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fite wirklich'nicht als HeißspoKte gelten, doch zur Zlnnahme fi'er Vorstandsresolution gelangten, sie aus reinen Motiven handelten, aus Motiven, deren erster und einziger Grundsatz ist, die Partei und die Befreiung der Arbeiterklasse über alles! Die Disziplin, die von dem einfachsten Parteigenossen im Lande gefordert wird, sie mutz auch von den Führern eingehalten werden. Wie können sie sonst in anderen Dingen Unterordnung predigen? Und so geben wir uns der Hoffnung hin, datz die Parteigenossen allerorts die Befolgung der Parteitagsbeschlüsse überwachen und ihren Füh- rern� zurufen werden: Nicht neben uns, dort drüben steht der Volksfreund"(Karlsruhe ) schreibt: Wir bemerken hierzu, datz wir uns nach dem Ergebnis der Abstimmung über die Parteivorstands-Resolution die in der Segitzfche» Erklürung niedergelegten Grundsätze vollständig zu eigen machen. Wir glauben auch im Namen der übergrohen Mehr- heit der badischen Parteigenossen zu sprechen, wenn wir sagen, sie stehen hinter den 66, die in Nürnberg in ihrem Namen votierten. Es entsteht jetzt die Frage: Was nun? Vorläufig ändert sich an dem Gesamtcharakter der Partei nichts. Es sei denn, von Berlin aus werde ein neuer Vorstotz unternommen, was wir nicht anzunehmen wagen. Und m welchem Sinne die Parteivorstands- Resolution die Haltung der badischen Landtagsabgeordneten bei der nächsten Landtagssession beeinflußt, darüber braucht man sich heute noch nicht den Kopf zerbrechen. Das eine sei nur noch ge- sagt: In seinem Ausgang nicht in seinem Verlauf war der Nürnberger Parteitag der bedeutsamste, seitdem in Deutschland Parteitage abgehalten werden können. Die über die Partei herein- gebrochene Katastrophe wird überwunden werden; sie mutz über- wunden werden, weil höher als alle momentanen Prinzipienfragen das Wohl und Wehe der Arbeiterschaft Deutschlands steht. Dieses Ziel bestimmt unser Handeln; ihm haben sich alle anderen Fak- toren unterzuordnen." Die Leipziger Volkszeitung� sagt: .. Die Erklärung, die Segitz nach Bekanntgabe des Ab- stimmungsresultates im Auftrage von 66 süddeutschen Genossen abgab, stand freilich im Widerspruch zu der Erklärung, die Timm ebenfalls im Auftrage der süddeut- scheu Genossen vor der Abstimmung gegeben hatte. Die von den Süodcutschen gebilligte Resolution Frohme erkennt än, datz die Frage der Budgetbewilligung eine Angelegenheit der Gesamt- Partei ist, an deren Erledigung der Parteivorstand mitzuarbeiten hat. Segitz dagegen erklärte, datz die Frage der Budgetbewilligung unbedingt den Einzellandtagen vorbehalten bleiben mutz. Dieser Widerspruch machte jedoch nicht viel Eindruck, er kann höchstens einmal wichtig für die Zukunft werden. Für die Gegenwart war man froh, datz die Frage grundsätzlich erledigt war. Und das ist in der Tat das wichtigste. Wir wollen wünschen, wenn wir es auch nicht zu hoffen wagen, datz durch den Nürnberger Beschluß, dessen Tragweite weit über seinen Wortlaut hinausgeht, dem Parteihader auf längere Zeit ein Ende gemacht ist. Die Reso- lution von Nürnberg erneuert die Resolution von Dresden , die eine ebenso scharfe wie gründliche Abweisung des Revisionismus ist. Damit hat der Parteitag anerkannt, datz die Budgetdebatte eine Debatte über die Grundanschauungen der Partei war, und dadurch erhält die Nürnberger Resolution erst ihre wahre Bedeutung. Zu übersehen ist hierbei freilich nicht die charakteristische Tatsache, datz fast alle Gewerkschaftsbeamten wie Elm, Legten, Schmidt, Hue. Bömelburg, Paeplow, Reichel, Sachse, Brey usw., sowie der größte Teil der anwesenden Reichstagsfraktion gegen die Resolution stimmten. Durch die Erledigung der Budgetdebatte in antirevisionistischem Sinne