Nr. 215. 25. Jahrgang.
3. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 13. September 1908.
Die industrielle Ausnutzung der Waffer- Pferdestärken geholt werden können.
kräfte.
Die technische Möglichkeit, die an Stauweihern, Wasserfällen ind Wasserdruckanlagen erzeugte elektrische Kraft dorthin zu leiten, wo sie gebraucht wird, hat die örtliche Gebundenheit der Verwendung gewonnener Energie aufgehoben. Seit der ersten größeren Kraftübertragung, die im Jahre 1891 verwirklicht worden ist, indem der internationalen elektrischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. von dem 175 Kilometer entfernten Straftwerk Lauffen am Neckar elektrische Energie zugeführt wurde, sind, namentlich in der Schweiz , mehrere Wasserwerke errichtet worden. Die bedeutendsten Anlagen dieser Art an größeren Flüssen sind das im Jahre 1898 in Betrieb genommene Kraftwerk Rheinfelden am Oberrhein zwischen der Schweiz und Baden, sowie die großen Kraftwerke an der Aare bei Beznau und Wangen . Die Einrichtung weiterer noch größerer Werke steht unmittelbar bevor, so das Kraftwerk bei Wyhlen Augst am Oberrhein mit einer Kraftleistung von 30000, und das gleichfalls am badisch- schweizerischen Rhein gelegene Werk Laufenburg mit 50 000 Pferdestärfen. Neuerdings ist man eifrig bemüht, auch die Wasserkräfte der kleineren Gebirgsflüsse in großem Maßstabe zu vertverten. Der Mangel an Wasserfülle wird hier durch größere Fallhöhe ausgeglichen. Wichtig ist, daß der wechselnde Wasserreichtum durch Anlage großer Staubecken aus: geglichen werden kann. Eine solche in den Jahren 1900 bis 1904 erstellte Anlage ist das Staubecken an der Urft bei Gmünd in der Eifel .
Das Tal der Urft wurde durch eine 58 Meter hohe, im Fundament 50 Meter starte Staumauer zu einem Becken geformt, das eine Länge von 10 Kilometern hat, 216 Heftar Oberfläche enthält und 45,5 Millionen Kubikmeter Wasser faßt. Das Kraftwerk erzeugt im Jahre 4800 Pferdestärken in 7200 Betriebsstunden. Die Anlagefosten betrugen 81 Millionen Mark. Die Zuleitung zu dem Kraftwert erfolgt durch einen 2800 Meter langen Druckstollen.
Von großer Bedeutung für die Verwendung der Wafferkräfte find die Schritte, die die bayerische Regierung nach dieser Richtung unternommen hat. Es handelt sich um die Ausnutzung der bedeutenden Wasserkräfte der dortigen Alpenseen. In erster Linie kommt das Walchenseeprojekt in Betracht, das bei einem Kostenaufwande von 172 Millionen Mart eine Kraftausbeute von 56 000 Pferdestärken verspricht. Die Badische Soda und Anilinfabrik beabsichtigt, am Chiemsee eine große Straftanlage zur Erzeugung von Kaltstidstoff auf chemischem Wege zu errichten. Ju der Dentichrift: Die Wasserträfte Bayerns" heißt es hierüber:
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Weiter können
200 286, Schweiz 158 274, Elsaß 67 760 Pferdeftärken ent- Aber auch von einem anderen volkswirtschaftlichen Gesichtsfallen; vom Neckar würden bei bier Kraftanlagen 26 680 punkt aus betrachtet ist die Ausnutzung der Wasserkraft von großer nach Bedeutung. Der Verbrauch an Kohle ist so außerordentlich geftiegen, den angestellten Ermittelungen und Schäzungen noch Wasser-| daß mit der teilweisen Erschöpfung der in der Erde aufgespeicherten fräfte zur Erzeugung elektrischer Kraft gewonnen werden, am abbaufähigen Lager in absehbarer Zeit gerechnet werden muß, wenn Südabhang des Schwarzwaldes von der Wutach his zur Wehra es nicht gelingt, einen Ersatz zu schaffen. In welcher Weise die 113 889, im Flußgebiete der Wiese 