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Neber die Beiden Parteiversammlungen in Fürth , deren Sympathieerklärung für die KS die bayerische Parteipresse mit so viel Wohlgefallen abdruckte,»vird derLeipziger Volkszeitimg' noch nachträglich aus Fürth geschrieben: Von den 8300 Mit­gliedern waren in der ersten Versammlung zirka 70 und in der zweiten SO Genossen anwesend. Die Diskussion drehte sich vornehmlich um die Budgetfrage und um die Erklärung der SS. Die Anwesenden billigten das Verhalten ihrer Delegierten. Es wurde eine Resolution angenommen, welche die Budgetfrage als eine taktische bezeichnete. Die Gegner der Budgetbewilligung der- langten, das; die Abgeordneten sich ebenso den Parteibeschlüssen zu fügen haben, wie jeder andere Genosse, und verwiesen darauf, dast bei den Gemcindewahlen, als solche noch im Zusammengehen mit anderen Parteien, insbesondere der Volkspartei, vor­genommen wurden, schon früher eine Minderheil bestand, die Kompromisse mit der Volkspartei entschieden mistbilligte, jedoch ist es deshalb der Minderheit nicht eingefallen, dagegen zu protestieren. sondern sie unterwarf sich dem Willen der Mehrheit, wie daS bei der Demokratie notwendig ist. Das Verhalten der 66 würde zur Dikmmr führen. Sic Resolution wurde mit 49 gegen 1! Stimmen angenommen. *. Von der imVorwärts" veröffentlichten Erklärung des Genossen Singer gegen verschiedene Ausführungen des Genossen A d o I s M 0 l l e r in der letzten Parteiversammlung zu München hat dieMünch euer Post" bislang keinerlei Notiz genommen.__ Die ZiODliteo-Sozialiftn. (Zur Sitzung des Internationalen Sozialistischen Bureaus.) Aus den Kreisen des jüdischen ArbeiterbundeS wird unS ge> schrieben: Auf der Tagesordnung der bevorstehenden Sitzung des Jnter- nationalen Sozialistischen Bureaus steht wiederum die Frage über die Zulassung der Zionisten- Sozialisten, die bereits einmal das Bureau in Stuttgart beschäftigt hatte und leider in bejahendem Sinne gelöst wurde. Wir sagen: leider, denn dieser, wohl aus mangelhafter Kenntnis der eigentümlichen Sachlage entsprungene Beschlust öffnet den Ansprüchen aller- Hand quo si- sozialistischer Gebilde auf ihre Aufnahme in die sozialistische Internationale Tür und Tor und schafft einen unliebsamen Präzedenzfall für alle Zukunft. Nach ihrem ganzen Charakter haben die Zionisten-Sozialistcn keinerlei Anspruch au Austiahme in die internationale sozialistische Organisation, sondern eS hat vielmehr diese letztere allen Grund, derartige Elemente energisch von sich zu weisen. Schon die bloste Znsammenstellling von Zionismus und Sozialismus müstte jeden zum Slachdenken bewegen: der Sozialismus ist das objektiv- notwendigeZiel desproletarischen Klassenkampfes, derZioniSmuS aber eine reaktionäre Utopie, die Frucht der verzweifelten öko- nomischen Lage der jüdischen Kl e i n b o u r g e o i s i e, die in ihrem aussichtslosen Kamps gegen den anstürmenden Kapitalismus den Boden unter den Füsten sinken fühlt und deshalb ihr Heil und ihre Rettung in der Flucht nach dem gelobten Lande sieht. In Rustland war der Boden für den Zionismus um so günstiger, als die un- erhörte politische und nationale Knechtung den Horizont noch mehr verfinsterte und alle Wege zur Rettung vollends versperrt schienen. Bereits am Beginn seiner Tätigkeit suchte der Zionismus , um einen festen Halt zu gewinnen, den ihm die krast- und saftlose Klein- bourgeoisie nicht bieten konnte, die Gunst des Proletariats