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«gegründung, di e Strafe sei genügend hoch. Von der Degradation müsse abgesehen werden, weil dem Angeklagten der böse Will« nicht nadhzmoeisen(!I) gewesen sei. Als junger Unter- Offizier habe er sich nur verleiten lassen, durch Anwendung falscher Nittel eine gute Korporalschaft heranzubilden. So.bekämpft" die Militärjustiz die Soldatenschindereient Schon wieder ein Zeugniszwangsverfahren. Dortmund  , 3. Oktober. Am IS. August dieses Jahres erschien in der Dortmunder .Arbeiterzeitung" ein Artikel:Wie man in Preußen die Land- wehr behandelt." Es war die Schilderung eines Landwehrmannes über Vorkommnisse auf dem Truppenübungsplatz in der Senne. Die Redakteure derArbeiterzeitung" Genossen Haenisch und Rottebohm erhielten Vorladungen als Zeugen in einem Er- mittelungsverfahren wider Unbekannt. Es stellte sich heute im Termin heraus, daß die Anklagebehörde den Verfasser des oben. genannten Artikels ermitteln wollte. Unsere Genossen verweigerten elbstverständlich jede Auskunft, worauf das Zeugniszwangsver- ahren gegen sie eingeleitet wurde. Beide Genossen wurden zu je 20 Mark oder 4 Tage Haft verurteilt. Damit Wäre die Ver- nehmung für heute erledigt, meinte der Richter. Es wird also vielleicht noch mehr kommen. Auch der Geschäftsführer derArbeiterzeitung", Genosse Umbreit, wurde vernommen, der natürlich nichts wußte. franfcmcb. Gegen de« Gewerkschaftskongreß. Marseille  , 3. Oktober. Im hiesigen Gemeinderat gab es gestern tumultuöse Kundgebungen infolge des Antrages eines GemeinderalSmitgliedeS, vom Bürgermeister zu erwirken, daß er den Kongreß untersage, welchen der Allgemeine Arbeiter- verband in der Arbeitsbörse abzuhalten gedenkt. DaS betreffende Mitglied wies darauf hin, daß die Arbeitsbörse nicht für politische Versammlungen, sondern zur Abhaltung von Versammlungen für wirtschaftliche und professionelle Interessen geschaffen worden sei. Der Tumult wurde schließlich so groß, daß der Bürgermeister d i e Sitzung aufheben mußte. Cnglancl. Beschleunigung des Flottenbaus. Wir haben tvied'erholt darauf hingewiesen, daß dem Weit- ruften zwischen England und Deutschland   nur dann ein Ende gemacht werden kann, wenn sich die beiden Mächte über die Einschränkung der Rüstungen verständigen. Es lag im Interesse der liberalen, von dm Arbeiterstimmm im höchstm Maße abhängigen englischen   Regierung zu einem solchen Ab- kommen zu gelangen, einerseits um der chauvinistisch ge- färbten konservativen Agitation den Wind aus den Segeln zu nehmen, andererseits um die versprochenen Sozialreformen ohne neue Steuern zu Ende führen zu können. Die deutsche Regierung stand aber solchen Bestrebungen ablehnend gegen- über. Immer wieder wurde der Unsinn wiederholt, Deutsch- land dürfe sich die Größe seiner Wehrmacht nicht vom AuS- land vorschreiben lassen. Als ob es sich nicht um eine gegen- seitige Verständigung gehandelt hätte, ait� der die arbeitenden und steuerzahlenden Massen beider Länder in ganz gleichem Maße interessiert wären. Statt einer Verständigung kam das Programm des Flotten- Vereins mit feinm maßlosen Fordermigem Nun komm dieenglischeAntwort. Aus London   wird telegraphiert: Der Erste Lord der Admiralität M c. K e n n a hielt in Pontypool eine Rede, in der er die lleberlegenheit der britischen Seemacht für die sicherste Garantie de» europäischen Frieden« erklärte. Wenn