eS verstandet, tcc'rm er cS so gemacht hätte, tvie auf der Konferenz, daß er Abänderungsanträge einbringt, aber nicht, dah er einen ganz neuen Entwurf einbringt. Ich erkläre das ausdrücklich, weil v. Elm sonst dies weiter gegen die Fraucnkonfcrenz ausspielen wird. Singer: Ehe ich das Schlußwort erteile, mache ich Mitteilung von einer Erklärung des Genossen G r u n w a lü und der Genossin Zetkin , die im Anschluß an die Erklärung Maurenbrechers ein- gegangen ist. Grunwald erklärt, er hätte den Artikel der„Hilfe" sehr gern ganz verlesen, wenn seine Redezeit dazu gereicht hätte. Den einen Satz, den er nicht verlesen habe, habe er auch deshalb nicht zu verlesen brauchen, weil das, was er behauptete, auch aus dem Vorhergehenden hervorgehe. Die„Hilfe" gehöre zweisellos zu den Organen, die in der Dresdener Resolution gemeint sind. Auch diese Erklärung nimmt der Parteitag zur Kenntnis. Parteisekretär Müller(Schlußwort zum Vorstandsbericht): Wesentliche Einwendungen gegen den Vorstandsbericht sind nicht gemacht worden. In der Kalenderfrage ist, wie aus den Ausführungen des Königsberger Genossen hervorgeht, Genosse Leinert doch wohl zu weit gegangen. Der gesamte Inhalt des Kalenders kann nicht in dem Maße durch die Inserate beeinträchtigt werden, daß man von einem Skandal reden kann. Bereits im vorigen Jahre hat der Parteivorstand über diese Inserate mit den ostpreußischen Genossen korrespondiert. Es ist nicht richtig, daß, weil der Parteivorstand einen Zuschuß zu den Kalendern einzelner Bezirke gibt, wir deshalb den gesamten Inhalt der Kalender redigieren können. Wir bezahlen zwei Bogen dieser Kalender. Im allgenieinen muß allerdings stets, soviel als möglich vermieden werden, unsere Kalender mit derartigen Inseraten zu verquicken. Man soll nicht meinen, daß man dem Parteivorstand durch Auf- nähme solcher Inserate Kosten erspart. Bei Kalendern von zwei Bogen können wir auf die Inserate ruhig verzichten. Gegenüber dem Genossen K l ü h s- Magdeburg bemerke ich, es wurde in Essen ausdrücklich festgelegt, daß zunächst davon abgesehen werden soll, den ausländischen Dien st im Pressebureau einzu- führen. Prinzipielle Bedenken haben wir dagegen natürlich nicht, sondern es handelt sich um die Kostenfrage. Es muß bedacht toerden, daß wir die Parteipresse nicht mit zu großen Kosten belasten können. Klühs hat weiter getadelt, daß vom Parteitag nicht an die Presse Berichte gegeben werden. Ich kann nur bestätigen, daß der Partei- vorstand das nicht gewünscht hat. Als das Pressebureau ins Leben gerufen wurde, ist ausdrücklich gesagt worden, daß die bisher be- stehenden Bureaus, die sich mit der Abfassung von Leitartikeln. von Parteitagsverhandlungcn, mit den Kommissionsberichten aus den Parlamenten befassen, nicht durch das neue Pressebureau auf- gehoben werden sollen. Die Sache hat aber auch andere Bedenken. Wir werden z. B. in den nächsten Tagen Debatten über wichtige taktische Fragen haben, und bei der ganzen Zusammensetzung und den Aufgaben des Presseburcaus halte ich es nicht für angängig, daß es über solche taktische Fragen Berichte liefert, da solche Berichte immer in gewissem Sinne subjektiv sind. Ich erkenne aber auch die Notwendigkeit gar nicht an. Die Blätter, die in Betracht kommen, sind doch fast durchweg auf dem Parteitag vertreten da- durch, daß Redakteure anwesend sind, und es ist doch nicht zuviel verlangt, wenn die Redakteure ihrem Blatte über diese Debatte etwas schreiben.