Zehle»dorf. Am Dienstag, den SS. b. M., odendS 8'/z Uhr, findet im Lokal von Benno Mickley die Versammlung des Wahl- Vereins statt. Tagesordnung: Bericht vom Parteitag in Nürnberg . Referent ist der Genosse Krähnberg. Gäste sind willkommen. Der Vorstand. Lankwitt. Am Mittwoch, den 30. d. M., abends 8 Uhr, findet die regelmäßige Mitgliederversammlung im Lokal Ebel, Marien- selber Straße 9. statt. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag des Genossen Hoffmann über:»Der Klassenstaat", LereinSangelegen- Helten und Verschiedenes. Nicdcr-Schönhause». Die diesmonatliche Wahlvereinsversamm- kung fällt wegen der nächsten Dienstag, den 29. September. im Lokal von L i e d e m i t am Kirchplatz in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 8 Uhr abends stattfindenden Gemeindevertreter- Ersatzwahl aus. Die Parteigenossen werden ersucht, am Wahltage pünktlich abends S Uhr in ihren Bezirkslokalen zu erscheinen. Wenn jeder seine Schuldigkeit tut, muß es uns gelingen, unserem Kandidaten Genossen Otto Rif-mann zum Siege zu verhelfen. Der Vorstand. NowaweS. Mittwoch, den 30. September, abends SVa Uhr, findet im Lokal des Herrn Max Singer, Priesterstr. 31. eine Volksversammlung für Männer und Frauen statt. Landtags- abgeordneter Genosse Adolf Hoffmann spricht über:„Staat, Kirche und Schule".______ Berliner JVacbricbten. In der Kochkunstausstellung. Die„Neue Welt" in der Hasenheide steht augenbliMch im Zeichen des Lukullus. Der Verband der Gast- und Schank- Wirte für Berlin und die Provinz Brandenburg hat zusammen mit dem Zweigverein des Internationalen Verbandes der Köche(Berlin ) die gesamten Räumlichkeiten dcS großen Etablissements, die noch durch mächtige Zeltanlagen erweitert sind, in Beschlag genomnien. Am Freitagvormittag um 11 Uhr wurde daselbst die Zweite Gastwirts- und Kochkunst- ausstellung eröffnet. Schon am Tage der Eröffnung hatte sich, besonders in den Abendstunden, ein zahlreiches Publikum eingefunden, um beim Licht der zahllosen elektrischen Lämpchen durch die einzelnen Säle zu wandern. Aus dem Rahmen einer sehr ge- fchniackvollen Dekoration, umkränzt von prächtigen Rosen- girlanden, leuchten die Wunder der Kochkunst auf, denn die Ritter vom Kochlöffel haben hier das Schönste und Beste, was das menschliche Hirn auf diesem Gebiete ersinnen kann,. den verlangenden Blicken der Besucher preisgegeben. Aber auch sonst sind, neben den einfachsten und luxuriösesten Er- Zeugnissen der Möbelindustrie, sämtliche Einrichtungen. Maschinen und Gegenstände, die das Gastwirtsgewerbe und die Küche erfordern, ausgestellt. Gleich rechts beim Eingang bietet sich dem Auge� ein Raum dar, der mit Musikwerken, Orchestrions und elektrischen Klavieren ausgestattet ist. Auf weichen Polstern sitzen einige Damen und Herren und lauschen den Klängen eines dieser Instrumente. Man kann hier zur Freude feststellen, daß auf diesem Gebiete eine Wendung zum besseren eingetreten ist. und der Zeitpunkt scheint nicht mehr allzu fern zu sein, wo die entsetzlichen ncrvenzerstörenden Dreschmaschinen und Hammerwerke,„so man Orchestrions nennt", im Museum für Altertum ihren dauernden Platz erhalten werden. Kaum wenden wir uns dem nächsten Räume zu, wo an weißgedeckten Tischen hungrige Ausstellungsbummler dem energischen Pochen ihres MagenL Rechnung tragen, als