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St. 228. 25. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dienstag, 29. September 1908,

Die Katastrophe

auf der Hochbahn  .

Die Aufräumungsarbeiten.

Als Schuldige verhaftet

haftete Motorwagenführer Schreiber sagte, daß er seit einiger Zeit worden find zwei Hochbahnangestellte, der Motorwagenführer an Schwindelanfällen leide, und zeigte auch ein Rezept vor, das ihm ein Arzt gegen dieses Leiden geschrieben hat.

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Der Rettungsdienst im argen.

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Die Entschädigungsansprüche

Schreiber und der Mitfahrer Gustav Wende. Sie sollen sich gegen § 816 des Strafgesetzbuches vergangen haben, der die zur Leitung der Eisenbahnfahrten und zur Aufsicht über die Bahn und den Be­Noch immer steht die Berliner   Bevölkerung unter dem Eindruck förderungsbetrieb angestellten Personen mit Gefängnis von einem der furchtbaren Katastrophe, die sich am Sonnabendnachmittag am Monat bis zu drei Jahren bedroht, wenn sie durch Vernachlässigung Es ist zu verwundern, daß von der Polizei zur Hilfeleistung nur Bon ärztlicher Seite wird der Bossischen Zeitung" geschrieben: Gleisdreied im Betriebe der Hochbahn ereignet hat. Allgemein ist der ihnen obliegenden Pflichten einen Transport in Gefahr fegen. das Kuratorium der Unfallstationen und nicht auch der Aerzteverein die Anteilnahme, die man den Familien, deren Angehörigen bei dem Kriminalbeamte brachten beide mit einer Droschke nach dem Unter- des Berliner   Rettungswesens alarmiert worden ist. Es ist dieses Unglüd den Tod gefunden haben oder sonst in Mitleidenschaft suchungsgefängnis des Landgerichts II   in Moabit  , weil die Unglücks- wieder ein Beweis dafür, wie unzureichend die Organisation des rezogen worden sind, entgegenbringt. Im Krankenhaus am Urban stelle auf Schöneberger Gebiet liegt. Schreiber twurde vom Berliner   Rettungswesens funktioniert, wenn dieser Verein übergangen rrschte Sonntagnachmittag während der Besuchszeit ein förm- Sriminalinspektor Weber dreimal verhört. Er behauptete zunächst wird, dem 250 diensttuende Aerzte zur Verfügung stehen und dem es er Andrang zu den Betten der eingelieferten verletzten bestimmt, sein Zug von der Leipziger Straße habe freie Fahrt ge- ein leichtes gewesen wäre, neben den Unfallstationen eine zahlreiche rgäste. Glücklicherweise haben sich die Befürchtungen, daß habt, sowohl nach dem Vor- als nach dem Hauptsignal. Das Vor- Aerzteschar auf die Beine zu bringen. Der Aerzteverein der Ber­Laufe des Sonntags noch weitere Verunglückte ihren signal zeigt bei freier Fahrt eine weiße und bei Halt eine grüne liner Rettungsgesellschaft hat schon vor längerer Zeit dem Bürger­Verlegungen erliegen würden, nicht bestätigt, und Scheibe. Es ist eingerichtet, damit der Motorführer, wenn das meister Reide einen Blan, der sich auf Herbeischaffung der ersten hofft alle Patienten am Leben zu erhalten. Nur der Zustand Signal auf Halt steht, rechtzeitig zu bremsen anfangen fann. ärztlichen Hilfe bei Waffenmglücksfällen bezieht, vorgelegt, bis jetzt Bugbegleiters Klemm und der Stenotypistin Rill gibt augen- Bum Beweise dafür, daß beide Signale freie Fahrt gezeigt hätten, ist aber derselbe nicht zur Ausführung gelangt. Ein richtiges lich noch