13 849, der Draisam 11 838, der Ausbeutung der Bodenschäße fortschreitet, lehren folgende Zahlen, Glz 16 131, der Stinzig 45 800, der Murg 15 800, der Donau auf die wir der bayerischen Dentschrift entnehmen. Die Kohlenproduktion badischem Gebiete 4310, zusammen 221 617 Pferdestärken. Alles in betrug 1850: England 45, Vereinigte Staaten 6, Deutschland 5, allem gerechnet würde Baden 507 550 Pferdestärken Wasserkräfte zu Frankreich 4, Desterreich- Ungarn 1, Belgien 6, zusammen 67 Millionen liefern in der Lage sein. Wie weit diese Wasserkräfte des Rheins, Tonnen, im Jahre 1900 hingegen stellte sich die Gesamtkohlendes Neckars und namentlich der Schwarzwaldflüsse in wirtschaftlich produktion der genannten Länder auf 722 Millionen Tonnen, woran sich lohnender Weise gewonnen werden fönnen, müßte im wesent- die einzelnen Staaten in folgender Weise beteiligt waren: England lichen doch erst der Versuch lehren. Nach den Erfahrungen, die man 229, Vereinigte Staaten 249, Deutschland 149, Frankreich 33, Destere bei dem schon längere Zeit im Betriebe befindlichen Werke the in- reich- Ungarn 39, Belgien 23 Millionen Tonnen. Die Auss felden gemacht hat, ist die wirtschaftliche Rentabilität innerhalb dehnung unserer Großindustrie muß naturgemäß noch eine weitere der badisch- schweizerischen Stromstrecke gegeben. Db aber weiter Steigerung des Kohlenverbrauchs zur notwendigen Folge haben, so stromabwärts, wo das Gefälle geringer ist, die Ausbeutung sich daß schon mit Rücksicht hierauf jeder Versuch, einen Ersatz zu schaffen, lohnen würde, steht noch dahin. aus allgemein volkswirtschaftlichen Gründen allseitig die lebhafteste Alle diese erschwerenden Umstände berücksichtigend, kommt die Unterstüßung erfahren müßte. Ausgenommen die Kohlengruben badische Denkschrift zu dem Schluß, daß von den 164 740 durch befizer, weil diese ein persönliches Interesse an der ständigen Stei Wasserkräfte zu gewinnenden Pferdestärken im Schwarzwald nur gerung der Kohlenpreise haben und deren Preispolitik durch die etwa ein Drittel regulär ausgenutzt werden könne. Eine andere Konkurrenz der Wasserfräfte unmöglich gemacht werden dürfte. Frage ist die, ob die ausbaufähigen Wasserkräfte ausreichen, um den Bedarf zu decken.
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Die badische Eisenbahnverwaltung hat den Bedarf an Kräften festgestellt, der für den elektrischen Betrieb der Bahnen nötig wäre. Es würden die Odenwaldbahn ausgeschlossen unter Berück fichtigung der Erweiterung des jetzigen Bedarfs um 35 Prozent insgesamt 32 000 Pferdestärken ausreichen.
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Die Schwarzwaldflüsse würden demnach genügen, um für den Eisenbahnbetrieb ausreichende Kräfte zu liefern. Aber selbst wenn trotz aller Vorsicht die Berechnung nicht ganz stimmen sollte, so hätte die Bahnverwaltung immer noch die Möglichkeit, Wasserkräfte des Rheines zu verwenden. Auch für den elektrischen Betrieb der Odenwaldbahn würden die vom Neckar zu gewinnenden Kräfte wenigstens annähernd ausreichen.
Welche wirtschaftliche Bedeutung die Verwendung der Wasserfräfte zum Betrieb der Eisenbahnen hat, wird klar, wenn man sich bergegenwärtigt, daß die badische Eisenbahnverwaltung bisher un gefähr acht Millionen Mark für die Beschaffung von Heizkohle jährlich verausgabte.
Nach der Badischen Denkschrift sind Gründe zur Besorgnis, daß der Ausbau der Wasserkräfte hinter der wirtschaftlichen Entwickelung des Landes und der Zeit zurückbleiben werde, nicht vorhanden.