jemals eine schwache und inferior« Flotte den rivalisierenden Mächten die Ausstcht gewähren sollte, daß t>aS britische Reich zerfalle, würden diese Mächte sich von ihren ehr- geizigen Hoffnungen unvermeidlich zu einem Schritt verleiten lassen, der für den Weltfrieden der allerunalücklichste sein würde. Nichtsdestoweniger sei jede Agitation für die Aufrechterhaltung einer größereu Macht als die Umstände des Augenblicks sie er- fordern, zu verwerfen. Man dürfe nicht mehr Schiffe bauen, als die internationale Lag« verlange, besonder« nicht in An- betracht ihöer raschen Abnutzung. Mc. Kenna schlug im Hinblick auf den beunruhigenden hohen Grad der Arbeitslosigkeit vor, die Ausführung de? Flottenbauprogramms für das laufende Jahr zu beschleunigen und alle Aufträge für Neubauten, die privaten Werften überlassen werden sollen, so schnell wie möglich in Luftrag zu geben." Es ist klar, daß die Berufung auf die Arbeitslosigkeit nur dazu dient. daS eigentliche Ziel, die Beschleunigung des Flottenbaus, vor den Arbeitern zu rechtfertigen. In Wirk- lichkeit bedeutet die Rede das Eingeständnis der Liberalen. daß sie ihre Politik der Einschränkung aufgeben. DaS Wettrüsten zwischen Deutschland   und Eng» land dauertalso fort. Die Arbeitslosigkeit. London  , 8. Oktober. Der englische Nationalrai für das Recht auf Arbeit plant für den übernächsten Sonntag große Arbeiterdemonstration en. Nach der Scp- temberstatistik sind in ganz England sogar von den gelernten Arbeitern fast neun Prozent brotlos. Gegen den Chauvinismus. «iondoa, 2. Oktober. In Crawchawbooth sprach der Erste Kom- missar im Ministerium für Arbeiten, Harcourt, gegen die chauvinistische Hetze. Er Versichertc. daß nicht ein Schatten von Begründung für den jüngst in der gelben Presse erhobenen halb feigen, halb chauvinistischen Lärm vorliegt.Innerhalb der letzten 10 oder 1t> Jahre hat es keine Zeit gegeben und ich spreche mit Wissen und im Bewußtsein der vollen Verantwortlichkeit, in welcher unsere Beziehungen zu Deutschland   in kom- merzieller, kolonialer, politischer und dynastischer Hinsicht auf festerem und freundschaftlicherem Fuße ge- Wesen sind als heute. Bon persönlicher Feindschaft zwischen den Herrschern, den Regierungen und den Völkern ist keine Rede, und wenn in beiden Ländern eine kleine Schicht von Publizisten vor- handen ist, die infolge selbsüchtiger. unpatriotischer Absichten den Wunsch hegen, die Nationen zu entzweien, so sind sie die Strahenräuber der Politik und Feinde deL Menschengeschlechts. Halten Sie den Kopf kühl, die Flotte bereit und die Zunge höflich, und Sie brauchen das Gekläffe dieser Pariahunde nicht zu fürchten, welche die Hütte beschmutzen, in der sie wohnen." Dänemark  . Die Verteidigung der Minister. Kipenhazen, 2. Oktober. In der Debatte über den Antrag, das Folkething solle den Willen aussprechen, an der Milderung der Folgen des Unglücks mitzuwirken, welches das Verbrechen A l b e r t i» über daS Volk gebracht hat, bezeichnete der fungierende Konseilpräsident«hristensen die Behauptung als vollständig unrichtig, daß die Regierung Mitlvisserin von Alberti« Verbrechen gewesen sei. ES seien Schritte zur gründlichen kriminellen Untersuchung von AlbertiS Amtsführung eingeleitet worden. Mit stark bewegter Stimme sprach der Minister seinen Schmerz darüber aus, daß AlbertiS Verbrechen möglicherweise dem guten Namen Dänemarks   im Ausland