traurig um sie, wenn sie das ruhig hinnähmen. Wir sind weit davon entfernt, den Ausschluß von Genossen auS der Partei zu fordern, wenn sie star! von den geltenden sozialdemokratischen Grundsätzen abweichende Anschauungen vertreten. Aber das muß u. E. Leuten wie Maurenbrecher und Calwer mit aller Deutlichkeit gesagt werden: wenn euch daS Mazedonien der Sozialdemokratie zu klein ist, dann sucht euch ein größeres, nnbeschräntteres Gebiet für eure Wirksamkeit.' Aber dann seid auch ehrlich genug, die Kon- sequenzen daraus zu ziehen: kehrt der Sozialdemokratie den Nacken. Die Unterminierung der Partei, durch eine gewisse Tätigkeit inner- halb wie außerhalb ihrer Mauern ist alles andere nur nicht sozial- demokratisch. Männern, die so handeln, ist mit einer Variation ent, gegenzuhalten, Was©ernstem vor über zehn fahren der Partei zurief: Und waZ man ist, das wage man zu schemen. Die„Volks st imme� zu Frankfurt a. M. bemerkt: „Ein neuer Mitarbeiter von August Scherl . Neben anderen Preßunternehmen, die den denkbar tiefsten Stand deutscher Journalistik ausdrücken, hat der allzeit findige Herr August Scherl im roten Teil seines„Tag" auch eine Art politischen Meinungsbazars er- öffnet. Herr Octavio v. Zedlitz, der den großen Schleisstein der Scharfmacher dreht, der nationalliberale Burschenschafter B ö t t g e r. der Zentrumsstreber Erzberger und der blockfreisinnige Schlangenmensch P a ch n i ck e, der sich durch die Sprossen einer Leiter zu winden vermag, verhökern dort für zweifellos sehr gutes Geld ihre Waren. Daß Sozialdemokraten bis heute stets den Takt besessen haben— und es gehört dazu nur ein ganz pri- mitiveS Taktgefühl—, sich aus dieser gemischten Gesellschaft fernzu« halten, versteht sich am Rande. Aber siehe da! In der gestrigen Nummer des„Tag' stellt sich der Genosse Richard C a l w c r ein und zwar nicht mit einem x-beliebigen volkswirtschaftlichen Artikel, loa? auch schon nicht zu entschuldigen wäre, sonderir— trotz der Dresdener veschlüffe I— mit einem Leiranikcl über den Nürnberger Parteitag, über eine ganz interne Parteifrage also. Dieses Faktum zu konstatieren genügt wohl.' Im„v o l k s w i l l e n'(Hannover ) lesen wir: „Noch ein sozialdemokratischer Mitarbeiter an der bürgerlichen Presse. Wie Genosse Maurenbrecher Mitarbeiter an der„Hilfe', so ist jetzt der Genosse Calwer Mitarbeiter an der Schcrlpresse ge- worden, für die er einen Artikel über den Nürnberger Parteilag geschrieben. Von beiden Genossen hätte man billigerweise erwarten dürfen, daß sie einen gefaßten Parteitagsbeschluß besser beachteten.' DaS„H a m b u r g e r E ch o" druckte die Notiz deS„Vorwärts' ab. Die„Dresdener Volkszeitung' schreibt: „Ein falscher Weg. Genosse Richard C a l>v e r veröffentlicht im „Tag" einen Leitartikel über die Situation in der Sozialdemokratie, wie sie durch den Nürnberger Parteitag geschaffen worden ist. Auf den Inhalt seines Artikels einzugehen besteht für uns kein Anlaß. Es mag nur kurz gesagt werden, daß CalwerS Ansicht dahin geht, daß die von bürger- sicher Seite erwartete und prophezeite Spaltung der Arbeiterbewegung nicht eintreten werde, daß die Partei sich aus sich selbst heraus immer mehr zur evolutionistischen Auffassung und Politik