ist dem Nürnberger Parteitag sein charakteristischer Stempel aufgedrückt, der ihm in der langen Reihe der Parteitage einen be- deutenden Platz anweist. Wir haben Veranlassung, mit ihm zu- frieden zu sein." Die Dresdener Volkszeitung" erklärt: Eine Erwiderung auf die von Segitz abgegebene Erklärung erfolgte nicht und wir dürfen in dieser Tatsache die Meinung des Parteitages sehen, datz die Erklärung nicht in unüberbrückbarem Gegensatz zu der beschlossenen Resolution steht. Hatten die süd- deutschen Delegierten in ihren Reden vielfach angedeutet, daß sie sich einem Mehrheitsbeschluß, der ihnen unerträglich erscheint, nicht unterwerfen würden, so ist die Verwirklichung solcher Andeutungen in der Erklärung sicherlich nicht zu er- blicken. Die süddeutschen Delegierten glauben durch ihre Er- klärung ihre von Anbeginn an eingenommene Hal- tung gewahrt zu haben, aber sie haben ihrer Selbständig- keitSerklärung eine Fassung gegeben, durch welche die schwer dlroihende Gefahr e i n! e r Pastteizers pal­tun g verhütest ist, Da sich die Dinge so überaus schroff zugespitzt hatten, da eine Möglichkeit der Einigung ausgeschlossen war, so mutz dieser Ausgang der Debatte immerhin als ein sehr erfreulichen bezeichnet werden. Die große Mehr- heit will nicht triumphieren über besiegte Kameraden, und die gewiß auch stattliche Minderheit will nicht rebel- l i e r e n, sie will unter Wahrung ihrer Ucberzeugung in der Ge- samtpartei stehen und mit ihr marschieren!" Es schreiben ferner: Tribüne"(Erfurt ): Diesmal ging der Revisionismus a u f S ganze. Er ist Hoch nie so umfassend und konsequent aufgetreten wie in Nürnberg . Er proklamiert nackt und dürr den Grundsatz der Grundsatzlosig- Zeit in Theorie und Praxis. Er läuft Sturm gegen die klare .Klassenkampftheorie und will nurpraktisches Handeln" unter voll- ständigerFreiheit" der Parlamentariergruppen. Das bedeutet die Auflösung der Partei. Der Revisionismus will aber selbst inner- h a l b d e r P a r t e i die Disziplin aufheben. Er sträubt sich gegen die Resolutionen zur Taktik, verhöhnt sie alspapiernc Päpste", die den ParlamentariergrüppchenTerrorismus von außen" bei- bringen wollten usw. DieParlamentarier" brauchten nurVer- trauen", nichts weiter; der Parteitag soll nur das Recht der Kritik haben, aber die«Aktionsfreiheit" der Staatsmänner der Partei nicht beschränken. Das ist dasProgramm"! Hier galt eS klare Abrechnung! Nichts gefährlicher für eine fiemokratische Partei als Unklarheit. In grundsätzlichen Fragen rächt sich jede Unentschicdcnheit, jedes Kompromiß bitter... Hätte der Parteitag nachgegeben, so wäre auf der abschüssigen Bahn kein Halten mehr. In diesem JahreFreiheit für Büogetbewilligung", tm nächstenUnabhängigkeit inpositiver" Sozialpolitik" und so fort. Der Keim des Verfalls hätte gewuchert. Nürnberg hat dem ein Ende gemacht. Zwar ist die Minder- heit ungeheuerlich groh fast ein Drittel!. aber wir sind überzeugt, datz die EntWickelung des Kapitalismus, der Klassenstaat selber den Genossen die Notwendigkeit klarer Klassenkampfpoliti! lehren wirb. Er wird sie auch zwingen, Disziplin zu halten, trotzdem die Segitzsche Erklärung entsetzlich ist.... Wir möchten die Segitzsche Erklärung, daß die Entscheidung über die Budgetbewilligung lediglich der Landtagsfraktion nistersteht, noch nicht als Faustschlag gegen den eben gefaßten Parteibeschlutz charakterisieren, solange wir noch eine Hoffnung haben, datz die Erklärung nur ein Rückzugsgefecht ist und nicht mehr dahin führt, daß dte Süddeutschen dem Staatsbudget zu- stimmen. Sollten diese Landtag-abgeordnetcn aber jetzt schon überzeugt sein, sie wollen bei gleichen Umständen dem Budget wiederzustimmen, also bewußt die Klassen- kampfgrundsätze