schaden könnten. Der fungierende Minister des Innern Berg trat darauf verschiedenen gegen ihn gerichteten Angriffen entgegen. Ueber die Angriffe wird unS aus Kopenhagen   geschrieben: ES war in letzter Zeit die Rede davon, daß der Minister des Innern Sigurd Berg die Bildung de- neuen Ministeriums übernehmen sollte. Nun ist jedoch durch die sozialdemokratische und radikale Presse bekannt geworden, daß dieser Minister, dem die Staatsaufsicht über die Sparkassen unterstellt ist, schon im Jahre 1006 durch die Direktion der National- dank offiziell darauf aufmerksam gemacht wurde, daß die von seinem Kollegen Albertt vcrwal-te Seeländische Bauernsparkasse bei der Bank ein Darlehn von 3 Millionen Kronen aufgenommen hatte und daß dies Dar- lehn entgegen den klaren Bestimmungen des Sparkassengesetzes nicht im Rechenschaftsbericht der Sparkasse aufgeführt war. In der- selben Weise wurde der verstorbene Finanzminister Wilhelm Lassen auf den hier offenbar vorliegenden Schwindel auf« merksam gemacht. Aber der staatsangestellte Spackasseninspektor erhielt keinerlei Auftrag, die Sache zu untersuchen. Als unser Genosse Borgbjerg im Folkelhing die Korruption der Albertischen Justizverwaltung und Geschäftemacherci aufdeckte, sagte Minister Berg nicht ein Wort von dem, was er wußte, sondern hielt vielmehr seine schützende Hand über den Millionenschwindler. Er spielte den Unwissenden; er samt seinen Ministerkollegen und der ganzen Regierungspartei waren diejenigen, die durch Knebelung der Redefreiheit die weiteren Enthüllungen über AlbertiS Verbrechen zu unterdrücken suchten. Sigurd Berg ist auch einer der größten Zeitungsverleger Dänemarks  . Er besitzt 17 Provinzblätter, die früher AlbertiS Ruhm verkündeten und nun nach dessen Fall alleS aufboten, um durch Ver- schweigen und Vertuschen den Gedanken an irgend welche Mit- Verantwortlichkeit oder Mitschuld der übrigen Minister nieder« zuschlagen. Rußland, Der Studentenstreik- Petersburg, 3. Oktober. Die Universität wurde polizeilich besetzt, eine große Anzahl Studenten erschienen nicht zu den Vorlesungen. Moskau  , 3. Oktober. Eine von viertausend Studenten besuchte Versammlung, der auch Delegierte der Petersburger Universität beiwohnten, beschloß die Organi- nisierung eines allrussischen Studenten st reiks, wenn nicht die Zirkulare des Unterrichtsministers zurück- genommen würden, durch die die Autonomie der Hochschulen eingeschränkt wird. Charkow  , 3. Oktober. Der Universitätskonseil beschloß einstimmig, den Unterrichtsminister zu ersuchen, ge- maß dem kaiserlichen Manifest vom 9. September 1905 die Hochschulautonomie zu bewahren. In einer Ver- sammlung, die von 2500 Studenten besucht war, wurde be- schloffen, sich den Resoluttonen der Petersburger Studenten- Versammlung anzuschließen. Orfcd. De, Konflikt mit Bulgarien  . Konstantinopel  , 2. Oktober. DaS hiesige jung- türkische Komitee, das bisher die bulgarischen Kon- flikte mit Gleichmut betrachtet hat, beginnt nunmehr sie m i Ernst zu verfolgen. Das Komitee erklärt zwar, keinen Krieg zu wollen, aber auch keine Rechtsverletzung zu gestatten. Wenn solche erfolgt sei, würde man auch vor einemKriegenichtzurückschrecken. Die Unruhe» auf SamoS  . Athen  , 2. Oktober. Au» Samo« wird gemeldet: Durch Urteilsspruch in dem Prozeß gegen die Samioten, die als An- sttfter der Unruhen auf Samo» im Mai d. I. angesehen werden, wurden IS