Um auch eine intensive Ausmuzung der nichtöffentlichen Gewässer, über welche dem Staate ein Verfügungsrecht bisher nicht zustand, zu ermöglichen, hat die Regierung dem Landtage eine Vorlage gemacht, welche die Rechte der Regierung nach dieser Richtung hin sehr erheblich erweitert. Wenn die Vorlage vom Landtage wegen Mangel an Zeit auch nicht mehr verabschiedet werden konnte, so wurde, um zu verhüten, daß sich die kapitalistische Spekulation mittlerweile der Sache bemächtigte, ein Notgesetz erlassen, welches eine Schädigung der Gesamtinteressen verhindern soll.
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Jedenfalls tonimt daher die Regierung den Wünschen der Kohlenmagnaten entgegen, indem sie die neite Betriebskraft sofort als ein geeignetes Steuerobjekt ausersehen hat, während anderers seits die Bergwerksregale nicht mehr erhoben werden. Daß die geplante Steuer auf elektrische Energie die Entwickelung Süddeutschlands wenn auch ungewollt ganz wesentlich hemmen müßte, darüber besteht wohl kaum ein Zweifel. Es ist daher erklärlich, wenn in Süddeutschland die geplante Elektrizitätssteuer vielfach als eine illoyale Aktion Preußens gegen den Süden aufgefaßt und die ohnehin bestehende Abneigung gegen Preußen verschärft wird. Selbst wenn man ruhig und leidenschaftslos das Für und Wider bei der Frage der Ausnutzung der Wasserträfte abwägt, wenn man sich freihält von übertriebenen Jllusionen, so wird man doch zu der Ueberzeugung kommen, daß wir durch die billige Erzeugung der Elektrizität mittels Wasserkraft, die niemals aufgezehrt werden kann, an einem Wendepunkt der wirtschaftlichen Entwickelung stehen. Der tapitalistische Staat aber hemmt diesen Fortschritt, er fällt dem Zeitenrad in die Speichen, indem er die neue Betriebskraft mit einer Steuer belegt, um für sich die Mittel zu seiner eigenen Weiteregistenz zu beschaffen.
Wasserstands- Nachrichten
der Landesanstalt für Gewässerfunde, mitgeteilt bom Berliner Wetterbureau.
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70
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-60
36
+2
Minden
12
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Landsberg
11
Rhein, Marimiliansau 484
-7
Kaub
275
-45
Köln
304
-151-3
75
83-2
147
67
" Das größte Hindernis, die Fabrikation des Kaltstidstoffs fo auszubilden und zu vereinfachen, daß die marktfähige Ware auch im Preise mit Chilifalpeter in Wettbewerb treten kann, bildet der starke Berbrauch an elektrischer Energie. Kaltstickstoff wird daher im Massen nur dort fabriziert werden können, wo elektrische Straft billig zu haben ist." Mit der Ausnutzung der Wasserkräfte würde auch die Industrie Die Denkschrift fchäßt die aus Flußfäufen zu gewinnende Kraft in den Gebirgsländern mit einem Schlage erheblich günstiger ge- Barthe, Schrimm auf 300 000 Pferdestärken und rechnet man die aus den Seen zu stellt, ihre Konkurrenzfähigkeit erhöht und ihre schnelle Ausdehnung erzielenden Kräfte hinzu, so dürfte es sich in Bayern allein um ermöglicht. Die viel Betriebskraft erfordernde Industrie. die jetzt Nege, Bordamm eine Million Pferdestärken handeln, die lediglich durch die Kraft des naturgemäß in unmittelbarer Nähe der Kohlenlager sich befindet, Elbe , Leitmeriz Wassers, ohne Kohlenverbrauch, erzeugt werden können. würde auch im fohlenarmen Süden sich ansiedeln können. Wie die Transportkosten der Kohle ins Gewicht fallen, erhellt daraus, daß beispielsweise für Nürnberg die Fracht den Preis der Kohle verdoppelt.
Nach einer vom Badischen Zentralbureau für Meteorologie und Hydrographie herausgegebenen Denkschrift würden von der bei 19 Kraftanlagen am Rhein zu gewinnenden Energie auf Baden
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