entwickeln werde. Der Zweck deS Artikels geht dahin, von dieser Calwerschen Auffassung aus Irrtümer der bürgerlichen Presse über die Ergebnisse des Nürnberger Parteitages z» widerlegen. Der Inhalt und Zweck des Artikels ist mithin kein anderer als der mancher anderer Parteigenossen, die dieselbe Frage behandelt haben. Jedoch halten wir eS für außerordentlich wenig geschmackvoll, daß Genosse Calwer seine Ansichten ausgerechnet im„Tag" niederlegen muß. Gewiß soll der„Tag" eine Art DiSkusfionSorgan für Vertreter aller politischen Richtungen sein. Aber vorwiegend arbeiten in ihm reaktionäre Leute wie v. Zedlitz und andere. Und vor allem ist„Der Tag' ein Organ eben jenes Scherlschen Riesenverlages, der durch seine Preß« organe die schlimmste Berbildung der Geister betreibt, der durch scheinbare Unparteilichkeit den politischen Charakter entmannt und schließlich nur der Reaktion dient. In einer solchen Zeitung sollte ein Parteigenosse schon einfach deshalb nicht schreiben, weil er da- durch die Bestrebungen der Parteigenossen erschwert, die für einen Zustand friedlichen gemeinsamen Arbeitens innerhalb unserer Partei eintreten._ Arieiterbildungsbestrebungen. Der ArbeiterbildungSauSschuß in Frankfurt a. M. hat dieser Tage sein Winterprogramm festgesetzt. Nach diesem werden drei Lehrkurse veranstaltet. Genosse Redakteur Hermann Wendel wird in fünf Abenden das Zeitalter der kapitalistischen Revolution be- handeln. Ein Bild des EntwickclungSgangeS der Gewerkschafts- bewegung wird Genosse T i m m- München geben, und über die EntwrckelungLstufen des Wirtschaftslebens wird Dr. D u n ck e r- Stuttgart lehren. Ferner sind Einzelvorträge vorgesehen. So wird Genosse G r u m b a ch- Frankfurt a. M. über Literatur und Sozialismus und Frau Kormann-Lorenz-Graz über Ada Negri als Arbeiterdichterin sprechen. Neben geschichtlichen, geographischen und naturwissenschaftlichen Lichtbildervorträgen stehe» noch als künst- lerische Veranstaltungen Kammcrmusik-Abende, Lieder-Abende für Kinder und humoristische und satirische Abende auf dem reichhaltigen Programm._ Vom Fortschritt der Presse'. 1000 Abonnenten sind nach der Umwandlung der„Fränkischen Volkstribüne' zu Bay- r e u t h durch eifrige Arbeit der Genossen neu gewonnen worden. Die Parteipresse im Saargebiet. Am 1. Oktober hat die „VolkSwacht' in St. Johann ihr Erscheinen eingestellt; dafür wird unter den Parteigenossen des SaarrevierS die Frankfurter „Volksstimmc', unter den Lothringer Genossen die Straßburger „Freie Presse" verbreitet werden. In einem Abschiedsartilel sagt die„VolkSwacht":„Mit dein heutigen Tage geht zum zweiten Male da« selbständige Parteiorgan für daS Saargebiet ein und zum zweiten Male werden die Gegner freudig triumphieren, aber das sagen wir ihnen: den Gedanken deS Sozialismus ver- bannen sie nicht mehr aus dem Saargebiet, er hat Wurzel gefaßt und wird sich weiter entwickeln, wenn auch langsam, und zwar io, daß demnächst nochmals ein eigenes Blatt begründet, aber auch ge- halten wird. Am 27. Dezember 1831 erschien im„Boten von der Saar" das erste selbständige Parteiorgan für die werktätige Be- vülkerung de? Saar - und Blies- Gaues; eZ erlag aber dem Drucke und stellte am St. März 1SS4 daS Erscheinen ein... Nach dem Hilger« Krämer- Prozeß im Jahre 1304 glaubten unsere Genossen, der Druck sei gebrochen, und so gründeten sie 1S0S in der„Saarwacht' da« zweite Parteiblatt, das 18V3 in die „VolkSwacht" aufging, bei gleichzeitiger Erweiterung deS Ver- breitungsbezirkS. Bei dieser Umgestaltung fand auch eine Ver« legung de» Druckortes von Frankfurt nach Straßburg statt, wobei sich jedoch unvorhergesehene und ungeahnte Schwierigkeiten und Hindernisse herausstellten, die daS Unternehmen von vornherein wieder in Frage stellten. Das hatte dann zur Folge, daß alle die Erwartungen, welch« die Genossen an diese Aenderung gestellt hatten, mcht eintrafen, wodurch die AgitationS« und Schaffens- sreude sehr gelähmt wurde, womit jedoch die vielfach eingerissene grenzenlose Trägheit nicht entschuldigt werden soll. Doch alle diese Umstände haben dazu beigetragen, daß eS statt vorwärts dahin gegangen ist. wo wir jetzt angekommen find, trotz der immensen Opfer der Parteikasse." Zum Schlüsse wird die Mahnung aus- gesprochen, daß die Parteigenossen trotz der schlechteren ZeitungS« Verhältnisse einig zusammenstehen möchten, dann werde die jetzt zu Grabe getragene„VolkSwacht" bald wieder auferstehen und als besseres Kampforgan dauemd fortleben. Personalien. In die Redaktion der. Leipziger Volks- zeltung' ist am I.Oktober Genosse S chlce aus Bamberg eingetreten. Di« sozialdemokratische Partei des Kantons Zürich hielt am Sonntag in Horgen ihren Parteitag ab, der von 17b Delegierten usw. besucht war. Der Abrechnung ist zu entnehmen, daß die Zahl der organisierten Genossen, für die an die Partei Beiträge gezahlt »orrden. von ILSö auf 7243 gestiegen ist. Die Einnahmen betrugen 8377,23 Frank, die Ausgaben 3080,23 Frank, der Kassenbestand 917 Frank. Der wichtigste Punkt der Tagesordnung war der Antrag der Genossen in Wintertbur usw. auf Wiedererwägung des Parteibeschlusses, nach dem in allen vier Nationalratsivahl- kreisen des KantonS Zürich volle sozialdemokratische Kandidaten- listen aufgestellt werden sollten. Ter Wiedererwägungsantrag be- zweckte, die Bestimmung darüber den Wahlkreisen selbst zu über- lassen. Die Parteileitung kam dem Antrage in der Form ent- gegen, daß sie ihrerseits dem Parteitage beantragte, zu erklären, daß die Partei nach wir vor die Ausstellung voller sozialdemokra- tischer Listen als die beste Taktik erachte und sie daher den Wahl» kreisen empfehle. Nach kurzer Beratung stimmte der Parteitag mit 105 gegen 53 Stimmen dem Vorschlage der Parteileitung zu, womit dem Wicdererwägungsantrage Rechnung getragen ist. Auf Antrag der Parteileitung wurde weiter beschlossen, von der Auf- skllung einer Ständeratskandidatur diesmal Abstand zu nehmen. Mit Befriedigung wurde die Mitteilung entgegengenommen, daß auf die Nationalratswahlen hin eine Agitationsbroschüre von 40 Seiten für den geringen Betrag von 10 Rappen herausgegeben wurde, die also zur Massenverbrectung geeignet ist. Em Induftrie und ftandcU Die Krise und die Jndustrieriese«. Die großen Bergwerksunternehmen wie auch die Industrie� giganten, die alle Betriebe der Kohlen- und Eisengewinnung, ferner Gießereien und Walzwerke umfassen, haben das hinter uns liegende Jahr der wirtschaftlichen Depression gut überstanden. DaS finanzielle Ergebnis des am 1. Juli 1909 abgeschlossenen Geschäftsjahres hält sich auf dem Niveau der beiden voraufgegangenen Glanz- jähre. Mit der Dividendenausschüttung hielt man sich aller- dings nicht auf dem vorjährigen Satze. cä wurden größere Summen für Abschreibungen angesetzt. Das ist eine Vorsicht«- maßnähme, durch welche man auch für später die Garantie einer guten Dividende gegeben hat. Hält die Depression noch weiter an, reicht daS Erträgnis des laufenden Jahres nicht an daS des ver- flosscnen heran, dann kann die Summe der jetzt über das Normale und Notwendige hinaus vorgenommeneu Abschreibungen mit zu Dividenden verbraucht werden. Unter diesem Gesichtswinkel be- trachtet, hat das letzte Jahr den großen Unternehmen ein sehr gutes Erträgnis geliefert. Nach dem ewigen G jammer über fortgesetzte Lohnsteigerungen und Material- Verteuerungen hätte man auf einen viel schlechteren Abschluß rechnen sollen. Die Resultate zeigen, was hinter jenen Behauptungen steckt, die immer als bestimmende Ursache für Preiserhöhungen vor geschoben worden sind. Und da die Preistreiber auch die Htmpt repräsentanten der Scharfmacher stellen. die durch Ausnahme gesetze usw. den Arbeitern den wirtschaftlichen Kamps erschweren wollen, tritt deren Gemeingefährlichkeit im Lichte der finanziellen Ergebnisse der großen Gesellschaften erst recht in Erscheinung. Nach folgend stellen wir die Ergebnisse von drei großen Unternehmen vergleichend zusammen. Die Geschäftsberichte weisen folgende Ziffern auS: Harpencr Laura- Zus. für die Bergbau TÄ5 Hütte 8 Gesellschaft. Mark lMart Mark Rohgewinn: 1905/06... 20 548 882 23 601 005 9 245 253 85 835 093 1306/07... 21 833 885 27 504 328 8 873 547 53 175 033 1907,08... 24 736 837 27 891383 8 391546 60 879 823 Abschreibungen: 1905/03... 8 422 930 7 334 479 4 201 158 20 253 537 1906/07... 9 281 842 9 101 583 4 700 838 23 034 263 1907/03... 11469999 12092013 4 700000 23 232015 Reingewinn: 1905/33... 8 423 637 13082 393 4 044 098 28 693128 1906/07... 9 195 191 18 403 040 4 172 709 31 770 940 1907/03... 8 448 878 15 299 837 8 891 546 27 139 791 Bemerkt sei zu den Zahlen, daß in den Angaben über den .Phönix' für das Jahr 1905/06 die Ergebnisse des später in ihm aufgegangenen»Hoerder BereinS' einbezogen sind. Da die Summen der Rohgewinne bei den einzelnen Gesellschaften verschieden ermittelt sind, nicht gleiche Größen darstellen, haben sie nur für die eigene Gesellschaft Vergleichswert. Wie die Gesamtrcsultate ergeben, ist der Reingewinn im letzten Jahre gegen den vorjährigen um 4 631 149 M. zurückgeblieben; das Mnus gegen den Abschluß 1995/36 beträgt aber nur 1418 337 M. Dagegen ist die Summe der Abschreibungen im letzten Jahre um über fünf Millionen Marl größer als im Jahre vorher, und für das Jahr 1995/06 sind rund acht Millionen Marl weniger abgeschrieben worden als für 1907/03. DaS kommt ja auch in den Rohgewinnen zum Ausdruck. Das letzte Jahr weist die höchste Summe auf. 2 704 753 M. mehr als im Jahre vorher, und gegen 1905/03 ist sogar ein PluS von 5 434 733 M. vorhanden. Anscheinend sind die Unternehmer aber mit solchen Resultaten noch nicht zufrieden; sie wollen den Profit erhöhen durch Druck auf die Löhne, durch Verschlechterung der Arbeitsverhältnisse. Diesem Zwecke dient die von ihnen nun etablierte systematische Straf- und Rache- Politik gegen mißliebige Arbeiter. Und da gibt eS immer noch Leute, die von Harmonie der Interessen reden. Die Automobilindustrie in Deutschland . Das Reichsamt des Innern hat über die Entwickelung der Automobilindustrie Erhebungen angestellt, deren Resultate nun vor- liegen. Leider müssen die Zahlen schon als ziemlich veraltet an« gesprochen werden. Für 1907 liegen keine Angaben vor. diese be- »chränken sich auf die Jahre 1901» 1903 und 1903. Sie geben folgendes Bild: I. Fahrzeugfabriken. Ivvl 1903 1906 Zahl der Betriebe..... 12 18 34 Kapital....... 2». 7 536 225 16 806 116 43 001814 Zahl der Arbeiter..... 1 689 3 289 10347 Löhne....... M. 1814 591 8 816 929 13 323 578 Zahl der techn. Beamten.. 196 228 612 Gehälter....... M. 270241 666 682 1549194 Zahl der kaufm. Beamten.. 68 167 480 Gehälter...... M. 156 419 898 595 1067 164 Wert der Produktion.. M. 5 654794 14100240 51042 780 n. H i I f s i n d u st r i e. Zahl der Betriebe..... 66 91 154 Kapital....... M. 8 260 709 17245 705 60068 489 Zahl der Arbeiter..... 1303 2 768 10 751 Löhne....... M. 1 366 560 2934 230 12473051 Sonstige Angestellte..... 173 406 1 468 Gehälter...... M. 849 245 828 210 8 866 617 Wert der Produltion.. M. 6171870 17 662396 82052023 Die Summe von 43 Millionen, welche als das in der Fahrzeug« industrie arbeitende Kopital ermittelt worden ist, bleibt hmter der Ziffer zurück, welche sich onS den Bilanzen der Aktiengesellschaften und anderweit gemachten Angaben der Gesellschaften und Einzel- firmen ergeben. Der Unterschied erklärt sich daraus, daß ein großer Teil der Fahrzeugfabrikcn neben der Herstellung von Krafträdern. Kraftwagen und Motoren auch noch andere FadrikationSzweige be- treibt, so z. B. die Herstellung von Fahrrädern, Maschinen, Eisen- teilen usw.: in diesen zahlreichen Fällen ist nicht daS Eefamtkapital eingestellt, sondern der Teil deS Kapitals ermittelt worden, der dem Anteil der eigentlichen Automobilfabrikation gegenüber der gesamten Fabrikation entspricht. Von den Fabriken, welche ihren Betrieb im Laufe deS Jahres 1906 eingestellt haben oder in Konlurs geraten sind, waren keine Angaben zu erlangen; auch die Kapitalien dieser Fabriken fehlen daher in der Gesamtziffer. Dieselben Umstände, wie beim Kapital, sind auch auf die Zahl der beschäftigten Arbeiter von Einfluß gewesen. Von den zurzeit noch bestehenden Äutomobilfabrilen haben nur drei die Fragebogen ausgefüllt. Diese Fabriken sind jedoch so im» bedeutend, daß ihr Fehlen ohne Einfluß auf die Statistik ist. Weniger Anspruch auf Vollständigkeit kann die Statistik der Hilfsindustrien erheben; bei dieser ist einmal die Zahl derjenigen Betriebe, die nicht geantwortet haben, sehr viel größer gewchen als in der Automobil- industrie; die Hauptschwierigtcil lag aber darin, daß eS fast unmöglich ist, den Kreis der zur Automobilhilfsindustrie zu rechnenden FadrikationSzweige zu begrenzen, da viele zur Automobilfabrilation erforderlichen Roh- und Hilfsstoffe außerdem auch in anderen In- dustrien Verwendung finden und vielfach nicht direkt an den Ber- braucher, sondern an Händler geliefert werden, so daß die Erzeuger dieser Stoffe nicht wissen, in welcher Industrie ihr Erzeugnis schließ- lich Verwendung findet. I» den ProdultionSzahlen der Hilfsindustrien ist übrigens nicht das enthalten, was von den Hilfsindustrien an die Automobil- industrie geliefert worden ist und in deren ProdultionSzahlen wiedererscheint, wie Stahl« und Metallguß, Auwinobilteile und -zubehör, Karosserie, sondern auch die Lieferung von Betriebsstoffen und Ersatzteilen an die Automobilbesitzer, zum Beispiel Benzin, Oel, Radreifen und Lausdecken, und ferner die für Rechnung der Automobilbesttzer ausgeführten Reparaturen. Endlich kommt noch hinzu die sehr erhebliche Aussuhr von Ersatzteilen und Zubehör, die insbesondere in der Gummiindustrie ins Gewicht fällt. Der Wert der Statistik der AutomobithilfSinduslrien beruht daher weniger in der absoluten Höhe der Zahlen, als in der Bergleich- barleit der Zahlen der verschiedenen Jahre. Und da ergeben sich folgende Vergleiche. Von 1901 bis 1906 hat bei den Fahrzeug- fabrilen zugenommen: die Zahl der Betriebe...... 183 Proz. „ Summe de» Kapitals.... 470„ , Zahl der Arbeiter...... 650„ „ Summe der Löhne..... 634„ „ Zahl der technischen Beamten. 427„ „ Summe deren Gebälter... 473„ „ Zahl der kaufmännischen Beamten 606„ , Summe deren Gehälter... 582„ der Wert der Produltion.... 862„ Demnach ist die Zunahme am geringsten bei den Betrieben; am stärksten ist der Wert der Produktion hinaufgegangen. Darin sowie in dem über die Zunahme der Betriebe hinausgehenden Anwachsen des Kapitals und der dieses WachSlum noch hinter sich lassenden Zunahme der beschäftigten Arbeiterzahl prägt sich der Zug zum Großbetrieb, zur Konzentration auS. EyodikatSterror. Die Spirituszentrale bat am 1. Oktober dieses Jahres die Geschäfte der bisherigen Zentrale für Spiritusverwertung auf fernere zehn Jahre übernommen. Wie die Leitung, so sind auch die Geschästsprinzipien des alten SpirituSringeS von dem neuen voll- kommen übernommen worden. Um die Abnehmer zur dauernden Geschäftsverbindung und zum ausschließlichen Bezüge des von ihnen zu verarbeitenden Spiritus aller Art von der Spirituszentrale zu zwingen, ist ihnen ein Revers zur Unterschrift vorgelegt, der besagt. daß, wenn sie innerhalb des kommenden Jahres(vom 1. Oktober 1903 bis 30. September 1909) von anderer Seite als vom Ringe be- ziehen, sie für jeden Hektoliter, den ihnen die Zentrale geliefert hat. 3 M. Aufgeld als Strafgeld zahlen müssen. Die Abnehmer sind also, auch wenn ihnen bessere Qualitäten von anderer Seite offeriert werden, gezwungen, trotzdem ausschließlich vom Ringe zu be- ziehen, um nicht jene 3 ivt. Strafe zahlen zu müssen. Denaturierten Spiritus(Vrennspirituk) liefert die Zentral« über- Haupt nur, wenn sich der Käufer vorher zur ausschließlichen Abnahme seines gesamten Bedarfes von Spiritus aller Art vom Ringe verpflichtet. Die Nürnberger Spiritus- Großhändler haben aus diesem Grunde die Versorgung deS Kleinhandels im Nürnberger Bezirk mit Brennspiritus eingestellt. Die Zentrale will alS ein wahres Musterinstiutt für die Förderung des Verbrauches von denawriertem Spiritus gelten. Daß die EpiritnSzentrale durch ihre rigorosen Bedingungen den Bertrieb von denaturiertem Spiritu? nicht erleichtert, sondern sehr wesentlich erschwert, liegt auf der Hand- Aber das Ziel, die Konsumenten zu schröpfen, wird erreicht und kein Staatsanwalt schreitet ein gegen solchen Terror, gegen solche Nötigung, die der Erlangung von Vermögensvorteilen dient. Willkür in der Preisfestsetzung. Die auffallende Tatsache, daß die Fleischpreise für die gleichen Sorten bei den verschiedenen Fleischern derselben Stadt, ja desselben Stadtviertels außerordentlich von einander abweichen, hat die Zentral- stelle der preußischen LandwirtschaftSlammern veranlaßt, im August in ungefähr hundert Fleischerläden BerkinS, Charlottenburg » uiw. Fleisch aufzukaufen und dadurch die wirklich gezahlten Fleisch- preise feststellen zu lassen. Dabei ergaben sich außerordentliche Differenzen zwischen den Verkaufspreisen. Jnnnerhalb derselben Stadt- bezirle sind Unterschiede bis zu 100 Proz. festgestellt worden. Die- selben außerordentlichen Preisdifferenzen sind auch von der Zentral- stelle der preußischen LandwirtschaflSkammcr in Königsberg fest- gestellt worden. In anderen Städten bestehen sie sicher auch. Es läßt sich daraus das Fazit ziehen, daß nicht der Einkaufspreis des Schlachtviehes, nicht die Qualität des Fleisches in erster Linie den Preis bedingt, sondern vielmehr die rein willkürliche Preisforderung je nach der Lage und Ausstattung de» Ge- schästeS. Unter solchen Umständen ist die in verschiedenen Städten seitens der Konsumenten erhobene Forderung, daß die Fleischer ihre Verkaufspreise erkennbar in ihren Läden anzuschreiben haben, durchaus berechtigt. In Sachsen , Bayern und Thüringen sind bereits derartige Verordnungen zum Schutze des Publikums erlassen worden. In den Fleisch- und Wursiwarenverlaufsstellen der Konsumgenossenschaften, zum Beispiel der Hamburger„Produktion' und deS Lcipzig-Plagwitzcr Konsum- Vereins erfolgt die Bekanntgabe der VerlausSpreise ohne behördlichen Zwang, wie überhaupt die Konsumvereine preiSregnlierend und hygieniich mustergültig vorgehen, weil ihnen jeder ErwcrbSzweck fernliegt._ Hus der fraucnbcwcgung. Zunahme der Frauenarbeit. Eine ganz unerfreuliche Erscheinung kann seit einigen Monaten am gewerblichen ArbeitSmarkte gemacht werden: Die Nachfrage nach männlichen Arbeitskräften läßt nicht nur entsprechend dem Rückgang des Beschäftigungsgrades nach, sondern weit darüber hinaus. Statt männlichen ArbeitSlräften werden weibliche eingestellt, so daß die Zahl der beschäftigten Frauen und Mädchen im laufenden Jahre gegen 1907 noch zunimmt, während die Entlassungen Von männlichen Arbeitskräften ein immer stärkeres Heer von Arbeitslosen entstehen lassen. Noch im März dieses Jahres war die Zahl der gewerblich Beschäftigten, gemessen an den Mitgliederziffern der an daS.ReichSarbeitSblatt' berichtenden Krankenkassen, größer alS im März 1997. JmApril trat dann zum erstenmal eine absolute Abnahme gegenüber dem Borjahre ein, die sich in den nächsten Monaten noch ganz merklich steigerte. Berechnet man ausgehend vom Stande am 1. Januar 1906 die Beschäsligungsziffer fortlaufend von Monat zu Monat, so waren am 1. August 1903 3 237 576 männliche Arbeits- kräste tätig gegen s 301 400 am 1. August 1907. Die Abnahme be-
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