zum Tode und 22 zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in oontum�oiam verurteilt. Bon den Er- schienenen wurden drei zu lebenslänglicher ZwannSarbeit und 11 zu verschiedenen Gefängnisstrafen verurteilt, 22 Personen wurden frei- gesprochen._________ Hud der Partei. Zum Fall Galwer schreibt dieBrand enburgir Ztg." Eine neue Frucht derpraktischen Mitarbeit". Richard Calwer  , dessenWirtschaftliche Korrespondenz" in Verbindung mit der früher von Professor Jastrow herausgegebenen ArbeitSmarkt-Korespondenz" immer mehr in» bürgerliche Fahr- Wasser gleitet, veröffentticht heute im Scherlschen tlluswierten Tag" an leitender Stelle einen Artikel, der sich unter dem TitelNach Nürnberg  " mit dem sozialdemokrattschen Parteitag beschäftigt. Auf den Inhalt dcS echt C a l w e r s ch e n ArttkelS einzugehen, erübrigt sich. Aber die Tatsache, daß ein Schriftsteller und früherer RcichstagSabgeordnetcr, der, wenn wir nicht irren, noch immer als Sozialdemokrat gilt, es nicht unter seiner Würde hält, an dem Scherlschen Zeitungsuntcrnehmen mitzuarbeiten, schlägt doch nicht nur der Dresdener   Resolution, sondern auch allem parteige nössischen Empfinden dermaßen ins Gesicht, daß ein bloßer Hinweis darauf genügt die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Das also ist die neue Frucht derpraktischen Mitarbeit": Schriffftellerei(und noch oazu über innere P a ote i frag e nll) in rinem bürgerlich- kapitalistiscken Blatte, daS unter der MaSke der Unparteilichkeit der s ch ä n o l i ch st e n R e a k t i o n die Wege ebnet und eine wahre Brutstätte arbeiterfeindlicher Gesetzmacher und Parlamentarier ist. Ob der alte gut reaktionäre und honorierte Mitarbeiterstamm der Zedlitz, Goercke und Konsorten den neuen Kollegen mit offenen Armen empfängt? Die Sozialdemokratie wird dem formellen Absckiluß dieser Verbrüderung nichts in den Weg legen.___ Ein Räuberhauptmann gesucht. Die Veröffentlichung der Räubcrgeschichte vom bayrischen H i e s e l In derF u r ch e" derF r ä n k. T a g e S p o st" hat einen witzigen Genossen in derSchleswig-Hol   st ein. Volks» e i tu n g" zu K i e l zu folgender, unter der obenstehenden Ueber» hrift erschienenen, lustigen Betrachtung begeistert: DieFränkische Tagespost", da» Organ dcS Genossen EiSner, macht bekannt, daß sie vom 1. Oktober ab zusammen mit der Jürther Bürgcr-Zeiwng" in bedeutend vergrößertem Umfang er- 'cheinen wird. Besonders soll der wissenschaftlich-literarische Teil ausgebaut werden. Sämtliche Wissensgebiete, die es zwischen Himmel und Erde gibt, sollen von den erleuchtetsten Köpfen deS Revisionismus in fortlaufenden Abhandlungen traktiert werden, o daß dieFränkische Tagespost" In ihrer erneuerten Gestalt den glücklichen Parteigenossen NordbayernS das Konversationslexikon ersetzen wird. Als Hauptschlager wird im Rcklameplakat der Redaktion der Abdruck der Lebensgeschichte des blau-weißen Nationalhelden, des bayrischen HteselS, angekündigt. Damit 'oll wahrscheinlich die erste entscheidende Tat in der Verwirklichung >cs neuesten nordbayrischcn Aktionsprogramms getan werden, das Genosse Maurenbrecher dieser Tage in Forst in folgenden Worten in Aussicht gestellt hat: Wir haben in den Kreisen, in denen ich berkehre(damit sind natürlich die nordbahrischen Genossen gemeint, unter den Maurenbrecher neuerdings sein Zelt aufgeschlagen) uns ent- schlössen, der Welt zu zeigen(Donnerwetterl), daß