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It. 216. 23. IahtMg. 3. Deilllßt des Lomaris" Dievsiag,. Septembet 1908. Em der Partei. Nürnberger BildungSwefe». Aus Nürnberg   wird uns berichtet: Die Organisation des Bildungswesens in Nordbahern ist soeben zum Wschlutz gebracht worden. Der Bildungsausschuß hat daS Programm für die nächsten sechs Monate festgelegt. Der als Lehrer angestellte Genosse Dr. Maurenbrecher wird am 1. Oktober sein Amt antreten. Das Unternehmen wird am 80. September durch eine große Versammlung eingeleitet mit dem ThemaArbeiter und Bildung", für eine zweite Versanimlung im November ist das ThemaSozialismus und Christentum" vorgesehen. Für den eigentlichen Unterricht im letzten Quartal dieses Jahre? sind in Nürnberg   und Fürth  Vortragszyklen vorgesehen über Lassalle, Geschichte und Bedeutung der Städte, die Geburtsstunde des C h r i st e n t u m s. In einer großen Anzahl kleinerer Orte Nord- bayerns werden Einzelvorträge gehalten. Im ersten Quartal des nächsten Jahres folgt in Nürnberg   und Fürth   neben Einzelvorträgen ein Zyklus von 12 Vorträgen über die Entwickelung der sozialen Klassen in Deutschland  . Dann vier Vorträge über Karl Marx   und zwei über Goethes Faust von Kurt Eisner  , je fünf Vorträge über Unternehmervereini- gungen und Handelspolitik und Sozialdemokratie von Dr. Weill. Im Gau   werden kleinere Zyklen sowie juristische und hygienische Vorträge abgehalten. Für die Vorgeschrittenen finden jeden Sonntag Lese« und Diskutier st unden, für die Jugend jeden Sonntag nachmittags abwechselnd in Nürnberg   und Fürth   gesellige und belehrende Unterhaltungen statt. Arbeitslose erhalten an Werktagen nachmittags Gelegenheit, sich zu belehren und fort- zubilden. Ferner sind geplant Theatervorstellungen. Konzerte. Kunstabcnde, Führung durch Museen und naturwisienschaftliche Exkursionen. * Einen wichtigen Kommentar zu diesen Mitteilungen liefert der auch schon auf dem Parteitage besprochene Artikel Dr. Mauren- b r e ch e r s in der Sonntagsnummer derFränkischen TageS- post" überArbeiterbildung". Wir heben daraus die folgenden markanten Stellen hervor: Wir können keine Allerweltsbildung in die Massen bringen, für die nun einmal die Vorbedingungen stanze Schulzeit, langsames Lernen bis zur Mitte der zwanziger Jahre, Muße zur Erholung, Lektüre und Kunstgenuß) in dem sozialen Leben der Masse heute nicht da sind. Wir können nur eben diejenigen Tatsachen und Fähig- keitcn übermitteln, die zur Entscheidung aktueller politischer und wirtschaftlicher Fragen notwendig sind. Ich lege den Nachdruck auf das Wort aktuell. Hier scheint mir der Fehler vieler Vorträge und Kurse zu liegen, die heute in der Parteischule und in der Provinz veranstaltet werden. Wir treiben zu viel Theorie I Muß die Masse die Wert- theorie kennen? Muß die Masse wissen, was materiali st ische Geschichtsauffassung ist? Ich wage die Ketzerei und sage: NeinI Der Lehrer muß das wissen und der theoretische Forscher mag darin weilergraben; aber für die Massenbildung hat daS alles direkt keinen Wert, kann höchstens schaden. ES ist einfach Unfug, in wenigen Stunden einem Kreise von Menschen, der nicht die geringste geschichtliche, philosophische oder allgemein-begreifliche Vorkenntnis hat, diematerialistische Geschichtsauffassung" anzudemonstrieren. Wer wirklich ver- stehen will, was Marx   uns gebracht hat. muß erstens wissen, was vor ihm da war: also Wilhelm von Hum- boldt, Hegel, Gervinus  , Ranke, um nur die Deutschen   zu nennen. Und er muß zweitens wissen, was