uns auch schon mehrere junge Damen umschwirren, um mit Grazie Ausstellungslose— an den Mann zu bringen. Mit leisem Erröten gestehen wir, daß. selbst wenn uns das Glück aus zarter Hand winken würde, wir nichts mit Tafel- oder Küchen- gegenständen anzufangen wüßten, weil— lveil... Und die Vertreterinnen Fortunas blicken uns an, so Verständnis- innig und vorwurfsvoll... Im nächsten Augenblick hat uns der große Saal mit seinem wogenden Gedränge verschlungen und neue Eindrücke stürmen auf uns ein. Durch lachende, schwatzende und schnatternde Gruppen winden wir uns durch die schmalen Gänge. Ueberall stoßen wir auf typische Gestalten des Berliner Gastwirtsgewerbes. Breite, massige Körper, ein- gezwängt in den prallsitzenden Bratenrock, der jeden Moment aus den„Fugen" zu gehen droht. Auf der Brust prangt das Vereiusabzeichen und über dem feisten, jovialen Gesicht zeichnet sich unverkennbar der Schimmer sonniger Be- friedigung.„Na, mein Herr, eine Kostprobe gefällig?" Eine niedliche Blondine lacht uns schelmisch an. Um uns herum stehen junge und alte, meist aber weibliche Besucher. die von kleinen Papptellerchen mit winzigen Blech- löffelchen Vanillespeise schlecken— Kostprobe zu zehn Pfennig.„Das Geschäft geht am besten," meint ein riesiger Gastwirt zu seinem Begleiter. Weiter unten sind mehrere Bouillon- und Maggisuppenkioske, die ihre Präparate zur Reklame, aufgebrüht in kleinen Tassen, gratis ausschenken. Wer Lust hat, kann sich mit einem Dutzend Tassen den Magen anfüllen. Ein junger Mann bietet auf einem Tablett Scheiben von Wnrstwaren auch unentgeltlich an und findet mehr Zuspruch wie die Vouillonkapseln. Wie im Traume schlendem wir an den Bergen von ausgesuchten Delikatessen, wie sie der verwöhnteste Gaumen sich nur wünschen kann, an gewaltigen Batterien von Konservenbüchsen und Fruchtgläsern, an knusprigen Braten, an Kühlrämnen mit mächtigen Fleischklumpen und so weiter vorbei. An einem Sektausschank haben sich mehrere Herren im Zylinder zum Dauertrunk niedergelassen und die kleinen Scktteufel treiben bereits ihren tollen Spuk. Einer der Zecher hält sogar eine längere Rede aus dem Stegreif, deren Sinn wir allerdings nicht ganz kapieren. Von der Galerie herab schmettert die Musik ihre munteren Weisen und in einem intimen Winkel konzertiert eine Kapelle mit Streich- instrumenten. Plötzlich taucht hinter einem Berg von Likör- und Kognakflaschen eine stattliche Brünette auf und ruft uns mit glockenheller Stimme zu:„Na, Schatz, wir beide wollten doch schon längst mal'n Schnaps trinken!" „Und mich ergreift's, ich weiß nicht wie,"— dieser Attacke halten wir nicht stand, hier ist Flucht die beste Rettung. Von ben Heimstätten der Stadt Berlin zeigen in diesem Sommerhalbjahr diejenigen für lungenkranke M ä n n e. andauernd die ungewöhnlichen Frequenzverhält- nisse, auf die wir schon im vorigen Monat hinwiesen. Die Heimstätten Gütergotz und Buch haben sich bereits im August nicht mehr gefüllt, während in früheren Jahren zur Sommerszeit gerade bei den lungenkranken Männern die Zahl der Aufnahmebegehrenden und Wartenden sehr hoch war. In: September pflegte ja der An- drang regelmäßig schon wieder nachzulassen, aber s o l c e r, wie in diesem Jahre, w a r s in den Heim statten für lungenkranke Männer denn doch noch niemals zu Beginn des Herbstes, Das