Einzelbild herunterladen
 

Die Arbeiter selbst, wenn sie, wie Herr Most und Konsorten, die Arbeit aufgeben und Literaten von Profession werden, stiften stetstheoretisch" Unheil an und sind stets bereit, sich an Wirr» köpfe aus der angeblichgelehrten" Kaste anzuschließen." ES gehört eine eigenartige Auffassungsgabe dazu, in diesen Sähen ein Plädoyer dafür zu sehen, daß die Aufklärung des Prole» tariats bei denen, die ihmmoderne Mythologie" beibringen wollen, besser aufgehoben sei als bei jenen, die sichs zur Aufgabe stellen, ihm das Verständnis dermaterialistischen Basis, die ernstes objek. tiveS Studium erheischt", zu erschließen. Von einer Warnung vor theoretischer Aufklärung des Proletariats ist hier keine Spur zu finden, sondern nur eine Warnung davor, daß die Arbeiter zu «Literaten von Profession" werden, die über alles und jedes ohne gründliche Vorbildung schreiben, da sie sich dann nur zu leicht von jedemWirrkopf aus der gelehrten Kaste", der den Doktor- oder gar Prosessortitel trägt, imponieren lassen, was aber bei ihrem Ein- fluß in oer Partei nicht bloß die Jnfizierung ihrer Person, sondern auch die weiter Proletarierschichten mit bürgerlicher Konfusion be- deutet. Wie wenig Marx mit diesem Satze sagen wollte, daß die Ar- beiter sich nicht mit ökonomisch-historischer Theorie oder deren Pro» pagicrung beschäftigen sollten, daß sie dazu nicht fähig seien, das weiß jeder, den die große Ehrfurcht vor der Wissenschaft nicht ge- hindert hat, den Schriften von Marx näherzutreten. So schrieb er zum Beispiel in seinemNachwort" zur 2. Auflage desKapital", S. K14(L4. Januar 1873, vier Jahre vor seinem Briefe an Sorge): Das Verständnis, welches dasKapital" rasch in weiten Kreisen der deutschen Arbeiterklasse fand, ist der beste Lohn meiner Arbeit. Ein Mann, ökonomisch auf dem Bourgeoisstandpunkt, Herr Meyer, Wiener Fabrikant, tat in einer während des deutsch -fran- zösischcn Krieges veröffentlichten Broschüre treffend dar, daß der große theoretische Sinn, der als deutsches Erbgut galt, den söge- nannten gebildeten Klassen Deutschlands durchaus abhanden ge- kommen ist, dagegen in seiner Arbeiterklasse neu auflebt." Wie weit entfernt Marx von der Meinung war, die Arbeiter sollten sich nicht mit ökonomischer Theorie beschäftigen/solche nicht lehren und nicht darüber schreiben, dafür sei nur eine bezeichnende Tatsache vorgebracht. Im Jahre 18S0 veröffentlichte der Schneider EccariuS einen Artikel überDie Schneiderei in London oder der Kampf des großen und des kleinen Kapitals" in der von Marx und Engels herausgegebenenRevue der Neuen Rheinischen Zeitung ". Die Redaktion begleitete den Artikel mit folgender Anmerkung: Der Verfasser dieses Artikels ist selbst Arbeiter in einem Londoner Schncidershops. Wir fragen die deutschen Bourgeois, wie viele Schriftsteller sie zählen, die fähig wären, in ähnlicher Weise die wirkliche Bewegung aufzufassen? Ehe das Proletariat seine Siege auf Barrikaden und in Schlachtlinien erficht, kündigt es die Ankunft seiner Herrschaft durch eine Reihe intellektueller Siege an. Der Leser wird bemerken, wie an die Stelle der sentimen- taten moralischen und psychologischen Kritik, wie sie Weitling und andere schriftstellerndc Arbeiter geltend machten gegen die be- stehenden Zustände, hier eine rein materialistische und freiere Auffassung, von keinen GemütSmucken gestört, der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Bewegung gcgenübertritt"(ö. und ö. Heft. S. 128). Auch hier finden wir wieder eine Spitze gegenschriftstellernde Arbeiter", aber hier zeigt sichs