seitdem von anderen gedacht und geleistet wurde. Eine einfach erklärende Lektüre der betreffenden Marxschen Stellen führt wahrhaftig nicht zu ihrem wirklichen, d. h. zu ihrem sie richtig begrenzenden und einordnenden Verständnis. Und mit der Wertlehre ist eS nicht anders. Ihr kleines Feuilleton. Kunstabende". Nicht alles, was unter dieser Flagge segelt, ist Kunst, weder an sich, noch hinsichtlich der Darbietung. Es wird da nach beiden Richtungen hin schwer gesündigt. Wenn gulmeinende Enthusiasten und Dilettanten einenUnterhaltungsabend" ver- anstalten, so ist das eher zu verzeihen, als wenn ausübende Gesangs- leute undRezitatoren" niederer Gattung unter Beilegung eines pomphaften Reklametitels sich erdreisten, ihren ausgeleierten Chan- sonetten- oder Variötöbühncnkram vor naiven Ohren auszubreiten. Es ist wahrlich die höchste Zeit, daß solche Jahrmarktsbuden- und Tingeltangelkunst von allen geselligen Arbeitervereinigungen fern- gehalten werden, weil dadurch, daß man ihr in unseren Reihen Unter- schlupf gewährt, die ersprießliche Erziehung des Volkes zur wirklichen Kunst illusorisch gemacht wird. Was nutzt es da. wenn wir emsig bemüht sind, wirkliches Verständnis in die Gemüter hineinzupflanzen? Gerade die Arbeiter haben Ursache genug, ernst wägenden Stimmen Gehör zu schenken. Es kommt uns darauf an, vor solchen zweifei- haften Elementen Warnungstafeln aufzurichten. Sie führen in ihrem kunterbunten Programm nur sogenannteSchlager" im Genre der banalsten GesangskoupletS und Brettlliterawr. Ihr Deklamatormm ist auf den Geschmack der Besucher vonKabaretts' zugeschnitten, um rohe Instinkte zu reizen. WaS aber Nacht, fchwärmern und Bildungsprotzen recht ist, sollte sozialdemokratischen Arbeitern noch lange nicht billig sein. Wie nun solchen Uebelständen wirksam begegnen? Nichts ist schwerer und doch einfacher alS dies. Bevor eine Arbeitervereinigung daran geht, einen Kunstabend zu veranstalten, veracwissere man sich über die künstlerische Qualität der ins Auge gefaßten Kräfte durch Nachfrage bei sachverständigen Genoffen. Ferner überlaffe man den� zur Mitwirkung heran- zuziehenden Künstlern nicht allein die Zusammenstellung des Vortragprogramms, weil eS viele gibt, die stets ein paar bewährte Steckenpferde vorzureiten geneigt find. Soll ein Programm eine geschlossene künstlerische Wirkung erzeugen, so muß es auch ein in sich geschloffenes Ganze« bilden. Solche Zusammenpaffung setzt aber gediegene künstlerische Bildung und Erfahrung voraus. Nun ist ja feit einiger Zeit auch in Parteigenössischen Kunst- darbietungen eine merkltche Emporhebung des Geschmacks zu ver« zeichnen, dank dem Zusammenwirken einsichtiger Vereinsleiter mit künstlerisch bewährten Kräften. Am Sonnabend und Sonntag wohnten wir zwei Kunstabenden bei, die einerseits vom Sozial- demokratischen Wahlverein für den ö. Berliner ReichStagswahlkreiS in den.Germaniasälen"» andererseits vom Sozialdemokratischen Wahlverein für den 1. Berliner   ReichStagswahlkreiS in derNeuen Philharmonie" veranstaltet wurden. Beide Veranstaltungen dursten aus die Bezeichnung.Kunstabend" Anspruch erheben. DaS erstere Programm war auf die DarbietungHeiterer Kunst in Wort und Ton" gestimmt, und hatte, trotz dieses Charakters, nicht die mindesten Berührungspunkte mit Veranstaltungen, die unter ähnlichen Wimpeln reisen, gemein. Der orchesttale Teil, vorzüglich ausgeführt durch dasNeue Tonkünstlerorchester" unter Leitung seines Dirigenten Kranz Hollfelder, wies heitere Kompositionen von Mozart  , müßt mindestens ThomaS