der Partei brechen und auf der Disziplin herumtrampeln dann mögen sie gefälligst jetzt schon und sofort die Konsequenzen ziehen. Dann trennt uns wirklich eine Kluft, die nicht mehr zu überbrücken ist.Einigkeit" auf Kofleki unserer Grundsätze und Partei- beschlüsse das wäre ein Schrecken ohne Ende. Dann lieber ein Ende mit Schrecken! Wie gesagt: wir wollen die Erklärung noch nicht tragisch nehmen und hoffen auf die Erkenntnis der kapi- talistischen EntWickelung, die uns unter Aufrechterhaltung unserer Grundsätze und Disziplin wieder eng zusammenschweißen wird." Volks stimme"(Magdeburg ): Wer diese Erklärung liest, wird vielleicht annehmen können, datz sie eine ausdrückliche Verwahrung gegen die Parteibeschlüsse enthalte. Das scheint uns jedoch nicht der Fall zu sein. Viel- mehr enthält die Erklärung nur den Vorbehalt gegenüber den Gegnern, damit diese nicht mit Recht den Vorwurf erheben können, datz die süddeutschen sozialistischen Abgeordneten ein ge- bundenes Mandat hätten. Volksmacht"(Breslau ): Damit(mit der Erklärung Segitz') sprechen die Unterzeichner dem deutschen Parteitag die Befugnis ab, in Angelegenheiten der Landespolitik eine Richtlinie für sie festzulegen und behalten sich vor, in solchen Fällen nur noch ein Einvernehmen mit den organi- sierten Genossen ihres Landes zu suchen. Irgend eine Gegen- äutzcrung zu dieser Erklärung erfolgte nicht. Die Dinge liegen demnach in Zukunft so, datz die Landtags- abgeordneten Süddeutschlands , wenn sie wieder einmal Gründe zu haben glauben, ein Budget zu bewilligen, sich vorher mit ihren Landesorganisationen auseinandersetzen und deren Zustimmung herbeiführen. Eine disziplinarische Maßnahme zukünftiger Partei- tage müßte sich dann gegen die einzelnen süddeutschen Organisa- tionen richten und würde uns neue Auseinandersetzungen nicht ersparen. Der Parteitag hat in klarer Weise seinen Willen kundgegeben, aber er hat die Gegensätze damit nicht aus der Welt geschafft. Das ging über seine Kraft. Abweichende Meinungen kann man nicht mit Stimmenmehrheit überwältigen und beseitigen, sondern nur durch eine bessere Ueberzeugung zu verdrängen suchen. Gegen- seitig überzeugt aber haben sich die streitenden Brüder nicht. Was blieb da zu tun übrig? Die Spaltung der Partei, die nicht nur für unsere politische Wirksamkeit von unabsehbaren Folgen begleitet wäre, wollte niemand. Sie hatte auch nur zur späteren Einigung unter allerhand Konzessionen auf beiden Seiten geführt. Die deutsche Sozialdemokratie, die sich mit Erfolg um die Einigung ausländischer Bruderparteien bemüht hat, konnte keine fünf Jahre getrennt marschieren! Die zweite Möglichkeit war die bedingungs- lose Unterwerfung. Sie wäre nichts als eine Form gewesen, da die Gesinnung sich nicht auf Konimando ändern lätzt. Und unter der Asche des Beschlusses glühte das Feuer der Rebellion langsam weiter, um eines Tages zu neuem Ausbruch zu kommen. Unter Berücksichtigung aller dieser Umstände scheint uns die offene Er- klärung der beteiligten Süddeutschen das männlichste, ehrlichste Mittel, das sie in dieser Situation gebrauchen konnten. Sie erheben Protest und überlassen das andere der kommenden politischen Situation. Die Zeit, die große Lehrmeisterin, sie wird auch hier mit unerschütterlicher Bestimmtheit den Weg weisen, der für uns der erfolgreichste ist. Das Streben, in Sachen der Landespolitik sich nur nach den eigenen Erfahrungen zu richten und denen der im Lande wohnenden Genossen, es ist wohl zu verstehen. Hätten wir schon eine ausgeprägt preußische Landespolitik, wir würden uns auch dagegen verwahren, ihre Richtlinien von Süddeutschland aus gemäßigter festlegen zu lassen, als es unserem eigenen Wunsche entspricht. Bis eine Einmütigkeit