deutlich, daß Marx gegen die Be- schäftigung der Arbeiter mit der ökonomischen Theorie und deren Verfechtung in der Presse nicht nur nichts einzuwenden hatte, son- dern sogar erwartete, die Arbeiter könnten auf diesem Gebiete die Bourgeoisie schlagen. Er wendet sich bloß gegen jene schrift- stcllcrnden Arbeiter, die sich das Studium der materiellen Wirk- lichkeit durchsentimentale moralische und psychologische" heute würden wir sagen ethisch-ästhetische Kritik zu ersparen suchten. Gerade das Beispiel von EccariuS beweist, daß Marx seinen persönlichen Einfluß nicht dazu aufbot, Arbeiter vom Studium der ökonomischen Theorie und von der Zeitungsschreiborei abzuhalten, sondern daß er sie dazu vielmehr aufmunterte, wobei er allerdings suchte, ihnen die nötige solide theoretische Grundloge beizubringen. Der Schneider EccariuS selbst gab 1888 eine theoretische Unter- fuchung heraus,Eines Arbeiters Widerlegung der nationalökono- mischen Lehren John Stuart Mills ". In der Vorrede kommt er auf seinen eben erwähnten Artikel zu sprechen und bemerkt weiter: Derselbe Artikel öffnete mir die Spalten der englischen Arbeiterzeitungen, und ich habe seitdem meine Mußezeit Haupt- sächlich damit zugebracht. Zeitungsartikel für Arbeiterzeitungen zu schreiben. Ob meine literarischen Arbeiten stets der Meinung entsprachen, welche die Redaktion derNeuen Rheinischen Hei- tung" im vorstehenden kundgibt, muß ich anderen zu beurteilen überlassen. Durch die persönliche Arcundschaft und den Umgang mit Karl Marx wurde meine Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die politische Oekonomie gelenkt" und nicht etwa auf die Biographien Friedrichs II. und Napoleons . In der Tat, politische Oekonomie, das ist das A und O eines jeden, der den proletarischen Klassenkampf wissenschaftlich begreifen und nicht etwa bei sentimentaler moralisch-pfychologischer Kritik stehen bleiben will. ES gibt aber keine politische Oekonomie ohne Werttheorie. Ein Lehrer des Proletariats, der diese für seine Schüler beiseite lassen will, beweist damit, daß er selbst von poli» tischcr Oekonomie keine Ahnung hat. Eisner ereiferte sich über einen Schüler der Parteischule, der sich herausgenommen hatte, einen Kursus von zwanzig Vorträgen über die Werttheorie zu halten. Ich kenne diese Vorträge nicht und habe kein Urteil über sie. Aber so ungeheuerlich erscheint eS mir keineswegs, daß ein Arbeiter zwanzig Vorträge über die Wert- theorie hält. Eng mit dieser verbunden ist die Theorie des Mehr- Werts, des absoluten und relativen Mehrwerts. Die Lehre vom absoluten Mehrwert umfaßt die Kapitel vom Arbeitsprozeß und vom Arbeitstag. Die Lehre vom relativen Mehrwert umfaßt das Verhältnis zwischen Arbeiter und Maschine, Frauenarbeit, Kinder» arbeit. Endlich umfaßt die Werttheorie die Lehre vom Wert und Preis der Arbeitskraft, die Theorie d«S Arbeitslohnes, Zeitlohn, Stücklohn, nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne. Und über alles das soll ein Arbeiter nicht fähig sein, zu sprechen und zwanzig Vorträge darüber zu halten? Und alles das soll für die Auf- klärung der Arbeiterschaft von keinem Belang sein, dagegen un- entbehrlich die Biographien einiger Staatsmänner und Feldherren? Sollten sich durch die Ausführungen EiSner» und Mauren- brechers einige Genossen abgeschreckt fühlen, der Werttheorie näher- zutreten, hinter der sie ein geheimnisvoll«? unentwirrbares ChaoS leeren Spekulierens ohne praktische Bedeutung vermuten, so werden diese Zeilen vielleicht beitragen, ihnen zu zeigen, welche große Be- deutung nicht nur für ihr Denken, sondern