(Sehr richtig!) Also zu irgend einer Aenderung in dieser Beziehung liegt kein Anlaß vor. Zur Parteischule ist das Wesentliche in der Debatte bereits gesagt worden. Nicht richtig ist, was Eisner sagt, daß zwischen der jetzigen Auswahl der Schüler und der Auswahl im ersten Kursus eine wesentliche Differenz besteht. Wir haben von vornherein ausdrücklich fe st gelegt, daß Partei- funktionäre in die Kurse aufgenommen werden sollen. Wenn das bei dem ersten Kursus nicht gleich in dem Maße der Fall war wie später, so lag das daran, daß uns ver- hältnismäßig wenig Parteifunktionäre vorgeschlagen worden sind. Gegen den Vorschlag der Genossin Luxemburg , die Geschichte dcS Sozialismus in den Lehrplan aufzunehmen, hat der Partei- vorstand nichts einzuwenden. Das wird jedenfalls bald möglich sein. Davon kann keine Rede sein, daß wir ungeeignetes Schüler- Material bekommen haben. Auch muß ich bestreiten, daß die Vor- träge für das Schülermaterial zu hoch gewesen sind. Ich beziehe mich auf das Protokoll, das wir in jeder Schülerkonfcrenz auf- genommen haben, als die Lehrer nicht dabei waren. Da konnten wir zu unserer Freude feststellen, daß gerade die Vorträge über Nationalökonomie und Theorie des Sozialismus den allergrößten Beifall der gesamten Schüler gefunden haben. Unter diesen Um- ständen kann man nicht davon sprechen, daß die Parteischüler mit einem unbescheidenen Stolz erfüllt wurden, der nicht im Einklang stehe mit dem, was die Parteischule nach den gegebenen Verhält- nissen leisten könne. Es ist immer das Beispiel von den 22 Vor- trägen über die Werttheorie angezogen worden. Ich habe noch keine solche 22 Vorträge gehalten. Aber ich würde es viel bedenk- licher finden, wenn ein Schüler die ganze Werttheorie in einem einzigen Vortrage behandeln würde. Gerade daß er 22 Vorträge gehalten hat, beweist, daß er sich gründlich mit der Sache beschäftigt hat. Den Antrag, der den Parte/vorstand ersucht, eine Er- Weiterung der Parteischule in Erwägung zu ziehen, glaube ich so deklarieren zu können, daß der Parteivorstand nach wie bor an der EntWickelung der Parteischule das allergrößte Interesse nehmen und daß der Lehrplan erweitert werden soll. In diesem Sinne können wir unö mit dem Antrage einverstanden erklären. Genosse S t u b b e hat gewünscht, daß bei wichtigen, die Partei betreffenden Angelegenheiten in Zukunft die Leiter der Agi- tationsbezirke zusammen berufen werden sollen, damit sie besser informiert sind. Ich kann namens des Vorstandes erklären, daß wir gegen diese Anregung durch- aus nichts einzuwenden haben. Wir haben ja bereits anläßlich der letzten Rcichstagswahl eine Konferenz der Bezirks- sekretäre abgehalten. Wenn das in diesem Geschäftsjahr nicht ge- schehen ist, so lag das daran, daß wir in der wichtigsten Frage, der Wahlrechtsfrage, so wie so mit den preußischen Sekretären zu- sammengearbeitct haben. Jedenfalls werden wir alles tun, um eine bessere Fühlung mit den Genossen in den einzelnen Bezirken zu finden. Dadurch, daß wir die Bezirksorganisation durchgeführt haben, ist heute die Verbindung zwischen Parteivorstand und den einzelnen Wahlkreisen ja nicht mehr so eng wie früher, wo jeder einzelne Wahlkreis direkt mit uns berkehrte. Was den Wunsch betrifft, der Parteivorstand möchte mehr als bisher auf den Pro- vinzialparteitagen vertreten sein, so erinnere ich daran, daß wir in dem letzten Jahre kaum einen Provinzial- oder Bezirksparteitag haben vorübergehen lassen, auf dem wir nicht vertreten waren. Einige Worte über die F r a u e n o r g a n i sa t i o n. Es ist kn der Diskussion nicht genügend darauf hingewiesen worden, daß unser Vorschlag nur