zu er- werben, und so wurden schon nach kurzem allerhand bescheidene Eegenwartssorderungen als Köder ausgeworfen. Mittlerweile nahm die EntWickelung der Dinge im russiichen Judentum ihren Laus: der Klassenkamps der Arbeiterklasse gegen die jüdische Bourgeoisie, der Befreiungskaurpf gegen den Zarismus entflammten auf der ganzen Linie,.der sozialdemokratische Gedanke, die sozialdemokratische Or- ganisation drang immer tiefer in die Reihen deS Proletariats. Die Zionisten, die sich unterdessen bereits den NamenArbeiterzionisten" beigelegt hatten, sahen sich genötigt, ihr Programm immer radikaler zu gestalten und kamen schließlich auf den Gedanken, ihrem Zionismus den Sozialismus in der Form eines entfernten Zukuufts- rdealS anzuhängen. Diesen logischen Widersinn suchen sie durch eine Analyse des ökonomischen EnNvickelungsgangcS des russischen Juden- tumS zu beweisen: der jüdische Kapitalismus, so behaupten sie, könne sich nicht entwickeln, das Proletariat würde deshalb stets in den Kinderschuhen stecken bleiben und es nie zum Sozialismus bringen können. Dies wäre nur in einem selbständigen jüdischen Staate möglich, es liege daher die Erwerbung eines selbständigen Territoriums im Jntereffe nicht nur des jüdischen Volkes überhaupt, welches ein Feld für freie nationale Betätigung braucht, sondern auch im Interesse des jüdischen Proletariats, welches daher zur Erreichung dieses Zweckes Hand in Hand mit allen Klassen der jüdischen Bevölkerung zu gehen habe. Schon diese wenigen Andeutungen genügen, um sich eine Vor- stellung davon zu machen, wie es uin den Klassenkampf- charakler der Zionisten- Sozialisten bestellt ist, wenn sie in den Vordergrund ein rein nationales Ziel stellen und dem Zusammengehen mit der jüdischen Bourgeoisie das Wort reden. Und in der Tat läuft ihre ganze praktische Tätigkeit in Rußland ans eine Vertuschung der Klassengegensätze, eine Schwächung des Klassenkampfes. eine Verdunkelung des Klassenbewußtseins des jüdischen Proletariats, eine Hemmung der sozialistischen Aufklärungs- arbeit hinaus. Und wenn die Zionisten-Sozialisten sich herauszu- reden suchen, nicht der Zionismus , sondern gerade der Kampf um die Freiheit in Rußland stehe gegenwärtig bei ihnen im Vorder- grund und sie müßten daher ebenso bewertet werden wie die anderen sozialistischen Parteien Rußlands , so«halten wir ihnen folgendes Zitat aus ihrem Zentralorgan<DaS Wort ", Nr. 6) entgegen, wo sie im ArtikelDie Reaktion und die jüdische Revolution" sich folgendermaßen über die Bedeutung der Revolution für das jüdische Proletariat äußern:... Diese Revolution hat keinen moralischen Wert, kein höheres Streben, kein historisches Ziel, keine Zukunflspccspektivc, sie sucht nur den materielle» Nutzen von heure, den groben Vorteil des Augenblicks. Sie diskreditiert darum die Revolution selbst, denn sie dient nicht der Gesellschaft, der Mensch- heit, der Kultur, sondern sich selbst, dem zukünftigen Shylock und seinem Geld. So lange die Revolution des Goluö jdie Länder, wo die Juden zerstreut leben. Der Verfasser) ihn selbst zu ihrem Ziel hat. ist sie nichts mehr als ein Kampf einer sozialen Gruppe gegen die andere, ist sie keine Revolution, sondern ein Streit egoistischer Interessen... Innern Wert und moralische Kraft wird die jüdische Re- v o l u t i o n nur dann bekommen, wenn sie im Namen der Befreiung vom Golus geführt lv erden wird." Hier wird also offen zugegeben, daß nach Auffassungen von