Aus der Frauenbewegung.
Kinderschutz.
Ueber Kinderschutz sprach Genossin Klara Wehl am Montag im Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Wie die Rednerin einleitend bemerkte, solle ihr Vortrag der Kinderschutztommission, die von den Genossinnen gebildet worden sei und die gerade jetzt in Tätigkeit trete, zum Geleitwort dienen. Die Frage des Kinderschußes hänge eng zusammen mit der des Mutterschußes. Den Säuglings- und Kinderschuß, wie dies jetzt vielfach geschieht, für sich allein zu betrachten, sei ein Unding; denn nur die gesunde und kräftige Mutter fönnte auch kräftige Kinder gebären und der wirksamste Kinderschutz bleibe stets der Schutz dez werdenden Mindes. Den aber besigen wir nicht, solange die Frauen zu Tausenden in den gesundheitsgefährlichen Betrieben arbeiten, solange sie als Steinträgerinnen schuften, in den Zuderfiedereien in glühenden Temperaturen ihren Körper schädigen dürfen, ohne daß die Gesetzgebung hier hemmend eingreift. Die furchtbaren 8ahlen der Säuglingssterblichkeit in den proletarischen Schichten sind bekannt. Sie gehen in einzelnen Fällen bis zu 50 Proz. der Lebendgeborenen hinauf und betragen im Durchschnitt das Drei- bis Vierfache der Sterblichkeitsziffern unter den Säuglingen der besißenden Klassen. Die eindringliche Sprache dieser Zahlen war es, die die Gesellschaft in neuester Zeit veranlaßt hat, hier und da die ersten Versuche eines Säuglingsschußes in die Wege zu leiten. Mit diesem dürftigen Säuglingsschus allein ist indes nichts gewonnen. Wie traurig es um die Gesundheit des heranwachsenden Proletarierkindes bestellt ist, geht 3. B. aus den statistischen Aufnahmen der Schulärzte hervor, denen die Aufgabe zufällt, die Kinder vor der Einschulung zu untersuchen. Von etwa 35 400 Schulanfängern mußten dabei zirka 3400 zurückgestellt werden. 5100 Kinder wurden wegen ihrer schwachen Gesundheit dauernd ärztlich überwacht. Das kann den nicht in Erstaunen sehen, der weiß, wie noch immer die Arbeitstraft selbst der jüngsten Kinder hauptsächlich in den Heimindustrien ausgebeutet wird, wie die Kleinen oft in jeder schulfreien Stunde beim Klöppeln, bei der Anfertigung von Spielzeug, als Helferinnen bei Web- und Näharbeiten usw. beschäftigt werden und dann in ausgedehnter Arbeitszeit Löhne von ein paar Pfennigen täglich verdienen. Der tiefste Grund dieser Kinderausnußung liegt ja in der elenden wirtschaftlichen Lage großer Kreise der Arbeiterschaft felbft. Wo, wie in verschiedenen Industrien, der Wochenlohn eines berheirateten Arbeiters 13 M. nicht übersteigt, da ist die Proletarierfamilie auf die Mitarbeit der Kinder leider angewiesen. Deshalb wird ein wirklich durchgreifender Kinderschuß nur durch die Arbeiterschaft selbst, durch den fortgesetzten energischen Kampf um eine Hebung ihrer Klassenlage errungen werden fönnen.
Nun besißen wir ja seit dem Jahre 1900 ein Kinderschutzgesetz. Aber es bezieht sich, wie wir alle wissen, leider nur auf einen Teil der Kinder. Es läßt nach wie vor der schweren Ausnußung der Kinderarbeit in der Landwirtschaft Raum; es öffnet durch die Ausnahmebestimmung für die eigenen Kinder deren Ausbeutung durch die Eltern Tor und Tür. So werden in der Landwirtschaft beim Rübenziehen und in der Startoffelernte Tausende oft noch fehr junger Kinder beschäftigt; andere werden als Hütejungen aus genußt und dem Schulunterricht fast gänzlich entzogen, da die abs hängigen Landschullehrer nicht wagen, sich den Interessen der Gutsbefizer zu widersetzen. In Baden und Württemberg finden für solche Zwede förmliche Kindermärkte statt. Ebenso wird in den Städten die Ausnahmebestimmung des Schutzgesetzes für die eigenen Kinder zur Ausbeutung der Kleinen oft in den sittlich und förperlich gefahrvollsten Beschäftigungsarten benutzt. Auch da, wo das Gesetz die Kinder schüßt, wird es in zahllosen Fällen durchbrochen, und es wird eine der Hauptaufgaber unserer Kinderschußfommission sein, solchen Gefeßesverlegungen auf den Grund zu gehen und ihre Bestrafung zu beranlassen.
