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Nr. 233. 25. Jahrgang.

5. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 4. Oktober 1908.

Partei- Angelegenheiten.

2. Wahlkreis. Montag, 5. Oktober, findet im großen Saal bon Happoldt, Hasenheide, eine Voltsversam m= Tung statt mit der Tagesordnung:" Die politische Lage". Referent Reichstagsabgeordneter Richard Fischer. Da der fom­mende Reichstag sich mit neuen Steuervorlagen befassen wird, müssen wir schon jest energisch Protest einlegen. Frauen und Männer! erscheint deshalb in Massen. Näheres siehe Inserat in heutiger Nummer. Der Vorstand.

Parteitages.

kaufen und sich dadurch die Vorteile des Einkaufs im Großen sich für berechtigt gehalten, die sofortige Entlassung zu sichern. Die Einkaufstage sind Zusammenfünfte von Ver- eines Patienten D. zu bewirken, weil dieser zu einigen Patienten tretern der einzelnen Vereine, welche hier ihren Bedarf an gesagt hatte, er werde über die soeben verfügte sofortige Ent­Waren zusammenstellen und ihre Bestellungen bei der Groß- lassung eines anderen Patienten, die ihm ungerechtfertigt erschien, einkaufsgesellschaft aufgeben. Im vorigen Jahre hat die an den" Borwärts" berichten. Seit wann hat ein Abteilung IV 25 Einkaufstage abgehalten und Waren im Arzt sogar die Befugnis, einen Patienten schon dafür mit Ent­Werte von rund 512 Millionen Mark umgesetzt.- lassung zu bestrafen, daß er nur die Absicht geäußert hat, Ueber

In den Lagerräumen des ersten Stockwerks find un- griffe von Krankenhausärzten durch den Vorwärts" zu veröffent­geheure Mengen aller möglichen Waren aufgespeichert. In lichen? Herr Dr. Stanjet machte übrigens kein Geheimnis Säcken, Ballen, Fässern, Kisten sind sie verpackt. Meist sind daraus, daß ihm der Vorwärts" ganz besonders verhaßt ist- es Lebensmittel, daneben aber auch andere Artikel des wie allen, die Grund haben, ihn zu fürchten. Das merkwürdigste Charlottenburg . Dienstag, 6. Oftober, abends 8% Uhr, findet Massenkonsums. An der Hinterfront des Lagerhauses zieht bei diesem Akt der Krankenhausdisziplin" ist das, daß der zu fm großen Saale des Volkshauses eine öffentliche Volksversamm- fich ein Anschlußgleis vom Lehrter Bahnhof hin. Hier wer- Unrecht mit Entlassung bedrohte Patient, für den der Patient D. lung statt. Auf der Tagesordnung stehen: 1. Die Aufgaben der den die Waren aus den Eisenbahnwaggons in Handrollwagen sich ereifert hatte, schließlich doch im Krankenhaus verbleiben Charlottenburger Gemeindepolitik und die Sozialdemokratie. verladen und diese mittels elektrischen Aufzuges nach dem durfte, während D. selber ohne Gnade ausgewiesen wurde. Referent Landtagsabgeordneter Paul Hirsch . 2. Distuffion. Lager hinaufbefördert. Ein großer Teil der Waren kommt Man schreit immer darüber, daß die Hetze" des Vorwärts" das 3. Fortsetzung der Diskussion über den Bericht des Nürnberger von Hamburg auf dem Wasserwege nach Berlin . Diese werden Vertrauen der Bevölkerung zu den Krankenhäusern, den Rigdorf. Für die weiblichen Mitglieder des Wahlvereins bon dem nahegelegenen Humboldthafen mit Fuhrwerk nach dem Aerzten usw. untergrabe. Untergraben wird das Vertrauen nicht findet am Mittwoch, 7. Oftober, abends 8% Uhr, in Hoppes Fest Lagerhause oder auch direkt nach den Verkaufsstellen be- durch uns, sondern durch die Personen, die solche Willkürakte fäle, Hermannstr. 49, eine Versammlung statt. Genossin Klara begehen in der selbstherrlichen Ueberzeugung, die Kranken­Unter die sofortige Weyl referiert über das Thema:" Die Frau und der Sozialis= Ein besonderes, von den übrigen Lagerräumen voll- Hausdisziplin" erfordere die mus". Diskussion. Vereinsangelegenheiten. Verschiedenes. ständig abgeschloffenes Zimmer dient der Aufbewahrung von brüdung jeder Kritit. Wer so stramm auf Disziplin Mitgliedsbuch legitimiert. Der Vorstand. Kaffee, Tee und Kakao. Von diesen Genußmitteln führt die halten zu sollen glaubt, sollte zunächst mal über sich selber die ge­Schöneberg. Heute, mittags 12% Uhr, findet in den Neuen Großeinkaufsgesellschaft ihre eigenen, mit Schuhmarke hörige Disziplin ausüben. Rathausfälen". Meininger Straße 8, die Wahlvereinsversammlung G.-E.-G. bersehenen Sorten, die in Zubereitung und Mischung Noch einmal: Der Selbstmörderfriedhof im Grunewald. statt. Tagesordnung: Fortsetzung der Diskussion über den Nürn­berger Parteitag. - Vereinsangelegenheiten. Der Vorstand.