tonn um so mMr über- raschen, da diesmal der Herbst uns bisher eine sehr beständige Witterung gebracht hat. Wenn es wabr wäre, daß das Wetter von wesentlichem Einfluß auf die Heimstättenfrequenz ist, so müßte sie gerade jetzt noch sehr hoch sein. Eine Aufftellung vom 24. Sep- tember d. I. ergibt aber für Gütergotz 18 freie Betten(von über- Haupt 98), für Buch 40 freie Becken(von überhaupt 150), macht zu- sammen 58 feie Betten lvon überhaupt 248). Hiermit der- gleiche man, daß im Jahre 1907 eine auf den 26. September bc- zügliche Aufstellung für Gütergotz und Buch zusammen erst 36 freie Betten nachwies, und daß im Jahre 1906 eine Aufstellung vom 27. September für beide Heimstätten zusammen sogar nur von 12 freien Betten zu melden wußte. Die Frage nach den U r- fachen dieses sehr auffälligen Frcquenzrückganges ist schon früher von uns dahin beantwortet worden, daß der eingetretene Be- schäftigungsmangel, nachdem er zu einer Minderung de�r männlichen Krankenkassen inK tglieder geführt hatte, ganz naturgemäß schließlich auch auf die Frequenz der Heim- stätten hat einwirken müssen. Wie weit dabei der Umstand mit- spricht, daß in solchen Zeiten auch die Krankenkassen minder be- reilwillig einen Heimstättenaufenthalt zu bewilligen Pflegen, das ist schwer zu beurteilen. Anders liegen die Dinge bei den übrigen Heimstätten, sie waren am 24. September noch nahezu voll besetzt und wiesen nicht weniger Vormeldungen als im Vorjahre um dieselbe Zeit auf. Am 24. September d. I. war in den Heimstätten Blankenfelde und Malchow (beide für lungenkranke Frauen) noch kein Bett frei, und es waren noch 57 Personen vorgemeldet, so daß die Wartezeit noch 18 Tage betrug. In der Heimstätte Heinersdorf (für genesende Männer) war zwar ein Bett frei, an- scheinend nur zufällig, aber vorgemeldet waren noch 61 Personen, und die Wartezeit betrug noch 30 Tage. Am schlimmsten sah eS in der Heimstätte Blankenburg (für genesende Frauen) aus, wo zwar gleichfalls ein Bett frei war, aber noch 140 Personen auf Aufnahme warteten, so daß die Wartezeit sich noch auf 45 Tage stellte. Wann wird übrigens die neue Heimstätte „Upstall-Blankenburg"(für genesende Frauen) eröffnet werden? In Aussicht genommen war die Eröffnung für Anfang Juli, aber noch jetzt wird darauf gewartet. Sie ist für 95 Betten eingerichtet, so daß sie dem längst unerträglich gewordenen Mangel für genesende Frauen endlich einmal abhelfen könnte. Die giftige Herbstzeitlose. Wie der„Vossischen Zeitung" ge- schrieben wird, erkrankte dieser Tage ein Knabe, der sich mit der Pflanze viel zu schaffen machte und einen abgebrochenen Blumen- stiel in den Mund nahm. Es wird deshalb darauf aufmerksam ae- macht, daß die Herbstzeitlose in allen ihren Teilen ein starkes Gift, das Colchicin, enthält. Laubenkolonien. Eine überaus erfreuliche Maßnahme hat am Sonnabend die Markthallendeputation in bezug von Verpachtung städtischen Gemeindelandes beschloffen. Das unter der Verwaltung dieser Deputation an der Äniprodestraße gelegene zirka 6000 Qua- dratruten große Gelände wurde bisher an einen General- Pächter vermietet, der unter beliebiger Festsetzung des Pacht- Preises dieses wiederum an die sogenannten Laubenkolonisten der- pachtete und einen erheblichen Ueberschuß erzielte. Nunmehr hat die Deputation einstimmig beschlossen, von