die Tätigkeit der Theoretiker ein Ende haben muß." Daß dieseKreise" sich den bayrischen Hiescl als ihren geistigen Bannerträger erwählt, ist ein glücklicher Gedanke. Der Hiesel war in? der Tat vom Kopf bis zur Sohle der Mann der Aktion und der geborene Todfeind der grauen Theorie. Der Feuereifer derFränkischen  " scheint die Redaktion unseres Frankfurter   Parteiblattes, derVolkssrimme", angesteckt zu haben, denn sie stellt in Aussicht, daß sie ihrerseits die Lebensgeschichte des Schinderhannes veröffentlichen wird. Der Entwickelung der Parteipresse sind so endlich einmal neue Bahnen gewiesen. DerVorwärts" wird wohl nicht umhin können, möglichst bald mit dem Abdruck der Bismarckschen Gedanken und Erinnerungen zu beginnen, wenn unser Rcichszentralorgan, das doch zugleich preußi- schcs Landesblatt, nicht vorzieht, zunächst die Lebensgeschichte des Fridericianischen K ä s e b i e r zu erzählen. Die Provinzblätter freilich werden übel dran sein, denn nicht jede Landesorganisation hat ihren einheimischen Räuberhauptmann. Vielleicht helfen uns unsere Leser auf die Spur. Also: wer war der schleswig-holsteinische Schinderhannes? Aber eS muß schon ein richtiger Held der positiven Arbeit sein, der sich neben dem Hiesel sehen lassen kann, sonst verachten unS die Nordbayern, als eine jeder künstlerischen Kultur völlig bare Gegend, noch mehr als bisher." Die Situation in Württemberg  . DieSchwäbische Tagwacht" hat zustimmend den Leitartikel desVorwärts"Der Erlaß des bayerischen Landesvorstandes' abgedruckt. Bom Borstand des Sozialdemokratischen Vereins Sorau-Forst wird uns geschrieben: In dem Bericht der Forster Versammlung vom Sonntag» den 27 er., in Nr. 228 desVorwärts", wird gleich einleitend bemerkt, das Mandat des Genoffen Maur«nbrecher sei von der Kreis- Versammlung kassiert worden". Dem ist nicht so. Genosse Mauren- brecher bat aus eigener Initiative, ohne jede Aufforderung hierzu seitens der Kreisvertretung, die Delegation abgelehnt. Zur Steuer der Wahrheit und um falschen Schlußfolgerungen vorzubeugen, ersuchen wir Sie. in der nächsten Nummer dcS»Vor- wärtS" den Lesern hiervon Kenntnis zu geben." Diese Zuschrift treibt Silbenstechcrei. Genosse Maurenbrecher hat naturlich, wie es seine Pflicht war, der Kreisleitung mit- geteilt, daß er die Resolution des Kreises zur Budgetfrage nicht vertreten könne, und daß er, falls man das von ihm verlange, lieber auf die Delegation verzichten werde. Darauf hat die außerordcnt- liche 5kreiSgeneralversammlung entschieden, daß unter diesen Ilm  - ständen Maurenbrecher den KreiS nicht in Nürnberg   vertreten könne und hat einen anderen Delegierten gewählt. Man tut der deutschen Sprache keine Gewalt an, wenn man diese? Verfahren eine Kassa- tion des Mandats nennt. Einen ganz ungeeigneten Weg zur Entscheidung von Meinung». Verschiedenheiten in der Partei hat der Genosse Adolf Thiele in Halle a. S. beschritten. Er hat die E i n s e tz u n g eines Schiedsgerichts zwischen ihm und dem Genossen K u n e r t beantragt, weil Genosse Kunert di« Stellung des Genossen Thiele in der Budgetfrage angegriffen hat. Nnfer« Toten. Zwei Veteranen sind aus unseren Reihen(je. schieden. In Karlsruhe   starb der Genosse Aug. G ej; m a n im Alter von 60 Jahrem Am Donnerstag hätte er den 6?. GeburtS  - tag feiern können und in den nächsten Wochen seine zwanzigjährige Zugehörigkeit zu der