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Treptow - Baumschulenweg. Dienstag, 6. Oftober, finden die Monatsversammlungen des Wahlvereins für beide Ortsteile statt. Die Treptower Versammlung tagt im Restaurant" Bur Rennbahn". Tagesordnung: 1. Bericht vom Parteitage. 2. Wahl eines Mit­gliedes zum örtlichen Vorstand. 3. Vereinsangelegenheiten. 4. Ver­schiedenes. Die Versammlung für den Ortsteil Baumschulenweg tagt in Speers Festsälen. Tagesordnung: 1. Der Nürnberger Parteitag, Referent Genosse tüter. 2. Diskussion. 3. Vereins­angelegenheiten. 4. Wahl eines Obmannes.

miert.

miert.

Karlshorst . Dienstag, 6. Oftober, pünktlich 29 Uhr, abends, Wahlvereinsversammlung im Fürstenbad". Auf der Tages­ordnung steht ein Vortrag:" Von der Entstehung der Arbeiter­bewegung". Der Vorstand.

Adlershof . Am Dienstag, 6. Oktober, abends 8% Uhr, findet bei R. Bayer, Bismardstr. 10, eine außerordentliche Mitglieder­bersammlung des hiesigen Wahlvereins mit folgender Tages­ordnung statt. Fortsetzung der Diskussion über die Konsumgenossen­

schaftsangelegenheit.

Der Vorstand.

Bernsdorf . Sonntag, nachmittags 8 Uhr, findet im Knorr schen Lotale die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt.

fördert.

dem in den verschiedenen Gegenden Deutschlands ber­schiedenen Geschmack des Publifums Rechnung tragen.

Heidekrant.

Wenn der bunte Blütenstrauß, den die Natur einige Monate hindurch vor unseren Augen entfaltete, allmählich dahinweltt und fahles Gelb und Braun und Grau die leb­haften Farben ablösen, dann ringt sich aus dem Sande der Mark hier und da noch einmal ein Blütenteppich zum herbst­lichen Himmel. Das Heidekraut blüht. Seit Wochen schon schauen die rötlichen Sträußchen aus den dunkelgrünen, starren Büschen, und Wochen hindurch noch werden die fleinen, zierlichen Glöckchen uns durch den Herbst zum Winter hineinläuten, bis der Frost auch dem bescheidenen Heidekraut ein Ziel feßen wird.