Es ist festgestellt, daß die Erscheinung des jugendlichen Berbrechertums, die die Aufmerksamkeit der Soziologen in immer steigendem Maße in Anspruch nimmt, in engem Zusammenhang steht mit der gewerblichen Beschäftigung der Kinder;% der jugend lichen Verbrecher rekrutieren sich aus der Zahl jener Armen, die
im zarten Alter durch übermäßige Arbeit in ihrer förperlichen und geistigen Entwickelung gehemmt wurden.
Dem Vortrag, der mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde, folgte eine angeregte Diskussion, in der die Mitglieder über einzelne, ihnen bekannt gewordene Fälle aus dem Kinderleben berichteten.
Beamten wird vorgemalt, fie fönnten nach einjähriger Tätigkeit Urlaub erhalten, wenn es ihr Gesundheitszustand verlangt. In Ein weites Gebiet der Tätigkeit eröffnet sich unserer Kinder Wirklichkeit bekommt die Gesellschaft Gelegenheit, Beamte, welche schußkommission ferner durch die Feststellung und Untersuchung nicht ganz gesund sind, abzuschieben. Tatsächlich ist auch schon der Fälle, in denen es ratsam ist, Kinder der Fürsorgeerziehung verschiedenen Herren, die sich ärztlich untersuchen ließen, nahegelegt zu überweisen sowie in der Beobachtung der Fürsorgeerziehung worden, zu kündigen, da ihnen sonst gekündigt würde. Nicht verselbst. gessen werden darf dabei der Umstand, daß alle Beamten vor ihrer Dem Verein zum Schuß der Kinder gegen Ausbeutung und Anstellung vom Vertrauensarzt der Direktion untersucht werden Mißhandlung" werden alljährlich eine große Bahl von Fällen furcht- müssen, also im Betriebe nur Aufnahme finden, wenn fie fernbarster Kindermißhandlung bekannt; es sind im letzten Jahre dort gesund sind. In einem Teil der Arbeitsräume ist ein solcher Bug, 252 solcher Meldungen untersucht worden. Aber erst, wenn die daß sich fortwährend Angestellte erfälten und Rheumatismus holen. Proletarierfrauen sich überall an der Beobachtung und Ueber. So mußten Anfang dieses Jahres 60 Angestellte in einem dreiwachung der Behandlung der Kinder in ihrer Nachbarschaft be- stödigen Trefor arbeiten, in dem es vor Zugluft nicht auszuhalten feiligen und sich an die Kinderschußkommission wenden, sobald sie war. Durch das Arbeiten in diesem Raum sind auch wirklich irgendwo ernste Schädigungen der Kleinen entdecken, wird es einige Angestellte krank geworden und ist diese Ursache ausdrücklich gelingen, dem entfeßlichen Kindermartyrium, das sich so oft in vom Arzt bestätigt worden. Trotz solcher Zustände geniert sich der Stille abspielt, in weiterem Maße zu steuern. diese vornehme" Gesellschaft nicht, den neu eintretenden AnSo ist es die Sache der Arbeiterfrauen, sich an den Arbeiten gestellten einen Revers vorzulegen, der sie zwingt, auf die Segder Kinderschutzkommission nach allen Richtungen zu beteiligen, nungen des§ 63 des Handelsgesetzbuches zu verzichten, der ver und je eifriger das geschieht, desto fruchtbringender und fegens- langt, daß Angestellten im Falle unverschuldeten Unglüds das Ge reicher wird sich die neue Einrichtung erweisen. halt auf die Dauer von sechs Wochen weiter zu zahlen ist. Die Gehaltsverhältnisse sind für die große Masse der Angestellten einfach miserabel. Die Angestellten der vierten und fünften Gehaltsstala wissen vielfach nicht, wie sie fich und ihre Familie bei der herrschenden Teuerung ernähren sollen. Einer der Direktoren machte einmal den Ausspruch, daß ein Beamter unter 1800 M. jährlichem Einkommen überhaupt nicht heiraten dürfte. Der Herr denkt aber gar nicht daran, dafür zu sorgen, daß dieses gewiß eine große Anzahl Beamte in vorgerüdtem Alter, welche noch nicht minimale Einkommen erreicht wird. Es gibt in der" Viktoria" von 21 Jahren eintrat, erhält jetzt nach 14 jähriger Tätigkeit noch einmal 1200 m. jährlich verdienen. Ein Beamter, der im Alter nicht einmal 100 M. monatlich. Gegenüber diesen unerhörten Zuständen wollen die geringen Wohltätigkeitsveranstaltungen sehr wenig besagen, um so mehr als das Personal für diese Kassen zwar seine Beiträge zahlen, sich um die Verwaltung jedoch nicht fümmern darf. Viel wichtiger als all dieser Wohlfahrtsrummel find auskömmliche Bezahlung und geeignete Arbeitsräume. Wenn die Angestellten dies erreicht haben, verzichten sie auch gern auf das„ Kasino ", in dem sie für 60 Pf. Mittagbrot essen dürfen. Daß auch bei dieser Veranstaltung die Angestellten nichts mitzureden haben, ist selbstverständlich. Im Gegenteil behält es sich die Direktion ausdrücklich vor, Angestellte ohne Angabe von Gründen auszuschließen. Wollen die Beamten diese standalösen Zustände bes feitigen, so bleibt ihnen nur eine Möglichkeit, sich der großen ausgebeuteten Armee anzuschließen. Die einzige Organisation, welche in Fühlung mit der allgemeinen Arbeiterschaft steht, ist der Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen.( Lebhafter Beifall.) Nach einer kurzen Diskussion und einem Schlußwort des Referenten fand folgende Resolution einstimmige Annahme:
Leseabende.