über diese Streitfrage herbei- geführt ist, werden wir am besten tun, wenn beide Teile ihren Ansichten Duldsamkeit entgegenbringen, wenn wir auf beiden Seiten die Erfahrungen sammeln und dann die Prüfung solch immer wiederkehrender Zweifelssälle aufs neue vornehmen." Huö der Partei. Kein Sozialdemokrat in einem bürgerlichen Ministerium! Die dänische Sozialdemokratie hält seit Donnerstag ihren 1 2. P a r t e i k o n g r e tz ab. der in Odense , der Hauptstadt FünenS stattfindet. Der Parteivorsitzende Genosse P. K n u d s e n konnte nicht teilnehmen, da er eben eine Krankheit überstanden hat. Sein Stell- Vertreter, Genosse Sigwald Olsen hielt die Eröffnungsrede- Er kam dabei auch auf die Schwindeleien Albertis und die M i n i st e r k r i s e zu sprechen, erinnerte daran, datz Alberti wie seinerzeit in Deutschland Bismarck dem dänischen Sozialis« mus einen Riegel vorschieben wollte, und daß derselbe Mann nun selbst hinter Schloß und Riegel sitzt und als Dieb und Be» trüger verurteilt werden mutz und wird. Es sind nun in Dänemark Gerüchte aufgetaucht, wonach in dem Ge- schäftsministerilim, das nach Eröffnung des Reichstages ge- bildet werden soll, die Sozialdemokratie eine Ver- tretung beanspruchen oder erhalten sollte. Der Gedanke liegt ja auch für bürgerliche Politiker sehr nahe. Ist doch die Sozialdemokratie die zweitstärkste Partei im Folkething und zugleich diejenige Partei, die den diebischen Justizmiiiister und sein ganzes Korruptionssystem von jeher aufs schärfste bekämpft hat! Aber Sigwald Olsen erklärte zu jenen Gerüchten: Wir sitzen hier auf dem Parteitage nicht, um uns mit Minister- listen zu befassen, aber da in der Presse davon geschrieben wurde, datz auch wir an dergleichen dächten, will ich die Gelegenheit benutzen. um ganz entschieden den Gedanken zurückzuweisen, daß ein Sozialdemokrat in ein Geschäfts ministe- rium eintreten sollte. Haben wir erst einmal die Mehrheit im Folkething erlangt, dann werden wir selbstverständlich die Verant- wortung auf uns nehmen, aber der Sozialdemokrat, der in einGeschäftsministerium eintritt, käme in eine so ungünstige Lage, daß er zum Unglück für seine eigene Partei werden würde." Die Erklärung wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. 1 Jahr 9 Monate! Am Sonntag hat Genosse Oskar Heinig, Redakteur der Leipziger Volkszeitung ", die Strafanstalt zu Hoheneck verlassen, wo er die furchtbare Strafe von t Jahr und 9 Monaten Gefängnis verbüßen mutzte. Das drakonische Urteil war eine der Antworten, die die herrschende Klaffe auf die Wahlrechts- forderung des sächsischen Proletariats gab. Es war in den Tagen des Wahlrechtskampfes von 1905, kurz nachdem die Proletarier Sachsens auf die Straße gegangen waren, als die Staatsanwaltschaft zu Leipzig plötzlich entdeckte, daß in 25 Artikeln derLeipziger Volkszeitung " zu Gewalttätig- leiten aufgereizt worden fei. Das Landgericht Leipzig fand dies angebliche Vergehen schließlich nur in fünf Artikeln, aber auch diese reichten für die Leipziger Richter auS, um dem Angeklagten 21 Monate aus dem Leben zu streichen. Selten hat sich das Wesen der politischen Justiz so kraß offenbart, wie in diesem Prozeß, in dem der Oberstaatsanwalt Böhme die Aufforderung an die Richter ergehen lassen konnte:Konstruieren Sie den Tatbestand w i e Sie wollen, aber greifen Sie hoch mit der Strafe! Das Richterkollegium Hat'S getan und sein Vorsitzender, der Landgerichtsdirektor Maukisch sah sich bald darauf zum Oberlandesgerichtsrat in Dresden befördert. Die herrschende Klaffe zitterte in jenen Tagen vor einem Ueber- springen der russischen Revolution auf Deutschland . Sie sah bösen Gewissens in den friedlichen Stratzendemonstrattonen der sächsischen Arbeiter den