auch für ihr praktische? Verhalten die Werttheorie hat, wie sie den Leitfaden bildet, ohne den sie sich unmöglich mit Sicherheit zurechtfinden in den Verhält- nissen, die sie täglich und stündlich umgeben." Der nürnberger Parteitag In den Organisationen. Erklärung. In der Münchener Versammlung, die sich mit dem Nürn- berger Parteitage beschäftigte, hat der Genosse Müller die bereits in Nürnberg als unwahr zurückgewiesene Behauptung wiederholt, wonach ich eine Besprechung zwischen einer Anzahl süddeutscher Genossen und dem Parteivorstande und der Kon- trollkommission kurz abgebrochen haben soll, unmittelbar nachdem Genosse Seilitz Aenderungsvorschläge für die dem Parteitage vorgelegte Budgetresolution gemacht hat. Obschon diese Dar» stellung bereits in Nürnberg als falsch und irreführend ge» kennzeichnet wurde, bin ich durch die von dem Genossen Müller in München erfolgte Wiederholung zu einer nochmaligen Richtig stellung gezwungen. Der Sachverhalt ist folgender: Nach stundenlangen Erörterungen über die Sache machte Genosse Segjß Vorschläge zur Abänderung, deren Aw nähme die in der Resolution zum Ausdruck gebrachte grundsätzliche Auffassung vollkommen beseittgt haben würde. Auf meine ausdrückliche Frage, ob jemand zu diesen Vorschlägen das Wort wünschte. meldete sich niemand und erst nach Minuten langer Pause erklärte ich. daß wir dann mit der Besprechung zu Ende wären und fügte als meine per sönliche Ansicht hinzu, nach meiner Meinung böten die Segitzschen Vorschläge keine Basis für eine Verständigung, wobei ich mich genau, wie das Segitz vorher von seinem Standpuntt aus getan, dahin aussprach, daß volle Klarheit in der Frage geschaffen werden müsse und eine Verkleisterung" nichts nutze. Ferner ist die Behauptung des Genossen Müller unwahr, die Resolutton sei ferttg nach Nürnberg mitgebracht worden. Die Resolution ist erst in Nürnberg vom Vorstand entworfen und nach langer und eingehender Beratung mit der Kontrollkomniission festgestellt worden. Dabei wurde ausdrücklich vereinbart, daß die Resolution vor ihrer Einbringung dem Genossen Bebel vor- gelegt werden solle, um ihm Gelegenhett zu geben, seine Meinung zur Geltung zu bringen. Das ist geschehen und Genosse Bebel hat die Resolution, ohne Abänderungsvorschläge zu machen, gutgeheißen und auf dem Parteitag vertreten. Ueber die geschmackvolle Art, Aeußerungen aus vertraulichen Verhandlungen zu fruktifizieren, und den ebenso geschmack- vollen Versuch, zwischen dem Genossen Bebel und den anderen Vorstandsmitgliedern und der Kontrollkommission zu differenzieren, enthalte ich mich jedes Urteils. Paul Singer. ... In Fürth wurde am Mittwoch die Diskussion über die Budget» frage fortgesetzt. Die Gegner der Budgetbewilligung legtm neuer- ding? ihren Standpunkt dar. Sie wendeten sich auch gegen die Erklärung der 86 und legten eine Resolution vor. die die strikte Beachtung und Einhaltung der Partei- tagSbeschlüsse erwartet. Von einem Redner wurde erklärt, die süddeutschen Abgeordneten hätten sich auf dem Partei- tage gar nicht an der Abstimmung über die verschiedenen Resolutionen zu dieser Frage beteiligen dürfen. Andere Redner erklärten ihr Einverständnis mit der Zustimmung zum Budget sie sprachen aber die Meinung aus, daß nunmehr dem solange nicht wieder zugestimmt werden dürfe, als bis in dieser Frage auch bei der Mehrheit der Partei eine andere Auffassung Platz gegriffen habe. Gegen diese Einschränkung wendete sich eine dritte Gruppe von Rednern. Dieser Meinung, schloß sich die große Mehrheit der Versammlung an. Es wurde eine Resolution angenommen, die