der weiteren Verpachtung an eine Person Abstand zu nehmen und das Land in kleinen Par- zellen direkt an die Laubenkolonisten zu vergeben. Eine aus den Stadtverordneten Hermann Sch u b e r t, Fasquel und Grohe bc- stehende Kommission soll mit den bisherigen Unterpächtern in Ver- bindung treten, um eine für beide Teile befriedigende Lösung herbei- zuführen. Hoffentlich trägt diese mit Freuden zu begrüßende Maß- regel dazu bei, daß auch die anderen städtischen Berwaltungen diesem Beispiele folgen und der Ausbeutung der Laubenkolonistcn durch hohe Pachtbeträge seitens der Gencralpächter ein Ziel setzen. — Vielleicht macht sich auch die städtische Grundeigentumsdeputation diesen Beschluß zu eigen. Umsteigefahrscheine bei der Straßenbahn. Der Umsteigetarif der Berlin -Charlottenburger Straßenbahn soll am 1. Oktober ge- wisse Veränderungen erfahren, zu denen die Anregung zum Teil von der Charlottenburger Stadtgemeinde ausgegangen ist. Es werden verschiedene Teilstrecken im Urnsteigeverkehr nicht unbeträcht- lich verlängert und neue Umsteigerelationen eingeführt. Dagegen werden andere Umsteigerelationen aufgehoben, die vom Publikum gar nicht oder nur in sehr geringem Maße benutzt werden, seitdem verschiedene Anschlußbetriebc durchgeführt wurden, die das Um- steigen überflüssig machen. So wird die Umsteigestelle an der Wich- mannstrahe eingezogen. Dagegen wird man künftig von den Char- lottcnburger Linien aus nach Wilmersdorf umsteigen können. Auch iverden neue Möglichkeiten geschaffen, durch Umsteigen nach Moabit , besonders der Paulstraße, zu gelangen. Die Einzelheiten sind aus den Aushängen zu ersehen, die in den durch Charlottenburg ver- kehrenden Wagen angebracht sind. Ein gefährlicher Mitmensch. In der Schönhauser Vor- stadt wird eine Nachtszene, die blutig geendet hat, viel be- sprachen. Ein Herr Spick, der früher Schutzmann war jetzt bei der Müllabfuhr der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grund- besitzcr den Posten eines Inspektors hat und im Hause Kopcn- Hagener Straße 31 wohnt, verweilte in der Nacht vom Sonn- tag zum Montag in einem Restaurant der Kopcnhagencr Straße und sah dem Damespiel zweier Gäste zu. Dem einen, einem Bureauvorsteher D., bot er an, er wolle mal mit ihm eine Partie spielen. D. ging nur zögernd darauf ein, mit dem ihm kaum be- kannten Manne zu spielen, und er lehnte dann eine zweite Partie ab, weil SP., als er verloren hatte, zu streiten begann. Ueber die Ablehnung regte Sp. sich noch mehr auf. Er schleuderte seinem Partner die Worte ins Gesicht:„Sie sind ein ganz ehrloser Mensch! Sie haben überhaupt keine Ehre!" und fügte hinzu:„S'e haben mich ja auch schon zweimal angebettelt." Die letztgenannte Bemerkung mußte von den Zuhörern dahin aufgefaßt werden, daß D. bei Sp. um Armenunterstützung gebeten habe. Sp. ist nämlich bekannt als Mitglied einer Armenkommission, er beileidet in ihr das Amt des Vorstcherstellvertretcrs. D. wies entrüstet den ihm gemachten Vorwurf als beleidigend zurück und erklärte, dafür werde er Sp. belangen. Sp. schloß:„Das andere wird sich finden". Er verließ dann das Lokal, wartete einige Zeit vor der Tür und entfernte sich schließlich. Nachher machte auch D. sich auf den Weg. Als er in die Astader Straße eingebogen war, trat etwa an der Ecke der Korsörer Straße ihm plötzlich