik und Optik in München in all seinen Akzenten sang, Wird hierdurch am besten illustriert. Herr Rodenstock lebt in dem Wahne, die Organisation aus seinem Betriebe gebannt zu haben. Zum Schluß dürfte er sich doch noch täuschen; denn auch seine Arbeiter und Arbeiterinnen werden sich nicht zu Heloten degradieren lassen. „Christliche " Metallarbeiter. Die filnfte Generalversammlung de? ch ristlich sozialen Metall- arbeiter-VerbandeS fand dieser Tage in München statt. Schon gleich in der Begrüßungsrede betonte der Sekretär R a s ch k e- München die patriotische Gesinnung des Verbandes, der es als seine patriottsche Pflicht betrachte, dem Vaterland die Volks- Zufriedenheit zu bringen, dadurch, daß er die sozialen Mißstände be- leittgen wolle. Dem Vorstandsbericht des Verbandsvorsitzendeu Wieder- Duisburg war zu entnehmen, daß die Entwickelung des Verbandes im letzten Jahre nicht mehr so recht vorwärts gegangen ist. Der Mitgliederstand bettägt 28 000, wovon allein 18 000 in den Jahren 1906/1907 erst gewonnen wurden. Die Zu- nähme im letzten Jahre betrug nur 2000. Außerordentlich stark ist die Fluktuation im Verband. So sind 1906 von 21 349 Neueingetreteuen wieder 12 349 und 1907 von 14 993 Eingetretenen wieder 1273 ausgetteten. An Lohn- bewegungen und Streiks waren sie in den beiden Berichts- jähren in 384 Fällen beteiligt, die zusammen 190 000 M. ver- schlangen. Die am 1. Januar 1907 eingeführte Erwerbs- losenversicherung bedurfte eines Aufwandes von 78 229,58 M. Das VerbandSver mögen beträgt einschließlich der Kassen - bestände der OrtSgrupven 585 352,52 M. In der Diskussion beschwerten sich viele Vertreter, vornehmlich die Delegierten von Berlin , Mannheim und Solingen , über den TerroriSmuS des Deutschen Metallarbeiter-Ver bandes . worauf vielfach die Austritte in Nvrddeutschland zurück- zuführen seien. Sodann dürfte auch der A l k o h o l die Agitation wesentlich erschweren. Der Gewinnung der I u g e n d sei in Zukunft die größte Be- achtung zu schenken. Die schärfste Verurteilung fanden die Gelben. Ein Redner meinte, die Gelben seien ein Kind der Sozial- demokratie, denn aus deren Radikalismus sei diese unerfreu- liche Erscheinung zurückzuführen.(!) Nach einem Referat über WerkpensionSkassen gelangte eine Resolution zur Annahme, die verlangt, daß den Arbeilern die Möglichkeit gegeben wird, bei Lösung des Arbeitsverhältnisses sich dre erworbenen Rechte in den Pensionskassen zu erhalten, oder die gezahlten Bei- träge zurückzuerhalten. Vor allem sei zu versuchen. den Einfluß der Kasseumitglieder auf die Verwaltung der Werks- pensionskassen' zu vergrößern. Diese seien dem AufsichtSamt für Privatversicherung zu unterstellen. ReichstagSabgeordneier Dr. W. Mayer hielt ein Referat über Kartell- und Syndikats- wesen in der schweren Industrie. Ohne Diskussion wurde eine im Sinne de? Referates abgefaßte Resolution an- genommen, in der erklärt wird, daß der Verband im Prinzip kein Gegner der Syndikate und Kartelle sei. Nur soweit diese Or- ganisationen ihre wirtschaftliche Macht mißbrauchen zum Schaden der Arbeiter und der weiterverarbeitenden Industrie, seien sie zu verurteilen, und werden, um diese schädlichen Kartells und Trusts unmöglich zu machen, die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen vom Staate verlangt. Zur Abänderung der Beitragshöhe lagen eine ganze Anzahl Anträge zur Einführung von Staffelbeiträgen vor. Nach sehr lebhafter Debatte wurden denn auch an Stelle deS bisherigen 50 Pfennig» Beitrages Staffelbeittägc beschlossen und zwar Wochenbeiträge von 40, 60 und 90 Pf. Die Streikunter st lltzungssätze wurden bei 40 Pf. Wochenbeitrag auf 11, 12 und 15 M., bei 60 Pf. Wochenbeitrag auf 12, 14 bis 18 M. und bei 90 Pf. auf 14. 