sich mit den Be« schlüssen des Parteitages einverstanden erklärt, aber die An- nähme der Borstandsresolution bedauert. Die Tätigkeit der Landtagsabgeordneten müsse der Kontrolle d e r L a n d e S o r g a n i s a ti o n e n überlassen bleiben. Deshalb wird die Erklärung der 88 gebilligt und nachdrücklich die Erwartung ausgesprochen, daß damit der unleidige Budget st reit erledigt und die Partei in ihrer gemeinsamen Arbeit unter den jetzt besonders schwierigen Verhältnissen nicht weiter gestört werde. * Im Sozialdemokratischen Verein Bahre rith griff der Genosse R o s e n w a l d die bayerische sozialdemokratische LandtagSftaktion wegen der Zustimmung zum Finanzgesetz scharf an. Gausekretär Walter trat ihm entgegen. In der sehr lebhaften Debatte stellte sich die Mehrzahl der Redner auf die Seite der Fraktion. m* In Erlangen erklärte sich eine Parteiversammlung ein­st i m m i g für eine Resolution, in der die Budgetbewilligung für eine Frage der Taktik erklärt wird, die deshalb in der K o m- petenz der einzelnen Landtagsfraktionen und Landesorganisationen gelegen sei. AuS diesen Gründen wird die Erklärung der 68 gebilligt. * Bayerische Genosse» tadeln de» bayerischen LandeSvorpaad. In einer Parteiversammlung zu Bamberg wurde in lebhafter Diskussion bedauert, daß die Debatten über die Budgetftage sich in einer Weise ausgewachsen hätten, daß die Partei dadurch Schaden leiden müsse, und daß der bayerische Parteivorstand durch seine Erklärung den Streit neu angefacht habe. Mit allen gegen zwei Stimmen wurde eine Resolution angenommen, worin dem bayerischen LandeSvor- stand ein Tadel ausgesprochen wird, weil er. obwohl die Budgetftage auf dem Nürnberger Parteitage als erledigt zu be- trachten war, entgegen dem Parteitagsbeschluß sich auf den Stand- punkt der 88 gestellt habe. Er wäre verpf lichtet gewesen, die Beschlüsse der obersten Instanz zu wahren. Sein Verhalten sei aber nur dazu angetan, die Einigkeit der Gesamt» Partei zu stören. In Lechhausen(Oberbahern) wurde eine R e« solution angenommen, dieeS als unbedingte Partei- Pflicht jedes Genossen betrachtet, auch ferner für die G e- schlösse nheit und Einheit der Partei zu wirken. Von der sozialdemokratischen Fraktion im bayerischen Landtag ermattet sie vertrauensvoll, daß sie im Sinne der großen Mehrheit der deutschen Parteigenossenschast die Bescküsse in der Budgetftage prüft und alles daran setzt, dte ge« schlossene Einheit zu erhalten, wdem sie nach besten Kräften den in Nürnberg gefaßten Beschlüssen nachkommt. .> ZustimmungS- Resolutionen zur Erklärung der SS faßten Ler- sammlungen zu Baiersdorf bei Erlangen , Amberg - S u l z b a ch und Schweinfurt . » In Hall tWürttemberg) wurde gegen neun Stimmen eine Resolution abgelehnt, die dre Budgetverweige- rung billigt und forden, daß die Abgeordneten sich nach dem ParteitagSbeschluß richten. Abgelehnt wurde auch eine R e- solution. die den Patteitag wegen seiner Behandlung der Budgetfrage tadelt, dagegen angenommen eine Resolution, die auS dem Schweigen des Parteitag» btt der Erklärung der 68 schließt, daß die Partei gewillt sei, den besonder« gelagerten Ver- Hältnissen Süddeutschlands Rechnung zu tragen und den süd- deutschen Abgeordneten auch fernerhin die nötige BewcgungSfteiheit zu lassen, um in besonderen Fällen den LandeSbudgelS zuzustimmen. In Bretzenheim bei M a i n z, der stärlsten Landorgantfation des Wahlkreises, waren im Gegensatz zu Mainz alle Redner mit der Budgetresolution des PatteitageS einverstanden. Sämtlich ver- urteilten sie auch die Erklärung der 68 und die Halbing der