ein Mann ent- gegen mit den Worten:„Na, da sind Sie ja". Da D. in dem Manne den aufgeregten Spieler von vorhin erkannte, so wollte er an ihm vorbei, aber schon schwang der andere seinen Stock und hieb den Wehrlosen dreimal über den Kopf. D. stürzte hin, verlor die Besinnung und blieb hilflos liegen. Als er wieder zu sich kam, fühlte er, daß er mit Blut überströmt war. Er raffte sich auf, um sich nach Hause zu schleppen, wurde aber wieder bewußtlos und sank zu Boden. Zum zweiten Mal sich auf- raffend, bemerkte er, daß er inzwischen auch noch beraubt wordeil war; aus der Hosentasche hatte man ihm sein Portemonnaie mit etwa 40 M. herausgeholt. In der Nähe seiner Wohnung traf er endlich zwei Bekannlc, die sich seiner annahmen und ihn in einer Droschke zur Unfallstation in der Schönhauser Allee fuhren. Dort lourde festgestellt, daß er c-in paar Kopfwunden von be- trächtlicher Größe davongetragen und einen bedeutenden Blutverlust erlitten hatte. Der Verletzte wurde nach Anlegung eines Verbandes in seine Wohnung gebracht. Er hat gegen Sp., den bestimmt erkannt zu haben er versichert, Anzeige erstattet. Russische Golbschwindler. Nachdem man von dem Treiben der russischen Goldschwindler lange nichts mehr gehört hatte, machen äe sich nun wieder in allen Teilen des Deutschen Reiches recht un- angenehm bemerkbar. Sie scheinen ihr unsauberes Gewerbe jetzt im großen zu betreiben und versenden an Uhrmacher und Gold- Warenhändler gedruckte, in russischen und polnischen Städten auf- gegebene Schreiben, in welchen ihnen je 50 Pfund Berggold in Stücken von 1 Solotnik zu einem Preise von 25 Proz. unter dem Goldkurse zum Kauf angeboten»Verden . SMaucvweise werden die Jntsressenlen nach dem betreffenden russisches Orte bestellt,»Sa mit ihnen verhandelt und ihnen auch eine Probe wirklich echten Goldes übergeben wird. Wenn sie ocn Gesamtpreis bezahlt haben und ihnen das gekaufte Quantum übergeben wird, entpuppt sich der Solotnik Gold leider als Messing. Tie Hereingefallenen aber können nicht gegen die Schwindler vorgehen, weil in Rußland der Goldexport durch Private strengstens verboten ist.— Personen, die derartige Briefe erhalten, sollten weiter nichts tun, als sie gleich den Briefen der spanischen Schatzschwindler dem Papierkorb anvertrauen. Aussehen erregte Freitag vormittag gegen 11 Uhr an der Elsafser- und Chaussecstraßen-Ecke eine„Dame", die nicht un- bedenklich hin und her schwankte. Als die Person auf die Sand- berge geriet, die in der Gegend infokg» von Ausschachtungsarbeiten aufgehäuft sind, kam sie zu Fall und konnte sich nicht mehr er- heben. Ein herbeigerufener Schutzmann stellte fest, daß es sich um einen in Fraucnklcidern steckenden Mann handelte und nahm ihn mit zur Wache. Mit vergoldeten Münzen arbeitet gegenwärtig ein Schwindler, durch den besonders Droschkenkutscher und Straßenbahnbeamte ge- schädigt werden. Ter Gauner engagiert an Haltestellen Droschken zu größeren Fahrten und gibt nach Beendigung derselben ein Zwanzigmarkstück in Zahlung, auf welches er sich den Restbetrag herausgeben läßt. Zu spät erst erkennt der Kutscher, daß er einem raffinierten Betrüger in die Hände gefallen ist, denn das an- gebliche Zwanzigmarlstück besteht aus einer wertlosen, schwach ver- goldeten Münze. In der gleichen Weise versucht der Bursche Straßenbahn- und Omnibusbeamte hineinzulegen. Da er ver- mutlich auch in kleineren Geschäften das eigenartige Manöver zur Ausführung bringen wird, sei vor dem Schwindler gewarnt. Selbstmordversuch eines Arztes. Durch einen Sprung auS dem dritten Stockwerk versuchte sich in der vergangenen Nacht der aus Rostock zugereiste Dr. Paulig das Leben zu nehmen. Dr. P. hatte in einem Hotel in der Nähe des Anhalter Bahnhofes Wohnung genommen, und dem Dienstpersonal war sofort das seit- same Wesen, das er zur Schau trug, aufgefallen. In einem An- falle von Geistesstörung ritz der Lebensmüde in der letzten Nacht plötzlich das Fenster in seinem Zimmer auf und stürzte sich in die Tiefe. Er zog sich schwere innere Verletzungen zu und wurde nach dem Krankenhause am Urban gebracht. Explosion eines öOOtourigen TyimmoS. Bei den Siemens- Schuckcrt-Werken am Nonnendamm wurden in der vorletzten Nacht Versuche mit einer 500tourigen Dynamomaschine angestellt, deren Umdrehungszahl indessen weit über die normale Grenze hinaus getrieben werden sollte. Als das beabsichtigte Moximun: noch nicht ganz erreicht war, explodierte die Maschine, und einzelne Teile durchflogen den Raum und schlugen an zwei Stellen durch die schmiedeeiserne Dachkonstruktion. Da bei derartigen forcierten Ex. perimenten und bei der notwendigen hohen Inanspruchnahme des Materials die Möglichkeit eines Defektes niemals von der Hand gewiesen werden kann, wurde der Versuch bei Nacht, also in Ab- Wesenheit der Arbeiterschaft angestellt, so daß kein Unfall zu ver- zeichnen ist. Der Materialschaden ist, abgesehen von der zerstörten Maschine und einigen Dachbindern, ganz unbedeutend. „Ter Montblanc" lautet der neue Vortrag, der am FreitagaljehS zum ersten Male in der„Urania " in der Taubenstraße vor einem geladenen Publikum gehalten wurde. Der Verfasser des Vortrags, Herr Dr. Mühlstaedt, führt uns auf unseren Wanderungen in die Täler und Höhen des Königs der Alpen . Zunächst besuchen wir die Umgebung des Montblanc , sowohl von der französischen wie italic- nischen und schweizerischen Seite. Wir besuchen den Genfer See , Montreal , das Rhonethal, St. Moritz , um schließlich mit der Berg- bahn nach Chamonix zu fahren und längere Zeit in seiner herrlichen Umgegend zu verweilen, dabei Sitten, Land und Leute kennen zu lernen. Hier strömen aus aller Welt die Touristen zusammen, von hier aus besteigt der größte Teil derselben die Höhen des Berg- riescns. Nicht wenige allerdings sollen darunter sein, die diese Besteigung nur mittels Fernrohrs mitmachen. Auch nach dem italienischen Chamonix , nach Courmazeur, geht unsere Reise, um dann im zweiten Teile des Vortrages uns auf eine Höhenwanderung zu begeben. Und nun durchleben wir die Freuden und Leiden eines Bergkraxlers, wie er aus geraden und ungeraden Wegen, mit Leitern Gletscherspalten überkletternd, seinem Ziele zustrebt und wie ihn dabei auf das Portemonnaie bedachte Führer mindestens bis zum Grand Plateau schleppen, weil sonst die Bezahlung eine erheblich geringere ist. Vom Gipfel des Montblanc genießen wir eine großartige Fernsicht. Der Vortrag, der von Herrn Wegncr vorzüglich wiedergegeben wurde, wurde durch zahlreiche farbige Lichtbilder veranschaulicht und beifällig aufgenommen. Arbeiter-BildungSschule Berlin . Da in der ersten Ankündi- gung des heute abend im großen