von Aquino  , Ricardo, Marx   und Böhm- Bawerk kennen, ehe ihr über Werttheorie reden wollt. Es ist wirklich an der Zeit, die vielen jungen Genossen, die sich jetzt mit Feuereifer in die Studien stürzen, daran zu erinnern, daß echte Bildung ein langsames Gewächs ist, und daß sie, je umfassender sie ist, um so bescheidener in theoretischen Formulierungen macht. Wer nicht von zweitausend Jahren Sich weiß Rechenschaft zu geben, Bleibt im Tiefsten unerfahren, Muß von Tag zu Tage leben." Was wir für die Maffe der Parteigenossen brauchen, ist nicht dieTheorie des Sozialismus" oderDie Lehren unserer Meister" oder wie die Ausdrücke sonst lauten, sondern es sind die Tat- fachen, auf Grund deren sie Entschlüsse zu fassen ge- zwungen sind. DieTheorie" ist in ihrer, zwar unbeabsichtigten, aber doch sehr häufig vorhandenen Wirkung oft geradezu eine Ertötung der Kraft zum Entschluß und zum Handeln. Gerade weil sie für jedes neue Erlebnis sofort seine ökonomisch- historischeNotwendigkeit" nochweist, dient sie weit eher zur Ab- stunipfung der Energie und mahnt zum Dulden, Warten und Er- wagen, als daß sie scharf umrissene Ziele und aus dem Moment geborene Aktionsprogramme für den Willen schafft. Die Demokratie aber braucht eine Masse, die an Aktionen an Ziele, Pläne und rasche Entschlüsse gewöhnt ist. Der gewerkschaftliche Kleinkampf, der beinahe täglich die Masse selbst in Entschlüssen, Üeberlegungen und Plänen übt, der jeder Werkstubenbesprechung immer wieder die Frage vorlegt: Wagen wir's oder wagen wir's nicht?, der ist's, der die Tatkraft der Masse übt und spannt. Aehnliches muß unsere BildungSarbeit für die politische Tätigkeit leisten. Geschichte, Geschichte und immer wieder Geschichte: das ist da die grundlegende Forderung. Und zwar politische Geschichte be- stimmter Momente und Aktionen, nicht allgemeine Entwickelungs- geschichte der Menschheit in Achtstundenverdünnung. Geschichte, die die Zuhörer immer wieder vor Enlscheidungen stell:, sie die taktischen Schwierigkeiten früherer Jahrzehnte nacherleben und nachdenken lehrt, die diejenigen Perioden hervorhebt, in denen irgend ein großer Kampf um die Macht mit Glück oder Unglück gewagt wurde: das ist das vorzüglichste Bildungs- mittel, das wir haben. Also Geschichte der französischen  Revolution, des Jahres 1348, der preußischen Konfliktszeit, der politischen Parteien, Biographien von Männern, die das Glück hatten, in großen Entscheidungen mit an verantwortlicher Stelle zu stehen(Lassalle steht uns da am nächsten; aber warum nicht auch Napoleon, Friedrich der Große  , Bismarck  , Disraeli  und andere? Es braucht wahrhaftig keine Heldenverehrung zu sein; aber auch an: Gegner kann man lernen, wenn er ein Ziel und einen Willen gezeigt hat): kurz, Tatsachen, Aktionen, Entschlüsse? Das scheint mir mehr wert zu sein, als alle alten und neuen Katechismusformeln, die wir auswendig lernen könnten. Man sieht: nach Maurenbrecher gibt es zweierlei Bildung, wie es etwa in Preußen- Deutschland   zweierlei Recht gibt: Die Theorie, die uns den systematischen Zusammenhang erkennen, die Masse der Tatsachen unter Gesetze einreihen und damit erst die Möglichkeit selbständiger Kritik und weiterer Forschung gibt, sie wird zum Privileg derLehrer; für die Masse g e n ii g t eS, wenn sie die von dem Lehrer gefundenen Resultate erfährt, sie übernimmt und nach den Weisungen des Lehrers in die gewünschte und ge- wollte Tat umsetzt. Zu viel zu wissen ist ungesund: die Theorie ist oft eine Ertötung der Kraft zum Handeln. Die Masse aber muß