Zionisten- Sozialisten die Befreiung Rußlands aus dem Joch des Zarismus, die endliche Befreiung des Proletariat? selbst keinen Wert hat, sondern daß ihnen ihr zionistisches Ideal, die Errichtung eines jüdischen NationalstaaleS über alles geht. Die Bekämpfung dieser falschen Sozialisten, die Aufdeckung ihres kleinbürgerlich-reaktionären Charakters ist stets eine der vornehmsten Aufgaben des Jüdischen Arbeiterbundes gewesen, und nun denke man sich, wie seine Situation durch den vom Internationalen Bureau gefaßten Beschluß erschivcrt wurde, da er doch die Zionisten-Sozia- listen zu waschechten Sozialisten stempelte und diese von ihm in ihrem Kampf gegen die im jüdischen Proletariat arbeitenden Ge- nossen auch ausgiebigen Gebranch machten. Daher sah sich die Sozialdemokratie Rußlands und der Jüdische Arbeiierbnnd genötigt, gegen den Beschluß des Bureau? Protest einzulegen und wir sind in der Lage, die Meinungen einer ganzen Reihe ausländischer Genossen anzuführen, die sich aus ähnlichen Gründen wie wir gegen den Stuttgarter Beschluß deS Bureaus wenden. Wir hoffen und erioarten, daß das Internationale Sozialistische Bureau seinen irrtümlichen Beschluß aushebt und so das den in Rußland arbeitenden Genossen in den Weg gelegte Hindernis wieder forträumt. Der krsnzoiUche GeweriilchaftsllongrcB. Marseille . 5. Oktober. sEig. Ber.) Heute ist hier der zehnte Kongreß der ArbeitSkonföderation der 16. französische Gewerkschaftskongreß zusammengetreten. Er sollte in der Arbeitsbörse tage», aber der republikanische Bürger- meister erließ in der letzten Stunde einen UkaS, wonach er die ArbeitSböne nur unter der Bedingung zur Abhaltung des Kongresses zu überlassen erklärte, daß dieser die aus die Tagesordnung gesetzten Punkte: Antimilitarismus und Generalstreik im Kriegssalle fallen lasse. Da die Veranstalter des Kongresses natürlich auf diese Zu- mulung nicht eingehen mochten, mußten sie den Kongreß in einen anderen weit in der Vorstadt gelegenen Saal verlegen, Nach Eröffnung des Kongresses kommt eS zu einer heftigen DiS- kuision über die Zulassung der Presse und Nichtorganisierter Per- sonen. Die Zulassung der Presse. für die u. a. auch der Sekretär der Pariser Elektrizitätsarbeiter P o t a u d eintritt, wird beschlossen. ebenso die des Publikums. Die Versammlung spricht den ver- hafteten Vorkämpfern der Gewerkschaftsbewegung ihre Sympathien, der Regierung ihre Entrüstung aus. Es sind im ganzen 1402 Mandate zugelassen, von denen 1118 auf die Föderationen und nichtsöderierten Gewerkschaften, der Rest auf die Arbeitsbörsen entfallen. In Amiens waren 1140 Mandate für beide Gnippen verifiziert. Die Zahl der Delegierten ist sehr bedeutend, zu groß für einen ruhigen Verlaus der Verhandlung, so daß jeder Zwischenfall und bei dem südlichen Teniperament eines groyen Teiles der Amoesenden ist daran kein Mangel viel Zeit in Anspruch nimmt. Ans dem vom Konföderationskonritee herausgegebenen Rechen- schaftSbericht geben wir folgende Daten wieder: Seit dem Juli 1606 bis September 1908 ist die Zahl der den d'e rationen angehörende» Gewerkschastcn von243S aus 2S86 gestregen, die der Mitglieder d.h. derjenigen, für die sie Beiträge abführen, von 203 270 ans 294 393. In Wahrheit sind manche Organisationen bedeutend stärker, sie führen jedoch nur für einen Teil ihrer Mitgliedschaft Beiträge ab. Am stärksten erscheinen im Bericht die Bauarbeiter mit 40 000, die Eisenbahner mit 45 590, die Berg- arbeiter mit 30000, die