Mainzer Volkszeitung" in dieser Frage. Eine Resolution, die gegen eine Stimme angenommen wurde, sagt, daß der Mehrheitsbeschluß des Parteitages unbedingt durchgeführt werden müsse. Die Erklärung der 66 sei gefährlicher als die Bewegung der Anarcho- sozialisten. Sollte die anarchistische Individualität von den 66 zur praktischen Durchführung gebracht werden, dann solle reiner Tisch gemacht werden. » In B a d« n haben Versammlungen zu Rintheim , Zell . Hausen, Rheinfelden , Schopfheim , Fahrnau und Maulburg , Waldshut und S ä ck i n g e n für die Budget- bewilliger und die Erllärung der 66 resolvierl. In Köln befaßte sich Freitag in einer gut besuchten Versamm- lung der Delegierte Genosse B. Müller eingehend mit der Budget- debatte. Er stellte sich vollständig auf den Bode» der Parteivorstandsresolution und bezeichnete die nach- trägliche Behauptung süddeutscher Blätter, daß aus dem Schweigen des Parteitags zu der Erklärung der 66 Delegierten das Ein- Verständnis des Parteitages zu folgern sei, als i l l o h a l. Zum Schluß unterbreitete er folgende vom Genossen A. Hofrichter und ihm eingebrachte Resolution: Die... Bersammwng... erklärt sich mit den Beschlüssen de? Parteitags in Nürnberg einverstanden. Grundbedingung für die Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Partei, ein wesentlicher Faktor ihrer Stoßkraft und Stärke, ist die allseitige Nespeltierung der Parteitagsbeschlüsse. Die Versammlung bedauert daher auf das lebhafteste, daß mehrere süddeutsche Blätter, wie auch die Erklärung de» bayerischen Landesvorstandes der sozial- demokratischen Pattei die Respektierung der vom Nürnberger Pattei- tag mit etwa Zweidrittelmehrheit gefaßten Resolution zu der Budget- bewilligungsfrage vermissen lassen." In der Diskussion kamen nur vier Redner zu Wort, von denen sich zwei zwar mehr oder weniger auf den Standpunkt der Süd- deutschen stellten, aber ganz entschieden, wie auch die anderen beiden Redner, die Befolgung des ParteitagSbeschlusseS in der Budgetfrage forderten.---Die Diskussion wurde vettagt. .. Die Remscheider Genossen faßten einstimmig im schroffen Gegensatz zu der revisionistischen Haltung ihres Pattei- organS eine Resolution, ivottn es heißt: Insbesondere begrüßt die Versammlung die klare Stellung- nähme des PatteitageS zur Budgetfrage, wodurch mit über- großer Majorität die Pattei ihren Willen kund gab, den Klassen- kampfftandpunkt nicht zu verlassen. Die Versammlung bedauett aufs tiefste die von 66 süddeutschen Delegietten abgegebene Erklärung. insofern dieselbe eine Aufforderung zum offenen Disziplinbruch ist. Die Versammlung erwartet vom Parteivorstand, daß er darübec. wacht, daß diese Drohung nicht ausgeführt wird, sondern die Beschlüsse des Parteitages, als oberste Parteiinstanz, �beachtet werden." ?sn einer Patteiversammlung de? Wahlkreises Dresden - t a d t wurde mit 118 gegen V9 Stimmen die Billigung des Be- schlusseS des Nürnberger Pattettages über die Budgetftage ab- e l e h n t. Im übttgen erklärte sich die Versammlung mit den Be- .lüssen des PatteitageS einverstanden. Es wurde folgende Resolutton angenommen: Die Patteiversammlung ist der Meinung, daß eS im Interesse der Gcsamtpartei dringend geboten ist, bei allen prinzipiellen und taktischen Auseinandersetzungen sachlich, parteigenösstsch und unter Beachtung der abweichenden Meinungen zu diskuttcren. Die Versammlung stricht den dringenden Wunsch auS, daß alles daran gesetzt werden möchte, um wieder volle Verständigung und Einigkeit herbeizuführen, damit die Sozialdemokratie den Gegnern der Ar- beiterklasse