handeln; wie sie zu handeln hat, erfährt sie von ihrem Lehrer. Diese Auffassung von dem Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist nicht neu; im Jesuitenorden herrscht ein ähnliches System noch heute und auch einem protestantischen Pfarrer liegt der Gedanke von Hirt und Herden nahe. Aber eS ist neu, sie in einem sozialdemokratischen Blatt von einem Parteilehrer entwickelt zu finden. Doch sind wir unserer Sache auch sicher? An dem Orte, an dem wir diese Ausführungen finden, stehen sonst die Scherze Joes. Hat sich Joe da am Ende mit uns einen zur Ab- wechselung einmal guten Witz erlaubt? Unüberwindliche Abneigung gegen dir Wahrheit? DieMüncheoerPost" wiederholt in ihrer Sonntags- nummer: C. M. v. Weber und Johann Strauß   auf. Dazwischen folgten deklamatorische Vorträge tLessing, Goethe, Heine), die durch Max Laurence   allerdings mit Hervorkehrung eines allzu prononcierten Kabarettstils bestritten wurden. Echteste Kunst aber ließen Leo Kestenberg   und Gertrud B i s ch o f f an beiden Kunstabenden hören. In Kcstenberg haben wir ja einen trefflichen Klaviervirtuosen, und Gertrud Bischoff entzückt als Konzertsängerin durch die Viel- seitigkcit ihrer Begabung, die ebenso vollendet dem einfachen Volks- liede wie dem schwierigen Kunstgesange gerecht wird. Ihre Vortrags- lunst verrät in allem die denkende Sängerin; ihre von jedweder Pose freie Erscheinung gewinnt sich im Sturm die Herzen der Zu- Hörer. Der Charakter des zweiten Kunstabends war ernst, ohne streng zu sein. Hier begegneten wir Nina M a r d o n- H o l z a m e r als Rezitatorin. Ihre Sprechweise, ihr Vortrag verrät eine selten hohe, mächtige Wirkungen hervor- rufende Stilbildung, die durch eine feierliche, sich ibreS Gegen- standeS stets bewußt bleibende Geste unterstützt wird. In Kestenberg  . Gertrud Btschoff und Frau Holzamer haben wir wenn wir nur ernstlich wollen ein über jeder Geschäftsmäßigkeit stehendes Künstlertrifolium, bei dem der feinste Geschmack voll« kommen befriedigt wird. Nicht vergessen sei die Mitwirkung des MännergesangvercinSTypographia", dessen Chorlieder- Vorträge sich durch künstlerische Vollendung auszeichnen, o. k. Theater. Nene« Theater:Der Prinz d'Sarec", Komödie in drei Akten von Henri Lavedan  . Warum die Direktion diese anderthalb Jahrzehnte alte und niemals jung gewesen« Komödie ausgegraben, blieb unverständlich. Die satirische Schilderung einer im Genußleben aufgehenden, ebenso unfähigen als hochmütigen Aristolratte, die Kontrastierung solcher Typen mit Typen bürger- licher Parvenüs, deren erworbene Millionen, bei aller Unsauberleit der angewandten Mittel, doch immerhin eine gewisse Intelligenz und hochgespannte Energie bezeugen, ist ein von dem französischen  Gesellschaftsdrama oft und vielfach mit stark zugreifender Bühnen- geschicklichkeit behandeltes Thema. Wie effektvoll hatte z. B. längst noch Henri Bernstein   in seinem am Neuen Theater gespieltenSimson" die Gegensätze dabei arrangiert I Er häufte nach französischer, vom Einfluß des Jbsen-Haupttnannschen Naturalismus noch immer unberührter Theatertradition in der dramatischen Handlung arge UnWahrscheinlichkeiten, aber die Szenen, die er der Handlung abgewann, waren dabei so temperamentvoll in ihrer Pointierung und Steigerung durchgeführt, daß die Spannung bis zum Schluß gewahrt blieb. Die Satire gegen die blaublüligen, den jüdischen Emporkömmling verachtenden und ihn parasitisch aus- beutenden Nichtstuer, erhielt so eine Stoßkraft, die über alles, was ein bloß polemisch spitzes Wortgeplänkel auf der