zu ernsten Bedenken Anlaß. Die anderen Verlegten beruft sich Schreiber auf einen Fahrgast, dem er gesagt habe, für Funktionieren des Rettungsdienstes ist, das ersieht man wieder aden sich zum größten Teile auf dem Wege der Besserung. feinen Zug sei die Fahrt frei. Dieser Zeuge läßt ihn jedoch aus diesem Falle nur möglich, wenn er einheitlich organisiert erdings werden die nachteiligen Wirkungen, die durch die Kata- im Stich. Er sagt, Schreiber habe ihm wohl etwas zugerufen, ist und zwar von der Stadt, eine Forderung, deren Verwirk .ophe auf die Gemüter der Verunglückten hervorgerufen worden er habe ihn jedoch nicht verstanden und wisse nicht, um was lichung die Stadtverordneten schon vor langer Zeit gewünscht ind, sobald nicht beseitigt sein. Sie alle werden den furchtbaren es sich handle. Der Mitfahrer, der Zugführer Mende, widerspricht haben." Augenblid niemals vergessen und gar oft wird ihnen der entseglichste Schreiber ebenfalls und hat ihn gleich darauf aufmerksam gemacht, Moment ihres Lebens vor Augen treten. daß er über das Signal weggefahren sei. Sich selbst erklärt Mende für mitschuldig. Der Zugführer, der im Abteil mit dem Bis in die späte Nacht hinein haben am Sonnabend die Mann- Publikum fährt, hat durch ein Guckloch ebenfalls auf die an die Hochbahn werden sehr erhebliche werden. Nach Mitteilungen fchaften der Feuerwehr mit den Aufräumungsarbeiten zu tun gehabt. Signale zu achten. Mende gibt zu, das am Sonnabend nicht getan der Hoch- und Untergrundbahn sind diese zum Teil durch Versiche­Erst gegen 1 Uhr verließen sie die Unglücksstätte. Die Gleise wurden zu haben, entschuldigt sich aber damit, daß er eine Notiz über eine rungen sowohl gegen den eingetretenen Sachschaden, als gegen die noch in der Nacht vollständig frei gemacht. Der an dem ab- leine Verspätung feines Buges gemacht habe. Für durchschlagend zu zahlenden Unfallsentschädigungen gedeckt. Die Verwaltung hofft, gestürzten Waggon anhängende Wagen zweiter Klaffe, der behält er diese Entschuldigung selbst nicht, weil er einräumen muß, daß die ihr aus diesen Versicherungen zufließenden Beträge zusammen kanntlich ebenfalls abzustürzen drohte, wurde mittels Winden daß er die Notiz auch an einer anderen Stelle, wo keine Signale mit den für solche Fälle von ihr selbst reservierten Fonds für die ivieder in die Gleise zurückgebracht. Der Zug wurde sodann nach zu beobachten gewesen wären, hätte machen können. Die Zug- ihr daraus erwachsenden Verpflichtungen ausreichen werden. Die Schuld Schreibers und der Werkstätte an der Warschauer Brücke transportiert. Der abge- berspätung habe 3 Minuten betragen. Die Betriebssicherheit auf der Hochbahn. stürzte Wagen liegt noch immer auf dem Hofe des Grundstüds Auden- Mendes foll aus den Bekundungen der Weichensteller Wilhelm Voigt  walder Straße 2. Die Trümmer werden sobald wie möglich fort- vom Maybachplatz 16 und Johann Langfeld aus der Prinz Handjery- Das Unglück auf der Hochbahn hat die Aufmerksamkeit auch auf geschafft. Eine Untersuchung der Gleise an der Unfallstelle ergab, aus die Weichen und das Signal G. für den Zug von der Bülow- auch bei dieser Gesellschaft die kapitalistische Sparsamkeit auf Roften straße 60/61 hervorgehen. Diese beiden bedienten vom Stellwerk die innere Einrichtung des Betriebes gelenkt und es scheint, als ob daß fie