16 bis 20 M. festgesetzt. Bei der höchsten Klasse beginnt die Erwerbslosenunter- stützung vom dritten Tage ab bis z u 26 Wochen. In einer anschließendeu geheimen Sitzung wurde, nach einem Referat des Verbandsvorsitzenden Wieber, über interne VerbandSangelegenheiten diskutiert, von denen die Oeffentlichleit erst später erfahren dürfte. Huslanck. Der Trade-UnionSkongreß. London , 10. September. Die heuttge Sitzung deS Kongresses war hauptsächlich der Arbeitslosenfrage gewidmet. ES lag folgende Resolution vor: „Der Kongreß ist der Ansicht, daß da? Arbeitslosengesetz(vom Jahre 1905) ohne jeden Erfolg geblieben ist; es hat nicht einmal den Saum der Arbeitslosenfrage berührt. Indem wir die Tat- fache feststellen, daß die Arbeitslosigkeit permanent ffi und daß sie sowohl während des Aufschwunges wie des Niederganges des Ge- schäftslebenS, sowohl im Sommer wie im Winter und in allen Gewerben vorherrscht, erklären wir, daß die Zeit reif ist für staat- liche Maßregeln, die darauf abzielen, allen Arbeitslosen nützliche Beschäftigungen zu verschaffen. Wir empfehlen dem Parlamentarischen Komitee, die Arbeitslosenvorlage der Arbeiterpartei, wie sie vom Abgeordneten P. W. Wilson eingebracht wurde, zu unterstützen." Zu dieser Resolution sprachen Walker, der Delegierte der Stahlschmelzer. P e a r s o n. der Delegierte der Arbeiter von Leeds . Pete C u r r a n(Gasarbeiter) und William T h o r n e(GaSarbeiter). Curr an sagte: Tut die Regierung in dieser Frage nichts, so ist eS wahrscheinlich, daß Tausende von hungrigen Arbeitern, die gerne arbeiten möchten, zur Selbsthilfe greifen werden. Die Arbeiter- Partei hat in der letzten ParlameutStagung den Versuch gemacht, die Aufmerksamkeit der Regierung auf den Ernst der Lage zu lenken. Vorläufig_ ohne Erfolg. Thorne erklärte, die Fassung der Resolution sei kraftlos. Sie hätte sich nicht mit der Konstatierung von Tatsachen begnügen sollen. Es fehle ihr jedweder Hinweis auf die Ursachen der Arbeitslosigkeit. Alle Vorschläge, welche die Vergesellschaftung der ProduftionSmittel außer acht lassen, seien nur Palliative, und da» beste Palliattvmittel gegen die Arbeitslosigkeit sei die Herabsetzung der Arbeitszeit. Die Resolutton ivurde sodann einstinimig angenommen. Eine heftige Debatte cnlspann sich sodann über einen Vorschlag, eine Deputation zum Premierminister und zum Finanzmmister zu senden, um ihnen die Notwendigkeit nahezulegen, StaatSzuschüffe zu den ArbeitSlosen-UnterstützungSfondS der Trade-UnionS zu gewähren. Der Vorschlag wurde gegen eine starke Minorität an- gcnonimen. die darauf hinwies, daß es Arbeiterorganisattonen nicht gut anstehe. Wohltaten von der Regierung zu verlangen. Die An- nähme des Vorschlages bedeutet tatsächlich einen Rückfall in die alte DcputationSbettelei.__ WttterungSüberücht vom 12. September 1908, mora-u» 8 Uhr. Wetterprognose für Sonntag, den 1.1. September 1908. vielfach heiter, nacht» kühl, um mittag ziemlich warm bei schwachen südwestlichen Winden; keine oder unerhebliche Niederschläge. Berliner Wetterburea»
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