Bühne vermag, weit hinaus ging. DaS Lavendansche Stück, das gleichfalls einen jüdischen Finanzier als Gegenspieler in die aristokratische Gesellschaft einführt, wirkt daneben wie mattes Feuilleton. Von einer Handlung ist kaum die Rede, die wenigen Ansätze dazu verraten nur ein gänzliches Un- vermögen zu motivieren. Auch fehlt jede intime Art der Seelen- malerey die für den Mangel an Bewegung irgendwie entschädigen Die sozialdemokratischen Stadtverordneten Berlins  haben das Budget nie abgelehnt. DerVorwärts" hat in seiner Nummer 189 vom 26. August und in der Stummer 213 vom 11. September festgestellt, daß die sozialdemokratischen Stadtverordneten Berlins  niemals für den Etat der Stadt Berlin   gestimmt_ haben. I st es derMünchener Post" nicht möglich einzugestehen, daß sie die Berliner   sozialdemokratischen Stadtverordneten zu Umecht beschuldigt hat? Ist es derMllnchener Post" nicht möglich, ihre die süddeutschen Genossen irreführende Behauptung richtigzustellen?_ Ein JahrKampf". Die wiffenschaftliche Revue der deutschen   Sozialdemokratie in Oesterreich  ,Der Kampf", tritt am I.Oktober in das zweite Jahr ihres Lebens. Die neue Zeitschrift, die von den Genossen Otto Bauer  , Adolf Braun   und Karl Renner   redigiert wird, hat sich als eine wertvolle Bereicherung nicht bloß der öfter- reichischen, sondern auch der internationalen Partei- zeitschriften-Literatur erwiesen. Für die Oesterreicher   bietet sie neben dem Raum für Fortbildung der allgemeinen Theorie der Arbeiter- beweglnig, für den Austrag wissenschaftlicher Streitfragen besonders die Stätte für die Untersuchung und Klärung der sehr schwierigen nationalen Probleme, mit denen unsere Bruderpartei zu ringen hat. Für die Genossen de? Auslandes werden dabei sehr wichtige und instruktive Einblicke eröffnet. Besonders wertvoll ist aber die neue Zeitschrist für sie durch eine Reihe vortrefflicher Artikel gewesen, die theoretische und �praktische Fragen behandelten, die der Arbeiterbewegung aller Länder ge- meinsam sind. Wir haben mehrfach Veranlassung gehabt, die treff- lichen Beiträge zu erwähnen oder auch auszugsweise wiederzugeben. Am Abschluß des 1. Jahrganges drängt es uns, den österreichischen Genossen zu ihrem wohlgelungenen Werk Glück zu wünschen. Möge Der Kampf" weiter seinen Weg machen. DaS soeben erschienene Heft 12 des 1. Jahrganges enthält u. a. Otto Bauer  : Der Kampf um die Landtage. Franz Pattermann: Arbeiterschaft undFreie Schule". T. W. T e i f e n: Organisierte Arbeiter und dieFreie Schule". Karl Mann: Proletariat und Religion. Hugo Schulz  : Die Zukunft derorientalischen Frage". Dr. Richard Engländer  : Die Renaiffance des Natur« rechtes. I n g. P a u l K a r: Die Eisenbahnverstaatlichimg«Md die Neu« organisation der Staatseisenbahnen. Max Winter: Die Böhmerwäldler als Lohndrücker. Josef Steiner-Paris: Die Lehren eines Generalstreiks. Bücherschau. Die Arbeiterbibliothel._ Die Freiburgcr Genossen und dieSozialistischen Monatshefte". Der Vorstand der Parteiorganisation in Freiburg   i. B. fS. badischer Reichstagswahlkreis) legt Wert darauf festzustellen, daß der Antrag zum Parteitage, dieSoziali st ischen Monatshefte" mit derNeu en Z eit" zu verschmelzen. nicht von der Mitgliedschaft Frciburg, sondern von einen: einzelnen Mitglieds, dem Genossen Haas, gestellt worden ist. Die Freiburger   Organisation ist also dafür nicht verantwortlich zu machen, die Angabe in der Zusammenstellung der Parteitagsanträge beruht auf einem Irrtum._ DaS Parteivureau i» Hamburg   ist am 9. September nach