Ueber die Vernachlässigung des Selbstmörderfriedhofs im

Die Räumlichkeiten im ersten Stock bedecken eine Boden- Grunewald hatten wir fürzlich Klage geführt. Unter Hinweis fläche von 1100 Quadratmetern, außerdem sind im Keller auf jene unsere Mitteilungen wird uns über ein Begräbnis berichtet, das lehthin auf diesem Friedhof stattgefunden hat. Ob­noch Lagerräume mit einem Flächeninhalt von 500 Quadrat- wohl das Begräbnis durch die Familie des Verstorbenen bestellt metern vorhanden. Bedeutende Warenmengen gehen hier worden war und in Gegenwart eines Trauergefolges vollzogen täglich ein und aus. In nicht zu ferner Zeit wird das wurde, war der Verlauf doch so würdelos, daß dadurch die Lager in der Heidestraße dem Bedarf nicht mehr genügen und lebhafte Entrüstung der Teilnehmer hervorgerufen wurde. Der die Gesellschaft wird sich an Stelle der Mietsräume, die jetzt Lebensmüde, den sie zu Grabe trugen, war ein Gastwirt F. aus eine Jahresmiete von 12 700 Mark fosten, ein eigenes Lager- Berlin . Er hatte sich im Grunewald erschossen, war als Leiche auf­gefunden und durch seine Frau rekognosziert worden und sollte Rummelsburg . Dienstag, 6. Ottober; findet im Saale der Haus beschaffen. Witwe Weigel, Türrschmidtstr. 45, eine Mitgliederversamm­So geht es Schritt vor Schritt weiter auf dem Wege der nun auf dem dortigen Friedhof bestattet worden. Frau F. bestellte bei einem Tischlermeister Michel in Zehlendorf einen Sarg und lung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Berichterstattuno Organisation der Warenverteilung und im Anschluß daran verabredete mit ihm Tag und Stunde der Beerdigung. Sie be vom Parteitag, Referent Rechtsanwalt Kurt Rosenfeld . zur Eigenproduktion der Genossenschaften. Die Berliner zahlte ihm, nebenbei bemerkt, den Garg mit 60 M., den Transport 2. Diskussion. 8. Vereinsangelegenheiten. Mitgliedsbuch legiti- Konsumgenossenschaft geht bereits mit der Absicht um, eine des Sarges mit 6 M. extra, eine Dede mit 5 M. und außerdem die Der Vorstand. eigene, mit allen technischen Vervollkommnungen der Neuzeit Beerdigung " mit 35 M.; so steht es auf der Rechnung, die uns Brig- Budow. Dienstag, 6. Oftober, abends 29 Uhr, findet eingerichtete Bäckerei zu errichten, welche imstande ist, die Ar- borgelegt worden ist. Die 35 M. berechnete Herr Michel sich offen­bei weniger die Generalversammlung des Wahlvereins statt. beiterschaft mit gutem, preiswertem Brot zu versorgen. bar für die gleichfalls von ihm übernommenen Arbeiten bei der Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes und der Gemeindever- Dieser Plan sowie die weitere Ausgestaltung des Genossen- und der schließlichen Beisetzung. Als furz vor der vereinbarten Zeit Herstellung der Gruft, der Reinigung und Einsargung der Leiche treter. 2. Bericht des Genossen Groger über den Nürnberger schaftswesens wird um so eher zur Wirklichkeit werden, je die Witte mit den Kollegen des Verstorbenen, Mitgliedern des Parteitag. 3. Diskussion. 4. Verschiedenes. Mitgliedsbuch legiti- mehr die Arbeiter durch Erwerbung der Mitgliedschaft die Verbandes der freien Gast- und Schankwirte", auf dem Friedhof Der Vorstand. Konsumgenossenschaft vergrößern und finanziell stärken. eintraf, war noch keine Gruft gegraben. Auch der Sarg wurde durch den Tischlermeister und zwei junge Leute erst jett angeliefert, wo das Trauergefolge bereits wartete. Die beiden jungen Leute machten sich nun in Gegenwart der Wito e daran, die Gruft auszuschaufeln. Als die Leichenhalle geöffnet wurde, zeigte sich der Witwe die Reiche noch in demselben Bustande, wie sie aufgefunden worden war, mit Blut bedeckt und auf einem Karren liegend. Mach­dem das Gesicht des Toten notdürftig gereinigt worden war mehr war wohl überhaupt nicht möglich, weil es ja auf dem Fried­hof fein Wasser gibt, wurde die Leiche eingesargt und unter Beihilfe der Kollegen des Verstorbenen in die Gruft gesenkt. Die jungen Leute hatten übrigens