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Radikalen anschließen, sondern mußte ihren eigenen Grundsätzen gemäß Abrüstung fordern. Inzwischen haben sich über 100 Skt» sammlungen mit dieser Frage befaßt und mehr denn L6 000 Ver- sammlungsbesucher haben den Standpunkt der Partei gutgeheißen. Beim Finanzgesetz hat die Fraktion konsequent den Stand- Punkt vertreten, daß es ein K l a f f e n g e f c tz ist, dem sie ihre Zustimmung nicht geben konnte. Einige Verbesserungen hat die Fraktion jedoch hier erzielt, so Lohnerhöhungen für Staats- arbeiter, Verbesserung der Altersversorgung, Ausdehnung der Un- fallversicherung auf die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter, Staatsunterstützung für die Arbeitslosenkassen der Gewerkschaften, Etaatsdarlehen für die Kommunen zum Umbau ungesunder Stadt- teile, was namentlich auch zur Einschränkung der Arbeitslosigkeit dienen soll. An den Bericht schloß sich eine rege Debatte. ES wurde ein Antrag eingebracht, die Haltung der Fraktion zur Zollrcform zu mißbilligen. Die Fraktion hat bekanntlich für diese Reform ge- stimmt, obwohl sie bei weitem nicht der Forderung auf Abschaffung der indirekten Steuern entsprach. Borgbjerg verteidigte die Haltung der Fraktion mit dem Hinweis, daß das neue Zvllgesetz eine Herabsetzung der indirekten Steuern um 5 Millionen Kronen bietet. Der Mißbilligungsantrag wurde dann auch mit sehr starker Mehrheit verworfen. Ferner wurde das sozial- demokratische Gutachten zur Landesvcrteidi- gungsfrage kritisiert, weil darin u. a. die Ausbil- dung der Jugend im Gebrauch der Waffen verlangt wird. Viggo Christensen wünschte, daß. die Worte durch andere, wieVolkswehr" oder dergleichen ersetzt würden.Wir wünschen keine Waffen, um sie zum Angriff zu gebrauchen, aber wir wollen natürlich unsere berechtigten Interessen verteidigen," sagte er. Demgegenüber trat R. M. Klausen N''' Erziehung der Jugend durch Gymnastik und Waffenübung ein, die jetzt nur den Wohlhabenden zuteil wird. Das Militär könne ja auch gegen die Söhne des Volkes gebraucht werden, und in solchem sagte er. Demgegenüber trat R. M. Klausen für die physische Der Tätigkeitsbericht des Parteivorstcmdes wurde schließlich einstimmig gutgeheißen. Es wurde sodann über die Stellung der Partei zum G e- nossenschaftswesen beraten. Die Partei und die Gewerk- schasten Dänemarks haben in der e in e i n s a ni e n 8Z ä e r e r" und der BrauereiS t j e r n e n" zwei große Pro- duktionsgcnossenschaften, die sich gut rentieren. Die Mehrheit der Kommission, die die Sache vorberaten hatte, empfahl, die Ardeiter- schaft mehr als bisher in Konsumgenossenschaften zu organisieren, und ihr Wortführer Borgbjerg erblickte in den Konsumvereinen ein wirksames Mittel, die Anschauungen über die sozialen Zustände mehr und mehr zu revolutionieren. Dagegen hielten Sigvald Olsen und andere es jedoch nicht für angebracht, auf diesem Gebiete jetzt schon so stark vorwärts zu schreiten. Seien doch sogar in dem Volkshause der Arbeiterschaft von Odense , wo der Kongreß tagte, die Kapitalisten so mächtig, daß sie bestimmten, welche Waren dort verkauft werden sollen. Der Parteitag begnügte sich denn auch damit, in dieser Frage die im vorigen Jahre vom Skandina- vischen Arbeiterkongreß ,n Kristiania angenommene Resolution gutzuheißen, in der die genossenschaftliche Bewegung als ein mäch- tiges Mittel im Befreiungskampf der Arbeiterklasse bezeichnet, und die Unterstützung uird