Textilarbeiter mit 20 000 Mitgliedern. Viel weniger günstig sieht der Finanzbericht aus: An Bei- trägen liefen in 25 Monaten 22 237 Fr., für den Generalstreik- sondS 782 Fr. ein, die Gesamteinnahmen betrugen 24 719 Fr., denen Ausgaben in der Höhe von 23 634 Fr. gegenüberstehen. Der Kassenbestand am 30. Juni d. I. betrug 3804,25 Fr. Die Sektion der Arbeitsbörsen ist von 136, die 1609 Gewerkschaften umfasien, auf 167 mit 2028 gestiegen. Die Einnahmen betrugen 16 399, die Ausgaben 16 081 Fr. In der Kasse sind 2764 Fr. Die Auflage dcS Organs der Konföderation, dieVoix du Peuple", hat seit zwei Jahren einen sehr geringen Fortschritt von 6300 auf 6340 aufzuweisen. Seine Finanzen zeigen ein kleines Defizit. Ueber die internationalen Beziehungen teilt der Bericht folgendes mit: Der Kongreß in Amiens hatte das Konföde- ratioilskomitee aufgefordert, die abgebrochenen Beziehungen mit dem internalionalen Gcwerkschaftsbureau unter der Bedingung wieder auf- zunehmen, daß das internaiionale Gewerkschaftssekretariat den Antimilitarismus, den Generalstreik und den Achtstundentag auf die Tagesordnung der nächsten Konferenz setze, anderen- falls aber mit den angeschlossenen nationalen Zentren in direkte Beziehungen über den Kopf des inter - nationalen Sekretariats hinlveg zu treten. Als das KonföderationSkomitce vom internationalen Sekretariat die Ein- ladung zur Gewerkschaftskonferenz in Kristiania erhielt. richtete eS an alle nationalen Sekretariate ein Schreiben, worin eS die Forderung stellte, daß die Konferenz den Beschluß von Amsterdam die Absetzung der genannten Gegenstände von der Tagesordnung betreffend annulliere. An der Konferenz nahm die Konföderation nicht teil. Die Konferenz von Kristiania b e st ä t i g t e den Amsterdamer Beschluß. DaS Konföderalions- komilee kritisiert diese Entscheidung, der eS die Tendenz zuschreibt, die Gewerkschaftsaktion unter die Herrschaft der politischen Kongresse der sozialistischen Parteien zu bringen und der französischen Arbeiterklasse unter dem Vorgeben, jede Diskussion über Tendenzen und Taktik auszuscheiden, eine Tendenz und eine Taktik vorzuschreiben. Trotz der Nichtteilnahme an den Gewerlschaftskonserenzen hat daS KonföderationSkomitce die Beitragszahlungen an das internatio- nale Sekretariat fortgesetzt. Der Bericht über diesen Punkt spricht schließlich den Wunsch auS, daß an die Stelle der internationalen Gewerkschafts k o n f e r e n z e nwirkliche interkorporative und internationale Kongresse" treten möchten. Der allgemeine Bericht des Komitees gibt einen Ueberblick über den Kamps der Bourgeoisregierung gegen die Arbeiterklasse, über die Schlächtereien und die gerichtlichen Verfolgungen, sowie über die arbeiterfeindlichen Aktionen der Unternehmer. Vermerkt sei die Hervorhebung der s o z i a l e n R e f o r m e n, die die Arbeiterschaft zu verteidigen batte. Im Bericht über den Pariser General- st r e i k v e r s u ch ist die Behauptung, daß die Arbeitseinstellungin fast allen Industrien bedeutend" gewesen sei, wohl geeignet, Kopf« schütteln hervorzurufen. Der Finanzbericht der Kommission für den Achtstundentag und den General st reik gibt folgende Ziffern: Einnahmen in der Zeit voin 20. Februar 1907 bis 30. Juni 1008 6034,95 Fr., Ausgaben 4443,80 Fr. Die Einnahmen rühren größtenteils aus festen Beiträgen der Organisationen her. Der Streikfonds nahm in 25 Monaten 22 766 Fr. ein. die Ausgaben beliefen sich auf 23 327 Fr. Die A g i t a t i