Erfter Kreis. Montag, den 12. Oktober, 8% Uhr, bei Engel, Seidel. straße 30. Aufnahme von Mitgliedern für
den Wahlberein.
Bierter Kreis. Süd- Ost. Montag, den 12. Oktober. 8½ Uhr, im Gewerkschaftshaus, Zimmer Nr. 11.
Verein
Versammlungen- Veranstaltungen.
für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Montag, den 19. Oftober, 8% Uhr, im Neuen Klubhaus, Kommandantenstraße 72. Vortrag, Genosse Friedrich Stampfer : .Die Weltanschauung Leo Tolstois".
Verfammlungen.
Was braucht der Bittoria- Angestellte? Auskömmliches Gehalt oder Wohlfahrtseinrichtungen? Mit diesem Thema beschäftigte sich eine Versammlung der Vittoria- Angestellten in den Arminhallen, einberufen bom 8entralberband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen Deutschlands .
Aus den ausführlichen Darlegungen des Referenten Georg Udo geben wir folgendes wieder: Die Vittoria- Gesellschaft sucht sich nach außen den Anschein zu geben, als wenn ihr das Wohl ihrer Beamten ganz besonders am Herzen gelegen ist. Doch sowie man Gelegenheit hat, ein klein wenig hinter die Kulissen dieses Musterbetriebes" zu sehen, bemerkt man, daß alle die Wohl. tätigkeitsveranstaltungen" auch hier wie überall nur Blendwerk sind, um die Angestellten zu fesseln und von der Wahrnehmung ihrer Interessen abzuhalten. Oft bedeuten diese Wohltätigkeitsveranstaltungen" eine direkte Gefahr für die Angestellten, wie eine Generalverfügung beweist, die der Direktor Enderlein an die Prokuristen erlassen hat. In dieser wird bekannt gegeben, daß die Abteilungsvorsteher das Recht haben, Beamte zum Urlaub vorzuschlagen, welche noch nicht 5 Jahre im Hause tätig sind. Solche Gesuchsteller sind an die Vertrauensärzte zu berweisen und diese haben ein Gutachten abzugeben, ob der Betreffende einer Erholung bedürftig ist und ob Aussicht vorhanden ist, daß die Krankheit in 12 Arbeitstagen zu beseitigen ist. Sollte der Arzt ein für den Gesundheitszustand ungünstiges Urteil abgeben, so ist die Kündigung in Erwägung zu ziehen. Den
„ Die versammelten„ Vittoria"-Angestellten halten ganz im Sinne des gehörten Referates die Wohlfahrtseinrichtungen der Gesellschaft für wertlos, solange dieselben zu einem großen Teile den Rechtsanspruch ausschließen und solange der Beamtenschaft nicht durch freigewählte Selbstverwaltungsorgane eine Einwirkung auf diese Institutionen gesichert ist. Sie sind ferner der Ansicht, daß feine Wohlfahrtseinrichtungen die ungünstigen Gehaltsverhältnisse der Angestellten ausgleichen können, deren generelle Aufbesserung daher die dringendste Forderung sein muß. Sie fordern deshalb die Einsehung eines Beamtenauss schusses, der auf Grund des gleichen Wahlrechts aller Beamten und ohne Einschränkung der Wählbarkeit gewählt, in Zukunft bei der Verwaltung der bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen, sowie bei Regelung aller allgemeinen Fragen des Arbeitsverhältnisses mitwirten soll.
Gleichzeitig fordern sie den Zentralvorstand deutscher Handlungsgehilfen und Gehilfinnen auf, sofort durch Verhandlungen mit der Direktion auf die Abstellung der schwersten, in der Verfammlung zutage getretenen Mißstände hinzuwirken. Die Versammelten sind der Ansicht, daß nur durch die gewerkschaftliche Organisation Abhilfe geschaffen werden fann und sie verpflichten sich deshalb, einzutreten in den Zentralverband der Handlungsgehilfen."
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