irgendwelche Schäden nicht erlitten haben. Der Verkehr fonnte infolgedessen Sonntagmorgen wieder fahrplanmäßig auf- traße und L. für den Zug von der Leipziger Straße, Voigt die der Betriebssicherheit eine nicht unwesentliche Rolle spielt, die genommen werden. Das Leitungskabel, das an der Seite der Gleise Züge in der Richtung nach der Unglücksstelle, Langfeld die entgegen- geradezu verhängnisvoll werden kann. entlang lief, war bei dem Absturz entzweigerissen worden, wodurch gesetzte Strede. Für beide Beamte, die die Weiche 3 bearbeiteten, Dem Berliner Tageblatt" wird von Angestellten der Hochbahn jede Speisung mit Elektrizität für die Strede Mödernbrüde lagen die Züge, die sie zu bedienen hatten, fest. Boigt berichtet: Die Einrichtungen für die Sicherheit der Passagiere find Leipziger Platz unterbrochen wurde. Erst nachdem der Schaden wieder hatte nun, da fahrplanmäßig der Zug von ausgebessert war, fonnte an eine Wiederaufnahme des Betriebes straße kommen mußte, diefem mit dem Signal G. freie Fahrt durchaus ungenügende. Die Begleiter der Züge haben gedacht werden. Augenblidlich fahren die Wagen an der Unfallstelle gegeben. Er beobachtete diesen Zug, fab aber mit einem Seitenblid teinerlei Aussicht auf die freie Strede; ihnen cttvas langsamer als sonst. auch nach Signal L für den Zug von der Leipziger Straße. Dieses ist nach der Instruktion verboten, den Motorführerstand Signal L arbeitet automatisch. Wenn G freie Fahrt gibt, so ver- während der Fahrt zu betreten. Wiederholt haben die bietet L für den anderen Zug automatisch die Einfahrt. Vor und Begleiter die Direktion auf diese Mißstände aufmerksam gemacht, Hauptsignal mußten also dem Zug von der Leipziger Straße die aber ohne Erfolg. Einen weiteren Mißstand, auf den die Direktion grüne Haltescheibe zeigen. Trotzdem sah Voigt, daß dieser Zug wiederholt aufmerksam gemacht worden ist, bildet die Tür, die vom nicht hielt. Weil in demselben Augenblick der Zug von der Wageninnern zum Motorführerstand geht. Diese Tür ist nur nach Bülowstraße hertam, so schrie Voigt entsegt auf, rief Lang- dem Innern des Motorführerstandes zu öffnen. Sollte nun dem Motor­feld zu: Jezt passiert ein Unglück!" und warf schnell ent- führer irgend etwas passieren, sollte er vielleicht ohnmächtig werden schloffen das Signal G auf" halt" herum, um den Zusammen­stoß zu verhüten. Leider war es eine Sekunde zu spät, der Zug von der Bülowstraße war schon zu weit. Im nächsten Augenblick läutete auch schon am Block die Glode von Weiche 3, und die schwarze Tafel fiel herunter. Das waren die Zeichen dafür, daß der Zug von der Leipziger Straße die Weiche 3 zerfahren, aufgeschnitten hatte. Bu gleich sahen Voigt und Langfeld die entsetzliche Katastrophe sich vor ihren Augen abspielen. Der Zug von der Bülowstraße fuhr dann dem anderen mit voller Geschwindigkeit in die Flanke und nicht um­gefehrt, wie erst angenommen wurde- fein Motorwagen wurde aber von diesem über das Geländer gedrückt. Der Motorführer Klemm, der fälschlich totgesagt wurde, und sein Mitfahrer Gesellius von dem verunglückten Zuge, konnten trotz der Schwere ihrer Verlegungen im Krankenhause schon vernommen werden. Sie bekunden, daß sie freie Fahrt hatten, tönnen jedoch über das Unglück selbst nicht viel mitteilen. Alles habe sich in sehr kurzer Zeit abgespielt. Der ver­

Die Toten

sind jezt sämtlich relognosziert worden. Die Leichen sind alle im Schauhause untergebracht worden. Durch die Behörde sind sie vor­läufig beschlagnahmt worden, doch dürfte im Laufe des Montags die Freigabe erfolgt sein. Die einzelnen Beisezungen finden voraus­sichtlich am Mittwoch und Donnerstag statt. Nach der amtlichen Feststellung handelt es sich um sechzehn Tote.

Die Namen haben wir bis auf den Fensterputer Karl Scholz und die Frau Dr. Rosenthal v. b. Lehen, Prager Straße 11 wohn haft, mitgeteilt. Frau Dr. Rosenthal v. d. Lehen war die erste ärztliche Assistentin im Urbanfrankenhaufe, in dem sie jetzt auch ver­

storben ist.

Aus dem Krankenhause entlassen. Von den Verwundeten konnten im Laufe des gestrigen Tages aus dem Urbanfrankenhause fünf leichter Verlegte ent­Lassen werden. Es sind dies: der Architekt Georg Bamborschte aus der Kreuzbergstr. 50, der Damenschneider Frizz Nebel bom Kottbuser Damm 5, die Verkäuferinnen Elfe und Gertrud Blech aus der Fürbringerstr. 7 und der Bureaudiener Willi Wiebach aus der Lindenstr. 15.

Kleines feuilleton.

der Bülow­

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und umfallen, so ist es erstens unmöglich, daß diefer Unfall be­obachtet werden kann, und zweitens, wenn er zufällig durch das fleine, talergroße Guckloch in der Tür bemerkt würde, könnte der Bugbegleiter, der sich im Wagen befindet, nicht in den Motorstand gelangen, weil die Tür nach dem Innern aufgeht. Die Tür kann aber, wenn der Motorführer niedergesunken ist, überhaupt nicht geöffnet werden, weil der Zwischenraum zwischen Tür und Motor so eng ist, daß er vollständig von dem an der Erde liegenden Motorführer ausgefüllt ist. Als dieser Mißstand dem Betriebs­führer Rosenfeld, einem früheren Straßenbahnschaffner, mits geteilt wurde, erwiderte er den Beschwerdeführern, daß die Aufsichts­behörde die Konstruktion gutgeheißen habe und an eine Aenderung nicht zu denken sei. Vor kurzem erst monierte ein Blockwärter bei dem Betriebsführer Rosenfeld, daß einige Blockstationen, die die Signale geben, nicht funktionierten; der Blockwärter wurde als Schikaneur angesehen und entlassen. Viele Klagen wurden auch

Humor und Satire. Seinen deutschen Bewunderern Was tann Albertis Fall für euch betveisen? Dsagt mir nicht, er ist ein Lumpenhund, Wie es so viele auf dem Erdenhund Und wie's so viele gibt in allen Kreisen! Wir dürfen diesen Kasus nicht verkleinern. Die Sache, die uns alle hoch erquickt, Und die der Herr zur rechten Zeit geschickt, Wir müssen sie bergnügt verallgemeinern. Man möchte sich so gerne revanchieren An jenen Helden, die auch hierzuland Die schöne Neigung an Alberti band, Und die ihm innerlich die Treue schivuren.