o n S k a s s e verzeichnet 6189 Fr. an Ein- nahmen, 4993 an Ausgaben. Em der fraucnbewcgimg« Gesetzliche Versorgung der Witwen und ihrer Kinder. Die dänischen kommunalen Hilfskassen, die Notleidende unter- stützen, ohne daß diese irgendwelche Einbuße an ihren Gemeinde- und Staatsbürgerrechten erleiden, werden neben ihrer eigentlichen segensreichen Tätigkeit auch einen immer stärkeren Einfluß auf die soziale Gesetzgebung Dänemarks gewinnen, namentlich nachdem zu der Kassenverwaltung das allgemeine gleiche Wahlrecht für die Frauen wie für die Männer durchgeführt ist. Wenn es früher meist wohlhabende Bürger und Bauern waren, die über die Mittel der Freien Hilfskassen verfügten, die Notleidenden sich oft, namentlich aus dem Lande, an ihre eigenen Arbeitgeber wenden mußten, um in ihrer nicht selten durch erbärmliche Löhne ver- ursachten bedrängten Lage Hilfe zu erhalten, die Kaffenvorsteher 'elbst aber nur zu oft ein parteipolitisches Interesse daran hatten, sie an die Armenkasse zu verweisen, so können sich die Proletarier nun, soweit sie von ihrem Wahlrecht den rechten Gebrauch gemacht haben, an ihre eigenen Klassengenossen wenden, und Frauen, Wisiven mit hungernden Kindern finden in den Kassenvorständen Geschlechtsgenossinnen, die ihre Notlage viel besser beurteilen können als Männer, die selbst nie gedarbt und gehungert haben. Rund 2600 Frauen haben nun Sitz und Stimme in den Vorständen dieser Kasse, und daneben hat natürlich auch die Partei der Armen und Enterbten, die Sozialdemokratie, einen sehr starken Einfluß aus einen großen Teil der Kassen gewonnen. Wie sehr die Verwaltungen der Hilfskassen, wenigstens der städtischen, sich mehr und mehr ihrer sozialen Aufgaben bewußt werden, zeigte sich deutlich aus einem Kongreß, der dieser Tage in Kopenhagen stattfand. Hier waren 160 Männer und Frauen als Vertreter der Hilfskassen der dänischen Städte versammelt und sie forderten vor allem eine gesetzlich geregelte Witw ender forgu n g, frei von den Folgen der Armenunter- stützung. Hierzu sprach zunächst eine Aerztin, Frau Harbou Hoff. Sie hatte in Kopenhagen eine Untersuchung über die wirtschaftliche Lage der Witwen und anderen Arbeiterinnen ver- anstaltet und war. dadurch zu der Ueberzeugung gekommen» daß Staatshilfe unbedingt notwendig sek. Fabrikarbeiterinnen, die ein besonderes Fach gelernt haben, sagte sie. verdienen 12 bis 14 Kronen die Woche, einzelne 16 bis 18 Kronen; die ungelernten Arbeiterinnen zirka 12 Kronen. Wasch- und Aufwartefrauen ver- dienen nur 8 bis 12, die am allerbesten gestellten 15 Kronen die Woche. Aber im Sommer haben sie mit einer arbeitslosen Zeit zu rechnen. Die Näherinnen verdienen größtenteils nur 8 bis 10 Kronen die Woche, die am besten gestellten 14 bis 16; doch gibt es auch viele Näherinnen, die es nur auf 3 bis 4 Kronen die Woche bringen. So schlecht werden die Frauen im allgemeinen entlohnt! Aber die Witwen sind doppelt unglücklich gestellt, wenn der Mann plötzlich gestorben ist und sie kein Gewerbe gelernt haben. Im Jahre 1907 zählte man in Kopenhagen 8300 Witwen von unter 66 Jahren, also in Altersstufen, wo sie Kinder zu versorgen haben. Diese Frauen leben im Elend. Oft wohnt die Mutter mit 6 bis 6 Kindern in einer einzigen Stube. Viele Witwen mit 3 bis 4 Kindern verdienen kaum eine Krone den Tag, und dazu kommt die arbeitslose Zeit, wo sie gar nichts verdienen. Der sozialdemokratische Folkethingsmann S a b r o e sagte, daß an die