Förderung dieser Organisationen empfohlen wird. Die erwähnte Kommisswn wurde beauftragt, eventuell ge- meinsam mit Vertretern des Gesamtverbandes der Gewerkschaften die Frage weiterzuprüfen und dem nächsten Parteitag Vorschläge zu machen. Am Schlüsse der Freitagssitzung protestierte der Parteitag aufs schärfste gegen die unmenschliche Klassenjustiz in Malmö , die zwei schwedische Jungsozialisten zum Tode, einen zu lebcns- länglichem Zuchthaus verurteilte. Der Redner. C. C. A n d e r s e n, hob jedoch auch hervor, daß die dänische Sozialdemokratie das Wombenattentat ebensowenig billigt wie die schwe- dischen Parteigenossen. Vom deutschen Parteitag war ein Begrüßungstelegramm eingegangen, das mit st ü r- mischein Beifall aufgenommen wuroc. Elm Sonnabend kam zunächst die Taktik und Politik der Partei zur Verhandlung. Die Angelegenheit wurde nach kurzer Aussprache einer Kommission zur Vorbereitung überwiesen. Als Richtschnur für die Tätigkeit der Fraktion in der bevor- stehenden Reichstagssession stellte der Parteitag eine Reihe prak- tischer Forderungen aus, wie die einer gerechten Wahlkreis- einteilung. Ausdehnung des Wahlrechts, Kinder- fürsorge durch Errichtung guter Heime und Erziehungsanstalten, Verbesserung der Volksschulen und ihrer Verwaltung, Schulspeisung, gerechte Ordnung des S t e u e r w e se n s, Einführung deS Achtstundentages. Verbesserung des Fabrikgesetzes und des Kinderschutzes, Reform der Krankenpflege-Gesetzgebung. Es sollte dann über eine Revision des Parteiprogramms beraten werden. Dieser Punkt wurde aber wegen Mangels an Zeit dem nächsten Parteitag überwiesen. Ein Antrag, die Forderung nach Aus- b i l d u n g der Jugend im Gebrauch der Waffen aus dem Pro- gramm zu streichen, wurde verworfen. Der nächste Verhandlungspunkt war die Frage der Partei- organisation. Hierbei handelte es sich vor allem um die Organisation der Frauen, die nun um so wichtiger ist, als die Frauen das aktive und passive Gemeindewahlrecht erhalten haben. Der Parteitag nahm eine Resolution an, in der ausgesprochen wird, daß die Genossinnen nicht besondere politische Vereine bilden, son- dern gem ei nsammitdenMännernim Sozialdemo- kratischen Verbandund seinenOrts-abteilungen organisiert sein sollen. Aus diesem Grunde soll den Frauen die Zugehörigkeit zur Parteiorganisation so leicht wie möglich ge- macht ivcrden. Darum wurden auch die Beiträge, die die Verbands- abteilungen an den Agitationsfonds des Distrikts zu zahlen haben, für die Städte und unter städtischen Verhältnissen arbeitenden Mit- glieder auf 12 Oere für die Frauen und 20 Oere für die Männer, und für das Land dementsprechend auf 7 und aus 10 Oere festgesetzt. Für die Administration des Verbandes sind für jedes männliche Mit- glied jährlich 20 Oere, für jedes weibliche Mitglied 8 Oere zu zahlen. Die in der gegenwärtigen Zeit wichtigste Frage, die den Partei- tag beschäftigte, war die der Taktik bei den im Frühjahr 1009 st attfindendenFolkethings wählen. Die Kam- Mission, die sich mit dieser Frage befaßt hatte, war nicht einig ge- worden, sondecn hatte sich in eine Mehrheit und eine Minderheit geteilt. Die Meinungsverschiedenheit bestand hauptsächlich darin. ob und wie weit man bei der Aufstellung neuer Kandidaturen aus die radikale Linkenpartei Rücksicht nehmen sollte. Diese Partei. die aus der Linken-Reformpartei ausgeschiedenenRebellen", hat ja bislang an der Seite der Sozialdemokratie gegen die Verfälschung Der