Gewerkschaft der Schneider. German   hat sowohl in seiner Gewerkschaft wie in der Partei mehrfach Ehren- stellen bekleidet und allezeit, solange sein Körper es ihm noch erlaubte, eifrig für die Arbeiterbewegung gewirkt. In Wien   ist am Montag Genosse Johann Waschitschek nach länger als zweijährigem Leiden im Alter von 66 Jahren gestorben. Mit ihm sinkt einer der Pioniere der österreichischen Arbeiterbewegung inS Grab. Er hat, wie dieWiener Arbeiterztg." schreibt, seit dem Beginn der Arebiterbewegung in Oesterreich   mit- gestritten und mitgelitten._ An» der italienischen Partei. Die neue Redaktion de»Avanti". Mit dem heuttaen Tage übernimmt Genosse Leonida Bissolati   die Redaktion desAvanti". Au» der Redaktion scheiden aus die Genossen Romuald i, Sgarbi und Francefcs Ciccotti. Als erster politischer Redakteur wird der bisherige Redakteur für das Ausland, B o n o m i, bezeichnet. An neuen Redakteuren werden eingestellt die Genossen Merloni, Marini und Bottazzi. Die beiden erstercn gehörten bereits der ersten Redaktion Bissolati an, die von der Gründung de? Blattes bis ZS03 gewährt hat. Nach dem Votum de» Kongresse», der die s y n d i k a l i st i f ch e n Grundsätze und Methoden verwirft, beschloß die in der Mehr- heit syndikalistische Parteisektton Neapels   ihren Austritt aus der Partei. SettwKfcKaftlicKey. Die Aussperrung in Lancashlre. ' London  , 1. Oktober.  (Eig. Ber.)) Der Arbeiterabgeordnete Shakleton hielt in den letzten Tagen in verschiedenen Ortschaften Lancashire  » VolkSversamm- langen ab, um zur Aussperrung Stellung zu nehmen. Er sagte: ES gibt Zeiten, wo es für die Unternehmer vorteilhast ist, die Fabrikation einzuschränken. Die Profite werden dadurch größer. Um diese» Ziel zu erreichen, beantragen sie Einschränkung der Arbeitszeit und wenn dies nicht genügt eine Lohnherab­setzung. um die Arbeiter in einen Streik zu treiben. Die Lohn- Herabsetzung an sich fällt für die Unternehmer gar nicht in» Ge- wicht. Sie ist vielmehr nur ein Mittel, eine Arbeitseinstellung hervorzurufen. DaS ist der Grundgedanke deS gegenwärtigen Kampfes in der Textilindustrie. ES handelt sich gar nicht um Lohnfragen. Die Unternehmer wollten ihre Lager räumen und bessere Preise erzielen. Eine fünfprozentige Lohnherabsetzung ist die reinste Bagatelle für die Textilmagnaten. Um solche Lappalien gehen sie nicht in den Kampf. Aber die Arbeitseinstellung wird die Textilwarenpreise in die Höhe bringen. Die Unternehmer sind mit dem Lockout zufrieden, ebenso die Exporteure. Sie werden alle dabei ihr Schäfchen ins Trockene bringen.« ,«*> Die Ansicht, baß der Kampf nicht langwierig sein werde, ver- schwindet jetzt mit jedem Tage. Man hält vielmehr, daß er Monate dauern könne. Die Arbeiter sagen sich: die Unternehmer wünschten eine Arbeitseinstellung von ungefähr vier Wochen, um bessere Geschäfte machen zu können. Wir werden ihnen zeigen, daß sie mit den Interessen der Arbeiter nicht spielen dürfen. Wir werden zwei oder drei Monate feiern. .» Von dem Umfang der Arbeitseinstellung zeugt auch die Ab» nähme des BahnverkehrS und des Kohlenverbrauchs. Die drei Bahngesellschaften, die am Transport der Lancafhirer Textil- waren interessiert sind, hatten in der letzten Woche einen Ein- nahmeauSfall von 800000 M. Der Kohlenverbrauch in Lancashire  ist in der gleichen Zeit um 700 000 Tonnen gefallen. Etwa 44 Millionen Spindeln find stillgesetzt.