Anfang eine? AufstmideS und in den Artikeln der sozialdemokratischen Presse, die das Proletariat zum Wahlrechtskampfe aufriefen, die Fanfaren zur Straßenschlacht. Es war um dieselbe Zeit, da auch in Preußen der Justizschrecken los- gelassen war gegen den Wahlrechtskampf des Proletariats, da BreSlauer Richter den Genossen Lobe von derVolks- wacht", auch wegen angeblicher Aufreizung zu Gewalttätigkeiten, zu einem Jahre Gefängnis verurteilten. Der rote Sonntag des 21. Januar 1906, da die preußische Regierung Kanonen auf- fahren ließ, weil sie wähnte, das Proletariat Berlin ? werde auf die Straße steigen, ist einer der unvergeßlichen Daten jener Periode des Wahlrechtskampfes. Furchtbar hat Genosse Heinig die Faust des KlassenstaateS fühlen müssen. Aber das schwere Opfer. daS er bringen mußte, ist nicht umsonst gewesen. Die Sturmwelle der Erbitterung, die das Urteil deS Leipziger Gerichts im Proletariat aufschäumen ließ, ist nicht ohnmächtig verebbt. Sie hat sich umgesetzt in KampfeSmut und Opferfreudigkeit, ihre Energie ist eingegangen w die Altion des kämpfenden Proletariats. Einundzwanzig Monate find seit dem Tage verflossen, da Genosse Heinig ins Gefängnis wanderte. Zum drittenmal jähren sich in Kürze die Straßendemonstrationen der sächsischen Arbeiter und der rote Sonntag 1906. Und noch tragen die Proletarier Sachsens und Preußens die Dreiklassenschmach. Der 20. September 1908, da eines der am schwersten getroffenen Opfer der»ersten Periode des Wahlrechtskampfes das Gefängnis verließ, mag unS mahnen an die Kämpfe, die unS noch erwarten. Dem aus langer Haft Gelösten rufen wir ein herzliches Willkommen zu. Möge es dem Genossen H e i n i g gegeben sein, bald in unverminderter Kraft wieder in den Reihen der Partei mit« kämpfen zu können!_ Kein Bündnis der Delmcnhorster Sozialdemokraten mit Agrariern! Genosse Paul H u g, der'Vorsitzende des LandeSvorstaiideS für die sozialdemokratische Partei von Oldcnburg-OstfrieSland. erließ in der Fränkischen Tagespost" er weilte als Parteitagsdclegierter in Nürnberg eine Erklärung, worin er die in der DonnerStagSnummer von unS'wiedergegebene Meldung derBremer Bürgerzeitung", daß die Delmenhorster Genossen für die Oldenburger Laudlagswahlen einKom- promiß mit Liberalen und Agrariern planten, für umvahr erklärt. Ein Wahlbündnis ist unseren Genossen von den Ltnksliberalen gegen die Agrarier und Nationaltiberalen angetragen worden. Jede Partei sollte aber selbständig bei der Wahl der Wahlmäimer vorgehen und darin durch keine Bindung gehindert sein. Polizeilicbeo, Omcbtliches ulvo» Strafkonto der Presse. Eine Reinigung vollzog heute, so berichtet man uns unterm 18. September aus Halle a. S., das Weißenfelser Schöffengericht an dem früheren Redakteur Christian Lechner von der Hirsch- DunckerschenMitteldeutschen Vollszeitung". Lechner, der in dem Blatte bei jeder Gelegenheit die Sozialdemokratie besudelte, hatte mit seinem ehemaligen Verleger vor dem Gewerbegericht einen Prozeß gehabt, bei dem er sehr schlecht abschnitt. An dem Lechnerschen Prozeß wurde imVolks- blatt" für Halle Kxitik geübt, wodurch Lechner sich beleidigt fühlte. Der Genosse Ernst D ä u m i g soll darob 100 M. bezahlen wegen formaler Beleidigung. Daß Lechners Tun im Gewerbegerichi scharf kritisiert worden ist, wurde angenommen. Die Presse vor der RevisionSinstanz. Wegen Beleidigung des Kriegsministers von Einem ist am 1. Juni vom Landgericht Bochum Genosse Steinkamp vomVolksblatt" für Bochum zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden. In der Reichstags- sitzung vom 4. Dezember v. I. hatte der Kriegsminister eine Be- hauprung über den Fall Lynar aufgestellt. Ein hannoversches Blatt hatte darauf eine Mitteilung gebracht, die mit