demokratischen Reformen durch die Regierung und ihre Partei gekämpft, ebenso wie gegen die Albertische Korruption. In der Laudesverteidigungsfrage ist sie gegen die von der Reformpartei vorgeschlagene Erhöhung der Ausgaben, wengleich sie sich nicht zu dem sozialdemokratischen Abrüstungsprogramm aufschwingen konnte. Won der Stellung der Sozialdemokratie zur radikalen Linken hängt es ab, wie weit dieliberalen" und konservativen Militaristen bei der Neuwahl des FolkethingL geschwächt werden. Da man Stich- Wahlen in Dänemark nicht eingeführt hat, mußte sich die Sozial- demokratie von vornherein darüber klar werden, ob in diesem und jenem Kreise auf Aufstellung eigener Kandidaten verzichtet werden sollte, um zugunsten der Radikalen die Wahl eines Reformparteilers zu verhindern. Die Kommissionsmehrheit brachte nun eine Reso- lution in Vorschlag, wonach zu den 62 Kreisen, wo schon bei der vorigen Wahl Sozialdemokraten kandidierten, noch 14 andere Kreise hinzugefügt werden sollten. Dazu brachte Genosse Sabroe einen Unterantrag ein, die für die Radikalen aussichtsreichen beiden Wahlkreise Holbäck und Maribo auszuschalten und dieser Partei zu überlassen. Dagegen hielt die Kommlssionsminderheit diese Art Alliancepolitik mit den Radikalen für unzweckmäßig und schlug die Aufstellung neuer sozialdemokratischer Kandidaturen in 22 Wahl- kreisen vor. Die Debatte darüber war sehr lebhast. Sie endete damit, daß der Vorschlag der Kommissions Mehrheit und auch der Antrag Sabroes angenommen wurden. Danach ist also beschlossen, bei den bevorstehenden Wahlen in zwölf neuen Wahlkreisen, also im ganzen in 74 der 114 Folkethingswahl- kreise, sozialdemokratische Kandidaten aufzustellen. Ferner besagt die Resolution, daß über eventuelle Aufstellung von Kandidaten der Partei in den übrigen Kreisen die betreffenden Ortsabteilungcn, Agitationskommissionen und der Hauptvorstand gemeinsam zu ent- scheiden haben. Den Genossen in den Kreisen ohne sozialdemokra- tisch« Kandidaten wird empfohlen, für die mehr demokratischen, gegen die mehr konservativen Kandidaten zu stimmen. Nach der abgelehnten MinderhcitSresolution sollte den Genossen dieser Kreise selbst überlassen bleiben, zu entscheiden, ob sie an der Wahl teil- nehmen wollten, oder nicht. In der letzten Sitzung, am Sonntagbormittag, befaßte sich der Parteitag zunächst mit Fragen der Aufklärungsarbeit und der Agiration. Unter anderem wurde beschlossen, daß alle Vierteljahr eine kleine Schrift oder Broschüre herausgegeben werden soll, enthaltend einen oder mehrere Abhandlungen oder Ar- tikel zur Beleuchtung der sozialen Verhältnisse und zur Förderung und Ausbreitung der sozialistischen Grundsätze. Die gewerkschaft- lichen und politischen Organisationen werden aufgefordert, für Per- breitung dieser Schriften zu sorgen. Ein Ausschuß von 0 Mitglie­dern wurde eingesetzt, um diese Angelegenheit wahrzunehmen. Ferner wurde dem Hauptvorstand Auftrag erteilt, die Bedingungen für die Gründung einer sozialistischen MonatSscyrift zu untersuchen. Einem gemeinsam von der Partei und den Gewerk- schasten eingesetzten Ausschuß wurde anheimgegeben, für die Er- richtung eines Archivs der dänischen Arbeiterbewegung und für die Gründung einer Buchhandlung Sorge zu tragen. Mit der Frage der Gründung einer Arbeiterhochschule hatte sich bereits ein gemeinsamer Ausschuß der Partei und Ge- werkschaften befaßt. Wie der Referent MartinOlsen mitteilte. waren die Untersuchungen, die sich