Saale des Gewerkschafts- Hauses stattfindenden Lichtbildervortrages versehentlich ein: falsche Zeit angegeben war, bitten wir die heutige Annonce zu beachten. Um jede Störung zu vermeiden, wird um pünktliches Erscheinen gebeten. Der Berliner BolkSchor veranstaltet am Sonnabend, 3. Ottober. abends 8 Uhr, in Happoldts neuem Konzertsaal, Hasenheide 32/38, einen BrahmSabend unter Mitwirkung von Fräulein Anni Bremer(Gesang). Herrn Professor RobertKa h n(Klavier). Herrn Karl Kling er lerste Violine), Herrn Rywkind(zweite Violine), Herrn Williams(Violoncello) und des ChorS. Der Eintritt kostet einschließlich Garderobe 50 Pf.— an der Abendkasse ist er- höhter Preis. Die Billeltverkaufsstellen sind im heutigen Annoncen- teil zu ersehen.— Heute abend 7 Uhr findet in Habels großem Saal, Bergmannstraße 6/7. ein Einführungsabend für das Konzert statt, an dem Frau Maria GerdeS-Rauter- Bremen (Klavier), Herr Dr. G u t t m a n n(Gesang) und Herr Leo K e st e n« berg (Vortrag und Klavier) mitwirken. Der Eintritt beträgt 25 Pf. Nachher ist geselliges Beisammensein mit freiem Tanz. Arveiter-Samariterkoloune. Anfang Oktober beginnt ftr unseren 5 Abteilungen je ein neuer Kursus zur Ausbildung in der ersten Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen und Erkrankungen. In einer großen Stadt wie Berlin kommen auf Bauten und in Fabriken Unfälle in großer Zahl vor und es dauert sehr häufig lange Zeit bis ein Arzt zur Stelle ist. Hier kann ein im Sama- riterwesen Ausgebildeter dem Verunglückten sehr viel nützen; oft sogar ist sofortige Hilfe entscheidend für das Leben des Verletzten. Erste Hilfe ist die beste Hilfe. Das Schicksal eines Verwundeten hängt von demjenigen ab, der den ersten Verband anlegt. Deshalb sollten alle Arbeiter und Arbeiterinnen einem solchen Kursus bei» wohnen, damit sie in der Lage sind, sich und ihren Arbeitskollegen in der Stunde der Gefahr zu nützen. Der Kursus beginnt in jeder Abteilung mit dem Vortrage über Anatomie(Bau des menschlichen Körpers). Die Lchrabende finden I4tägig statt. In jeder Abteilung befindet sich eine Bibliothek, welche den Teilnehmern unentgeltlich zur Verfügung steht. Alles loeitere über Beginn des Kursus siehe heutiges Inserat. Eventuell können auch Lohrpläne durch den Vorsitzenden E. Stein, Charlottenburg , Kaiser-Frtedrich-Straße 40, bezogen werden. Feurrwehrnachrichten. Die Berliner Feuerwehr hatte in der letzten Nacht in der Naunhnstr. 80 zu tun. Dort brannten in einem Keller Kohlen u. a. Am Ostbahnhof war ein Holzschuppen mit Spähnen in Brand geraten. Bei einem Alarm nach der PotS- damer Straße 27 handelte es sich um den Brand einer Kiste auf dem Boden des Hauses und bei einem zweiten Alarm nach der Potsdamer Straße 82g um blinden Lärm. Der 16. Zug mußte einen Küchenbrand in der Adolfstr. 8 löschen.Schornsteine brannten Schliemannstr. 5, Bergstr. 38 u. a. Stellen. Körbe, Wäsche usw. wurden Schenkendorsstr. 6 ein Raub der Flammen. Linkstr. 2 war auf einem Klosett Feuer ausgekommen. Wegen einer Harnstoff- Vergiftung wurde die Wehr nach der Kuglerstr. 4 gerufen. Ein üjähriger Knabe Ivar dort schwer erkrankt. Samariter der Feuer- wehr sorgten für den Knaben. Ferner hatte die Wehr in der Müllerstp. 77, am Bellealliancevlad 12 und anderen Stellen z«
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