ein Provisorium für ein Jahr ist, und daß im nächsten Jahre eine Regelung für die Zukunft durchgeführt werden soll. Wenn hier so scharf unterschieden ist zwischen„soll der Vor- stand",„muß der Vorstand" und„kann der Vorstand", so habe ich ja schon in meinem einleitenden Referate erklärt, daß es doch nur darauf ankommen kann, einen Grundsatz festzulegen, daß aber dieser Grundsatz nur dort restlos durchgeführt werden kann, wo die Möglichkeit dazu besteht. Der Satz, daß dem Vorstand mindestens eine weibliche Person angehören muß, hat doch keine so große Bedeutung, solange der erste Satz bestehen bleibt, daß die Ge- nossinnen im Verhältnis zu ihrer Zahl vertreten sein müssen. Gegen die Streichung des Wortes„der Männer" im Absatz 2 ist nichts einzuwenden. Wir haben ja heute keine Zahlabende der Männer mehr, sondern zur Teilnahme an den Zahlabenden sind die Frauen ebenso gut verpflichtet wie die Männer. Auch zu einer Aenderung des Delegationssystems liegt keine Veranlassung vor, da die Vorschläge ja nur provisorisch sind. Ich glaube aber, daß in Zukunft das jetzige System nicht bestehen bleiben kann. Ebenso- wenig werden wir in Zukunft ganz auf die Frauenkonferenzen ver- zichten können. Noch einige Bemerkungen über den Absatz(3, der von der Mitwirkung der Parteigenossinnen im Parteivorstandc kjandest. Zunächst eine Berichtigung. Ich sagte in meinem Referat, daß von den Genossinnen für den Parteivorstand Frau Zieh bor - geschlagen ist. Das ist falsch. Die Frauenkonfercnz hat sich nicht auf eine Person festgelegt, sondern die Genossinnen Z i e tz und Baader genannt. Aber ich wiederhole, daß in bezug auf die Pcrsonenfrage der Parteitag unter allen Umständen souverän ist. Tie Vertreterin der Genossinnen im Vorstand wird durch den Parteitag selbst gewählt. Das Organisationsstatut würde, wenn diese Aenderung vorgenommen ist, in seinem Z 18 etwa lauten: Der Partcivorstand besteht auS 2 Vorsitzenden, 1 Kassierer, den Schriftführern und 3 Beisitzern, unter denen eine Genossin sein muß. Die Vertreterin der Genossinnen im Parteivorstand wählt der Parteitag. Ich glaube, daß nach dieser Deklaration die Bestimmung des Absatzes 6 vollständig klar ist. Der Antrag von der Frauenkonferenz ist ja geändert worden. Ursprünglich hieß es: Pflicht der Männer ist es, ihre weiblichen Angehörigen den Organisationen zuzuführen, während jetzt von einer Verpflichtung der Männer zur Aufklärung der lvciblichcn Angehörigen gesprochen wird. Das ist überflüssig, denn es ist doch ganz selbstverstänidlich, daß jeder Genosse verpflichtet ist, seine weiblichen Angehörigen aufzuklären. Für ebenso selbst- verständlich halte ich es, daß alles getan werden muß im Interesse der Gesamtpartei, damit die Genossen und Genossinnen eine große, starke Einheit in der Partei schaffen.(Beifall.)- Ebert erhält das Schlußwort über den Teil des Vorstandsberichtes, der die L o k a l i st c n f r a g e behandelt: Ich habe nur einige kurze Bemerkungen zu dem Antrag Hamburg zu machen, der eine Erweiterung unserer Resolution bezweckt. Unsere Resolution war auf die„Freie Vereinigung" und den„Allgemeinen deutschen Metallarbeiterverband" gemünzt. Wir wollen es absichtlich ver- meiden, zu generalisieren, und zwar weil es sich in diesem Falle um einen wichtigen Beschluß handelt, der für den einzelnen davon -betroffenen von weitgehender Bedeutung sein kann. Wenn nun aber in Hamburg die der„Freien Vereinigung" nicht angehörenden Lokalisten auf ihrem Standpunkt beharren und dem Beschluß des Essener Parteitages nicht entsprechen