namentlich auch auf derartige Einrichtungen im� Ausstind, in Schweden , Deutschland , England. Belgien , Oesterreich usw. erstrecken, noch nicht abgeschlossen. Ein- stimmig wurde eine Resolution angenommen, die unter anderem besagt: Der Kongreß ist der Meinung, daß eine Arbeiterschule, wo dieses Aufklärungswerk unter festen Formen ausgeführt werden kann, von größtem Wert sein wird für eine einheitliche und ziel- bewußte Arbeit zur Befreiung der Arbeiterklasse, und beschließt des- halb, daß man versuchen soll, diesen Gedanken demnächst zu vcr- wirklichen. Dem Hauptvorstand wird aufgetragen, die vom Aus- schuß begonnene Arbeit mit aller Kraft fortzusetzen und den Ge- danken so bald wie möglich und in so großem Umfang, wie eS die vorhandenen Lehrkräfte und die wirtschaftlichen Bedingungen mög- lich machen, zu verwirklichen." Zur Agitation wurde ein Beschluß gefaßt, wonach den Kreisen, in denen die Gegner der Sozialdemokratie noch unbestritten herrschen, ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden soll. Ferner wird den Ortsabteilungen der Partei empfohlen, zur För- derung der sozialistischen Agitation unter den Frauen öffentliche Versammlungen zu veranstalten, in denen Fragen behandelt werden, die die Frauen besonders interessieren. In der bevorstehenden Wahlbewegung sollen die Parteiblätter Freiexemplare oder Sonder- abdrücke einzelner Artikel den Genossen zwecks Verbreitung zur Ver- fügung stellen. Zur Jugendbewegung nahm der Parteitag eine Reso- lution an, die es der Parteileitung wie den Ortsvereinen der Partei zur Pflicht macht, die im Anschluß an die Partei wirkenden sozial. demokratischen Jugendorganisationen mit Rat und Tat zu unter- stützen. Zur Erörterung der Land- und Landarbeiterfrage wurde vom Parteitag eine Kommission von 7 Mitgliedern eingesetzt, die dem nächsten Parteitag Vorschläge machen soll. Vier der in diese Kommission gewählten Parteigenossen sind Häusler, einer ist Landarbeiter, und zwei, Dr. G. Lang und Borgbjerg, sind akademisch gebildete Leute. Der Umstand, daß in einzelnen Fällen Parteigenossen in öffentlichen Aemtern Neigung zeigten, an Festessenfürfür st- liche Personen teilzunehmen, veranlasste den Partei- tag, folgende Resolution anzunehmen: Der Kongreß beschließt, daß die Vertreter der Partei keine Gelder aus öffentlichen Mitteln zur Veranstaltung von Festen für fürstliche Personen oder Festen zur Verherrlichung des Militaris- mus bewilligen, noch an solchen Festen teilnehmen dürfen." Ferner faßte der Parteitag einstimmig folgenden Beschluß: Im Anschluß an das, was Folkethingsmann Sigwald Olsen in seiner Eröffnungsrede zum Kongreß über die Stellung der Sozialdemokratie zur Bildung einer parlamentarischen Regierung sagte, erklärt der Kongreß, daß die Sozialdemokratie jeden Gedanken, daß die Partei, bevor sie die absolute Mehrheit im Folkething hat, an der Bil- dung eines Ministeriums teilnehmen sollte, zu- r ü ck w e i st." Der Parteitag beschloß sodann einstimmig ein Manifest an das arbeitende Volk Dänemarks , in dem zunächst die Folgen desShstemwechselS" von 1901 und die durch Aufdeckung der Schwindeleien Albertis geschaffene Lage geschiloert wird. Es heißt in dem Manifest:Bei der mehr und mehr ausgeprägt militärsreundlichcn und gemäßigten Vergleichspolitik sind die großen Programmforderungen der gesamten Demokratie verraten oder verkrüppelt, ist die regierende Linkenpartei demoralisiert durch Jagd nach Aemtern, Hofkriechcrei, Ordens- und