geschlossen gegenübertreten kann. ».' In Meißen erklärte man sich mit den Beschlüssen des Pattei- tageS einverstanden. '.' Die Genossen des P i r n a e r Wahlkreises billigten gegen die Sttmme ihres früheren Abgeordneten Genossen Fräßdorf und noch eine weitere Stimme einmüttg die Haltung des Partei- tage» in der vudgetfrage. ».» Im sozialdemoftattschen Verein in Breslau legte am Donners « tag der Delegierte Genosse Mehrlein die Gründe dar, die ihn bewogen haben, für die Resolution Frohme und gegen die des Parteivorstandes zu stimmen. In der Diskusston kamen vier Redner zum Worl, die sich sämtlich gegen die Budgetbewilligung und für die Borstandsresolution erklärten. Hierauf wurde die Versammlung bis zur nächsten Woche vertagt. ES liegen drei Resolutionen vor, eine, die die süddeutschen Genossen aufforvett, die Disziplin zu wahren; die andere wendet sich gegen die Vorstands- resolution und spricht sich für die Resolution Frohme auS, und eine dritte erklärt ihr Einverständnis mit dem Verhalten des Delegierten und hofft auf eine Einigung durch gegenseitige» Entgegenkommen. Zur vudgetfrage nahmen öffentliche Versammlungen in Ilmenau und Apolda Stellung. In beiden Versanimlunaen trat man einstimmig der bereits in Weimar anaenonimenen Re> solution bei. die sich mit den Beschlüssen des Parteitage» ein- verstanden erklärt. In beiden Versammlungen wurde gleichfall» dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß bei einer beabsichtigten Aenderuug de» OrganisationSstalut» eingefügt wird, daß fortgesetzter Disziplin- bruch als AuSschlußgrund angenommen werden kann. Ebenso er- klärte sich eine Versammlung in Arnstadt lSchwarzburg-SonderS- hausen) mit den Parteitagsbeschlüssen einverstanden, ».» Im Sozialdemokratischen Wahlverein zu Jena stellte sich der Referent, Genosse Leber, durchaus auf den Standpuntt der Vor- siandsresolution. In der Diskussion sprachen zehn Redner, die sich mit Ausnahme von zwei Genossen, die es lieber gesehen hätten, wenn die Resolution Frohme angenommen worden wäre, durchaus mit dem Referenten einverstanden erklärten. Der Artikel, den da»Correspondenzblatt der Gewerkschaften Deutschlands " über den Patteitag geschrieben bat. wurde scharf verurteilt und gesagt, daß dies nicht die Meinung der Gewerkschaftler sei. ES gibt Gewerkschaftsgenossen zu Tausenden, die zehnmal mehr für die Gewerkschaftsbewegung getan haben wie Umbreit und Genossen und mit der großen Masse der Parteigenossen sich auch in diesem Falle solidarisch erklärten. Gegen eine Stimme wurde eine entsprechende Resolution an« genommen, in der eS zum Schluß heißt:Aufs schärfste muß e» die Versammlung verurteilen, daß auf dem Parteitag die anwesenden Gewerkschastsfllhrer gegen die Resolution des Partei- Vorstandes gestimmt haben. Sie haben dadurch bewiesen, daß sie die einheitliche Parteiorganisation mit durchbrechen helfen und einer süddeutfchcn Sonderorganisatton in der Pattei Vorschub leisten wollen. Dieses Verhalten der Gewerkschastssührer die verlangen, daß die Pattei jeden Genossen auszuschließen hat, der nicht auf vem Boden der Zentralverbände steht, aber andererseits die in der Pattei bisher übliche Disziplin beseitigen wollen muß auch in den Ge­werkschaften selbst auf das entschiedenste bekämpft werden." .* Der Partetverein für Hamburg I nahm in zwei Versammlungen zu den Beschlüssen des Parteitage» Stellung. Nach Entgegennahme der Berichte von den Delegietten Stötten , Schaumburg und Genossin gietz und lebhafter Aussprache wurde gegen drei Stimmen die von der Genossin gietz eingebrachte Resolution angenommen: