Nr. 239.
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25. Jahrg.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Sonntag, den 11. Oftober 1908.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
die Gesinnung der Unterdrückten zu infamieren, fällt legten deuten soll, die Durchfahrt durch die Dardanellen nicht etwa Endes das zurück, was in diesem Verfahren dem Angeklagten zu forcieren und so wieder eine vollendete Tatsache" zu schaffen.
Heimgeschickte Ehrenwächter. gebadht war.
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Die deutsche Diplomatie bemüht sich unterdessen Leipzig , 10. Oktober. ( W. T. B.) Die Begründung des Urteils können wir heute noch nicht geben, durch schöne Worte bei den Türken wieder gut zu machen, da über die Verhandlung, die nicht öffentlich war noch nichts mit was sie in der letzten Zeit gefehlt hat. Der deutsche BotLiebknecht Prozeß. Das Urteil des geteilt wurde. Der Ehrengerichtshof war gebildet aus dem Reichs- schafter hat im Auftrage Wilhelms II. Protest dagegen erhoben, Ehrengerichtshofes der Rechtsgerichtspräsidenten Freiherrn v. Seckendorff als 1. Vorsitzenden und daß die letzten Ereignisse auf der Balkanhalbinsel einem Einanwälte lautete: Sen Reichsgerichtsräten Männer, Rhode, Bernhardi, so- bernehmen zwischen Deutschland und Desterreich- Ungarn entDie Berufung der Staatsanwaltschaft gegen wie den Rechtsanwälten am Reichsgericht Schering, Maltwit, sprungen seien. Ein solches Einvernehmen habe niemals beden Augeschuldigten freisprechende Benetti. Als Ankläger fungierte Oberreichsanwalt Schweigert, standen. Die Ereignisse spielten sich ab, ohne Urteil der Auwaltkammer der Provinz Branden- als Verteidiger der Rechtsanwalt Otto Emil Freytag in Leipzig . standen. Die Ereignisse spielten sich ab, ohne burg wurde verworfen. Der Angeklagte Der Oberreichsanwalt beantragte die Ausschließung Liebknechts daß die deutsche Regierung bevorher bleibt also Rechtsanwalt. Die Kosten aus dem Anwaltsstande. Nach 21stündiger Beratung wurde das na chrichtigt gewesen wäre. Gegenüber diesen Entdes Verfahrens hat die Anwaltkammer der Pro- staatsanwalts in Berlin lautet. Der Ehrengerichtshof trat der stichhaltig sind. Deutschland hätte eben eine unterUrteil verkündet, das auf Zurückweisung der Berufung des General- schuldigungen ist nur zu wiederholen, daß sie leider wenig vinz Brandenburg zu tragen. Begründung der ersten Instanz bei.
das
Die Balkankrise.
richtete Diplomatie gebraucht und rechtzeitig DesterDie Staatsanwaltschaft, die hinter ihr stehenden Regiereich daran hindern müssen, die die Brandfackel in ein rungen des Reichs des Reichs und Preußen, die Scharfmacher Pulverfaß zu werfen. Außerdem kommen diese Entschuldialler Art haben eine unzweideutige Lektion erhalten. gungen viel zu spät. Die Verspätung erklärt sich ja wohl Selbst der so sorgfältig zusammengesetzte Ehrengerichtshof aus dem Umstande, daß der Kaiser bei Jagden, Bülow und der Rechtsanwälte, der aus vier Richtern und aus drei von Schoen in ihren Ferien sein mußten. Nur soll man sich nicht den siebenmal gefiebten, vom Reichsgerichtspräsidenten auswundern, daß bei dieser Leitung der auswärtigen Politit gewählten Reichsgerichtsanwälten besteht, hat es abgelehnt, Die Spannung auf dem Balkan dauert unverändert fort. England und Frankreich in der Türkei die Stellung eingenommen der halsbrecherischen Konstruktion der Staatsanwaltschaft In Konstantinopel verstärken sich die reaktionären haben, die Deutschland verloren hat. Die Beteuerungen zu folgen, folgen, daß der wegen eines politischen Reats Agitationen gegen die friedliche Haltung der Regierung. Aber Deutschlands verlieren übrigens auch dadurch an Wert, Verurteilte, den das Reichsgericht unter Berücksichtigung seiner auch in jungtürkischen Streisen selbst, besonders innerhalb der daß gleichzeitig versichert wird, Desterreich- Ungarn könne chrenhaften Motive zur Festungshaft verurteilte, unwürdig Armee ist die kriegerische Stimmung im Wachsen. Die Kund- unbedingt auf die deutsche Unterstützung rechnen, Besei, den Beruf des Rechtsanwalts auszuüben! Genosse gebungen richten sich dabei weniger gegen Bulgarien als teuerungen, die um so überflüssiger sind, als uns der BündnisDr. Karl Liebknecht bleibt Rechtsanwalt! Der angebliche gegen Desterreich und Deutschland . Die Boykottbewegung gegen vertrag zu dieser Unterstüßung feineswegs berHochverräter wird nach wie vor im Gerichtssaale den Ver- österreichische Waren hat einen ernſteren Charakter angenommen. pflichtet und wir wirklich keinen Grund haben, der östertretern der Staatsanwaltschaft als Gleichberechtigter gegen Einzelne Leute oder größere Gruppen verhindern den Eintritt in reichischen Politik, die uns in eine so üble Lage gebracht österreichische Geschäfte. Die Straßenfundgebungen dauern hat, besonderen Dank zu wissen. Die Interessen Deutschlands
übertreten.