Titelschwindcl usw. Nun wollte diese Partei nach Abgabe des Gutachtens der Landes- verteidigungskomlnission ihren großen Programmbruch in der Militärsrage durchsetzen, als die Krise eintrat. Die Linkenpartei ist gewarnt worden, als es noch Zeit lvar. Aber die große Mehr- heit des Folkethings wies die Forderung unserer Parteigenossen aus Untersuchung der Albertischen Amts- und Geschäftsführung zu- rück, sogar unter Unterdrückung der Redefreiheit, und die Mehrheit sowohl wie die ganze Regierung sind demnach voll verantwortlich für die nun eingetretene Katastrophe." Es wird dann darauf hin- gewiesen, daß die Schwindeleien und die ganze Korruption des Justizministers Albert, eine Folge und ein Ausfluß der kapita- listischen Wirtschaftsordnung mit ihrer rücksichtslosen Jagd nach Reichtum ist und wiederum treffend die Notwendigkeit der sozia- listischen Umwälzung zeigt. Mit Bezug auf das Streben der rcak- tionären Parteien, die jetzige Lage als eine Folge derDemokratie" und des Parlamentarismus hinzustellen, heißt es in dem Manifest: Wir widersetzen uns jedem Versuch, an dem parlamentarischen Prinzip, daß die Regierung mit der Folkethingsmehrheit im Ein- klang stehen soll, zu rütteln. Aber wir verlangen auch eine Regie- rung von Männern, die der vollständigen Aufklärung des entdeckten Schwindels nicht entgegenarbeite», diese Aufklärung nicht zu hemmen suchen. Wir fordern, daß eine gründliche Untersuchung durchgeführt, daß alle Administrationsmißbräuche entschleiert und die Mitverantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist nun die erste Aufgabe der dänischen Politik." Nach Schilderung der wichtigsten demokratischen, sozialen und sozialistischen Forderungen der Partei schließt das Manifest mit oen Worten: Wir fordern das arbeitende Volk auf, sich den Sozialismus zu eigen zu machen, sich der Sozialdemokratie anzuschließen, seine ge- werkschaftlichen, politischen und kooperativen Organisationen zu stärken, die Jugend zu sammeln, zu erwecken, zu begeistern und auf- zuklären zu Arbeit und Kampf für die große Idee des Sozialismus, und so sich selbst als Träger einer neuen, höheren Gesellschaftsord- nung, der sozialistischen, zu rüsten und zu erziehen. Wir schließen unseren Kongreß mit einem: Nieder mit dem Kapitalismus und dem ihm unlöslich verbundenen Militarismus! Es lebe die internationale Sozialdemokratie!" ver Schöneberger srZuevworS vor dem Schwurgericht. Die Verhandlung gegen den des Mordes an der Prostituierte« Slanina angeklagten Händler Hermann Wagner wurde gestern vor dem Schwurgericht fortgesetzt. Als erste Zeugin wird die Händlerin Frau Marks aufgerufen, die einige Zeit bei der schon vernommenen Zeugin Frau Krumme gewohnt hat. Sie bekundet, daß der Zeuge Daumann zu der Frau K. eines Abends gesagt hat:Du hast den Wagner durch Deine Aussagen aus das Schafott gebracht." Die Zeugin hat den Eindruck gehabt, als wolle Daumann der Frau K. vorwerfen, sie sage, um die Belohnung zu verdienen, für Wagner ungünstig aus. Der Zeuge Daumann wird nochmals vor- gerufen und gibt die Möglichkeit zu, daß er nach einem Streit mit der Krumme dieser in der Trunkenheit den Vorwurf gemacht habe. Die am Sonnabend vernommene Zeugin Raabe soll nochmals verhört werden, sie ist aber nicht erschienen. Das Gericht beschließt, die R. vorführen zu lassen. Der Kaufmann Saulsohn, bei welchem der Angeklagte am 16. Dezember Weihnachtsschmuck gekauft haben will, bekundet, daß es bei