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streng naturalistischen Darstellung der Charaktere und Vor- eifert diesmal mit der Pathetit eines Gartenlauben" Dichters, und gänge hervor. Der schöpferischen Phantasie steht ein fühl seine Jronie, ohne die er sonst nicht auskommt, ist lendenlahm. Der abwägender dramatischer Verstand zur Seite, der bis in die Beifall wurde daher auch zumeist vom Sensationsgelüfte des fleinsten Details hinein den Schein unmittelbarer Wirklichkeit Publikums entfacht. Die uneingeweihten, die das Schlüffelstück nicht Wilbur Wright   über die Zukunft der Flugmaschine. Wilbur festhält, alles, was die Jllusion irgendwie beeinträchtigen könnte, verstanden, zifchten energisch. Bright, der in Le Mans   seine Experimente fortsett, hat sich gegen ausmerzt. Die Handlung reduziert sich hier noch mehr als in irgend den Korrespondenten eines englischen Blattes über die Zukunft der einem anderen Jbsendrama, auf ein Enthüllen der Vergangenheit. Flugmaschine geäußert." Meine Ueberzeugung ist, daß in der Ent- Bug um Bug, wie die Personen die Masten vor einander fallen wicklung des Aeroplans die Dinge genau so verlaufen werden wie lassen, wird ihr Wesen und das Schicksal, das ihr Wesen formte, bei dem Siegeszug der Dampfmaschine und des Automobils. Die uns selber offenbar. So lernen toir Frau Alving zunächst in dem Gefeße des Fluges find jest praktisch ergründet und die Zukunft Gespräch mit Pastor Manders kennen. Mit jeder Wendung des wird die gewonnenen Grundsäge nur wenig verändern. Anderer- Dialoges wandelt ergänzt und bereichert sich das Bild der Frau. feits aber wird zweifellos die Flugmaschine wesentliche Umwand- Hinter dem Gegensatz der Individualitäten, wie er sich in den langen lungen und Verbesserungen erfahren, genau wie es bei den Lokomo- Jahren des Getrenntseins immer mehr vertieft hat, taucht der tiben geschah, die in den letzten fünfzig Jahren wunderbare Fort- Gegensatz der Weltanschauungen auf. Frau Alving hat in ihrer schritte gemacht haben und doch die alten Grundsäße nicht ver- unglücklichen Ehe mit der Forderung, selbst zu prüfen, die leugnen. Nach meiner Ansicht ist die wissenschaftliche Grenze der Jbsens Nora in dem letzten Afte aufstellt, Ernst gemacht. Sie hat Ausnutzung der Motortraft so gut wie erreicht. Ich glaube nicht, daß in dem Konflikte zwischen dem, was man ihre Pflichten nannte, es jemals möglich sein wird, mit einer gegebenen Pferdekraft ein und ihrem Gefühle zu fragen und zu zweifeln begonnen. Nur einen größtes Gewicht zu heben, als es jetzt möglich ist. Vor zwei Jahren einzigen fleinen Stich wollte sie aufziehen, aber als sie den gelöst ieb ein vierzehn P.S.- Motor mein 600 Kilogramm schweres Aero- hatte, riß das Ganze wie eine Maschinennäherei". Die Worte an; etwas Besseres tönnen auch die modernsten Motore faum Recht und Unrecht haben eine andere Bedeutung für sie erhalten. ten. Schon die nächsten Jahre werden die Atmosphäre in der Da bricht in die spät gewonnene refignierte Ruhe das Furchtbare gebung der großen Städte von zahlreichen vereinfachten, sehr herein, Oswalds Geständnis, daß er vom Vater eine unheilbare ten und sehr schnellen Flugmaschinen bevölkert finden. Nach Krankheit geerbt, und wieder wandelt sich in diesem aufwühlenden ner Ansicht sind die Zukunftsaussichten so wunderbar, daß ich Weh das Bild der Frau. Sie wird zur Mater dolorosa und ihres rüber gar nicht sprechen möchte, da der Fernstehende mir laum Sohnes sehnsüchtige Klage um die verlorene Lebensfreude" läßt Slauben schenken würde. Darum will ich nicht in die Zukunft sie die eigene Ehe, den Charakter des Gestorbenen in anderem blicken, sondern für die Gegenwart leben und arbeiten. Die Flug- Lichte feheit.

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maschine wird die Luft erobern, wie die Eisenbahn die Erdober- Jm Spiele wurde die ganze Fülle der Dichtung lebendig. Else fläche." Wilbur Wright beabsichtigt, wenn er seine Verpflichtungen 2ehmann wirkte vor allem groß und ergreifend in dem Aus­gegen Lazare- Weiller   erfüllt hat, gemeinsam mit seinem Bruder drude mütterlichen Schmerzes. Sauers gemütvoll, einfältiger Orville um den von der Londoner Zeitung Daily Mail" aus Bastor, Bassermans Dewald mit den müden, schleppenden Be­gesetzten 200 000 Mart- Preis sich zu bewerben; es handelt sich dabei wegungen, Reichers Engstrand waren Gestalten von über­um einen Flug von London   bis Manchester  , bei dem nur zwei furze zeugendster Lebendigkeit. Auch die fleine Rolle der Regine hatte in Landungen zum Zwecke der Aufnahme neuen Heizungsmaterials für räulein da üst eine sich vortrefflich dem distret natürlichen den Motor zulässig sind. Zon der ganzen Aufführung anpassende Darstellerin.