zur Verwunderung des Trauer gefolges dem Toten die Stiefel ausgezogen. Als nach dem Grunde gefragt wurde, antwortete Herr Michel ärgerlich: Na, Sie können sie sich ja mitnehmen!!" Handelte es sich hier um Unsere Pflanze ist ein Vertreter der großen Pflanzen- einen alten Brauch, der bei Beerdigung eines Selbstmörders als familie der Heidegewächse, die fast anderthalbtausend Arten zulässig gilt? Es wurde darauf bestanden, daß die Stiefel noch zählt. Fast dreiviertel dieser Bahl stammen aus Südafrika , nachträglich in die Gruft gelegt wurden. Herr Michel war audy aus dem Kaplande. Unsere Gärtnereien, Balkone und Fenster darüber zur Rede gestellt worden, daß er durch seine Saumseligkeit macht in Berlin , trok mancher Schwierigkeiten, die in den zeigen zahlreiche Vertreter dieser Familie, bei denen auch der die Würdelosigkeit dieses Begräbnisses verschuldet habe. Er erklärte örtlichen Verhältnissen begründet sind, unausgesetzte Fort- Laie meist sofort die Aehnlichkeit mit unserem Heidekraut seelenruhig, hier draußen tomme es nicht so genau schritte. Die Zahl der Mitglieder und damit auch der Waren- herausfühlt. Es sind prächtigere Formen, die unsere Heimat- mörderfriedhofes ihre abstumpfende Wirkung ausübt. Da draußen Waren- Herausfühlt. Darauf an. Man sieht, wie die Vernachlässigung des Gelbſt= umsatz ist ständig gewachsen. Neuerdings haben sich die liche Pflanze meist an Wirkung überragen. Und dennoch kommt es nicht so genau darauf an", selbst dann nicht, wenn man beiden Konsumentenorganisationen, welche bisher in Berlin werden sie sie nie verdrängen können, denn es fehlt ihnen sich außer 71 Mart für Sarg und Dede nebst Transport noch bestanden: der Konsumverein und die Konsumgenossenschaft, der Zauber der Pflanzen, die auf heimatlichem Boden ge- 35 Mart für Beerdigung" hat bezahlen lassen. miteinander verschmolzen. Damit ist für Berlin die von den wachsen sind. Wäre es anders, so müßte man vielleicht dem Interessenten längst als notwendig erkannte Einheitlichkeit baumartigen Heidekraut den Preis zusprechen, das unter In der nächsten Woche findet eine Sigung der Berlinet der Organisation auf dem Gebiete des Genossenschaftswesens anderem in Südwesteuropa heimisch ist und auf den Kanarischen Stadtverordneten- Versammlung nicht statt. vollzogen. Von der Zusammenfassung der Kräfte unter einer Inseln bis zu 20 Meter Höhe erreicht. Verweigerte Krankenhilfe. einheitlichen Leitung sind natürlich weitere Fortschritte auf Im Nordwesten und im Südosten der Mark nimmt das fonsumgenossenschaftlichem Gebiete zu erwarten. Wenn Heidekraut noch erhebliche Strecken des verheideten Bodens Es ist ein anerkanntes Gebot nicht nur der Christen-, sondern auch die Ausbreitung des Konsumgenossenschaftswesens von ein. Um Berlin ist es nicht gerade überall, aber doch an der Menschenpflicht, daß man einem berunglüdten Mitmenschen den Interessenten als befriedigend angesehen wird, so ist diese sehr vielen Stellen derart bestandbildend anzutreffen, daß Hilfe zuteil werden läßt, soweit man dazu in der Lage ist. Die Befriedigung doch nur eine relative, denn im Verhältnis zu rötlicher Schimmer den Boden überzieht. Kein Freund der unbedingte Erfüllung einer solchen Pflicht der Humanität sollte der großen Bahl von Konsumenten, welche sich in ihrem Natur wird dem Reize widerstehen können, einen Strauß aus eigenen Intereffe der Genossenschaft anschließen fönnten, Seidekraut zu pflücken und ihn ohne Wasser in eine Base zu ist die Bahl der Genossenschaftsmitglieder doch immer noch stellen, damit er im Winter noch lange einen letzten Gruß des gering. Troßdem aber bildet die Konsumgenossenschaft schon Herbstes vor Augen habe. heut einen beachtenswerten Faftor in der Warenverteilung. Das zeigt uns, anschaulicher als lange Zahlenreihen es ber­mögen, ein Blick in das Warenlager, aus dem die Verkaufs­stellen der Konsumgenossenschaft mit Bedarfsartikeln aller Art versorgt werden.

Berliner Nachrichten.

Das Konfumgenossenschaftswesen

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Die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumbereine hat sehr große Warenlager in ber­schiedenen Städten Deutschlands . Auch in Berlin befindet sich ein solches. Die Näume, in denen es früher untergebracht war, genügten nicht mehr. Seit Ende vorigen Jahres ist das Berliner Lager auf dem Grundstück Heidestraße 53 unter gebracht.

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Die

Krankenhausbisziplin". Daß in Krankenhäusern Patienten sich den Anordnungen der Aerate fowie des Pflege und Wartepersonals au fügen haben, ist im Vorwärts" oft ausgeführt worden. Ein geordneter Krankenhausbetrieb, für den das Personal die Ver­antwortung übernehmen soll und kann, ist anders gar nicht mög lich. Aber die immer wiederkehrenden Klagen über die Kranken­hausdisziplin" richten sich ja weniger dagegen, daß die Patienten sich fügen müffen, als dagegen, daß die" Disziplin" mitunter in einer Weise ausgeübt wird, die sehr an Willkür und Brutalität erinnert.

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Der Besucher, welcher die Treppe zum ersten Stockwerk Was soll man z. B. dazu sagen, wenn man hört, daß im des Hofgebäudes emporstieg, tritt zunächst in das Kontor. Birchow Krankenhause auf der Station 25 für Sechs bis acht Angestellte find hier beschäftigt mit Buch- Geschlechtstrante der Wärter Blasen erklärt habe, führung und anderen schriftlichen Arbeiten, welche der kauf- er selber würde die vielen an Tripper Erkrankten am liebsten männisch geleitete, bis in die kleinsten Einzelheiten zwed- mit Prügeln zu furieren suchen. Es wird sogar be­mäßig organisierte Betrieb erfordert. Der große Raum ist hauptet, er habe ausdrücklich den Gebrauch von Gummischläuchen von Licht und Luft durchflutet und kann in dieser Hinsicht als ein erfolgreiches Heilmittel gepriesen. Ein Mann, der in den Kontorräumen so manches großen Privatunternehmens solchem Tone mit Krankenhausinsassen verkehren zu dürfen glaubt, zum Muster dienen. Neben diesem Raume befindet sich das ist doch wahrhaftig nicht geeignet, Aufsichts- und Hoheitsrechte über Kontor des Geschäftsführers, und an dieses schließt sich ein Patienten auszuüben. Möge er sich doch einem anderen Berufe geräumiges Sigungszimmer. Ein riesiger Glasschrank, der eine ganze Wand bedeckt, erregt die Aufmerksamkeit des Be fuchers. Hinter den blizzblanken Scheiben birgt sich ein Warenlager im kleinen. In Fläschchen, Gläsern, Büchsen und Päckchen sind Proben der verschiedensten Waren ausge­stellt, welche die Großeinkaufsgesellschaft führt. Das Sigungs­Aus dem Virchow Krankenhause wird uns noch zimmer dient der Abhaltung von Einkaufstagen. Das Ber­ liner Lager versorgt nämlich außer Berlin noch die Konsum- über ein anderes Vorkommnis berichtet, das gleichfalls zeigt, wie bereine der Provinz Brandenburg , Pommern und Schlesien start mitunter in dem Personal das Gefühl unbeschränkter Macht mit Waren. Innerhalb dieses Bezirks( Abteilung IV der vollkommenheit ausgebildet ist. Strankenhausärzte sind, wie man Großeinkaufsgesellschaft) bestehen bier Einkaufsvereinigungen weiß, rasch bereit, gegen Unbotmäßigkeit" die Disziplinarstrafe der Konsumvereine. Das heißt, cine Anzahl einzelner Ber - sofortiger Entlassung zu verhängen. Auf der Station 24 eine haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam einzu- für Geschlechtstranke hat der Arzt Dr. Stanjet