wollen, so haben wir keinen Anlaß, dem erweiterten Antrag der Hamburger Genossen zu wider- spreckjcn. Mit aller Bestimmtheit aber muh ich nochmals betonen. daß der so erweiterte Beschluß des Parteitages unter keinen Um- ständen Anwendung finden kann auf den Jndustriearbeiterverband in Solingen . Damit soll diesem Verbände natürlich nicht für alle Zeiten ein Ausnahmerecht eingeräumt werden. Wir wollen damit lediglich verhindern, daß störend in die dort von uns eingeleiteten Einigungsverhandlungen eingewirkt werde. Wie lange diese Aus- nahmebestimmungen gelten sollen, das möchte ich noch nicht fest- gelegt sehen. Die neue Parteileitung wird spätestens dem nächsten Parteitage über den Ausgang der Verhandlungen in Solingen berichten, und dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo auch hierüber endgültig entschieden werden kann. Ich gebe aber Stubbe auch darin recht, wenn er sagt, daß die so erweiterte Resolution auf alle künf- tigen Neubildungen Anwendung finden soll. Ich kann Sie nur bitten, dem Antrag Hamburg in dem Sinne, wie ich es vorgetragen habe. Ihre Zustimmung zu geben.(Beifall.) Da? Schlußwort für den Bildungsausschuß erhält Schulz- Berlin : Genossin Luxemburg hat gesagt, daß der Bildungsausschuß sowohl als die Parteischule das wichtigste Gebiet der Geschichte des Sozialismus, besonders des internationalen Sozialismus mehr bc- rücksichtigen sollen. Daß dieses Gebiet bisher nicht berücksichtigt ist, empfinden wir selbst als schweren Mangel. Aber wir können nicht die Personen immer so schaffen, wie wir es möchten. Wir werden die Frage im Auge behalten, und sobald es möglich ist, dem Wunsche Rechnung tragen. Ich muß es aber gleich zurückweisen, als ob das, was die Genossin Luxemburg gewollt hat. dasselbe sei. wie das, was Maurenbrechcr und Eisner wünschen. Genossin Luxemburg verlangt Geschichte des Sozialismus. Das ist ganz etwas anderes als Geschichte und nochmals Geschichte, etwas ganz anderes wie die von Maurenbrecher verlangten Biographien von Napoleon, Friedrich dem Großen, Bismarck (Lachen) und anderen. Diese Art der Be- Handlung der Geschichte führt sehr leicht zum HeroenkultuS(Sehr richtig!), während die Geschichte des Sozialismus mit dieser falschen Heldenverehrung gründlich aufräumt. Es ist nicht richtig, daß die Parteischule in einer Umwandlung begriffen ist. Sie steht auf demselben Boden wie bei ihrer Gründnng. Nur sind die Um- stände, unter denen sie wirkt, infofern etwas andere geworden. als durch die schwere KrisiS die Partei und die Gewerkschaften mit der Anstellung von Beamten zurückhalten und infolge dessen die Schüler nicht so schnell in Stellungen gelangen. Im übrigen aber soll durch die Schule doch nicht lediglich für eine spätere An» stellung gesorgt werden, sondern für einen guten Nachwuchs. Eigner hat ein großes Wesen gemacht von der Ehrfurcht vor der Wissen- schaft und von der Bescheiidenheit, die die Parteischüler angeblich vermissen lassen.... Singer: Ich mache den Redner darauf aufmerksam, daß der Bericht über die Parteischule nicht mehr zur Diskusston steht, sondern nur der Bericht über den Bildungsausschuß. Schulz(fortfahrend): Ich habe in meinem Referate Ausführungen gemacht, die durch die Diskussion auf diesem Gebiete verlangt wurden. Ich habe außerdem erklärt, daß ich auf die Parteischule nicht eingehen würde, mir dies aber für das Schlußwort vorbehalte. Singer hat darauf nichts eingewendet, so daß ich dachte, er werde mir als Vertreter des Lehrerkollegiums dies gestatten. Ich bitte den Ge- nossen Singer, es