Die Dardanellenfrage.
Der Versuch, auf dem Umwege des Ehrengerichtsver- fort. Die Stadt ist in großer Erregung und der Patrouillen auf dem Balkan verlangen die Unterstüßung der fahrens zu erreichen, was die Staatsgewalt im ordentlichen dienst muß in einigen Stadtteilen durch Militär verstärkt freiheitlichen Entwidelung in der Türkei , Gerichtsverfahren nicht erlangen konnte, die Ehrloswerden. Französische Meldungen besagen, daß die Türkei weil nur eine freiheitliche Türkei die Bürgschaft für die erklärung des Hochverräters, ist mißglückt. Die Mobilmachung von einigen zehntausend Aufrechterhaltung des Friedens und der ungestörten Diesmal hat der Ehrengerichtshof es abgelehnt, über die Ehre Mann verfügt hat. Bestätigt sich diese Nachricht, so erfährt wirtschaftlichen Entfaltung des Landes bietet. Der Schlag, des Rechtsanwaltstandes ein besseres Urteil als die Vertreter das Verhältnis zu Bulgarien eine neue Verschärfung, den Desterreich gegen die Türkei geführt hat, hat auch Deutschder Anwälte selbst fällen zu können. da Bulgarien erklärt hat, daß es jede Konzentration land geschädigt und diese Schädigung ist durch diplomatische Er fonnte nicht wohl anders. Das freisprechende Urteil türkischer Streikräfte als Beleidigung und Heraus- Redensarten nicht wieder aus der Welt zu schaffen.. des Ehrengerichtshofes der Provinz Brandenburg , das wir forderung betrachten müsse. In der türkischen Provinz vor einigen Tagen hier veröffentlichten, war so schlüssig, auf wächst die Kriegsstimmung. In sämtlichen Städten so durchschlagende Gründe gestützt, daß eine Umstoßung und Garnisonen finden Protestmeetings gegen Bul nur unter Anwendung von Konstruktionen möglich ge- garien und Desterreich statt. Auch die Angliederung Ueber das Verhältnis von England und Rußland wird und wesen wäre, deren Waghalsigkeit und Künstelei sie deutlich retas an Griechenland scheint die Türkei nicht ruhig hinaus London vom 8. Oftober noch geschrieben: als Mißhandlung der Logik gekennzeichnet hätte. Der Frei- nehmen zu wollen. Die Pforte hat verlangt, daß Griechen- Der russische Minister des Aeußern, Herr Jewolsky, trifft spruch ist eine Selbstverständlichkeit. Aber im land das Vorgehen Kretas desavouiere. Die griechische Re- morgen in London ' ein, um mit Sir Edward Grey über die äußere verpreußten Deutschland werden auch Selbstverständlichkeiten gierung hat aber auf dieses Verlangen keine Antwort erteilt. Lage im allgemeinen und über die plöglich ausgebrochene orientalische des öfteren mißachtet, wird oft genug das Unglaubliche, das In Belgrad dauert die Erregung fort. Die Re- Krise im besonderen zu beraten. Beide Minister stehen vor Unerhörte Ereignis. Und die Mißhandlung politischer Ver- gierung wird heftig angegriffen und in den Straßen wird vollendeten Tatsachen von großer Bedeutung. Die ganze Drienturteilter ist nur allzuoft in dem Bereich der preußischen weiter demonstriert. Doch ist es auch bei diesen Reden frage ist aufgerollt und sie kann nicht mehr gelöst werden, ohne und verpreußten Bureaukratie eine eifrig gepflegte Spezialität borläufig geblieben. Die Stupichtina, die gestern zusammen- frühere internationale Verträge über die Türkei zu beseitigen. Was gewesen. trat, hat sich nach Erledigung der Eröffnungsformalitäten Desterreich- Ungarn und Bulgarien sich gestatten durften, wird Ehrloserklärung und Existenzbernichtung wieder vertagt, das vernünftigste, das sie tun fonnte. Und auch Rußland für sich in Anspruch nehmen. Und Rußland heischte die Staatsanwaltschaft im Auftrage der bersippten in der österreichischen Delegation hat Herr v. Aehrenthal die ist besonders an der Meerengenfrage interessiert. Der Regierungen Preußens und des Reiches vom Ehrengerichtshof Aufgeregten zu beruhigen versucht, ihnen bei artigerem Be- Berliner Vertrag( 1878) berpflichtete Rußland, den Bestimmungen gegen den des Hochverrats Verurteilten. Und hinter ihnen tragen sogar die Regelung verschiedener Wünsche, die sich auf über die Meerengen, wie sie in den Verträgen aus den Jahren 1841, standen die Reaktionäre aller Farben, die Scharfmacher, die die Regelung der Schiffahrtsverhältnisse auf der Donau be- 1857 und 1871 niedergelegt wurden, dem Geiste und dem Buchherrschenden Schichten der Besitzenden, Großindustrielle und ziehen, in Aussicht gestellt. Gleichzeitig aber hat Desterreich staben nach treu zu bleiben. Die Meerengen( Bosporus und Junter. Ihre Drgane hatten den Freispruch des Ehrengerichts alle militärischen Maßregeln ergriffen, um verrückte Putschisten Dardanellen ) find also gegen fremde Kriegsschiffe geschlossen, der Anwaltskammer begeifert, hatten unzweideutig die Aus- zu verhindern, die serbischen Reden ernst zu nehmen. In so daß die russische Kriegsflotte sie weder in der Richtung stoßung Liebfnechts aus dem Anwaltsstande gefordert. Sie Bosnien sind zahlreiche Serben verhaftet worden, und Profla- vom Schwarzen Meer noch in der nach dem Schwarzen Meer alle hatten schon das Urteil des Reichsgerichts getadelt, weil mationen, die zur Vertreibung der Desterreicher aufforderten, passieren darf.
es den Verurteilten nicht ins Zuchthaus, sondern auf die tonfisziert worden. Auch in Cettinje ist man sehr Es ist bekannt, daß Rußland sich durch diese Bestimmungen ein Festung sandte, weil er sich geweigert hatte, die abweichende erregt. Vor der österreichischen Gesandtschaft fand geengt fühlt, da ein Teil seiner Flotte immobilisiert ist. Sopolitische Meinung mit dem Schimpf der Unehrenhaftigkeit eine große Demonstration statt, wobei sämtliche Fenster lange die alte Feindschaft zwischen England und Rußland dauerte, zu belegen. Sie forderten von der Klassenjustiz ganze Arbeit! durch Steinwürfe zertrümmert wurden. Doch wird die Unter- hatte letteres teine Aussicht, einen Widerruf der MeerengenSie soll dem in ihre Hand Gegebenen nicht bloß auf lange stügung Montenegros wohl selbst in Serbien kaum als aus Bestimmungen zu erlangen. Seit dem Abschluß der englischBeit die Freiheit nehmen, sie soll ihn, so wollen sie, auch reichend angesehen werden, den Krieg anders als mit Schelt- russischen Entente hat sich die Lage geändert. Es ist deshalb mögfchänden, soll ihn entehren! Der Angriff auf eine und Schimpfreden zu führen. lich, daß die englische Regierung sich jetzt nachgiebiger zeigen werde,
der stärksten Stüßen der Klassenherrschaft soll nicht nur für Die Diplomatie beschäftigt sich unterdessen unaus vorausgesetzt, daß die Jungtürken nichts dagegen einwenden. Viel strafbar erklärt werden, er soll auch vor der Deffentlichkeit gesetzt mit der Frage des Kongresses. Der russische Minister leicht tommt es fogar zu einer Aufnahme der Türkei in die englischals Ehrlosigkeit gebrandmarkt werden. des Auswärtigen swoisty ist in London eingetroffen, französisch- russische Entente.
erklärung.
Bor solcher Tat sind die Reichsrichter und der Ehren- um dort persönlich mit Grey zu unterhandeln. Rußland Der nächste internationale Kongreß über die Drientfrage wird gerichtshof im Fall Liebknecht zurückgeschreckt. Die Vor- wünscht zweifellos die freie Durchfahrt durch die Dardanellen. zeigen, wie das englisch - russische Verhältnis sich gestaltet. Den ehr urteile der Herrschenden sind auch die ihrigen, der in den Daß England diese Forderung ohne weiteres erfüllen würde, lichen Maller wird da die franzöfifche Diplomatie spielen. Grenzen der Gefeßlichkeit bleibende Angriff auf die Insti- ist kaum anzunehmen. Denn damit wäre zweifellos die ganze tution des Militarismus war auch dem Reichsgericht eine orientalische Frage aufgerollt und England vor die Frage gestellt, Die bulgarische Sozialdemokratie und die Unabhängigkeitsstrafbare Tat. Aber für die Unbedenklichkeit der Anschauung, ob es seinerseits seine Ansprüche auf türkisches Gebiet, das heißt daß der politische Feind ein Ehrloser ist, waren Reichsgericht aber auch vor allem auf Aegypten geltend machen will. Man schreibt uns aus Sofia vom 7. Oktober: und Ehrengerichtshof im Falle Liebknecht nicht reif. Ein Dies bedeutete aber nicht nur, daß England seine bisherige Vom sozialdemokratischen Standpunkt aus ist sicher gegen die Rest von Kulturgewissen, ein Rest vom Fühlen des einst Politik gegenüber der Türkei wieder völlig ändern müßte, die nationale Unabhängigkeit und Selbstbestimmung eines Volkes revolutionären Bürgertums, gegen das die Junker auch mit Anektierung Aegyptens würde auch die Opposition der natio- nichts einzuwenden. Ebenso kann man Bulgarien das Recht zu der Waffe der Infamierung kämpften, blieb zurück und nalistischen Parteien in Aegypten außerordentlich stärken und gestehen, die ostrumelische Strecke der orientalischen Eisenbahnen bäumte sich auf. die ganze mohammedanische Welt England zum Feinde machen. in Staatsbesitz zu übernehmen. Die bulgarischen Sozialdemo Und so steht denn jetzt die Staatsanwaltschaft, die die Es ist daher wahrscheinlich, daß eine Einigung über das Kongreß- traten haben vielfach aus sozialpolitischen Gründen die Bumutungen der Regierungsgewalt unbedenklich ausfiihrte, im programm sehr lange dauern wird, wenn sie überhaupt zustande Verstaatlichung gefordert. Allerdings ohne Erfolg, da die bulgaRichte ihres Mißerfolges nadt vor der Deffentlichkeit. Auch kommt. Und schon heißt es, daß der Kongreß sicher nicht vor rischen Machthaber sozialpolitischen Argumenten nicht zugänglich für die Herren Generalstaatsanwalt Wachler und Oberreichs- Januar zusammentreten würde. Unterdessen ist England zu einer waren. Für sie waren nur strategische Rücksichten maßgebend. antralt Schweigert, die vor dem Ehrengericht und dem Ehren- Flottendemonstration im Aegäischen Meere ge- Anders aber steht es mit der Frage, ob die bulgarische Regierung gerichtshof die Ehrloserklärung des angeblichen Hochver- fchritten. Die Demonstration hat in erster Linie den Zweck, die passende Zeit und die richtigen Mittel für ihre räters forderten, gilt, was Genosse Liebknecht dem Ober- den Balkanstaaten zu zeigen, daß England auch vor einem Aktion ausgewählt hat. Und hier kann das Urteil nur lauten, reichsanwalt Olshausen vor dem Reichsgericht sagte: daß er aktiven Eingreifen, falls es nötig ist, nicht zurückschrecken daß man die abenteuerliche Weise, in der die Regierung lieber auf der Anklagebank size, denn an seiner Stelle stehen würde. Sie ist also zunächst eine Unterstützung des vorgegangen ist, aufs schärfste verurteilen muß. Der niöchte. diplomatischen Eingreifens Englands für die Türkei . Es ist neue Bar" hat nur als Werkzeug der österreichischen Aspirationen Aber die Staatsanwaltschaft ist nur das Werkzeug des aber nicht gerade unwahrscheinlich, daß die Anwesenheit der auf dem Balkan gehandelt. Die bulgarische Sozialdemokratie Regierungssystems. Auf das in Preußen herrschende System, englischen Flotte auch für die Nüssen eine Warnung be- steht einem solchen Verhalten vollständig ablehnend gegenüber.