ihm nur üblich sei, daß der Weihnachtsschmuck, der sich in kleinen weißen Schachteln befinde, mit Bindfaden zusammen- geschnürt wird. Ob der Angeklagte bei ihm einen großen braunen Karton erhalten habe, könne er nicht sagen. Der Zeuge hält rS aber für so gut wie ausgeschlossen, da nur dann ein größerer Pappkarton zum Verpacken verwendet wird, wenn er zufällig selbst einen solchen zugeschickt erhalten hat. Auch der Inhaber der Firma Kühnert hält es für ausgeschlossen, daß der Angeklagte bei ihm einen derartigen Karton erhalten hat. Die nächste Zeugin, eine Frau WeNnitz, hat, wie die Frau Richter, auf demselben Treppenflur mit der Slanina gewohnt und hat auch wiederholt mit dieser gesprochen. Die Zeugin bekundet, daß ihr die Slanina gelegentlich erzählt habe, daß ihr Wagner wegen der Anzeige fürchterlich zusetze. Die S. habe auch in ihrer Wohnung mehrere Pappkartons gehabt. Tie Zeugin erklärt jedoch, daß jene Kartons, die sie bei der S. gesehen hatte, viel niedriger und kleiner gewesen wären, als die ihr vorgelegten, in denen sich die Leichenteile befunden hatten. Den schwarzen Futterrock habe die S. stets nur in der Wohnung getragen, da er schon sehr schlecht ge- Wesen sei. Kurz vor Weihnachten habe der Angeklagte zu ihr ein- mal gesagt:Der Baum ist nun schön geputzt, nun könnte meine Madame kommen, dann könnten wir Weihnachten feiern." Nach dem Verschwinden der Slanina habe ihr Wagner erzählt, daß er sie am 16. Dezember gegen 12 Uhr nachts noch auf der Straße ge- troffen habe. Anläßlich einer Unterhaltung mit der S. habe ihr diese erzählt, daß Wagner zu anderen Personen gesagt haben sollte: Wenn die Slanina nicht die Anzeige zurücknimmt, dann hacke ich ihr die Kohlrübe abl" Diese Aeußerung sei ihr(der Slanina wiedererzählt worden. Die S. habe sich auch vor dem Angeklagten sehr gefürchtet und sei sehr ängstlich gewesen. Durch nochmalige Fragen an die Frau Richter und die Frau Wellnitz wurde vom Vorsitzenden festgestellt, daß die Slanina am Abend eine rotkarierte Kattunbluse angehabt hatte, während die Leiche mit einer schwarz-weißgestreiften Wollbluse bekleidet gewesen war. Hieraus folgert die Verteidigung, daß sich die S. wie ge- wöhnilch des Abends umgezogen habe und dann ihrem Gewerbe nachgegangen fei. Die Zeugin Helene Raabe, die schon am Sonnabend vernommen worden ist, wird nochmals aufgerufen. Jbr wird ein Brief vor- gelegt, den sie im März d. I. an das Schöneberger Polizeipräsidium gerichtet hat. In diesem teilt die R. mit, daß ihr Wagner einen Hut geschenkt habe, mit dem Bemerken, er stamme von seinem früherenVerhältnis", welches seit zwei Tagen vor Weihnachten verschwunden sei. Wagner habe hierbei geäußert:Ich glaube, die kommt nie wieder, die ist vielleicht ermordet worden." Di« Zeugin teilt weiter mit, daß Wagner geäußert habe: Wenn das?l s nickt die Anzeige zurücknimmt, schlage ich sie tot. Wenn ich Knast schieben soll, so gebe ich über ibre Leiche, bann weiß ich wenigstens wofür!" Auf wiederholt eindringliche Fragen bleibt die Zeugin jetzt dabei, daß sie sich auf diese Aeußerungen nicht mehr besinnen könne und erklärt, Wagner müsse sich so ähnlich geäußert haben. sonst hätte sie so etwas nicht niedergeschrieben. Die Frage des Vorsitzenden, ob von irgendeiner Seite versucht worden sei, auf ihr Zeugnis einzuwirken, verneint die Zeugin. Rechtsanwalt Bahn teilt mit, daß sich diese Zeugin schon zweimal in einer Irrenanstalt befunden habe, also nicht sehr viel Glaubwürdigkeit verdiene. Die Zeugin muß zugeben, daß sie sich einmal 2% Jahre und ein zweites Mal sieben Wochen in Dalldorf befunden hatte. Auf eine weitere Vernehmung wird deshalb sofort verzichtet. Der Zeuge Schankwirt Schefsler bekundet, daß der Angeklagte sich immer ruhig und durchaus anständig in seinem Lokal benommen habe. Wagner müsse auch sehr gut verdient haben, da er seine Ware stets ausverkauft hatte. Ob Wagner in der Nacht zum 17. Dezember in dem Lokal gewesen sei, könne er mit Bestimmtheit nicht mehr sagen. eS sei dies jedoch sehr wahrscheinlich, da W. fast jeden Abend bei ihm ge- Wesen sei. Frau Schefsler und andere Zeugen, die darüber aussagen sollen, daß der Angeklagte am 16. Dezember spät abends bis etwa VA Uhr im Schcfflcrschen Lokal gewesen, können bestimmtes nicht aussage». Eine Wachsdecke und ein Messer haben diese Zeugen nie bei dem Angeklagten bemerkt. Es folgt die Vernehmung mehrerer Zeugen, die über die Lebensführung des Angeklagten aussagen sollen. Ein Zeuge Carl Hinz weiß nichts davon, daß der Angeklagte von der Raabe oder anderen Mädchen Geld bekommen habe. Im Gegenteil habe er der Raabe öfter Geld gegeben. Als er sich mit der Slanina wieder vertragen, sei er eines Tages mit der letzteren bei dem Zeugen gewesen und da habe die Slanina gesagt, sie habe die Strafanzeige zurücknehmen wollen, der Beamte habe sie aber angeschnauzt. Daß Wagner unschuldig sei, hat die Slanina nicht gesagt. Der Angeklagte soll aber mit der Slanina wieder ein Herz und eine Seele gewesen sein. Als der Angeklagte eines Tages dem Zeugen mitteilte, daß die Slanina verschwunden sei, hat dieser ihm gesagt, daß doch Anzeige bei der Polizei erstattet werden und Rundfrage in den vcr- schiedenen Krankenhäusern gehalten werden müßte. Der Angeklagte hat darauf erwidert, daß er schon überall hin geschrieben habe. Mehrere Zeugen, die den Angeklagten längere Zeit kennen, geben ihm das Zeugnis, daß er ihnen gegenüber sich stets als anständiger, fleißiger Mensch gezeigt habe. Von Zuhälterdiensten, die er geleistet haben soll, haben diese Zeugen nichts bemerkt. Ter Kriminalschutzmann Langenbcck hat am 26. März den An- geklagten unter Beihilfe der Zeugin Krumme aufgesucht und ihn festgenommen, als er Unter den Linden kurz vor der Passage mit Blumen handelte. Zuerst hat die Krumme nicht wissen wollen, wo Wagner zu finden sei, als sie aber�hörte, daß es sich um einen an- geblichen Mord handelte und die Slanina als Leiche gefunden sei, wurde sie sehr erregt und erbost und sagte:So hat dieser Bengel, dieser Schw....... d also wirklich dos Mädel um die Ecke gebracht, das so viel an ihm getan hat! Ich Hab eS immer gesagt. er werde sie noch umbringen! Er war immer so gemein zu ihr, er hat ihr oft nicht einmal Zeit zum Essen gelassen, sondern ihr manchmal ein Stück Brot in die Hand gedrückt, welches sie dann im Hausflur essen mußte." Die Krumme hat sich dann bereit erklärt, nunmehr der Polizei bei de�m Suchen nach Wagner zu helfen. Als Wagner festgenommen war und in einer Droschke nach dem Polizei- Präsidium Schöneberg transportiert wurde, dachte er zuerst, daß es sich nur um die Strafanzeige lvegen Kuppelei und Zuhälterei handelte. Als ihm dann gesagt wurde, es handele sich doch um Schwereres, nämlich um dm Ermordung der Slanina und deren Verschwinden, sagte er sofort:Für diesen Abend kann ich mein Alibi nachweisen." Aus die Frage, wo er denn in der Nacht deS 16. Dezember war, erklärte er, er habe