Ham- bürg 36, Gr. Theaterstr. ii I verlegt worden. Gerichts-Zeitung� Eine diebische Krankenschwester mußte sich gestern in der Person der Krankenpflegerin Ida Sinz vor der 7. Ferienstrafkammer des Landgerichts I   ver- antworten. Im Frühjahr dieses Jahres wurde die Angeklagte von einer Frau B., deren Mann schwer erkrankt war, als Kranken- Pflegerin engagiert. Da sie ein sehr stilles und bescheidenes Wesen zur Schau trug, gelang es ihr bald, daS vollste Vertrauen seitens könnte. Die drei Akte leben ausschließlich von der Redseligkeit und den gelegentlichen Bonmots der Personen. Mit jedem' Aufzuge wird das Gefühl der Leere intensiver. Nur in den Summen, die die dÄurecs pumpen und die der jüdische, in ihren Kreisen Anschluß suchende Finanzmann ohne Wimpern- zucken hergibt, zeigt sich ein höherer Flug der Phantasie. Vierbunderttausend hat der junge Herr an einem einzigen Abende verspielt. Da die Frau Mama eine millionenschlvere, durch Heirat zur Herzogin avanziertc Kaufmannstochter, nicht gleich mit dem Gelde herausrücken will, macht sich Baron von Horn, so heißt das jüdische Finanzgenie, aus der Begleichung dieser Kleinigkeit ein Vergnügen. Dreihunderttausend hat er der stolzen Herzogin, die ihn in Sachen ihrer Schneider- und Juwelenrechnungen des Ver- trauens würdigte, hinter dem Rücken ihres Mannes vorgestreckt. Als er auf Grund dieser Gefälligkeiten einmal etwas zudringlich wird, zieht er sich von der Dame eine eklatante Abfichr zu, für die er an dem Prinzen durch die Verlesung aller Schuldcnzahlen. auch der geheimen, boshaft Revanche nimmt. Die bürgerlich geborene Mama, die sich an: Schluß von ihrer Ahnenschwärmerei gründlich kuriert erklärt, greift noch einmal ins Portemonnaie, zur Rettung der Ehre, und der fatale Gläubiger muß abziehen. Herr Schroth in seiner Darstellung des Prinzen brachte das Gemisch von Schlaffheit, Dreistigkeit und zynischer Selbstironie, daS sich mit einer liebenswürdigen Glätte der Manieren paart, treffend zum Ausdruck. Gewandt repräsentierte Fräulein Reisenhofer die prinzliche Gemahlin, Christians den Finanzier._ dt Notizen. Leonid Andresew hat seineGeschichte der sieben Gehenkten", dle zuerst in unserem Feuilleton erschien und jetzt im Verlage von I. Ladyschnikow in Berlin   herausgegeben ist, Tolstoi   gewidmet. Auf diese Widmung erwiderte Tolstoi, daß ihm der Ausdruck so guter Gefühle Leonid Andrejcws sehr an- genehm sei". Wir möchten das Erscheinen der deutschen   Buch- ausgäbe nicht vorübergehen lassen, ohne unsere Bibliotheken usw. noch einmal ausdrücklich auf diese ergreifende Erzählung, die ein Meisterwerk künstlerischer Psychologie ist, aufmerksam gemacht zu haben, Edmund Kretschmer  , langjähriger Dirigent Dresdener  Gesangvereine und Komponist der OpernDie Folkiucger",Heinrich der Löwe  ".Der Flüchtling" undSchön Rotraut", ist 73 Jahre alt in Dr e s d e n gestorben. Stenographierte Trauer. DemKunstwart" ist Kunde geworden von einer neuen Industrie, die vielversprechend ist. In den: Schreiben, mit dem trauernde Hinterbliebene auf die Mög» lictikciten moderner Kultur gebübrend aufmerksam gemacht werden, liest man:Unterzeichneter Verlag hat sich erlaubt, die am Be- gräbnistage Ihres Herrn Gemahl gehaltene Grabrede stenographisch aufzunehmen und gestattet sich anbei dieselbe zuzustellen mit der Bitte um deren gütige Annahme. Ew. Hochwohlgeboren wird es anheimgcstellt, das Honorar hierfür gütigst selbst bestimmen zu wollen. Etwaige Nachbestellungen werden schnellstens geliefert und werden uns erlauben mit vorzufprech n."