Theater.

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dt.

Kein Zweifel! Er gehört euch noch, der brabel

Zu gleicher Zeit, als euer Ideal Ersparte Groschen armer Bauern stahl, Fand er zu eurer Lust die Prügelstrafe. Sagt euch nicht los von dem ertappten Diebe! Nach solcherlei Verdiensten wär' es flein. Ihr Schwertgenossen eines Hammerstein Bleibt dem Alberti treu in stiller Liebe!

( Peter Schlemihl im Simpliciffimus".) Notizen.

Wissenschaft und Kapital. In Brüssel   starb vor furzem ein reicher Bankier Samson, der seine Millionen in Berlin   gemacht" hatte. Wie das bei folchen Leuten häufig ist, wußte er mit seinen Spargroschen nichts Gescheidtes anzufangen und bermachte sie zu guten Zwecken". Diese guten Zwecke bestehen, wie

Frank Wedekinds Sittengemälde Musit" erregte bei Leffingtheater:" Gespenster." Drama von Ibsen.   feiner Erstaufführung im Münchener   Schauspielhause Shaw mit schlagender Satire in einem besonderen Pamphlet nach­In dem Zyklus glanzvoller bien- Aufführungen, mit denen Otto recht unnötigerweise die Gemüter. Der Autor spielt auch diesmal ties, zumeist in sehr überflüssigen Dingen und nüßen der Brahm im Lessingtheater an die großen Traditionen seiner früheren wieder den Mann der idealen Forderungen. Nach seiner eigenen Menschheit fo gut wie gar nicht. Es ist in der Tätigkeit im Deutschen   Theater angeknüpft hat, erschien am Sonn- Erklärung will er dem Fruchtabtreibungsparagraphen des deutschen Tat eine sehr hübsche Ironie der Wirklichkeit, daß diese abend des Dichters erschütternstes, ehemals meistumstrittenes Werk: Strafgesetzbuches, der seine Opfer bis zu fünf Jahren Zuchthaus be- Millionäre wohl imstande waren, sich Kapital anzueignen, nicht Gespenster". Das Menschenalter, das seit dem Erscheinen des straft, zu Leibe gehen. In Wirklichkeit aber entpuppen sich die vier aber neue und fruchtbare Ideen aufzugreifen, um sie zu fördern. Dramas hingegangen, hat ihm feinerlei Spuren des Alters auf Moritatenbilder mit der Ueberschrift:" In Nacht und Nebel";" Hinter Es wird ihnen verdammt schwer, Wohltäter der Menschheit zu geprägt. Sein Reichtum ist so groß, daß es stets neue Züge bietet. schwedischen Gardinen";" Bom Regen in die Traufe";" Der Fluch werden, und man kann mit Recht an dem vielgerühmten Genie der Der Blick dringt in das unendlich komplizierte Gewebe psychologischer der Lächerlichkeit" als eine höchst fatale Enthüllungsgeschichte eines Biedermänner zweifeln. Von Carnegie bis zu Samson. Besagter Beziehungen mit jedem mal tiefer ein, der Eindruck unentrinnbar Münchener Standals. Ein Gefanglehrer läßt, trotzdem er ver- Samson soll nun mit einigen dreißig Millionen die Berliner  zwingender Notwendigkeit, der Bann, der von den Szenen ausgeht, heiratet ist, eine Schülerin fchuldig werden und überläßt sie dann Akademie der Wissenschaften bedacht haben. Hoffentlich verstärkt sich noch. Das Symbolische, das in Jbsens späteren Stücken der Pein. Sie muß ihre Lust und ihr Verbrechen gegen das kann sie schon für die nächste Balletteinstudierung des kgl. Opern öfters mit einer gewissen störenden Absichtlichkeit hervortritt, feimende Leben" mit Gefängnis büßen, dieweil der schurkische Ver- hauses das Kapital zu historisch- archäologischen Regiezweden ver wächst hier durchaus organisch aus einer im Grundton führer sich der Hochachtung seiner Mitmenschen erfreut. Wedekind wenden.