Erziehungsanstalten jetzt durchschnittlich 800 Kronen für ein Kind pro Jahr gezahlt werden. Wenn Staat und Kommunen ge- nieinsam arbeiten, könnte man den armen Kindern weit besser helfen und gleichwohl billiger davonkommen. Jene Anstalten sind meist Unternehmen der Inneren Mission, und oft ist es vor- gekommen, daß die Kinder dort hungern mußten und noch dazu mrßhandelt wurden. Der Verband der Hilfskasscn hat eine Um- frage veranstaltet. Die Antworten ergaben, daß 23 Städte an 1420 Witwen mit 1700 Kindern rund 200 000 Kronen Armen- Unterstützung verteilten. In ganz Dänemark gibt es rund 116 000 Witwen, unter ihnen 80 90 000 unbemittelte, die einen schweren Kampf ums Dasein führen. Unser Genosse verlangte, vom Staat müßten für die Hilfskassen ausreichende Mittel, mindestens eine Million Kronen, gefordert werden. Wenn wir. sagte er, solchen Staatszuschuß erhalten, so verfügen wir über 3 Millionen und wir können dann zu den Kommunen sagen: Kommt nun mit euren Witwen zu unS! In demselben Sinne äußerten sich viele andere Delegierten. Einstimmig wurde ein Gesuch an Regierung und Reichstag beschlossen, worin grundsätzlich ein Gesetz verlangt wird, das allen bedürftigen, vaterlosen Kindern eine bestimmte Summe pro Jahr sichert, die an die Mutter auszuzahlen ist, und zwar ohne daß das Armenwesen dazwischen tritt. Solange ein solches Gesetz nicht besteht, sollen den Hilfskassen außerordentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, um den Bedürftigen vor- läufig zu helfen. Es wäre selbstverständlich verfehlt, wollte man aus dem, was auf diesem Kongreß gesagt wurde, schließen, daß in Dänemark ein besonderes, in anderen Ländern, etwa in Deutschland , nicht vor- handenes Elend der Witwen und ihrer Kinder herrschte. Der Unterschied ist vielmehr nur der, daß dort, dank der nun demo- kratisch verwalteten Institution der Hilfskassen, der Jammerschrei der Witwen nicht mehr ungehört verhallt. Leseabende. Vierter Kreis. Donnerstag, den 8. Oktober, 8,/2 Uhr, Bei Röhn. Zorn- dorfer Straße 8. 6. Kreis, 8. Abteilung. Freitag, den 9. September, abends 8Va Uhr: Leseabend bei Kirschkowsky, Bcusselstr. 9. Mariendorf . Freitagabend 3 Uhr, bei Löwenhagen(früher Reichardt) Chausseestr. 27; Leseabend. Versammlungen. Eine öffentliche Versammlung ber Hausdiener, Packer, Drei» radfahrcr, Fahrstuhlführer usw. tagte am 22. September im großen Saal von Keller, Köpenicker Straße 96-97. Dieselbe war von der Verwaltung I des Deutschen Transportarbciterverbandes cinbc- rufen und galt als die Fortsetzung einer am 8. September von der Packer- und Geschäftsdiencrvereinigung 1967 einberufenen. Der Referent Otto Schulzki sprach über da» Thema: Welche Or- ganisation ist für die Hausdiener, Packer usw. die zweckmäßigste. Die in großer Zahl Erschienenen lauschten den sachlichen Aus- führungen des Referenten. Derselbe beleuchtete in großen Zügen Verhältnis ist mit den durch die Kapitalskonzentration erstandenen Verhältnis ist mit der durch die Kapitalskonzeniration erstandenen großen Waren- und Kauchäusern gänzlich beseitigt. Nur eins ist noch erhalten geblieben: die überaus lange Arbeitszeit, miserable Entlohnung und die menschenunwürdige Behandlung. Die Hunde- demut ist»och vielfach dasjenige, was als etwas Selbstverständliches vom Hausdiener verlangt wird. Diesen Zuständen ein Ziel zu setzen, hat der Deutsche Transportarbeitervcrband als seine Haupt- aufgäbe betrachtet. Unzählige Stunden an Arbeitszeitverkürzung, tausende