dieser Behauptung im Widerspruch stand. Slm 14. Dezember hatte dann dasVolks- blatt" einen Artikel veröffentlicht, der die UeberschriftDer Kriegs- minister und die Wahrheit' trug. Darin kam der Passus vor: wahrscheinlich haben sich die Balken deS ReichStogSgebäudes gebogen. Einige Tage danach teilte daS.Volksblatt" mit, daß die Hannoveriche Nachricht falsch sei und daß damit auch der gegen den Minister er- hobene Vorwurf falle. Die Revision SteinkampS wurde am Freitag vom Reichsgericht als unbegründet verworseo. Huö Industrie und ftandeU Die Lage am Holzmarkt. Am rheinischen und auch am süddeutschen Brettermarkte stockt der Geschäftsgang fast gänzlich; die Preise sind stark gesunken und zeigen noch immer sinkende Tendenz. Vor- räte sind in überreichem Maße vorhanden und die Betriebs- einschränkungen nehmen noch immer zu. Auch am Rundholzmarkte war der Geschäftsgang äußerst schleppend und die Preise gedrückt. Freundlicher ist seit einiger Zeit das Gepräge deS ostdeutschen Holz markteS geworden. Der Absatz an Holz, vornehmlich an Bauholz, hat Belebung erfahren. Allerdings haben sich auch bei den ostdeutschen Sägewerken umfangreiche Lager- bestände angesammelt, so daß die lebhaftere Nachfrage vorläufig erst eine Räumung der Lager zur Folge hat und eine merk- liche Wirkung auf den Beschäftigungsgrad noch nicht ausübt. Die Marktlage hat sich in Ostdeutschland auch insofern etwas freundlicher gestaltet, als die Zufuhr von Rußland her im Laufe des Jahres nachgelassen hat und der Markt dadurch nicht weiter über- füllt worden ist. Vor allem wurden Nadelholz aller Art sowie Eisenbahnschwellen erheblich weniger eingeführt� als 1907. Die ge- samte Holzet nfuhrDeutschlandS hat überhaupt stark nach- gelassen. Insgesamt wurden in den ersten acht Monaten dieses Jr.hreS Erzeugnisse der Forstwirtschaft nur in einer Menge von 47,80 Millionen Doppelzentner eingeführt gegen 51.24 Millionen im gleichen Zeittaum 1907. Der Hauptteil dieses Rückganges entfällt auf die Einfuhr von Bau- und Nutzholz. In Hamburg und in Bremen sind die Lagervorräte an überseeischen Nutz- hölzern zusammengeschmolzen, nicht nur weil der Import aus Amerika abschwächte, sondern teilweise auch, weil der Absatz eine Zunahme erfahren hat. Bei einigen Sorten geht die Zufuhr sogar unmittelbar in den Verbrauch über. Eine Besserung hat die Nach- frage nach Holz in der letzten Zeit auch in der H o l z v e r a r- der tung von Berlin und Umgegend erfahren; nach der monatelang anhaltenden Depression beginut der Konsum sich wieder etwas zu regen. JDie Möbeltischlerei hat vor allem auch wieder etwas mehr Aufträge auszuführen. Die Zahl der Beschäftigten zeigt neuerdings eine Zunahme. Die Arbeitslosigkeit der organisierten Holzarbeiter Berlins , die sich Haupt- sächlich aus der Tischlerei rekrutieren. betrug Ende Juli 9 Proz., Ende August noch V/2 Proz., gegen 2,7 Proz. Ende August 1907. Krise. In der Kasseler Waggonfabrik von Bergmann u. Co. find 150 Arbeiter gekündigt worden, während weitere ISO Mann eine Zeitlang feiern müssen._ Dividenden. Die Werkzeugmaschinenfabrik Gildcmeisier u. Es. in Bielefeld erbrachte für da» letzte Geschäftsjahr eine Dividende von S Proz. Der AufsichtSrat der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke beschloß, bei Abschreibungen in Höhe von 600 000 M.. VU Pro,. Dividende in Vorschlag zu bringen. Die ArchimedeS Altien- Gesellschaft für Stahl- und Eisenindustrie in Berlin schüttet 9 Proz. aus. Der AufsichtSrat der Thüringischen ElektrizitätS - und Gaswerke A.-G- in Apolda , an der die ElektrizitätS-A.-G. vorm. Schuck«! u. Co. und die Elektta-A.-G. stark interessiert sind, schlägt auf daS erhöhte Aktienkapital wieder 8 Proz. Dividende vor. Die Dividende der