zuwenden, wenn es ihm nicht paßt, bei Geschlechtstranten Wärter­dienst zu tun. Er war übrigens durch keine Ungehörigkeit irgend eines Batienten dazu gereizt worden, seine Schwärmerei für die Prügelfur zu befunden. Der Mann ist, nebenbei bemerkt, dafür bekannt, daß er zu den Frommen gehört. Frömmigkeit und Prügelstrafe findet man allerdings oft beieinander.

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man in erster Linie von jenen Stellen erwarten, die eigens dazu errichtet sind, um Kranken und Verunglückten zu helfen. Man sollte es nicht für möglich halten, daß jemand, der vor der Tür eines Krankenhauses hilflos zusammenbricht, im Krankenhause feine Hilfe findet. Und doch ist dem so.

Es war am Montag, den 28. September, um die Mittagszeit, als in der Bernauer Straße , unmittelbar vor dem Lazarus­Krankenhause, ein Mann auf dem Straßendamm lag und sich in Krämpfen wand. Eine Menge Neugieriger umstand den Unglück­lichen, den man neben der Bordschwelle auf ein paar alte Säde gelegt hatte. Ein uns bekannter Genosse, der vorüberkam, erfuhr, daß der Stranke schon seit einer halben Stunde dort lag, daß eine Krankenpflegerin aus dem Pazarus- Krankenhause sich den Ver­unglückten angesehen und sich wieder entfernt hatte. Nun ging unser Genosse in das Lazarus- Krankenhaus, um Hilfe zu holen. Einer Krankenschwester, die er im Empfangszimmer traf, trug er sein Anliegen vor. Aber statt einer Hilfe für den in Krämpfen auf der Straße Liegenden erhielt unser Genosse die Antwort, er folle fich an die Polizei wenden, das Krankenhauspersonal dürfe nicht einschreiten. Unser Genosse ließ sich durch diese Ant­port noch nicht abweisen. Er rief einen vorübergehenden Kranken­wärter an und fragte ihn, ob man denn dem auf der Straße liegenden Verunglückten die Hilfe versagen wolle. Auch der Strantenwärter erteilte unserem Genossen den Bescheid: Wenden Sie sich an die Polizei, wir dürfen nicht einschreiten." Als dei Genosse nach einem Arzt fragte, wurde ihm gesagt, der Arzt sei gerade mit einer Operation beschäftigt und könne nicht ablommen. Ms unser Genosse sah, daß er im Krankenhause feine Hilfe für den Verunglüdten erhalten würde, entfernte er sich mit der Be­merkung, er werde diese Angelegenheit in der Oeffentlichkeit zur Sprache.bringen. Diese Bemerkung hat allem Anschein nach den Sinn der Leute geändert, welche sich für unzuständig erklärt hatten, einem Berunglückten beizustehen. Bald nachdem sich unser Genosse aus dem Krankenhause entfernt hatte, tamen zwei Wärter und trugen den Verunglückten, der immer noch bewußtlos war, in das Krankenhaus.

Es ist uns unverständlich, daß die von unserem Genossen an­gerufene Strankenschwester und der Wärter die Hilfe ablehnen tonnten mit bem ginweis auf die Boliget, die für diesen Fall