Mark an Mehrlohn usw. ist durch das Vorgehen der Organisation errungen worden. Selbstverständlich haben wir auch Niederlagen crlittem Das lag aber nur daran, daß das Heer derjenigen, die wohl mitcrnten aber nicht mitsäcn wollen noch ganz bedeutend war. Eine Kampforganisation muß natürlicher- weise auch damit rechnen, daß nicht alle Kämpfe gewonnen werden. Eine Organisation, die Niederlagen nicht ertragen kann, ist nicht wert, Siege zu erringen. Sollen auch die Verhältnisse im Handels- gewerbe andere, bessere werden, dann wird eS Aufgabe der Kol- legen sein, sich nicht gegenseitig zu bekämpfen, sondern das Unter- nchmertum als diejenigen zu betrachten, die ein Interesse daran haben, den Handelsarbeiter niederzuhalten. Nur durch gemein- sames Vorgehen gegen den gemeinsamen Feind das Unter­nehmertum kann Verbesserung erreicht werden. In der nachfolgenden Dislussion entwickelte ein Kollege von der Packer- und Geschäftsdiencrvereinigung 1907 seinen Stand- Punkt dahin, daß die Freizügigkeit eigentlich aufgehoben werden mühte, da gerade durch die gelernten Arbeiter den Hausdienern die größte Konkurrenz gemacht würde. Von einem Mitgliede des Transportarbeiterverbandes wurde der Packcrvcrcinigung nachge- wiesen, daß ihr Statut einen Passus enthält, welches demjenigen des gelben Vereins der Seidel u. Naumannschcn Fabrik in Dresden wie ein Ei dem anderen gleicht. Ferner sind in der ersten Zeit des Bestehens der Vereinigung große Artikel imBund", dem Organ der gelben Gewerkschaften erschienen, in welchen eine große Freude darüber ausgedrückt wurde, daß durch die Gründung neue Kämpfer für die gelbe unabhängige Gewerkschaftsbewegung er- standen seien. Außerdem hat man sich nicht gescheut, seinen Ar- beitsnachweis imBund" zu inserieren. Da» ist dann auf die er- folgte Kritik durch die Anhänger des Transporarbeiterverbandes unterblieben. Ein merkwürdiger Herr scheint ein Mitglied der Packcrvercinigung namens Karl Schmidt zu sein, derselbe war früher Mitglied deS 4. Berliner ReichStagSwahlkreiscS; ob er heute noch Mitglied ist, kann nicht behauptet werden. Derselbe meinte, einmal sei ein Anschluß an den Deutschen Transportarbeiter- verband erfolgt, sollte jedoch noch einmal von einem Kollegen dazu der Versuch gemacht werden, so würde er demselben den Schädel einschlagen! Jedenfalls scheint dieser Menschenfreund an die UebcrzeugungSkraft seiner Ideen selbst wenig zu glauben, wenn er zu solchharmlosen" Mitteln seine Zuflucht nehmen zu müssen glaubt. Den Rednern aus den Reihen der Berbandsmitglieder gelang es leicht, daS Gebaren des Herrn ins rechte Licht zu rücken. Ueberzeugend wurde darauf hingewiesen, daß selbst in den Reihen der Handlungsgehilfenverbände der Drang zum Zusammenschluß lich bemerkbar macht, wenn man auch eine Verbindung der Deutsch - nationalen mit dem Leipziger Verband nicht als vorbildlich an- 'ehcn könne. Tie Hausdiener sind jedöch weit rückständiger, m Berlin selbst existieren nahezu ein Dutzend Vereine und Vercinchen, die alle vorgeben, die Lage der HandelShilfsarbeiter verbessern zu wollen, auf Grund ihrer numerischen Stärke die Hirsche zählen ganze 10 inännliche Mitglieder niemals dazu kommen werden. Da die Zeit schon weit vorgerückt war, wurde die Versammlung auf Beschluß vertagt. Es waren noch 18 Redner eingezeichnet. In kurzer Zeit soll eine weitere Versammlung stattfinden, in welcher die Diskussion unter Benutzung der alten Rednerliste fortgesetzt werden(oll.