zuzulassen. Singer: Ja, bitte sehr, aber nicht im Nahmen langer Aus- führungen. Schulz(fortfahrend): Ich muß auf das entschiedenste Verwahrung dagegen einlegen, als ob die Parteischule die Parteischüler zu arroganten, unbe- scheidenen Menschen mache. Es ist den Parteischülern bei ihrem Eintritt in die Schule sofort mit allem Nachdruck gesagt worden, daß sich keiner einbilden solle, daß er als fertiger Mann der Wissen- schaft die Schule verlassen werde; die Parteischule habe nur die Aufgabe, den Parteischülern eine Grundlage zu vermitteln, auf der sie weiterarbeiten könnten. Die Parteischule hat gerade die nötige Bescheidenheit bei den Parteischülern herbeizuführen vermocht. Allerdings darf nicht vergessen werden, daß nicht alles Wissenschaft ist, was sich so nennt und in Form dicker Wälzer bor das Publikum tritt. So gut Bescheidenheit auf der einen Seite ist, so wenig an- gebracht ist Unterwürfigkeit vor der bürgerlichen Wissenschaft an sich, die sich oft genug zur feilen Dirne kapitalistischer Interessen herabwürdigt. Der Parteischüler lernt leichter und schneller auf der Parteischule, als die älteren Genossen in vielen Jahrzehnten haben lernen können, denn die meisten von ihnen mußten sich die Zeit zum Lernen gelegentlich abstehlen und des Nachts lernen, was den Körper wie den Geist ermüdet; daß sie da in vielen Jahren nicht das lernen konnten, was der Parteischüler, der nichts weiter zu tun hat, als zu studieren, in einem halben Jahre lernt, liegt auf der Hand. Eisner hat auf die älteren Genossen hingewiesen und ihren Bildungsgang sehr gerühmt. Auch ich habe die größte Hoch. achtung vor diesen Genossen, habe allerdings vermieden, lebende Führer oder gar solche, die hier im Saale anwesend sind, mit Namen zu nennen. Dem Genossen Eisner ist ja auch seine Bezug» nähme auf Molkenbuhr nicht gerade gut bekommen. Auch Molken- buhr hat erklärt, daß er Thomas von Aquino nicht gelesen habe, und wir alle sind der Meinung, daß er doch etwas von der Wert- thcorie versteht. Ich verrate keine Geheimnisse, wenn ich sage, daß auch Kautskh dazwischen rief, er habe Thomas von Aquino nicht gelesen, während Kautsky doch sicher etwas von der Werttheorie versteht. Woher kommt überhaupt die plötzliche Vorliebe für Thomas von Aquino ? In einem modernen Roman von Hermann Hesse habe ich allerdings viel darüber gelesen, aber auch Hermann Hesse ist gerade nicht bekannt als Einführet in die Werttheorie. (Heiterkeit� Eisner hat dann mit Behagen ein Zitat aus Marx vorgetragen, der von der Wirrköpfigkeit der Arbeiter spricht, die sich mit der Theorie beschäftigen. Wenn Marx das wirklich in der Verärgerung über Most gesagt hat, so steht doch diesem einen Wort die ganze Lebensarbeit von Marx gegenüber und auch die Tatsache, daß Marx selbst vor Arbeitern der„Internationale" nationalökonomischc Vor- träge über die Werttheorie hielt, die Bernstein , wie ich höre, jetzt im Druck herausgibt. Er muß also doch der Meinung gewesen sein, daß auch die Arbeiter von der Thcorie Verständnis haben können. Einen Beweis dafür liefern auch die zahlreichen jüngeren Prole- tarier und Proletaricrinnen, die durch fleißiges Selbststudium überraschend in die Theorien des Sozialismus eingedrungen sind. Wenn gestern gesagt wurde, daß die Partcischülre hier mit großem Aplomb ausgetreten sind, so habe ich davon nichts gemerkt. Ich habe nur bemerkt, daß zwei Parteischüler hier in temperamentvoller Weise für ihre Sache eingetreten sind, in wissenschaftlicher Be- zichung haben sich die Genossen nichi die geringste Arroganz an- merken lassen.(Eisner: Aber in unverschämten Angriffen aus Parteigenossen!) Der Zwischenruf Eifers beweist nur, daß wir uns über gewisse Dinge nur sehr schwer verständigen können. Daß diese Genossen ihrer Meinung ungeschminkten Ausdruck geben, ist, glaube ich. ihr gutes Recht, das sie sich durch den Besuch der Parteischule nicht verscherzt haben. Zum Schluß möchte ich auf eine persönliche Liebenswürdigkeit Eisners eingehen, der andeutete, ich hätte jedenfalls den Artikel Maurenbrechers nicht richtig ver- standen, Maurenbrechcr habe nur verhindern wollen, daß man bei der Massenbildung gleich mit den tiefften Problemen, beginne. Wenn dem so wäre, dann würde es sich bei dem Streit lediglich um eine pädagogische Frage handeln. So traurige Pädagogen sind wir aber in der Parteischule und dem BildungSausschuß auch nicht. daß wir gerade gegen eine elementare pädagogische Regel handeln würden und beim Unterricht mit den schwierigsten Dingen bc- ginnen. Em Blick in das Winterprogramm wird Eisner beweisen, daß dieser pädagogische elementare Grundsatz von uns ebenfalls berücksichtigt wird, und wenn Eisner die Methode unserer Lehrer kennen würde, würden auch die letzten Bedenken in pädagogischer Hinsicht schwinden. Wenn Eisner übrigens das Winterprogramm der Nürnberger Genossen mit unserem vergleicht, wird er einen geringeren Gegensatz finden alS zwischen dem Nürnberger Ppo- gramm und der theoretischen Einleitung dazu, die Maurenbrecher geschrieben hat. Maurenbrechcr hat aber nicht nur pädagogische Erwägungen im Auge. Ich fordere jeden auf, den Artikel zu Ende zu lesen, und beschränke mich hier auf zwei Zitate: „Wir treiben zu viel Theorie. Muß die Masse die Wert- theorie kennen? Muß die Masse wissen, was materialistische Geschichtsauffassung ist? Ich wage die Ketzere: und sage„nein". Der Lehrer muh das wissen, und der theoretische Forscher mag darin weiter graben, aber für die Massenbildung hat das alles direkt keinen Wert, kann höchstens schaden."(Hört, hört!) An einer anderen Stelle heißt es: „Was wir für die Masse der Parteigenossen brauchen, ist nicht die Theorie des Sozialismus oder die Lehren unserer Meister." (EiSner: In Gänsefüßchen !) Um so schlimmer, wenn man die Lehren der Meister nur noch in Gänsefüßchen setzt. „Sondern es sind die Tatsachen, quf Grund deren sie Schlüsse zu fassen gezwungen sind." (Eisner: Selbst denken lernen!)' Wenn Worte noch einen Sinn haben, heißt cS: Fort mit aller sozialistischen Theörie, und dafür Geschichte, Geschichte, Geschichte. Unter Geschichte werden einige Themata genannt: Geschichte der französischen Revolution— gegen die wir ja nichts haben—, das Jahr 1848, Geschichte der preußischen Konfliktszeit, der politischen Parteien, und dann die Biographien von großen Männern. Da heißt es: „Laffalle steht uns da am nächsten, aber warum nicht auch Napoleon, Friedrich der Große , Bismarck , Disraeli u. a." Nichts steht darin von den Grundsätzen, deren Lehre wir im Bildungsausschuß anstreben, deren Uebermittelung als das wichtigste erscheint. Eisner braucht die etwas unklare Wendung von der Elementarbildung als dem not- wendigsten Erfordernis. Aehnlich hat er sich auf dem Würz- burger Gautag ausgesprochen, wo er sagte:„Wenn dem Volke nur die bürgerliche Bildung von uns beigebracht wird, die ihm die staatlichen Schulen nicht geben, so ist schon viel erreicht."(Eisner: Sehr richtig!) Wenn wir das ganz milde auslegen, so heißt das, daß unsere Bildungsarbeit die Fälschungen der Tatsachen, die aus der Volksschule geübt werden, richtig zu stellen hat. Das ist' natür- lich notwendig. Damit aber kommen wir lediglich zu dem Prinzip der einfachen Tatsachenübermittelung. Es fehlt aber alles, was wir in der eigentlichen proletarischen Bildung verlangen: Prole- tarische Weltanschauung, wissenschaftlicher Sozialismus, die richtunggebende Thcorie, die Methode der materialistischen Ge- schichtsaufsassung. Damit geraten wir in Gefahr, zu der alten bürgerlichen Biloungssimpelci, zu Anschauungen zurückzukehren, die auch aus dem Spruche, den ich hier oben sehe, hervorzuleuchten scheinen:«Je gebildeter ein Volk ist, desto freier", auch aus dem Worte von Zschokke :„Volksbildung ist Volksbefreiung", oder wie Schipoller sich ausdrückt:„Die sozialen Gegensätze sind im letzten Ende doch nur Biloungsgcgensätzc".(Eisner: Oder wie Liebknecht sagt: Wissen ist Macht!) Wir können die Befreiung des Prole- tariats nicht durch Bildung schlechthin erreichen, sondern wir können die Befreiung aus ökonomischer oder politischer Entrechtung nur beschleunigen, je konsequenter wir uns auf die besondere Arbeiter- biloung beschränken, auf jene Arbciterbildung, die von der sozial!- siischen Theorie, von der Werttheorie und vom historischen Materialismus getragen und durchleuchtet wird, die sich als ein» zigen Zweck stellt, die Schlagkraft, die Aktionsfähigkeit, besonders aber auch die Zielklarheit des Proletariats im gegenwärtigen Kampfe zu erböhen, um durch den kühn und möglichst energisch geführten Klassenkampf baldmöglichst die Freiheit für das Prole- tariat und damit für die Menschheit zu erringen. Nach der ökono- mischen und politischen Befreiung die Bildung im weiteren Sinne. nicht:„Volksbildung ist Volksbefreiung", sondern:„Durch Volk?- befreiung zur Volksbildung".(Lebhafter Beifall.) Das Schlußwort über Kasse und Presse erhält Gerisch: Der Kassierer kann erfreulicherweise im Schlußwort kurz sein. Der Gerechtigkeit halber stelle ich fest, daß die Nürnberger nicht ganz so schuldig sind. Die Hauptschuld liegt an jener abscheulichen Bestimmung im Statur der bayerischen Landesorganisation, die scbald als möglich aufgehoben werden muß, an der Bestimmung, durch die der Parteibeitrag zerlegt wird in«inen eigentlichen Parteibeitrag und einen lokalen Zuschlag. Lebmann bat in bezug auf den„Wahren Jakob" nur dem Ausdruck gegeben, was in weiten Kreisen der Partei empfunden wird, und auch die Redaktion teilt die Meinung, daß es viel besser sein könne, und wird jeden Beitrag und jede Hilfe äußerst dankbar entgegennehmen. Bei einem Witzblatt ist eS sehr schwer, Beschlüsse zu fassen. Wenn Lehmann mal einen guten Einfall hat, soll er sich vertrauensvoll an die Redaktion wenden. l.Hciterkcit.) Was die Ausführungen Knauers über die hohen Zuschüsse an die Parteiblätter anbelangt, so liegt die Gefahr vor, daß die Genossen in solchen Bezirken sich leicht auf die Bärenhaut legen und sich auf die Zentralstelle verlassen. Deshalb ist eine aufmerksame Kontrolle notwendig. In bezug auf den Königsberger Zuschuß hat er nicht ganz unrecht. Auch ich habe in allen Konferenzen erklärt, eS könne so nicht weiter gehen, habe mich aber immer wieder davon überzeugen müssen, daß eS nicht anders geht. Die Schwierigkeiten in diesen Provinzen sind sehr groß. Der Berichterstatter der Kontrollkommission verzichtet auf das Schlußwort. Gemäß dem Antrag der Kontrollkommission wird dem Partei- vorstand für das verflossene Rechnungsjahr E n t l a st u n g erteilt. Der Antrag Pieck- Bremen wird in folgender Fassung an, genommen»
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